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40<br />

Netz & Telekom | VoIP<br />

VoIP: Wettlauf mit Umwegen<br />

VoIP ist seit langem das meistgebrauchte<br />

Schlagwort der Telekommunikationsindustrie.<br />

Ein etwas jüngerer<br />

Begriff ist „Triple Play“, ein Branchenjargon<br />

für die Übertragung von Daten,<br />

Sprache und Video über ein gemeinsames<br />

Netzwerk. <strong>Die</strong>se Integration von<br />

Bildern und Telefonie in die Datennetze<br />

geht weit über traditionelle Telecom-<br />

Anbieter hinaus.<br />

Erich Bonnert<br />

Deutlichstes Signal ist die Übernahme von<br />

Skype,der kostenlosen Computer-Telefonie-<br />

Anwendung,durch eBay:2,6 Milliarden Dollar<br />

für ein Startup-Unternehmen mit 50<br />

Millionen Nutzern,aber ohne nennenswerte<br />

Umsätze. <strong>Die</strong>se Verschmelzung bot den<br />

adäquaten Hintergrund für eine Diskussion<br />

von Produktherstellern und Service-Anbietern<br />

auf dem IT Summit in Monterey, ein<br />

internationales Herbstforum für Presse und<br />

Analysten.<br />

Schon Monate vor Ebays überraschendem<br />

Einstieg hatte Yahoo mit Dialpad eine PC-<br />

Telefon-Technologie gekauft und bietet seither<br />

Sprachverbindungen zu extrem niedrigen<br />

Tarifen an. Relativ unbemerkt hat auch<br />

Microsoft in die Internet-Telefonie investiert.<br />

Der MSN-Messenger-<strong>Die</strong>nst erlaubt Sprachnachrichten<br />

zwischen PCs schon seit längerem.<br />

Im August übernahmen die Redmonder<br />

zusätzlich mit Teleo einen Anbieter einer<br />

skypeähnlichen Technologie.<br />

Ähnlich wie Google Talk, das seit August<br />

im Beta-Stadium läuft,könnte der Software-<br />

Riese damit ein eigenes, nahezu kostenloses<br />

Weltnetz zwischen PC-Windows-Anwendern<br />

einrichten, das Sprach- und Datenanwendungen<br />

integriert.<br />

Auf einem kleineren Nenner hat Apple mit<br />

iChat bereits Sprach- und Videokonferenzfunktionen<br />

in sein Macintosh-Betriebssystem<br />

integriert. „<strong>Die</strong> Dynamik zwischen<br />

Netzbetreibern,Technikausrüstern und Systemintegratoren<br />

hat sich völlig umgekrempelt“,<br />

konstatierte Eve Aretakis, Chefin der<br />

<strong>Sie</strong>mens-Tochter Converged Networks LLC,<br />

jüngst daher in Monterey. „Keiner ist mehr<br />

sicher, wer wessen Konkurrent oder Partner<br />

ist.“<br />

Verhaltener Optimismus<br />

Gute Zeiten also für die Anwender.Während<br />

sich Privatkunden ob der rapide fallenden Telefongebühren<br />

auch die Hände reiben, sind<br />

Firmenanwender aber nur verhalten optimistisch.Neben<br />

vereinfachten und kostengünstigeren<br />

Netzstrukturen erwarten sie vor allem<br />

Produktivititätsgewinne bei den Mitarbeitern.Echtzeitdienste<br />

wie Sprache und Video<br />

auf IP-Netzen zu implementieren, die<br />

traditionell eigentlich nur Daten befördern,<br />

setzt Vertrauen in eine neue Technologie voraus.<strong>Die</strong>s<br />

erfordert aber Integrations-Knowhow<br />

sowie sorgfältige Planung, um sowohl<br />

die vom Telefonnetz gewohnte, hohe Servicequalität<br />

als auch die Systemsicherheit und<br />

-zuverlässigkeit zu gewährleisten.<br />

Gerade nämlich die enge Integration,etwa<br />

zwischen Telefonieanwendungen,E-Mail und<br />

Kontaktmanagement,macht die Systeme anfällig<br />

für Viren- und Spam-Angriffe. Übertragene<br />

Sprachpakete sind zudem leicht zu<br />

identifizieren und <strong>können</strong> dadurch mit den<br />

richtigen Werkzeugen abgehört werden.Anders<br />

als beim Datenverkehr ist Sprache nur<br />

schwer zu verschlüsseln,da dies Verzögerungen<br />

und dadurch unangenehme Qualitätseinbußen<br />

verursacht.<br />

Telefon-Anbieter verunsichert<br />

Noch mehr verunsichert sind die klassischen<br />

Telefon-Provider.Ihr Kerngeschäft ist durch<br />

die billige Internet-Telefonie in Gefahr. Um<br />

der Konkurrenz zuvor zu kommen,müssten<br />

sie in kostengünstige IP-Infrastruktur investieren.<br />

Doch woher sollen bei fallenden<br />

Preisen die Profitmargen kommen? Für bei-<br />

monitor | Jänner <strong>2006</strong><br />

de Seiten haben die Netzwerkausrüster ermutigende<br />

Botschaften. <strong>Die</strong> Standardisierung<br />

sei durch SIP (Session Interoperability<br />

Protocol) und MPLS soweit gediehen,dass<br />

Herstellerabhängigkeiten durch imkompatible<br />

Technologien der Vergangenheit angehörten,<br />

erläuterte Aretakis. Den zweiten<br />

Trumpf hält die <strong>Sie</strong>mens-Chefin für noch bedeutsamer:<br />

Anstatt teure Infrastrukturen<br />

beim Endanwender einzurichten, <strong>können</strong><br />

vergleichbare Services infolge der konvergierenden<br />

Netze von überall bezogen werden.<br />

<strong>Die</strong> Kosten verlagern sich von der Anschaffung<br />

auf nutzungsabhängige Betriebsausgaben.Für<br />

die Provider erschließen sich so weitaus<br />

breitere Märkte für Miet-Anwendungen.<br />

Gleichwohl scheinen Konkurrenten diese<br />

Strategie konsequenter umzusetzen als <strong>Sie</strong>mens<br />

selbst. Der deutsche Konzern baut auf<br />

Großaufträge von den rund 200 größten weltweit<br />

tätigen Unternehmen.Alcatel etwa geht<br />

offensiv gerade kleinere Provider an,erklärte<br />

Marketingdirektor Roland Zalite.<strong>Die</strong> Franzosen<br />

haben Projekte und Feldversuche mit<br />

mehreren Dutzend kommerziellen Netzbetreibern<br />

gestartet, darunter eine „Triple-<br />

Play“-Infrastruktur für einen portugiesischen<br />

Kabelanbieter. Über die Tochterfirma Genesys<br />

ist Alcatel zudem ein globaler Player im<br />

Service-Geschäft.Dass der Call-Center-Anbieter<br />

dabei im Wettbewerb mit den Alcatel-<br />

Kunden steht,habe den Erfolg mit integrierten<br />

Kommunikations- und Anwendungsdiensten<br />

bisher nicht behindert, sagte Marketingdirektor<br />

Matthew Kresch.Zum VoIP-<br />

Portfolio von Genesys gehören beispielsweise<br />

auch Bestellannahme und Auftragsbearbeitung.<br />

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