RÜCKENWIND
Rückenwind. Was Studis gegen Stress tun können - TU Ilmenau
Rückenwind. Was Studis gegen Stress tun können - TU Ilmenau
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Den Alltag im Blick<br />
Interview mit Dipl.-Psych. Susanne Koudela<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Angewandte<br />
Psychologie am Karlsruher Institut für Technologie<br />
Welche Kontextbedingungen finden in Ihrer Studie Beachtung?<br />
Wir haben danach gefragt, wie die an der Studie Teilnehmenden ihr Studium<br />
finanzieren, weil dies ein Stressfaktor sein kann, und Aspekte wie das<br />
Erleben von Konkurrenzdenken und die Einschätzung der Arbeitsatmosphäre<br />
unter den Studierenden berücksichtigt. Neben äußeren Umständen<br />
wie der Zeit, die für das Pendeln gebraucht wird, haben wir auch die allgemeine<br />
Studienzufriedenheit erfasst. Hierzu gehört zum Beispiel, ob ein<br />
Studierender damit zufrieden ist, welches Fach er sich ausgesucht hat.<br />
In Ihrer Studie zeigte sich, dass die Studierenden trotz ihrer Belastung bei<br />
den Stressskalen im mittleren Bereich lagen – wann ist Stress problematisch?<br />
Stress kann auch positiv sein, weil er uns zu Leistung antreibt. Wenn aber Erholungsphasen<br />
ausbleiben, kann es zur Erschöpfung der körperlichen Ressourcen<br />
kommen. Da die Einschätzung des Stresses von Personen auch bei<br />
gleicher Situation stark differieren kann, haben wir zusätzlich zu den stündlichen<br />
subjektiven Einschätzungen körperliche Parameter erfasst. Bei der<br />
Blutdrucknachtabsenkung existieren beispielsweise Schwellenwerte, deren<br />
Unterschreitung sehr kritisch für die Gesundheit ist. Ein Workload, größer<br />
als die festgesetzten 40 Stunden, stellt ebenfalls ein klares Kriterium dar.<br />
Studierende verwenden recht unterschiedlich viel Zeit auf ihr Studium. Wird<br />
ein hoher Zeitaufwand „automatisch“ als belastend empfunden oder spielen<br />
andere Faktoren ebenso eine Rolle?<br />
Ein Ziel folgender Analysen wird sein, die Gruppe der Studierenden, die viel<br />
lernen, und diejenigen, die wenig lernen, genauer anzuschauen. Für unsere<br />
Studie haben wir Ambulantes Assessement als Erhebungsmethode verwendet,<br />
dessen Ziel es ist, im natürlichen Kontext ablaufende biopsychosoziale<br />
Prozesse zu entdecken und zu verstehen. Diese Methodik ermöglicht es uns,<br />
sowohl die Unterschiede zwischen den Personen zu untersuchen als auch<br />
die Zusammenhänge auf individueller Ebene genauer zu betrachten. Was<br />
sich in den Fragebogendaten zu den Kontextbedingungen bereits gezeigt<br />
hat ist, dass viele den Leistungsdruck als sehr hoch empfinden. Für einen<br />
Großteil der Studierenden scheint es schwierig zu sein, sich zum Lernen zu<br />
motivieren. Auch scheint eine hohe Ablenkbarkeit ein Problem darzustellen.<br />
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