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Insekten beobachten, analysieren und schlussfolgern

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Die Riesendornschrecke (Eurycantha calcarata)<br />

legt ihre Eier mit einem vogelschnabelähnlichen<br />

Legeapparat in den Boden.<br />

Die rosa geflügelte Stabschrecke (Sipyloidea<br />

sipylus) klebt ihre Eier an Äste <strong>und</strong> an die<br />

Scheiben des Terrariums. Die anderen Arten<br />

lassen die Eier auf den Boden fallen bzw.<br />

schleudern sie fort.<br />

• Entwicklung <strong>und</strong> Häutung:<br />

Alle Phasmiden sind hemimetabol, d.h.<br />

sie durchlaufen eine unvollständige Verwandlung,<br />

bei der die Larven mehr oder<br />

weniger stark den Imagines gleichen. Ein<br />

Puppenstadium fehlt. Die Dauer der Entwicklungszeit<br />

hängt von der Temperatur<br />

<strong>und</strong> dem Nahrungsangebot ab <strong>und</strong> kann<br />

erheblich schwanken.<br />

Zum Wachsen häuten sich die weiblichen<br />

Larven in der Regel sechsmal, die Männchen<br />

fünfmal. Dazu hängen sich die Tiere<br />

meistens mit dem Körper nach unten an<br />

einen Ast. Die alte Haut platzt dorsal an<br />

der Brust auf <strong>und</strong> das Tier steigt heraus.<br />

Durch Aufnahme von Luft in den Darm<br />

wird die neue weiche Haut gedehnt <strong>und</strong><br />

härtet anschließend aus.<br />

• Abwehrmechanismen:<br />

Tarnung: Die Tiere zeigen drei Aspekte<br />

der Tarnung:<br />

Tarnung durch die Körperform:<br />

Durch die starke Verlängerung bzw. starke<br />

Abflachung des Körpers (s. o. Körperbau)<br />

<strong>und</strong> der Beine ähneln die Tiere Zweigen<br />

oder Blättern (Zweigmimese bzw. Blattmimese).<br />

Zacken, Flecken <strong>und</strong> Fortsätze an<br />

Rumpf <strong>und</strong> Beinen oder Aderung von<br />

Australische Gespenstschrecke (Extatosoma tiaratum)<br />

Körper <strong>und</strong> Flügeln verstärken den optischen<br />

Eindruck eines Zweiges oder Blattes.<br />

Tarnung durch eine der Umgebung entsprechende<br />

Färbung: Die Tiere sind farblich<br />

perfekt an ihre Umgebung angepasst.<br />

Dabei ist bei vielen Arten eine Veränderungen<br />

der Körperfarbe möglich. Die indische<br />

Stabschrecke (Carausius morosus) zeigt<br />

zwei unterschiedliche Mechanismen des<br />

Farbwechsels. Ein physiologischer Farbwechsel<br />

verändert die Körperfarbe innerhalb<br />

der Tagesperiodik <strong>und</strong> wird durch<br />

Umlagerung bestimmter Pigmente erreicht.<br />

Beim morphologischen Farbwechsel werden<br />

Pigmente dauerhaft abgebaut bzw. neu<br />

aufgebaut.<br />

Beide Farbwechsel werden durch Änderung<br />

von Licht, Feuchtigkeit <strong>und</strong> Temperatur<br />

oder durch die Nahrung (z. B.<br />

Aufnahme von Carotinoiden) induziert.<br />

Tarnung durch Verhalten: Am Tag verharren<br />

die Tiere in Starre (Katalepsie). Manche<br />

Arten zeigen dieses Verhalten auch, wenn<br />

sie angegriffen werden. Dann lassen sie<br />

sich fallen, strecken die Vorderbeine nach<br />

vorne <strong>und</strong> verharren in Reglosigkeit. Dies<br />

verstärkt ihre zweigähnliche Erscheinung<br />

(s.o.) <strong>und</strong> schützt vor Beutegreifern, die<br />

vorwiegend optisch <strong>und</strong> auf Bewegung<br />

orientiert sind.<br />

Bei Wind wiegen sich die Tiere in schaukelnden<br />

Bewegungen hin <strong>und</strong> her <strong>und</strong><br />

gleichen dadurch wackelnden Blättern<br />

bzw. Zweigen. Dies lässt sich bei vielen<br />

Arten durch kurzes Anpusten gut demonstrieren.<br />

Sie wackeln auch dann noch,<br />

wenn der Luftstrom längst versiegt ist.<br />

Fallenlassen: Viele Phasmiden lassen sich bei<br />

Gefahr fallen <strong>und</strong> versuchen so, ihrem<br />

Angreifer zu entkommen.<br />

Drohen <strong>und</strong> Schlagen mit den Hinterbeinen:<br />

Insbesondere die männlichen Imagines<br />

der Riesendornschrecke (Eurycantha calcarata)<br />

<strong>und</strong> die weiblichen Imagines der<br />

australischen Gespenstschrecke (Extatosoma<br />

tiaratum) stellen bei Bedrohung ihre<br />

Hinterleiber auf <strong>und</strong> schlagen mit den<br />

Hinterbeinen. Dabei werden die Tibien<br />

klappmesserartig gegen die Schenkel des<br />

jeweiligen Beines geschlagen. Sie sind bei<br />

der männlichen Riesendornschrecke mit<br />

starken Dornen bewehrt <strong>und</strong> können zu<br />

schmerzhaften Verletzungen führen, wenn<br />

der Angreifer oder auch ein menschlicher<br />

Finger dazwischen geraten. Die Tiere verstärken<br />

den Druck, sobald man versucht,<br />

sich der Umklammerung zu entziehen.<br />

Zur Demonstration sollte man deshalb<br />

lieber einen Bleistift verwenden.<br />

Täuschung (Mimikry): Die weibliche australische<br />

Gespenstschrecke ähnelt mit aufgestelltem<br />

Hinterleib einem Skorpion.<br />

Manche Autoren sehen darin eine echte<br />

Mimikry. Sie würde allerdings nur Sinn<br />

machen, wenn dort, wo die Tiere leben,<br />

entsprechende Skorpione vorkommen.<br />

Ein zweiter Effekt ergibt sich durch dunkle<br />

Stellen, die am Beinansatz in der Hüftregion<br />

sichtbar werden, wenn das Tier bei<br />

aufgestelltem Hinterleib die Hinterbeine<br />

spreizt. Sie gleichen dann zwei Augen. Der<br />

aufgerollte Hinterleib vervollständigt den<br />

Eindruck eines großen Gesichtes. Das Tier<br />

bewegt den Hinterleib ruckartig vor <strong>und</strong><br />

zurück, so als könne es plötzlich zuschnappen.<br />

Ein Angreifer, der sich einer australischen<br />

Gespenstschrecke von hinten nähert,<br />

könnte so den Eindruck eines viel größeren<br />

Tieres gewinnen, dass ihn ansieht <strong>und</strong> mit<br />

den Vorderbeinen nach ihm greift – ihn<br />

eventuell auch anspringen könnte.<br />

Die jungen Larven der australischen Gespenstschrecke<br />

zeigen Ameisenmimikry.<br />

Sie bewegen sich im Gegensatz zu älteren<br />

Stab- <strong>und</strong> Gespenstschrecken<br />

Landesinstitut-Hamburg / ZSU <strong>Insekten</strong> 15

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