54 Vielfalt von <strong>Stadt</strong>grün / <strong>Grün</strong>buchUrbaner Klimawandel:<strong>Stadt</strong>grün für Klimaanpassung und RisikovorsorgeKlimarelevante Wirkungen von <strong>Stadt</strong>grünStädtisches <strong>Grün</strong> verbessert das <strong>Stadt</strong>klima undübernimmt zahlreiche klimarelevante Funktionen.Es wirkt gesundheitlichen Belastungen entgegen,<strong>in</strong>dem es als grüne Lunge Sauerstoff produziert undStäube und Luftschadstoffe filtert. Offene, nicht versiegelteFlächen schützen Bebauung vor den Folgenvon Klimarisiken, <strong>in</strong>dem sie Regenwasser versickernund durch kontrollierte Verdunstung wie<strong>der</strong> abgeben.Insbeson<strong>der</strong>e bei Starkregenereignissen s<strong>in</strong>d <strong>Grün</strong>flächen,auch <strong>Grün</strong>dächer, wichtige Wasserspeicher, diedie Kanalisation entlasten und Überschwemmungenverh<strong>in</strong><strong>der</strong>n helfen. <strong>Stadt</strong>grün wirkt wie e<strong>in</strong>e grüneOase, <strong>in</strong>dem langwellige Wärmestrahlung reflektiertund absorbiert wird, Hitzeextreme gemil<strong>der</strong>t werdenund e<strong>in</strong> angenehmes Mikro- und Wohnumfeldklimageschaffen wird. Es sorgt auch für e<strong>in</strong> gesundesLichtklima, da grüne Kronendächer harte Strahlungfiltern.
<strong>Grün</strong>buch / Vielfalt von <strong>Stadt</strong>grün 55Klimarelevante Funktionen von städtischem <strong>Grün</strong>Städtisches <strong>Grün</strong> verbessert das <strong>Stadt</strong>klima durch:Städtisches <strong>Grün</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong>t Klimarisiken durch:■ Sauerstoffproduktion und Verdunstung, Erhöhung<strong>der</strong> Luftfeuchtigkeit■ Frisch- und Kaltluftentstehung zur Kühlungangrenzen<strong>der</strong> Bebauung und Freiräume■ Absorption langwelliger Wärmestrahlung■ Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> W<strong>in</strong>dböigkeit und erhöhtenW<strong>in</strong>dschutz für e<strong>in</strong> angenehmes Mikroklima■ partielle o<strong>der</strong> volle Verschattung unter Bäumenfür e<strong>in</strong> besseres Lichtklima■ Bauwerksbegrünung für e<strong>in</strong> verbessertes Innenraum-und Wohnumfeldklima■■■■■temperaturausgleichendes Blattgrün, Abschattungzur M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von TemperaturextremenAbsorption und Filterung von Luftschadstoffenund (Fe<strong>in</strong>-)StaubAbflussrückhaltung von (Spitzen-)Nie<strong>der</strong>schlägenaufgrund von Flächenentsiegelung,ortsnaher Versickerung des Nie<strong>der</strong>schlags undRegenrückhalt auf BlattflächenFassaden- und Dachbegrünung, die die Abflussrückhaltungverbessertgroßflächige Verdunstung, die e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>teWärmebelastung städtischer Quartiere för<strong>der</strong>tAusreichend <strong>Grün</strong>flächen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Städten beson<strong>der</strong>swichtig, weil sie gegenüber dem Umland e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>esKlima entwickeln: <strong>Stadt</strong>klima ist unter an<strong>der</strong>em charakterisiertdurch hohe Lufttemperatur, niedrige Luftfeuchtigkeit,wenig ausgeglichenen Wasserhaushalt (Trockenheitvs. Überschwemmungen) und verm<strong>in</strong><strong>der</strong>tenLuftaustausch. H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong>e erhöhte Konzentrationan Luftschadstoffen und Fe<strong>in</strong>staub aus Produktion,Verkehr und Haushalten. Hochverdichtete, versiegelteInnenstädte und <strong>Stadt</strong>teilzentren weisen tagsüber e<strong>in</strong>ebeson<strong>der</strong>e Wärmebelastung und Wärmespeicherung aufund s<strong>in</strong>d noch am Morgen nach e<strong>in</strong>er hochsommerlichenStrahlungsnacht um bis zu elf Grad Celsius wärmerals das Umland, wie für Köln nachgewiesen.Diesen städtischen Wärme<strong>in</strong>seln wirkt urbanes <strong>Grün</strong>auf verschiedene Weise entgegen. Mittlere und hoheVegetationsschichten wie Bäume bilden Sauerstoff,verbrauchen Kohlendioxid, b<strong>in</strong>den Luftverunre<strong>in</strong>igungen,sorgen für Schatten und Verdunstung und mil<strong>der</strong>nso die negativen Effekte des <strong>Stadt</strong>klimas. Durch dieWärmeaufnahme verdunsten Bäume und Sträuchere<strong>in</strong>en Großteil des Wassers und sorgen damit für e<strong>in</strong>emerkliche Abkühlung <strong>der</strong> Umgebungstemperatur. Diesgilt auch für Straßenbäume und Straßenbegleitgrün.Beson<strong>der</strong>s für die extremen Standorte am Straßenrandist e<strong>in</strong>e ausreichende Wasserversorgung <strong>der</strong> Bäumeund Sträucher notwendig, um am Standort überlebenzu können und die gewünschten Kühleffekte hervorzubr<strong>in</strong>gen.Der Luftaustausch wird geför<strong>der</strong>t, wennStraßenbäume e<strong>in</strong> offenes Kronendach haben. NiedrigeVegetationsschichten wie Rasen und Wiesen s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>swichtig für die Kaltluftbildung und den Kalt- undFrischluftaustausch.Die klimatische Wirkung von <strong>Grün</strong>flächen ergibt sichaus <strong>der</strong>en Größe, Volumen und Verteilung <strong>in</strong> Städten.Dabei gilt grundsätzlich: Je größer e<strong>in</strong>e zusammenhängende<strong>Grün</strong>fläche ist, desto größer ist auch ihreklimatische Wirkung. Allerd<strong>in</strong>gs m<strong>in</strong><strong>der</strong>t auch je<strong>der</strong> abschattendeBaum, jede Dach- und vor allem Fassadenbegrünungdie Aufheizung betroffener Baukörper. Kle<strong>in</strong>egrüne Freiräume haben e<strong>in</strong>en zwar lokal begrenzten,aber unmittelbaren Abkühlungseffekt. Transpirationsleistungenund die damit e<strong>in</strong>hergehenden Abkühlungseffektes<strong>in</strong>d umso höher, je größer das <strong>Grün</strong>volumen ist.Die Wirkung auch größerer Parkanlagen für Kalt- undFrischluftproduktion reicht allerd<strong>in</strong>gs nicht weit <strong>in</strong>angrenzende bebaute Quartiere h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Der DeutscheWetterdienst empfiehlt deshalb aus stadtklimatologischerSicht eher e<strong>in</strong> Netz aus vielen kle<strong>in</strong>en <strong>Grün</strong>flächenals e<strong>in</strong>ige wenige große <strong>Grün</strong>flächen <strong>in</strong> Städten.Die bioklimatische Wirkung <strong>der</strong> <strong>Grün</strong>flächen unterscheidetsich je nach Tages- und Jahreszeit. Wichtig fürdie Abkühlung am Tage s<strong>in</strong>d vor allem helle Oberflächenmaterialien,die Wärmestrahlung reflektieren, wassergebundeneBöden und Wasserläufe sowie verschattendeBäume. Baumbestandene Bereiche bieten kühleund schattige Rückzugsmöglichkeiten für die Anwohner.Laubbäume spenden im Sommer Schatten und lassenim W<strong>in</strong>ter wärmende Sonnenstrahlen h<strong>in</strong>durch. Nachts