02.02.2013 Aufrufe

Die Rebellion der Muslime im Süden der Philippinen - HSFK

Die Rebellion der Muslime im Süden der Philippinen - HSFK

Die Rebellion der Muslime im Süden der Philippinen - HSFK

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

38 Peter Kreuzer<br />

<strong>Die</strong> provokative Besetzung <strong>der</strong> Stadthalle einer kleinen Stadt in Maguindanao durch<br />

die MILF <strong>im</strong> Januar 2000 nutzte Präsident Estrada, um das Verhältnis zur MILF zu reinterpretieren<br />

und damit massive Gewaltanwendung legit<strong>im</strong> erscheinen zu lassen. <strong>Die</strong> bis<br />

dato prominenten Sprachbil<strong>der</strong> hatten zwei, <strong>im</strong> Wesentlichen gleichberechtigte Parteien<br />

suggeriert, die mit gleichermaßen gutem Willen an <strong>der</strong> Ausräumung tiefsitzen<strong>der</strong> Meinungsverschiedenheiten<br />

arbeiteten. Nun wechselte Estrada die Bil<strong>der</strong>, als er die Asymmetrie<br />

des Verhältnisses, die respektiven Rollen von Herr und Untertan mit den Worten herausstrich:<br />

„I'm warning the MILF now that if they don't learn to obey, we're going to<br />

wipe them out.“ 83<br />

Trotz dieser Drohungen wurden am 19.1.2000 nach drei Jahren vorbereiten<strong>der</strong> Gespräche<br />

die formalen Friedensverhandlungen zwischen den <strong>Philippinen</strong> und <strong>der</strong> MILF<br />

eröffnet. Sie fanden freilich in einer extrem spannungsgeladenen Atmosphäre statt, doch<br />

es gelang den Verhandlungsführern trotzdem eine Einigung über eine neun-Punkte umfassende<br />

Agenda zu erzielen. 84<br />

Salamat Hash<strong>im</strong> und <strong>der</strong> Vorsitzende des Senate committee<br />

on local government, Senator Aquilino P<strong>im</strong>entel Jr., einigten sich auf die Einrichtung von<br />

sog. Friedenszonen innerhalb <strong>der</strong> ARMM, in denen Entwicklungsprojekte vorangetrieben<br />

werden sollten. <strong>Die</strong> MILF versprach diese zu respektieren und dort keine militärischen<br />

Aktivitäten zu entfalten.<br />

<strong>Die</strong> Lage wurde jedoch mit jedem Angriff <strong>der</strong> Streitkräfte auf bekannte MILF-<br />

Territorien prekärer. Das Argument war <strong>im</strong>mer gleich: <strong>der</strong> Angriff gelte nicht <strong>der</strong> MILF,<br />

son<strong>der</strong>n Entführern, Terroristen und an<strong>der</strong>en Kr<strong>im</strong>inelle, die in diese Gebiete geflohen<br />

seien. Mitte März waren schwere Kämpfe <strong>im</strong> Gang, <strong>im</strong>mer mehr Lager <strong>der</strong> MILF gerieten<br />

unter Beschuß. Am 28. April – ganze sechs Stunden nachdem sich die technischen Komitees<br />

von MILF und Regierung auf Maßnahmen zur Normalisierung <strong>der</strong> Situation geeinigt<br />

hatten – startete das Militär eine erneute Großoffensive. Im Verlauf des Juni fiel auch das<br />

MILF-Hauptquartier Camp Abubakar. 85<br />

Auf den scheinbaren militärischen Sieg folgte die<br />

Ausweitung des Krieges <strong>der</strong> nun offensichtlich auf die Vernichtung <strong>der</strong> MILF abzielte. Der<br />

Präsident stellte mehrere For<strong>der</strong>ungen auf, die von <strong>der</strong> Guerilla <strong>im</strong> Vorfeld von Verhandlungen<br />

zu erfüllen seien. Estrada betonte bewusst, dass es sich um For<strong>der</strong>ungen han-<br />

83 Zitiert nach Estrada warns MILF: We'll wipe you out, in: www.philstar.com, 13.01.2000.<br />

84 <strong>Die</strong>se Agenda unterschied sich deutlich von <strong>der</strong>, mit welcher die MNLF in den Verhandlungen operierte,<br />

vor allem <strong>im</strong> Hinblick auf die zentrale Bedeutung die Fragen wirtschaftlicher Gerechtigkeit und Entwicklung<br />

zugewiesen wurde. Auf <strong>der</strong> GRP-MILF Agenda standen sämtliche ungelösten Probleme Mindanaos:<br />

„Moro ancestral cla<strong>im</strong>s of land; agrarian reform; compensation for the destruction of lives and<br />

properties in the anti-insurgency drive; discir<strong>im</strong>ination of Musl<strong>im</strong> and economic equities which had<br />

marginalized the country's Islamic minority.“ (MILF fears negotiators' safety, in: www.philstar.com,<br />

30.01.2000)<br />

85 In <strong>der</strong> Literatur wird argumentiert, dass die Offensive, die offensichtlich auf die Vernichtung aller MILF-<br />

Lager abgezielt hatte, letztlich einen fundamentalen Fehler <strong>der</strong> <strong>Philippinen</strong> auf dem diplomatischen Parkett<br />

ausgleichen sollte: die offizielle Anerkennung dieser Lager. So berichtet etwa Arguillas, dass <strong>der</strong> Verhandlungsführer<br />

<strong>der</strong> Regierung Edgardo Batenga festgestellt habe, dass die Anerkennung <strong>der</strong> MILF Lager<br />

durch seinen Vorgänger Orlando Soriano ein Fehler gewesen sei, <strong>der</strong> nun korrigiert werde: „We are correcting<br />

this mistake and we will never do that again“, so Batenga (zitiert nach Carolyn O. Arguillas, The<br />

Cost of War, in: www.mindanews.com, 22.03.2003)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!