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OchesenWeg_Schriften_loRes_26062015.pdf

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Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayerneventuell auch die Fütterungskosten. Die Treibererhielten oft Salz für die Rinder, Nahrung undauch Kleidung für den Trieb.Das Triebgeld – sofern diese Kosten überhaupterfasst und festgehalten worden sind – warebenfalls größeren Schwankungen ausgesetztund machte mal 5–8 %, mal sogar fast 15 % desEinkaufspreises aus. 33 Es enthielt die Arbeitslöhneund oft auch die „Tischzehrung“ für die Ochsenbegleiter.Die Historikerin Christina Dalhede rechnethier mit 0,5–1 Gulden (1560) bzw. mit 2 Gulden(1578) Triebgeld pro Ochse. Das war also eine Art„Triebgeldpauschale“. Je größer die Herde, destomehr musste natürlich auch für die Begleiterbezahlt werden.Pfändungen oderSchadenersatzzahlungenFalls das getriebene Vieh auf die Ackerflächenauswich, die Ernte zertrampelte oder größereFlurschäden verursachte, kam es auch zuPfändungen oder Schadenersatzforderungen.In Schwechat wurden 1563 zwei Ochsenhändlerangehalten, denen der wutentbrannte Grundbesitzerwegen Flurbeschädigung gleich 16 Ochsenund etliche Schafe abnahm. Da die Einigung nichtschnell genug erzielt werden konnte, verpasstendie Viehhändler den Termin beim Wiener Ochsengries,so dass ihnen dadurch noch höhereSchäden entstanden. 34 Auch daran sieht man, dasGeschäft war nicht immer nur lukrativ, sondern invielen Fällen auch mit Risiken behaftet.ViehschmuggelDa die Zölle, Mautgebühren und andere Abgabeneine hohe finanzielle Hürde darstellten, gab esnatürlich auch „schwarze Schafe“, die versuchten,diese Hürden zu umgehen und „unnötige“ Ausgabeneinzusparen. Einige Fälle aus dem 16. Jahrhundertsind durch Aufzeichnungen bekannt:Von ungarischen Viehhändlern und Magnaten,aber auch von Kroaten ist hier die Rede, die sichintensiv am Ochsenschmuggel beteiligten. Einigevon diesen Kleinadligen wohnten in Ober-, MittelundUnterpullendorf und wurden deshalb als „diePullendorfer“ genannt. Manche Händler hattendie jeweiligen Zollbeamten bestochen und betriebenso unbehelligt einen regelmäßigen Schmuggelim Grenzgebiet zwischen Ungarn und Österreich.Andere wiederum handelten im Auftrag von BruckerFleischhauern. Laut Aufzeichnungen hattedas Dreißigstzollamt allein durch den illegalenViehtrieb einen Einnahmeausfall von über 20.000Gulden in ca. 27 Jahren. In den 1570er Jahren gelangenüber 6.000 unverzollte Ochsen von Ungarnnach Niederösterreich. Das geschmuggelte Viehwar selbstverständlich günstiger zu haben alslegal eingeführte Tiere auf dem Wiener Ochsengries.So entstand eine Art Schwarzmarkt, den dieMetzger auch von Zeit zu Zeit gerne in Anspruchnahmen.Die Schmugglergruppen wie die „Pullendorfer“waren in der Regel bewaffnete, harte Burschen,so dass die Dreißigstbeamten gegen sie keineChancen hatten. Sie vermieden daher lieber dieoffene Konfrontation und ließen die Schmugglervorbeiziehen. Als dann Ende des 16. Jahrhundertsdie Aktivitäten der „Pullendorfer“ immer weiterstiegen und teilweise über 300 Ochsen pro Wocheunverzollt nach Österreich wanderten, ergriffdie Niederösterreichische Kammer Gegenmaßnahmen.Eine berittene Mannschaft, eine eigene„Guardia“ mit einem Leutnant und acht weiterenMännern wurde gegründet, eine „Spezialeinheit“zur Bekämpfung und Zerschlagung der Schmugglerbanden.„Das Sonderkommando“ hatte anfangseinige Erfolge und konnte zwei seit langemgesuchte Pullendorfer auf frischer Tat ertappenund festnehmen. Insgesamt war die Aktion jedochnicht so erfolgreich wie erwartet. 3533 Angaben nach Dalhede, S. 8034 Tobler, S. 30734 35 nach Tobler, S. 307–312Ochsentrieb heute in Tiszaug35

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