frei.haus – Druckversion - Technische Universität Wien
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TU|<strong>frei</strong>.<strong>haus</strong> – <strong>Druckversion</strong> der Ausgabe Nr. 25 (Jänner 2013)<br />
Hajek Josef / <strong>Technische</strong>r Brandschutz<br />
Gebäude und Technik<br />
T: +43-1-58801-400603<br />
M: +43- 664-6213235<br />
josef.hajek@tuwien.ac.at<br />
Anekdota: Josef Popper-Lynkeus<br />
– ein "Vorausgänger"<br />
Zu den heute nur wenig bekannten ehemaligen<br />
Hörern des <strong>Wien</strong>er Polytechnischen Instituts<br />
gehört der Techniker, Schriftsteller und Sozialreformer<br />
Josef Popper, der sich später "Lynkeus"<br />
(Türmer) nannte.<br />
Juliane Mikoletzky (Universitätsarchiv)<br />
Vor 175 Jahren, am 21. Februar 1838, wurde der<br />
begabte Sohn eines jüdischen Kaufmanns in<br />
Kolin/Böhmen geboren. 1854 – 1857 studierte er am<br />
Polytechnikum in Prag, 1857 - 1859 am<br />
Polytechnischen Institut in <strong>Wien</strong>. Da er als Jude<br />
aufgrund des Konkordats von 1855 eine ihm<br />
angebotene Assistentenstelle nicht annehmen durfte,<br />
arbeitete er ab 1859 zunächst als Eisenbahn-Angestellter.<br />
1862 ging er nach <strong>Wien</strong>, wo er sich als Schriftsteller durchschlug, bis er 1865 eine<br />
Hauslehrer-Stelle erlangte. Zugleich hörte er an der Universität <strong>Wien</strong> naturwissenschaftliche<br />
und philosophische Vorlesungen. Aus dieser Zeit datiert seine Bekanntschaft mit dem<br />
Physiker und Philosophen Ernst Mach. Ende der 1860er Jahre gründete er mit seinem<br />
Bruder David eine Firma zur Verwertung seiner zahlreichen Erfindungen (u.a. ein<br />
Dampfkessel-Reiniger 1867, ein Oberflächenkondensator 1889 und ein Luftkühlapparat<br />
1891). Daneben publizierte er zahlreiche Abhandlungen zu Themen der Maschinen- und<br />
Elektrotechnik und der Flugtechnik. Bereits 1862 war im Almanach der Akademie der<br />
Wissenschaften seine Abhandlung "Über die Nutzung der Naturkräfte" erschienen, in der er<br />
erstmals die Idee der elektrischen Kraftübertragung entwickelte. Seine erfolgreichste<br />
Publikation waren die "Phantasien eines Realisten" (1899), in denen er die Freud‘sche<br />
Theorie der Traumzensur vorweg nahm.<br />
Seit Ende der 1870er Jahre wandte Popper sich verstärkt sozialreformerischen Fragen zu. In<br />
seinem Werk über die "Allgemeine Nährpflicht" (1912) forderte er ein staatliches<br />
Grundeinkommen, gekoppelt an eine allgemeine Sozialdienstpflicht. Er plädierte gegen die<br />
Wehrpflicht und für eine Strafrechtsreform, wandte sich gegen die antisemitischen<br />
Strömungen seiner Zeit und vertrat er die Idee eines eigenen jüdischen Staates.<br />
Seine Schriften wurden vor allem im und nach dem I. Weltkrieg breit rezipiert, u.a. von<br />
Sozialisten wie Otto Bauer, Rudolf Goldscheid oder Otto Neurath, die über eine Reform der<br />
durch den Krieg erschütterten Gesellschaft nachdachten.<br />
Josef Popper, ein weitläufiger Verwandter des Philosophen Karl Popper, starb am 22.<br />
Dezember 1921 in <strong>Wien</strong>. Sein 1926 im Rat<strong>haus</strong>park errichtetes Denkmal wurde 1938 von<br />
den Nationalsozialisten zerstört und 1951 erneuert.<br />
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