RÜCKENWIND
Rückenwind. Was Studis gegen Stress tun können - TU Ilmenau
Rückenwind. Was Studis gegen Stress tun können - TU Ilmenau
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
Dipl.-Psych. Eva Koppenhöfer<br />
Genuss und Genussfähigkeit<br />
Euthymes Verhalten als Gegenmittel gegen Stress<br />
Durch die Erhöhung der Genussfähigkeit kann negativem Stresserleben entgegengewirkt<br />
werden. Der dargestellte Ansatz orientiert sich am Therapiekonzept<br />
der „Kleinen Schule des Genießens“.<br />
Während des Studiums befinden Sie sich in einer wichtigen Lebensphase,<br />
die mit vielerlei Stressfaktoren einhergeht. Bewusstes genussvolles Erleben<br />
kann helfen, im Lot zu bleiben. Genuss wird hier gleichgesetzt mit der aus<br />
dem Griechischen stammenden Bezeichnung „Euthymie“ (Was der Seele<br />
gut tut). So gesehen kann Genuss antinoxisch zu Stress verstanden werden.<br />
Euthymes Erleben ist grundsätzlich über jeden unserer fünf Sinne erfahrbar:<br />
Wir können etwas Angenehmes riechen, ertasten, schmecken, erblicken<br />
oder hören. Damit potentiell genüssliche Eindrücke (z. B. der Duft des Morgenkaffees,<br />
die Berührung des Wassers beim Duschen, der Geschmack des<br />
Croissants, der Blick zum Morgenhimmel, das Geräusch der Kaffeemaschine<br />
oder der eigenen Schritte auf der Treppe) ihre Wirkung entfalten können,<br />
müssen wir die sogenannten Genussregeln berücksichtigen:<br />
Genuss braucht Zeit. Um sich wohl zu fühlen, brauchen Sie nicht viel Zeit.<br />
Nur so viel, damit sich ein Gefühl entfalten kann. Es geht um Augenblicke<br />
(Vogelgezwitscher, Duft der Duschlotion, Wärme der gefüllten Kaffeetasse).<br />
Genuss muss erlaubt sein. Genussverbote, die oft eine lebensgeschichtlich<br />
lange Tradition und / oder vordergründig allgemeinverbindliche Werte repräsentieren<br />
(ohne Fleiß kein Preis, Übermut tut selten gut, eine Pusteblume<br />
/ den Mond zu bewundern, ist albern), aufspüren, überprüfen, verändern<br />
oder wegschicken. Ein Überwiegen von belastendem Erleben gegenüber<br />
positivem gefährdet unser physisches und psychisches Gleichgewicht und<br />
macht uns krank (Stopp! Jetzt ist Wohlfühlen dran. Stopp! Das passt in diesem<br />
Augenblick zu mir). D. h. nach Zeitvorgaben arbeiten und Pausen einlegen,<br />
auch wenn noch Energie zum Arbeiten da wäre. Es geht darum, kleine,<br />
alltägliche Genüsse zu entdecken und wertschätzen zu lernen. Genuss geht<br />
nicht nebenbei. Konzentrationsübung: Lernen, Aufmerksamkeit vom Stress<br />
weg und hin zum genussvollen Eindruck zu lenken. (Nur diese Farbe soll im<br />
Moment wichtig sein). Wollen Sie Genuss erfahren, dann müssen Sie andere<br />
Tätigkeiten, Gedanken und störende Bedingungen ausschalten und sich<br />
ganz auf diesen einlassen. Genuss ist individuell: Geschmäcker sind verschieden.<br />
Es ist deshalb notwendig herauszufinden, was einem ganz persönlich<br />
26