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Grün in der Stadt − Für eine lebenswerte Zukunft

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<strong>Grün</strong>buch / <strong>Zukunft</strong>sideen für <strong>Grün</strong>e Städte 91mit dem Begriff des ‚Urbanen <strong>Grün</strong>s‘ auch den Aspekt<strong>der</strong> Selbstversorgung. Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>tskonnte die sprunghaft angestiegene <strong>Stadt</strong>bevölkerungfür wenig Geld e<strong>in</strong>en von Landesherr, Kirche, Fabrikbesitzero<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung angelegten ‚Armengarten‘pachten und hier Obst und Gemüse anbauen. Umdie Jahrhun<strong>der</strong>tmitte entstand die Schrebergartenbewegungauf Eigen<strong>in</strong>itiative von Bürger<strong>in</strong>nen undBürgern, die sich <strong>in</strong> schnell wachsenden Industriemetropolenwie Berl<strong>in</strong> mit überfüllten Mietskasernenund dunklen, engen H<strong>in</strong>terhöfen nach e<strong>in</strong> bisschen<strong>Grün</strong> sehnten. Der Name geht auf den LeipzigerOrthopäden Daniel Gottlob Moritz Schreber zurück,<strong>der</strong> dafür warb, Spielwiesen für kranke K<strong>in</strong><strong>der</strong> vonFabrikarbeitern anzulegen. Drumherum wurden nachund nach Gemüse- und Blumenbeete angelegt, späterdann auch Lauben gebaut. Nach Kriegsende 1945 wurdendie Kle<strong>in</strong>gärten als vorübergehende Bleibe für dievielen Wohnungslosen und als Anbaufläche für Obstund Gemüse überlebenswichtig. Seit e<strong>in</strong>igen Jahrenspielt das Guerilla Garden<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e immer größere Rolle:Initiativen verwandeln trostlose Plätze, Parkdeckso<strong>der</strong> Brachflächen zu Nutzgärten und setzen damitauch e<strong>in</strong> Zeichen gegen die zunehmende Kommerzialisierungdes öffentlichen Raums.Es ist, nicht bloß mit Blick auf das Jahr 2030, e<strong>in</strong>eentscheidende Frage, <strong>in</strong>wieweit solche Ansätze undTendenzen für das Geme<strong>in</strong>wesen ‚<strong>Stadt</strong>‘ fruchtbargemacht werden können. Denn e<strong>in</strong> Protest im S<strong>in</strong>nevon „So nicht!“ und e<strong>in</strong> Planungsalltag im S<strong>in</strong>ne von„Weiter so“ f<strong>in</strong>den bislang nicht recht zusammen.Um unsere Lebensverhältnisse – auch und geradeim urbanen Raum – zu verän<strong>der</strong>n, ist womöglich <strong>der</strong>Begriff <strong>der</strong> Allmende hilfreich. Im Mittelalter stand<strong>in</strong> vielen Geme<strong>in</strong>den die Dorfwiese, die Allmende,den Bauern des Dorfes zur freien Nutzung offen. Derunbeschränkte Zutritt führte allerd<strong>in</strong>gs dazu, dass dieBauern mehr Vieh auf die Weide trieben, als es mitdem Ziel e<strong>in</strong>er dauerhaften Nutzung <strong>der</strong> Wiese verträglichgewesen wäre. Unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Tragik<strong>der</strong> Allmende“ ist diese Übernutzung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>dewiesefester Bestandteil <strong>der</strong> ökonomischen Lehregeworden. E<strong>in</strong> zeitgemäßer Lösungsansatz müsstealso lauten: Die Nutzer müssen <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>enForm dazu gebracht werden, die Auswirkungenauf an<strong>der</strong>e bei ihrer Entscheidung zur Nutzung <strong>der</strong>Allmende e<strong>in</strong>zubeziehen. In diesem S<strong>in</strong>ne kann man‚<strong>Grün</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>‘ durchaus als common ground e<strong>in</strong>erkünftigen urbanen Entwicklung verstehen – undentsprechend beför<strong>der</strong>n.

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