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gehen, dass diese Tendenz weiter anhalten wird und jährlich rund 1000 Aschkali und Kosovo-<br />

Ägypter in das Kosovo abgeschoben werden. 18<br />

3. Anwendung des Assimilationsansatzes von Esser<br />

Hartmut Esser versteht Assimilation als Angleichung an einen ‚institutionellen und kulturellen<br />

Kern, den eine jede nationalstaatlich definierte Aufnahmegesellschaft besitzt. Dieser wirke auf die<br />

Migranten trotz aller Differenzen und Distanzen als eine Art unwiderstehliche zentripetale Kraft<br />

und zwinge sie, letztlich über Generationen hinweg, auf den Weg der Aufnahme dieses Kerns (vgl.<br />

Esser 2004: 44).<br />

Esser unterscheidet vier Dimensionen einer individuellen Assimilation:<br />

- Die kulturelle Assimilation bezieht sich vor allem auf den Spracherwerb der Aufnahmegesellschaft.<br />

- Strukturelle Assimilation ist hauptsächlich der Erwerb von Bildungsqualifikationen und<br />

die Platzierung auf dem Arbeitsmarkt.<br />

- Unter sozialer Assimilation versteht Esser die Existenz von Kontakten zur einheimischen<br />

Bevölkerung.<br />

- Emotionale Assimilation bedeutet eine mehr oder weniger ‚milde’ Identifikation mit den<br />

Verhältnissen im Aufnahmeland. Individuelle Assimilation insgesamt wird als „Angleichung<br />

der sozialen Positionierung, der Eigenschaften und Verhaltensweisen an einen bestimmten<br />

Standard“ (Esser 2004: 46) verstanden.<br />

Die Auswertung der Interviews ergab zunächst einmal, dass alle Dimensionen der Assimilation für<br />

die interviewten Jugendlichen in Deutschland zutrafen.<br />

Alle Interviewten sprachen ein flüssiges, nur mit minimalen grammatikalischen Fehlern behaftetes<br />

Deutsch. In der Mehrzahl sprachen die Jugendlichen einen regionalen, vor allem schwäbischen<br />

Akzent. 19 Ebenfalls ohne Ausnahme gaben alle Jugendlichen an, dass sie besser Deutsch als Albanisch<br />

sprechen. Albanisch schreiben konnte niemand. Nach Esser wäre damit die kulturelle Assimilation<br />

der Jugendlichen gegeben.<br />

Die strukturelle Assimilation wurde ebenfalls für die befragten Jugendlichen nachgewiesen. Alle<br />

Jugendlichen gingen in Deutschland in die Schule, wobei neun von 14 Interviewten zum Zeitpunkt<br />

ihrer Abschiebung Schüler/innen waren. Die Mehrzahl der Interviewten (10 von 14) besuchte die<br />

Hauptschule, zwei die Realschule und eine Interviewte das Gymnasium. 20 Fünf Personen hatten die<br />

Schule bereits beendet, von denen sich drei in Deutschland in einer Ausbildung (als Krankenschwester,<br />

Automechaniker und Friseurin) befanden und zwei erwerbstätig waren (Getränkelagerarbeiter<br />

und Kinokartenverkäufer). Auch wenn die strukturelle Assimilation vorrangig in ‚unteren’<br />

sozialen Schichten stattfand, so waren sie dennoch alle im Bildungssystem bzw. in den Arbeitsmarkt<br />

integriert, was auch mit verstärkten Kontakten zur einheimischen Bevölkerung einherging.<br />

Hinsichtlich der sozialen Assimilation wurden die Jugendlichen befragt, mit wem sie den größten<br />

Teil ihrer Freizeit verbrachten und wer ihre beste Freundin bzw. ihr bester Freund in Deutschland<br />

war. Acht von 14 gaben an, dass sie in Deutschland den überwiegenden Teil ihrer Freizeit mit deutschen<br />

Freunden verbrachten, vier zu gleichen Teilen mit deutschen und ausländischen Freunden<br />

und zwei vor allem mit der Familie. 21 Es war auffällig bei der Befragung, dass die Mehrzahl der<br />

Jugendlichen nicht isoliert in Ausländerwohnheimen in Deutschland wohnte. Oft lebten sie in klei-<br />

18 Wenn allerdings das Kosovo seine Unabhängigkeit erhält, ist anzunehmen, dass die Abschiebung in einem wesentlich<br />

schnelleren Tempo vorangetrieben wird. Der Druck von Seiten Deutschlands, die Abschiebungen zu akzeptieren,<br />

werde nach Lüthke zunehmend stärker. Es könne kaum erwartet werden, dass zukünftige kosovarische Institutionen<br />

dem in gleicher Form standhalten könnten wie jetzige Vertreter der Internationalen Gemeinschaft (Interview<br />

mit Lüthke: 29.04.2006 und David Halley, Returns Cordinator in Pec/Peja: 02.05.2006)<br />

19 Meist sprachen die Geschwister untereinander Deutsch und mit den Eltern einen Mischung aus beiden Sprachen.<br />

20 Damit wäre die Mehrzahl von einer weiterführenden Bildung ausgeschlossen gewesen und es ist anzunehmen, dass<br />

sie sich nach Beendigung der Schule in ‚untere’ soziale Schichten eingegliedert hätten.<br />

21 Einer der Befragten ist mit einer Deutschen verlobt.<br />

22

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