13.07.2015 Views

lEidENSCHaFt - Storck Bicycle GmbH

lEidENSCHaFt - Storck Bicycle GmbH

lEidENSCHaFt - Storck Bicycle GmbH

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

denkt, na gut, noch vier, fünf Stunden. Aber das ist noch mal jede Menge, und dannfängt es an, richtig weh zu tun.” Dass die 24 Stunden auch Kopfsache sind, mussnatürlich im Training berücksichtigt werden. “Trainingswissenschaftler sagen ja, dasses nichts bringt, mehr als sechs Stunden zu fahren. Die tendieren mehr zu Trainingsblöcken.Aber es gibt auch noch die mentale Schiene”, sagt Kochendörfer. “Ich bindann halt mal von hier nach Thüringen gefahren, das waren zwölfeinhalb Stundenim Regen. Und am nächsten Tag wieder zurück – zwölf Stunden.” Auf solchen Toureneignet er sich das an, was Rennfahrer “Härte” nennen – die Fähigkeit, einfach immerweiter zu fahren, auch wenn Körper und Geist im Duett “Aufhören!” schreien.Doch trotz solcher Trainingsumfänge hat Michael Kochendörfer durchaus Respekt vorkürzeren Touren – MTB-Marathons um die drei Stunden Fahrzeit zum Beispiel.Was zum einen an den höchst unterschiedlichen Belastungen liegt, wie er erklärt:“Man geht dann ja in einen Bereich, den wir als Langstreckensportler nicht gewohntsind. Bei CrossCountry-Rennen fehlt mir die Spritzigkeit, die andere schon von kleinauf trainiert haben.” Außerdem, so der ehemalige Fußballer: “Wenn man wie ich sospät einsteigt, hat man in den schnellen Disziplinen so gut wie keine Chance mehr.”Und der Kopf spielt natürlich auch wieder eine Rolle: “Wenn ich weiß, ich fahre60 Kilometer, bin ich innerlich halt auf die 60 Kilometer eingestellt. Dann sehnt manbei den 60 Kilometern das Ende herbei, weil man permanent über seine Verhältnissefährt. Insofern tut das genauso weh.”Das Fahren bei Nacht, das dem Normal-Radsportler ebenfalls ziemlich extremvorkommt, ist für Kochendörfer dagegen keine große Herausforderung. “Im Winterkommt es ja automatisch, wenn man abends um fünf noch zwei, drei StundenTraining macht, fährt man ja im Dunklen.” Und außerdem: “Beim Mountainbikenfährt man ja auf einer Rundstrecke. Und wenn das mittags um zwölf losgeht, ist manschon acht bis zehn Stunden auf der Strecke gefahren, bevor es dunkel wird, unddann kennt man die schwierigen Stellen.” Moment – Wintertraining im Dunklen? Genau– wie jeder normale Mensch geht Michael Kochendörfer nämlich einer geregeltenArbeit nach, als Werkstattleiter bei einem großen Energieversorger – in Vollzeit,wohlgemerkt. Sein Sport, der ihn pro Woche rund 18 Stunden kostet, hat reinenAmateurcharakter, was, wie er betont, nur durch die volle Unterstützung seinerdie Fähigkeit, einfachimmer weiter zu fahren,auch wenn Körper undGeist im Duett “Aufhören!”schreien.Familie möglich ist: “Da muss auch das Umfeld mitspielen, meine Frau, die Kinder...”Andere in der Szene hätten es da einfacher: “Es gibt andere Länder, zum BeispielÖsterreich, wo die Fahrer zumindest nicht mehr Vollzeit schaffen. Oder auch Schweizer,die oft bei der Armee sind – die haben dann schon etwas mehr Unterstützung.”Gegen Konkurrenten anzutreten, die deutlich mehr Freiheiten haben, um sich ihremSport zu widmen, bereitet Kochendörfer jedoch kein Kopfzerbrechen. “Erst einmalfährt man ja gegen sich selber. Ein 24-Stunden-Rennen muss man vor allem durchstehen,und wenn bessere Fahrer da sind, dann ist das eben so. 24 Stunden sindso lang, da passiert so viel, Höhen und Tiefen – wenn man für sich das Beste drausgemacht hat, ist man auch zufrieden.”Natürlich ist die 24-Stunden-Szene im Fluss; junge Athleten kommen hinzu, dasNiveau steigt stetig. “Wenn man die Anfänge in München sieht, da sind die Sieger 340Kilometer gefahren. Und jetzt waren es in München 560”, überlegt Kochendörfer.Den Spaß an der Sache und die Motivation für seinen Sport können ihm solche Gedankenjedoch nicht nehmen; er fährt weiter und lässt die Dinge auf sich zukommen.“Ich denke immer von Jahr zu Jahr. Man muss ja auch sehen, wie es beruflich weitergeht.”Schließlich soll ja kein Stress aufkommen; warnende Beispiele gibt es genug.“Es gibt auch Leute, die sich kaputtgefahren haben. Wenn du jedes Rennen fahren,immer gewinnen willst, dann wird es eine Quälerei.” Und außerdem warten nochzahlreiche Herausforderungen, denen sich der Odenwälder vielleicht einmal stellenwill. “Ich kann mir auch vorstellen, mal etwas mit dem Rennrad zu machen, das RaceAround Austria etwa.” Nur auf den Fußballplatz sehnt sich Michael Kochendörfernicht zurück.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!