Contents - Konrad Lorenz Institute
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Zusammenfassungen der Artikel<br />
in deutscher Sprache<br />
Arthur S. Reber<br />
Einige überraschende Konsequenzen<br />
der kognitiven Revolution<br />
In dieser Arbeit wird ein Überblick über die sog. „kognitive<br />
Revolution“, die in der Mitte des letzten<br />
Jahrhunderts begann und nach wie vor mit beträchtlichem<br />
Enthusiasmus fortgesetzt wird vermittelt.<br />
Dabei werden vor allem die Übergänge einer behavioristisch<br />
dominierten Denkweise hin zu jener<br />
Psychologie untersucht, die subjektive Zustände,<br />
kognitive Funktionen und darunter liegende neuronale<br />
Strukturen in Betracht zieht. Was diese Revolution<br />
jedoch übersehen hat ist der Vorgang des Lernens<br />
und Anpassungsphänomene – wie sie ein darwinistische<br />
Perspektive nahe legt.<br />
Das Thema „Lernen“ wurde dabei vielfach durch<br />
Untersuchungen von Gedächtnis und Repräsentation<br />
ersetzt, während der Prozess der eigentliche Anneigung<br />
von Wissen zu wenig Beachtung findet.<br />
Ebenso lassen viele kognitivistischen Modelle folgende<br />
heuristische Funktionen Darwinischen Denkens<br />
ausser Acht: hat das untersuchte System adaptiven<br />
Wert Konnte es sich innerhalb entsprechender<br />
Zeiträume auch entwickeln<br />
Manfred Hassebrauck<br />
Die Auswirkung des Fertilitätsrisikos auf<br />
die Beziehungseinschätzung<br />
In dieser Studie wurde der Einfluss des weiblichen<br />
Menstruationszyklus auf die Verarbeitung von Informationen<br />
über die eigene Paarbeziehung untersucht.<br />
87 Frauen machten zunächst globale Angaben<br />
über ihre Zufriedenheit mit der eigenen Beziehung<br />
und bewerteten diese dann im Hinblick auf 64<br />
spezifische Merkmale, die den Prototyp einer guten<br />
Paarbeziehung (Hassebrauck/Fehr 2002) charakterisieren.<br />
Frauen, die keine hormonellen Kontrazeptive<br />
benutzten, verarbeiteten während der fertilen<br />
Phase ihres Zyklus Informationen über ihre Beziehung<br />
systematischer als Frauen während der nicht<br />
fertilen Phase. Die Ergebnisse werden in einem evolutionären<br />
Kontext diskutiert.<br />
Steve Stewart-Williams<br />
Über den möglichen evolutionären<br />
Ursprung des Glaubens an die Existenz<br />
einer externen, bewusstseinsunabhängig<br />
existierenden Aussenwelt<br />
In dieser Arbeit steht der sog. „metaphysische Realismus“<br />
und dessen mögliche evolutionäre Begründung<br />
im Zentrum. Unter „metaphysischem Realismus“<br />
versteht man die tief verwurzelte Neigung des<br />
Menschen an eine bewusstseinsunabhängig existierende<br />
Aussenwelt zu glauben. Eine evolutionäre Begründung<br />
dieser Tendenz geht einmal davon aus,<br />
dass der menschliche Geist über die Fähigkeit verfügt<br />
mentale Zustände mit „objektiven Bezugspunkten“<br />
von solchen zu unterscheiden, die keine<br />
derartigen Bezugspunkte aufweisen. Weiters verfügt<br />
der menschliche Geist über die Fähigkeit der dauerhaften<br />
Repräsentation von nicht unmittelbar wahrgenommenen<br />
Aspekten der Welt.<br />
Diese Fähigkeiten werden als evolutionäre Strategien<br />
interpretiert, welche stark fitness steigernde<br />
Wirkung haben. So würde beispielsweise die Unterscheidung<br />
„subjektiv“ versus „objektiv“ sich darauf<br />
beziehen, dass unmittelbare Wahrnehmung andere<br />
Verhaltenskonsequenzen erfordert als mentale Vorstellungsaktivität.<br />
Ausgehend von diesen Überlegungen liegt die<br />
Annahme einer genetisch–evolutionären Bedingtheiten<br />
des „hypothetischen Realismus“ nahe.<br />
Evolution and Cognition ❘ 198 ❘ 2003, Vol. 9, No. 2