Heimspiel für Holz - Mikado

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46 Architektur Die Praxis liegt in der Nord-Ost- Ecke und besitzt einen Behandlungsraum, eine Wartezone, eine eigene Toilette und eine Verbindungstür zur Wohnung. Deren Eingang liegt an der Nord-West-Ecke. Zwischen den beiden Eingangsbereichen befindet sich der Technikraum. So konnten die Installationswege zum Patienten-WC und zum darüberliegenden Bad kurz ausfallen. Die Südhälfte des Erdgeschosses dient als Wohnraum – genauer gesagt: zum Essen und Kochen. Eine Treppe führt zu einem zweiten „gemütlichen“ Wohnraum im Obergeschoss, der ebenfalls die gesamte Südhälfte des Gebäudes einnimmt und zwei Schlafzimmer und das Bad auf der Nordhälfte erschließt. Die beiden Schlafzimmer erhalten über Fenster auf der West- und Ostseite Sonnenlicht. Das Obergeschoss ist dank eines zwei Meter hohen Kniestocks hervorragend nutzbar. Im teilweise abgetrennten Spitzboden finden zudem noch eine Schlafgalerie für Gäste und ein Abstellraum Platz. Konstruktion mit Konsequenz und Sorgfalt Nach außen präsentiert sich der Neubau kompakt. Kein einziger Vor- oder Rücksprung stört die klare Geometrie. Das ist nicht allein gestalterisch motiviert. Ein gutes Außenwand- Volumen-Verhältnis hilft Heizenergie zu sparen. Und eine einfache Konstruktion spart Baukosten. Das gestalterische Thema „Reduktion auf geometrische Grundformen“ zogen die Planer dann konsequent durch: Es gibt keinen Dachüberstand und sogar die Dachrinne verschwindet optisch in der Traufkante. Sowohl das Haupt- als auch das Nebengebäude sind komplett in Holzrahmenbauweise vorgefertigt. Dabei widmete die mit der Ausführung beauftragte Zimmerei Holz- Vogel der Luftdichtheit große Aufmerksamkeit. Mit Erfolg, denn beim Blower-Door-Test übertraf das Gebäude den für Passivhäuser geforderten Wert um 67 Prozent. Unter der Bodenplatte wurde das Gebäude mit Glasschaumschotter aus Recyclingglas gedämmt – einem recyclingfähigen, leichten und druckfesten, zudem wärmedämmenden und kapillarbrechenden Material. Die diffusionsoffenen Holzrahmenelemente sind mit boratfreier Zellulose und Holzfaserdämmplatten gedämmt. Die sind biologisch abbaubar und wiederverwendbar. Nachwachsende Rohstoffe und Energieeffizienz Auch beim Innenausbau des Ein- familienhauses spielen der nachwachsende Baustoff Holz und der ökologische Gedanke eine große Rolle: Passivhauszertifizierte Holz- Alu-Fenster mit Dreischeibenverglasung sorgen außen für Pflegeleichtigkeit und Langlebigkeit sowie innen für eine natürliche Anmutung. Sichtbare Holzdecken harmonieren mit Boden- und Treppen- belägen aus geölten Eichendielen, die auf einer Unterkonstruktion aus Lagerhölzern und Holzfaserdämmplatten liegen. Alle Wände im Innen- bereich sind mit diffusionsoffener Silikatfarbe gestrichen. mikado 3.2011 Die Südhälfte ▴ des Hauses gehört dem Familienleben: Unten wird gekocht und gegessen, oben gesessen und gespielt. Eine elegante Treppe verbindet die beiden Bereiche PASSIVHAUS-ECO Im Außenbereich sind die Nebengebäude, die Pergola, die Terrasse und die Schiebeläden in Lärchenholz ausgeführt. Letztere dienen als Sichtschutz und zur Verschattung der Innenräume an besonders heißen Tagen. Die vorgehängte hinterlüftete Fassade aus kupferroten Holzwerkstoffplatten ist in Teilbereichen anthrazitfarbig abgesetzt. Als Dacheindeckung wählten die Architekten naturrote, geradlinige Dachziegel, die den Vorgaben des Bebauungsplans Genüge leisten. Beheizt wird ausschließlich über Flächenheizungen in der Wand und im Fußboden, um die einzelnen Räume unterschiedlich temperieren zu können. Die Energie hierfür liefert ein Pelletsofen mit integriertem Wasserwärmetauscher, der unter der Treppe im Erdgeschoss Platz fand. Er gibt mit rund 80 Prozent einen Großteil der erzeugten Energie an den Pufferspeicher ab. Die restlichen 20 Prozent genügen für die Temperierung des Raums. Ergänzt wird diese Energiequelle durch eine großflächige Solarkollektoranlage auf der Südseite des Dachs. Diese rund 10,4 m2 umfassenden, in die Dachziegel integrierten Flachkollektoren übernehmen vom Frühling bis zum Herbst die Warmwasserversorgung über den Umweg des Pufferspeichers. Lediglich an kalten Tagen im Winter muss der Pelletsofen zugeschaltet werden. Die Lüftungsanlage besitzt einen Gegenstromkanalwärmetauscher mit einem hohen Wirkungsgrad von über 92 Prozent. So bleibt die Wärme im Haus. Stromsparende Haushaltsgeräte und eine 5100-Liter- Regenwasserzisterne komplettieren das ökologische Gesamtkonzept. Das Haus ist inzwischen nicht nur der große Stolz der Bauherren und das Vorzeigeobjekt der Wohnsiedlung, sondern hat auch einige Auszeichnungen erhalten. Beim Wettbewerb „Design meets Efficiency“ erhielt es den Hauptpreis, beim ersten weltweit ausgeschriebenen Wettbewerb des Passivhausinstituts eine Anerkennung und beim Bayerischen Holzbaupreis 2010 den 5. Preis. Christine Ryll, München ▪
Schnitt Obergeschoss Erdgeschoss Garage Abstellraum Garage Architektur März 2011 Zimmer Zimmer Praxis Technik Dachgeschoss Zimmer Wohnen Eingang Essen Bad Bad Eingang Wohnen Sonnenkollektor Wohnen Kochen Essen Terrasse ▴ Die Pergola über der Terrasse wirkt raumbildend und filtert das Sonnenlicht Steckbrief Bauprojekt: Neubau Einfamilienhaus mit integrierter Heilpraktikerpraxis Bauherren: Katharina und Christian Woelki D-91094 Bräuningshof Bauweise: Holzrahmenbauweise mit hinterlüfteter Fassade aus Holzwerkstoffplatten Bauzeit: Mai bis September 2008 Wohn- und Nutzfläche: 160 m2 Kubatur: 744 m3 U-Werte: Dachfläche: 0,107 W/(m2K) Außenwand: 0,110 W/(m2K) Bodenplatte: 0,124 W/(m2K) Energiebedarf: 15 kWh/m2a Baukosten (KG 300 + 400): 225 000 Euro Architektur: passivhaus-eco D-91074 Herzogenaurach www.passivhaus-eco.de Tragwerksplanung/Holzbau: HolzVogel GmbH D-97531 Obertheres www.holzvogel.de www.mikado-online.de 47
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