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OchesenWeg_Schriften_loRes_26062015.pdf

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Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ EuropasEine herausragende Rolle bei der Rinderzuchtspielten die Hirten. Auch heute werden nochzahlreiche von ihnen auf dem Gebiet des Nationalparksbeschäftigt. Viele stammen aus Familien,die seit Generationen mit diesem Beruf verbundensind. Das Wissen um die Tiere und die Natur, dievielseitigen Erfahrungen wurden von den Väternan die Söhne weitergegeben.Neben der vielerorts bekannten Hierarchie derHirten je nach Wert und Prestige der behütetenTiere (Pferdehirte, Rinderhirte, Schafhirte,Schweinehirte und Gänsehirte) gab es auch densogenannten „számadó“, der die Verantwortungfür die Herde innehatte und Rechenschaft überAnzahl und Verbleib der Tiere abgeben mussteund den „bojtár“, der unmittelbar mit dem Hütender Tiere beschäftigt war.Die Kleidung der Hirten bestand aus einem blauenHemd (früher war der Stoff mit Asche gefärbtund eher schwarz) und einer blauen, sehr weitenHose, hinzu kamen eine schwarze Weste und derobligatorische Hirtenhut, geschmückt mit einerVogelfeder. Die Feder gab oft Auskunft über dieHierarchie der Hirten: Kranich-, Trappen oderSchnitzereien an einer Ringelpeitsche;Altes Kunsthandwerk: LederstickereiReiherfeder wurden angesteckt. Die Hüte ausSchafwolle dienten auch als Regen- oder Sonnenschirm.Der dichte, mit Fett behandelte Filz warwasserdicht und ließ das Regenwasser am heruntergekrempeltenHut ablaufen. Im Winter wurdedie Garderobe des Hirten mit einem – oft reichlichverzierten oder bestickten – Hirtenmantel (szűr,cifra szűr) ergänzt. Dieser wurde aus Schafwollehergestellt und schützte den Hirten gegen Windund Kälte. Bei Regen und im Winter trugen dieHirten auch einen Umhang aus Schafleder oderSchafspelz (suba). Anfangs besaßen die Hirten oftnur einfache Bundschuhe, diese wurden spätervon den widerstandsfähigeren Stiefeln, die auchbeim Reiten unerlässlich waren, abgelöst.Wichtige Begleiter der Tierhüter waren dieHirtenhunde, die den Menschen beim Treibender Herde, aber auch beim Beschützen des Viehswertvolle Hilfe leisteten.Die Fähigkeiten im Kunsthandwerk wurden ebenfallsvon Generation zu Generation weitergegebenund perfektioniert. Die Hirten konnten aus LederTaschen, Gürtel und Messeretuis anfertigen. Diegeflochtene Ringelpeitsche (karikás ostor) warein wichtiges „Werkzeug“ beim Trieb der Herden.Aber auch im Schnitzen hatten die Pusztahirtenviel Erfahrung. Neben Holzschnitzereien (Flöten,Pfeifen, Stöcke) sind auch die in Horngegenständegeritzten Motive bekannt: wunderschön geschmückteTrink- und Blashörner, Gefäße für Gewürzeu. a. Und nicht zuletzt galten sie als „Archivare“der Volksliteratur und der Volksmusik, siekonnten und können heute noch allerlei Märchenund Geschichten über die Puszta und ihre Bewohnererzählen und zahlreiche Volkslieder singen.Die Institution der „Ewigen Hirten“ wurde 2007gegründet. In diesen erlesenen Kreis werden diejenigengewählt, die besondere Dienste in diesemBeruf geleistet haben. Der Kreis besteht aus zwölfPersonen. Stirbt eines der Mitglieder, so wird einneuer Hirte in die Runde gewählt.58 Reich verzierter Hirtenmantel (cifra szűr)59

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