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Die Rebellion der Muslime im Süden der Philippinen - HSFK

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28 Peter Kreuzer<br />

Kommandeur erklärte, dass: „Although these people call themselves Musl<strong>im</strong>s, they are a<br />

party to the oppression being waged against the Bangsa Moro people. They are our enemies.”<br />

59<br />

Politische Klugheit freilich verbot, dieser Einstellung in <strong>der</strong> offiziellen Ideologie<br />

einen prominenten Platz zuzuweisen. Den Revolutionären <strong>der</strong> MNLF war sehr wohl bewusst,<br />

dass das Ideal <strong>der</strong> musl<strong>im</strong>ischen Gesellschaft für das Gros <strong>der</strong> <strong>Musl<strong>im</strong>e</strong> untrennbar<br />

mit <strong>der</strong> Bindung an die Führung durch den musl<strong>im</strong>ischen Erbadel verbunden war.<br />

4. Der Verlauf <strong>der</strong> Moro-<strong>Rebellion</strong>: das Zusammenspiel von<br />

Gewalt, Kooptation und Verhandlungen<br />

So hatte sich nach dem Jabidah Massaker, nachdem alle Appelle nichts gefruchtet hatten<br />

und <strong>im</strong> Gegenteil einzelne Präsidenten (z.B. Macapagal, <strong>der</strong> Vater <strong>der</strong> gegenwärtigen Präsidentin)<br />

die ohnehin <strong>im</strong>mense Immigration noch weiter gezielt intensiviert hatten, eine<br />

Gegenelite entwickelt, die gleichermaßen die Legit<strong>im</strong>tität <strong>der</strong> philippinischen Herrschaft<br />

über Musl<strong>im</strong>-Mindanao wie <strong>der</strong> desavouierten musl<strong>im</strong>ischen Herrscher in Frage stellte,<br />

und Willens war radikale Mittel und Strategien des Wi<strong>der</strong>stands anzuwenden.<br />

4.1 Kriegsrecht unter Ferdinand Marcos 1972-1986<br />

In einer Phase ohnehin hoher politischer Gewalt, als die Nation politisch scharf gespalten<br />

war und Marcos darüber hinaus mit dem Kriegsrecht sämtliche Bahnen legit<strong>im</strong>en Protests<br />

verschlossen hatte, griffen die neuen Gegeneliten für die Unabhängigkeit Mindanaos zu<br />

den Waffen. Das Jahr 1972 markiert keinen Umschlag von Frieden zu Gewalt, son<strong>der</strong>n<br />

einen Formenwandel <strong>der</strong> lokalen politischen Gewalt und eine sprunghafte, quantitative<br />

Zunahme. 60<br />

Der Formenwandel resultierte daraus, dass neue Akteure auf <strong>der</strong> politischen<br />

59 George, a.a.O. (Anm. 27), S. 201-202.<br />

60 Bis 1972 hatten an<strong>der</strong>e „familien-zentrierte“ Varianten gewalthaltiger Politik <strong>im</strong> musl<strong>im</strong>ischen <strong>Süden</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Philippinen</strong> dominiert, die <strong>im</strong> Hintergrund <strong>der</strong> neuen Gewalt auch weiterhin Bestand haben.<br />

<strong>Die</strong> südphilippinische Gesellschaft lässt sich als eine „feuding society“ charakterisieren. Das Konzept <strong>der</strong><br />

Fehde bildet insbeson<strong>der</strong>e auch bei den verschiedenen musl<strong>im</strong>ischen Gruppen ein zentrales Ordnungsund<br />

Handlungsmuster gesellschaftlicher Interaktion. Auch staatliche Akteure – Bürgermeister, Polizei<br />

o<strong>der</strong> Gerichte – können <strong>der</strong> Logik <strong>der</strong> „feuding society“ nicht entkommen, son<strong>der</strong>n versuchen innerhalb<br />

dieser Ordnungsmuster Frieden und Ordnung zu sichern bzw. wie<strong>der</strong>herzustellen. Damit aber wird dieses<br />

Charakteristikum <strong>der</strong> Gesellschaft zu einem zentralen politischen Phänomen: die Fehdelogik strukturiert<br />

gleichermaßen politische Konflikte zwischen Familien, Parteien, staatlichen Institutionen und gesellschaftlichen<br />

Gruppen und zwischen Staat und Guerilla.<br />

Da Politik zu signifikanten Teilen als Allianzbildung und Konkurrenz von politischen Familien ausgetragen<br />

wurde und wird, stellt sich politische Gewalt nicht selten als Familienfehde dar – ein Phänomen, für<br />

das die verschiedenen lokalen Kulturen eigene Begriffe, wie Rido (Maranao) o<strong>der</strong> Pagbunu (Tausug) haben.<br />

Eine spezielle moralische Legit<strong>im</strong>ation braucht es für die Gewaltanwendung <strong>im</strong> <strong>Die</strong>nst von Familie<br />

und Ehre nicht, insoweit als Gewaltanwendung als eine mögliche Strategie <strong>der</strong> Konfliktbearbeitung<br />

gleichberechtigt neben an<strong>der</strong>en akzeptiert ist. So kommt es, dass „(o)utlaws, cr<strong>im</strong>inals, well-known<br />

thieves and the ever-present seekers after revenge are admired as persons of strong character who have

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