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☛ Fortsetzung von Seite 1<br />
Frau Rupp hatte sich bereits 1990 in<br />
einem „Asylarbeitskreis“ für die r<strong>und</strong><br />
130 Flüchtlinge engagiert, die in Groß-<br />
Bieberau in 80 Containern untergebracht<br />
sind. Die Frauen helfen den Flüchtlingen<br />
bei Asylanträgen, organisieren Veranstaltungen<br />
gegen Rassismus <strong>und</strong> lösen<br />
Probleme bei der Unterbringung. Der<br />
Dorfbevölkerung jedoch bleibt es ein<br />
Rätsel, weshalb sich die Frauen um die<br />
Fremdlinge kümmern, <strong>und</strong> so gesellt sich<br />
zur Fremdenfeindlichkeit noch der perfide<br />
Verdacht sexueller Interessen – der<br />
Kreis zu Schmierereien <strong>und</strong> Drohanrufen<br />
schließt sich.<br />
Die Schmähschrift Seuberts<br />
Unverhohlen offen drohte Bürgermeister<br />
Seubert den Grünen am 4.3.93 im<br />
„Echo“, weil sie ihn wegen der Vergabe<br />
öffentlicher Aufträge angegriffen hatten:<br />
„Diesen Leuten sollte man das Handwerk<br />
legen“. Ob seine weitergehende Drohung,<br />
„alles daranzusetzen, daß die menschenverachtende<br />
Rufmordkampagne<br />
sich gegen die Urheber auswirken werde“,<br />
etwas mit dem Drohanruf zu tun hat?<br />
Die Schmähschrift Seuberts blieb ohne<br />
Reaktion in der Öffentlichkeit, denn trotz<br />
mehrfacher Zusagen druckte das „Echo“<br />
keine Gegendarstellung der Grünen – <strong>und</strong><br />
unterstützte so den Wahlkampf der <strong>CDU</strong>.<br />
Impressum<br />
Verleger <strong>und</strong> Herausgeber:<br />
Michael Grimm<br />
Unser Team :<br />
Uta Schmitt<br />
Eva Bredow<br />
Sanne Borghia<br />
Nicole Schneider<br />
Peter J. Hoffmann<br />
Rudolf Gold<br />
Ludwig v. Sinnen<br />
<strong>und</strong> freie AutorInnen<br />
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verantwortlich<br />
Heiner Schäfer<br />
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Vereinen übernehmen die jeweiligen AutorInnen<br />
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des Zeitungsbezugs umgehend gelöscht.<br />
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Gr<strong>und</strong>lage auf Wunsch anonym.<br />
Text <strong>und</strong> Bild sind mit „QuarkXPress“<br />
auf Apple Macintosh gesetzt <strong>und</strong> unter Omnis 5 -<br />
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Redaktionsschluß<br />
für die nächste Ausgabe: 5.2.94<br />
Der General residiert…<br />
Auch andere kämpften mit harten Bandagen<br />
gegen Grün: In Rodau wurden die<br />
Plakatständer kurz <strong>und</strong> klein geschlagen<br />
– eine Strafanzeige förderte wieder nichts<br />
ans Tageslicht.<br />
General Seubert ließ sich des öfteren als<br />
Vorkämpfer gegen Grün von „Echo“-<br />
Schreiber Fritz Weber (tw) zitieren:<br />
„Hart ins Gericht ging er (Seubert, red.)<br />
mit den Praktiken der Grünen auf<br />
Gemeindeebene. Er sprach ihnen Konsensfähigkeit<br />
ab, weil sie kommunalpolitische<br />
Unruhe schürten <strong>und</strong> sogar die<br />
Nähe zum Psychoterror nicht scheuten.“<br />
(29.11.93 „DE“). Die so Geschmähten<br />
(zwei Stadtverord<strong>net</strong>e, bei 8,7 % Stimmenanteil)<br />
begehrten mit Stellungnahmen<br />
dagegen auf. Solchermaßen im B<strong>und</strong>e<br />
mit der Presse <strong>und</strong> Gesinnungsfre<strong>und</strong>en,<br />
fordert General Seubert Befehlsgehorsam<br />
im Dorf.<br />
Die Recherche sollte eigentlich genaueren<br />
Einblick in die rechte Szene geben,<br />
aber in Rodau („unser Dorf soll schöner<br />
werden“) zählt demokratische Wehrhaftigkeit<br />
nicht gerade zum Schönheitsideal,<br />
<strong>und</strong> in Groß-Bieberau ist das wichtigste<br />
Thema die „Dorferneuerung“. Der rechte<br />
Cocktail aus Nationalgefühl <strong>und</strong> Lokalpatriotismus<br />
in der Stadt (das Dorf hat<br />
Stadtrechte) wird in den Richtlinien für<br />
die Vergabe von Gr<strong>und</strong>stücken festgeschrieben<br />
(1.3.90): „Für die Aufnahme in<br />
die Vormerkliste Wohnungsbau haben<br />
Antragsteller nachzuweisen, daß ihr ständiger<br />
Wohnsitz seit mindestens sieben<br />
Jahren in Groß-Bieberau ist…“<br />
Häuslebau: Die schnelle Mark<br />
Da die Christdemokraten mit 50,6 Prozent<br />
der Stimmen <strong>und</strong> zwölf Sitzen im<br />
Parlament tun <strong>und</strong> lassen können was sie<br />
wollen, bleiben auch die Gesetze auf der<br />
Strecke, mitsamt eigenen Satzungen <strong>und</strong><br />
Richtlinien.<br />
In den Kommunen halten die PolitikerInnen<br />
das Bauwesen für ihre vordringlichste<br />
Aufgabe, so auch in Groß-Bieberau,<br />
wo Magistrat <strong>und</strong> Parlament kaum andere<br />
Themenkreise kennen, geschweige denn<br />
auf ihre Tagesordnungen setzen. Das hat<br />
neben dem Fortschrittsglauben auch ganz<br />
praktische, handfeste, ökonomische<br />
Gründe: So kommt PolitikerIn am<br />
schnellsten zu Geld. Wo Gr<strong>und</strong>stücke<br />
gedealt <strong>und</strong> Bauaufträge vergeben werden,<br />
ist die schnelle, leichte <strong>und</strong> langlebige<br />
Mark drin.<br />
Das hat auch der gelernte Staplerfahrer,<br />
B<strong>und</strong>eswehroffizier in Reserve <strong>und</strong> studierte<br />
Betriebswirt, Bürgermeister Seubert,<br />
gelernt. Mit seiner Stimmenmehrheit<br />
in Magistrat <strong>und</strong> Parlament kennt er<br />
keine Probleme, seine (auch privaten)<br />
Wünsche landläufig als Vetterleswirtschaft<br />
oder als <strong>Filz</strong> betitelt, durchzusetzen.<br />
Moralprediger, Saubermann<br />
1989 ließ der General (seit 1984 im kommunalen<br />
Dienst der Stadt Groß-Bieberau),<br />
der ansonsten als „Saubermann der<br />
Nation“ <strong>und</strong> als „Moralprediger“ gilt –<br />
zumindest nach dem zu beurteilen, was er<br />
öffentlich proklamiert – ein neues Baugebiet<br />
namens „Ober-Ramstädter Weg“<br />
vorprüfen, das am 2.11.90 beschlußreif<br />
war. Klar, daß bei einer so hohen <strong>CDU</strong>-<br />
Mehrheit das Baugebiet auf der Ackerscholle<br />
der Tante Brauer des Parteifre<strong>und</strong>es<br />
<strong>und</strong> Stadtverord<strong>net</strong>en Fritz Albrecht<br />
liegen mußte; auch klar, daß der Kaufpreis,<br />
zwischen vier bis sechs Mark für<br />
den Quadratmeter angesiedelt, plötzlich<br />
auf 50 Mark angestiegen war, <strong>und</strong> auch<br />
klar, daß Bedenken von Landschafts- <strong>und</strong><br />
Naturschützern übergangen wurden.<br />
Käufer war die Gemeinde, um Spekulation<br />
zu verhindern, wie das Verfahren<br />
öffentlich begründet wurde.<br />
Daß die Parteifre<strong>und</strong>e alle daran verdienen<br />
wollten, zeigt der weitere Fortgang.<br />
Solche Zusammenhänge sind banal, alltäglich,<br />
demokratisch üblich <strong>und</strong> einträglich,<br />
aber sie sind auch <strong>Filz</strong>-tauglich.<br />
Rechts das Haus von „General“<br />
Seubert <strong>und</strong> links der<br />
Plan des Baugebietes „Ober -<br />
Ramstädter Weg“. Deutlich<br />
ist darauf der Grünzug eingetragen,<br />
dunkel mit Kugelbäumen<br />
versehen. Die hellere<br />
Schraffur (siehe Pfeil) markiert<br />
das Gr<strong>und</strong>stück, das sich<br />
der Bürgermeister selbst als<br />
Residenz erwählt hat.<br />
Beim Dachdecken des Bürgermeisterhauses<br />
haben städtische<br />
Bedienstete wohl aus<br />
lauter Dankbarkeit geholfen<br />
– Rechnungen dafür liegen in<br />
der Stadtverwaltung jedenfalls<br />
keine vor. (Foto: as)<br />
Während Seubert noch am 6.6.90 die<br />
Bauplatzanwärter unter Hinweis auf die<br />
„Vergaberichtlinien“ anschreiben ließ,<br />
verfolgte er längst einen besseren Plan,<br />
wie er das Filetstück des neuen Baugebietes,<br />
einen der schönsten Plätze der<br />
Gemeinde mit Blick über die Landschaft,<br />
seinem Familienbesitz einverleiben<br />
könnte.<br />
Das Filetstück für den General<br />
Der Bebauungsplan von 1990 sah mitten<br />
im Baugebiet auf der Bergkuppe einen<br />
Grünzug vor. Das paßte Seubert nicht,<br />
denn dies hielt er berechtigt für den<br />
schönsten Platz <strong>und</strong> eines Generals für<br />
würdig. In zahlreichen formal penibel<br />
eingehaltenen <strong>und</strong> schriftlich belegten<br />
Behördenabläufen gelang es Seubert, ein<br />
zusätzliches Baugr<strong>und</strong>stück (Flur 407/1)<br />
im Grünzug auf der Bergkuppe ausweisen<br />
zu lassen, das er nach mehreren<br />
Änderungen des Planes schließlich im<br />
April 1992 selbst erwarb – für den<br />
erstaunlich niedrigen Preis von ca. 150<br />
Mark pro Quadratmeter.<br />
Der Preis wird jedoch in der Öffentlichkeit<br />
für „sicher“ gehalten – so die<br />
Gerüchte stimmen, ist der Bürgermeister<br />
billigst an das Gelände gekommen. Von<br />
600 bis zu 2.000 Mark liegen die Quadratmeterpreise<br />
in der Umgebung Darmstadts<br />
<strong>und</strong> gerade das traumhaft gelegene<br />
Gr<strong>und</strong>stück Seuberts müßte die obere<br />
Preisgrenze erreichen. Das Haus (siehe<br />
Foto) liegt im ehemals geplanten Grünzug,<br />
der heute nur noch als schmaler<br />
Streifen gerade ausreichend ist, um mit<br />
einer Reihe von Bäumen zum Nachbargr<strong>und</strong>stück<br />
abzugrenzen. Doch auch diese<br />
vorteilhafte Planung paßte ihm noch<br />
nicht <strong>und</strong> wieder änderte sich der Plan<br />
<strong>und</strong> sein Gr<strong>und</strong>stück wuchs in Länge <strong>und</strong><br />
Breite.<br />
Bauplätze für Parteifre<strong>und</strong>e<br />
Zwischenzeitlich versorgte er, wie sich<br />
das für ein Stadtoberhaupt gehört, 16 von<br />
ca. 34 seiner Parteifre<strong>und</strong>Innen mit Bauplätzen<br />
– wer will da nicht gern in trautem<br />
Fre<strong>und</strong>eskreise leben? Auf Anfragen<br />
nach der Vormerkliste der Anwärter für<br />
den Kauf gemeindeeigener Gr<strong>und</strong>stücke<br />
betrieb Seubert ein kleines Verwirrspiel:<br />
Mal waren es 200 BewerberInnen, mal<br />
100, ein anderes Mal 50, lediglich dem<br />
Stadtverord<strong>net</strong>en Heinrich Schmitt<br />
(SPD) gewährte er genauere Auskunft –<br />
allerdings erst im Nachhinein. Aus ihr<br />
ging hervor, daß seine Parteifre<strong>und</strong>e Rudi<br />
Lorenz (Magistratsmitglied), Heribert<br />
Lorenz (Stadtverord<strong>net</strong>er) <strong>und</strong> Werner<br />
Mattusch (ebenfalls Stadtverord<strong>net</strong>er)<br />
unter Verstoß gegen die Vergabe-Richtlinien<br />
ihre minderjährigen Kinder als<br />
Gr<strong>und</strong>stücks-KäuferInnen eingesetzt hatten.<br />
Das ist im Dorf so üblich, wenn jemand<br />
bereits schon ein Gr<strong>und</strong>stück von der<br />
Gemeinde erworben hat. Es machte den<br />
Christdemokraten auch nichts, daß die<br />
Satzung den Verkauf an unter 18jährige<br />
nicht zuläßt. Die im Parlament sitzenden<br />
Väter beteiligten sich an allen Abstimmungen,<br />
auch, wenn es um ihre „Familienangelegenheiten“<br />
ging. Der Fraktionsvorsitzende<br />
der SPD, Bernd Führer,<br />
bestätigt die „Geheimniskrämerei um die<br />
Listen“ gern, auch wenn er einen „vorsichtigen<br />
Umgang damit für erforderlich<br />
hält“.<br />
Abstimmungen in eigener Sache<br />
Abgesehen von Landschaftsbild <strong>und</strong><br />
Naturschutz, die auf der Strecke blieben,<br />
wären auch diese Vorgänge ganz alltäglich-übliche<br />
Politiker-Praxis. Doch wer<br />
so sicher im Parteisattel sitzt <strong>und</strong> in der<br />
Öffentlichkeit steht, geht noch weiter. So<br />
auch unser General. Obwohl dem des<br />
Gesetzes erfahrenen Mann bekannt sein<br />
mußte, daß er bei Entscheidungen dann<br />
nicht im Parlament anwesend sein darf,<br />
wenn über seine privaten Belange abgestimmt<br />
wird, war dies selbstverständlich.<br />
Seubert trug gar noch seine eigenen<br />
Wünsche für Änderungen des Bebauungsplanes<br />
vor. Daß seine ebenfalls<br />
begünstigten Parteifre<strong>und</strong>e die Abstimmungen<br />
nicht verließen, störte ihn nicht,<br />
ebensowenig seinen christdemokratischen<br />
Stadtverord<strong>net</strong>envorsteher Anton<br />
Weiher – bei Entscheidungen in eigener<br />
Angelegenheit zu stimmen, sichert die<br />
Mehrheiten, <strong>und</strong> außerdem könnten ja<br />
andere Stadtverord<strong>net</strong>e auf die Idee kommen,<br />
daß irgendetwas nicht koscher ist.<br />
Seuberts B<strong>und</strong>eswehr-Moral<br />
Städtische Bedienstete gehen ihrem<br />
General auch gern privat zur Hand: Ob es<br />
Aufräum- oder Gartenarbeiten sind, solch<br />
kleiner Dienste kann sich der Bürgermeister<br />
nicht „erwehren“, wie er lachend<br />
öffentlich erklärte. Dagegen wäre nichts<br />
einzuwenden, wenn die Gemeinde ihre<br />
Bediensteten gegen Entgelt auch für Privatleute<br />
arbeiten ließe, doch der Stadtverwaltung<br />
ist nichts bekannt von Rechnungen,<br />
die vom Stadtoberhaupt beglichen<br />
worden wären. Da schlägt die B<strong>und</strong>eswehr-Moral<br />
des Bürgermeisters durch:<br />
Dort ist Schütze Arsch extra für die<br />
Bedienung seiner hohen Befehlsgewaltigen<br />
abgestellt (O-Ton B<strong>und</strong>eswehr). Ob<br />
Seubert seine Offizierserfahrungen mit<br />
demokratischer Bürgermeistertätigkeit<br />
verwechselt?<br />
Die Liberalen schweigen lieber zu alledem,<br />
denn ihr Bauunternehmer Walter<br />
Liebig kassiert die öffentlichen Aufträge<br />
ein, freigestellt von lästiger Konkurrenz,<br />
da Seubert von Ausschreibungen wenig<br />
hält. Zudem ist der Bauunternehmer<br />
bestens informiert über die städtischen<br />
Planungen, denn er sitzt mit im „Planungsbeirat<br />
zur Dorferneuerung“ ebenso,<br />
wie der planende Architekt Bukatsch, ein<br />
Busenfre<strong>und</strong> des Generals, der ihm auch<br />
beim Bau seiner Residenz behilflich ist<br />
<strong>und</strong> als Planer auch der öffentlichen Bauten<br />
auftreten darf.<br />
Nach erfolgreichem Anfang…<br />
So setzten sich SPD <strong>und</strong> Grüne zusammen<br />
<strong>und</strong> beratschlagten, was zu tun sei,<br />
denn die Vorgänge sind mit den Deals am<br />
Ober-Ramstädter Weg keinesfalls am<br />
Höhepunkt, sondern erst am Anfang. Das<br />
christdemokratische Familien-Duo Albrecht/Brauer<br />
verkaufte der Gemeinde<br />
nicht nur Äcker für der Politiker Einfamilienhaus-Idyllen,<br />
sondern sackt derzeit in<br />
einem Gewerbegebiet (Schaubacher<br />
Berg) kräftig ein, wird gar zu Millionären<br />
im nächsten Wohnbaugebiet am Falltor.<br />
Zufall oder <strong>Filz</strong>? Groß-Bieberau liegt in<br />
einem Landschaftsschutzgebiet, <strong>und</strong><br />
andere Baugebiete soll es nicht mehr<br />
geben.<br />
<strong>CDU</strong>-Parteifre<strong>und</strong> Daab durfte als Baugr<strong>und</strong>geber<br />
gegen harte Mark für einen<br />
Kindergarten Wohltäter spielen <strong>und</strong><br />
erzielte mit 120 Mark je Quadratmeter<br />
Preise, die treibend sind, obwohl Seubert<br />
verkündet hatte, der Spekulation Einhalt<br />
gebieten zu wollen. Dieser Preis rief alle<br />
Landwirte auf den Plan: Seitdem wollen<br />
sie gleich behandelt sein <strong>und</strong> ebensoviel<br />
Geld für ihre Ackerflächen haben.<br />
Bei so vielen Geschäften fällt es wahrlich<br />
schwer, neben der aufwendigen Organisation<br />
für die vielen offenen Hände <strong>und</strong><br />
Taschen der vielen Parteifre<strong>und</strong>Innen<br />
auch noch einen klaren Kopf für anderes<br />
zu behalten. Beispielsweise für gesetzliche<br />
Grenzen. So ist auch der Blick für die<br />
Notwendigkeit, gegen offene rechte<br />
Gewalt anzutreten – um wenigstens den<br />
Anschein zu wahren – verschleiert von<br />
den unendlich profitablen Buchhaltereien<br />
<strong>und</strong> Rechenspielen. Das Dorf wird<br />
beherrscht von 36 christdemokratischen<br />
Parteimitgliedern. Die 100 Sozialdemokraten<br />
hatten ihren Wahlkampf vernachlässigt,<br />
<strong>und</strong> es geht um, daß auch Sozialdemokraten<br />
Seubert gewählt hätten, weil<br />
sie keinen eigenen Kanidaten zu stellen<br />
vermochten – eine Wiederwahl steht erst<br />
in zwei Jahren an.<br />
Michael Grimm<br />
Ausgabe 62 28.1.1994 · Seite 2<br />
Das Bauschild weist Bürgermeister Seubert<br />
als Bauherren aus. (Foto: as)<br />
☛ Fortsetzung von Seite 1<br />
… Fre<strong>und</strong>bilder<br />
8.11.1993 Sehr geehrter Herr Daum,<br />
in der o.a. Angelegenheit, die nunmehr<br />
über ein halbes Jahr bei Ihrer Behörde zur<br />
Bearbeitung vorliegt, war mir am 21.6.<br />
mitgeteilt worden, es werde eine Stellungnahme<br />
des Magistrats der Stadt Darmstadt<br />
eingeholt. Soweit der Magistrat die Angelegenheit<br />
aussitzen will, könnten Zwischenberichte<br />
Ihrer Behörde zumindest<br />
anzeigen, daß keine Untätigkeit vorliegt.<br />
Die Bearbeitung nimmt erstaunlich viel<br />
Zeit in Anspruch <strong>und</strong> ist sicher nicht geeig<strong>net</strong>,<br />
das Vertrauen der Öffentlichkeit in<br />
Politik <strong>und</strong> Behörden zu stärken. Gerade<br />
von aufsichtführenden Behörden sollte eine<br />
besonders korrekte <strong>und</strong> zeitnahe Bearbeitung<br />
erwartet werden können.<br />
26.11.93 Sehr geehrter Herr Grimm,<br />
es waren keine Verstöße gegen § 25 HGO<br />
festzustellen.<br />
4.12.1993 Sehr geehrter Herr Daum,<br />
Dank für Ihre Auskunft vom 26.11.93.<br />
Nunmehr erbitte ich von Ihnen Auskunft<br />
darüber, welche Sitzungslisten, welcher<br />
städtischen Gremien von welchen Tagen<br />
vorgelegt wurden <strong>und</strong> bitte um Einsicht.<br />
7.12.1993 Sehr geehrter Herr Grimm,<br />
auf Ihr o.a. Schreiben darf ich Ihnen versichern,<br />
daß die mir von der Stadt Darmstadt<br />
vorgelegten Unterlagen für die von mir zu<br />
treffende Entscheidung eine ausreichende<br />
Gr<strong>und</strong>lage darstellten. Ein Akteneinsichtsrecht<br />
nach § 29 VwVfG steht Ihnen nicht<br />
zu, da sie nicht Beteiligter i.S.d. § 13<br />
VwVfG sind.<br />
Ergo:<br />
Betreff § 29 Verwaltungsverfahrensgesetz:<br />
„Die Behörde ist zur Gestattung des<br />
Akteneinsichtsrechts nicht verpflichtet,<br />
soweit …sie wegen der berechtigten Interessen<br />
der Beteiligten oder dritter Personen<br />
geheimgehalten werden müssen.“ Nach<br />
Meinung der Kommunalaufsicht ist demnach<br />
Vorteilnahme aus Steuermitteln, ein<br />
„berechtigtes Interesse“ der Politiker <strong>und</strong><br />
von der Kommunalaufsicht zu schützen.<br />
Betreff § 13: Der Herausgeber will auf keinen<br />
Fall Beteiligter an solchen Immobiliengeschäften<br />
zu Lasten der Steuerzahler<br />
werden (eine Zeitung am Ort im <strong>Filz</strong><br />
reicht), selbst wenn er dadurch an die<br />
Informationen käme.<br />
Neugierig geworden, leiten wir den Vorgang<br />
an den Innenminister Herbert<br />
Günther (SPD) weiter. Ob sein Ministerium<br />
vor <strong>Filz</strong> sicher ist? Ob auch die Wiesbadener<br />
wieder ein dreiviertel Jahr für eine<br />
Antwort benötigen? Vorbestellungen für<br />
die Ausgabe 75 im Oktober nimmt die ZD<br />
ab sofort entgegen. Der Herausgeber