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Redaktion: Anna Burghardt, Fotos: Mörwald GmbH, beigestellt<br />
Ich gehe ins Kloster, bis Mörwald nach Wien kommt.<br />
Gerade erst wurden die allerletzten<br />
Bäume „dechristmassed“, wie es angeblich<br />
jetzt heißt, und schon ist Toni Mörwald<br />
wieder auf Herbergsuche. Der Pachtvertrag<br />
mit dem Kloster Und läuft aus, Mörwald<br />
sucht für Küchenchef Roland Huber und<br />
sein Team eine neue Bleibe. Man kann nur<br />
hoffen, dass es Huber jetzt nicht wie seinen<br />
Vorgänger Leonard Cernko ins Ausland<br />
zieht. Denn er kocht großartig. Das Serviceteam<br />
scheint indes grob verunsichert. Eine<br />
Kellnerin kommentiert Fragen nach dem<br />
Pachtvertrag mit starrem Lächeln und wiederholt<br />
mehrmals in exakt derselben Wortwahl,<br />
was ihr offenbar als Standardantwort<br />
auf etwaige Fragen eingetrichtert worden<br />
ist: „Das Unternehmen Mör-<br />
wald ist groß genug für alle.<br />
Alle werden einen Platz finden.“<br />
Schon die Amuse-Gueules<br />
zeigen: keine Spur von Krise<br />
bei Roland Huber. Wuchtige Aromen, mit<br />
der notwendigen Säure exakt balanciert,<br />
diese Kunstfertigkeit zieht sich durch alle<br />
Gänge. Die gedämpften Puntarelle (ein<br />
Blattgemüse mit spargelähnlichen Spitzen<br />
im Inneren) mit Nussbutter und Kohlrabi<br />
sind einer der schönsten vegetarischen<br />
Gänge seit Langem. Bei der Gänseleber hin-<br />
Die Testerinnen<br />
Anna Burghardt, Petra Percher, Almuth Spiegler<br />
NACHSCHLAG: Waghalsig,<br />
aber nicht halsbrecherisch<br />
nennt die Tischgenossin den<br />
Kochstil Roland Hubers.<br />
Info<br />
gegen zeigt Huber Mut zur Hässlichkeit:<br />
Gebratene Leber wird neben zweierlei<br />
Topinambur und einem leicht gegarten,<br />
noch flüssigen Dotter serviert. Dann richtet<br />
die Kellnerin aus, dass der Küchenchef<br />
der Meinung sei, so könne man das aber<br />
doch nicht essen, und in Nullkommanix<br />
hat sie alles auf dem Teller zerschnitten<br />
und vermengt. „Sieht aus wie Labskaus“,<br />
tönt die Tischgenossin. Oder wie Hundefutter.<br />
Eingraben möchte man sich darin.<br />
Solche beherzten chirurgischen Eingriffe<br />
hätten viele Teller in anderen Lokalen<br />
nötig, auf denen zig Minieinzelteile gern<br />
eine Kontaktanzeige aufgeben würden,<br />
weil sie nicht wissen, zu wem sie gehören.<br />
Seeforelle wird in Hühner-<br />
schmalz konfiert und in<br />
Schinkenfond serviert, dazu<br />
gibt’s – Überraschung! –<br />
knusprige Hühnerhautbrösel<br />
und mit Nussbutter gefüllte<br />
Schalotten: Gut, aber den Butterschaum<br />
gibt’s nun schon zum zweiten Mal. Spätestens<br />
nach dem Dessert aus Chicorée,<br />
Rosen, Grapefruit und Baiser möchte man<br />
Mörwald bitten, bei der Herbergsuche ein<br />
Stück gen Osten zu gehen: Da ist hinter den<br />
sieben Pröll’schen Bergen so eine Zwergenstadt,<br />
ich glaube, Wien heißt sie. s<br />
★ Kloster Und, Undstraße 6, 3504 Krems/Stein, 02732/710 90 0, Dienstag–Samstag 12–14, 18–22 Uhr<br />
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