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Grün in der Stadt − Für eine lebenswerte Zukunft

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<strong>Grün</strong>buch / Vielfalt von <strong>Stadt</strong>grün 51Ähnlich wie bei den Pflanzen ist auch bei den gebietsfremdenTieren nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil, bislang etwa fünfProzent <strong>der</strong> neu etablierten Arten (Neozoen), <strong>in</strong>vasiv.Zu den aus Naturschutzsicht problematischen Wirbeltier-Neozoen,die auch <strong>in</strong> städtischen Räumen leben,gehört zum Beispiel <strong>der</strong> Nordamerikanische Waschbär(Procyon lotor). Diese Art gefährdet heimische Artendurch Nahrungskonkurrenz. Insektenarten könnenzunehmend zu Pflanzenschutzproblemen führen, vorallem, wenn natürliche Gegenspieler fehlen. In jüngsterZeit sorgen beispielsweise <strong>der</strong> Asiatische Laufholzbockkäfer/Citrusbockkäfero<strong>der</strong> <strong>der</strong> Buchsbaumzünsler fürerhebliche Probleme im öffentlichen <strong>Grün</strong> <strong>der</strong> Städte.Schätzungen gehen davon aus, dass <strong>in</strong>sgesamtetwa 12.000 gebietsfremde Gefäßpflanzenartennach Deutschland e<strong>in</strong>geführt wurden, von denensich bis heute rund 430 Arten <strong>in</strong> <strong>der</strong> freien Naturetablieren konnten.<strong>Stadt</strong>wildnisDie Wahrnehmung urbaner Wildnis, etwa <strong>in</strong> Formstädtischer Brachen, ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung jedoch sehrambivalent. Die Bandbreite <strong>der</strong> Beschreibungen reichtdabei von stark positiven bis h<strong>in</strong> zu stark negativenBewertungen. Die Kenntnis und das Wissen um diebiologische Vielfalt ist e<strong>in</strong> wichtiger Schlüssel für dieErhöhung <strong>der</strong> Akzeptanz und <strong>der</strong> Bereitschaft für denSchutz urbaner Wildnis. Dies gilt nicht nur für dieÖffentlichkeit, son<strong>der</strong>n genauso für die <strong>Stadt</strong>verwaltung,die örtliche Politik und all diejenigen, die Projekteumsetzen und für die Erhaltung <strong>der</strong> Flächen zuständigs<strong>in</strong>d. Diesbezüglich gibt es bisher noch e<strong>in</strong>en Mangelan langfristigen und konsequenten Kommunikationsstrategien.Urbane Wildnisflächen bieten e<strong>in</strong>e Fülle anMöglichkeiten für Erholung und Naturerleben, da siezu je<strong>der</strong> Zeit im Jahr den Wert und bestimmte Charakteristikeno<strong>der</strong> jahreszeitliche Ausprägungen von<strong>Stadt</strong>natur demonstrieren. Das praktische und persönlicheErleben spricht alle S<strong>in</strong>ne an und br<strong>in</strong>gt auchnaturfern lebende <strong>Stadt</strong>menschen <strong>in</strong> Kontakt mit <strong>der</strong>Natur. K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e sehr wichtige Zielgruppe fürUmweltbildungsmaßnahmen, zumal sie vornehmlichüber Schulen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungse<strong>in</strong>richtungen gutzu erreichen s<strong>in</strong>d.Wenngleich <strong>der</strong> Begriff „<strong>Stadt</strong>wildnis“ o<strong>der</strong> auch„urbane Wildnis“ bislang nicht fest etabliert undallgeme<strong>in</strong> anerkannt ist, werden vor allem sogenannteSukzessionsstadien auf brachliegenden Flächenals solche verstanden. Diese auch als vierte Art <strong>der</strong>Natur o<strong>der</strong> urban-<strong>in</strong>dustrielle Natur charakterisierteWildnis wird <strong>in</strong> Abgrenzung zu existierenden Wildnisbegriffendef<strong>in</strong>iert. Sie beschreibt <strong>Stadt</strong>räume, diefrei von menschlicher Nutzung s<strong>in</strong>d und Pflanzenund Tieren die Möglichkeit e<strong>in</strong>er freien Entwicklunggeben. Selbstverständlich s<strong>in</strong>d urbane Räume perse nicht frei von menschlichen E<strong>in</strong>flüssen, so dassSpuren <strong>der</strong> vormaligen Nutzung, aber auch gegenwärtiger(oft illegaler) Nutzungen, durchaus sichtbarse<strong>in</strong> können. Städtische Brachen haben als spezifischeForm urbaner Wildnis hohe Bedeutung und s<strong>in</strong>d fürdie biologische Vielfalt <strong>in</strong> Städten wichtig. Entsprechendfor<strong>der</strong>t die NBS die „stärkere Berücksichtigungvon Brachen und Baulücken bei <strong>der</strong> Nachverdichtungo<strong>der</strong> ökologischen Aufwertung von Wohnquartieren“.Nachweise über hohe Artenzahl stammen vor allemaus den umfangreichen <strong>Stadt</strong>biotopkartierungen <strong>der</strong>1990er Jahre <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und im Ruhrgebiet. Brachenstellen Lebensräume für Neobiota, aber auch verschiedeneRote-Liste-Arten, etwa die Kreuzkröte, denFlussregenpfeifer, das Rebhuhn, den Wiesenpiepero<strong>der</strong> den Kiebitz dar.

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