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OchesenWeg_Schriften_loRes_26062015.pdf

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Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayernauch für die Wintermonate vorzusorgen.Mastzonen gab es bereits im ungarisch-österreichischenGrenzgebiet, im Seewinkel am Neusiedlersee.Diese Weideflächen lagen quasi auf demWeg, wenn man das Vieh von Raab/Győr oder vonAltenburg/Magyaróvár kommend Richtung Bruckan der Leitha treiben wollte. Hier konnte das Viehnoch einmal vor dem Markttermin auf ein besseresSchlachtgewicht gebracht werden. Eine kleinereMastzone befand sich in der Nähe von Himberg,das ebenfalls als Jahrmarktort bekannt war.Diese Mastzonen im Umkreis der österreichischenOchsenmärkte dienten auch als „Zwischenlager“für die Tiere, die auf dem Markt nicht verkauftwerden konnten und bis zum nächstmöglichenVerkaufstermin untergebracht werden mussten.Direkt an die Viehmärkte angrenzend gab esebenfalls „Parkplätze“ für die noch zu verkaufendenOchsen.Am bekanntesten von diesen Mastzonen ist dieMeringer Au, die sich damals im Besitz der bayerischenHerzöge befand. Im Jahre 1526 wurde einAbkommen zwischen Herzog Wilhelm von Bayernund der Augsburger Metzgerzunft geschlossen,wonach die Augsburger Metzger das günstiggelegene und relativ große Weideland gegenBezahlung nutzen durften. In diesem Schreibenwurde auch die Anzahl der Weideochsen aufder Meringer Au bei maximal 500 festgeschrieben.Fläche wie Aufnahmekapazität wurden im17. Jahrhundert auf 700 Ochsen ausgeweitet. Vonden Metzgern selbst wurde festgelegt, wie vieleOchsen jeder einzelne hier weiden lassen durfte.1539 waren es 20 Tiere pro Metzger. Die Verwaltungder Ochsen auf der Meringer Au oblag demso genannten Aumeister, der auch die Zugehörigkeitder einzelnen Tiere zu überwachen versuchte.Während die Ochsen in Ungarn zur Unterscheidungmit Brandzeichen markiert wurden, verwendeteman in der Meringer Au Schnittzeichen.Da diese jedoch nach einiger Zeit mit dem Felldes Tieres verwachsen waren, gab es trotz derMarkierungen leidige Diskussionen, wem das eineoder andere Vieh gehörte. 21Auch die Stadt Nürnberg kümmerte sich im16. Jahrhundert um Weideflächen für die Importochsenin der Nähe der Stadt und zahlte diePacht für die Weidennutzung. Nicht verkauftesVieh durften die Ochsenhändler kurzfristig imReichswald weiden lassen. Damit wollte der Stadtratverhindern, dass das Vieh in andere Städtegetrieben wurde.Weitere Weidemöglichkeiten fanden die süddeutschenMetzger in der Pfalz, im Nördlinger Ries beiWemding, in Weißenburg oder in Scherneck.AbnehmerstädteDie ersten historischen Quellen belegen den Handelmit ungarischen Ochsen in Ulm und Nürnberg.Weitere Reichsstädte wie Augsburg, München,Regensburg, die Residenzstadt Neuburg an derDonau und andere folgten. Viele Tiere kamen abernoch weiter Richtung Westen, nach Frankfurt,Straßburg oder sogar bis nach Köln.Augsburg war im 16. Jahrhundert mit ca. 25.000Einwohnern die viertgrößte Stadt Deutschlandsund mit den Fuggern und Welsern eine der bedeutendstenHandelsstätten Europas. Die Augsburgerlagen in den 70er-Jahren des 16. Jahrhundertsan erster Stelle, was die Anzahl der importiertenOchsen anbelangt.Eine herausragende Rolle im Ochsenhandel spielteneben Augsburg auch Nürnberg, die drittgrößtedeutsche Stadt im 16. Jahrhundert. Die wohlhabendenKaufleute und Handelsgesellschaften inbeiden Reichstädten machten mit ihrem Kapitaldie Finanzierung der mehrmonatigen Geschäftein solchem Ausmaß erst möglich. In NürnbergDie Stadtmetzg in Augsburg – Kupferstich von Karl Remshard um 1720Der Vater von Albrecht Dürer –ein Einwanderer aus UngarnDie Vorfahren Albrecht Dürers waren wohlhabendeViehzüchter und Viehhändler in Südostungarn.Der Vater des Malers, Albrecht Dürerder Ältere (Ajtósi Dürer Albrecht) kam in Ajtós,in der Nähe der Stadt Gyula zur Welt. Nach einerLehre als Goldschmied begab er sich auf Wanderschaftdurch Europa und landete 1444, miterinnert uns die lebensgroße Ochsenstatue, dasOchsenportal über der Fleischbrücke am Hauptmarktan die Zeiten des großen Viehhandels mitUngarn. (siehe Seite 136)17 Jahren, in Nürnberg. Hier dürfte er auch denNamen „Dürer“ angenommen haben, der sich vonseinem ungarischen Geburtsort ableitet (ajtó =Tür). Die Tür findet sich deshalb auch im Wappenseines Sohnes wieder. Der Nachfahre ungarischerViehhändler wurde in Deutschland ein berühmterKünstler.24 21 nach Grillmaier, S. 69–7225

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