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zur Region Gjakovё/Djakovica und grenzt an das Gebirgsdreieck – Albanien, Kosovo und Montenegro.<br />
Die Finanzierung erfolgte durch die Stiftung „Children for Tomorrow“ (CFT).<br />
3. Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen an die CFT-Stiftung<br />
Im Folgenden werden die Interviews bezüglich ihrer wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst und<br />
aus der Gesamtbetrachtung aller – auch darüber hinaus gehenden Informationen – Handlungsempfehlungen<br />
für die CFT-Stiftung abgeleitet. Mit allen 18 Teilnehmern wurde ein Vorinterview von<br />
etwa 40 Minuten sowie ein Nachinterview von ebenfalls etwa 40 Minuten durchgeführt. Es wurden<br />
konzentriert verhaltensorientierte Fragen zum Alltag der Teilnehmer gestellt sowie zu ihren Familienverhältnissen<br />
und Erfahrungen bei Begegnungen mit anderen Ethnien nach dem Krieg im Kosovo.<br />
Bei der Auswertung handelt es sich lediglich um eine kurzfristige Wirkungsanalyse. Wichtig<br />
wäre es, die Wirkung des Projektes auch mittelfristig und langfristig mit Hilfe von Teilnehmerinterviews<br />
zu dokumentieren und auszuwerten.<br />
3.1 Zusammenfassung und Diskussion der Interviews<br />
An interethnische Erfahrungen vor dem Krieg konnten sich die meisten Teilnehmer kaum erinnern.<br />
Multiethnische Erfahrungen in Bezug auf Konflikt- oder Gewalterfahrungen wurden von den Teilnehmern<br />
nicht geäußert, was die heutige räumlich-ethnische Trennung im Alltag widerspiegelt.<br />
Dagegen wurden Konflikte innerhalb der Volksgruppe im Alltag von einzelnen genannt, wie zum<br />
Beispiel innerethnische Konflikte in der Schule; auch wurde der Generationenkonflikt innerhalb<br />
der Familie immer wieder angeführt.<br />
Die größten Jugendprobleme, wie Arbeitslosigkeit oder Drogen, standen nicht im unmittelbaren<br />
Kontext zum Camp, Konflikte mit Personen aus einer anderen Ethnie wurden von keinem Teilnehmer<br />
als Problem genannt. Von einzelnen Teilnehmern wurde das Bedürfnis geäußert, sich in<br />
einem Jugendcamp über Jugendprobleme intensiver austauschen zu wollen. Die Auseinandersetzung<br />
mit den gemeinsamen, aber auch mit spezifischen Jugendproblemen der verschiedenen<br />
Ethnien unterstützte einen Prozess der Empathie innerhalb der Gruppe und besonders für die verschiedenen<br />
Minderheiten mit spezifischen Problemen wie dem Fehlen von Bewegungsfreiheit für<br />
Enklavenbewohner.<br />
Insgesamt äußerten die Teilnehmer eine offene Haltung gegenüber einem zukünftigen Zusammenleben<br />
zwischen den verschiedenen Ethnien im Kosovo. Oft wurde der Zeitfaktor von den Teilnehmern<br />
genannt, „es braucht Zeit“. 16 Das weist auf einen Verdrängungsprozess von Erlebtem hin,<br />
was den Mangel an Aufarbeitung von Vergangenheit und speziell das Problem der Jugendförderung<br />
im Kosovo widerspiegelt, aber auch eine mangelnde Bereitschaft, sich mit den anderen<br />
Ethnien zu versöhnen.<br />
Schwierig blieb es für die Teilnehmer, Bedingungen zu nennen, wie ein zukünftiges Zusammenleben<br />
gestaltet werden und wie eine positive Meinungsänderung gegenüber den verschiedenen<br />
Ethnien entstehen könne. Nach dem Camp wurden konkretere Beispiele auf Grund der Camperfahrung<br />
genannt, wie zum Beispiel, dass sich besonders junge Menschen in Form von organisierten<br />
Aktivitäten, Camps, Trainings und Besuchen mehr austauschen und treffen müssen. Einerseits<br />
wurden mehr Begegnungen – aufgrund der positiven Erfahrungen während Camps – gewünscht,<br />
was für viele eine Einstellungsänderung bedeutete, andererseits bestanden Ängste und Bedenken<br />
den kollektiven Graben zu überwinden.<br />
Zu Hause und im Umfeld wurde den Interviewten zu Folge wenig über Kriegserlebnisse gesprochen.<br />
Typische Äußerungen waren: „Man hat Angst darüber zu sprechen“ und „[a]ußerdem ist es<br />
eine Sache der Ehre“. 17 Von den Teilnehmern wird somit vermutet, dass Traumatisierungen einem<br />
Versöhnungsprozess im Wege stehen. Auffällig bleibt hier, dass die Jugendlichen, die Verluste und<br />
16 Ebenda.<br />
17 Ebenda.<br />
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