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Verrätern auf der Spur<br />

Stefan Nusser hat seine Passion gefunden: Verräter aufspüren. Dabei geht es nicht<br />

um James-Bond-Szenarien, sondern um Kopierschutzverfahren für digitale Medien.<br />

Erich Bonnert<br />

Daran tüftelt der Wirtschaftinformatiker<br />

aus Österreich in <strong>Die</strong>nsten von IBM schon<br />

seit mehreren Jahren - und jetzt hat er mit<br />

seinem Software-Entwicklerteam im kalifornischen<br />

San Jose eine Lösung parat.<br />

Digital Rights Management für Inhalte,<br />

die per DVD oder anderen Speichermedien<br />

verteilt werden sollen, ist recht komplex. <strong>Die</strong><br />

Hackerszene ist derart aggressiv, dass man<br />

alle paar Monate mit geknackten oder ausgespähten<br />

Verschlüsselungsverfahren rechnen<br />

muss. Für jedes kopiergeschützte Medienprodukt<br />

müssen Verschlüsselungscodes<br />

an eine Vielzahl von Geräteherstellern<br />

weitergegeben werden, damit Abspielgeräte<br />

entwickelt werden <strong>können</strong>.<br />

Genau hier aber liegt ein hohes Risikopotenzial:<br />

Gibt es nur ein Sicherungsverfahren<br />

für alle Geräte und gerät dieses in die<br />

falschen Hände, so <strong>können</strong> illegal Geräte gebaut<br />

werden, die jeden Inhalt entschlüsseln.<br />

Würde der Medienhersteller daraufhin den<br />

Schlüssel ändern, wäre zwar das Leck gestopft,<br />

wären aber auch alle legal verkauften<br />

Geräte wertlos.<br />

Das Ziel ist daher ein Verschlüsselungssystem<br />

mit zahlreichen Codier-Varianten,<br />

die alle die gleiche Funktion haben, jedoch<br />

einzeln unterscheidbar sind. Wird ein<br />

Schlüssel „verraten“ - was der Medienhersteller<br />

in der Regel schnell durch auftauchende<br />

Raubkopien bemerkt - kann die<br />

Quelle genau ermittelt werden. <strong>Die</strong>se<br />

Schlüsselvariante wird dann ungültig gemacht<br />

und funktioniert bei allen<br />

nachfolgenden Medien-<br />

veröffentlichungen nicht mehr.<br />

Der „Verräter“ des Codes ist<br />

außerdem eindeutig identifiziert.<br />

Nussers Team hat nun mathematische<br />

Verfahren entwickelt,<br />

mit denen ein Satz von<br />

Verschlüsselungscodes sowie ein<br />

Verteilungsalgorithmus zur Zuordnung<br />

auf die Empfänger erstellt<br />

werden. Rund zwei Jahre<br />

hat die Software-Truppe mit der<br />

Produktentwicklung verbracht, die auf<br />

mehrjährigen Basisentwicklungen Nussers<br />

und anderer Wissenschaftler beruht.<br />

Eigentlich hatte Stefan Nusser nur zwei<br />

Jahre Forschungsaufenthalt bei IBM geplant,<br />

als er 1997 ins Almaden Lab kam. Dann aber<br />

ergab ein Projekt schon das nächste - und<br />

noch eine dringende Weiterführung.<br />

Schließlich wurde eine Festanstellung daraus,<br />

und dann übertrug IBM dem Österreicher<br />

die Leitung des Content Protection<br />

Competency Center in seinem Forschungszentrum<br />

Almaden.<br />

Acht Jahre sind inzwischen seit Nussers<br />

Promotion im Bereich Management-Informationssysteme<br />

an der Wiener Universität<br />

für Betriebswirtschaft vergangen. Seither<br />

war der Informatiker in mehreren Positionen<br />

in IBMs Softwaregruppe in Boca<br />

Raton/Florida tätig und als Entwicklungsmanager<br />

und Software-Architekt für den<br />

Content Manager. Dazwischen lagen außerdem<br />

noch ein Buch über Internet-Sicherheit<br />

und zahlreiche Vorträge auf internationalen<br />

Forschungskongressen.<br />

Automatische Übersetzung<br />

Gar nicht weit von Almaden - bei Google in<br />

Mountain View - tüftelt ein weiterer Österreicher<br />

an ganz anderen Problemen. Schon<br />

bevor er als Researcher beim Such-Primus<br />

Google anheuerte, war Franz Och für seine<br />

Forschungen auf dem Gebiet der automati-<br />

specialist in mobile working<br />

mobil data<br />

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Strategien | Forschung<br />

Dr. Stefan Nusser, IBM Almaden Research<br />

Center<br />

schen Übersetzung bekannt.An der RWTH<br />

Aachen hat er zu diesem Thema promoviert,<br />

danach forschte er an der University of<br />

Southern California in Los Angeles.<br />

Sein Team in den Google Research Labs<br />

konstruierte nun eine Übersetzungsmaschine,<br />

die chinesische Texte ins Englische übersetzt<br />

- obwohl keiner der Forscher chinesisch<br />

spricht. Wie geht so etwas? <strong>Die</strong> Programmierung<br />

ist sicherlich komplex, das<br />

Grundprinzip jedoch sehr einfach, erklärt<br />

Och. Jede Sprache wird von System gleich<br />

behandelt, ohne dass Grammatik oder andere<br />

Strukturen programmiert werden. Der<br />

Google-Dolmetscher lernt ausschließlich<br />

von bereits in viele Sprachen übersetzten<br />

Texten.<br />

Das Entscheidende ist der riesige Vorrat<br />

an vorhandenen, korrekten Übersetzungen:<br />

Google hat Dokumente der Vereinten<br />

Nationen herangezogen und lernt von den<br />

Texten alle bekannten Wörter,<br />

Sätze und Wortkombinationen.<br />

Grundlage sind die Theorien<br />

vom statistischen Lernen. Bei<br />

genügend großem Textvorrat<br />

bildet der Computer ein Sprachmodell,<br />

erläutert Och - und<br />

braucht eigentlich nicht die<br />

Sprachen selbst zu verstehen,<br />

sondern nur ihre Muster. Der<br />

Prototyp aus dem Labor jedenfalls<br />

meistert auch anspruchsvolle<br />

Sätze aus dem Arabischen<br />

ins Englische eindrucksvoll. ❏<br />

monitor | Jänner <strong>2006</strong> 31

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