Soziale, ökologische und ökonomischeAspekte von <strong>Grün</strong>er Infrastrukturgestalteten auch offene Räume für kreative Projekteangeboten werden.<strong>Stadt</strong>grün wirkt gesundheitsför<strong>der</strong>nd und <strong>in</strong>tegrativ<strong>Grün</strong>räume s<strong>in</strong>d wichtige Orte <strong>der</strong> Erholung, <strong>der</strong> Begegnungsowie <strong>der</strong> Naturerfahrung. <strong>Grün</strong>flächen s<strong>in</strong>dbevorzugte Orte zum Spazierengehen, Fahrradfahreno<strong>der</strong> für an<strong>der</strong>e sportliche Aktivitäten. <strong>Grün</strong>e Infrastrukturwirkt sich positiv auf die Gesundheit aus, seies aktiv durch Stressabbau mittels Sport und Bewegung<strong>in</strong> <strong>Grün</strong>anlagen o<strong>der</strong> passiv durch die schadstoffm<strong>in</strong><strong>der</strong>ndeWirkung von Vegetation für e<strong>in</strong>e sauberere Luftsowie durch die kühlende Wirkung an zunehmendheißen Sommertagen.Urbanes <strong>Grün</strong> kann sozial <strong>in</strong>tegrierend wirken: Dieverschiedenen Gärten <strong>in</strong> den <strong>Stadt</strong>teilen wie Kle<strong>in</strong>gärteno<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsgärten br<strong>in</strong>gen Menschenunterschiedlichen Alters und unterschiedlicherKulturen zusammen und steigern die Lebensqualität<strong>in</strong> den Quartieren. Urban Garden<strong>in</strong>g und an<strong>der</strong>eBürgeraktivitäten s<strong>in</strong>d Teil e<strong>in</strong>er sich wandelnden<strong>Stadt</strong>gesellschaft. Sie h<strong>in</strong>terfragen <strong>Stadt</strong>entwicklungsprozesseund marktwirtschaftliche Verwertungslogiken.Flächen werden temporären Nutzungenzugeführt und gleichzeitig <strong>in</strong> Experimentierfel<strong>der</strong>nkreativ verwandelt. Als alternative Flächennutzungenbieten sie Raum für geme<strong>in</strong>schaftliche Aktivitäten,sozialen Austausch, <strong>in</strong>formelles Lernen, (Trend-)Sportim Freiraum und die Möglichkeit, <strong>Stadt</strong> und <strong>Stadt</strong>naturbewußt zu machen und zu erfahren. Die Potenzialebürgerschaftlichen Engagements können <strong>in</strong> die<strong>Grün</strong>planung e<strong>in</strong>fließen, <strong>in</strong>dem neben bestehenden<strong>Stadt</strong>grün verbessert das <strong>Stadt</strong>klima und trägtzur Biodiversität bei<strong>Grün</strong>räume verbessern sowohl das <strong>Stadt</strong>klima als auchdie Luftqualität <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> und können die negativenAuswirkungen des Klimawandels dämpfen. Sie produzierenSauerstoff und sorgen für frische, kühle Luft,was beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> dichtbebauten Städten von großerBedeutung ist. Hierbei s<strong>in</strong>d mehrere kle<strong>in</strong>ere über das<strong>Stadt</strong>gebiet verteilte <strong>Grün</strong>flächen wirksamer als wenigegroße Parks. Klimatisch positiv wirken auch begrünteDächer und Fassaden. E<strong>in</strong>e grüne Architektur undBaukultur, verbunden mit e<strong>in</strong>em durchgrünten WohnundArbeitsumfeld hat positive Auswirkungen auf dieÄsthetik, die Lebensqualität und den ökonomischen,ökologischen wie auch gesellschaftlichen Wert e<strong>in</strong>es<strong>Stadt</strong>quartiers. Dies gilt ganz beson<strong>der</strong>s für Wachstumsregionenund dicht besiedelte Gebiete.Naturerleben ist dabei beson<strong>der</strong>s wichtig, denn nur,was man kennt, das schätzt und schützt man. Städteund Siedlungsbereiche weisen e<strong>in</strong>e Vielfalt an Biotopenund Habitaten auf, die zahlreichen Tieren und Pflanzene<strong>in</strong>en Lebens- und Rückzugsraum bieten. Beson<strong>der</strong>sartenreich s<strong>in</strong>d <strong>Stadt</strong>wäl<strong>der</strong>, große, reich strukturierteParkanlagen mit altem Baumbestand, urbane Brachflächensowie die Übergangsbereiche zwischen <strong>Stadt</strong> undKulturlandschaft am <strong>Stadt</strong>rand. Urbane Wildnisflächenbieten e<strong>in</strong>e Fülle an Naturerfahrungsmöglichkeiten.<strong>Für</strong> mehr Biodiversität ist die weitere Vernetzung dieser<strong>Grün</strong>strukturen anzustreben.
<strong>Grün</strong>buch / Fazit 95<strong>Stadt</strong>grün macht das Lebens-, Wohn- und Arbeitsumfeldattraktiv und trägt zur WertschöpfungbeiDurchgrünte Städte zeichnen sich durch e<strong>in</strong>e hohe Lebensqualitätund Wettbewerbsfähigkeit aus. Dies bestätigenunter an<strong>der</strong>em umfragebasierte Städterank<strong>in</strong>gs.Und Städte stehen zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> im <strong>in</strong>ternationalen undnationalen Wettbewerb um E<strong>in</strong>wohner und Arbeitskräftesowie als Standort für Unternehmen, wobeidas <strong>Stadt</strong>bild und se<strong>in</strong>e <strong>Grün</strong>qualität e<strong>in</strong> wichtigerStandortfaktor ist. Städte mit hohem <strong>Grün</strong>anteil undbegrünte Standorte wirken als Lebens-, Wohn- undArbeitsumfeld attraktiv. <strong>Stadt</strong>grün trägt zur Wertschöpfungbei, sei es für die Immobilienwirtschaft,den Freizeit- und Tourismussektor, das lokale Gewerbeo<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkt etwa durch verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Sozialausgabeno<strong>der</strong> Gesundheitsprävention.Dem wi<strong>der</strong>spricht jedoch <strong>der</strong> deutliche und anhaltendef<strong>in</strong>anzielle und personelle Abbau <strong>in</strong> den <strong>Grün</strong>flächenämtern,so dass häufig nur noch e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imalpflegestädtischer <strong>Grün</strong>flächen möglich ist – beigleichzeitigem Anstieg <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Erwartungenund Anfor<strong>der</strong>ungen an die Qualität von <strong>Grün</strong>flächen.Dies zeigt, dass die ökonomischen Potenziale von<strong>Stadt</strong>grün e<strong>in</strong>er Neubewertung und gegebenenfallsauch e<strong>in</strong>er Neuorganisation bedürfen. Wo dies nicht<strong>der</strong> Fall ist, könnten die Kompetenzen für das öffentliche<strong>Grün</strong> gebündelt und gestärkt werden. DerWert von <strong>Grün</strong> für die <strong>Stadt</strong>gesellschaft und für jedenE<strong>in</strong>zelnen ist zu verdeutlichen.Herausfor<strong>der</strong>ungen und PerspektivenAufgrund <strong>der</strong> unterschiedlichen Interessen <strong>der</strong> Nutzergruppenzeigen sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung des <strong>Stadt</strong>grünsvielfältige Herausfor<strong>der</strong>ungen, treffen dochhäufig sehr unterschiedliche Ansprüche auf kle<strong>in</strong>stemRaum aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Urbanes <strong>Grün</strong> muss die lokal starkdivergierenden Ansprüche bedienen. So muss baulicheEntwicklung e<strong>in</strong>hergehen mit <strong>Grün</strong>ausstattungund <strong>Grün</strong>qualität. <strong>Stadt</strong>grün wertet Quartiere auf undsteigert Boden- und Immobilienpreise. Dies kann lokalzu Problemen auf den Wohnungsmärkten und zue<strong>in</strong>er Verdrängung <strong>in</strong> Quartieren führen. Die Nutzungvon <strong>Grün</strong>räumen steigt mit <strong>der</strong> Zahl organisierter Aktivitäten,Sportangeboten und Veranstaltungen, waszu e<strong>in</strong>er erhöhten Lärmbelastung führt. Wohnortnahe<strong>Grün</strong>räume werden lebendig, wenn die Bevölkerungdiese akzeptiert und auch nutzen darf und kann.Industrielle Brachen o<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>wildnis s<strong>in</strong>d meistim Worts<strong>in</strong>n ungepflegt und werden entsprechendnegativ bewertet, gleichwohl verfügen diese oft übere<strong>in</strong>en hohen Biotopwert und s<strong>in</strong>d vielfach nutzbar.Als unsicher empfundene <strong>Grün</strong>räume werden ehergemieden. Auf die verschiedenen Nutzungsansprüchezugeschnittenes <strong>Grün</strong> ist nur dann realisierbar,wenn die planerischen, gestalterischen und pflegerischenMaßnahmen sich möglichst passgenau daranorientieren. Ist die Gesellschaft bereit, <strong>in</strong> <strong>Stadt</strong>grünals „sche<strong>in</strong>baren Luxus“ im Wettstreit mit an<strong>der</strong>enAufgaben <strong>in</strong> mehr öffentliches und privates <strong>Grün</strong> zu<strong>in</strong>vestieren?E<strong>in</strong> kreativer Umgang mit städtischem <strong>Grün</strong> durch dieAktivierung zivilgesellschaftlicher Ressourcen kanndie <strong>Stadt</strong>entwicklung <strong>in</strong>spirieren, etwa dadurch, dassurbane <strong>Grün</strong>flächen ganz an<strong>der</strong>s wahrgenommen, geplantund genutzt werden. <strong>Für</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltungen s<strong>in</strong>ddie neuen Mentalitäten und Handlungsformen dieserAkteure vorläufig noch e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung.Parallel dazu ist jedoch nicht zu übersehen, dass <strong>in</strong>vielen Kommunen aufgrund knapper Haushalte erheblicheKürzungen auch <strong>in</strong> den <strong>Grün</strong>etats stattgefundenhaben. Diese begrenzen schon heute empf<strong>in</strong>dlich dieMöglichkeiten und Gestaltungsspielräume für dieVerantwortlichen vor Ort. In e<strong>in</strong>igen Kommunen ist es<strong>in</strong>folge stark e<strong>in</strong>geschränkter f<strong>in</strong>anzieller und personellerRessourcen kaum mehr möglich, das vorhandene<strong>Stadt</strong>grün ausreichend zu pflegen.Hier s<strong>in</strong>d neue Pflegekonzepte erfor<strong>der</strong>lich, sowohldurch die öffentliche <strong>Grün</strong>verwaltung als auch durchdie Zivilgesellschaft, die langfristig e<strong>in</strong>e bezahlbareund qualitativ ansprechende <strong>Grün</strong>pflege sicherstellen.Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund etablieren sich vielfältigeneue Formen des Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s von Bürger<strong>in</strong>nenund Bürgern, lokaler Wirtschaft sowie Verwaltungund Kommunalpolitik. Insbeson<strong>der</strong>e die Aktivierungvon Brachflächen und die Schaffung qualitätsvoller<strong>Grün</strong>räume, die Verbesserung des <strong>Stadt</strong>klimas, <strong>der</strong>Schutz und die Entwicklung biologischer Vielfalt sowiedie För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nachbarschaftsentwicklung unde<strong>in</strong>er partizipativen <strong>Stadt</strong>entwicklung spielen auf allenSeiten e<strong>in</strong>e große Rolle.Vorteile auf Seiten <strong>der</strong> Kommunen s<strong>in</strong>d die kreativeReaktivierung von Brachflächen, die För<strong>der</strong>ungvon Eigenverantwortung und zivilgesellschaftlichenEngagements und e<strong>in</strong>e Imageaufwertung des Quartierso<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> gesamten <strong>Stadt</strong>. Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgerprofitieren vor allem von <strong>der</strong> Möglichkeit, die <strong>Stadt</strong> zu„ihrer <strong>Stadt</strong>“ zu machen.