Einführung in die Spektroskopie für Amateure - ESO
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KAPITEL 4. ZUR PHYSIK OPTISCHER SPEKTREN 11<br />
Körper der Temperatur T wechselwirkt, also oft absorbiert und wieder emittiert wird,<br />
e<strong>in</strong> Spektrum beobachtet wird, das <strong>in</strong> etwa dem idealen Schwarzkörperspektrum der<br />
Planckschen Strahlungsformel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Körper der Temperatur T entspricht. Somit<br />
s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Emissionsspektren von Planetenoberflächen, wenn man das reflektierte Licht<br />
der Sonne hier e<strong>in</strong>mal nicht berücksichtigt, aber auch von dichten Plasmen <strong>in</strong> Sternatmosphären<br />
annähernd durch das Planck’sche Strahlungsgesetz bestimmt und es ergibt<br />
sich aus dem Vergleich des kont<strong>in</strong>uierlichen Spektrums mit <strong>die</strong>sem Gesetz <strong>die</strong> Temperatur<br />
der strahlenden Oberfläche des Himmelskörpers. Welche „Oberfläche“ bei e<strong>in</strong>em<br />
Plasma wirklich beobachtet wird, wird im Abschnitt zur Strahlung von Plasmen diskutiert.<br />
Aus der Planckschen Formel zur thermischen Strahlung lernen wir noch e<strong>in</strong>e ganze<br />
Menge: E<strong>in</strong>mal hängt das Maximum des emittierten Spektrums, das sich durch differenzieren<br />
der Formel nach ν und 0 - setzen (Extremwertbestimmung) f<strong>in</strong>den lässt,<br />
e<strong>in</strong>deutig mit der Temperatur des Körpers zusammen, <strong>in</strong> der Weise, dass heißere Körper<br />
ihr spektrales Maximum bei kürzeren Wellenlängen haben. Dies wird durch das<br />
Wiensche Verschiebungsgesetz quantifiziert: λmaxT 0,002898 mK. Zum anderen<br />
können wir das Plancksche Gesetz <strong>in</strong>tegrieren und erhalten <strong>die</strong> <strong>in</strong>sgesamt abgestrahlte<br />
Leistung: Stefan Boltzmannsches<br />
¡<br />
Gesetz: T ε¡ σ¤ 4 , mit 5,67¤ σ 10 ¡ 8 m W¥§¦ 2K4¨ .<br />
Und, <strong>in</strong> der Tat! Der kont<strong>in</strong>uierliche Anteil der Spektren von unserer Sonne und<br />
von Sternen, also der Verlauf der Licht<strong>in</strong>tensität zwischen den Fraunhoferl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong><br />
Abhängigkeit von der Wellenlänge, lässt sich gut durch Schwarzkörperspektren beschreiben.<br />
Das ist natürlich e<strong>in</strong> großer Erfolg, weil damit sofort wichtige Aussagen<br />
möglich s<strong>in</strong>d: Es ergibt sich <strong>die</strong> Temperatur des Bereiches des Sternes, aus dem uns<br />
das Licht zugestrahlt wird. Kennen wir, wie bei unserer Sonne, auch <strong>die</strong> Fläche, <strong>die</strong><br />
das Licht emittiert, dann kennen wir auch <strong>die</strong> gesamte abgestrahlte Leistung und können<br />
aus der empfangenen Leistung auf <strong>die</strong> Entfernung schließen. Bei Sternen ist das<br />
leider nicht so e<strong>in</strong>fach. Die Temperatur ist zu ermitteln, aber <strong>die</strong> auf der Erde empfangene<br />
Leistung wird sowohl von der strahlenden Fläche, also der Größe des Sternes, als<br />
auch se<strong>in</strong>er Entfernung bestimmt. Für <strong>die</strong> Entfernungsmessung mit Hilfe von Spektren<br />
muss man also noch mehr wissen, wie etwa bei Supernovae, <strong>die</strong> als Standardkerzen<br />
bekannter Helligkeit verwendet werden können. Wichtig ist auch <strong>die</strong> systematische<br />
Untersuchung der Sterntemperatur von offensichtlichen Mitgliedern e<strong>in</strong>es Sternhaufens.<br />
Sie bestimmt <strong>die</strong> Farbe e<strong>in</strong>es Sternes und mit Hilfe e<strong>in</strong>es kalibrierten Farben-<br />
Helligkeitsdiagramms (analog zum Hertzsprung-Russel-Diagramm ([Uns74] (Kapitel<br />
15, Seite 127 ff.), [Voi75] (§5, Seite 169 ff)]) lässt sich aus der sche<strong>in</strong>baren Helligkeit<br />
der Haufensterne und ihrer Anordnung <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Diagramm auf ihre Entfernung<br />
schließen.<br />
Aus den kont<strong>in</strong>uierlichen Spektren ergibt sich also hauptsächlich <strong>die</strong> Temperatur<br />
von astronomischen Objekten. Diese <strong>für</strong> Objekte messen zu können, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> vielen<br />
Lichtjahren Entfernung bef<strong>in</strong>den, lehrt uns schon viel von den physikalischen Bed<strong>in</strong>gungen,<br />
<strong>die</strong> im Weltall herrschen. Noch detailliertere Informationen können aus den<br />
vielen Spektrall<strong>in</strong>ien entnommen werden, <strong>die</strong> wir im Licht der meisten astronomischen<br />
Objekte beobachten können und zwar sowohl <strong>in</strong> Form heller Emissionsl<strong>in</strong>ien als auch<br />
dunkler Absorptionsl<strong>in</strong>ien.