Die Rebellion der Muslime im Süden der Philippinen - HSFK
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10 Peter Kreuzer<br />
lans und Marawis, die Ende <strong>der</strong> 90er Jahre noch gegen die Autonomen Region Musl<strong>im</strong><br />
Mindanao (ARMM) optiert hatten, st<strong>im</strong>mten <strong>im</strong> Jahr 2001 für den Beitritt.<br />
Auch für die Zukunft kann kaum ernsthaft erwartet werden, dass sich die zahlenmäßig<br />
weit überlegenen christlichen Immigranten freiwillig einer Entscheidung unterwerfen<br />
würden, bei <strong>der</strong> sie nicht beteiligt werden und die <strong>im</strong> Ergebnis ihre vielfach führende Position<br />
unterminieren würde. Umgekehrt wird jede Abst<strong>im</strong>mung, die Christen gleichberechtigt<br />
einschließt zu Ergebnissen führen, die die starke Stellung <strong>der</strong> Immigranten sicherstellt<br />
und damit die faktische Marginalisierung <strong>der</strong> <strong>Musl<strong>im</strong>e</strong> auch noch demokratisch<br />
legit<strong>im</strong>iert.<br />
2.2 <strong>Die</strong> sozio-ökonomische Marginalisierung <strong>der</strong> <strong>Musl<strong>im</strong>e</strong> <strong>im</strong> Prozess <strong>der</strong><br />
Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
<strong>Die</strong> politischen Strategien <strong>der</strong> US-amerikanischen Kolonialadministration und <strong>der</strong> Regierung<br />
<strong>der</strong> <strong>Philippinen</strong> führten nach <strong>der</strong> Unabhängigkeit zu einem dramatischen ökonomischen<br />
Wandel. <strong>Die</strong> Wahrnehmung Mindanaos als das Land <strong>der</strong> (beinahe) unbegrenzten<br />
Möglichkeiten brachte alle nationalen Administrationen dazu, die Region in die nationale<br />
Wirtschaft einzubinden. <strong>Die</strong> entsprechenden Politiken zielten jedoch vor allem<br />
darauf ab, die in Mindanao reichlich vorhandenen Ressourcen bestmöglich zum nationalen<br />
Nutzen auszubeuten.<br />
Schon <strong>im</strong> Jahr 1903 wurde ein erstes Landrecht verabschiedet, wodurch große Bereiche<br />
<strong>der</strong> Region als Public Land klassifiziert wurden. <strong>Die</strong>ses Land verpachtete o<strong>der</strong> verkaufte<br />
man dann zumeist an Immigranten, aber auch an Großgrundbesitzer. <strong>Die</strong> ursprünglich<br />
gegebenen flächenmäßigen Begrenzungen individuell erwerbbaren Landbesitzes wurden<br />
durch sukzessive Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gesetzeslage zunehmend ausgeweitet, so dass sich in<br />
kürzester Zeit nicht nur eine Vielzahl von (zumeist christlichen) Kleinbauern, son<strong>der</strong>n<br />
auch eine große Zahl großflächiger Plantagenbetriebe etablieren konnte, <strong>der</strong>en (christliche)<br />
Besitzer die Region selbst kaum betraten, son<strong>der</strong>n auf ihren Stammterritorien in<br />
Luzon o<strong>der</strong> den Visayas residierten. Prominent sind beispielsweise Alejandro Roces und<br />
Angel Elizalde, aber auch die <strong>im</strong>mer noch politisch bedeutsamen Familien Cojuangco,<br />
Magsaysay und Enrile, <strong>der</strong>en Unternehmungen weitgehend auf Exportgüter (vor allem:<br />
Fisch, Zucker, Ananas, Bananen, Holz) orientiert waren. Nicht zuletzt ermöglichte die<br />
Gesetzgebung auch amerikanischen Staatsbürgern den Erwerb von Land, so dass eine<br />
größere Zahl von Plantagen mit bis zu 1000 Hektar Größe vor allem in <strong>der</strong> Region um<br />
Davao von Amerikanern betrieben wurde. <strong>Die</strong> zwanziger Jahre sahen auch einige Investitionen<br />
von amerikanischen Konzernen, wie Goodrich, Firestone und Goodyear, die auf<br />
Mindanao und Basilan Gummibaumplantagen errichteten, und die PPC, eine Tochtergesellschaft<br />
von Del Monte, die Ananasplantagen betrieb. Neben amerikanischen waren vor<br />
allem japanische Investoren prominent, so dass sich 1934 die größte Konzentration von<br />
Japanern in Südostasien nicht in einer <strong>der</strong> Kapitalen, son<strong>der</strong>n in Davao findet, wo beinahe<br />
14.000 Japaner lebten. Im Rahmen staatlicher Immigrationsprogramme baute man vielerorts<br />
landwirtschaftliche Kolonien auf, durch die armen Bauern und Landarbeitern aus<br />
an<strong>der</strong>en philippinischen Regionen eine neue Existenz ermöglicht werden sollte.