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Dascha Kuhn<br />
Vorsichtige Schritte einer Versöhnung im Kosovo - die deutsche Stiftung<br />
„Children For Tomorrow“ (CFT), die lokale NGO in Gjakovё/ Djakovica und<br />
das erste multiethnische Begegnungscamp „Jugendliche bauen Brücken“.<br />
Auswertung und Empfehlungen<br />
1. Einleitung<br />
Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht das multiethnische Begegnungscamp „Jugendliche bauen Brücken“,<br />
das vom 30. April bis zum 7. Mai 2006 im südwestlich gelegenen Rugovagebirge im Kosovo<br />
unter der Leitung der CFT-Stiftung stattfand. Diese Arbeit ist eine Projektanalyse, die anhand<br />
von Interviews eine eventuelle Einstellungsänderung der Teilnehmer 1 bezüglich der jeweils anderen,<br />
partizipierenden Ethnie untersucht.<br />
1.1 Zur Ausgangssituation: „Multiethnizität“ und Jugend im Kosovo<br />
Kinder und Jugendliche sind in der Nachkriegszeit die „neutralste“ Gruppe. Sie sind die heranwachsende,<br />
folgende Generation und bilden ein Potenzial für den zu gestaltenden Zukunftsprozess;<br />
sie sind somit Hoffnungsträger für Versöhnung und Verantwortung. 2 52 Prozent der Bevölkerung<br />
im Kosovo sind jünger als 25 Jahre. Deshalb wird oft von der jüngsten Bevölkerung Europas gesprochen.<br />
3<br />
Seit den Unruhen im Kosovo im Frühjahr 2004 wurde von internationaler Seite besonders die Förderung<br />
von Kindern und Jugendlichen propagiert. Eines der Hauptkriterien für die finanzielle Förderung<br />
von internationalen, aber auch lokalen 4 Projekten bildet die Beteiligung besonders albanischer<br />
und serbischer Jugendliche aber auch anderer Ethnien an einem Projekt oder Programm mit<br />
dem langfristigen Ziel, den Versöhnungsprozess zu forcieren. Es finden regelmäßig Projekte insbesondere<br />
in Form von Camps und Trainings - sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kosovo statt,<br />
an denen Jugendliche aller ethnischen Gruppen teilnehmen. Internationale Organisationen motivieren<br />
mit finanzieller Unterstützung diese multiethnischen Projekte. Für lokale Organisationen ist das<br />
ein Anreiz, aber auch eine Herausforderung bezüglich der Durchführung und Planung von derartigen<br />
Aktivitäten.<br />
1.2 Fragestellung und Ziele der Arbeit<br />
Ziel der Arbeit ist es, zu überprüfen und zu diskutieren, welche Einstellungsänderungen gegenüber<br />
den anderen Ethnien wie Albanern, Serben, Roma und Ägyptern das erste multiethnische Jugendcamp<br />
der CFT-Stiftung bei den Teilnehmern hervorruft. Es soll untersucht werden, inwieweit Variablen<br />
wie der persönliche Hintergrund, die Heimatregion, die Kontakthäufigkeit zu anderen<br />
Ethnien, die Erfahrungen mit anderen ethnischen Gruppen sowie Kriegserlebnisse Einfluss auf die<br />
Einstellungsänderungen haben. Außerdem soll analysiert werden, welche Bedingungen gegeben<br />
sein müssen, um erfolgreich ein multiethnisches Camp als einen ersten Versöhnungsschritt in der<br />
multiethnischen Jugendarbeit im Rahmen der CFT-Stiftung im Kosovo organisieren zu können.<br />
Die Arbeit soll als Empfehlung für die weitere Arbeit im Bereich von Begegnungsvorhaben mit<br />
ethnisch gemischten Kinder- und Jugendgruppen für das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />
und die CFT-Stiftung sowie für die lokale CFT-NGO dienen. Darüber hinaus kann die Arbeit als<br />
Handreichung für ähnliche Basis-Projekte genutzt werden.<br />
1<br />
Mit Teilnehmer sind gleichermaßen auch Teilnehmerinnen gemeint. Auf Grund der Schriftform wird auf die weibliche<br />
Bezeichnung verzichtet.<br />
2<br />
Vgl. Martina Fischer/Julie Tumler, „Friedensförderung in Bosnien-Herzegowina – Ansätze der Jugend-, Bildungsund<br />
Kulturarbeit, in: Berghof Forschungszentrum für konstruktive Konfliktbearbeitung (Hg.), Berlin 2000, S. 48.<br />
3<br />
Vgl. „Youth in Kosovo“ (Report), in: UNICEF, Juni 2005, S. 10.<br />
4<br />
„Lokal” ist gleichzusetzen mit einheimisch. In der internationalen Projektarbeit ist der Begriff in dieser Form etabliert.<br />
7