frei.haus – Druckversion - Technische Universität Wien
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TU|<strong>frei</strong>.<strong>haus</strong> – <strong>Druckversion</strong> der Ausgabe Nr. 25 (Jänner 2013)<br />
Bald geht es zu Fuß weiter zu dem Bus, der uns nach Marathon bringt. Abfahrt ist 5:30 Uhr.<br />
Die Stimmung im Bus ist noch gedämpft. Ein paar murmeln ein "Good Morning". Dann geht<br />
die Fahrt los - ungefähr eine Stunde später sind wir in Marathon angekommen. Es ist noch<br />
ziemlich kalt, und man versucht sich die Zeit bis zum Start zu vertreiben. Fotos werden<br />
geschossen, es wird eingelaufen, die schnellen EliteläuferInnen bestaunt, die Toiletten<br />
aufgesucht und dann geht es los mit einem Feuerwerk am helllichten Tag, bunten<br />
Luftballons, die in den Himmel schweben, und man spielt Sirtaki. Die Stimmung ist gut,<br />
endlich können wir starten. Für einen MarathonläuferInnen ist es wichtig, sich ein Ziel zu<br />
setzen und man muss auch eine gewisse Taktik haben was das Tempo betrifft. Anfangs<br />
nicht zu schnell, aber doch auch wieder nicht zu langsam. Ich versuche meinen Partner ein<br />
wenig einzubremsen, indem ich ihm das klar mache. Wir kommen in einen guten Rhythmus<br />
und auch die Stimmung unter den 6000 LäuferInnen ist gut. Es gibt eine blaue Linie am<br />
Boden. Wenn man auf dieser läuft, hat man die beste und kürzeste Laufbahn. Es gibt immer<br />
wieder LäuferInnen, die zu schnell weglaufen, einige holt man dann meistens noch vor der<br />
Halbmarathon-Distanz ein.<br />
Fast wie bei einer Olympiade: Der Lauf über<br />
die Ziellinie (©marathon-photos.com)<br />
Die griechischen ZuseherInnen feuern die<br />
LäuferInnen von Anfang an enthusiastisch<br />
an. Ständige "Bravo Bravo"-Rufe verfolgen<br />
uns. Kinder wollen abklatschen oder reichen<br />
einem Lorbeerzweige. Die Strecke geht ab<br />
km 10 immer wieder leicht bergauf bis zu<br />
Kilometer 32. Mein Partner pusht mich<br />
immer wieder beim bergauf laufen, damit wir<br />
nicht zuviel Zeit verlieren.<br />
Und dann geht es schon in die Vororte von<br />
Athen. Die Stimmung wird lauter und immer<br />
mehr Leute stehen und feuern uns an. Viele<br />
Frauen feuern speziell laufende Frauen an,<br />
und ich falle in diesen Sog hinein und laufe<br />
immer schneller und schneller. Ich habe das<br />
Gefühl, ich bin eine Teilnehmerin einer<br />
Olympiade und sehe die anderen<br />
LäuferInnen nicht mehr und laufe immer<br />
weiter mit den Händen in der Höhe und<br />
winke meinen Fans zu.<br />
Und dann sehen wir das Ziel und laufen in<br />
das Panathinaikon Stadion ein. Die Massen<br />
jubeln uns zu. Wir geben uns die Hand und<br />
laufen gemeinsam über die Ziellinie. Mein<br />
Lebensgefährte lässt einen Schrei los, und<br />
ich fange vor Erleichterung und Freude an<br />
zu weinen. 3.52.36 h ist unsere Endzeit. Wir<br />
gehen weiter und holen uns unsere verdiente Medaille ab. Es gibt genug zu trinken und Obst<br />
sowie Alufolie zum Wärmen, man kommt noch ins Gespräch mit anderen LäuferInnen. Beim<br />
Warten auf die Massage kippt ein Mann neben uns um. Er hat Kreislaufprobleme. Später<br />
hören wir auch von anderen LäuferInnen, dass es leider einen Toten gab.<br />
Nach einer ausgiebigen Dusche und einem kurzen Power nap beschließen wir in eine<br />
griechische Taverne zu gehen. Wir fahren mit der U-Bahn zum Psirri Viertel und schlendern<br />
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