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Stiepeler Bote 234 - Dezember 2015

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AUS DEN SPORTVEREINEN<br />

Wenn der „Geldbriefträger“ zweimal kassiert<br />

Der 85-jährige Günther Burandt ist aktiver Mitgestalter des Vereinslebens<br />

Im angestaubten Verwaltungsdeutsch<br />

würde man<br />

Günther Burandt wohl<br />

Lichtgeld-Kassierer nennen.<br />

Doch diese Bezeichnung<br />

ist viel zu profan für<br />

ein langjähriges Vereinsmitglied<br />

des TC Rot-Weiß Stiepel,<br />

das, so der 1. Vorsitzende<br />

Ulrich Nötzlin, „als guter<br />

Geist kleinere Aufgaben<br />

kontinuierlich wahrnimmt<br />

und damit den Vorstand bei<br />

dessen Arbeit wirkungsvoll<br />

entlastet.“ Und was<br />

die Charakterisierung von<br />

Burandts Aufgabe betrifft,<br />

möchte Nötzlin viel lieber<br />

vom sympathisch klingenden<br />

„Geldbriefträger“ sprechen.<br />

Zweimal im Monat leert der<br />

85-jährige Burandt die drei<br />

Lichtgeldautomaten in der<br />

<strong>Stiepeler</strong> Tennishalle, rollt die<br />

Euromünzen und zahlt das<br />

Geld auf das Vereinskonto<br />

ein. Zwischen 400 und 600<br />

Euro kommen pro Monat zusammen,<br />

über sieben Monate<br />

läuft die Hallensaison beim<br />

TC Rot-Weiß. „Alles geschieht<br />

auf absoluter Vertrauensbasis“,<br />

sagt der 1. Vorsitzende,<br />

„wir würden nie auf den Gedanken<br />

kommen, ihn bei seiner<br />

Aufgabe zu kontrollieren.“<br />

Günther Burandt zählt zu den<br />

ältesten unter den über 500<br />

Mitgliedern des <strong>Stiepeler</strong> Tennisclubs.<br />

Seine Leidenschaft<br />

für den Tennissport lebte der<br />

Günther Burandt leert die Lichtgeldautomaten in der Tennishalle des Tennis-Clubs<br />

Rot-Weiß Stiepel.<br />

Foto: 3satz<br />

heutige Senior zunächst von<br />

1948 bis 1967 bei Blau-Weiß<br />

Wanne-Eickel aus, seit dem<br />

1. Januar 1967 ist Burandt<br />

Mitglied des TC Rot-Weiß<br />

Stiepel. Beruflich war der<br />

stets aktive Tennisspieler im<br />

Bergbau beschäftigt, was zur<br />

damaligen Zeit für ein Mitglied<br />

eines Tennisclubs als nicht<br />

standesgemäß galt. „Ich habe<br />

damals mal einen Vereinsvorsitzenden<br />

aus Gelsenkirchen<br />

getroffen, der entsetzt darüber<br />

war, dass in seinem Club<br />

Mitglieder angemeldet waren,<br />

die nicht mal ein Haus besaßen“,<br />

erzählt Günther Burandt<br />

amüsiert und ergänzt: „Bergleute<br />

gehörten damals in<br />

den Kleingarten oder in den<br />

Männergesangverein.“ Die<br />

Meisterschaftsspiele, die er<br />

regelmäßig bestritt, wurden<br />

noch mit Balljungen ausgetragen,<br />

die 60 Pfennig für die<br />

Stunde bekamen, und die<br />

Tenniskleidung war weiß.<br />

Der 85-Jährige hat nicht nur<br />

in den Vereinen gespielt, er<br />

hat auch aktiv in der Vereinsorganisation<br />

mitgewirkt. In<br />

Stiepel war Günther Burandt<br />

in den Bau des Clubhauses<br />

einbezogen, organisierte in<br />

der damals noch internetlosen<br />

Zeit die Platzvergabe und<br />

sorgte für das Catering, als<br />

der Verein noch keine Pächter<br />

für die Gastronomie hatte.<br />

„Bockwurst mit Brot und Hühnersuppe<br />

standen damals als<br />

Standardangebote auf unserer<br />

Karte“, erinnert sich Ulrich<br />

Nötzlin an die Zeit,<br />

als der „Wirtschaftsbetrieb<br />

Tennisclub“ in<br />

Schwung kam.<br />

Seit gut einem<br />

Jahr greift Günther<br />

Burandt nicht mehr<br />

zum Tennisschläger.<br />

Dafür platziert er nun<br />

erfolgreich die Boule-Kugeln<br />

auf der neuen<br />

Boule-Bahn des<br />

Vereins. Donnerstags<br />

treffen sich dort bis<br />

zu 20 Personen, darunter<br />

auch Günther<br />

Burandt und seine<br />

Ehefrau Inge. „Wir<br />

bewegen uns draußen,<br />

es sind auch viele<br />

Frauen dabei und es macht<br />

einfach Spaß“, schildert<br />

Burandt begeistert. Selbstverständlich<br />

trifft man sich<br />

nach dem Sport auch noch in<br />

geselliger Runde zum Essen.<br />

Eine weitere Leidenschaft,<br />

die Günther Burandt mit seiner<br />

Ehefrau teilt, ist das Reisen,<br />

speziell das Reisen auf<br />

Kreuzfahrtschiffen. Nur wenige<br />

Tage nach dem Gespräch<br />

mit dem <strong>Stiepeler</strong> <strong>Bote</strong>n ging<br />

das Ehepaar auf seine 21.<br />

Kreuzfahrt. Mit der MSC Orchestra<br />

wurden von Genua<br />

aus auf dem Mittelmeer und<br />

dem Atlantik attraktive Destinationen<br />

wie Marseille, Barcelona,<br />

Malaga, Casablanca<br />

oder Lissabon angesteuert.<br />

Uli Kienel<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> | <strong>Stiepeler</strong> <strong>Bote</strong> | 25

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