RÜCKENWIND
Rückenwind. Was Studis gegen Stress tun können - TU Ilmenau
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Teilzeit im Hörsaal<br />
Interview mit Martina Zovko, M. A.<br />
Projektkoordinatorin der Karlsruher Stresstage 2009 und 2010 am<br />
Karlsruher Institut für Technologie<br />
Welche Gründe werden von Hochschulen für ein Teilzeitstudium anerkannt?<br />
Dazu muss man je nach Bundesland unterscheiden, in Bayern kann man<br />
zum Beispiel formlos vom Vollzeit- zum Teilzeitstudium wechseln, in Berlin<br />
geht dies nicht. Drei Gründe können geltend gemacht werden: die wirtschaftliche<br />
Notwendigkeit für eine Berufstätigkeit, die Betreuung von Kindern<br />
oder eine eigene chronische Krankheit.<br />
Wie sind ‚offiziell´ Teilzeitstudierende auf dem Arbeitsmarkt angesehen?<br />
Dazu gibt es noch keine Studien, da sich das Teilzeitstudium erst neuerdings<br />
an staatlichen Hochschulen etabliert. Generell aber sind auf dem Arbeitsmarkt<br />
keine Nachteile, eher Vorteile zu erwarten, das entnehme ich auch<br />
Gesprächen, die ich mit Vertretern der Industrie- und Handelskammer geführt<br />
habe. Dass bereits Berufstätige sich akademisch weiterbilden, kommt<br />
in der Regel gut an. Arbeitgeber entscheiden sich auch gerne für Mitarbeiter,<br />
die gezeigt haben, dass sie sich sozusagen „durchbeißen“ können. Ein<br />
Teilzeitstudium bedeutet eine Doppelbelastung, wer sie durchhält hat auf<br />
jeden Fall einen Vorteil.<br />
Teilzeitstudierende entscheiden sich häufig für eine Ausbildung an Dualen<br />
Hochschulen oder in Fernstudiengängen, welche Möglichkeiten bieten Ihnen<br />
Teilzeitprogramme an Universitäten und Hochschulen?<br />
Duale Hochschulen bieten nur zur Hälfte eine akademische, zum anderen<br />
Teil eine praktische, betriebliche Ausbildung und ein Fernstudium ist teuer.<br />
Die Ausbildung an der Universität kostet „nur“ die Hochschulgebühren und<br />
legt den Fokus ganz auf das akademische Studium.<br />
Gibt es außerhalb Deutschlands aus Ihrer Sicht nachahmenswerte Modelle<br />
für Teilzeitstudiengänge?<br />
Ja auf jeden Fall, in Skandinavien und England beispielsweise hat das lebenslange<br />
Lernen in Verbindung mit dem Studium in Teilzeit bereits Tradition.<br />
In England sind bis zu 30 Prozent der Studierenden Berufstätige oder<br />
Eltern und so treffen dort verschiedene Lebenswirklichkeiten aufeinander.<br />
Lebenslanges Lernen und Angebote wie E-Learning sind dort schon seit längerem<br />
implementiert. In Deutschland wird es Prognosen zufolge ab 2016<br />
weniger Abiturientinnen und Abiturienten geben, die Hochschulen tun gut<br />
daran, sich auch hierzulande vermehrt Studierenden mit einem anderen<br />
Background zu öffnen.<br />
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