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Die Rebellion der Muslime im Süden der Philippinen - HSFK

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Gewalt zwischen indigener Bevölkerung und Immigranten gewann zunehmend an Bedeutung.<br />

Gewalteskalation und die Produktion gegenseitig exkludieren<strong>der</strong> Bedeutungswelten<br />

resultierten in dem, vom formal-demokratischen Setting zwar möglicherweise<br />

hinausgeschobenen, nicht aber verhin<strong>der</strong>ten Kampf um Sezession. Es steht zu vermuten,<br />

dass die Schließung des politischen Raumes durch das Kriegsrecht die Formierung „klarer“<br />

Frontlinien und den Gewaltausbruch selbst zwar beschleunigte, dass aber ein Fortbestand<br />

<strong>der</strong> bestehenden Verhältnisse über kurz o<strong>der</strong> lang ebenfalls in einer gewaltsamen<br />

Konfrontation von sezessionistischer Guerilla und philippinischem Staat resultiert hätte.<br />

In <strong>der</strong> Vierten Republik sank das Gewaltniveau gegenüber dem letzten Jahrzehnt <strong>der</strong><br />

Marcos-Herrschaft nicht, son<strong>der</strong>n blieb zeitweilig stabil, um dann nach einem Jahrzehnt<br />

und dem erfolgreichen Abschluß eines Friedensvertrages, durch den die „klassische“ Guerilla<br />

entwaffnet und kooptiert worden ist, deutlich zu steigen. An<strong>der</strong>s als unter Marcos<br />

gibt es eine Vielzahl von Verhandlungs- und Kontakt-Institutionen, in denen Vertreter<br />

<strong>der</strong> Kontrahenten Übereinkommen nach Übereinkommen unterzeichnen, die freilich<br />

durch parallele Entwicklungen in <strong>der</strong> Gewaltarena regelmäßig wie<strong>der</strong> zur Makulatur werden.<br />

Den Gewaltakteuren auf Seiten des Staates als auch <strong>der</strong> Guerilla kommt dabei zugute,<br />

dass Verantwortung de facto nicht zugewiesen werden kann, dass vielfach unklar bleibt,<br />

wer den Befehl zum Handeln gab und ob es überhaupt so einen Befehl gegeben hat. Gleichermaßen<br />

verschwommen bleiben die kr<strong>im</strong>inellen Gewaltakteure, die zu verfolgen die<br />

Streitkräfte vorgeben und denen umgekehrt die Guerilla oft die Verantwortung für Attentate,<br />

Terrorakte und Morde zuschreibt. Viele von ihnen scheinen auf verschlungenen<br />

Wegen mit etablierten politischen Kräften verbunden. <strong>Die</strong> Wahrheit jenseits <strong>der</strong> konkurrierenden<br />

Versionen <strong>der</strong> Konfrontationen bleibt unauffindbar – politikrelevant sind allein<br />

die um Anhängerschaft ringenden konkurrierenden Welt- und Konfliktbil<strong>der</strong>. De facto<br />

genügt bislang die Tatsache, dass die zu beklagenden Terrorakte und Überfälle von <strong>der</strong><br />

Guerilla begangen worden sein könnten, um die staatliche „Gegen-“Gewalt zu legit<strong>im</strong>ieren,<br />

die einen Erfolg auf <strong>der</strong> Verhandlungsebene sicher ausschließt. Wie<strong>der</strong>kehrende Gegeninterpretationen,<br />

wonach die staatlichen Sicherheitsdienste selbst hinter vielen Terrorakten<br />

stehen – zuletzt prominent vorgetragen von den Putschisten des Sommers 2003 –<br />

stehen <strong>im</strong> Raum, ohne dass ihnen jemals ernsthaft nachgegangen wird. Bemühungen <strong>der</strong><br />

Aufklärung – so es sie denn überhaupt gibt – verlaufen regelmäßig <strong>im</strong> Sande.<br />

Nach dem Tod des Grün<strong>der</strong>s und geistigen Führers <strong>der</strong> MILF Hash<strong>im</strong> Salamat am<br />

13.7.2003 stehen drei Optionen für die nähere Zukunft <strong>im</strong> Raum: (1) eine Fortsetzung <strong>der</strong><br />

stabilen Zyklen von Gewalt und Verhandlung über die nächsten Jahre, (2) ihre Überwindung<br />

durch eine umfassende Friedensregelung, die <strong>der</strong> MILF einen prominenten Platz <strong>im</strong><br />

politischen Raum einräumt und ihre zentralen For<strong>der</strong>ungen in politisches Handeln übersetzt,<br />

sowie (3) eine Kooptation <strong>der</strong> MILF-Führung in bestehende o<strong>der</strong> neu zu schaffende<br />

Patronagestrukturen.<br />

Nach den bisherigen Erfahrungen ist ein Arrangement, das tatsächlich die politischen<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> MILF zu signifikanten Teilen erfüllen würde, extrem unwahrscheinlich,<br />

weil es eine fundamentale Restrukturierungen des politischen Raumes <strong>im</strong> <strong>Süden</strong> <strong>der</strong> <strong>Philippinen</strong><br />

voraussetzen würde, durch die viele etablierte Eliten beschädigt würden. Prakti-<br />

IV

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