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Mobilität Jugendliche nur innerhalb ihrer Kommune dachten, auch wenn, wie im Fall zwischen<br />

Gjakovё/Djakovica und Rahovec/Orahovac nur 18 km liegen. Die Jugendlichen kannten nur wenig<br />

vom Kosovo, da sich ihre Heimat für sie nur auf einen sehr kleinen Umkreis innerhalb des Ortes, in<br />

dem sie leben, bezog.<br />

Eine besondere Rolle spielte neben den ethnischen Unterschieden die Gruppe von albanischen<br />

Rückkehrern. Diese fühlte sich selbst oft in der eigenen Heimat nicht verstanden bzw. unsicher,<br />

obwohl sie ein besonderes Potenzial mitbrachte, wie zum Beispiel die Erfahrung, in multikulturellen<br />

Gesellschaften wie in Westeuropa gelebt zu haben. Selber fühlten sich die Rückkehrer<br />

aber in ihrer eigentlichen Heimat fremd. Auffällig war auch, dass Jugendliche mit mehrjährigen<br />

Auslandserfahrungen in einem westlichen Schulsystem mit Informationen und Wissen anders umgingen.<br />

Insgesamt gab es bei den Teilnehmern kaum Wissen zum Krieg bzw. zum Konflikt und zur politischen<br />

Situation im Kosovo, worin sich die veralteten Schulmethoden widerspiegeln. Der Geschichtsunterricht<br />

an sich stellt ein Politikum dar. Hierbei prallten die drei entscheidenden und<br />

beeinflussenden Schulsysteme aus der Vergangenheit und Gegenwart, das jugoslawische Schulsystem,<br />

dass kosovo-albanische Schulsystem im sogenannten Untergrund und das sich in Reform befindliche<br />

Schulsystem unter der gegenwärtigen UN-Verwaltung, aufeinander. Oft wurde bei Wissensfragen<br />

mit „ich weiß nicht“ geantwortet oder „ich habe gehört (…)“; womit Personen aus dem<br />

Umkreis gemeint sind. Be-griffe wie Menschenrechte und Gerechtigkeit werden abstrakt beschrieben<br />

und können nicht in Bezug mit dem Alltag gesetzt werden, obwohl sie während der lokalen<br />

Trainings immer wieder Thema waren.<br />

Deutlich wurde die Einstellungsänderung der albanischen Jugendlichen aus Gjakovё/Djakovica,<br />

aber auch vereinzelt bei Jugendlichen aus den anderen Regionen bezüglich ihres Verständnisses<br />

von Demokratie in Bezug auf Mehrheits- und Minderheitsmeinung. Alle 18 teilnehmenden Jugendlichen<br />

betonten nach dem Camp die Wichtigkeit, die Minderheitsmeinung in einer demokratischen<br />

Gesellschaft mit einzubeziehen.<br />

Alle Teilnehmer äußerten nach dem Camp das Bedürfnis, andere Personen in ihrem Umfeld mit<br />

ihrer positiven Camperfahrung motivieren zu wollen. Hierbei bleibt mittelfristig zu überprüfen, wie<br />

die Reaktionen besonders im Elternhaus, aber auch in der Schule und im Freundeskreis auf ihre<br />

positive Mitteilung von dem persönlich Erlebten waren.<br />

3.2 Handlungsempfehlungen<br />

Mit dem Pilotprojekt „Jugendliche bauen Brücken“ wurde der Grundstein für die Versöhnungsarbeit<br />

der CFT-Stiftung im Projekt Trauma und Versöhnung in Gjakovё/Djakovica gelegt. Anhand<br />

des Ergebnisses der Auswertung und der Rückmeldung der Beteiligten kann zum jetzigen Zeitpunkt<br />

des Projektes von einem Erfolg gesprochen werden. Wichtig für das positive Ergebnis war<br />

die prozessorientierte Umsetzung des Konzeptes und somit die ständige Rückkopplung der Zielsetzung<br />

mit den Erfahrungen der Experten und der Kooperationspartner vor Ort:<br />

„Beim Einsatz verschiedener Trainingsverfahren sind eine Reihe von Bedingungen zu beachten, die ebenfalls kulturspezifischen<br />

Einflüssen unterliegen. Nicht nur die Festlegung der Trainingsinhalte, sondern auch die Trainingsplanung<br />

und die Trainingsorganisation bedürfen qualifizierter interkultureller Kenntnisse (…).“ 19<br />

Aufbauend auf dem Pilotprojekt empfiehlt es sich, inhaltlich weiterhin die Kombination der drei<br />

genannten Ebenen im Trainingsverfahren für zukünftige Camps anzuwenden. Dabei sollten mit<br />

Auswahl der konkreten Ansätze sowohl die individuelle und gruppendynamische als auch die kognitive<br />

und emotionale Ebene berührt werden. Die Gruppenarbeit sollte sowohl in theoretischer als<br />

auch in praktischer Hinsicht pädagogisch orientiert sein. Darüber hinaus sollte das experimentelle<br />

Lernen beim Training im Vordergrund stehen:<br />

19<br />

Alexander Thomas (Hrsg.), in: „Kulturvergleichende Psychologie“, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Göttingen<br />

2003, S. 473.<br />

15

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