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mit den Be gabungen, die sie empfangen - Evangelische Kirche in ...

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Editorial FotoKunst Unsere Themen E<strong>in</strong> starker und gerechter Sozialstaat Unsere Zahlen<br />

Das Ziel: e<strong>in</strong> starker und<br />

gerechter Sozialstaat<br />

Politikgestaltung muss strukturell<br />

stärker Interessen der<br />

armen und benachteiligten<br />

Menschen berücksichtigen<br />

Die zurückliegen<strong>den</strong> Monate waren geprägt von bundespolitischen<br />

Weichenstellungen zur <strong>Be</strong>wältigung der Wirtschafts­<br />

und F<strong>in</strong>anzkrise und der Konsoli<strong>die</strong>rung öffentlicher Haushalte.<br />

Anliegen des Diakonie Bundesverbandes <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser<br />

Zeit war und ist es, sich dafür e<strong>in</strong>zusetzen, dass <strong>die</strong> Sanierung<br />

der Bundesf<strong>in</strong>anzen nicht sozial unausgewogen gestal ­<br />

tet wird. Die Lasten der wohl schwersten Wirtschafts­ und<br />

F<strong>in</strong>anzkrise der Nachkriegsgeschichte dürfen sich nicht <strong>mit</strong><br />

ungem<strong>in</strong>derter Wucht bei <strong>den</strong> schwächsten Teilen der Gesellschaft<br />

niederschlagen. Vielmehr müssen <strong>die</strong> Interessen und<br />

<strong>Be</strong>dürfnisse armer und sozial benachteiligter Menschen <strong>in</strong><br />

der Politikgestaltung deutlich stärker <strong>Be</strong>rücksichtigung f<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

E<strong>in</strong> starker und auf allen föderativen Ebenen solide f<strong>in</strong>anzierter<br />

Sozialstaat muss der Garant dafür se<strong>in</strong>, dass Armut strukturell<br />

und nachhaltig bekämpft und so möglichst weitgehend<br />

verh<strong>in</strong>dert wird.<br />

Mit <strong>die</strong>ser Perspektive hat der Diakonie Bundesverband<br />

<strong>die</strong> Sozial­ und Gesundheitspolitik <strong>mit</strong> Stellungnahmen und<br />

Veranstaltungen, <strong>in</strong> politischen H<strong>in</strong>tergrundgesprächen <strong>in</strong><br />

Parlament und M<strong>in</strong>isterien und <strong>mit</strong> öffentlichen Äußerungen<br />

kritisch begleitet.<br />

36/37<br />

Ausbau e<strong>in</strong>er beitragsfreien Bildungs­ und<br />

Teilhabekultur für K<strong>in</strong>der nötig<br />

<strong>Be</strong>sonders <strong>in</strong>tensiv beschäftigt hat <strong>die</strong> Diakonie <strong>die</strong> Umsetzung<br />

des Bundesverfassungsgerichts­Urteils vom 9. Februar<br />

2010 zur Neuberechnung der Regelsätze <strong>in</strong> SGB II, SGB XII<br />

(„Hartz IV“). Die im Februar beschlossene Neuregelung blieb<br />

sowohl <strong>in</strong> der Regelsatzhöhe als auch <strong>in</strong> der geforderten<br />

Transparenz der <strong>Be</strong>rechnung weit h<strong>in</strong>ter <strong>den</strong> Erwartungen der<br />

Diakonie an <strong>die</strong> Reform der Grundsicherung zurück. Armut<br />

von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen wird weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es der drängendsten<br />

Probleme <strong>in</strong> Deutschland bleiben. Der Ausbau e<strong>in</strong>er<br />

weitgehend beitragsfreien sozialen und Bildungs­ und Teilhabe­Infrastruktur<br />

ist e<strong>in</strong>e Hauptforderung der Diakonie. Auf<br />

<strong>die</strong>se Weise kann e<strong>in</strong> wesentlicher <strong>Be</strong>itrag zur Teilhabe von<br />

allen Familien <strong>mit</strong> ger<strong>in</strong>gem oder ohne E<strong>in</strong>kommen gewährleistet<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Auch auf <strong>die</strong> Migrationspolitik hat <strong>die</strong> Neuregelung der Regelsätze<br />

im SGB II Auswirkungen: Die Bundesregierung musste<br />

im November 2010 im Bundestag e<strong>in</strong>räumen, dass das Asylbewerberleistungsgesetz,<br />

dem Asylsuchende und Geduldete<br />

sozialrechtlich unterfallen, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er jetzigen Form <strong>den</strong> Anforderungen<br />

des Urteils des Bundesverfassungsgerichts nicht entspricht<br />

und <strong>die</strong> Leistungen deshalb überprüft wer<strong>den</strong> müssten.<br />

Der Diakonie Bundesverband kriti<strong>sie</strong>rt unter anderem <strong>die</strong><br />

deutlich zu niedrigen Leistungen, <strong>die</strong> Sachleistungen und <strong>die</strong><br />

e<strong>in</strong>geschränkte mediz<strong>in</strong>ische Versorgung. Er wird <strong>den</strong> anstehen<strong>den</strong><br />

Gesetzgebungsprozess kritisch begleiten: Die will ­<br />

kür liche, migrationspolitisch begründete E<strong>in</strong>schränkung von<br />

Sozial­ und Gesundheitsleistungen für Asylsuchende und<br />

Geduldete ist für <strong>die</strong> Diakonie nicht h<strong>in</strong>nehmbar.<br />

Kritisch äußerte sich <strong>die</strong> Diakonie auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen migrationspolitischen<br />

Feld: Sie veröffentlichte <strong>in</strong> der politischen<br />

Diskussion um das Richtl<strong>in</strong>ienumsetzungsgesetz, das unter<br />

anderem <strong>die</strong> europäische Rückführungsrichtl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> deutsches<br />

Recht umsetzt, e<strong>in</strong> Positionspapier zur Abschiebungshaft <strong>in</strong><br />

Deutschland. Aus diakonischer Sicht darf das staatliche Interesse<br />

an der Vollstreckung e<strong>in</strong>er Abschiebung das Grundrecht<br />

auf persönliche Freiheit des E<strong>in</strong>zelnen nicht überwiegen.<br />

<strong>Be</strong>ssere Ausbildungs­ und Arbeitsmarkt<strong>in</strong>tegration<br />

gefordert<br />

Nach dem Willen der Bundesregierung ist <strong>die</strong> Arbeitsmarktpolitik<br />

ebenfalls dazu ausersehen, e<strong>in</strong>en erheblichen Sparbeitrag<br />

zu leisten. Nicht E<strong>in</strong>sparziele der Haushaltspolitik <strong>in</strong><br />

Milliar<strong>den</strong>höhe sollten jedoch <strong>die</strong> Neugestaltung der arbeitsmarktpolitischen<br />

Instrumente bestimmen, sondern e<strong>in</strong>e bessere<br />

Ausbildungs­ und Arbeitsmarkt<strong>in</strong>tegration muss der<br />

Maßstab se<strong>in</strong>. Die deutlichen Kürzungen führen dazu, dass<br />

Menschen Wege aus der Arbeitslosigkeit verbaut wer<strong>den</strong> –<br />

<strong>die</strong>s betrifft vor allem Langzeitarbeitslose – und gerade <strong>die</strong>jenigen,<br />

<strong>die</strong> ohneh<strong>in</strong> schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

haben, weiter benachteiligt wer<strong>den</strong>.<br />

In der Gesundheitspolitik stand <strong>mit</strong> der ambulanten ärztlichen<br />

Versorgung e<strong>in</strong> Thema <strong>mit</strong> dr<strong>in</strong>gendem politischem Handlungsbedarf<br />

auf der Tagesordnung. Die gesundheitliche Versorgung<br />

<strong>in</strong> strukturschwachen ländlichen Regionen muss<br />

neu gedacht wer<strong>den</strong>, soll es nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Jahren zu erheblichen<br />

Versorgungsengpässen kommen. Der Diakonie Bundesverband<br />

hat <strong>in</strong> <strong>die</strong>se Diskussion vor dem H<strong>in</strong>tergrund der<br />

Praxiserfahrungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> komplementären Arbeitsfeldern –<br />

Krankenhaus, Altenhilfe, <strong>Be</strong>h<strong>in</strong>dertenhilfe – <strong>die</strong> Erfordernisse<br />

der Versorgung schwer chronisch kranker, pflegebedürftiger<br />

und beh<strong>in</strong>derter Menschen e<strong>in</strong>gebracht, <strong>die</strong> ganz besonders<br />

<strong>in</strong> ländlichen Regionen vor großen Schwierigkeiten stehen.<br />

Die Reform der E<strong>in</strong>gliederungshilfe für Menschen <strong>mit</strong> <strong>Be</strong>h<strong>in</strong>derungen<br />

ist <strong>mit</strong> dem Anspruch verbun<strong>den</strong>, <strong>die</strong> Gewährung<br />

von Leistungen nicht mehr an e<strong>in</strong>er Institution, sondern am<br />

tatsächlichen <strong>Be</strong>darf der leistungsberechtigten Personen zu<br />

orientieren. Der begrüßenswerte personenzentrierte Ansatz<br />

stellt das System der E<strong>in</strong>gliederungshilfe vor große Herausforderungen,<br />

vor allem weil <strong>die</strong> Bundesländer und <strong>die</strong> Kommunen<br />

auf <strong>die</strong> <strong>Be</strong>grenzung der f<strong>in</strong>anziellen Ausgaben für <strong>die</strong> E<strong>in</strong>gliederungshilfe<br />

drängen. Aus diakonischer Sicht kommt es<br />

wesentlich darauf an, dass Menschen <strong>mit</strong> <strong>Be</strong>h<strong>in</strong>derungen sich<br />

umfassend und unabhängig vom Kostenträger beraten lassen<br />

können, welches Arrangement von Assistenzleistungen zur<br />

sozialen und beruflichen Teilhabe für <strong>sie</strong> s<strong>in</strong>nvoll ist. Im kommen<strong>den</strong><br />

Jahr wird sich zeigen, ob Bund und Länder <strong>die</strong> hohen<br />

Erwartungen e<strong>in</strong>lösen wer<strong>den</strong>, <strong>die</strong> nicht zuletzt durch <strong>die</strong><br />

Ratifizierung der <strong>Be</strong>h<strong>in</strong>dertenrechtskonvention der Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen im Jahr 2010 geweckt wor<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d.<br />

Neue Wege <strong>in</strong> der Pflegeausbildung<br />

Im vom Bundesgesundheitsm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong>itiierten „Pflegedialog“<br />

zur Vorbereitung e<strong>in</strong>er weiteren Pflegereform konnte<br />

der Diakonie Bundesverband se<strong>in</strong>e Forderungen für e<strong>in</strong>e gute<br />

pflegerische Versorgung alter Menschen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Die baldige<br />

E<strong>in</strong>führung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs, e<strong>in</strong>e<br />

angemessene Personalausstattung und <strong>die</strong> Ref<strong>in</strong>anzierung<br />

leistungsgerechter tariflicher Löhne s<strong>in</strong>d aus Sicht der Diakonie<br />

zentrale Forderungen. In der Weiterentwicklung der Pflegeausbildung<br />

setzt sich der Diakonie Bundesverband geme<strong>in</strong>sam<br />

<strong>mit</strong> dem Deutschen Caritasverband und <strong>den</strong> Fachverbän<strong>den</strong><br />

der Kranken­ und Altenpflege für e<strong>in</strong>e generalistische<br />

Pflegeausbildung e<strong>in</strong>, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Krankenpflege­, K<strong>in</strong>derkrankenpflege­<br />

und Altenpflegeausbildung modular zusammenführt.<br />

Es wird jedoch auch <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Politikbereich deutlich, dass<br />

haushalts­ und f<strong>in</strong>anzpolitische Prioritäten zu diskutieren und<br />

neu zu setzen s<strong>in</strong>d, um <strong>den</strong> sozialen Zusammenhalt <strong>in</strong> unserer<br />

Gesellschaft nicht zu gefähr<strong>den</strong>. Zusätzliche f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen<br />

s<strong>in</strong>d notwendig, da<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>e würdige <strong>Be</strong>gleitung und<br />

Unterstützung älterer Menschen <strong>mit</strong> Pflegebedarf geleistet<br />

wer<strong>den</strong> kann. Nur so ist sicherzustellen, dass auch bei deutlich<br />

zunehmender Zahl von Menschen <strong>mit</strong> Pflegebedarf menschenwürdige<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en Pflege­<br />

und Wohnformen und Pflegesett<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> der häuslichen, <strong>in</strong><br />

der teilstationären und stationären Pflege vorgehalten wer<strong>den</strong><br />

können.<br />

Federführung bei der Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

der Freien Wohlfahrtspflege beim Diakonischen<br />

Werk der EKD<br />

Seit dem 1. April 2011 hat das Diakonische Werk der EKD <strong>die</strong><br />

turnusmäßige zweijährige Federführung bei der Bundes arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) übernommen.<br />

Aufgrund des Wechsels im Präsi<strong>den</strong>tenamt <strong>in</strong> der Diakonie<br />

war Donata Freifrau von Schenck zu Schwe<strong>in</strong>sberg,<br />

Deut sches Rotes Kreuz, bereit, ihr Amt als BAGFW­Prä si <strong>den</strong>t<strong>in</strong><br />

um drei Monate zu verlängern. Der neue Diakonie­Präsi<strong>den</strong>t<br />

Johannes Stockmeier ist im April 2011 zum BAGFW­Präsi<strong>den</strong>ten<br />

gewählt wor<strong>den</strong> und <strong>die</strong> Mitarbeiten<strong>den</strong> des Bundesverbandes<br />

der Diakonie übernehmen <strong>die</strong> Vorsitze der meisten<br />

BAGFW­Fachausschüsse. In Abstimmung <strong>mit</strong> <strong>den</strong> fünf anderen<br />

Spitzenverbän<strong>den</strong> der Freien Wohlfahrtspflege und der<br />

BAGFW­Geschäftsstelle wur<strong>den</strong> Schwerpunkte und Aufgaben<br />

festgelegt. Wichtig wird etwa das Thema Freie Wohlfahrtspflege,<br />

zu dem es auch e<strong>in</strong>e BAGFW­Imagebroschüre geben<br />

soll. Strategisch bedeutsame Projekte wer<strong>den</strong> weitergeführt.<br />

E<strong>in</strong>es davon ist das ursprünglich vom Gesundheitsm<strong>in</strong>isterium<br />

begleitete Projekt „Indikatoren für Ergebnisqualität <strong>in</strong> der<br />

Pflege“, e<strong>in</strong> anderes das neue BAGFW­Projekt „Wie misst<br />

man Teilhabe <strong>in</strong> der Psychiatrie und <strong>Be</strong>h<strong>in</strong>dertenarbeit?“. Die<br />

Aktuali<strong>sie</strong>rung der BAGFW­Satzung und ­Geschäftsordnung<br />

stehen auf dem Plan.

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