Die komplette MONITOR-Ausgabe 1/2006 können Sie
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46<br />
Moniskop | Technikum Wien<br />
Nicht nur im Roboterfußball Weltspitze<br />
Auf dem grünen Rasen lässt die Qualität der österreichischen Kicker zu wünschen<br />
übrig. Bei den Weltmeisterschaften im Roboter-Fußball sind österreichische Teams<br />
hingegen sehr erfolgreich. Nachdem im letzten Jahr das Team der TU Wien zwei<br />
Titel gewinnen konnte, erreichte heuer das Team der FH Technikum Wien einen<br />
hervorragenden fünften Platz. Aber nicht nur auf dem „grünen Rasen“ zeigt die<br />
Fachhochschule, was sie kann.<br />
Christian Henner-Fehr<br />
„So spannend kann Technik sein.“ Das ist<br />
das Motto der Fachhochschule Technikum<br />
Wien, die ihren Sitz im 20.Wiener Gemeindebezirk<br />
hat. In den elf Jahren ihres Bestehens<br />
ist die Zahl der Studenten auf über<br />
2.000 angewachsen und mit ihnen auch das<br />
Studienangebot. Dabei ist die FH die erste<br />
Fachhochschule Österreichs, die ihr Studienangebot<br />
zur Gänze in der neuen, europaweit<br />
einheitlichen Studienarchitektur Bachelor<br />
- Master - Doktor anbietet. In zehn Bachelor-<br />
und 14 aufbauenden Master-Studiengängen<br />
wird den Studierenden praxisrelevantes<br />
und zukunftsorientiertes Wissen vermittelt.<br />
Wie spannend Technik sein kann, zeigen<br />
die modernst ausgerüsteten Laborräume.<br />
Da findet sich beispielsweise ein SIG Delta-<br />
Roboter, der vorführt, wie Verpackungen<br />
sich vollautomatisch schlichten und palettieren<br />
lassen. Oder ein Linearroboter für<br />
Spritzgussanlagen. <strong>Sie</strong> kommen hier als<br />
Übungsobjekt zum Einsatz und geben den<br />
Studenten die Möglichkeit, sich mit modernster<br />
Technologie zu beschäftigen.<br />
<strong>Die</strong> findet sich auch im Cocktailroboter,<br />
der in der Lage ist, 16 verschiedene Getränke<br />
zu mixen. 70-100 Getränke kann der von<br />
den Studenten programmierte Roboter ausschenken,<br />
der unter anderem bei der Eröffnung<br />
des Wiener Museumsquartiers zum<br />
Einsatz kam.<br />
Ein weiteres Highlight ist das Fußballroboterteam<br />
der Fachhochschule. <strong>Die</strong> Vienna<br />
Cubes zählen seit Jahren zur internationalen<br />
Elite der Fußball-Roboter. Und dass<br />
das kein Sport ist, der im Hinterzimmer ausgetragen<br />
wird, beweisen die Zuschauerzahlen.<br />
Rund 200.000 Zuschauer verfolgten im<br />
japanischen Osaka die Spiele der insgesamt<br />
20 Teams.Aus vier Spielern und einem „Tormann“<br />
bestehen die Mannschaften, die auf<br />
einer Spielfläche von 3,4 mal 4,9 Meter versuchen,<br />
einen Golfball ins gegnerische Tor<br />
zu befördern. <strong>Die</strong> Roboter, die mit künstlicher<br />
Intelligenz ausgestattet sind, agieren<br />
dabei völlig autonom. Eingreifen ist nicht<br />
erlaubt beziehungsweise gar nicht möglich,<br />
beträgt doch die „Reaktionszeit“ beim Torschuss<br />
25 Millisekunden.<br />
Nachdem die Vienna Cubes dieses Jahr<br />
nur knapp im Viertelfinale ausgeschieden<br />
sind, investieren die Studenten viele Stunden<br />
in die Weiterentwicklung der Roboter.<br />
Schließlich wollen sie nächstes Jahr um den<br />
Titel mitspielen.<br />
Viel Wert legt die FH auf die Zusammenarbeit<br />
mit Unternehmen, schließlich profitieren<br />
beide Seiten davon. Ein Beispiel für<br />
die enge Kooperation ist das Forschungsprojekt<br />
STEACS (Systematic Test of Embedded<br />
Automotive Communication Systems),<br />
an dem die TU Wien und die Firma Decomsys<br />
GmbH beteiligt sind. Ziel des Projektes<br />
ist,Test und Diagnosemöglichkeiten für<br />
die verteilten Kommunikationssysteme in<br />
Automobilen zu entwickeln, mit der Vision<br />
eines „selbst-testenden Autos“. <strong>Die</strong> Automobilindustrie<br />
hat das Innovationspotenzial<br />
elektronischer Anwendungen längst erkannt<br />
und so verwundert es nicht, dass auch<br />
BMW und DaimlerChrysler als Kooperationspartner<br />
gewonnen werden konnten.<br />
<strong>Die</strong> Zusammenarbeit von FH und Decomsys<br />
ist eine typische Win-win-Situation,<br />
denn rund ein Drittel der technischen Be-<br />
monitor | Jänner <strong>2006</strong><br />
legschaft kommt von der FH. Und auch von<br />
den Ergebnissen der Forschungszusammenarbeit<br />
profitiert das Unternehmen natürlich,<br />
denn das im Rahmen von STEACS entwickelte<br />
Diagnosegerät hat beste Chancen,<br />
sich am Markt durchzusetzen.<br />
Europaweit einzigartig ist die Ausbildung<br />
Sports-Equipment-Technology, die an der<br />
FH Technikum angeboten wird. Im Mittelpunkt<br />
steht die Entwicklung und Produktion<br />
des optimalen Sportgerätes auf Hightech-Ebene<br />
und wissenschaftlichem Niveau.<br />
Für verschiedene Sportarten, wie etwa den<br />
alpinen Skilauf oder Nordic Walking, sind<br />
die Messergebnisse, die die Studenten in ihren<br />
Tests zusammentragen, äußerst wertvoll,<br />
zeigen sie doch den Einfluss des Sportgeräts<br />
auf den Sportler. So geht es in diesem<br />
Studium um Werkstoffe, Fertigungstechnik,<br />
aber auch um mechanische Berechnungen<br />
und messtechnisch unterstützte Bewegungsanalysen.<br />
Mit einem Umsatz von rund sechs Milliarden<br />
Euro ist der Sportartikelmarkt auf Forschung<br />
und Innovation angewiesen. Hierbei<br />
<strong>können</strong> die Absolventen die Unternehmen<br />
unterstützen, indem sie später in der<br />
Konstruktion und der Materialentwicklung<br />
oder in den Prüf- und Entwicklungslabors<br />
ihr Know-how einbringen.<br />
Da die FH Technikum Wien eine rein<br />
technische Fachhochschule ist, fällt ein Problem,<br />
das andere FHs haben, nicht allzu sehr<br />
ins Gewicht. Der Abschluss an Österreichs<br />
Fachhochschulen hat im Hinblick auf eine<br />
Beamtenkarriere nicht den gleichen Stellenwert<br />
wie ein Universitätsstudium. Als<br />
FH-Absolvent kann man derzeit nur einen<br />
B-Posten bekommen. <strong>Die</strong> Studenten an der<br />
FH Technikum kümmert das nicht so sehr,<br />
sie spekulieren auf einen Job im Hochtechnologiebereich.<br />
Mit Erfolg, wie man sieht.<br />
www.technikum-wien.at