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Österreichische Post AG; PZ 18Z041372 P; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien
www.dasbiber.at
NEWCOMER
SCHOOL
EDITION
WINTER 2019
+
KANZLERIN
BIERLEIN IN ZAHLEN
+
#METOO IM OP-SAAL
+
KURDISCHER
WIDERSTAND
+
Alles
Walzer!
ANTM-SIEGERIN TAIBEH AUF SISSIS SPUREN
3
minuten
mit
Yannick
Shetty
Der jüngste Parlamentarier
Yannick Shetty von den NEOS
über tanzbare Musik, die
Herkunftsfrage und Telefonate
mit seiner Mutter.
Von Sueda Altinay, Amar Rajković,
Foto: Marko Mestrović
Wir versorgen unser Land sicher und verantwortungsvoll mit Energie. Und wir arbeiten täglich
daran, Ressourcen zu schonen, CO 2-neutrale Energiequellen zu erschließen und Abfallprodukte
zu neuen Rohstoffen zu verwerten. Mit dem großen Ziel: Der klimafreundlichste Öl- und Gaskonzern
zu werden. Hier erfahren Sie alle Details zu unseren Nachhaltigkeits-Programmen:
www.omv.com/nachhaltigkeit
BIBER: Yannick, kannst du uns kurz in
deine Familiengeschichte einweihen?
YANNICK SHETTY: Meine Mutter ist
halb Österreicherin und halb Südkoreanerin.
Ihr Vater kam im Zuge des
Korea-Krieges nach Österreich, um
zu studieren. Dort lernte er meine
Großmutter aus Tirol kennen. Daraus
entstand meine Mutter (lacht). Sie ist
Ärztin und hat im Rahmen ihres Turnus,
den sie in Indien absolviert hat, meinen
Vater kennengelernt. Ich bin in Österreich
auf die Welt gekommen, mein
Vater ist uns dann gefolgt. Er ist leider
verstorben, als ich zehn Jahre alt war.
Geht dir die Herkunftsfrage auf die
Nerven?
Es gab zwei Phasen in meinem Leben,
in denen diese Frage sehr präsent war.
Während meines Zivildienstes beim
Roten Kreuz fragte mich jede zweite
ältere Dame „Woher kommen Sie?“,
oder stellte fest „Sie sprechen ja gut
deutsch!“. Und dann im Wahlkampf.
Ich möchte keine Parallele zwischen
Journalisten und älteren Damen im
Zivildienst ziehen, aber …
Entscheidest du selber, was du auf Instagram
postest?
Message-Control gibt es bei den NEOS
nicht. Das ist vielleicht in Zeiten von
Sebastian Kurz und der letzten Regierung
untypisch, aber bei uns Realität.
Zu welcher Musik „gehst du ab“?
Meine Lieblingsband ist „Mumford and
Sons“, die habe ich schon auf fünf
Konzerten live erlebt. Ich mag keinen
Techno und verstehe bis heute nicht,
wie man zu solcher Musik abgehen
kann.
Ö3 oder FM4?
(lacht) Als oftmaliger Gast bei FM4
während des Wahlkampfs, muss ich
aufpassen, was ich sage. Ich höre
wenig Radio, demnach höre ich auch
kein FM4. Wenn ich es doch hören
sollte, dann Radio Wien, aufgrund der
90er-Musik.
Warum sollten sich junge Menschen für
Politik interessieren?
Junge Menschen machen einen
dummen Fehler, wenn sie sich nicht
für Politik interessieren, weil sie dann
zulassen, dass andere Menschen über
ihre Zukunft entscheiden. Das haben
wir schon sehr oft gesehen. Siehe Brexit,
Trump oder die Volksbefragung zur
Wehrpflicht 2013.
Du studierst Jus. Wie willst du das mit
deiner Funktion als Nationalratsabgeordneter
vereinbaren?
Für mich ist es keine Option, mein
Studium abzubrechen. Ich habe mir das
Ziel gesetzt, in den nächsten ein bis
zwei Jahren fertig zu werden.
Bist du ein Muttersöhnchen?
Ich habe ein sehr enges Verhältnis mit
meiner Mutter, die in Tirol lebt. Wir
sehen uns leider nicht oft. Dafür telefonieren
wir miteinander und ich frage sie
immer wieder um ihren Rat.
WER IST ER?
Alter: 24
Beruf: Politiker bei NEOS
Besonderes: Shetty ist jüngster
Abgeordneter des österreichischen
Parlaments
Wenn du wissen möchtest, welche Ratschlage
Yannick von seiner Mama bekommt, lies das
Interview auf Seite 39
/ 3 MINUTEN / 5
„
Sobald der erste Entwurf da ist,
blättere ich zu den pinken Seiten:
Denn hier, auf Seite 15 , 28
und 58, erzählen 13-Jährige ihre
Geschichten. Es gibt nichts
Lesenswerteres. Etwa wenn der
geflüchtete Mustafa beschreibt,
wie toll er es findet, dass man in
österreichischen Schulen nicht
geschlagen wird und dass er
„keinen Bock“ hat, zu heiraten.
Sein Zukunftstraum: Für das
österreichische Nationalteam
spielen.
Delna Antia-Tatić “
Chefredakteurin
Liebe LeserInnen,
sie mag keinen Kartoffelsalat und noch weniger mag sie „Quoten-
Flüchtlingsmädchen“ sein: Taibeh Ahmadi ist Austrias Next Topmodel 2019.
Beim Sissi-Shooting plaudert die Afghanin über Wien, und ihren neuen Promi-
Faktor. Wir bei biber mögen zwar Kartoffelsalat, aber noch mehr lieben wir
die Fotos, die dabei herausgekommen sind: Ab Seite 50. Und ja, die gesamte
biber-Redaktion trägt ab jetzt Turban <3
Auf einer anderen Bühne gibt sie seit Längerem eine elegante Figur ab:
Österreichs erste Kanzlerin – Brigitte Bierlein. Biber traf sie zum Interview in
Zahlen, wo sie uns nicht nur ihren Matura-Schnitt verriet, sondern auch ihr
Alter beim ersten Liebeskummer. Seite 22.
Denn was bewegt mehr als die Liebe? Nichts und wieder nichts. Das weiß
auch Schülerin Damla. Die 13-Jährige schreibt in ihrem Blog über die Liebe
und woran man sie erkennt. Achso – haben wir schon erwähnt, dass du eine
Newcomer-Ausgabe in den Händen hältst? Sorry, Bruda. Unsere Newcomer-
Edition ist uns nämlich wie immer eine Herzensangelegenheit: Hier schreiben
Schülerinnen und Schüler selbst, was sie bewegt: Ob das Klassendasein als
„letzter Österreicher“ oder warum die Autofahrt in die Türkei ab Bulgarien fad
wird.
Plus: Für alle, die noch wirklich Kohle machen wollen, präsentieren wir unser
Lehrlings-Spezial mit scharf. Ab Seite 65 – dazu braucht es auch nicht
unbedingt den Einser-Schnitt der Kanzlerin (Hups, zuviel verraten?!). Hier
verrät uns unter anderem Vincenc, warum er als Sohn einer Akademikerfamilie
lieber eine Lehre macht und wie das bei Mädchen ankommt.
Womit wir wieder bei der Liebe sind. Die hat bekanntlich viele Gesichter
– das weiß ganz besonders unsere biber-Stipendiatin Sueda Altinay. Sie
schreibt einen persönlichen Text auf Seite 36 über die Beziehung ihrer Eltern
– eine arrangierte Ehe. Dafür interviewt sie ihren Vater, einen türkischen
Gastarbeitersohn.
In einer unglaublichen Geschichte beschreibt unsere zweite biber-Stipendiatin
Florentina Glüxam, mit welchen Machtverletzungen und sexuellen Übergriffen
Frauen in der Medizin alltäglich zu tun haben und welche Unverfrorenheit
männliche Ärzte durch ihren „Gottheitsstatus“ an den Tag legen: „Der Teufel
trägt weiß“ – unbedingt lesen ab Seite 16.
Das sollte an Lesestoff über die Weihnachtstage reichen!
Bussis und brav sein, sonst gibt’s keine Geschenke,
GUCKST DU!
Biber erobert mit der neuen
Videoreihe „Welt in Wien“
jetzt auch das Fernsehen. Das
Ganze gibt‘s jeden Dienstag
auf w24 in „24 Stunden Wien“
zu sehen.
Wenn ihr wissen wollt, wo´s
den Falafel eures Lebens gibt
oder wo ihr den Barbier eures
Vertrauens findet, dann dürft
ihr diese scharfen Stories auf
keinen Fall verpassen.
IMPRESSUM
MEDIENINHABER:
Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,
Musuemsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien
HERAUSGEBER
Simon Kravagna
CHEFREDAKTEURIN:
Delna Antia-Tatić
STV. CHEFREDAKTEUR:
Amar Rajković
CHEFiN VOM DIENST:
Aleksandra Tulej
LEITUNG NEWCOMER:
Aleksandra Tulej & Amar Rajković
FOTOCHEF:
Marko Mestrović
KOLUMNIST/IN:
Ivana Cucujkić-Panić, Todor Ovtcharov,
Jad Turjman
REDAKTION & FOTOGRAFIE:
Adam Bezeczky, Nada El-Azar, Andrea Grman,
Christoph Liebentritt,Jelena Pantić- Panić,
Anna Jandrisevits, Jelena Colic, Sueda Altinay,
Florentina Glüxam
CONTENT CREATION, CAMPAIGN
MANAGEMENT & SOCIAL MEDIA
Aida Durić
BRANDED CONTENT & DIGITAL CONSULTING:
Timea Zawodsky
CORPORATE SOCIAL INNOVATION:
Andrea Grman (karenziert)
BUSINESS DEVELOPMENT:
Andreas Wiesmüller
GESCHÄFTSFÜHRUNG:
Wilfried Wiesinger
REDAKTIONSHUNDE:
Tito, Casper
KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH Quartier
21, Museumsplatz 1, E-1.4,
1070 Wien
Tel: +43/1/ 9577528 redaktion@dasbiber.
at marketing@dasbiber.at abo@dasbiber.
at
WEBSITE: www.dasbiber.at
ART DIRECTOR: Dieter Auracher
LEKTORAT: Birgit Hohlbrugger
ÖAK GEPRÜFT laut Bericht über die Zweitprüfung
im 2. HJ 2018:
Druckauflage 85.000 Stück
verbreitete Auflage 80.700 Stück
DRUCK: Druckerei Berger
wgkk.at
www.wgkk.at
Individuelles Gesundheitsmanagement: kostenlos für WGKK-Versicherte
Verringern Sie aktiv Ihr Risiko für Diabetes, Herzkreislauf-Erkrankungen
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Eure Redaktion
Marko Mestrović
6 / MIT SCHARF /
5 3 MINUTEN MIT
YANNICK SHETTY
Der jüngste Parlamentarier Österreichs
10 IVANAS WELT
Rauchverbot bei Mama und Papa
12 WAS UNS BEWEGT
Samra, Capi und Loredana:
Was die Jugend bewegt
POLITIKA
15 SCHÜLERBLOGS
Halb Pole, halb Nigerianer und der
letzte Österreicher
16 MEDIZIN, MACHT,#METOO
Sexuelle Belästigung durch österreichische Ärzte.
Zwei Opfer brechen das Schweigen.
22 BIERLEIN IN ZAHLEN
„Frau Bierlein, wie viele muslimische Freunde
haben Sie?“
24 DER KURDISCHE PROTEST
Lokalaugenschein einer Kurden-Demo in Wien.
RAMBAZAMBA
28 SCHÜLERBLOGS
Eine Reise quer durch Europa und das erste
Herzklopfen
30 NEIN HEISST NEIN!
Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und
Selbstverteidigung an Wiener Schulen.
36 ARRANGIERTE LIEBE
Der Vater unserer Redakteurin erzählt von
seiner arrangierten Ehe.
38 DADDY UNCOOL
Kolumnistin Jelena Pantic-Panic über
gleichberechtigtes Elternsein.
39 YANNICK SHETTYS MAMA
Unser Redakteur Stefan hat eine Woche
lang seinen Müll gehortet.
LIFE & STYLE
40 REH-PASTETE, ANYONE?
Polnische Großeltern, Einmachgläser und
Augenbrauen a la Gwen Stefani.
44 HEUL NICHT RUM!
Junge Frauen über ihr Leben mit Hochsensibilität
22
FRAU BIERLEIN, WIE OFT HABEN SIE
DEUTSCHRAP GEHÖRT?
Bundeskanzlerin Bierlein im Interview in Zahlen
16
MEDIZIN,
MACHT, #METOO
Der Teufel trägt
weiß: Eine Reportage
über sexuellen
Missbrauch durch
österreichische
Ärzte. Zwei Opfer
brechen das
Schweigen.
IN HALT WINTER
2019
30
50
KEIN OPFER UND KEIN TÄTER SEIN
Über das Gewaltpräventionsprojekt an Wiener
Neuen Mittelschulen.
GANZ
GLAMOURÖS
Austrias Next
Tompodel und
Biber Cover-Star
Taibeh erzählt
uns in glitzernden
Outfits, warum sie
Kartoffelsalat nicht
versteht.
Soza Jan, Christoph Liebentritt, Julie Brass. Cover: Julie Brass
50 BIBERS NEXT COVERMODEL
ANTM-Gewinnerin Taibeh über Fashion, Wien,
und Kartoffelsalat.
KARRIERE
58 SCHÜLERBLOGS
Schulen in Syrien und ein Lehrer als Vorbild.
60 DANKE
Danke an alle Newcomer-Sponsoren. Ohne euch
würde es dieses Heft nicht geben.
64 KARRIERE-TAKEOVER
Neu-Kolumnistin Anna Jandrisevits stellt sich vor.
66 MAL WAS ANDERES
Vincenc ist Akademiker-Sohn und Lehrling.
68 LEHRE BEI SIEMENS
Siemens-Lehrling Anna im Interview
69 JOBS DER ZUKUNFT
Welche Lehre ist die Richtige für mich? Was muss
ich bei der Auswahl beachten? Was muss ich
draufhaben? Welche Möglichkeiten gibt es? Das
große Biber-Know-How rund um die Lehre.
75 TIPPS ZUR LEHRE
Die Arbeiterkammer kennt sich aus.
76 VOM LEHRLING ZUM BOSS
„Lucky Car“-Geschäftsführer Ostoja Matic im
Interview.
TECHNIK
80 ALT F4 UND DER
TAG GEHÖRT DIR
Adam gibt smarte Tipps für Neujahrsvorsätze.
KULTUR
81 GUCKST DU!
„Die Welt in Wien“ auf w24
82 MY DAD WROTE A PORNO
Nada darüber, welche Nischen-Podcasts sie am
Liebsten am Crosstrainer hört.
86 ZUSAMMENLEBEN
Kolumnist Jad über Integration.
89 TANTRASEX UND
WÜSTENSTAUB
Kolumnistin Andrea über ihre neuesten
Reiseerlebnisse.
90 TODOR
Techno Lenin
8 / MIT SCHARF /
/ MIT SCHARF / 9
BEZAHLTE ANZEIGE
In Ivanas WELT berichtet die biber-Redakteurin
Ivana Cucujkić über ihr daily life.
IVANAS WELT
Foto: Igor Minić
PFLEGESTUDIUM:
„ICH BIN ANGEKOMMEN“
ICH PAFF’ NICHT, DADDY!
Was haben wir uns nicht aufgeregt, wir Österreicher, als das Rauchverbot kam.
Alexander Gsellmann hat bereits
drei von sechs Semestern des
Studiums der Gesundheits- und
Krankenpflege absolviert. Der
25-Jährige erzählt über seinen
Werdegang, die Praxis und die
Zukunft der Pflegeberufe.
Foto: Soza Almohammad
Und wir Jugos erst. Müssen wir doch schon vor unseren Eltern die Liebe zum
Glimmstängel verheimlichen. Is Respekt, weißt du…
Die Jugos tun mir schon ur leid. Mit dem generellen
Rauchverbot seit 1. November können sie
ihrer Lust zu qualmen auch nicht mehr im Klub
frönen. Dabei müssen sie sich schon vor der familiären
Raucherpolizei hüten.
Sich einfach so vor den Eltern eine anzuzünden
wäre nach unserem Moralverständnis genauso
unangebracht, wie nackt vor ihnen herumzuspazieren.
Das hat mich übrigens immer extrem irritiert
in der Schule, wenn ich hörte, dass das normal
sei in manchen Familien. Ehm, nein, nein. Vor
den Eltern nackert sein oder rauchen - so etwas
tun wir nicht. Vor allem wir Töchter nicht. Das hat
was mit Respekt zu tun, weißt du… Was genau,
weiß keiner so genau.
„TATA, DIE GEHÖREN MIR NICHT“
Also schleichen wir uns zum Paffen hinters Haus.
Auch weit nach der Volljährigkeit. Da kenn’ ich so
einige Altersgenossinnen, die ihre Eltern im Glauben
lassen, das Tschikpackerl wäre von „einem
Freund“. Ich kann keine Namen nennen, sonst
hab’ ich am Ende des Textes keine Freunde und
keine Familie mehr. Mama und Tata bleiben dabei
gerne im Unklaren. Das stille Abkommen, sich im
Zweifelsfall doch selbst zu belügen über den Tabakkonsum
des eigenen Kindes, ist für alle Beteiligten
äußerst beruhigend.
Das führt dann zu Absurditäten wie jenen, dass
eine Verwandte sich beim Familienfest für eine
cucujkic@dasbiber.at
10 / MIT SCHARF /
Zigarette hinausschleicht, während drinnen im
Wohnzimmer ihre kleine Tochter vom Opa und
den zehn anderen Gästen mit Nikotin zugenebelt
wird. Weil, wieder Respekt und so: Den Gästen
kann man doch nicht einfach direkt das Rauchen
verbieten.
DIE EMANZIPATION DES SAUFENS
Beim Trinken sind die Jugos wiederum sehr tolerant
und fortschrittlich. Der Alkoholkonsum
am Balkan genießt gesellschaftliche Akzeptanz.
Der Gastgeber ist eingeschnappt, wenn er nur
Wasser einschenken darf, anstatt eine Flasche
Schnaps aus Opas Selfmade-Brennerei zu köpfen.
Alkohol ist aber auch Medizin und Tradition.
Ich hab’ meinen ersten Schwips mit drei gehabt,
bei den Großeltern im Dorf vom hausgemachten
Spritzer. Und alle fanden es ur lustig und süß.
Längst dürfen auch Frauen dezent mitsaufen. Vor
30 Jahren sahen die Balkandamen noch mit
‘ner Fanta am Festtisch ihren abgestürzten Göttergatten
zu, wie sie die letzten Hunderterscheine
des Monatsgehalts im Dekolleté der Sängerin versenkten.
Mittlerweile ist es voll ok und emanzipiert,
an einem Gläschen „Frauen-Alkohol“ der
Sorte Bailey’s oder roter Wodka zu nippen. Aber
wer an einem nippt, nippt auch am zweiten und
hat Bock auf ‘ne Tschick. Also hinaus in die Kälte.
Da steht dann bestimmt schon ein paffender Verwandter.
Verdammte Raucherpolizei…. ●
Alexander Gsellmann
Wie sieht deine Bilanz zur Studienhalbzeit am
FH-Studienstandort für allgemeine Gesundheits-
und Krankenpflege aus?
Es waren sehr intensive und herausfordernde
drei Semester. Ich finde aber Spaß und
Erfüllung in dem, was ich tue. Ich fühle mich
endlich angekommen.
Klingt, als wäre das kein leichter Weg gewesen.
Nach der Matura habe ich erst einmal den
Zivildienst beim Roten Kreuz absolviert. Gegen
meine Intuition habe ich danach ein Jus-
Studium begonnen – mehr schlecht als recht.
Nach einer einjährigen Auszeit in Neuseeland
mit Feldarbeit, Kühemelken und Kälberaufziehen
wusste ich, dass ich einen neuen Weg
einschlagen muss.
Wie hat dein Umfeld auf den Richtungswechsel
reagiert?
Meine Familie hat mich immer unterstützt.
Sie hatten aber zu Beginn ein völlig falsches
Bild von der Pflege. Ich denke, dass sich die
Pflege in Österreich gerade entwickelt: Erst
seit kurzer Zeit ist es möglich, Gesundheitsund
Krankenpflege zu studieren. Durch diese
Neuerung soll der Pflegeprozess in der Praxis
besser umgesetzt werden. Aus den Diagnosen
werden Pflegehandlungen entwickelt, die
wissenschaftlich belegt und individuell auf
die Patientinnen und Patienten zugeschnitten
sind.
Wo siehst du deine berufliche Zukunft?
Insgesamt habe ich ja sechs Praktika zu
absolvieren, so bekomme ich einen Einblick
in verschiedene Bereiche, und kann mich
leichter entscheiden. In ein paar Wochen
startet mein Praktikum in der Herz- und
Gefäßchirurgie im Krankenhaus Nord.
PFLEGEAUSBILDUNG IM KAV
Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) bietet das gesamte Ausbildungsspektrum
der Gesundheits- und Krankenpflege an: Das dreijährige
Bachelorstudium, die zweijährige Ausbildung zur Pflegefachassistenz
und die einjährige Ausbildung zur Pflegeassistenz.
Infos zu Förderungen für Ihre Ausbildung bekommen Sie beim Wiener
ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (www.waff.at) oder beim Arbeitsmarktservice
(www.ams.at).
Schul- und Studienstandorte
im KAV:
SMZ-Ost – Donauspital, 1220
Wien
SMZ-Süd Kaiser-Franz-Josef
Spital, 1100 Wien
AKH Wien, Standort
Floridotower, 1210 Wien
SMZ Baumgartner Höhe, 1140
Wien
Wilhelminenspital, 1160 Wien
Infos zum Pflegestudium:
Weitere Infos: www.kav-pflegeausbildung.wien
● 3-jähriges Vollzeitstudium
● Studienbeginn Februar und
September
● Abschluss „Bachelor of Science in
Health Studies (BSc)“
● Finanzielle Förderung durch den
KAV möglich
● Praxisnahe Ausbildung
● Auslandssemester
● Nächste Bewerbungsfrist:
7.1. – 7.5.2020
/ MIT SCHARF / 11
AS UNS BEWEGT
Von Florentina Glüxam, Sueda Altinay und Aleksandra Tulej
SELENA GOMEZ
ÜBER BODYSHAMING
65kg
Fleisch konsumiert der
Österreicher jährlich und
landet somit auf Platz 3 in
der EU.
88
Milliarden
Einweg-Plastikflaschen
produziert Coca Cola
pro Jahr.
Dr. Roland_ Anzeige Biber_207135mm
KOURTNEY
BRAUCHT
EINE PAUSE
Kourtney Kardashian, die älteste Tochter
des Kardashian-Jenner Clans, möchte
nach zehn Jahren Keeping up with
the Kardashians eine Reality-TV-Pause
einlegen.
Mit ihrer ikonischen Art, ihren sarkastischen
Sprüchen und zynischen Kommentaren
wie
“Kim, there is people that are dying” ist
sie nicht nur zu einem unverzichtbaren
Teil der erfolgreichen TV-Show, sondern
zu einer der einflussreichsten Influencer
des letzten Jahrzehnts geworden.
Die dreifache Mutter bestätigte nach
monatelangen Gerüchten, dass sie
sich nach 17 Staffeln von der TV-Show
zurückziehen wird, um mehr Zeit mit
ihren Kindern zu verbringen. Ob sie, wie
ihr Bruder Robert Kardashian, komplett
auf die Sendung verzichten wird, wissen
wir nicht, aber die Show wird ohne sie
definitiv nicht dieselbe sein.
BIBI BABY
NR. 2!
Die erfolgreichste deutsche
Youtuberin Bianca
Heinicke aka „Bibis
Beauty Palace“ bekommt
wieder ein Baby. Letzten
Oktober kam ihr erstes
Kind, Sohn Lio, zur Welt.
Nun wird das Youtube-
Starlet zum zweiten mal
Mama: Das verkündete
die 26-Jährige auf ihrem
Youtube-Kanal, den
immerhin über 5,73 Mill.
User abonniert haben.
Selena Gomez wurde 2015 mit der Autoimmunerkrankung
Lupus diagnostiziert. Wegen ihrer schweren
Nierenprobleme, des zu hohen Blutdrucks und der
Medikamente nahm die Sängerin einiges an Gewicht
zu. Eigentlich das kleinste Problem an dieser Krankheit,
würde man meinen. Dennoch wird die 27-Jährige auf
Social Media täglich mit herablassenden Kommentaren
über ihren Körper konfrontiert. Wie sie damit umgeht?
“Ich poste ein Foto und beschäftige mich dann nicht
mehr damit. Ich muss mich den Meinungen der anderen
nicht aussetzen”, sagt sie heute selbstbewusst.
42%
des bislang erzeugten
Plastiks wird nur einmal
verwendet, bevor es
entsorgt wird.
10,5
Millionen
Tonnen
Kleidung entsorgen
US-Bürger jedes Jahr.
78
Milliarden
Tiere weltweit wurden 2018
für die Milch- und Fleischproduktion
getötet.
PBG / PA / picturedesk.com, Bieber, Tamara / Action Press / picturedesk.com, enewsimage / Action Press / picturedesk.com, instagram / loredana
• Hauptabschluss
• AHS-Matura
• Berufsreifeprüfung
Beginn: Frühjahr & Herbst
HÖCHSTE
ERFOLGSZAHL
ÖSTERREICHS
12 / MIT SCHARF /
Tel.: 01/523 14 88, Neubaugasse 43, 1070 Wien, www.roland.at
AS UNS BEWEGT
MEINUNG
L O R E D A N A :
KING LORI UND DIE MTV MUSIC AWARDS
„Wo warst du letzte Nacht, ich brech‘
dir dein Genick“ – Loredanas Album
‚KING LORI‘ liefert uns nicht nur einen
Ohrwurm nach dem nächsten. Ihre Hits
„Eiskalt“, „Jetzt rufst du an“, „Kein
Plan“ und „Genick“ sind seit Wochen
in den Charts. KING LORI wurde am 13.
September veröffentlicht. Die 24-jährige
Deutschrapperin mit kosovarischen
Wurzeln machte zahlreiche Features mit
WO IST SAMRA, BRA?
MERO und ihrem Ehemann Mozzik. Auch
Songs mit Miksu & Macloud, den zurzeit
angesagtesten Musikproduzenten im
deutschen Raum, findet man in ihrem
Meisterwerk.
Bei den MTV European Music Awards am
3. November gewann die Luzerner Rapperin
einen Award in der Kategorie „Best
Swiss Act“. Wir feiern Loredanas Musik
und freuen uns über weitere Songs.
STALKING-STOPP
AUF INSTAGRAM
Keine sichtbaren Likes mehr
unter den Instagram-Fotos
anderer Nutzer – das testet
Instagram jetzt in den USA
– wir können derweil noch
beruhigt aufatmen und uns
unserer Like-Geilheit hingeben.
Dennoch haben wir
auch in Österreich schlechte
Nachrichten für Insta-Stalker:
Was euer Ex liket oder
welcher Frau er schon wieder
folgt, könnt ihr jetzt nicht
mehr so leicht überwachen.
Instagram hat nämlich das
Abonniert-Feature entfernt,
bei dem man die Aktivitäten
seiner abonnierten Personen
mitverfolgen konnte. Die
Maßnahme soll Eifersuchtskonflikte
verhindern. Ein
kleiner Schritt für Instagram,
ein großer Schritt Richtung
Kontrollverlust.
Um Capital Bras Partner in Crime, Deutschrapper
Samra, ist es ungewohnt still. Kurz nachdem
Capi und Samra ihr Album „Berlin Lebt 2“
herausgebracht haben, hat Samra sein Instagram-
Profil deaktiviert und scheint auch sonst von der
Bildfläche verschwunden zu sein. Warum bloß?
Gerüchte über einen Streit oder gar eine berufliche
Trennung der beiden Kings des Deutschrap-Olymps
machte Capital höchstpersönlich mit einem
Statement zunichte. „Ich wollte euch Bescheid
sagen, dass Samras Album bald kommt. Er hat
krasse Songs gemacht und alles rasiert (…). Die
Sachen die jetzt kommen, werden Motherfu*ker.
Und der Joker kommt auch.“ Ihr wisst Bescheid, bra.
Berlin Lebt nach wie vor.
Soza Jan
DER LETZTE
ÖSTERREICHER
DER KLASSE
Ich gehe in die NMS Herthergasse und bin der
einzige Österreicher in meiner Klasse. Es ist schon
ein bisschen komisch, dass ich die Sprache, die
meine Mitschüler sprechen, nie verstehe. Als ich
in die Schule kam, war es am Anfang für mich
sehr ungewohnt, weil in meiner Volksschule jeder
deutsch gesprochen hat. Die erste Woche war für
mich hart, weil jeder eine andere Sprache gesprochen
hat und da dachte ich mir immer, dass die
endlich Deutsch reden sollten. Als ich in meine
jetzige Klasse zugeteilt wurde, habe ich schon
gesehen, dass ich wieder der einzige Österreicher
hier bin. Aber das konnte ich mir eh schon
denken, weil mein Bruder in meiner Schule war
und mir schon öfters gesagt hat, dass es nicht
viele österreichische Schüler gibt. Aber ich bin
trotzdem in die Schule gegangen, weil hier jeder
viel netter ist als in den anderen Schulen. Ich war
am Anfang immer neidisch, dass ich keine andere
Sprache kann, weil, wenn alle z.B. Türkisch oder
Serbisch reden, verstehe ich sie nicht.
Ich habe Sprachen immer als einen Vorteil
empfunden. Ich dachte auch, dass man eine
neue Sprache, wie zum Beispiel Englisch, leichter
lernen könnte, wenn man schon eine Sprache
sprechen kann. Aber meine Mitschüler tun sich in
Englisch genauso schwer wie ich. Keine Ahnung,
wer das gesagt hat, dass man sich dann leichter
tut, stimmt ja offensichtlich nicht. Mittlerweile
ist es mir egal, dass jeder eine andere Sprache
spricht. Ich habe mich daran gewöhnt. Das Wichtigste
ist, dass wir uns alle gut verstehen.
Marco ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.
ICH BIN HALB POLE,
HALB NIGERIANER
Herzlich willkommen in meiner Welt. Ich bin halb Pole, halb
Nigerianer. Meine Mutter kommt aus Polen - aus Warschau,
das ist die Hauptstadt. Mein Vater ist Nigerianer
und gehört zum Igbo-Volk. Die meisten von ihnen leben in
der gleichnamigen Provinz, die östlich von der Hauptstadt
Lagos liegt.
Ihr denkt euch sicher jetzt, hä? Wie passt das zusammen?
Nigeria und Polen? Zuhause rede ich mit meinem Vater
Englisch und mit meiner Mutter Polnisch und wenn wir alle
miteinander reden, unterhalten wir uns auf Englisch. Bei
der Oma mütterlicherseits sprechen wir nur Polnisch, sie
lebt in Warschau, der Stadt, in der ich auch geboren bin.
Ich war noch nie in Nigeria und spreche die Muttersprache
meines Vaters leider nicht. Das ist Igbo, das habe ich oben
schon beschrieben, so heißt auch das Volk meines Vaters.
Ich würde gerne mal sehen, wie es in Nigeria aussieht, weil
ein Teil von meiner Familie dort wohnt. Ich wollte auch Opa
und Oma väterlicherseits sehen, aber es ist leider zu spät.
Zumindest bei meiner Oma. Sie ist gestorben. Ich erinnere
mich ganz genau, als ich und mein Vater zuhause waren
und jemand angerufen hat. Eine Person, die meinen Vater
kannte, sagte ihm, dass seine Mutter gestorben ist. Es war
sehr emotional für ihn und mich. Es war überhaupt das
erste Mal, dass ich ihn habe weinen sehen. Aber eh klar,
seine Mutter zu verlieren, ist wirklich das Schlimmste. Dann
ist mein Vater nach Nigeria geflogen und war auf ihrer
Beerdigung. Er hat ein Video von der Zeremonie gemacht.
Auf dem Video habe ich auch das erste Mal meine Oma
gesehen. Auch, wenn ich sie nicht kannte, machte mich
das traurig. Das Begräbnis war etwas anders als in Österreich.
Nachdem der Sarg in eine Halle gebracht worden
war, sprach zuerst der Pfarrer ein paar Worte. Am Ende
tanzte dann eine Gruppe von Menschen zu Ehren meiner
Großmutter. Das gehört anscheinend zur Tradition in Nigeria.
Man muss ja nicht immer nur weinen, man kann auch
tanzen, wenn ein geliebter Mensch von uns geht.
Daniel ist 12 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.
14 / MIT SCHARF /
15 / MIT RAMBAZAMBA SCHARF / /
15
DER TEUFEL
TRÄGT WEISS
Sexistische Witze, unerwünschte Berührungen,
Aufforderung zum Geschlechtsverkehr: Das
Image der Ärzte in Österreich ist längst nicht
so sauber wie ihr weißer Kittel. Zwei Opfer
brechen das Schweigen.
Von Florentina Glüxam, Fotos: Christoph Liebentritt
Eine Hand hält das Lenkrad fest,
die andere Sandras Oberschenkel.
Dr. Huber * lächelt,
so wie er es immer tut, wenn
er seine Mitarbeiterin gegen ihren Willen
berührt. Sandra * rückt ein kleines Stück
Richtung Fenster, in der Hoffnung, ihrer
misslichen Lage zu entfliehen. Vergeblich.
Seine Hand bleibt, wo sie ist. Nach
der kurzen Autofahrt, die sich für Sandra
wie eine Ewigkeit anfühlte, betreten
beide zusammen die Wohnung eines
Patienten. Als hätte das erniedrigende
Machtspiel von eben nicht stattgefunden.
Rund 60% der Studien anfänger-
*innen an der Medizinischen Universität
Wien letztes Jahr waren Frauen. Viele
von ihnen könnten in Situationen wie
Sandra geraten und am Arbeitsplatz
ihren männlichen Vorgesetzten ausgelifert
sein. Diagnose: sexuelle Belästigung.
„SEXY STIEFEL UND
SCHULMÄDCHENOUTFIT“
Sandra ist heute Anfang vierzig und
Allgemeinchirurgin in einem kleinen
Wiener Spital. Mehr möchte sie nicht
verraten. Zu groß ist die Angst vor der
Reaktion des mittlerweile pensionierten
Arztes. Die Annäherungen und anzüglichen
Bemerkungen schildert sie so
ausführlich, als hätten sie erst gestern
stattgefunden. Dabei startete sie 2003
„
Es hat drei oder vier
Wochen gedauert, da
hat er mir das erste
Mal erklärt, dass wir
doch miteinander
schlafen können.
“
16 / POLITIKA /
ihre verpflichtende Lehrpraxis in der Ein-
Mann-Ordination des Allgemeinmediziners,
in diesem Text Dr. Huber genannt.
„Es hat drei oder vier Wochen gedauert,
da hat er mir das erste Mal erklärt,
dass wir doch miteinander schlafen
können“, erinnert sie sich. Es blieb nicht
„nur“ bei verbalen Übergriffen. Sechs
Monate lang lebte die Chirurgin mit
der Angst und Ungewissheit, was der
nächste Arbeitstag bringen würde. Der
damals 50-jährige Dr. Huber erklärte ihr
unverblümt beim Bewerbungsgespräch,
warum er lieber Frauen anstelle: „Zwei
männliche Ärzte würden möglicherweise
einschüchternd auf Patientinnen
wirken.“ Allerdings war das nicht der
wahre Grund.
Sprüche zu Sandras Aussehen
standen während der Arbeitszeit an
der Tagesordnung. Als sie an einem
kalten Tag Winterstiefel trug, bezeichnete
Dr. Huber sie als „sexy Stiefel“ und
Macht, Manipulation und Einschüchterung
standen bei Dr. Huber an der Tagesordnung
/ POLITIKA / 17
„Der Reizvolle
Aufritt im sexy
Sommerkleidchen“
– ein
Auszug des von
Dr. Huber* verfassten
Dienstzeugnisses
stand, kommentierte dieser unerwartet:
„Sie tragen sehr schöne Unterwäsche,
Frau Kollegin.“ Die unerfahrene Studentin
kannte diesen anzüglichen Umgangston
nicht und war eingeschüchtert. Der verheiratete
Primar pflegte zur selben Zeit
eine Affäre mit einer Studentin, womit er
öfters während der Arbeitszeit prahlte.
„Wenn du auch so lieb zu ihr bist wie ich,
darfst du vielleicht auch an ihr Höschen“,
gab er einem Studenten den ungefragten
Tipp.
„
Ich wollte
verhindern, dass
andere Frauen in
diese Situation
kommen.
“
„
Sie tragen
sehr schöne
Unterwäsche,
Frau Kollegin
“
ihren karierten Rock assoziierte er mit
einem Schulmädchenoutfit. Sandra ging
dazu über, sich an den Arbeitszeiten der
gemeinsamen Sprechstundenhilfe zu
orientieren. „Immer, wenn sie gegangen
ist, hab‘ ich auch fluchtartig versucht,
die Ordi zu verlassen, damit ich ja nie
alleine mit ihm bin. Ich dachte, wenn sie
da ist, kann ich wenigstens schreien,
wenn er sich nicht zusammenreißen
kann“, schildert sie ihren Notfallplan. Die
Ordinationshilfe bekam vom Machtspiel
des Arztes nichts mit, genauso wenig
wie die Patient*innen, vor denen sich
Dr. Huber väterlich zeigte. Der Allgemeinmediziner
genoss das Schauspiel
und war sich seiner Sache sicher. Er war
beliebt, unter Kollegen hoch angesehen
und verbrachte seine Freizeit regelmäßig
mit Frau und Kindern in einem Wiener
Tennisclub. Sandra lud er im Sommer
auch dorthin ein, sie lehnte ab.
Sexuelle Belästigung durch Ärzte
ist kein Relikt vergangener Zeiten. Das
beweist die Geschichte von Anna, Studentin
im 5. Studienjahr und ebenfalls
angehende Chirurgin. Auch sie möchte
nicht mit ihrem echten Namen genannt
werden. 2017 durfte die damals 20-Jährige
das erste Mal bei einer Operation in
einem kleinen Wiener Spital assistieren.
Der Oberarzt, der sie von Anfang an
„Schatzi“ nannte, führte sie durch das
Krankenhaus. Dort gab es einen kleinen
OP-Saal mit einer gemischten Umkleide,
in der sich die Studentin umziehen
sollte. Der Chirurg wechselte ebenfalls
seine Kleider. Als Anna halbnackt vor ihm
#METOO IM OP-SAAL
Seit 2017 hat sich durch die Me-Too-
Bewegung das Bewusstsein auch unter
MedizinerInnen verändert. Derzeit wird
an der Errichtung einer Ombudsstelle
für Opfer von Sexismus und Rassismus
gearbeitet, bestätigt Dr. Cornelia Hieber,
die Leiterin des Referates für Gendermainstreaming
und Diversity Management
in der Wiener Ärztekammer. Vorher
existierte nur das Mobbingreferat, das
sich dem Thema der sexuellen Belästigung
zu wenig widmete.
Sandra stieß 2003 auf taube Ohren,
als sie sich mit ihrem Anliegen an die
Ärztekammer wandte. Die damals
28-Jährige suchte um den Entzug der
Lehrpraxisberechtigung ihres ehemaligen
Chefs an: „Ich wollte verhindern,
dass andere Frauen in diese Situation
kommen.“ Dr. Huber kam allerdings aus
einer angesehenen Ärztefamilie und war
kurz davor, den Titel des Medizinalrats
vom damaligen Bundespräsidenten
verliehen zu bekommen. Die Ärztekammer
wollte ihren „angesehenen Kollegen
nicht diskreditieren“, erläutert Sandra.
Dabei hatte sie einen handfesten Beweis.
Schwarz auf Weiß, mit dem Stempel Dr.
Hubers versehen. Ihr Dienstzeugnis.
DIENSTZEUGNIS ALS
BEWEIS
Den negativen Höhepunkt der „sechs
Höllenmonate“ bei Dr. Huber stellte ausgerechnet
das Stück Papier dar, wofür
Sandra all die Qualen in Kauf genommen
hatte. „Ich bin raus ins Auto, hab‘ dort
die Mappe mit dem Zeugnis aufgemacht
und habe schon im Auto zu heulen angefangen“,
erinnert sie sich. Alle Erinnerungen
an die ungewollten Berührungen,
obszönen Bemerkungen und Kommen-
tare über ihr Aussehen lebten wieder
auf. Der Originalwortlaut des Dienstzeugnisses
liest sich wie folgt:
Frau Dr. Schneider ist auf dem
besten Weg, eine ausgezeichnete Ärztin
zu werden – sie war für die Lehrpraxis
eine große Bereicherung, aber nicht
nur deswegen, sondern auch wegen
anderer menschlicher und persönlicher
Umstände: So übte die Lehrpraktikantin
durch ihr Wesen und ihr Äußeres
eine zunehmende Faszination auf den
Lehrpraxisleiter aus, die für ihn zu
einer persönlichen Zerreißprobe wurde,
die er nicht bestehen konnte. Absolut
ungewohnt für die Lehrpraxis war eine
(wahrscheinlich ungewollte) subtilste
Form einer sexuellen Belästigung durch
einen immer perfekten äußerlich reizvollen
Auftritt: ob als braves Schulmädchen,
als gestiefelter Kater, im kurzen
Sommerkleidchen (besonders!), als
sportlich-burschikose, als elegante Vortänzerin,
als Lady im langen Kleid oder
als cooler Jeanstyp…
Wie sicher musste sich Dr. Huber
in seiner Position fühlen, dass er die
sexuelle Belästigung an seiner Lehrpraktikantin
sogar verschriftlichte? Konnte er
sich darauf verlassen, dass Sandra nichts
unternehmen würde? Das Zeugnis endet
mit einer ungewöhnlichen Warnung:
Fr. Dr. Schneider ist für Teamarbeit
sehr geeignet, für eine Ein-Mann-
Praxis ist sie nicht zu empfehlen, da zu
gefährlich (s.o.), besonders wenn der
Praxisleiter auf das Wesen von Kind-
Frauen völlig abfährt…
„Ich hätte es am liebsten zerrissen
und ihm um die Ohren gehauen“, erzählt
Sandra wütend. Nach einem tränenreichen
Wochenende besuchte sie am
Montag darauf ihren Peiniger in seiner
Ordination und verlangte ein neues
Dr. Huber hatte ein Beuteschema: Klein und blond.
Zeugnis. Unter der Drohung, dass sie
ihn andernfalls anzeigen würde. Erneut
belächelte Dr. Huber seine nun Ex-Lehrpraktikantin,
bis er den Ernst der Lage
begriff. „Dann ist er aggressiv geworden,
hat mich in die Ecke gedrängt und
gewürgt. Er meinte, ich soll das Zeugnis
zurückgeben.“ Sandra ließ das Originaldokument
bewusst zuhause. Immerhin:
Er stellte ihr daraufhin ein neues Zeugnis
aus. Im Anschluss verließ die Jungärztin
die Praxis. Aufgrund der Unberechenbarkeit
ihres ehemaligen Lehrpraxisleiters
fürchtete sie sogar, er würde sie zuhause
aufsuchen. „Solltest du jemals irgendwo
in meiner Nähe sein, bin ich bei der Polizei“,
rief sie ihm noch zu. Dr. Huber hatte
anscheinend ein bestimmtes Beuteschema:
klein und blond. Diesem entsprach
auch ihre Nachfolgerin, die ihre Ausbildung
vorzeitig abbrach. Sandra hatte sie
gewarnt. Ohne Erfolg.
KEINE EINZELFÄLLE
Zurück zu Anna: Im Frühjahr 2019 fing
die mittlerweile 22-jährige Medizinstudentin
in einem Wiener Ordensspital
zu arbeiten an. Schnell hatte es der
dort hoch angesehene Oberarzt – der
alle Frauen „Schatzi“ nennt – auf sie
abgesehen. „Weißt du, wie man einen
Samenstrang hält?“, fragte er Anna
während einer Leisten-OP und fuhr fort:
„Nicht so grob! Bist du auch so grob zu
ANLAUFSTELLE
FÜR BETROFFENE
STUDENTINNEN
Eine Anlaufstelle für
Student*innen der Medizinischen
Universität Wien bildet „nextgendoctors“.
Dabei handelt es sich
um eine im Frühjahr 2019 unabhängige
Bewegung, die sich Themen
wie Sexismus und Rassismus
im Gesundheitssektor widmet.
Serena Madushani Kudaliyanage,
Medizinstudentin im vierten Jahr,
ist Aktivistin bei nextgendoctors
und wurde selbst Opfer von
Sexismus im Krankenhaus. Sie
ermutigt betroffene Kolleginnen,
das Schweigen zu brechen: „Wir
von nextgendoctors wollen angehende
Ärztinnen präventiv ermutigen,
sich gegen Belästigung zu
wehren. Frauen, die bereits Opfer
von Sexismus im Gesundheitssektor
wurden, wollen wir das Gefühl
geben, dass sie sich mit vollstem
Vertrauen an uns wenden können.
Sie werden auf keinen Fall im
Stich gelassen.“
Mehr Info unter
https://www.facebook.com/nextgendoctors/
18 / POLITIKA /
/ POLITIKA / 19
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„Ob als braves Schulmädchen (...)“ Auszug aus dem Dienstzeugnis
deinem Freund daheim? Du musst ihn
sanft anfassen, komm ich zeig dir, wie
das geht.“ An die sexistischen Sprüche
des Allgemeinchirurgen kann sich auch
ein 27-jähriger Assistenzarzt desselben
Spitals erinnern: „Die Studenten fragt er,
ob ihre Freundinnen es ihnen eh besorgen.“
Anna zog ihre Konsequenzen und
kündigte nach einem halben Jahr.
Sandra und Anna sind keine Einzelfälle,
wie die Umfrage zu „Frauen in der
Medizin“ von Hajek und Siegl aus dem
Jahr 2018 belegt. Für die Studie wurden
österreichweit 3000 Ärztinnen zu Sexismus
am Arbeitsplatz befragt, 30% davon
allein in Wien. 43%, also fast jede zweite
Ärztin, erlebte anzügliche Bemerkungen.
Von unerwünschten Berührungen war
fast jede fünfte betroffen.
„SCHWANZ WACHSEN
LASSEN“
Zweifeln Studentinnen und Jungärztinnen
aufgrund der tristen Realität an
ihrem Berufsweg? Sandra, die heute
erfolgreiche Allgemeinchirurgin ist, hätte
sich trotz Sexismus am Arbeitsplatz nie
für einen anderen Beruf entschieden.
Längst war ihre Facharztausbildung
absolviert, da griff ihr ein Kollege nach
einer Notoperation an die Hüfte und
sagte: „Ich finde es so schade, dass es
sonst keine gemeinsamen Umkleiden
mehr gibt. Man sieht ja nie die Unterwäsche
von den Leuten.“ Was nach
all diesen Erzählungen für die meisten
Laien schockierend klingen mag, ist laut
Sandra ganz normal. „Das klingt jetzt
blöd, aber wenn man das als Frau nicht
packt, kann man’s mit der Chirurgie
lassen. Da sind die Witze immer so derartig
tief“, erzählt sie resignierend. Anna
sieht das ähnlich. Eine Chirurgin hätte ihr
einmal gesagt: „Wenn man in die Chirurgie
will, muss man sich einen Schwanz
wachsen lassen.“ Wegen der herablassenden
und sexistischen Bemerkungen
würde die 22-Jährige allerdings niemals
ihren Traum aufgeben. Ihrer Erfahrung
nach gäbe es neben den unantastbaren
Ärzte-Gottheiten auch sehr korrekte und
menschliche Mediziner*innen.
Kaum zu glauben, wenn man folgenden
Witz hört, den mir Sandra am
Ende unseres Gesprächs erzählt. Sie hat
ihn an ihrem Arbeitsplatz im Operationssaal
aufgeschnappt: „Was haben Frauen
und Gummistiefel gemeinsam? Wenn sie
trocken sind, kommt man nicht rein und
wenn sie feucht sind, stinken sie.“ ●
Nachgefragt bei Frau
Dr. Cornelia Hieber,
Mobbingreferat
Wiener Ärztekammer.
BIBER: Was tut die Ärztekammer
gegen sexuelle Belästigung?
CORNELIA HIEBER: Wenn eine diesbezügliche
Anzeige erstattet wird,
wird diese im Disziplinarrat geprüft
und im Rahmen eines Disziplinarverfahrens
verhandelt. Anschließend
werden, je nach Schwere des Vergehens,
auch Strafen verhängt, die bis
zum Berufsverbot gehen können.
Welche Maßnahmen sollen gesetzt
werden?
Es ist geplant, eine bereits bestehende
Ansprechstelle, bestehend
aus dem Mobbingreferat, zu erweitern
und umzubenennen in Ombudsstelle/Ansprechstelle
für Mobbing,
Gewalt und sexistische und rassistische
Übergriffe. Damit soll der
Zugang niederschwellig gehalten
werden und die Möglichkeit gegeben
sein, frühzeitig Unterstützung
anbieten zu können.
Was möchten Sie den betroffenen
Kolleginnen mit auf den Weg geben?
Wir möchten uns in Zukunft verstärkt
dafür einsetzen, dass grenzüberschreitende
Übergriffe unter
keinen Umständen toleriert und
auch verbale Verletzungen nicht
hingenommen werden. Ich möchte
alle Ärztinnen ermutigen, falls sie
diesbezügliche Probleme haben,
sich an die Ärztekammer zu wenden.
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Antworten auf Fragen rund um das Studium findest du
auf www.studiversum.at
EntgEltlichE Einschaltung
20 / POLITIKA /
Frau Bierlein,
wie oft haben Sie
in Ihrem Leben
Deutschrap gehört?
Welchen
Notendurchschnitt
hatten Sie bei
der Matura?
Wie oft haben
Sie bereut,
Jus studiert zu
haben?
Wie viele
Verfassungsgesetze
würden
Sie ändern,
wenn Sie
könnten?
Mit wie vielen
Jahren hatten
Sie zum ersten
Mal Liebeskummer?
In wie vielen
Jahren wird
es die nächste
Bundeskanzlerin
in
Österreich
geben?
Wie viele
muslimische
Freunde
haben Sie?
In wie vielen
Jahren wwerden
Frauen
genauso viel
wie Männer
verdienen?
Wie oft haben
Sie sich als
Bundeskanzlerin
über
Journalisten
geärgert?
Interview in Zahlen:
In der Politik wird bereits genug
geredet. Biber fragt in Worten,
Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein
antwortet mit einer Zahl.
1,4
0
15
8
10
4
7
2
Von Amar Rajković
Fotos: Christoph Liebentritt
Einmal in Ihrem Leben hat die Kanzlerin Deutschrap gehört.
Bierlein schätzt, dass in zehn Jahren die nächste
Bundeskanzlerin angelobt wird.
Die Bundeskanzlerin verbringt täglich null Minuten
auf Facebook oder Instagram.
Die ehemalige Verfassungsgerichtshofpräsidentin hat vier
Menschen muslimischen Glaubens unter ihren Freunden.
Wie viele
Glückwünsche
haben Sie
am Tag der
Angelobung
erhalten?
Wie viele
Apps haben
Sie auf ihrem
Smartphone?
Wie viele
Minuten
verbringen
Sie täglich auf
Social Media?
Wie oft
haben Sie in
Ihrem Leben
Deutschrap
gehört?
Wie oft waren
Sie in Ihrem
Leben in einem
Fußballstadion?
Wie oft haben
Sie Bundespräsident
Van der Bellen
zum Kaffee
getroffen?
Mit wie vielen
Jahren haben
Sie das erste
Mal Alkohol
getrunken?
Wie oft gehen
Sie monatlich
ins Theater?
Wie oft
wurden Sie
von Männern
in Ihrem Job
nicht ernst
genommen?
In welchem
Wiener Bezirk
halten Sie sich
am liebsten
auf?
50
37
0
1
40
20
16
3
0
7
22 / POLITIKA /
/ POLITIKA / 23
Seit dem Abzug der US-Truppen
von der syrisch-türkischen Grenze
und der militärischen Invasion
der Türkei in das autonome
Gebiet Rojava finden regelmäßig
Demonstrationen in Wien statt.
Ein Lokalaugenschein.
Von Nada El-Azar, Fotos: Soza Jan
„TÜRKISCHE ARMEE!
RAUS AUS ROJAVA!“
Es ist 16 Uhr, und vor der Wiener Staatsoper reihen
sich die Polizeiwägen. Die Vorbereitungen auf
die Demonstration laufen auf Hochtouren: Aus
einem Van werden Fahnen herausgeholt und an
die Demonstranten verteilt; der Lautsprecher, aus dem später
Musik dröhnen soll, an ein Stromaggregat angeschlossen.
„Heute ist anscheinend nicht so viel los. Liegt wohl am Wetter“,
sagt Hevrin zu mir. Es ist Mitte November, den frischen
acht Grad Celsius und dem Wind, der unter Schals und Jacken
kriecht, trotzen einige Dutzend Menschen. Sogar mit Nachwuchs
und Kinderwägen im Schlepptau. Seit dem Beginn der
türkischen Militäroffensive am 9. Oktober 2019 in Nordsyrien
geht Hevrin in Wien auf die Straße, wann sie nur kann. „Nachdem
Trump angekündigt hatte, seine Truppen aus Nordsyrien
abzuziehen, war mein erster Gedanke: Jetzt hat Erdogan
leichtes Spiel.“ Ihre Befürchtung trat kurz darauf auch ein. Die
Kurdin lebt als selbstständige Fotografin in Wien. Zu ihrer Winterjacke
trägt sie einen traditionellen Schal von ihrer Mutter.
„ES SIND BILDER WIE AUS DEM VIETNAMKRIEG.“
Nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die
türkische Militäroffensive in der Demokratischen Föderation
Nord- und Ostsyrien startete, brach für Hevrin eine Welt
zusammen. „Ich las die Nachrichten und dachte mir, mein
Gott, da geht es um mein Heimatdorf, meine Familie und alle
Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin.“ In der ersten
Woche verlor sie bei einem türkischen Luftangriff zwei ihrer
Cousins. „Was mich am wütendsten machte, waren die Fotos
der Kinder, deren Haut mit weißem Phosphor verätzt war. Chemische
Waffen! Es sind wie Bilder aus dem Vietnamkrieg“, so
die 27-Jährige.
Nun formieren sich die Demonstranten zu einem Menschenzug.
Alt und Jung, wie Groß und Klein sind dabei. Den
Kopf der Demonstration bildet der Van. Ein Mann gibt die Parolen
vor, mit denen wir von der Staatsoper über den Schwarzenbergplatz
marschieren werden. „Türkische Armee! Raus aus
Rojava!“ Je lauter, desto besser: Hevrin schlägt ihre Faust zum
Himmel empor und ruft mit den anderen Demonstranten so
laut sie kann. „Erdogan ist ein Mörder und Faschist!“
Der Widerstand der Kurden auf
Wiener Straßen
„HOCH DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT!“
Nurcan Güleryüz ist Co-Vorsitzende des kurdischen Vereins
Feykom. Hauptsächlich leistet der Verein Integrationsarbeit in
Österreich, und seit vielen Wochen ist er auf den Demonstrationen
vertreten. Mindestens einmal wöchentlich, manchmal bis
zu drei Mal ziehen die Menschenzüge durch Wien. „Kurden aus
Rojava ertragen es nicht mitanzusehen, was mit ihren Familien
geschieht. Einige wurden aus ihren Dörfern vertrieben, andere
leisten noch Widerstand. Selbst bei dem Wort ‚Türke‘ wird
ihnen ganz anders.“ Immer wieder kam es zu Zwischenfällen
während der Demonstrationen. Ein junger, kurdischer Mann
habe bei einer Demonstration eine Türkei-Fahne mitgenommen,
um sie im Zuge der Demonstration anzuzünden. Doch die
Aktion ging nach hinten los erzählt Nurcan Güleryüz. „In dem
Moment, als er die Fahne herausholte, waren sofort andere
Jugendliche auf ihn losgegangen, weil sie dachten, er wäre
gegen sie“. Physische Angriffe auf die Demonstranten durch
Außenstehende wären Nurcan nicht bekannt gewesen. „Durchaus
aber verbale. Dinge wie ‚Wir sind in Rojava einmarschiert
und haben eure Mütter gefickt‘ und anderes, was man nicht
in den Mund nehmen sollte, sind schon gefallen.“ Trotz der
Waffenruhe soll die Türkei immer noch Angriffe in den Gebieten
unternehmen. Dschihadisten gehen auf Zivilisten los, und
hinterlassen eine Spur der Verwüstung. „Wie 2018 in Afrin.Und
zusätzlich leidet auch die Natur mit den Menschen! Sie haben
die ganzen Olivenbäume niedergebrannt. Historische Städte
werden dem Erdboden gleichgemacht. Für Menschen, die hier
in Mitteleuropa aufgewachsen sind, ist das unvorstellbar, ein
Irrsinn“, so Güleryüz.
24 / POLITIKA MIT SCHARF / /
/ POLITIKA MIT SCHARF / / 25
Nurcan Güleryüz
beschäftigt sich
mit kurdischem
Feminismus,
auch innerhalb
der PKK.
„ROJAVA SOLLTE EUROPA EIN VORBILD SEIN.“
Die Haltung Europas im Konflikt ist zu passiv, denken einige
Demonstranten. Man sehe zu, wie die Bewohner in Rojava
angegriffen werden, und ließe sie im Stich - nachdem sie
es aber waren, die so mutig gegen den IS gekämpft haben.
Güleryüz sagt dazu: „Europa hat in der Region kein großes Mitspracherecht.
Viel eher Russland und Amerika. Amerika ist das
demokratische System in Rojava ein Dorn im Auge. Es ist ein
Gegenmodell zum Kapitalismus. Wir wollen keinen nationalistischen
‚Staat‘, sondern ein Gebiet, in dem Selbstverteidigung
und Selbstverwaltung herrscht. Die Natur verteidigt sich immer
selbst, warum dann nicht auch der Mensch?“, erklärt sie.
Innerhalb der Demonstration finden
sich viele nicht-kurdischstämmige
Menschen, die mit Spruchbändern und
Fahnen Farbe bekennen. So auch Sigrid
S., die selbst nicht mehr weiß, wie oft
sie schon bei den Demos mitgemacht
hat: „Ich bin fast immer da. Ich finde
es furchtbar, was dort passiert. Das
demokratische, sozialistische Modell in
Rojava, das antikapitalistisch und antiimperialistisch
ist, sollte uns in Europa
ein Vorbild sein, aber ich befürchte, dass
europäische Länder das nicht anerkennen
wollen.“
Neue zu den Demos“, erzählt mir eine 18-jährige Demonstrantin,
die lieber anonym bleiben will. Als türkische Kurdin hat sie
sich immer wieder negativen Kommentaren ausgesetzt gefühlt,
auch in Wien. „Ich wurde oft gemobbt, dass wir kein Land
und keine Rechte hätten.“ Auf die Frage, welchen Vorurteilen
sie sich noch ausgesetzt fühlt, entgegnet sie: „Das erste,
was ich oft gefragt wurde, war: Bist du PKK-Anhängerin? Also
werde ich im Grunde gefragt, ob ich Terroristin bin. Natürlich
unterstütze ich als Kurdin andere Kurden, aber das bedeutet
noch lange nicht, dass ich eine bestimmte Ideologie teile. Mich
ärgert es, wie alle Erdogans Spiel mitspielen, nur weil er damit
droht drei Millionen Flüchtlinge nach Europa zu lassen.“
„ES GEHT NICHT UM ÖCALAN ODER DIE PKK.“
Ein Kritikpunkt an den Demonstrationen besteht darin, dass
Fahnen mit dem Symbol der kurdischen Arbeiterpartei (PKK)
geschwungen werden. Auch Schilder mit der Aufschrift „Free
Öcalan“ sind zu sehen. Abdullah Öcalan war der Gründer der
PKK und ist in der Türkei und einigen EU-Staaten als Terrorist
eingestuft. Seit 1999 ist er inhaftiert. Hevrin sieht in der Frage,
ob die Demonstranten sich nicht von derartigen Symbolen
distanzieren sollten, keine Wichtigkeit. „Es geht hier nicht um
Öcalan oder die PKK, sondern darum, dass die Militäroffensive
gestoppt werden soll. Es geht auch nicht nur um uns Kurdinnen
und Kurden. In Rojava leben Araber, Assyrer, Aramäer und viele
andere Ethnien. Erdogan nennt seine Mission ‚Friedensquelle‘ –
aber in meinen Augen ist es ein Blutbad.“
Nach zwei Stunden endet die Demonstration vor der
Botschaft der russischen Föderation. Es ist, bis auf ein kleineres
Handgemenge ruhig verlaufen. Der Menschenzug, der
letzten Endes an beachtlicher Größe gewonnen hatte, löst sich
allmählich auf. Hevrin unterhält sich noch mit einigen Mitdemonstranten,
die sie bei bereits vergangenen prokurdischen
Veranstaltungen kennenlernte. Dann dreht sie sich zu mir und
sagt: „Und beim nächsten Mal werde ich noch lauter sein.“ ●
Soza Jan
Nachgefragt bei: HAKAN GÖRDÜ
Hakan Gördü war bis Juli 2016 Vizechef des Erdogan-nahen Vereins UETD
in Wien und ist nun Vorsitzender der Liste SÖZ („Soziales Österreich der
Zukunft“), mit der er bei der Wien-Wahl 2020 in den Gemeinderat ziehen will.
BIBER: Wie hat der Konflikt in Nordsyrien
das Zusammenleben von Türken und
Kurden in Österreich verändert?
HAKAN GÖRDÜ: Ausländische Konflikte
sollten nicht nach Österreich getragen
werden. Ein Krieg wird nach Österreich
getragen, und hier lebende Türken
dafür verantwortlich gemacht, was die
türkische Regierung unternimmt. Uiguren
werden in China verfolgt – sollen deshalb
Chinesen hierzulande dafür zu Verantwortung
gezogen werden? Es nimmt die
Menschen unnötig in eine Krise mit, die
sie nicht verursacht haben. Es bilden
sich neue Fronten, die wir hier nicht
benötigen.
Haben Sie kurdische Freunde? Wie denken
sie über die aktuelle Lage?
Ja, viele Freunde sogar, die verschiedener
Ansichten sind. Die einen sehen in
der YPG die demokratischste Bewegung,
die endlich einen Ruhepol schaffen
könnte gegen die Gräueltaten, die in
Seit mehr als 150 Jahren produzieren wir als österreichischer
Familienbetrieb Druckwerke von höchster Qualität.
Unser Traditionsbewusstsein und unser Bekenntnis zu
heimischer Qualität sind es, die uns zu einem beständigen
Unternehmen im internationalen Vergleich machen.
Ihr Peter Berger – peter@berger.at
Nordsyrien gerade passieren.
Auf der anderen Seite kenne ich Kurden,
die die YPG als Unterdrücker sehen. Es
gibt das ganze Spektrum, auch von links
bis rechts. Es gibt Kurden, die konservativ
sind, sowie jene, die links sind, aber
keine PKK-Anhänger. Das ist eine höchst
heterogene Gruppe, und manche fühlen
sich der Türkei näher als der PKK.
Stimmt es, dass viele Kurden in der
Türkei Erdogan wählen? Wie kann man
dieses Phänomen verstehen?
Erdogan polemisiert nur gegen die
Kurden, die PKK-Wähler sind. Es gibt
in der Türkei den Narrativ: Türken und
Kurden sind Brüder, die durch Mächte
gespalten werden. Es gibt auch die
Ansicht, dass die PKK-Anhänger nicht als
Kurden, sondern als eine andere Gruppe
benannt werden soll. Das ist ihre Sicht.
90 Prozent der Kurden sind sunnitische
Muslime und gerade die aus dem ländlichen
Raum, aus Anatolien, sind sehr
Druckfrisch aus Österreich
konservativ. Die PKK ist eine marxistischatheistische
Bewegung. Religiöse Kurden
können mit ihr
nicht viel anfangen. Das ist so wie überall
im Orient. Wichtig ist zu wissen, dass es
Fanatiker auf beiden Seiten gibt.
Verstehen Sie den Wunsch der Kurden
nach einem eigenen Gebiet?
Natürlich kann ich das verstehen. Jedes
Volk hat ein Recht auf Autonomie. Mein
Wunsch ist, dass die Kurden autonom in
ihren Gebieten sein können, unabhängig
davon, ob sie einer militanten Organisation
untergeordnet sind, oder nicht.
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VORURTEILE GEGEN KURDEN
AUCH IN ÖSTERREICH
„Es ist so, dass die Kurden nicht erst seit
jetzt, sondern seit langer Zeit unterdrückt
werden. Es sterben sinnlos Menschen in
dem Konflikt. das muss ein Ende haben.
Deswegen komme ich immer wieder aufs
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Gut geht’s mir!
Ich bin im 3. Lehrjahr
zur Bankkauffrau.
Echt leiwand.
Ich plane gerade
meinen Interrail-Trip.
IN 32 STUNDEN DURCH EUROPA
MEIN ERSTES HERZKLOPFEN
In diesen Sommerferien bin ich mit meinen Eltern in die Türkei
gefahren. Am Morgen unserer Abreise bin ich dann immer schon
sehr aufgeregt. Endlich ist der Moment da: Wir fahren in die Türkei!
Obwohl ich nie gut aufstehen kann, stehe ich direkt auf und ziehe
ich meine schönsten Sachen – ein cool bedrucktes Hemd, eine edle
Hose und meine teuersten Schuhe - an und setze mich zu meiner
Familie an den Tisch zum Frühstück. An diesem besonderen Morgen
essen wir zum Frühstück Menemen, Pommes, Sucuk mit Eiern
und dazu macht meine Mutter Tee.
Wir haben zwei Autos, einen Audi Q5, den ich geil finde, und einen
Peugeot, den mein Vater für seine Arbeit als Maler und Anstreicher
verwendet. Aber unser Audi Q5 hatte ein Problem mit dem Motor
und er hätte keine lange Autofahrt durchgehalten.
Also mussten wir leider den nicht so coolen Peugeot nehmen, um
32 Stunden in die Türkei zu fahren. Wir waren nicht alleine unterwegs,
mein Onkel und der Freund meines Vaters sind uns mit ihren
Autos hinterhergefahren.
Um ca. 16 Uhr sind alle unsere Verwandten, die in Wien wohnen,
zu unserer Wohnung im 12. Bezirk gekommen und haben uns verabschiedet.
Ich habe geholfen, die Koffer bis nach unten zu tragen,
was ziemlich mühsam war, weil wir Kleidung für einen Monat und
zusätzlich Schokolade, Tee oder andere Snacks für unsere Freunde
und Familie in der Türkei mit eingepackt haben.
Endlich waren wir im Auto und die Reise konnte losgehen. Ich bin
direkt eingepennt. Irgendwann, als wir schon Serbien hinter uns
hatten, bin ich dann langsam wieder wach geworden und habe
die Landschaft, die die Autobahnen umgab, beobachtet. Danach
kamen wir nach Bulgarien, wo mir dann schon ziemlich langweilig
wurde. Endlich fuhren wir über die bulgarisch-türkische Grenze,
allerdings hatten wir da erst die Hälfte unseres Weges geschafft.
Alle waren müde, vor allem die Fahrer. Insgesamt hat es 16 Stunden
bis zur türkischen Grenze gedauert. Damit wir uns ausruhen
konnten, haben wir in Edirne 4 Stunden lang in einem Hotel
gepennt. Dann erst ging es weiter nach Samsun, in die Heimatstadt
meiner Eltern. 32 Stunden lang waren wir unterwegs, durch fünf
Länder ging unsere Reise und neun Leute waren in unserer Reisegruppe.
Wir waren eine richtige Auto-Kolonne. Aber eins kenn ich
euch sagen: Die lange Fahrt hat sich gelohnt.
Arda Köse ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.
Ich fahre jeden Tag mit dem Bus in die Schule.
Eines Tages kam ein fescher Junge in den
Bus hinein. Auf den ersten Blick bekam ich sehr
schnelles Herzklopfen. Er war sehr gepflegt, hatte
manchmal eine Brille und war sehr aufmerksam.
Ich fragte mich: „Ist das Liebe?“. Danach zwickte
ich mich und sagte mir, dass ich ihn heute sehe
und morgen nicht mehr. Aber trotzdem habe ich
ihn noch einmal angeschaut. Nach dem ersten
Augenblick habe ich ihn jeden Tag gesehen. Wir
haben uns jeden Tag angeschaut, aber nicht
gesprochen. Eines Tages setzte ich mich mit
meiner Schwester in den Bus, er kam und stellte
sich neben mich. Ich sah aber im Seitenspiegel des
Busses, dass er mich anschaut. Ich hatte wieder
Herzklopfen und war mir jetzt sicher, dass er auch
an mir interessiert ist. Jeden Tag träume ich von
ihm. In Zukunft werde ich mich ihm vorstellen und
mit ihm reden. Ob ich das schaffe, weiß ich nicht.
Ich habe meine Mutter gefragt, was Liebe ist. Sie
hat mir gesagt, dass es wahre Liebe ist, wenn das
Leben ohne den Anderen für dich unvorstellbar ist.
Wenn du das, was du im Herzen fühlst, mit Worten
nicht mehr ausdrücken kannst. Sag nie, dass du
die wahre Liebe verloren hast, denn die wahre
Liebe würde dich niemals verlassen.
Was ist Liebe? Liebe ist für mich, wenn ich einer
Person absolut vertrauen kann und wenn ich
jemanden ganz besonders mag. Ich muss ganz
offen mit ihm reden können. Liebe bedeutet auch
Verständnis und Respekt, Vertrauen und Hilfe, aber
auch gemeinsame Interessen. Liebe ist wie eine
richtige Freundschaft, ein menschliches Gefühl,
das man nicht beschreiben kann. Das ist Liebe für
mich.
Damla Deveci ist 13 Jahre alt und besucht die NMS
Herthergasse
Soza Jan
Christoph Liebentritt
YAREN UND SARAH TREFFEN SICH AUF EINEN KAFFEE.
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28 / / RAMBAZAMBA MIT SCHARF //
Anti-Gewalt-Kurse an
Wiener Mittelschulen
Die 13-Jährigen Burschen und Mädchen
zeigen, was sie bei dem Workshop
gelernt haben: „Nein heißt nein!“
„Ich bin
kein Täter…
…und auch
kein Opfer!“
Von Aleksandra Tulej
und Amar Rajkovic,
Fotos: Soza Jan
30 / RAMBAZAMBA /
/ RAMBAZAMBA / 31
BEI UNS SPRINGT KEINER
INS KALTE WASSER.
„Nein heißt nein!“, die Kernbotschaft ist eindeutig!
Bei den Workshops lernen die Mädchen,
selbstbewusst aufzutreten.
Die Jungs sind sich einig: Mobbing ist nicht cool.
Mädels klärt man am besten mit
Rolex, Bratan!“, verkündet der
zwölfjährige Marko breit grinsend,
während seine Klassenkollegen
links und rechts von ihm ihm eifrig zunicken.
„Außer, sie gibt dir Korb“, wirft sein Sitznachbar
Marsel ein.
„Und was machst du, wenn dir ein Mädchen
einen Korb gibt?“, fragt Coach Rick den Schüler.
„Ja, dann geh ich halt weg. Pech gehabt“, zuckt
Marko mit den Schultern.
„Ja! Genau richtig! Nein heißt nein“, applaudiert ihm Rick.
Die Message ist angekommen.
KEIN MANN OHNE ROLEX, KEINE FRAU
OHNE SCHMINKE – ODER DOCH?
Das Gewaltpräventionsprojekt „Ich bin kein Opfer – und auch
kein Täter“, das biber zusammen mit dem Österreichischen
Integrationsfonds an Wiener Mittelschulen durchführt, richtet
„
Das Wort
,Schwul‘
ist keine
Beleidigung.
“
sich an Mädchen und Burschen im Teeanger-Alter. Bis Ende
des Schuljahres werden sechs Workshops stattfinden. Rick
Reuther vom Verein „Poika“ und Renate Wenda vom Verein
„Drehungen“ sprechen mit Jugendlichen in dreistündigen
Workshops über Themen wie Selbstvertrauen, Belästigung,
Flirten, Rollenbilder, Genderkonstrukte , Körpersprache,
Grenzen, und bringen auch einige Selbstverteidigungstechniken
bei. Die Klasse wird geteilt, Mädchen und Buben
getrennt.
„Ihr lernt heute Selbstverteidigungstechniken,
die nur wir Frauen kennen“, erklärt
Trainerin Renate Wenda der Mädchengruppe
der 2b. „Yes! Ur cool“, Melissa klatscht mit ihrer
Sitznachbarin Esra ein. „Aber sagt mir zuerst
spontan, womit ihr das Wort „Frau“ assoziert?“,
fragt Renate. „Haare!“, „Make-up!“, „Pink!“,
„Schön!“, schreien die Mädchen. „Und was
fällt euch zu dem Wort „Mann“ ein?“ - „Rolex!
Friseur! Jogginghose! Arbeit! Fußball“, sind sich
alle einig. „Kann denn ein Mädchen auch Fußball
spielen?“, fragt Renate Wenda. „Ja, schon“, stimmen dem
alle zu. Die Mädchen der Klasse haben es satt, von den Burschen
immer in eine Schublade gesteckt zu werden.
NACKENSCHELLE MIT ZUSTIMMUNG
„Aber so Mann mit langen Haaren ist schwul. Das geht
nicht“ , ist sich Mert * sicher. Der Jugendarbeiter Rick erklärt
den Jungs, warum „schwul“ keine Beleidigung sein darf.
Es folgt eine Übung, bei der die Jungs ihren Sitznachbarn
LUST BEKOMMEN?
VEREIN DREHUNGEN
Kurse für Mädchen und Frauen, um Selbstbewusstsein,
Selbstvertrauen und Selbstverteidigung
zu fördern. Prävention gegen verbale, physische
und psychische Gewalt an Frauen und Mädchen.
www.verein-drehungen.at
POIKA
Verein für gendersensible Bubenarbeit in Ergänzung
und Zusammenarbeit mit Mädchenarbeit.
Poika orientiert sich an emanzipatorischen
Modellen, die es den Buben ermöglichen sollen, in
reflektierter Umgebung sich mit diversen Themen
wie Geschlechtskonstruktionen von Weiblichkeit
und Männlichkeit, Berufsorientierung, Gewalt,
Sexualität, uvm. auseinanderzusetzen.
www.poika.at
JOBS MIT
ÖSTERREICH DRIN.
32 / RAMBAZAMBA /
fragen sollen, ob sie ihn an einer Körperstelle, wie z. B. dem
Arm berühren dürfen. „Bruder, darf ich dir Nackenschelle
geben?“, fragt Marko seinen Sitznachbar. „Klar, immer Bruder.
Aber nur leicht, ok?“, „Ok, Bruder.“
„Und genau das ist Zustimmung,“ klärt Rick die Beiden
auf. Man solle davor immer fragen, bevor man eine andere
Person anfasst. Ein anderer Schüler fragt seinen Nachbarn,
ob er seine gegelten Haare berühren darf. Er bekommt
sofort ein entschiedenes „Nein“ als Antwort. Rick springt
auf, schnappt sich die Kreide und schreibt an die Tafel: „Nein
heißt nein!“.
Renate Wenda erklärt den Schülerinnen nebenan, dass
um sie herum immer ein Radius existieren sollte, den niemand
ohne ihre Zustimmung betreten darf. Sollte das doch
eintreten, zeigt die Trainerin schnell zu lernende Selbstverteidigungstechniken.
„Das ist ja ur cool!“, klatscht Fatma in
die Hände, und fügt mit ernster Miene hinzu: „Das kann man
schon gut gebrauchen, wenn man im Dunklen alleine auf der
Straße geht.“ Zustimmendes Nicken im Raum. Die Mädchen
fangen an, eine nach der anderen, über ihre Erfahrungen
mit sexueller Belästigung zu sprechen. Das Erschreckende
ist, dass so gut wie jede von den 13-Jährigen Schülerinnen
dieser Klasse schon mit Gewalt konfrontiert wurde.
Geschichten über belästigende Taxifahrer, Übergriffe seitens
älterer und gleichaltriger Männer und Mobbing im Internet
werden in die Runde geworfen. Renate macht den jungen
Frauen klar, dass sie die Schuld niemals bei sich suchen
dürfen – und gibt ihnen Tipps, wie man sich in Notsituationen
benimmt. Laut nach Hilfe schreien – das ist der wichtigste
Punkt. In den meisten Fällen ist der Täter überrascht und tritt
die Flucht an. „Durch Übungen, Informationen und Tipps und
Tricks erkennen sie, dass sie körperlich und verbal gut in der
Lage sind, sich zu schützen.“, so Renate Wenda. „Wenn ich
weiß, was ich tun kann, kann ich in grenzüberschreitenden
Situationen selbstbewusst auftreten“.
„MOBBER SIND MÖRDER“
Unter den Jungs wird das Thema sexuelle Belästigung
ebenfalls heiß debattiert: „Wie würdest du dich denn fühlen,
wenn jemand auf der Straße beim Vorbeigehen deinen
Arsch kommentiert?“, fragt Rick die anwesenden Burschen.
Er erklärt, dass Kommentare über das Aussehen anderer in
den meisten Fällen nicht in Ordnung sind – ebenso Witze auf
Kosten anderer. Das Thema Mobbing scheint in der Klasse
ein sehr präsentes zu sein. Die Jugendlichen debattieren
darüber, was es ausmacht, wo die Grenzen beim Spaßmachen
enden und dass „Witze auf Kosten anderer nicht lustig
sind.“ Rick hat jahrelange Erfahrung im sozialen Bereich und
ist begeistert von den heutigen Buben: „Super coole, aufgeschlossene
Burschen, die sicher alle ihre eigenen Rucksäcke
tragen und es nicht immer leicht im Leben haben“, resümiert
Rick hochzufrieden.
Am Schluss sind sich alle einig: Mobbing ist uncool und
geht gar nicht. Oder, wie es der 13-jährige Valentino mit
ernster Miene ausdrückt: „Denn Mobber sind Mörder“. ●
Die jungen Frauen haben es satt, von den Burschen in
„
Schubladen gesteckt zu werden.
Wenn ich weiß, was ich
tun kann, kann ich in
grenzüberschreitenden
Situationen selbstbewusst
auftreten.
“
Was ist laut, was leise?
Durch Übungen lernen die Mädchen, sich zu schützen.
ÜBER DAS PROJEKT
„Ich bin kein Opfer!“ und „Ich bin kein Täter!“ – dieses
Gefühl und Selbstverständnis stärkt biber gemeinsam
mit dem Österreichischen Integrationsfonds mit einem
gezielten „Selbstverteidigungs- und Sensibilisierungs“-
Projekt zur Gewaltprävention schon bei Schülerinnen
und Schülern. Unter der Leitung von erfahrenen Trainern
erlernen die jungen Mädchen neben körperlichen
Verteidigungstechniken auch psychologisch taktisches
Vorgehen. Gleichzeitig setzt das Projekt auf der Seite
der Burschen an – ohne mit dem Finger auf sie zu
zeigen. Mit Rollenspielen zum Thema Mobbing, sexueller
Orientierung und sexuelle Belästigung soll auf Tabu-
Themen eingegangen und das Thema der „Prävention
sexualisierter Gewalt“ erlebbar gemacht werden. So
wird sensibel ein Bewusstsein dafür geschaffen, was
sexuelle Übergriffe und Gewalt sind und wo Grenzen
überschritten werden. Im Rahmen dieser Kurse werden
den Schülern Verhaltens- und Handlungsstrategien
aufgezeigt und Gespräche auf Augenhöhe über
eigene Erfahrungen geführt. Biber schafft mediale
Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema, indem wir
breitenwirksam auf den biber-Kanälen darüber berichten:
Ob in Videos, Insta-Stories auf Social Media oder in den
Newcomer-Editionen.
DIESES PROJEKT WIRD DURCH DEN ÖSTERREICHISCHEN
INTEGRATIONSFONDS FINANZIERT
SCHRITT FÜR SCHRITT
ZUM FEINKOST-PROFI.
FEINKOST-
MITARBEITER/IN
Die ersten Schritte zum Feinkost-Profi –
das bietet unser Ausbildungsprogramm:
• Ausbildungsdauer 4 Wochen
• sanftes Onboarding in der Ausbildungsfiliale
• intensives Kennenlernen der Feinkost-Abteilung
• Begleitendes Aus- und Weiterbildungsprogramm
mittels E-Learning, Ausbildungsplattform
oder Lernapp
• Coaching und Betreuung durch erfahrene
Ausbildner/innen
• Feedbackgespräche
• Begleitung bis in die Stammfiliale
• Willkommenstag
Bewerbungen unter:
www.spar.at/karriere
*Gilt für Eigenfilialen der SPAR Warenhandels-AG
34 / RAMBAZAMBA /
JOBS MIT
ÖSTERREICH DRIN.
ICH BIN DAS KIND EINER
ARRANGIERTEN EHE
Ihre Eltern wurden als Teenager in
der Türkei arrangiert verheiratet.
biber-Stipendiatin Sueda Altinay
hat mit ihrem Vater über seine
Ehe und das „Lieben Lernen“
gesprochen.
Von Sueda Altinay, Fotos: Privat
Die Autorin (heute 21)
und ihr Vater
Mir war bewusst, dass meine Eltern beleidigt und
gekränkt wären, wenn ich mich geweigert hätte.
Die Vorstellung, mit einer Frau verheiratet zu sein,
erweckte eine Neugier in mir. Ich denke aber nicht, dass ich mir
tatsächlich bewusst war, welche Verantwortung eine Ehe mit
sich bringt. Ich war zu dem Zeitpunkt der Verlobung ja erst 16
Jahre alt“, erzählt mein Vater heute. Er kam Ende der Siebziger,
als er elf Jahre alt war, als Sohn türkischer Gastarbeiter nach
Wien. Sich an die neue Kultur zu gewöhnen, war besonders
für seine Eltern, die in einem türkischen Dorf ca. 150 Kilometer
von Istanbul entfernt aufgewachsen sind, eine Herausforderung.
Seine Eltern beschreibt er als streng und konservativ.
Um jeden Preis musste die Tradition behütet werden – auch in
Österreich. Die Kinder durften nicht vergessen, dass sie Türken
und Muslime waren. Die Erhaltung der Werte war meinen Großeltern
besonders wichtig. „Als mein Onkel damals eine österreichische
Freundin hatte, mit der er später eine Familie gründete,
wollte meine Mutter vermeiden, dass ich auch ein Verhältnis
mit einer Österreicherin anfange“ , erinnert sich mein Vater.
MAMA KUPPELT
Die Angst der Eltern, das Kind könne „gottlos“ werden oder
„vom rechten Weg abkommen“, war groß. Mein Großvater
war zu diesem Zeitpunkt 65 Jahre alt. Meine Großmutter war
bereits seine dritte Frau. Sein größter Wunsch war, die Heirat
und die Gründung einer eigenen Familie seines Sohnes miterleben
zu dürfen. „Mein Vater wollte unbedingt Enkelkinder
haben“, erzählt mein Vater. Also setzte sich meine Großmutter
das Ziel, nach einer potentiellen Ehefrau für meinen minderjährigen
Vater, damals 16 Jahre alt, zu suchen und nahm das
ganze Arrangement in die Hand – damals war es in der Türkei
nicht unüblich, dass die Mutter sozusagen die Kupplerin spielte.
Man bedenke aber, dass er zu der Zeit schon fünf Jahre in
Österreich lebte. Wie das für einen Teenager war, ein fremdes
Mädchen zu heiraten? Überhaupt als Teenager zu heiraten?
All das wollte ich von ihm wissen, und freute mich umso mehr,
dass er sich tatsächlich für ein Interview mit mir bereiterklärte.
Immerhin wurde das Thema „Zwangsheirat“ ja noch im letzten
Wahlkampf hochgekocht. Mein Vater betont aber mehrmals,
ihre Ehe sei keine Zwangsehe gewesen. Bei einer Zwangsehe
würden die Brautleute ohne Zustimmung vermählt werden,
bei einer arrangierten Ehe werden potentielle Partner einander
über Vermittlung vorgestellt. Hätte er oder meine Mutter
der Eheschließung nicht zugestimmt, hätte sie niemand dazu
gezwungen, wie er erzählt. Verspürte er aber seitens Eltern
den Druck, ihrem Wunsch folgen zu müssen? Als ich ihn das
frage, zögert er mit der Antwort, und nickt dann zustimmend.
Es war einfach der Status quo.
Die älteren Generationen in der Türkei haben sich größtenteils
nur über verwandtschaftliche Vermittlungen vermählt.
Liebesehen waren eher unkonventionell und wirtschaftlich
nicht von Vorteil. Beziehungen oder gar das „Daten“, wie wir es
heute kennen, gab es - zumindest in den ländlichen Gebieten
der Türkei – zu dieser Zeit einfach nicht. Dass die Eltern bei der
Partnerwahl ihres Kindes „mitmischen“, war mehr Regel als
Ausnahme. So war es auch bei meinen Eltern.
„ES GIBT EINEN JUNGEN MANN AUS
WIEN, DER UM DEINE HAND ANHALTEN
MÖCHTE“.
„In den Sommerferien 1985 sind wir in die Türkei gefahren.
Meine Mutter verkündete offen in der Ortschaft, dass sie nach
einer Ehefrau für mich suchen würde. Durch Freunde, Familie
und den Bekanntenkreis sind wir relativ schnell fündig geworden.“
Sie, zwei Jahre älter als er, schlank, schwarze Locken.
Meine Mutter, damals 18 Jahre alt, war eine gute Partie. Sie
arbeitete ehrenamtlich als Lehrerin – und
stammte aus demselben Dorf wie mein
Vater. Als die beiden einander vorgestellt
wurden, fand mein Vater sie hübsch
und war durchaus interessiert, wie er
sich erinnert. Meine Mama hingegen
war anfangs skeptisch. Ihr Vater, also
mein Großvater mütterlicherseits, hatte
ihr damals verkündet: „Es gibt einen
jungen Mann aus Wien, der um deine
Hand anhalten möchte. Er ist der einzige
Sohn der Familie. Es würde dir sehr
gut bei ihnen gehen.“ Dennoch war sie
unsicher. Fremder Mann, fremdes Land
– das schien alles so unsicher und weit
weg. Aber sie wusste, dass ihre Eltern es gut mit ihr meinten
und stimmte einem Treffen mit meinem Vater zu. Nach diesem
Treffen verschwand auch ihre Unsicherheit.
Nach einem Monat Kennenlernphase fand die Verlobung
statt. Noch im selben Sommer. In einem großen Saal, mit
Gästen und allem Drum und Dran. Als verlobter junger Mann
kehrte mein Vater nach den Sommerferien nach Wien zurück
und ging hier noch zwei Jahre lang zur Berufsschule. „Meine
Klassenkameraden wussten nichts von meiner Verlobung. Ich
hatte auch keine Freunde, mit denen ich darüber geredet habe.
Ich war ein sehr braver Junge, wenn ich nach 21 Uhr nach
Hause kam, hatte ich mit Schwierigkeiten zu rechnen.“ Meine
Mutter blieb in der Türkei.
Der schmale Grat zwischen arrangierter und Zwangsehe
Ayse Aktuna, Obfrau der Frauenvereinigung ‚Miteinander Lernen – birlikte Ögrenelim‘
„Viele junge Frauen und Männer werden überredet, eine
Ehe zu schließen. Wenn der Druck so stark ist, dass man
sich nicht klar und deutlich weigern kann, dann ist das auch
eine Art von Zwangsehe“, sagt Mag. Ayse Aktuna, Obfrau
der Wiener Frauenvereinigung ‚Miteinander Lernen – birlikte
Ögrenelim‘ . Außerdem, so Aktuna, seien Männer genauso
davon betroffen wie Frauen. Männer aber hätten im Gegensatz
zu Frauen keine großen Schwierigkeiten, ihre Freiheiten
GUT ZU WISSEN:
Arrangierte Ehe vs. Zwangsheirat
Arrangierte Ehe ist eine von den Eltern
bzw. den Verwandten initiierte Heirat,
in welcher der Ehepartner als Mitglied
einer bestimmten strategisch wertvollen
Verwandtschaftsgruppe oder sozialen
Schicht ausgewählt wird. Beide Eheleute
müssen der Ehe zustimmen. Bei
fehlender Zustimmung einer oder beider
Seiten spricht man von einer Zwangsheirat.
„WIR HATTEN JA KEIN INTERNET“
Ein ganzes Jahr über schrieben meine Eltern sich Briefe und
lernten sich so besser kennen. „Es hat zwischen uns von
Anfang an gefunkt“, erinnert sich mein Vater. „Diese Kennenlernphase
aber war sehr wichtig. Auch wenn man sich das
heute nur schwer vorstellen kann, aber so lernten wir uns nach
und nach kennen und irgendwann auch lieben.“
Dennoch meint mein Vater, dass es keine Liebe auf den
ersten Blick war. Diese entwickelte sich erst mit der Zeit. Nach
einem Jahr Briefkontakt fand dann die Hochzeit statt, wieder in
den Sommerferien, wieder in der Türkei. Nach der Hochzeit zog
meine Mama zu meinem Vater und seinen Eltern, also ihren
Schwiegereltern, nach Wien – in eine Wohnung im zweiten
Bezirk. Mein Vater hat zu der Zeit eine Lehre als Automechaniker
gemacht, sie war vorerst Hausfrau. Als meine ältere
Schwester geboren wurde, zogen meine
Eltern, damals 20 und 22 Jahre alt, in
eine eigene Wohnung. Dort führten sie
ein ganz normales Familienleben – und
lernten sich nach und nach lieben, wie
mein Vater nochmals betont.
So blieben sie 28 Jahre verheiratet,
bekamen drei Kinder und kamen gut miteinander
aus – bis sie sich irgendwann
einfach auseinanderlebten und trennten.
Ich selbst hatte nie den Eindruck,
dass die Tatsache, dass meine Eltern
arrangiert verheiratet wurden, negative
Auswirkungen auf meine Kindheit hatte.
Ich hatte das Glück, in einer liebevollen
und glücklichen Familie aufzuwachsen. Zudem waren arrangierte
Ehen in der türkischen Community einfach lange Zeit
gängig. Bloß die Reaktionen meiner österreichischen Klassenkameraden
auf die Ehe meiner Eltern zeigten mir, dass es
etwas Unübliches war. Fragen wie „Wurden sie gezwungen?“
und dann das gleich darauf folgende „Trägt deine Mutter
Kopftuch?“ habe ich mit einem Augenverdrehen beantwortet.
Meine Eltern haben sich nie in das Liebesleben ihrer Kinder
eingemischt – uns wird bei der Partnerwahl nicht reingeredet.
„Ich würde das bei meinen Kindern nie machen, außerdem
wäre das ja auch gar nicht mehr zeitgemäß. Ich vertraue schon
darauf, dass meine Kinder selbst die Entscheidung treffen können,
wen sie in Zukunft einmal heiraten wollen.“ ●
auszuleben. Da sie nicht unter strenger Kontrolle wie die
weiblichen Familienmitglieder stehen, hätten viele von ihnen
auch Beziehungen mit Frauen außerhalb der Community.
Wenn diese „verbotenen“ Beziehungen dann ans Licht kommen,
schreitet laut Aktuna oft die Familie ein: Sie fordert eine
sofortige Trennung des Paares und arrangiert eine Ehe für
den Sohn oder die Tochter. Allein an den Verein haben sich
letztes Jahr 49 Betroffene gewandt.
36 / RAMBAZAMBA /
/ RAMBAZAMBA / 37
HEY BABY
Aus dem Bauch heraus
Jelena Pantić-Panić
„
Yannick war genauso
schlimm wie viele
andere Kinder...
“
worten verschwinden lassen und wollte
stattdessen lieber zum Fußballtraining.
MEINUNG
Daddy Uncool
Wenn ich noch eine Frau sehe, die komplett
erschöpft vor mir in Tränen ausbricht,
weil ihr Mann nix tut, dann zuck ich aus.
Ihr kennt vielleicht Dutzende Männer, die
ihre Kinder im Ergobaby herumtragen,
aber glaubt mir, ihr lebt in einer Blase.
Mein Mann übernimmt die Nachtschichten,
begleitet mich zu Fotoshootings und
bespaßt unser Baby, während ich arbeite.
Er hat sich letztens frei genommen, damit
ich auf einen Kongress gehen kann – und
er ist in unserem Umfeld eine absolute
Ausnahme. Ich war bei ein paar Mamatreffen
und die Frauen dort kriechen am
Zahnfleisch daher, weil ihre Partner nicht
imstande sind, die Kinder anzuziehen und
zu füttern. Kann er sich selbst anziehen
und füttern? Super, gute Voraussetzungen,
dass er das auch bei eurem Kind schafft.
Es ist mir unbegreiflich, wie diese Männer
zusehen können, wie ihre Frauen zugrunde
gehen. Die Mütter witzeln oft darüber,
dass „sie ja zwei Kinder zuhause“ haben.
Ich finde das überhaupt nicht lustig. Wenn
ich noch ein Kind will, werde ich schwanger.
Ansonsten will ich einen Partner, der
die Herausforderung Elternschaft mit mir
Hand in Hand angeht und sich nicht hinter
peinlichen Ausreden versteckt, um der
Verantwortung zu entgehen. Vater werden
ist nicht schwer – Vater sein dagegen sehr.
PITSCHE PATSCHE NASS
Baby liebt es zu baden, und weil er jetzt gecheckt hat,
dass er nicht nur begossen wird, sondern mit
dem Wasser auch spielen kann, muss ein
Badespielzeug her. Aber Bade-Enten sind
Mainstream, oder? Das
„Origami Boot“ von Oli &
Carol hat’s mir besonders
angetan und kommt abends
im Baby-Spa zum Einsatz. Um
14,90 Euro auf kyddo.shop
KÖNIG DES DSCHUNGELS
Mein Söhnchen kann Ewigkeiten in
seinem „Dschungel“ verbringen. Da hat
er sich zum ersten Mal auf den Bauch
gedreht und den ersten Lachanfall
bekommen. Außerdem kriecht sein Papa
immer drunter, um mit ihm Selfies zu
schießen und so sehe ich meine Äffchen
gerne. Rainforest Erlebnisdecke von
Fisher-Price um 51,99 Euro bei babywalz.de
WÜST AN WICKEL?
Auch wenn man nur eine Station mit der
U-Bahn fährt: Als Mama muss man das
halbe Wohnzimmer einpacken. Und ich
wollte mich irgendwo zwischen erbärmlicher
Stofftasche und Gucci einpendeln.
Zu meiner Baby Shower habe
ich genau das richtige Geschenk
bekommen – von außen checkt kein
Mensch, dass meine Tasche voller
Schnuller und Feuchttücher ist.
Wickeltasche ALEXA von Storksak,
um 149 Euro bei tausendkind.at
Storksak, Elsa Okazaki, bereitgestellt
bereitgestellt
Der kleine Yannick hat sich schon früh für politische Diskussionen interessiert.
„Lieber
Fußball
als Diktate.“
Politiker kommen oft
genug zu Wort – aber
was sagen ihre Mütter
über sie?
Frau Lee-Schulze
erinnert sich an die
Kindheit ihres Sohnes,
Neos-Politiker
Yannick Shetty.
Von Amar Rajković
BIBER: Frau Lee-Schulze, wann merken
Sie, dass es Yannick nicht gut geht?
LEE-SCHULZE: Andere sind schlecht
gelaunt, wenn etwas nicht passt. Yannick
hingegen ist auffällig still. Dann weiß ich
sofort, dass etwas nicht stimmt.
Und wie muntern Sie ihn wieder auf?
Ach, das ist nicht so schwer. Ich spreche
mit ihm, höre zu. Yannick ist ein sehr
gesprächiger Mensch.
Mussten Sie bei Ihrem Sohn zu härteren
Erziehungsmaßnahmen wie etwa Hausarrest
greifen?
Yannick war genauso schlimm wie viele
andere Kinder. Da musste ich schon mal
mit ihm schimpfen. In der Schule hat er
immer wieder das Buch mit den Merk-
Wie kann er Sie am besten auf die Palme
bringen?
Ich bin ein extrem pünktlicher Mensch,
bei Yannick war die Sache mit der Zeit
immer schon etwas lockerer. Dafür
schätze ich vor allem sein diplomatisches
Naturell, er möchte immer Streit schlichten
und Menschen zusammenbringen.
Tatenlos über Missstände hinwegsehen,
das ist nichts für Yannick. Wir haben
schon sehr früh politische Diskussionen
in unserem Haushalt geführt, weil mein
Mann bei den Grünen tätig ist.
Aso?
Ja, das war früher ganz witzig, weil
Yannick sich bei meinem Mann (seinem
Stiefvater) aufgeregt hat, warum die
Plakate der Grünen nicht hängen.
Das heißt, die politische Laufbahn hat
sich schon früh abgezeichnet?
Er ist seit Volksschulzeiten politisch
interessiert und war auch in der Schülervertretung,
im Jugendparlament. Als
Mutter wünsche ich mir, dass er seine
Berufsausbildung abschließt, werde ihn
aber auf seinem Weg in die Politik nicht
zurückhalten. Ich bin stolz auf ihn!
Wie oft sehen Sie sich?
Da ich in Tirol lebe und er in Wien, leider
nicht mehr so oft. Dafür machen wir jährlich
eine Mutter-Sohn-Reise. Dieses Jahr
waren wir in Venedig und letztes Jahr in
Prag. Während dieser Reisen bekomme
ich dann auch einiges raus aus meinem
Sohn. (lacht)
Worin hat Yannick sein Taschengeld
investiert?
Da ich Alleinerzieherin war, konnte ich
ihm nicht viel Taschengeld geben. Er ist
immer wieder in den „Kost-Nix“-Laden
gegangen und hat dort Waren eingetauscht.
●
38 / BABYSTYLE /
/ RAMBAZAMBA / 39
MEINUNG
Reh-Pastete, anyone?
„Das ist Reh-Pastete, hat der Opa letzte
Woche selbst geschossen. Noch bisschen
Sauerkraut, und nimm noch das Einmachglas
mit den Gurken. Und die Erdbeer-
Konfitüre, da, noch zwei Gläser. Und da
in dieser Vodkaflasche ist Beeren-Sirup
umgefüllt.“ Jeder Besuch bei meinen
Großeltern im polnischen Dorf endet damit,
dass ich mit einem Koffer voller beschrifteter
Einmachgläser, Flaschen, selbstgejagtem
Fleisch (kein Witz), und sonstigen
Kuriositäten nach Wien reise.
Meine Erklärungsversuche darüber, dass
17 Einmachgläser meinen Ein-Personen-
Haushalt etwas überfordern, scheitern
kläglich. Die Vorstellung, dass es so etwas
wie Supermärkte gibt, und die Tatsache,
dass ich ohne ihre Gaben wirklich nicht
verhungern würde, nehmen sie als Beleidigung.
Dass ich Fleisch nur gelegentlich
esse, merken sie sich seit 27 Jahren nicht.
Die Sorge, ich hätte nicht genug zu essen,
ist hingegen konstant prävalent. Typische
Kriegsgeneration eben. Zucker wird bei
ihnen in derartigen Mengen gehortet, dass
man ein ganzes Heer davon ernähren
könnte. Aber mal ehrlich: Es ist die wohl
letzte Generation, die das drauf hat. Nicht,
weil es cool ist, sondern weil sie aus der
Not gelernt haben. Die DIY-Oats, Mason-
Jars und Pinterest-Rezepte der Millennials
können einpacken, Oma kann das alles mit
links. Aber nun zum Wichtigen:
Bitte, möchte jemand Reh-Pastete haben?
Ich hab mehr als genug.
tulej@dasbiber.at
LIFE & STYLE
Mache mir die Welt,
wie sie mir gefällt
Aleksandra Tulej
Setting-Tipp
IN DIE FRESSE
Es soll diese Menschen geben, die
sich in der Früh schminken und das
Make-up den ganzen Tag so hält.
Ich gehöre nicht dazu:
Nach einer Stunde ist
alles in meinem Gesicht
schon verwischt und
verschmiert. Gegen Mittag
nehme ich langsam die
Gestalt eines Waschbären
an. Meine Lösung: Das All
Nighter Setting Spray von
Urban Decay. Schminken,
sprühen, fertig. Hält sogar
Regen und Schnee aus,
auch bei mir. Douglas,
31€ für 118 ml.
Cooler Tipp
40 / LIFESTYLE /
Mediengeil!
Taschen-Tipp
SAUBERKUGEL
Wenn ich meinen Schlüssel
aus der Tasche fische,
picken immer drei Kilo
Fuseln, Tabakreste, Sand
vom Strandurlaub vor zwei Jahren und
Relikte des Dinosauriers, von dem ich
abstamme, dran. Die Sauber-Solution:
Einfach eine Sauberkugel in die Tasche
legen, sie nimmt all den Dreck auf und
erleichtert einem somit den Alltag.
Amazon, 9,80 €
Jeder, der „irgendwas mit Medien“ macht, kann jetzt seine
Leidenschaft mit Items aus dem „medien-geil“ online Shop ausdrücken.
Ob Handycover, Häferl, Sticker oder T-Shirts: Motivationssprüche
auf coolem Merch hat die Medienwelt gebraucht. PS:
auf www.medien-geil.at findet ihr auch Tipps zum Einstieg in die
Medienbranche und vieles mehr. Make Journalism great again –
und kauf dir das Handycover.
ALEKS BEAUTY FAIL
Ich mag Beauty-Produkte ja an sich.
Aber sie mögen mich nicht unbedingt zurück.
Diesmal: No Brows
Während sich die Kardashians dieser Welt
die Augenbrauen immer dicker schminken,
musste ich wie immer unabsichtlich in die
andere Richtung gehen. Liebe zukünftige
Aleks: Im polnischen Beauty-Salon die
Augenbrauen „ein bissi zupfen“ zu lassen
lässt dich aussehen wie Gwen Stefani ca.
1999. Minus der coolen Frisur, der Glitzersteinchen
und minus, ja äh, Gwen selbst
eben. Glück für mich, dass die 90ies gerade
ihr Comeback haben. Die Augenbrauen
ziehen da bald noch nach. Oder ich zieh sie
einfach nach. No doubt.
bereitgestellt, Marko Mestrović, Sauberkugel, mediengeil, Urban Decay
WAS FRAU BEWEGT
Mit Zero
zum Hero
Von Ivana Cucujkić-Panić und Julie Brass (Fotos)
Ein Tag, ein Auto, ein Thema. Und drei
Frauen, die losfahren, den Kopf frei
kriegen, ordentlich Gas geben und sich
austauschen darüber, was Frauen bewegt.
Diesmal: Nachhaltigkeit mit Kompromissen
/ LIFESTYLE / 41
Er konsumiert keinen Sprit, sie kein Fleisch: Büsra und der EQC haben sich auf Anhieb verstanden, nämlich nachhaltig.
Unbeschwert und fröhlich kommen die beiden mir
entgegen. Büsra Çelik und Boglárka Tóth scheinen mit
sich und der Welt im Reinen zu sein. So fühlt sich also
nachhaltig leben an? Seitdem sich die beiden Wienerinnen entschieden
haben, ohne Müll und Konsum auszukommen, gehe
es ihnen besser. Sie leben gesünder, bewusster, einfach freier.
Das Freiheitsgefühl kann ich nachvollziehen. Zum Interview
komme ich nämlich mit dem neuen EQC 400 4MATIC von
Mercedes Benz. Ein Stern von einem Elektroauto. Das Fahrgefühl
ist auch wie von einem anderen Stern. Der elegante Hüne
auf vier Rädern fährt sich ganz sanft, aber doch energisch. Ich
wollte gar nicht mehr aussteigen…
„Der Druck der Gesellschaft, etwas zu konsumieren oder
die neuesten Trends zu shoppen ist einfach weg. Es ist nicht
mehr wichtig“, so Büsra, die seit mehreren Jahren ausschließlich
secondhand shoppt und zuhause Metall von Papier, Plastik
und Glas streng trennt. Ich komme ins Grübeln und frage mich,
ob ich die Waffeln, die ich jetzt im Café bestellt habe, noch
hinunter bekomme. Die sind bestimmt nicht aus Biomehl. Aber
Büsra und Boglárka scheinen sich auch nicht daran zu stören
und bestellen ebenfalls. Wie jetzt? Der Melange ist höchstwahrscheinlich
nicht aus fair trade-Bohnen. „Ach, das ist nicht
so schlimm. Ich hab mittlerweile gar kein schlechtes Gewissen
mehr. Ich weiß, dass ich bewusst und nachhaltig lebe. Und da
geht sich auch schon mal ein Coffee to go aus. Dann lass ich
halt den Plastikdeckel weg.“
MIT LEONARDO DICAPRIO ZUR
VEGETARIERIN
Früher wäre der Plastikdeckel automatisch auf dem Kaffeebecher
gelandet und danach zusammen in einen Müllbehälter.
„Ich war ein Konsumopfer und Make-up-Freak“, gibt die Wienerin
mit türkischen Wurzeln zu. Heute braucht sie fürs Reisen
bloß einen Rucksack, ihre Hygiene deckt sie mit einem Stück
Seife und Rasierer ab. Der Restbestand des Make-up-Archivs
wird langsam aufgebraucht und durch Naturkosmetika ersetzt.
Vom Beauty-Junkie zur asketischen Naturfreundin. Und das
ist alles der Verdienst von Leonardo DiCaprio. Eine Doku des
feschen Hollywoodstars und Umweltaktivisten hat Büsra vor
Jahren zum Umdenken gebracht. „Das, was ich mir nehme, um
meine Bedürfnisse zu stillen, soll die Generationen von morgen
nicht einschränken.“
Fisch und Fleisch gehören nicht mehr zu ihren Bedürfnissen.
Zu groß seien die Umweltbelastungen durch Überfischung
oder Treibhausgase von Rinderfürzen und -rülpsern.
Da schneidet der EQC mit Null CO2-Emission merklich besser
ab als die Weidetiere.
NACHHALTIG INS NEUE JAHR
Boglárka möchte nicht auf Fleisch verzichten. Huhn und Fisch
gehören weiterhin auf ihren Speiseplan. Das holt sie sich dann
frisch vom Markt und lässt es sich in die von zuhause mitgebrachte
Tupper-Dose verpacken. Die Veränderung begann
mit einem guten Vorsatz: „Letztes Jahr zu Silvester habe
ich entschieden, nachhaltig zu leben. Das war mein Vorsatz.
Andere möchten abnehmen. Ich wollte bewusster leben“, so
die Dreißigjährige.
So wenig wie möglich Müll produzieren, das ist Boglárka am
wichtigsten. Deswegen muss das Hühnerfilet vom Markt nicht
immer bio sein, das ginge einfach sehr ins Geld. Dafür kocht
sie viel öfter zuhause und frisch. Der Lieferservice klingelt
kaum noch an der Türe, leere Plastikbehälter, Stäbchen und
Sackerln landen so erst gar nicht im Müll.
Im selektierten Müll, natürlich. Dafür
hat sich die gebürtige Ungarin einen
speziellen Mülleimer besorgt. Selbst die
Wäsche wird mit selbsthergestelltem
Waschmittel sauber. Das haut mich
erstmal um bzw. drückt mich in die Sitze,
wie der EQC, wenn ich aufs Gas trete.
Bei Elektroauto habe ich an ein gemütliches
Gefährt gedacht. Länger aufs Gas
getreten und der EQC katapultiert einen
gefühlt ins Weltall. In 5,1 Sekunden von
null auf hundert. Und das ganz ohne
draufgängerisches Motorgebrumme.
Ich verschlucke mich fast schon an
meinem Nicht-Bio-Melange vor schlechtem
Gewissen und schließe bereits innerlich
mit einem nachhaltigen Lifestyle ab.
Ob sie das ärgern würde, wenn ich mein
Mainstream-Leben zwischen Online-
Asiaten und Einweg-Wattepads beichte?
„Bei manchen gibt es keine Hoffnung. Da
sind die Lebensstile so weit auseinander,
da weiß ich, ok, mit dir werde ich in
Zukunft keinen Kontakt mehr haben.“
ZERO WASTE MIT
ABSTRICHEN
So weit wollte Bogi, wie ihre Freunde sie nennen, bei ihren
Eltern dann doch nicht gehen. Anfangs konnten diese wenig
mit dem neuen Umweltbewusstsein ihrer Tochter anfangen und
schmissen weiterhin Metalldosen ins Altpapier. „Mittlerweile
aber respektieren sie meine Hausordnung. Mein Vater hat mich
letztens auch gelobt.“
Büsra und Bogi sind sich bewusst, dass Nachhaltigkeit Zeit
und eine gewisse Disziplin fordert. Bewusstes und nachhaltiges
Leben soll in die Lebenssituation passen, so beide einstimmig.
Gutes Gewissen auf vier Rädern: Mit Null Co2 Emission ist das Gruppenbild im
Grünen eine saubere Angelegenheit.
Nachhaltiges Leben fordert Disziplin und Zeit. Mit dem EQC geht‘s schneller:
Er beschleunigt in 5,1 Sekunden auf 100 km/h - und das ganz leise.
„Meine Kollegin wollte zunächst auch keine Windeln verwenden
für ihr Baby. Als das Kind dann da war, hat sie den Plan
schnell wieder überworfen. Keine Zeit.“ Danke! Jetzt fühle ich
mich verstanden. Büsra stimmt ihr zu: „Zero waste ist extrem
schwierig umzusetzen. Und manchmal hab ich einfach Lust auf
ein Avocado-Brot, und ich bin mir bewusst, dass diese nicht
um die Ecke aus der Region stammt.“
Wir genießen die letzten Bissen Schokowaffeln aus konventionellen
Zutaten. Ich bin wohlig satt und etwas erleichtert. Ich
fühle mich nicht mehr ganz so schlecht. Symbolisch als letzte
Testfahrstrecke mit dem EQC schalte ich ins
dynamische „Sport“-Fahrprogramm und mache
eine nachhaltige Einkaufstour zum Bauern aus
der Region, wo ich das Bio-Schnitzel fürs frisch
gekochte Abendessen besorge. ●
Der SANFTE HÜNE
Still, energisch, elegant
Unser Testwagen: EQC 400 4MATIC
Elektroantrieb (auto.ED); 180km/h; 5,1 s 0-100
km/h; CO2-Emission: 0 g/km, Stromverbrauch
(NEFZ): 20,8 - 19,7 kWh/100km, Reichweite
(NEFZ): 445 - 471km
Ausstattung: MBUX Mercedes-Benz User
Experience, Mercedes Me, Mercedes Me Charge,
ECO Assistent
Dieses Auto wurde im Rahmen einer Kooperation mit
Mercedes zur Verfügung gestellt.
42 / LIFESTYLE / / LIFESTYLE / 43
HOCH
SENSIBEL
Ist Hochsensibilität ein Instagram-Trend, ein ernsthaftes
neurologisches Phänomen oder einfach nur
Ausrede für irrationales Verhalten? Drei junge Frauen
erzählen darüber, wie es sich anfühlt, mehr zu fühlen.
Von Jelena Colic, Fotos: Maximilian Salzer
Hochsensible fühlen mehr
als andere Menschen.
Superkraft oder Bürde?
Als ich vor der Venus von Botticelli in Florenz
gestanden bin, habe ich geweint, weil das
Gemälde so schön ist“, erzählt mir Sophie. Beim
Musik-Eignungstest für die Pädagogische Hochschule
hatte die 25-jährige Pädagogin und Fotografin ein
Blackout beim Klaviervorspielen, obwohl sie gut vorbereitet
war. Eine dort anwesende Professorin hat ihr vorgeschlagen,
sich in Hochsensibilität einzulesen – und Sophie fand endlich
eine Erklärung für ihre „Besonderheit.“ Auf ihrem Instagram
Account „ssein“ spricht sie offen darüber und will ihren über
Followern Mut machen, Hochsensibilität als Superkraft anzusehen.
Sophies Instagram-Feed besteht nicht nur aus ästhetischen
Bildern, sie geht in ihren Captions und Stories auch
offen damit um, wenn es ihr nicht gut geht. Es geht nicht
darum, die heile Instagramwelt aufrechtzuerhalten. Sondern
darum, offen zu der Verletzlichkeit zu stehen und es in einer
Art digitalem Tagebuch festzuhalten. So erzählt sie auf dem
Kanal offen darüber, dass sie als Lehrerin der Gedanke vor
dem bevorstehenden Elternabend in Panik versetzt, oder
welche Alltagssituationen sie überfordern.
Gleichzeitig teilt sie mit ihren Followern auch
fröhliche Tanz-Videos, wenn ihre Laune ein
Hoch erlebt.
Bloggerin, Autorin und Aktivistin dariadaria
tut es ihr gleich. In zahlreichen Instagramstories
erzählt sie vom Leben als Hochsensible.
Dariadaria spricht darüber, wie schwierig es
ist, als HSP (hochsensible Person) gleichzeitig
politisch engagiert und Aktivistin zu sein.
Sie ist oft mit Situationen konfrontiert, die
Unbehagen in ihr auslösen, wie vor einem
großen Publikum sprechen oder mit Menschen
zu interagieren, die weniger empathisch
sind als sie selbst. In ihren Stories erklärt sie
aber auch wissenschaftlich Hochsensibilität
und erklärt, dass erhöhte Stresshormonwerte
üblich bei HSP sind und HSP öfter an Migräne
US Forscherin und Psychologin
Elaine Aron ist Pionierin
auf dem Gebiet der
Erforschung von Hochsensibilität.
1995 erforscht sie
die „sensory processing
sensitivity“ und prägt mit
ihrem Buch „The Highly
Sensitive Person (HSP) –
How to Thrive When the
World Overwhelms you“
maßgeblich das Verständnis
von Hochsensibilität.
Aron geht davon aus, dass
15-20% der Bevölkerung
hochsensibel sind.
oder chronischer Müdigkeit leiden, als nicht hochsensible
Personen. Mit ihren informativen Stories leistet sie Aufklärungsarbeit
und möchte den Begriff Hochsensibilität entstigmatisieren.
Tatsächlich: Immer mehr Instagrammer „outen“ sich als
Hochsensibel – psychische Gesundheit wird in den letzten
Jahren zunehmend wichtiger. Psychische Erkrankungen werden
in den Alltag integriert und weniger als Krankheit oder
Abnormalität betrachtet als noch vor einer Dekade. Aber wo
ist die Grenze zwischen #selflove, #selfcare und einer ernsthaften
neurologischen Diagnose?
SUPERKRAFT ODER BÜRDE?
„Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern ein Wesensmerkmal.
Deshalb braucht es keine Diagnose. Hochsensible
können durch Selbstfürsorge und Selbstführung lernen,
mit der hohen Sensibilität umzugehen“, erklärt Iris Lasta,
psychologische Beraterin und Coach. In ihrer Praxis erklärt
Lasta Hochsensiblen in geschütztem Rahmen, dass sie in
Ordnung sind, so wie sie sind und stärkt
somit ihr Selbstbewusstsein. Leugner der
Hochsensibilität glauben immer noch, dass
Hochsensibilität nur ein übersteigertes Maß
an Emotionalität bedeutet und keine Berechtigung
hat. Mehrere Studien von der amerikanischen
Psychologin und Pionierin auf dem
Gebiet der Hochsensibilität Elaine Aron durch
funktionale MRT beweisen aber, dass jene
Areale im Gehirn, die für Empathie, Wahrnehmungsfähigkeit
und Handlungsplanung
verantwortlich sind, bei Hochsensiblen eine
höhere Aktivität anzeigen, als bei nicht Hochsensiblen.
Was laut dieser Erklärung eigentlich
Hochsensible zu „fähigeren“ Menschen
machen sollte, als Nicht-Hochsensible. Aber
von außen wird es oft anders betrachtet.
Wie negativ konnotiert das Wort sensi-
44 / / RAMBAZAMBA MIT SCHARF / /
/ RAMBAZAMBA / 45
„Du bist zu nah am Wasser gebaut“ bekommen Hochsensible
oft zu hören.
bel ist, weiß auch Julia. Die junge Frau mit
einem Abschluss in Medienmanagement
hatte es in ihrer Kindheit nicht leicht. „Meine
Mama wurde oft sehr laut. Weinen war in
meiner Familie ein absolutes No-Go. Ich
habe mich aber immer schon durch Weinen
ausgedrückt“, erinnert sie sich. Während
ihrer ganzen Kindheit und Jugend musste
sie sich Sprüche wie „Du bist zu nah am
Wasser gebaut.“ anhören. Dass sie überdurchschnittlich viel
weint, war ihr peinlich und hat dazu geführt, dass Julia sich
isoliert hat.
Primar Prof. Dr. Aigner ist Leiter der klinischen Abteilung
für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin am Klinikum
in Tulln und setzt sich speziell mit dem Zusammenhang
zwischen Hochsensibilität und psychischen Erkrankungen
auseinander. Aus seiner Arbeit geht hervor, dass Hochsensibilität
als Persönlichkeitseigenschaft ein Risikofaktor für
die Entwicklung psychischer Erkrankungen sein kann. Die
Gründerin des „hochsensitivnetzwerk von hsp für hsp“ Mag.
Sabine Knoll ergänzt dazu: „Hochsensible können natürlich
psychisch krank werden wie alle anderen. Wenn sie eine
glückliche Kindheit hatten, haben sie jedoch kein größeres
Risiko an Depressionen zu erkranken als Nicht-HSP. Bei einer
„
Die Menschenmengen,
laute
Musik – ich war
einfach überreizt.
“
schwierigen Kindheit, besteht allerdings schon ein höheres
Risiko für psychische Erkrankungen.“ Julia ist durch Zufall
mit Anfang 20 auf Hochsensibilität gestoßen und hat sich
endlich abgeholt gefühlt. „Ich habe endlich verstanden, was
mit mir los ist. Jeden Sonntag nach dem Fortgehen ging es
mir schlecht, ich habe viel geweint und brauchte lange, um
mich zu erholen. Die Menschenmengen, laute Musik - ich
war einfach überreizt“, schildert Julia ihre Erfahrungen.
Auch die Trennung von ihrem damaligen Freund konnte sie
elf Monate lang nicht verarbeiten. Das war der Punkt, an
dem sie wusste – es muss was passieren. Mit Hilfe eines
Therapeuten und Einlesens in die Hochsensibilität hat sie
ihre Routine geändert und ihr Leben an ihre Hochsensibilität
angepasst. „Ich lebe nach meinen Bedürfnissen und
habe emotionalen Abstand zu toxischen Leuten in meinem
Umfeld. Es sind aber auch simple Dinge wie dass ich regelmäßig
esse und hungrig keine Entscheidungen treffe“, lacht
die 28-Jährige.
„ES IST, ALS KÖNNTEST DU GEDANKEN
LESEN“
Für viele Nicht-Hochsensible sind Aussagen wie „Ich spüre,
dass es dir nicht gut geht“, ohne was gesagt zu haben, nur
schwer nachvollziehbar. Durch ihre große Reizoffenheit können
Hochsensible aber auch ihre erweiterte Wahrnehmung
nutzen und sind oft sehr intuitiv. „Es reicht schon, wenn ich
im Supermarkt bin und jemanden sehe, der grantig ist und
einen anderen der traurig ist. Ich komme raus, fühle mich
elend - als ob mich eine Gewitterwolke begleitet. Es ist, als
könntest du Gedanken lesen“, wundert sich Julia. Mit seinen
Gefühlen beim anderen zu sein und die Außenorientierung
sind sehr typisch für HSP. Das führt aber auch dazu, dass
HSP nie ganz bei sich sind und sich schnell
verloren fühlen. Das Gute an ihrer Intuition
ist laut Julia aber: „Du weißt immer, was auf
dich zukommt.“
Bei Freelance Visual Designerin Ronja
ist das sehr ähnlich. „HSP brauchen und
suchen die Gesellschaft anderer Menschen,
aber gleichzeitig brauchen sie sehr viel Zeit
für sich zum Regenerieren. Ich ziehe sehr
viel Energie aus Treffen mit anderen. Je
nachdem, wie er oder sie drauf ist, nimmt mich das positiv
oder negativ mit.“ Beraterin und Coach Iris Lasta sieht in
einem großen Schwanken zwischen dem Bedürfnis nach
Austausch und Zeit zum Alleinsein, dass der oder die HSP
mit sich selbst noch nicht gut im Kontakt ist.
IST (HOCH)SENSIBEL EIN
SCHIMPFWORT?
Schon von klein auf heißt es, dass wir und doch nicht so
anstellen sollen und stark für die böse Welt da draußen sein
müssen. Uns wird eingetrichtert, wir sollen wenig bis keine
Gefühle zeigen, damit wir erfolgreich werden. Das Arbeitsleben
ist hart. Viele haben gerade deshalb Angst, in unserer
Leistungsgesellschaft Schwäche zu zeigen. „Du Sensibelchen“
ist negativ behaftet und für viele immer noch ein stark
weibliches Thema. Eine kurze Google Bildersuche bestätigt
es: Gibt man sensible Haut ein, werden ausschließlich weibliche
Gesichter mit roten Flecken gezeigt. Als alternativer
Vorschlag wird „dünnhäutig“ geboten. Es zeigt sich erneut,
dass das gängige Narrativ über Sensibilität geändert werden
muss. Sensibilität in all ihren Formen wird im gängigen Diskurs
immer noch als ein starker Nachteil gesehen. Hochsensiblen
wird vorgeworfen, es nur als Vorwand zu nutzen und
Kritiker schieben es ins Esoterik-Eck zusammen mit Kaffeesatzlesen
und Wunderheilern.
Bei allen HSP, mit denen ich gesprochen habe, zieht
sich die unglaubliche Erleichterung durch, zu wissen, dass
sie nicht alleine sind. Die Tatsache, dass ihr hochsensibles
Wesen kein Defekt ist, sondern zu ihnen gehört wie ihre
braune Haarfarbe oder grüne Augen – ist für viele sehr wichtig
und schützt davor, sich zu isolieren.
IT’S A MAN SENSITIVE’S WORLD
„Ich habe den Eindruck, dass die heutige Arbeitswelt keinen
Platz für solche Emotionen lässt und das nicht einmal, wenn
du dich bei einer NGO bewirbst, die eigentlich mit sensiblen
Themen Tag für Tag zu tun hat“, klagt Ronja. Eine Forschungsarbeit
von Elaine N. Aron aus 2018 in Großbritannien
zeigt, dass unter Kindern und Jugendlichen bereits 20-35%
hochsensibel veranlagt sind. Die steigende Tendenz bedeutet,
dass sich Arbeitgeber*innen darauf einstellen müssen.
Mag. Sabine Knoll leitet den Lehrgang „Experte*in für HSP“
am WIFI Wien. Seit 2013 gibt es den Lehrgang und seit 2017
gibt es die Möglichkeit, die Module auch einzeln zu absolvieren.
Gedacht ist der Lehrgang für Menschen in beratenden
und begleitenden Positionen, wird aber auch von Privatpersonen
besucht, die mehr über sich oder ihr hochsensibles
Kind erfahren möchten. Ziel des Lehrganges ist es, Hochsensibilität
als Chance und Potential zu sehen und zu lernen, wie
einem Burnout vorgebeugt werden kann.
„Es braucht mehr Soft Skills und Spirit in der Wirtschaft.
Wir brauchen eine Veränderung. Die jüngere Generation lebt
das schon. Eine HSP kann ein großer Gewinn für eine Firma
sein, wenn sie am richtigen Platz fernab eines Großraumbüros
sitzt und möglichst keine Reizüberflutung erfährt“, erläutert
Knoll zum Thema der Vereinbarkeit von Hochsensibilität
und Berufsleben. Laut Knoll betrachten HSP eine Firma meist
wie ihre eigene und geben immer 100%.
„Sensibilität ist ein so feiner Wesenszug, der viel ermöglicht.
Es ist schade, wenn Menschen darunter leiden und
sich verstellen müssen, anstatt ihre Fähigkeiten zu genießen.
Besonders in sozialen und kreativen Berufen kann stark von
der Hochsensibilität profitiert werden.“ Obwohl wir uns in
der Kindheit noch an Rotkäppchen und den Wolf im Schafspelz
erinnern, ist der Grundtenor in unserer Gesellschaft
aber heute eher: Schaf im Wolfspelz – innen sanft und nach
außen aber hart. Das Innere nie nach außen kehren lautet die
Devise. Am besten wir entfernen uns komplett von Fabeln
und wenden uns der Realität zu und sind gleichzeitig sanft
und stark – Wolf und Schaf. ●
Am besten, wir sind gleichzeitig sanft und stark.
HOCHSENSIBILITÄT UND
PSYCHISCHE BEEINTRÄCHTIGUNGEN
Karin Novi ist Mitbegründerin des Vereins SAG
7 – Sensibel Achtsam Gefühlvoll. SAG7 hat es sich
zur Aufgabe gemacht, einen Austausch zwischen
Hochsensiblen zu schaffen und sich gegenseitig auch
zur Selbsthilfe zu ermutigen. In einem 12-Schritte-
Programm darf jede*r Teilnehmer*in in der anonymen
Gruppe teilen, was ihm/ihr guttut. Es ist eine Anlaufstelle
für Personen, die sich wegen ihrer Hochsensibilität
überfordert fühlen. Gemeinsam soll die Resilienz
erlernt werden und wie man sich abgrenzen kann.
„HSP haben eine intensive und detaillierte Wahrnehmung.
Sie nehmen alles auf wie ein Schwamm – egal
ob Gerüche, Geräusche oder Lichter. Das kann man
nicht abschalten“, fügt Karin Novi hinzu. Frau Novi
ist wegen eines tragischen Schicksalsschlages in die
Psychiatrie gekommen und hat 2014 dort bei einem
Vortrag das erste Mal von Hochsensibilität gehört.
Nachdem sie das erste Buch dazu gelesen hat, fühlte
es sich so an, als ob sie ihre eigene Biografie in den
Händen hält. „Erst dann konnte mein Genesungsprozess
beginnen. Zu wissen, dass ich zu einer Minderheit
gehöre, hat mir sehr geholfen. Meine ständige
Überreizung war die Ursache für meine psychische
Beeinträchtigung und mein Suchtverhalten“, so die
Vereinsgründerin aus dem Waldviertel.
46 / RAMBAZAMBA /
/ RAMBAZAMBA / 47
WWW.SOZIALESENGAGEMENT.INFO
MEDIAPLANET · 32
KINDERRECHTE
Happy Birthday Kinderrechte
Der 20.11.1989 ist der Tag, an dem die Vereinten Nationen gemeinsam ein Dokument zu den Rechten
von Kindern unterzeichnet haben. Dieser Tag wurde dieses Jahr weltweit und von den Kinderfreunden
zum 30. Mal gefeiert.
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Jedes Land, das bei der UNO unterzeichnet
hat, muss die Kinderrechte
dann noch im eigenen Parlament
verabschieden, ratifizieren. Das haben
mittlerweile alle Länder mit Ausnahme
der USA gemacht.
Man könnte denken: na wunderbar! Fast
alle Länder bekennen sich zu den Kinderrechten.
Das ist doch die beste Grundlage,
um die Lebensbedingungen von Kindern
zu verbessern! In der Theorie stimmt das
wohl, aber die Praxis sieht leider anders aus.
Schauen wir uns dazu die drei „Säulen“ der
Kinderrechtskonvention an. Also jene Bereiche,
in denen die über 45 einzelnen Artikel
der Kinderrechtskonvention zusammen
gefasst werden können.
Mag a Daniela Gruber-Pruner
Pädagogische Leiterin der
Österreichischen Kinderfreunde
#Soziale Verantwortung, November 2019
Alle Kinder haben das Recht auf
umfassenden Schutz
Wir Kinderfreunde würden sagen:
einander halten
Wir wissen, dass noch nie soviele Menschen
wie aktuell weltweit auf der Flucht sind. Das
ist speziell für Kinder verheerend. Sie haben
kein sicheres Zuhause, keine Schulbildung,
oft Mangel an Nahrung etc. Aber nicht
nur weit weg, auch in Österreich gibt es viele
Kinder, die tagtäglich Opfer von Gewalt werden.
Noch immer ist nicht bei allen bekannt,
dass Gewalt in der Erziehung in Österreich
gesetzlich verboten ist.
Alle Kinder haben das Recht,
sich bestmöglich entwickeln
zu können
Wir Kinderfreunde würden sagen:
sich selbst entfalten
Nur wenn man sich sicher fühlt, kann man
sich auch entfalten. Wenn eine Familie in
Armut lebt und nicht weiß, wie sie das Ende
vom Monat schaffen soll, dann wird wenig
Energie und vor allem kein Geld dafür
da sein, die Kinder zu fördern. Freizeitangebote,
Hobbies, Ferien, aber auch Therapieplätze
und Nachhilfe … das alles kostet auch
Geld und viele Kinder haben daher keinen
Zugang dazu.
Alle Kinder haben ein Recht,
gehört und beteiligt zu werden
Wir Kinderfreunde würden sagen:
gemeinsam gestalten
Wir Erwachsene sind oft so erzogen worden,
dass ein Erwachsener angeschafft hat
und wir meistens widerwillig befolgt haben.
Wenn wir aber wollen, dass Menschen in der
Gemeinschaft Verantwortung übernehmen
und nicht nur mitlaufen, dann muss man sie
auch einbinden. Und das geht von klein auf.
Wenn man früh lernt, die eigenen Bedürfnisse
zu erkennen, aber auch die von anderen
zu respektieren, wird das Zusammenleben
umso besser funktionieren.
Die Grundidee der Kinderrechte ist, zusammengefasst,
dass jedes einzelne Kind
eine glückliche Kindheit hat und ein gutes
Leben führen kann. Und zwar unabhängig
davon, wo auf der Welt und in welche Familie
es geboren wurde. Das bedeutet weiters,
dass Entscheidungen, die in der Politik getroffen
werden, immer auch auf die Auswirkungen
auf Kinder und Jugendliche überprüft
werden müssen.
Im Fachchargon heissen diese Prinzipien:
Nichtdiskriminierungsgebot und Kindeswohlvorrangigkeitsprinzip.
Wenn wir
nun die Ziele und Inhalte der Kinderrechte
wissen, aber die Lebensrealität vieler Kinder
vor Augen haben, dann klafft eine unerträgliche
Kluft dazwischen.
Die UNO hat einen Mechanismus eingerichtet,
um die Staaten permanent anzuhalten,
Maßnahmen zur Verbesserung der
Situation der Kinder im jeweiligen Land zu
erwirken. Dazu wurde der UN-Kinderrechte-Ausschuss
eingerichtet. Er besteht aus
30 ExpertInnen weltweit, die mehrmals
im Jahr für einige Wochen zusammenkommen.
Jedes Land hat sich verpflichtet,
alle 5 Jahre an diesen Ausschuss einen
Staatenbericht abzuliefern, in dem die Anstrengungen
der jeweiligen Regierung beschrieben
sind. ■
Bleiben Sie in Kontakt: @MediaplanetWorld @austriamediaplanet
Industry Manager: Raphael Kindl, Claudia Auer · Projekt Managerin: Irina Fehringer · Business Developement Manager: Florian Rohm · Editorial Manager: Nieves Simon
Layout: Daniel Pufe · Managing Director: Sophia Rüscher, MBA · Medieninhaber: Mediaplanet GmbH · Bösendorferstraße 4/23 · 1010 Wien · ATU 64759844 · FN 322799f FG Wien
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FOTOS: ZVG, VGN; ISTOCK/ PUNNARONG
FOTOS: MISSIO; ISTOCK/ PUNNARONG
#JUGENDAKTION
Missio
Jugendaktion bringt
Jugendliche weltweit zusammen
Jugendliche in Österreich setzen sich für Jugendliche
in den Ländern des globalen Südens ein: Das passiert
im Rahmen der Jugendaktion, einer missionarischen
Initiative, die Missio Österreich vor über
40 Jahren ins Leben gerufen hat.
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Missio will ein starkes Signal in
die Gesellschaft senden und gemeinsam
mit der Katholischen
Jugend junge Menschen für
wichtige Themen wie soziale Verantwortung
und globale Zusammenhänge sensibilisieren.
Unter dem Motto „Einfach köstlich.
Doppelt gut.“ sollen im Rahmen der
Jugendaktion 2019 heuer 2,1 Millionen
Schokopralinen und 56.000 Packungen
Fruchtgummitierchen von Jugendlichen
verkauft werden.
Gemeinsam gegen
Ungerechtigkeit
Missio-Nationaldirektor Pater Karl Wallner:
„In Zeiten von Greta Thunberg und Fridays
for Future haben viele Jugendliche schon
einen Sensus für Themen die uns alle betreffen.
Die Jugendaktion appelliert an unsere
gemeinsame Verantwortung als Christinnen
und Christen, gegen jede Form von
Ungerechtigkeit aktiv zu werden. Auf der
Basis des christlichen Glaubens setzen wir
von Missio Österreich mit der Jugendaktion
auch ein Zeichen für fairen Handel und
soziale Verantwortung.“
Für Jugendliche in
den ärmsten Ländern
„Die Jugendaktion setzt ein starkes, missionarisches
und nachhaltiges Zeichen.
Sie macht unsere christliche Nächstenliebe
und unsere soziale Verantwortung konkret
erfahrbar. Wir wollen junge Menschen
in Österreich motivieren, sich mit der Kirche
auf der ganzen Welt zu solidarisieren
und etwas für Jugendliche in den ärmsten
Ländern der Welt zu tun“, betont Wallner. ■
Einfach köstlich:
Die Schokopralinen und die sauren
Bio-Fruchtgummitierchen sind
einfach köstlich!
Die Welt FAIRändern:
Mit dem Kauf der fair gehandelten Jugendaktionsprodukte
verbessern wir die
Lebens- und Arbeitsbedingungen benachteiligter
Produzentinnen und Produzenten
in Afrika, Asien und Lateinamerika.
4
gute Gründe,
um bei der Jugendaktion
mitzumachen:
www.jugendaktion.at
Soziale Verantwortung (er)leben:
Durch den Verkauf der fairen Schokopralinen
und Bio-Fruchtgummitiere
schaffen wir Bewusstsein und setzen ein
starkes Zeichen für Nachhaltigkeit und
soziale Verantwortung.
Naschen wird zur „süßen Tat“:
Der Reinerlös der Jugendaktion 2019
kommt Kindern und Jugendlichen in
Myanmar, Kenia, Indien und Burundi,
außerdem einem Bildungsprojekt der
Katholischen Jugend Österreich zugute.
Turban statt Krönchen.
Ramtamtam…
Im Dreivierteltakt
nehmen die Wiener
Schwung für die Ball-
Saison. biber hat Sissis
Outfit fürs Tanzparkett
neu interpretiert. Franz
hätt’ das sicher fesch
gefunden.
Bluse: H&M 19,99 €
Rock: H&M 39,99 €
Tasche: H&M 9,99 €
Ohrringe: H&M 4,99 €
Kopfband: Tribbe Hats
by Blanka 100 €
Fotos: Julie Brass
Model: Taibeh Ahmadi/ Wiener Models
Styling: Mirza Sprecakovic
Make-up & Haare: Julia Marinics
Text & Produktion: Ivana Cucujkic-Panić
Danke an das Albertina Museum und
www.meinelocation.at !
Sissi
arabesk
50 / MIT SCHARF /
/ MIT SCHARF / 51
Der Debütantinnen-Traum
in modernem Blassrosa
Kleid: Bugaric 520 €
Mantel: M Missoni 352 €
Kette: H&M 24,99 €
Derwisch im Dreivierteltakt
Kleid: H&M 29,99 €
Rock: H&M 39,90 €
Leggings: H&M 9,99 €
Kette: Lanvin, Stylist’s own
Boots: United Nude Vienna. 339 €
52 / FASHION /
/ MIT SCHARF / 53
Aber, Franz! So lang hast du doch
gar nicht warten müssen…
Body: Diesel 90 €
Korsett: Dritan 180 €
Rock: Bugaric 220 €
Turban: Tribbe Hats by Blanka 200 €
Ohrringe: H&M 9,99 €
Das Tüllkleid für moderne Prinzessinnen
Body H&M 24,99 €
Kleid Bugaric P.a.A.
Schuhe United Nude Vienna 265 €
54 / MIT SCHARF / / FASHION / 55
„Kartoffelsalat verstehe ich nicht!“
ANTM-Gewinnerin Taibeh Ahmadi im Interview
Von Ivana Cucujkic-Panić, Foto: Soza Jan
LEHRERINNEN
Ehrlich, anständig, von reinlichem Charakter
– das bedeutet ,Taibeh‘ auf Arabisch.
Einen treffenderen Namen hätten
die Eltern der Gewinnerin von Austria’s
Next Topmodel 2019 nicht geben können.
Das biber trifft beim Foto-Shooting
auf eine schüchterne, sehr zurückhaltende
23-Jährige, die ihre Worte aufrichtig
wählt und nur zögerlich ausspricht.
Dabei wollen wir nur ein Interview mit
dem Model-Shootingstar Österreichs
führen. Mehr über sie erfahren. Ihre
Hobbies, Persönliches. Was Journalisten
eben so fragen.
Doch genau darauf hat Taibeh
Ahmadi nur wenig Lust. Zu viele Informationen
gäbe es schon über sie und ihr
Leben. Die mehrwöchigen Dreharbeiten
zur Puls4-Show ‚Austrias Next Topmodel‘,
die im November über Österreichs
Bildschirme lief, waren sehr lehrreich,
aber auch anstrengend und teilweise
belastend. Das ganze Land wisse nun,
dass sie vor vier Jahren von Afghanistan
nach Österreich geflohen ist, ihre Familie
in der Heimat zurücklassen musste.
Das im Iran geborene Model möchte
ihre Vergangenheit hinter sich lassen
und nach vorne sehen. In ihre Zukunft
als Model. Natürlich juckt es uns in den
Fingern, nachzubohren. Biber respektiert
den Wunsch natürlich und wird die
quotensteigernde Flüchtlingsstory nicht
weiter penetrieren. Dazu spuckt Google
eh genug aus. Apropos Ausspucken:
Das würde Taibeh mit Kartoffelsalat,
einer kulinarische Unart, mit der sich die
Neo-Wienerin so gar nicht anfreunden
kann….
BIBER: Taibeh, was ist denn so schlimm
an Kartoffelsalat?
TAIBEH: Das ist doch kein Salat. Da ist ja
kein Gemüse drin. Es sind Kartoffeln. Das
verstehe ich einfach nicht. Leberkäse
und Wurst mag ich auch nicht.
Was fehlt dir an der österreichischen
Küche?
Mir fehlt die Vielfalt an Lebensmitteln
aus meiner Heimat, die Süßigkeiten. Am
meisten vermisse ich die frischgepressten
Säfte wie Mangosaft oder Wassermelonensaft.
Als du nach Wien gekommen bist, gab
es etwas, das dich an der Stadt überrascht
hat?
Die Stadt Wien kümmert sich um Arme
und Obdachlose. Das ist in meiner Heimat
nicht so. In Österreich gibt es keine
Kinder, die auf der Straße leben müssen.
Das hat mich überrascht.
Was ist für dich typisch Wien?
Auf jeden Fall die Laune der Wiener, die
sich mit dem Wetter ändert. Wenn die
Sonne scheint, sind alle happy. Wenn es
regnet oder schneit, sind die Leute sehr
grantig und gar nicht gut gelaunt. Das
hat leider abgefärbt. Da bin ich auch eine
typische Wienerin.
Ist Wien deine neue Heimat?
Ich würde schon sagen, dass Wien mittlerweile
mein Zuhause ist.
Was macht es zu deinem Zuhause?
Das Heimweh. Nach den Dreharbeiten in
Monaco konnte ich es kaum erwarten, in
Wien zu landen und durch die Stadt zu
spazieren. Zum Donaukanal zu gehen,
wo die jungen Leute sitzen, trinken, sich
unterhalten. Es erinnert mich sehr an
meine alte Heimat.
Erinnert dich Wien an deine alte Heimat?
Ja, sehr. Ich treffe oft auf dieselbe Kultur
und Mentalität. Dadurch fühle ich mich
frei hier.
Auch nach deinem Sieg bei Austrias Next
Topmodel und der Öffentlichkeit, in der
du nun stehen wirst?
Ich werde total oft auf der Straße
erkannt, die Leute wollen Fotos mit mir
machen. Ich bekomme viele Komplimente.
Das freut mich sehr. Aber die
Menschen wollen auch viel von mir
erfahren. Das ist mir dann zu viel.
Was wollen die Leute wissen?
Viele fragen mich, welche Religion ich
habe, wo ich wohne, was ich arbeite.
Woher mein Freund kommt, oder was
er arbeitet, werde ich auch gefragt. Das
belastet mich. Ich bekomme da viele
Nachrichten dazu auf Social Media.
Wie geht es dir damit?
Taibeh: Ich finde das sehr komisch und
belastend. Es ist einfach zu privat. In
der Sendung wurde genug über mein
Privatleben geredet, was mir passiert
ist, meine Flüchtlingsgeschichte. Ich hab
das zwar selber erzählt, aber irgendwann
war das zu viel. Jetzt wissen alle,
wo und wann ich geboren bin, wo ich
gelebt habe, was mit meiner Familie ist.
Das hab ich alles selber preisgegeben.
Und jetzt möchte ich einfach nicht mehr
darüber reden. Ich möchte hier jetzt
eine Grenze ziehen und in die Zukunft
schauen. Das Fluchtthema ist für mich
abgeschlossen.
Alles klar. Was würdest du als Model
niemals machen?
Nackt-Shootings!
Dein großes Ziel als Model?
Mein Traum wäre, auf der Londoner
Fashion Week zu laufen!
Wir drücken dir die Daumen dafür. Danke,
dass du trotzdem mit uns geplaudert
hast!
Christoph Liebentritt
AUFGEPASST!
Durchs Reden kommen die Leute
zusammen – egal wo sie herkommen.
Aus diesem Grund möchte biber Sie
zusammen mit AsylwerberInnen an
Ihrer Schule besuchen!
Dort werden SchülerInnen und
die geflüchteten Menschen in lockerer
Atmosphäre über Flucht, Krieg und das
Leben in Österreich diskutieren.
Damit sollen Vorurteile abgebaut und
Gemeinsamkeiten aufgezeigt werden.
Wenn Sie mit Ihrer
Klasse teilnehmen
möchten, bitte eine
kurze E-Mail an
rajkovic@dasbiber.at
Das Angebot gilt für alle AHS,
HAK, NMS-Schulen in Wien! Die
Besuche sollen von März bis
Juni 2020 stattfinden.
56 / FASHION /
MEINUNG
Wer hilft mir
rund um meine
Ausbildung?
SO SEHEN SCHULEN
IN SYRIEN AUS.
EIN STÜCK AUS
MEINEM HERZEN
Ich bin 13 Jahre alt und lebe seit vier Jahren in Österreich.
Da ich in Syrien sowohl am Land (Dorf in der Nähe von Idlib),
als auch in der Stadt die Schule besucht habe, möchte ich
euch kurz die Unterschiede erklären.
In der Stadt tragen sowohl Mädchen als auch Buben eine
Schuluniform. Mädchen tragen ein blaues Kleid und die
Buben eine blaue Hose. Dazu ein weißes Hemd. In der Stadt
gingen nur 20 Schüler in meine Klasse, im Dorf war das viel
schlimmer. Dort waren wir über 30. Wir mussten uns auch
zu dritt einen Tisch teilen und die Klasse war nicht so sauber
wie in der Stadt. Es gab keine Putzfrau, die sich darum
gekümmert hat. Meine Klassenkameraden trugen auch keine
Uniform. Wir hatten nie genug Bücher für alle Schüler, und
das war auch schon vor dem Krieg so. Wir saßen in unseren
Jacken im Unterricht und haben gefroren.
Ich habe einmal meine Hausübung in der Schule am Land
vergessen. Dann kam die Lehrerin mit einem Holzstock und
schlug mir fünf Mal auf die offene Hand. Ich habe geweint.
Aber ich hatte noch Glück. Meine Schwester bekam, weil
sie einen halben Punkt zu wenig beim Test hatte, ordentlich
Schläge. Ihre Hand war blau davon. Wir konnten aber keine
Anzeige machen, weil es im Dorf zu wenig Polizei gab.
Wir saßen im Dorf in der Mittelschule alle getrennt voneinander.
Buben und Mädchen. Es gibt keine männlichen Lehrer,
das war in der Stadt viel besser. Dort kann man viel besser
lernen. Es gibt genug Bücher für alle und die Klassen sind
immer sauber. Für jedes Fach gibt es Lehrer, die sich gut
auskennen. Sie würden uns auch niemals in der Stadt mit
Schlägen bestrafen, das finde ich viel besser. Wir hatten dort
Mathe, Englisch, Arabisch, Sport, Geografie und Geschichte.
Manchmal gingen wir auch raus, zum Beispiel in den Tiergarten
in Aleppo. Dort konnte ich mir die Löwen anschauen.
Was ihr wissen solltet: Bei uns in arabischen Ländern beginnt
die Schulwoche am Sonntag. Am Freitag ist unser großer Feiertag.
Die Menschen haben frei, gehen beten oder machen
Picknick. Das war einmal. Jetzt ist leider Krieg in Syrien und
die Schulen sind zerstört. Ich möchte hier mit meiner Familie
in Frieden leben.
Rama ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.
Ich bin sehr froh, dass ich nach Österreich gekommen bin.
Ich bin halb Kurde, halb Türke – ich bin in der Türkei geboren,
aber habe dann in Syrien gelebt. In Syrien bin ich auch
in die Schule gegangen. Wenn man keine Hausübung hatte,
wurde man sehr stark mit einem Holzstück geschlagen.
Der Lehrer nahm manchmal seinen Patschen und warf ihn
nach den Schülern – es war nicht so wie hier in Österreich,
hier macht das kein Lehrer, das finde ich toll. Dort war ich
auch etwas aggressiv, ich wurde beschimpft, weil ich Kurde
bin – deshalb hatte ich so ziemlich jeden Tag Schlägereien.
Aber als ich nach Österreich gekommen bin, hat sich alles
geändert. Hier in meiner Klasse kommt jeder aus einem
anderen Land – und meine Lehrer und Lehrerinnen haben
mir geholfen, Deutsch zu lernen. Am Anfang war ich aber
sehr schlecht und dachte mir, ich werde es nicht schaffen.
Eine Lehrerin und ein Lehrer haben mir gesagt, dass ich nie
aufgeben soll. Und wegen dieser schönen Worte habe ich
die Klasse geschafft. Und jetzt bin ich in der dritten Klasse
Hauptschule. Mein Traum ist es, dass ich ein professioneller
Fußballspieler werde. Ich möchte für die österreichische
Mannschaft spielen. Ich will übrigens nicht heiraten – kein
Bock. Jeden Tag würde meine Frau mich fragen, wo ich
war, ob ich mit Mädchen unterwegs war, und das würde mir
nur Kopfschmerzen bereiten. Ich würde lieber mit meinen
Freunden zusammenwohnen. Wir haben eine Idee für
unsere Zukunft: Wir fangen mit YouTube an und machen
Gamingvideos. Wenn wir dann reicht sind, werden unser
Lieblingsauto kaufen. Das ist ein Mustang GT – er kostet
170.000 Euro. Ich habe noch was vergessen: Mein Lieblingslehrer
ist Herr Prokob. Er ist wie ein Stück aus meinem
Herzen. Leider kann er dieses Semester nicht in die Schule
kommen, weil er einen ganz kleinen Sohn bekommen hat
und sich jetzt um ihn kümmern muss. Aber er kommt im
Februar zurück. Ich freue mich schon sehr auf ihn – ich
kann dank ihm so gut Fußball spielen, er war der Fußballtrainer
unserer Schule. Ich hoffe, dass ich einmal wie er
werde. Das ist mein Ziel.
Mustafa Hasan ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.
Soza Jan
Die AK Bildungsberatung unterstützt
Jugendliche und deren Eltern dabei
den richtigen Weg durch den
Bildungsdschungel zu finden.
AK Bildungsnavi Hotline:
(01) 501 65 1406
Mo & Do 9-14 Uhr und Di & Mi 13-18 Uhr
bildungsnavi@ak.wien
wien.arbeiterkammer.at/zukunftsprogramm
JOPSY
Berufsinteressens-App
kostenlos erhältlich
im App Store &
Google play
58 / / RAMBAZAMBA MIT SCHARF //
DIE PARTNER DE R „NEWCOMER“
„In Zeiten des Internets und
der Sozialen Netzwerke ist es
wichtig, sich mit Journalismus
und der Qualität von Nachrichten
auseinanderzusetzen. BIBER macht
Schülerinnen und Schüler zu
Redakteuren. Das unterstütze ich
sehr gerne.“
Iris Rauskala
Bildungsministerin
„Verlässlicher Qualitätsjournalismus,
wie ihn der ORF
täglich liefert, wird in einer
zunehmend fragmentierten
Welt immer wichtiger. Uns
ist es daher ein Anliegen,
auch Jugendliche für den
Journalismus zu begeistern.“
Alexander Wrabetz
ORF-Generaldirektor
„Die Maturaschule Roland hat
sehr gerne den ,Newcomer‘
unterstützt, weil es eine
Abwechslung zum Schulalltag
darstellt und den SchülerInnen
einen exklusiven Einblick hinter
die Kulissen eines dynamischen
Mediums erlaubt.“
Matthias Roland
Schulleitung Dr. Roland
„Der Stadtschulrat unterstützt
das Projekt ,Newcomer‘, weil es
SchülerInnen die Gelegenheit
bietet, mehr über Medien zu
erfahren und das außerhalb des
klassischen Unterrichts.“
Heinrich Himmer
Bildungsdirektor für Wien
Monat für Monat touren biber-RedakteurInnen im Rahmen
des Projekts „Newcomer“ durch Wiener Schulen und geben
im Jahr 2019 rund 100 Jugendlichen eine Projektwoche
lang die Chance, ihre Medienkompetenz und Persönlichkeit
zu stärken und neue (Job-)Perspektiven zu sehen. Der
biber-Newcomer wird von Menschen gestaltet, die selbst
aus zugewanderten Familien kommen und daher wissen, mit
welchen Schwierigkeiten die Jugendlichen auf dem Weg ins
Arbeitsleben konfrontiert sind. Wenn wir es geschafft haben,
können sie es auch!
Um Österreichs größte Schülerredaktion aufzubauen,
„Wien steht für Vielfalt. SPAR
steht für Vielfalt. biber steht für
Vielfalt. Es ist schön, Partner für ein
Jugendprojekt zu sein, das diese
Vielfalt auch abbildet.“
Alois Huber
SPAR-Geschäftsführer
„Die Biber-Redakteure
engagieren sich im Newcomer-
Projekt, um Jugendlichen
aus oft sozial benachteiligten
Familien neue Perspektiven und
Selbstbewusstsein zu geben.
Das ist eine Idee, die die ÖBB
gerne unterstützen.“
Andreas Matthä
Vorstandsvorsitzender
ÖBB-Holding AG
BMBWF/Lusser, Martin Lusser, SSR / Johannes Zinner, Mario Aigner, SPAR/Johannes Brunnbauer, Georg Hochmuth, ÖBB Hauswirth
Robert Staudinger / Petra Spiola, Markus PRANTL, HBF/ Franz HARTL, Andreas Jakwerth, AK/Sebastian Philipp, Thomas Ramstorfer
braucht es mehr als nur guten Willen. Es braucht enorm viel
Zeit, Geld und Know-how sowie verlässliche Partner, die das
Projekt begleiten. Wir danken unseren vielen Leserinnen
und Lesern, die unsere Crowdfunding-Kampagne unterstützt
haben, um das Projekt zu finanzieren.
Wir danken zudem folgenden Institutionen und Firmen
für die Unterstützung des „Newcomer“-Projekts: Bundesministerium
für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMB-
WF), Wiener Stadtschulrat, ORF, SPAR, Arbeiterkammer,
ÖBB, BAWAG PSK, Dr. Roland sowie LUKOIL.
„Als BAWAG P.S.K. ist es uns ein Anliegen,
visionäre Projekte im Bildungsbereich zu
unterstützen. Im Rahmen des „Newcomer“-
Projekts lädt die biber-Redaktion Jugendliche
ein, einen Blick hinter die Kulissen der Medienwelt
zu werfen und selbst kreativ und gestalterisch
tätig zu sein. Es freut uns, auch heuer wieder
Partner dieses tollen Jugendprojekts zu sein.“
Enver Sirucic
CFO der BAWAG Group
„Guter Journalismus schafft
Verständnis: Indem er Einblicke
in das Leben anderer vermittelt,
berührt, verbindet, Probleme
und Lösungen aufzeigt und eine
Basis für die Demokratie und das
Zusammenleben bildet. Es ist
super, wenn sich junge Menschen
dafür begeistern.“
Renate Anderl
AK Präsidentin
„Das Projekt Newcomer vermittelt
die demokratiepolitische
Bedeutung des Journalismus
und fördert durch Text- und
Videoworkshops die Kreativität
der Jugendlichen. LUKOIL ist mit
Freude Partner des Newcomers. “
Robert Gulla
Geschäftsführer LUKOIL-Holding
60 / NEWCOMER /
/ NEWCOMER / 61
BEZAHLTE ANZEIGE
WIE GEHT ES
WEITER NACH DER
SCHULE?
BERUFS-UND
STUDIENCHECKER
MIT DEM PROGRAMM „18PLUS. BERUFS- UND
STUDIENCHECKER“ DIE RICHTUNG HERAUSFINDEN!
Der Schulabschluss naht in großen Schritten.
Weißt du schon, was du danach machen wirst?
Was immer du mit 18plus auch tust: Es ist dein
gutes Recht, und es ist deine Entscheidung.
Eine Entscheidung, die bei der schier unüberschaubaren
Fülle an Berufs- und Studienmöglichkeiten
gar nicht so leicht zu treffen ist. Das
Berufs- und Studienorientierungsprogramm 18plus
begleitet dich auf dem Weg zu deiner Entscheidung.
BERUFSENTSCHEIDUNGEN
IMMER KOMPLEXER
Studien- und Berufsentscheidungen werden für
Schülerinnen und Schüler immer komplexer. Dass
die getroffenen Entscheidungen nicht immer treffsicher
sind, zeigt die zum Teil hohe Zahl an Studienabbrechern.
Das Programm 18plus soll dazu
beitragen, Schülerinnen und Schüler zu unterstützen,
die Ausbildungs- und Studienwahl besser
ihren Neigungen und Fähigkeiten anzupassen.
Gleichzeitig will das Programm jungen Menschen
aufzeigen, wie viele Möglichkeiten sie tatsächlich
haben.
300.000 SCHÜLERINNEN UND SCHÜ-
LER HABEN BEREITS TEILGENOMMEN
18plus ist ein Projekt des Bundesministeriums für
Bildung, Wissenschaft und Forschung und wird
gemeinsam mit der Schulpsychologie-Bildungsberatung
und der Psychologischen Studierendenberatung
durchgeführt. Das Programm unterstützt
seit 2008 Jugendliche der Vormatura- und
Maturaklassen von AHS und BHS bei ihrer Studien-
und Berufswahl. Bisher haben bereits insgesamt
297.000 Schülerinnen und Schüler daran
teilgenommen. Allein in diesem Schuljahr haben
bereits knapp 30.000 Schülerinnen und Schüler ihr
Interesse angemeldet. Das Angebot umfasst zum
Beispiel neben umfassenden Informationen auch
Hilfe zur Selbstreflexion, Kleingruppenberatungen,
Interessenstests, ÖH-MaturantInnenberatung,
„Studieren probieren“ oder auch Schnuppertage in
Unternehmen.
ORIENTIERUNGSHILFE
UND ENTSCHEIDUNGSVORBEREITUNG
Auf der „18plus“ Internetplattform und auch in
den Berufs- und Studiencheckerheften findet man
zahlreiche Selbst- und Fremdeinschätzungstests,
die Orientierungshilfe für die Zeit nach der Matura
geben sollen.
18PLUSWEGWEISER
Auf www.wegweiser.at kann man online einen Fragebogen
ausfüllen, der die Kompetenzen erhebt,
die für deine Berufs-und Studienwahl nützen. Die
Ergebnisse zeigen auf, auf welche Fähigkeiten man
in der Berufs- und Studienwahl bereits aufbauen
kann und wo man sich noch verbessern kann. Man
erhält individuelle Empfehlungen, Anregungen
und Tipps zu Angeboten für die Zukunft nach der
Matura.
WIE KANNST DU TEILNEHMEN?
Wende dich dafür an die zuständige Lehrkraft –
das ist der/die jeweilige Schüler-/Bildungsberater/
in an deiner Schule. Er/Sie kann deine Klasse oder
deinen Jahrgang dann im Programmbüro von
18plus unter 18plus@bmbwf.gv.at oder über das
Kontaktformular auf www.18plus.at anmelden. Die
Teilnahme ist für die Schulen kostenlos.
KARRIERE & KOHLE
Para gut, alles gut
Von Anna Jandrisevits
#karrieremitscharf
MEINUNG
Alles neu
Glaubt man den philosophischen Sprüchen,
die Verwandte andauernd auf Facebook
teilen, bedeuten Neuanfänge immer was
Gutes. Ich hoffe es mal, denn mein Leben
besteht gerade nur aus Neuem. Im Juli
wurde ich mit meinem Bachelor-Studium
fertig (wer mich im Wartezimmer ohne Titel
aufruft, kriegt eine Anzeige). Im September
habe ich voller Ehrgeiz mit dem Master-
Studium begonnen. Mittlerweile sind drei
Monate vergangen, mein Kalender besteht
nur noch aus Deadlines und die CBD-
Tropfen sind vor lauter Stress aufgebraucht.
Aber zumindest involvieren die Aufgaben im
Studium mein Lieblingsthema: den Journalismus.
Dem habe ich auch meinen nächsten
Neustart zu verdanken, nämlich den hier!
Ich habe künftig die große Ehre, die Karrierekolumne
mit (hoffentlich) spannenden
Inhalten zu füllen. Als Studentin und freie
Redakteurin stehe ich euch ab sofort mit
meinen Gedanken, Tipps und Geistesblitzen
zu Karriere & Kohle zur Seite. Ob ihr arbeitet,
studiert oder euch anderwärtig weiterbildet:
Keine Sorge, ich bin genauso müde und
gestresst wie ihr. Aber von nix kommt nix.
Und damit wir irgendwann mit Raf Camora
in einer anderen Liga spielen, müssen wir
uns jetzt ins Zeug legen. Also gleich mal
eine Erinnerung an euch (und an mich):
Denkt an alle Deadlines diesen Monat! Ach
ja, mein Name ist übrigens Anna. Die Freude
ist ganz meinerseits.
jandrisevits@dasbiber.at
AUSBILDUNGS-
PFLICHT
Seit 1.7.2017 müssen Jugendliche
bis Vollendung des
18. Lebensjahres verpflichtet
ausgebildet werden. Das heißt:
Schule bis 18 oder Weiterbildung
im Rahmen einer Ausbildungsstelle.
Eine neue Studie des
Instituts für Höhere Studien (IHS)
und des ÖIFB zeigt, dass diese
Maßnahme dem Staat langfristig
viel Geld und mehr soziale
Gerechtigkeit bringt. Die Ausbildungspflicht
soll dazu beitragen,
dass die Jugendlichen nicht ihre
Ausbildung abbrechen, sondern
sich weiterbilden.
Juan Moreno –
Tausend Zeilen
Lüge
Claas Relotius wird an Journalismusschulen
wohl künftig als
Negativbeispiel benutzt. Der größte
Fälschungsskandal seit Jahrzehnten
hat jedoch auch etwas
Gutes hervorgebracht: das neue
Buch von Juan Moreno. Dem
freien Journalisten haben wir es
zu verdanken, dass die
erfundenen Geschichten
aus dem „Spiegel“ ans
Licht gekommen sind. In
„Tausend Zeilen Lüge“
erzählt Moreno, wie er die
Fälschungen von Relotius
aufdeckte und seine
eigene Karriere riskierte.
Weil ihm anfangs niemand
glaubte, musste
sich Moreno heftigem
Hero des
Monats
Dass Reisen mit dem Zug weitaus
umweltfreundlicher ist als mit dem
Flugzeug, sollte mittlerweile jedem
klar sein. Damit auch jungen Fahrgästen
der Umstieg auf die Bahn
leichter fällt, hat die ÖBB für das
kommende Jahr eine coole Aktion
gestartet. Alle Menschen, die 2020
18 Jahre alt sind oder werden,
bekommen als Geschenk die Vorteilscard
Jugend. Die Karte ist ein
Jahr gültig und macht das Zugfahren
um den halben Preis billiger.
Widerstand aussetzen. Letztendlich
wurden die gedruckten Täuschungen
vom Magazin selbst bestätigt.
Neben dem Skandal beschreibt
Moreno im Buch eine weitere,
wichtige Thematik. Obwohl der
Journalismus jedem offenstehen
sollte, kommen die meisten JournalistInnen
aus gut situierten Haushalten
mit hohem Bildungsniveau. Als
Sohn andalusischer Bauern, die in
den 70er Jahren nach Deutschland
kamen, fühlte sich Moreno zwischen
all den Akademikerkindern
der Journalistenwelt
nie zugehörig.
Sein Einsatz beweist
einmal mehr, wie wichtig
die Repräsentation aller
Herkunfts- und Bildungsklassen
im Journalismus
ist. Relotius will übrigens
rechtlich gegen Morenos
Buch vorgehen. Wegen
„Unwahrheiten“.
Marko Mestrović, ÖBB, bereitgestellt
Bernd Friedel / Westend61 / picturedesk.com
Know-How zur Lehre: Was du wissen musst
Zukunft = Kein Plan?
Wir zeigen dir die Jobs von morgen
Vom Lehrling zum Boss:
Ostoja Matic verrät euch, wie man es schafft!
64 / KARRIERE /
/ LEHRLINGSSPECIAL / 65
Statistisch gesehen gehen
Kinder aus Akademikerfamilien
öfter an die Uni, als
dass sie eine Lehre absolvieren.
Der 24-jährige Vincenc
Bauer ist die Ausnahme: Der
Akademiker-Sohn hat eine
Lehre in Elektro- und Gebäudetechnik
absolviert. Mit uns
spricht er über seinen Werdegang,
Vorurteile und das
Stigma rund um die Lehre.
Von Sueda Altinay und Florentina
Glüxam, Foto: Christoph Liebentritt
dung. Ich hab mich dann für den Beruf
entschieden. Mein Vater ist Geschäftsführer
und hat Wirtschaft studiert, meine
Mutter ist Pfarrsekretärin und studierte
Versicherungsmathematikerin.
Sie haben dich also nicht zu einem Studium
gedrängt?
Absolut nicht. Sie haben mir die absolute
Freiheit gelassen und mich in meinem
Vorhaben unterstützt.
Würdest du dich heute von selbst anders
entscheiden?
Es gibt schon Momente, in denen ich
mir denke, dass eine Matura zu haben
gut wäre. Andererseits nein, weil ich mit
meiner Wahl zufrieden bin.
Mit welchen Vorurteilen wirst du konfrontiert?
Die Lehre ist in der Gesellschaft allgemein
sehr stigmatisiert. Ich hatte damals
bei der Lehre relativ frisch eine Freundin,
deren Mutter ziemliche Vorurteile hatte,
„
Meine Eltern haben
mir die absolute
Freiheit gelassen
und mich in
meinem Vorhaben
unterstützt.
“
da ich Lehrling war. Leider erkennen die
Menschen eine Lehre nicht als gleichwertig
mit einer höheren Ausbildung an.
Was ich mir aber immer selbst gesagt
hab, wenn ich mit blöden Kommentaren
konfrontiert wurde: „Der Anwalt,
der mich jetzt als Idioten sieht, braucht
mich aber, wenn bei ihm zuhause der
Strom nicht funktioniert.“ Ich finde das
ganz wichtig, dass man sieht, dass diese
Berufe super wichtig für unser Allge-
meinwohl und unsere Gesellschaft sind.
Mittlerweile ist das ein bisschen untergegangen,
dass ich eine Lehre gemacht
hab. Die meisten glauben, ich habe eine
Matura und hätte studiert. Mir war aber
auch immer wichtig, dass ich nicht wie
dieser stigmatisierte Lehrlingstyp rüberkomme,
der nichts im Leben schaffen
will. Meinen Eltern war auch immer wichtig,
dass ich höflich bin und ein gutes
Auftreten habe.
Würdest du generell empfehlen, eine
Lehre zu machen?
Absolut! Wenn es Leuten so geht wie
mir, die in der Schule sitzen und eigentlich
keinen Sinn darin sehen. Mit meinem
jetzigen Job bei McShark bin ich sehr
glücklich.
„Auch ein
Anwalt
braucht
Elektriker“
BIBER: Vincenc, du kommst aus einer
Akademikerfamilie. Wieso hast du dich
so gesehen eher untypisch für eine Lehre
entschieden?
VINCENC: Das liegt daran, dass ich mit
16 einfach faul war. Ich habe gemerkt,
dass Lernen nichts für mich ist. Ich habe
gemerkt, dass ich unglücklich werde,
wenn ich die Schule weitermache. Deshalb
habe ich mich für etwas Praktisches
entschieden.
Und was genau war das?
Ich habe eine Doppellehre in Elektro- und
Gebäudetechnik bei der ÖBB absolviert.
Die Ausbildung war teils praktisch, dann
aber auch sehr viel Theorie neben der
Berufsschule. Ich bin also gelernter
Elektriker. Jetzt arbeite ich seit knapp
drei Jahren bei McShark als Vice Store
Manager.
Bei Siemens
beginnt
deine Zukunft!
66 / KARRIERE /
Wie hat dein Umfeld darauf reagiert,
dass du eine Lehre machen willst?
Für meine Eltern gilt der Grundsatz: „Man
muss etwas machen im Leben.“ Zuhause
am Sofa sitzen und Film schauen ist
nicht. Somit war es von meinen Eltern
gewollt, dass ich entweder die Schule
fertig mache oder eine Berufsausbil-
So wirst du schon jetzt zur Fachkraft von morgen!
Mit den Ausbildungsmöglichkeiten bei Siemens stehen
dir alle Türen offen.
Dank innovativer Lehrmethoden und Equipment erhältst
du schon während deiner Lehrzeit die gefragtesten
Kompetenzen für die Anforderungen der Zukunft –
sowohl in technischen als auch in kaufmännischen
Berufen.
Weitere Informationen über unser Ausbildungsangebot
findest du unter siemens.at/ausbildung
Optimales
Zusammenspiel von
Theorie und Praxis
Vielfältige
und interessante
Praxiseinsätze
Möglichkeit ins
Ausland zu gehen
Freie Fenster- und
Weihnachtstage
LEHRE UND STUDIUM – DAS GEHT!
#karrieregoals
Die 23-jährige Anna macht derzeit eine Lehre zur Elektrotechnikerin bei Siemens. Die
gebürtige Russin ist die einzige Frau in ihrem Lehrjahr – und bereut ihre Entscheidung
keineswegs. Von Sueda Altinay
BIBER: Wie kann man sich deine
Lehre vorstellen?
ANNA: Ich mache eine Lehre in
Elektrotechnik und Energietechnik.
Eigentlich beschäftige ich
mich nicht nur mit der Lehre,
sondern studiere nebenbei. Die
Ausbildung wird mir von Siemens
angeboten und ist in Form eines
dualen Studiums aufgebaut. Von
Montag bis Donnerstag bin ich
hier Lehrling. Freitag und Samstag
hingegen pendle ich nach
St.Pölten und studiere Smart-
Engineering an der Fachhochschule.
Wie lange lebst du schon in
Wien?
Vor vier Jahren bin ich aus Russland
nach Wien gezogen und lebe
hier in einem Studentenheim.
Erzähl uns mal, warum du dich
für eine Lehre entschieden hast.
Ich habe Fremdsprachen bzw.
Translation an der Universität
Wien studiert und auch abgeschlossen.
Doch dann merkte ich,
dass ich mit meinem Bachelor
keine guten Jobaussichten
habe. Ich wusste auch immer,
dass technische Berufe sehr
gut bezahlt werden und interessierte
mich schon immer für die
Technik. Deswegen entschied
ich mich für eine Lehre in einem
technischen Berufsfeld.
Warum hast du dich nicht für ein
technisches Studium, sondern für
eine technische Lehre entschieden?
Ich wollte nebenbei Geld verdienen.
Außerdem habe ich mir
sehr viele Sorgen gemacht, ob
ich irgendwo eine fixe Stelle finde
oder nicht. Durch die Lehre habe
ich nicht nur einen Arbeitsplatz,
sondern verdiene Geld und kann
praktische Erfahrungen sammeln,
die ich durch ein Studium nicht in
dem Ausmaß erleben könnte.
Wie ist es als Frau in einem technischen
Beruf?
Es ist ganz gut, würde ich sagen.
Ich bin zwar die einzige Frau
in meinem Lehrjahr und fühle
den Mangel an Frauen, aber es
herrscht ein sehr angenehmes
Arbeitsklima. Meine Kollegen
sind alle sehr nett. Ich bin schon
seit 3 Monaten in Ausbildung
und spüre, dass ich gleichwertig
behandelt werde.
Würdest du eine Lehre weiterempfehlen?
Ja, auf jeden Fall. Ich finde sogar,
dass viele Schüler durch eine
Lehre mit Matura sowohl berufliche
Erfahrung sammeln als auch
Zeit sparen können. Außerdem
kann man auch, nachdem man
eine Lehre mit Matura abgeschlossen
hat, studieren. Zudem
verdient man auch Geld dabei
und lernt das Erwachsenwerden.
Was sagen eigentlich deine
Eltern dazu, dass du eine Lehre
gemacht hast?
Meine Mutter hat mich immer
unterstützt, wobei sie überrascht
war, als ich ihr gesagt habe, dass
ich Elektrotechnikerin werden
möchte. Mein Vater hat selber
eine Lehre in Russland gemacht
und war sehr froh über meine
Entscheidung.
Soza Jan
Team-Up / Westend61 / picturedesk.com
Die Suche nach der passenden
Ausbildung kann kompliziert
und frustrierend sein. Wir stellen
euch die Top 10-Jobs der Zukunft
vor – was dir geboten wird, was
du mitbringen solltest, um den
Job zu ergattern und was dabei
konkret für dich herausspringt.
Top Jobs
der Zukunft
68 / MIT SCHARF /
/ LEHRLINGSSPECIAL / 69
#karrieregoals
1
2
Applikationsentwicklung –
Coding
DAS LEVEL-UP
FÜR DEINE ZUKUNFT:
DIE NEUE IT-LEHRE!
ÖBB-INFRASTRUKTUR AG
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Elektrotechniker/in
WIENER STADTWERKE
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Ohne Stromversorgung keine Digitalisierung! Dieser
Beruf ist aus der Zukunft nicht wegzudenken, denn
als Elektrotechniker/in baust du alles, was man für die
Umwandlung, Verteilung und Anwendung elektrischer
Energie benötigt. Du arbeitest u.a. an Kabel- und Freileitungssystemen,
Transformatoren, Generatoren oder
Elektromotoren und bist für die Regelung der elektronischen
Systeme verantwortlich. Mit deiner Tätigkeit
trägst du wesentlich dazu bei, dass die Stadt Wien
rund um die Uhr bestens versorgt wird.
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Technik ist deine Leidenschaft? Logisches Denken und
Genauigkeit sind für dich kein Problem? Dann verfügst
du bereits über wesentliche Voraussetzungen für diese
Ausbildung. Im Lehrberuf lernst du, die Theorie mit
der Praxis zu verknüpfen, und dein Wissen im umfangreichen
Aufgabengebiet anzuwenden. Somit wird dir
garantiert nie langweilig!
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Du startest mit einem Gehalt von € 719 und verdienst
im letzten Lehrjahr rund € 1.700. Neben dem guten
Gehalt bieten die Wiener Stadtwerke als einer der
größten Lehrlingsausbilder Wiens zahlreiche Vorteile
wie zum Beispiel Sportmöglichkeiten im Team, Vorbereitungskurse
und Weiterbildungen über das Berufsbild
hinaus.
Du erfährst noch mehr unter
www.wienerstadtwerke.at/lehrlinge.
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Was wäre unsere Welt nur ohne Apps & Co.? Mit
dem zukunftsweisenden Digi-Beruf Applikationsentwicklung
– Coding bist du bei allem vorne dabei,
was unser digitales Leben so ausmacht. Du entwickelst
zusammen mit KundInnen Konzepte für Apps,
programmierst und wartest diese dann auch. Mit
deinem scharfen Blick behältst du alle Abläufe und
die Qualität der Apps immer im Auge und sorgst bei
Fehlern und Störungen dafür, dass alles läuft, wie es
soll.
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Deine kommunikative Art und dein Teamgeist
machen dich aus? Du liebst neue Herausforderungen
und bewältigst diese gerne selbstständig
und eigenverantwortlich?
Wenn du dich auch in der Welt der PCs, Software
und Apps gut zurechtfindest und du im Freundeskreis
die Ansprechperson für schnelle Lösungen
bist, dann ist diese Lehre genau das Richtige für
dich. Die Lehre Applikationsentwicklung – Coding
bietet dir außerdem die Möglichkeit, bei den neuesten
Entwicklungen bei Hard- und Software up to
date zu bleiben.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Im ersten Lehrjahr liegt die Lehrlingsentschädigung
bei € 678,65 und steigt bis zum 4. Lehrjahr auf €
1.574,80 an. Nicht schlecht, oder? Neben 5.000 km
Freifahrt durch ganz Österreich kannst du mit Unterstützung
der ÖBB auch die Matura machen, somit
steht die Türe zu FHs und Universitäten weit offen!
Mehr Infos unter www.nasicher.at.
ÖBB/Michael Fritscher, Michele Pauty
JETZT INFORMIEREN:
IT-LEHRE
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FÜR DEINEN BERUF MIT ZUKUNFT!
70 / LEHRLINGSSPECIAL /
#karrieregoals
3 4
5
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Du hast eine Vorliebe für Käse, Gebäck, Frischfleisch und Wurst? Dann
bist du im Lehrberuf „Feinkostfachverkäufer/in“ bei SPAR genau richtig!
In deinem Alltag als Feinkostprofi kannst du eigene Ideen einbringen
und zusätzlich fachliche Trainings und Schulungen absolvieren. Dein
Fleiß zahlt sich aus, denn bei guten Leistungen bietet SPAR nach dem
Lehrabschluss einen sicheren Arbeitsplatz. Auch das Modell „Lehre und
Matura“ ist bei Lehrlingen besonders beliebt: Schon jeder zehnte Lehrling
absolviert parallel zur klassischen Lehrlingsausbildung die Matura. Neben
der Organisation hilft dir SPAR auch bei der Einteilung der Arbeitszeit.
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Du bist kommunikativ, arbeitest gern im Team und fühlst dich im
Kontakt mit Kunden wohl? Neben deiner Lernbereitschaft sowie deiner
Zuverlässigkeit darf die Liebe zu Lebensmitteln natürlich auf keinen Fall
fehlen. Wenn du auch noch einen Pflichtschulabschluss hast, dann bist
du perfekt für eine Lehre bei SPAR.
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Lehre zum Bankkaufmann/
zur Bankkauffrau
BAWAG P.S.K.
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Wir denken immer digitaler, auch beim Thema Geld.
Egal ob du den Kaffee mit Karte zahlst oder mit
wenigen Klicks eine Überweisung im Digital Banking
machst – die BAWAG P.S.K. treibt Digitalisierung voran.
Als Bankkaufmann/ Bankkauffrau bietest du deinen
Kunden „Bessere Antworten Wie Alles Geht!“. Während
deiner dreijährigen Ausbildung wirst du zum/zur
Finanzexperten/in und informierst deine Kunden oder
unterstützt sie bei wichtigen finanziellen Schritten wie
z.B.: beim Kauf des ersten Autos oder bei der Finanzierung
des Studiums. Du eignest dir während deiner
Lehre Bank-Basiswissen und Produkt-Know-How an
und nimmst an spannenden Fach- und Verkaufstrainings
oder coolen Sprachreisen teil. Nach deinem
Lehrabschluss kannst du dich weiterbilden oder Trainings
absolvieren, die dir zeigen, wie du zukünftig eine
Filiale und ein Team führst.
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Du hast den Pflichtschulabschluss in der Tasche,
interessierst dich für Themen rund ums Geld, innovative
Zahlungsformen und nachhaltige Veranlagungen?
Der Umgang mit Menschen macht dir Spaß, du bist
motiviert und arbeitest gerne im Team? Dann bist du
genau richtig bei der BAWAG P.S.K.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Im ersten Jahr bekommst du € 855,10 pro Monat,
im dritten Jahr dann € 1.196,59. Neben einer Top
Ausbildung warten während deiner Lehrzeit viele coole
Benefits wie z.B.: ein Leistungsbonus, Sprachreisen
und vieles mehr auf dich. Zusätzlich kannst du die
Lehre mit Matura machen. Mehr Infos findest du auf:
www.bawagpsk.com/lehrlinge
Mechatroniker – Hauptmodul IT-,
Digitalsystem- und Netzwerktechnik
SIEMENS
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Dein Herz schlägt für Technik? Du bist geschickt
und hast ein ausgeprägtes handwerkliches Können?
Dann ist der Lehrberuf „Mechatroniker – Hauptmodul
IT-, Digitalsystem- und Netzwerktechnik“ mit
Digitalisierungsschwerpunkt bei Siemens genau das
Richtige für dich. Der Lehrberuf setzt mit modernen
Modulen, beispielsweise Robotik, neue Standards
und bietet dir eine zukunftsorientierte Ausbildung
mit besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Neben
zahlreichen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten
werden dir auch viele andere Benefits wie z. B.
Erste-Hilfe-Kurse, kostenlose Gesundheitschecks
und ein verbilligtes Mittagessen geboten.
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Wenn dich technische Herausforderungen motivieren,
du auf zack bist und auch gerne im Team
arbeitest, bist du bei Siemens gut aufgehoben. Egal
ob Lehre mit Matura, die duale Akademie in Linz
oder ein Studium verbunden mit einer Lehrausbildung
– hier gibt es für jede und jeden den richtigen
Weg. Kleiner Tipp: Vor allem Mädchen und Frauen
werden in der Technik Branche gesucht, also nutz
deine Chance.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Als Lehrling in der Elektronikindustrie verdienst
du überdurchschnittlich gut. Im ersten Lehrjahr
bekommst du ein Gehalt von € 882,75 – im letzten
Jahr steigt das Gehalt auf ganze € 1765,50. Nicht
zu vergessen: Die Benefits einer Lehre in der Industrie
sind hoch – beispielsweise Jobsicherheit und
gute Karrierechancen.
Mehr Infos gibt’s auf
www.siemens.at/ausbildung.
Soza Jan / Siemens, Philipp Lipiarski
Spar
Einzelhandelskauffrau/-mann mit
Schwerpunkt Feinkostfachverkäufer/in
SPAR WARENHANDELS AG
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Die Lehrlingsentschädigung für das erste Lehrjahr beträgt € 750 und
steigt im letzten Lehrjahr auf € 1.260. Während der Lehrzeit kannst
du dir durch besonders gute Leistungen Prämien von über € 4.500
dazuverdienen. Aber aufgepasst, es wird noch besser: Bei überdurchschnittlicher
Leistung bekommst du nach dem 3. Lehrjahr den Gratis
B-Führerschein von SPAR. Weitere Infos findest du unter
www.spar.at/lehre
VIELFÄLTIGE LEHRLINGSAUSBILDUNG: MASCHINENBAUTECHNIK . INSTALLATIONS- UND GEBÄUDETECHNIK . MECHATRONIK
ANGEWANDTE ELEKTRONIK . REINIGUNGSTECHNIK . INFORMATIONS- UND TELEKOMMUNIKATIONS TECHNIK
INFORMATIONSTECHNOLOGIE . ELEKTROTECHNIK . GÄRTNEREI . FLORISTIK . BETRIEBSLOGISTIK . BÜROKAUFMANN / -FRAU
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SCHAU VORBEI AUF www.wienerstadtwerke.at/lehrlinge
72 / LEHRLINGSSPECIAL /
6
KNOW-HOW ZUR LEHRE – ERKLÄRT VON DER ARBEITERKAMMER
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Informationstechniker/in
UBIT WIEN
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Wer kann sich ein Leben ohne Computer oder Smartphones heute noch
vorstellen? In unserer vernetzten und digitalen Welt braucht es immer mehr
Profis, die sich mit Computer & Co wirklich auskennen. Wenn du dich für die
Lehre in der Informationstechnologie entscheidest, hast du die Wahl zwischen
den drei Lehrberufen Applikationsentwicklung, Coding/Informationstechnologie
und Betriebstechnik/Informationstechnologie Systemtechnik. Das Besondere
an der Lehre ist die Möglichkeit zur Spezialisierung. Denn dir stehen viele
Türen offen: Während der Lehre kannst du bereits die Matura machen, um
Informatik zu studieren. Je nach gewähltem Lehrzweig erlernst du entweder
Programmieren oder Hardwaretechnik.
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Wenn du großes Interesse an Computern und Technik hast und deinem
Umfeld in technischen Belangen hilfst, dann ist eine Lehre im IT-Bereich
genau das richtige für dich. Ein typischer Männerberuf? Von wegen! Schließlich
waren die ersten Programmiererinnen ja Frauen. Vor allem weibliche
Unterstützung ist im ganzen IT-Berufsfeld sehr gefragt!
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Gehaltstechnisch wirst du nicht enttäuscht: Im ersten Lehrjahr erhältst du
€ 610,-, im zweiten € 770,-, im dritten € 950,- und im letzten Lehrjahr
um die € 1.300,-. Daneben erwarten dich auch einige coole Goodies wie
etwa gratis Mittagessen, Obst oder Gutscheine. Außerdem bist du als IT-
Techniker/in weltweit heiß begehrt! Mehr Infos auf: www.it-lehre.wien/
Will, Bruce Mars von Pexels
WIE SCHAUT EINE LEHRE AUS?
WER DARF SIE MACHEN?
Alle Jugendlichen, die neun Schulstufen abgeschlossen
haben, dürfen eine Lehre machen. Diese umfasst eine
Lehre im Betrieb – das sind rund 4/5 der Ausbildungszeit
und den Besuch einer Berufsschule – das sind rund 1/5
der Ausbildungszeit. Aktuell bilden rund 29.000 Betriebe
österreichweit etwa 100.000 Lehrlinge aus. Die Ausbildung
dauert je nach Lehrberuf zwei bis vier Jahre. Auf
der Lehrberufsliste stehen derzeit 250 Berufe, in denen
eine Ausbildung möglich ist. Die Arbeitszeit für Lehrlinge
unter 18 Jahren ist klar geregelt. Grundsätzlich darfst
du acht Stunden täglich und 40 Stunden wöchentlich
arbeiten.
WIE VIEL BEKOMME ICH BEZAHLT?
Grundsätzlich steht im Kollektivvertrag, wie hoch deine
Lehrlingsentschädigung ist. Wichtig: Dir steht ein monatlicher
Lohnzettel zu, der folgende Infos enthält: Lehrlingsentschädigung,
Zulagen und Abzüge. Ganz einfach
rausschmeißen kann dich dein Chef nicht. Für eine Auflösung
vor dem Lehrzeitende gibt es Regeln im Gesetz.
Gründe für eine Auflösung sind zum Beispiel, wenn du
die Berufsschule schwänzt oder unentschuldigt nicht zur
Arbeit kommst. Tipp: Bei Unklarheiten wende dich an die
ExpertInnen der Arbeiterkammer.
EXTRATIPP: Damit du deine Arbeitszeitaufzeichnungen
immer bei der Hand hast und nichts
vergisst, gibt es die App „AK Zeitspeicher“ –Infos
auf http://zeitspeicher.arbeiterkammer.at
Kinder und Familie.
GEMEINSAM
BRINGEN WIR MEHR ZUSAMMEN.
Gemeinsam erreichen wir mehr für unsere
Familien. Unsere Kindergärten führen mehr
Gruppen als je zuvor. Mit dem blau-gelben
Familienpaket haben wir zusammen mit
den Gemeinden mehr Betreuung für unsere
Kleinstkinder geschaffen. Sichere Schulwege
sind bei uns seit Jahrzehnten ein
besonderer Schwerpunkt. So sind wir, und
so arbeiten wir: gemeinsam.
Wir haben noch viel vor.
Eine Information des Landes Niederösterreich.
noe.gv.at
niederoesterreich
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VOM LEHRLING
ZUM BOSS
Ostoja Matic ist Geschäftsführer von „Lucky Car.“
Wer wäre nicht gern sein
eigener Chef? Ostoja
Matic hat sich diesen
Traum erfüllt und mit
„Lucky Car“ sein eigenes
Unternehmen gegründet.
In 11 Jahren verwandelte
er seine Kfz-Werkstatt zu
einem Großbetrieb. Der
Geschäftsführer über
die Lehre, den Erfolg und
seinen Schlafbedarf.
Von Anna Jandrisevits,
Fotos: Christoph Liebentritt
BIBER: Sie haben selbst als
Lehrling angefangen. Wie ging es
weiter?
OSTOJA MATIC: Ich absolvierte
eine Lehre zum Installateur und
begann nach der Lehrabschlussprüfung
als Haustechniker im AKH.
Obwohl es ein guter Beruf war,
wollte ich mich unbedingt selbstständig
machen. Ich begann, in
der Kfz-Branche zu arbeiten und
gründete ein paar Jahre später
„Lucky Car“.
Sind Sie froh, die Lehre gemacht zu
haben?
Absolut! Es heißt nicht umsonst
„Handwerk hat einen goldenen
Boden". Ich weiß, wie wichtig ein
guter Lehrplatz ist, weshalb es mir
ein besonderes Anliegen ist, Lehrstellen
zu schaffen.
In 11 Jahren haben Sie mit "Lucky
Car" aus einer Werkstatt einen riesigen
Betrieb gemacht. Wie haben
Sie das geschafft?
Ja, das war nicht ganz einfach,
aber ich war von Anfang an von
„Lucky Car“ überzeugt. Ich habe
gleich zu Beginn viel ins Marketing
investiert, um die Marke bekannt
zu machen. Ein Unternehmen
aufzubauen bedarf hoher Disziplin
und ein klar definiertes Ziel. Eines
darf man aber nie: sich selbst,
seinem Weg und seiner Idee untreu
werden.
Wie viele Lehrlinge bildet "Lucky
Car" aus?
„Lucky Car“ hat 120 Lehrstellen
geschaffen, derzeit sind rund 30
Lehrstellen besetzt. Wir haben eine
sehr geringe Fluktuation, alle MitarbeiterInnen
sind vom ersten Tag an
Teil der Familie. Wir vertrauen und
verlassen uns aufeinander. Nach
erfolgreichem Lehrabschluss bietet
„Lucky Car“ jedem Lehrling einen
Job an. Wir bauen die Zukunft von
„Lucky Car“ mit und auf unseren
Lehrlingen auf. Das ist mir sehr
wichtig, denn der Fachkräftemangel
in Österreich würde die Realisierung
unserer Expansion hindern. Daher
wollen wir autark sein.
Wie sollte ein guter Chef sein?
Ein guter Chef muss zuhören können,
Entscheidungen treffen, muss
loyal zu seinem Team stehen und
alle Anforderungen selbst vorleben.
Klingt einfach, ist aber Tag für Tag
eine Herausforderung. Allerdings
eine schöne, denn das Team gibt all
das eins zu eins zurück - und das
bestätigt mich in meinem Handeln.
Welchen Rat würden Sie einem
Nachwuchsunternehmer geben?
Vertrau dir und deinen Entscheidungen.
Auch, wenn du in ein
paar Jahren rückblickend vielleicht
anders entscheiden würdest -
damals war es für dich die richtige
Entscheidung. Bleib dir selbst treu
und lass dich durch niemanden von
deinem Ziel abbringen.
Kann jeder ein eigenes Unternehmen
gründen?
Ganz ehrlich? Nein. Es gehört
einiges mehr dazu, als den Entschluss
zu fassen, „Chef“ zu
werden. Es braucht Mut, Disziplin
und Ehrgeiz. Und das Bewusstsein,
auf vieles verzichten zu müssen. Es
ist ein langer und steiniger Weg, für
den nicht jeder gemacht ist.
Nach erfolgreichem
Lehrabschluss
bietet „Lucky Car“
jedem Lehrling
einen Job an.
Woher nehmen Sie Ihren Ehrgeiz?
Ich wollte meiner Familie, meinen
Partnern und auch mir ein schönes
Leben ermöglichen. Das ist der
schönste Antrieb: Träume erleben
und andere daran teilhaben lassen.
Disziplin und Verantwortung kommen
vor dem Ehrgeiz. Ist das erste
Ziel erreicht, definiert man das
nächste und so geht es weiter.
Bleibt bei all der Arbeit noch Zeit für
die Familie?
Ja - es muss Zeit bleiben! Diese
Zeit ist mir wichtig und ich nehme
sie mir auch. Der große Vorteil:
meine Frau und meine beiden
Söhne arbeiten gemeinsam mit mir
bei „Lucky Car“ – eine schönere
Bestätigung gibt es wohl kaum.
Deswegen hat der Familiengedanke
auch so einen hohen Stellenwert
bei „Lucky Car“.
Wie viele Stunden schlafen Sie?
Ich schlafe sechs Stunden, mehr
brauche ich nicht. Meine Arbeitstage
sind sehr unterschiedlich,
somit ist es wichtig, dass ich
konzentriert ein Topic nach dem
anderen abarbeite. Ich nehme den
Alltag aber nicht mit ins Bett – und
das ist gut so.
Geburtsjahr: 1971
Herkunft: Aus Banja Luka,
Bosnien. Im Alter von 8 Jahren
nach Österreich gekommen.
Familie: Verheiratet & Vater
zweier erwachsener Söhne
Gründung Lucky Car: 2008
Lehrstellen: 120
Standorte in Österreich: 38
Auszeichnung Lucky Car:
“Bestes Franchisesystem
Österreichs” 2016
Aleks Jobicić
Job?
Fix!
DIE BERUFSLEBENSKOLUMNE
DES AMS WIEN
„Aleks?“, höre ich neben mir schüchtern
fragen, als ich mir zwischen zwei Terminen
gerade im Supermarkt ein spätes Frühstück
aus dem Kühlregal nehme. Ich dreh mich
herum: eine Frau um die dreißig. Nie gesehen.
Wie ich das hasse.
„Yasmin“, sagt sie leise. „Volksschule.“ Flashback:
Mein dritter Schultag, große Pause, ich
stehe mit nassen Augen am Gang und fühle
mich verloren wie der letzte Mensch. Auf einmal
ist Yasmin da, vier Jahre älter und ziemlich
cool, und legt den Arm um mich. Sie hat auf
mich aufgepasst, ein Schuljahr lang. 20 Jahre
ist das her.
„Yasmin!“ Ich freue mich ehrlich und sprudle
los. „Wie geht’s dir? Arbeitest du in der Nähe?
Was machst du?“ Ich rufe im Büro an und
verschaffe mir Zeit für eine halbe Stunde mit
ihr, mir war das plötzlich wichtig.
Zwei Kaffee später ist mein Enthusiasmus weg.
Yasmin hatte rasch eine Familie gewollt. Mit 17
hat sie geheiratet. Heute hat sie drei Kinder,
nur die Pflichtschule und keinen Tag Berufserfahrung.
„Ich würde gern alles nachholen“,
sagt sie traurig. „Auf eigenen Beinen stehen,
mit eigenem Geld.“ Aber? „Aber ich bin 30
und muss bei Null anfangen.“
Yasmin wird das schaffen, das AMS hilft ihr
beim Lehrabschluss. „Trotzdem blöd!“, sagt
sie plötzlich verärgert und richtet sich auf. „Ich
hätt‘s mir echt leichter machen können.“
Tipp: Eine Familie zu gründen kann schön
sein. Von ihr abhängig zu sein, ist aber
nicht fein. Mach erst mal eine Ausbildung
und ein paar Schritte im Job – darauf
kannst du aufbauen, wenn deine Babypause
vorbei ist. ams.at/biz
76 / KARRIERE /
„Meine Freunde
fragen mich um
finanziellen Rat“
Die 21-jährige Yaren macht eine
Lehre bei der BAWAG. Sie erzählt
von ihren Zielen und Träumen nach
dem Lehrabschluss und weshalb
die Lehre zur Bankkauffrau für sie
die beste Wahl war.
Von Florentina Glüxam
Du willst
Stories
„mit scharf“
?
Dann
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Und Zahl soviel
Du willst!
BIBER: Für welche Lehre hast du dich entschieden?
YAREN: Ich mache die Lehre zur Bankkauffrau, diese
dauert drei Jahre. Momentan befinde ich mich im
zweiten Lehrjahr. Es gefällt mir sehr gut, weil diese
Ausbildung Berufsschule und Praxis verbindet,
wodurch sie sehr vielfältig ist. Das, was ich lerne,
kann ich gleich in der Praxis bei Kunden anwenden.
Diese Möglichkeit hätte ich nicht gehabt, wenn
man mich direkt von der Schule in den Berufsalltag
geschickt hätte.
Weshalb hast du dich überhaupt für eine Lehre entschlossen
und warum genau für diese?
Ich war davor in einer Handelsschule und habe
nur Theorie gelernt. Ich interessiere mich sehr für
Wirtschaft, aber ich möchte es auch direkt anwenden
können. Die Banklehre war für mich die ideale
Kombination von Lernen und Tun. Es wird nie
eintönig. Nicht so wie in der Schule, wo man nur
aufsteht, in den Unterricht geht und dann wieder nach Hause.
Es macht einen selbstbewusster, wenn man täglich mit Kunden
spricht. Und wenn man auch versteht, was man ihnen erzählt.
Wenn ich will, kann ich die Lehre mit Matura im Rahmen einer
Abendschule machen und später studieren. Das unterstützen
unsere Banken.
Was sagen deine Eltern und deine Familie dazu?
Meine Eltern waren sehr glücklich, weil Bankkauffrau ein
angesehener Beruf ist. Als ich ihnen gesagt habe, dass ich die
Handelsschule im 3. Jahr abbrechen möchte, weil ich lieber
eine Lehre absolvieren würde, waren sie nicht böse. Außerdem
interessiert sich mein Vater genauso wie ich sehr für das
Finanzwesen. Zuhause sprechen meine Schwester, mein Vater
und ich fast nur über Finanzen. Ich finde es toll, dass ich das
Gelernte dann gleich praktisch anwenden kann.
Wie ist es als Frau in einem Lehrberuf? Sind die Geschlechter
gleich verteilt?
In der älteren Generation sind schon noch mehr Männer, aber
mittlerweile ist es gut ausgeglichen. Gerade unter den jungen
Angestellten gibt es viele Frauen.
Bist du die Finanzexpertin in deiner Community?
Meine Freunde fragen mich sehr oft um finanziellen Rat. Ich
78 / MIT SCHARF /
„Meine Lehre ist eine Kombination aus Lernen und Tun“
fühle mich dann jedes Mal wie ein Profi, wenn ich ihnen helfen
kann.
Machen viele deiner Freunde eine Lehre?
Ja, viele steigen gerade auf eine Lehre um.
Sparst du selbst auch?
Ich spare vor allem für Reisen. Durch meine Arbeit weiß ich
natürlich, wie ich es am effizientesten machen kann. Ich wollte
schon immer in Länder reisen, die weiter weg sind, und habe
bereits meine erste Reise nach Kuba gebucht. Das ist das Tolle
an der Lehre: Ich verdiene mein eigenes Geld und lerne nebenbei
auch noch, was ich brauche, um eine gute Bankberaterin
zu werden.
Was ist dein Berufsziel?
Ich würde gerne Kundenberaterin im Bereich der Wertpapiere
werden, weil dieser besonders vielfältig ist. Er ist mit Risiken
verbunden und erfordert eine gute Beratung. Außerdem ist es
die beste Sparform, bei der man die meisten Gewinne erzielen
kann. Natürlich ist das Anlegen in Wertpapieren risikoreich,
aber es gibt in diesem Bereich verschiedene Möglichkeiten.
Man kann auch konservativ sparen, z.B. statt in Aktien in Anleihen
investieren. Wie man sieht, ist mein Interesse groß und es
wäre mein Ziel, meine Kunden eines Tages in diesem Bereich
zufriedenstellend zu beraten.
Christoph Liebentritt
Österreichische Post AG; PZ 18Z041372 P; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien
www.dasbiber.at
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ARMIN NADJAFKHANI
Deutschrap-hörender Biber-Praktikant
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SEPTEMBER 2019
NICOLE, BIN ICH
FEMINIST?
NICOLE SCHÖNDORFER
linksradikale Feministin
+ PETER FILZMAIER IN ZAHLEN + DIE TERROR-WG + WAHLSPEZIAL +
Wir schicken dir Biber 7x pro Jahr in dein Postkastl. Du musst
uns weder deine Seele verkaufen, noch wollen wir dir dein letztes
Hemd rauben. Das Beste an der ganzen Sache ist nämlich:
DU entscheidest, wie viel das kosten soll.
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TECHNIK & MOBIL
Alt+F4 und der Tag gehört dir.
Von Adam Bezeczky
WIEN
Tipps
MEINUNG
Audioisolation
Inzwischen haben fast aller
Bluetooth-Kopfhörer Geräuschunterdrückung
(„Noise cancelling“)
eingebaut. Ursprünglich war die
Technologie dazu gedacht, im
Flugzeug den Lärm der Motoren
auszublenden. Inzwischen „canceln“
wir unsere Mitmenschen
im Alltag auch aus:
in der U-Bahn vielleicht
noch verständlich, aber im
Straßenverkehr wirds
dann gefährlich.
Forscher haben
herausgefunden,
dass sich
die Anzahl
der getöteten
Fußgänger mit
Kopfhörern in den
letzten sechs Jahren verdreifacht
hat. Wer also der natürlichen
Selektion entgehen will, möge am
Roller oder am Rad (oder gar am
Steuer!) die Kopfhörer rausgeben
- anderenfalls könnte man unfreiwillig
als nächster Eintrag in der
Statistik landen.
bezeczky@dasbiber.at
Fit für das neue Jahr
Neujahrsvorsätze? Mit einem Fitness-Tracker sicherlich leichter umzusetzen.
Das Spektrum reicht von ganz günstigen Xiaomi-Bändern bis
hin zu high-end Geräten wie der Apple Watch. Google hat mit dem
Kauf von FitBit einen der Pioniere dieses Segments ins Portfolio aufgenommen.
Alle Geräte sorgen für einen Motivationsschub durch die
gezählten Schritte.
SPÜRE DIE
MACHT
Rechtzeitig vor dem letzten Star
Wars Kinofilm kommt „Jedi:
Fallen Order“ auf die Konsolen.
Als Jedi-Schüler auf der
Flucht vor dem bösen Imperium
müssen wir unser Training
beenden - und uns unserem
Schicksal stellen. Bewaffnet mit
dem Laserschwert, einer Waffe
aus einer zivilisierteren Zeit,
kämpfen wir gegen imperiale
Schergen und übergroße Monster.
Erhältlich für Xbox One
und PS4!
HUAWEI IST NICHT AUFZUHALTEN
Handelskrieg hin oder her: der chinesische Tech-Gigant Huawei rechnet
für 2020 mit einem Wachstum von 20 Prozent beim Verkauf von Smartphones.
Besonders in China habe man sich mit der Marke solidarisiert und
für hervorragende Verkaufszahlen gesorgt. Eine Einigung im Streit um die
nächste Mobilfunkgeneration 5G scheint noch weit entfernt. Sollte man
sich in diesem Bereich einigen, ist die nächste Streitfrage auf dem Feld
der Künstlichen Intelligenz (AI) vorprogrammiert.
Apple, Marko Mestrović, Ubisoft
Sophie Kirchner
© Pawel Gruszkiewicz
BIBER & W24
PRÄSENTIEREN:
Wohin in Wien?
Wir geben dir coole
Geheimtipps!
Ihr wollt einmal pro Woche einen coolen Wien-Tipp
aus der Community? Dann schaltet jeden Dienstag
um 18:30 Uhr „24 Stunden Wien“ bei W24 ein!
Selbst gestandenen Wienerinnen und Wienern kann
manchmal entgehen, wo man denn wirklich das
beste Katerfrühstück oder die beste Frisörbehandlung
in der Stadt bekommt. Wir liefern euch jede
Woche einen Insidertipp in der Rubrik „Die Welt in
Wien“. Sendung verpasst? Keine Sorge. „24 Stunden
Wien“ kann man sich auch nach der Ausstrahlung
online unter www.w24.at in aller Ruhe gönnen.
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SCHAFE STATT RASEN MÄHER
der internationale Mineralölkonzern LUKOIL investiert seit Jahren intensiv
in den Wirtschaftsstandort Österreich. Nun wurde die Europazentrale durch
das Projekt „naturnahes Betriebsgelände“ im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie
zusätzlich aufgewertet.
Oleg Tolochko (LUKOIL), Stadtrat Peter Hanke, Robert Gulla (LUKOIL)
Tanz des Ostens
Spätestens seit Shakira ist der orientalische Tanz, oder „Bauchtanz“,
jedem ein Begriff. Wir sprachen mit der Tanzlehrerin Shams
über ihre Leidenschaft und warum jeder, unabhängig von Nationalität,
Konfektionsgröße oder Alter, ihn erlernen kann. Die
gebürtige Irakerin unterrichtet orientalischen Tanz seit 14 Jahren
und fühlt sich auf der Bühne richtig wohl. „Das ist mein Moment,
den mir niemand nehmen kann.“ Mehr Informationen unter
shamsbellydance.at
Das Werk von LUKOIL grenzt an eines der schönsten
Naturschutzgebiete, die Lobau. LUKOIL hat sich
unter anderem zum Ziel gesetzt, das Werksgelände
in die umgebende Landschaft zu integrieren.
Zu diesem Zweck wurden 100 regionale Bäume
gepflanzt und die Pflege der Grünflächen erfolgt
durch fünf Schafe (live auf www.lukthesheep.tv).
Darüber hinaus wurden – um die Artenvielfalt zu
wahren – Bienenvölker aufgestellt. Zudem fördert
das Projekt das Umweltbewusstsein von Mitarbeitern,
Gästen und Kunden. Mitarbeiter von LUKOIL
können sich künftig auch aktiv ins Projekt miteinbringen.
„Die präsentierten Maßnahmen zeigen, dass wir
auf dem richtigen Weg sind“, so Oleg Tolochko,
Managing Director von LUKOIL Lubricants Europe.
80 / TECHNIK /
MEINUNG
Edel-Trash
Stellt euch vor, euer Vater macht
einen auf Amateur-Erotikautor und
veröffentlicht schlecht geschriebene
Schmuddelromane auf Amazon. Genau
das passierte nämlich Jamie Morton.
Doch anstatt das einfach zu ignorieren
(wie wahrscheinlich jeder normale
Mensch), hat Jamie sich zwei seiner
besten Freunde geschnappt und 2015
den Podcast „My dad wrote a porno“
gestartet. Ich bin süchtig danach.
Jede Folge liest Jamie ein Kapitel aus
der Reihe „Belinda Blinked“ vor und
kommentiert das Ganze mit seinen
Kumpels. Gerne verkürze ich mir mit
dem Podcast die Zeit im Fitnessstudio,
was dazu führt, dass ich mich auf
dem Crosstrainer manchmal ziemlich
zusammenreißen muss, um nicht
wie eine Verrückte loszuprusten. Der
„Prince of Puke“ John Waters sagte
einmal: „There’s good bad trash and
bad bad trash“. Ich schätze, dass die
schwindligen Sexfantasien von Jamies
Vater zur besseren Sorte Müll gehören.
Und für Edel-Trash bin ich immer
zu haben. Immerhin veröffentlicht der
Papa den Schund unter dem vielversprechenden
Pseudonym „Rocky
Flintstone“. Unbedingt reinhören!
el-azar@dasbiber.at
KULTURA NEWS
Klappe zu und Vorhang auf!
Von Nada El-Azar
Suspense-Tipp
Ausstellungstipp
SPIONIEREN ODER REBELLIEREN?
FÜR TRUE-CRIME-FANS
Jetzt, wo die Tage kürzer werden, könnte
ein Besuch im Wiener Kriminalmuseum
genau das Richtige für euch sein. Im alten
Seifensiederhaus im 2. Bezirk kann man
sich in 20 Räumen über den mittelalterlichen
Strafvollzug, unfassbare Mordfälle
und Attentate samt historischer Dokumente
und Tatortfotos informieren.
Täglich (außer montags) geöffnet,
10 bis 17 Uhr. An Feiertagen geöffnet!
Große Sperlgasse 24, 1020 Wien
Etwa 15 Minuten entfernt
vom St. Pöltner Hauptbahnhof
befindet sich
das Museum Niederösterreich,
das gleich
mehrere spannende
Ausstellungen zeigt. Im
Haus der Geschichte läuft
die Schau „Spionage! 39
Fälle“, wo man über die
Geschichte der Spionage
von der Antike bis heute
einiges erfahren kann.
Abhöranlagen gab es
bereits zu Barockzeiten?
Wie wickelte Doppelagentin
und Tänzerin Mata Hari
(siehe Foto) einflussreiche
Männer um den Finger?
Mit welchen technischen
Gadgets konnte die
Stasi in der DDR aufwarten?
Diesen und vielen
anderen Fragen widmet
sich die Ausstellung. Wer
genug von Intrigen und
Komplotten hat, kann sich
in der Ausstellung „Meine
Jugend, deine Jugend“
über Subkulturen und
Erwachsenwerden damals
und heute informieren:
Smartphone vs. Telefonzelle?
Internet vs. Bravo-
Zeitschrift? Über 100
Jugendliche haben 13
Themenbereiche für die
Ausstellung vorbereitet,
in denen verschiedene
Generationen in Kontakt
treten.
Beide Ausstellungen laufen
noch bis 19. Jänner
2020.
Tropen Verlag, Alisa Aslanova, Belvedere Wien, Museum NÖ
3 FRAGEN AN…
LIUDMILA
KONOVALOVA
Die russische Primaballerina
Liudmila Konovalova tanzt
bereits ihre zehnte Saison an
ihrem „zweiten Zuhause“:
der Wiener Staatsoper.
Warum ist das Ballett so
untrennbar mit der
russischen Kultur
verbunden?
In Russland wurde das
Vaganova-System von
der gleichnamigen
Tänzerin begründet.
Alle großen Werke wie
Schwanensee, Raymonda,
Dornröschen
und viele mehr wurden
zudem in Russland choreografiert.
Das Ballett
spiegelt verschiedene
Epochen in Russland
wider. In der Zarenzeit
wurde zu besonderen
Anlässen wie Taufen
und Krönungen immer
ein Ballett aufgeführt.
Aber auch in der Sowjetunion hatte eine sehr reiche
Tradition und wurde gefördert.
Welchen Herausforderungen musst du dich täglich als
professionelle Balletttänzerin stellen?
Ich kann nie in einer Komfortzone bleiben. Sobald
man beginnt, sich Dinge leichter zu machen, verliert
man automatisch an Qualität. Ich erlaube mir nicht,
mich auf einem Ziel auszuruhen. Mein Beruf benötigt
viel Zeit und Energie, aber ich habe inzwischen auch
erkannt, dass mein Körper keine Maschine ist und
Pausen gut für Leib und Seele sind.
Welche Unterschiede stellst du zwischen Russland und
deiner zweiten Heimat Österreich fest?
Ich denke, dass es da mehr Gemeinsamkeiten gibt.
Beide Länder waren einmal große Imperien und es
gab einen regen kulturellen Austausch. Russische
Künstler waren in Wien an der Akademie der Bildenden
Künste, während gleichzeitig in Petersburg
Johann Strauß und Walzer tanzen sehr gefragt
waren. Auch heute gibt es an der Staatsoper in Wien
viele russische Produktionen und in Russland sind
die Wiener Philharmoniker hoch geschätzt. Die Kunst
verbindet uns sozusagen
Liudmila Konovalova ist am 5., 7. Und 9. Dezember in
der Ballett-Trilogie „Jewels“ zu sehen.
Yalla Feminismus!
„Meine Klitoris Klasse wie S von Mercedes“ rappte Reyhan
Şahin, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen
Lady Bitch Ray, noch im vorigen Jahr. Jetzt ist sie wieder
zurück. Diesmal aber nicht mit einem scharfzüngigen
Rap-Album, sondern einem Buch.
„Yalla Feminismus!“ spannt einen
Bogen über die Deutschrapszene,
Sexismus, muslimischen Feminismus
und viele weitere Themen
unserer Gesellschaft – aus der
Sicht einer promovierten Linguistin
und Tochter alevitischer Eltern. Auf
sprachlich humorvolle und klare
Weise teilt sie ihre Ansichten in
unserem heutigen unüberschaubaren
Diskurs-Dschungel. Große
Empfehlung auch für alle Rap-Muffel
(wie mich), die über die Szene
lernen wollen.
„Yalla Feminismus“ ist
erschienen im Tropen Verlag.
Inspiration - Vermächtnis
Richard Gerstl.
Das Wiener Leopold Museum widmet dem
österreichischen Künstler Richard Gerstl
(1883 – 1908) eine große Werkschau.
Obwohl er zu den Vorreitern des Expressionismus
in Österreich zählte, wurden seine
Gemälde bis jetzt nur einige wenige Male
ausgestellt. Er war ein Weggefährte des
Komponisten Arnold Schönberg und führte
diesen auch an die Malerei heran. Leider
endete die Freundschaft zwischen den beiden
Künstlern, als die Affäre zwischen Gerstl und Schönbergs Frau
Mathilde ans Licht kam. Mit nur 25 Jahren nahm er sich das Leben
und beendete so jäh seine vielversprechende Karriere als Maler.
Bis 20. Januar im Leopold Museum
Im Kabelnetz von Magenta,
A1 TV, Kabelplus, SimpliTV,
R9-Satellit und auf W24.at
MONTAG
20:00
auf
82 / KULTURA /
/ KULTURA / 83
Kultur erleben
leicht gemacht
Das war die Führung für die Springboard Mentees durch die Albertina
Als Neuankömmling in Österreich
kulturelle Veranstaltungen
zu besuchen, ist oft gar nicht so
selbstverständlich. Das Projekt
„KULT urgut“ unterstützt daher
junge Menschen mit fast 2.000
Karten für Events aller Art.
Von Nada El-Azar
Aller Anfang ist schwer. Das wissen junge Menschen
aus Österreich, sowie Migrantinnen und Migranten,
die sich ein neues Leben aufbauen wollen, nur zu
gut. Der Verein Springboard richtet sich an Menschen
aus sozialen und ökonomisch schwachen Verhältnissen
und hilft ihnen etwa mit Mentoringprogrammen,
Bewerbungstrainings und Coachings, den Weg in die
Arbeitswelt zu finden.
TM © 1981 RUG LTD CATS LOGO DESIGNED BY DEWYNTERS
Die Gruppe der Interface Wien bei der Schiffsfahrt
Jugend am Werk-Gruppe bei einem Spiel des Dacia Vikings
American Footballs Clubs
STARTHILFE FÜR KARRIERE
UND KULTUR
Im vergangenen Jahr vermittelte Springboard so 34
Stipendienplätze und 44 Praktika an seine aufstrebenden
Mentées. Aber nicht nur in Sachen Karriere
hat der Verein einiges leisten können. Auch den
Genuss kultureller Veranstaltungen macht Springboard
möglich. Im Rahmen des Projekts „KULTurgut“
wurden über 1.700 Freikarten für Veranstaltungen
aller Art verteilt. Egal ob Museumsbesuche im
Kunsthistorischen Museum oder der Albertina,
Schifffahrten über die Donau, Konzerte im Wiener
Konzerthaus und Musikverein oder Sportveranstaltungen:
Für jeden ist etwas dabei.
„Junge Menschen wie auch Erwachsene werden
so mit verschiedenster Art von Kultur vertraut,
gestalten ihre Freizeit aktiv, knüpfen Kontakte und
haben nicht das Gefühl am Rande der Gesellschaft zu
stehen“, heißt es von den Gründern Mag. Robert Gulla
(LUKOIL) und Mag. Michael Schaumann (Stanton
Chase). 2015 bauten sie den Verein Springboard auf.
„Ich habe Karten für das Spiel Österreich - Israel
bekommen. Ich bin ein großer Fußballfan und es
hat viel Spaß gemacht. Morgen geht es ins Theater,
und am Sonntag sehe ich mir ein Konzert an“, sagt
Aozan Husiien. Der Kurde aus Nordsyrien lebt seit
vier Jahren in Wien und nutzt das Angebot regelmäßig.
„Ich finde es toll immer wieder die Möglichkeit
zu bekommen Kultur zu erleben.“ Auch sein Kollege
Khalil Alaaedin ist dank Springboard mit seinem
Bruder und einem Freund ins Stadion gegangen. „Die
Atmospähre war super! Seit einem Jahr besuche ich
auch interessante Konzerte und Kinovorstellungen.“
Springboard / Interface Wien
TM © 1988 CML
JETZT TICKETS SICHERN!
C A M E R O N M A C K I N T O S H S
ERFOLGSPRODUKTION VON
BOUBLIL & SCHÖNBERGS
PREMIERE HERBST 2020
84 / KULTURA /
#WeAreMusical
WWW.MUSICALVIENNA.AT
KOLUMNE
Bedienungsanleitung für Integration
Kann ich ohne Angst ich selbst sein?
Robert Herbe
„Ich bin wirklich kein Rassist, aber so kann
es nicht weitergehen. Die Ressourcen in
unserem Land sind beschränkt und wir
können sie nicht altruistisch mit der ganzen
Welt teilen“, sagt mir mein Sitznachbar bei der
Weihnachtsfeier. „Ja, aber ich lebe auch hier. Ist
das ein Problem für dich?“, frage ich ihn, teils
ironisch, teils frustriert.
„Nein, überhaupt nicht. Du hast dich gut
integriert und bist mittlerweile einer von uns“,
antwortet er und klopft mir dabei auf die
Schulter. „Ich habe ein Problem mit denen, die
hierherkommen, sich gar nicht anpassen und
deren Frauen demonstrativ das Kopftuch auf der
Straße tragen“, fügt er dem Gesagten hinzu.
Das Kompliment, sehr gut integriert zu sein,
bekomme ich häufig zu hören. Selten in solch polemischen
Diskussionen, öfter von Menschen, die es gut mit mir
meinen. Ich freue mich sehr darüber, dass mir so viele
Menschen immer wieder das Gefühl geben, dazuzugehören
und willkommen zu sein. Diese Zuvorkommenheit vieler
Menschen macht Österreich langsam zu meiner neuen
Heimat. Oft aber, in Minuten der Stille, rätsle ich, was mich
„gut integriert“ macht.
Ist es, weil ich gut deutsch spreche? Oder weil ich
arbeite und keine Sozialleistungen beziehe? Oder weil ich
die Unterdrückung der Frau und patriarchalische Strukturen
ablehne? Oder aber, weil ich nicht streng religiös bin
und keinen moralischen Verstoß im Sex vor der Ehe sehe?
Vielleicht sind es aber auch ganz andere Faktoren oder
eine Kombination aller erwähnten zusammen? Ich denke
an Freunde, die hier geboren und aufgewachsen sind und
somit die vermeintliche Voraussetzung für gelungene Integration
bei Weitem besser erfüllen als ich. Aber sie werden
dennoch als Fremde gesehen, weil ihre Eltern im Ausland
geboren sind. Das verwirrt mich.
Natürlich ist das Thema viel komplexer als das Erfüllen
turjman@dasbiber.at
Jad Turjman
ist Poetry-Slammer,
Buch-Autor und
Flüchtling aus
Syrien. In seiner
Kolumne schreibt
er über sein Leben
in Österreich.
einiger Kategorien. Es gibt auch zahlreiche
wissenschaftliche Begriffserklärung für
Integration. Diese spiegeln aber mich und
mein Leben kaum wider und drücken meine
Emotionen nicht aus.
Die wesentliche Frage für mich ist: Kann ich
ohne Angst ganz ich selbst sein, mit allem, was
ich mitbringe, und trotzdem gut integriert sein?
Es ist ein Vorwurf wo und wie ich sozialisiert
wurde?
Der Wertekurs am Anfang meiner Zeit hier
war gut, konnte mir aber keine Antworten auf
meine wichtigen Fragen geben. Ich wollte wissen,
wann ich meine Familie wiedersehen kann
und was hilft, meine Albträume über Krieg und
Verfolgung loszuwerden.
HABE ICH ALS FLÜCHTLING ANSPRUCH AUF
LIEBE?
Ich wollte aber auch lernen, wie ich in einer fremden Sprache,
Kultur und mit unbekannten Sozialcodes wieder lieben
kann. Ob ich als Flüchtling überhaupt Anspruch auf Liebe
habe. Ob ich einer Frau, die immer schon in einem friedlichen
Land gelebt hat, mein Schicksal zumuten kann...
Tatsache ist, es ist immer noch schwer für mich, meinen
Charakter auf Deutsch so zu verkörpern, wie ich es
auf Arabisch tue.
Wenn mir bei meinen Auftritten gesagt wird, ich sei
„gut integriert“, bitte ich höflich darum, das Wort Integration
mit Zusammenleben zu tauschen. Denn „Zusammenleben“
passt besser. In meinem Verständnis geht es darum,
dass wir miteinander und zusammen leben, dass wir eine
Bereicherung füreinander sind und dass jeder einen Beitrag
für dieses Land und eine friedliche Welt leistet. Dass
wir unsere Individualität und Vielfalt als Chance und Stärke
sehen und niemanden in seiner Freiheit beschränken oder
niemandem Schaden zufügen.
/ MIT SCHARF / 87
Für uns ist
ausgewogene
TRIP & TRAVEL
Einmal um die ganze Welt
Andrea Grman
Gewinnspiel
Ernährung
kein Thema.
Iss so. Denn eine gesunde, vielfältige Ernährung ist bei McDonald’s
schon lange kein Thema mehr sondern ein fixer Bestandteil unseres
Angebots. Knackige Karotten, köstlicher Bio Apfelsaft, frisches Obst
und Salat bringen Abwechslung und Vitamine in den Speiseplan
unserer Gäste, von klein bis groß. Aber auch 100% Rindfleisch
aus Österreich und Fisch aus nachhaltigem Fang machen
Appetit auf ausgewogene Ernährung. Und wir erweitern unser
Angebot laufend. Denn reden allein ist bei McDonald’s kein Thema.
Es braucht nachhaltiges Engagement – für Mensch, Umwelt und
Gesellschaft. Wir machen’s. Und nennen das Machhaltigkeit. Mehr
unter www.machhaltigkeit.at
Christoph Liebentritt, lonely planet, bereitgestellt
DESTINATION:
SPANISCHE WÜSTE
Tantrasex und
Wüstenstaub
Jedes Jahr im Juli findet in der spanischen
Wüste fünf Tage lang das Nowhere-Festival
statt. Es ist ein Burn, nach den Prinzipien
des Burning Man in den USA. Die Idee
dahinter: Alle Teilnehmerinnen, also alle
Nobodies, kreieren das Festival mit, gestalten
einen Workshop, machen Musik oder
erstellen ein Kunstprojekt.
Jeder Versuch einer Beschreibung kann
Nowhere kaum gerecht werden. Kurz
gesagt: Hier kannst du sein, wer du willst.
Du kannst als Hase verkleidet herumhoppeln
oder im Adams- und Evakostüm umherstreifen.
Du kannst tun,
wonach dir der Sinn
steht – unter einer wichtigen
Voraussetzung:
Einwilligung. Das gilt bei
Fotos genauso wie bei
Tantra-Zirkeln.
Als ich am ersten Tag
mein Programmheft
durchblättere, staune
ich nicht schlecht. Von
Bondage über Schlösserknacken
bis hin zu
Lapdance-Workshops ist
alles dabei. Lasse deine
sexuelle Energie heilen
oder erkunde deine
Beim Wüsten-Cleanup
Schmerzgrenze. Da es unmöglich ist, alles
zu machen, habe ich fast ein bisschen
FOMO. Gut, dass es auch dafür einen
Workshop gibt. Ich überlege zwischen
Speed Painting und Speed Hating und
entscheide mich für letzteres. Bei dieser
sehr ehrlichen Variante des Speed Datings
beantwortest du deinem Gegenüber Fragen,
die unwillkürlich darauf hinauslaufen, dass
du richtig schlecht dastehst. Am Nachmittag
mache ich einen Abstecher zum Strip
Wrestling, bevor ich mir entspannt den
Sonnenuntergang ansehe und einer Kakao-
Zeremonie beiwohne.
Am Freitag helfen meine Freundin Nadine
und ich beim Wüsten-Clean-up. Es ist
erstaunlich, wie wenig herumliegt. Das ist
wohl das sauberste Festival, auf dem ich je
war. Wir belohnen uns mit einer Massageeinheit
und einer Wohnwagen-Duschparty
bei den Nachbarn. Frisch geduscht und
wieder von oben bis unten mit Wüstenstaub
bedeckt gehen wir zum Highlight des Festivals:
dem Burn. Es gibt eine beeindruckende
Feuershow, Schamanen-Tänze und Akrobatinnen.
Alle lassen sich in ihren verrücktesten
Kostümen blicken. Es wirkt wie auf
einem anderen Planeten. Nur wenig später
liege ich in einem schwarzen Raum, bestaune
fluoreszierende Bilder an den Wänden
und spreche mit anderen Nobodies über
polyamoröse Beziehungen.
Kaum vorstellbar, dass
zwei Tage später wieder
der Alltag wartet.
Obwohl ich mich fünf Tage
lang fast nur von Müsliriegeln
ernährt habe, möchte
ich am liebsten noch eine
Woche hierbleiben. Als wir
losfahren, blicke ich in den
Rückspiegel und werde
melancholisch. Was für ein
schöner Traum. Zum Glück
sagte mir die Wahrsagerin
voraus, dass ich nächstes
Jahr wiederkomme.
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Trampen durch Indien oder
Eisschwimmen in Island – welche
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kannst und dafür gratis
Unterkunft bekommst. Einige
Hostels haben eine Mindest-
Volunteer-Zeit von einem
Monat. Bei manchen geht
es schon ab ein paar Tagen.
Das ist auch eine tolle Gelegenheit,
andere Reisende
und Locals kennenzulernen.
/ REISE / 89
„Sie spenden,
wir senden!“
„Die Leiden des jungen Todors“
Von Todor Ovtcharov
Techno Lenin
Diesen Monat werden es 30 Jahre
seit dem Fall der Berliner Mauer. Ich
spreche darüber mit Jana aus der
slowakischen Stadt Kosice. Jana
ist 53, im November 1989 war sie 23. Wie viele
anderen auf der falschen Seite des Eisernen
Vorhangs hat sie geglaubt, dass sie für immer in
der sozialistischen Tschechoslowakei leben wird.
Heute gibt es die Tschechoslowakei gar nicht
mehr und Jana arbeitet als Altenpflegerin in Wien.
Damals, im Jahr 1989, war sie eine junge Sekretärin
bei der Polizei in Kosice, sie war sozusagen
im Vorhof der Macht. Heute fühlt sie sich wie
eine Dienerin des Kapitalismus. „Wenn man kurz
vergessen kann, dass wir alle hinter dieser Mauer
eingesperrt waren, haben wir eigentlich ganz gut
gelebt! Niemand hatte nichts und trotzdem haben
wir es irgendwie geschafft ohne Neid zwischen
uns. Und das Beste war, dass niemand arbeiten
musste und wir trotzdem Gehälter bekamen!
Eine wunderschöne Zeit!“ Jana beschreibt auch
ihr heutiges Leben: „Ich habe keine Freunde, ich
lache nie. Ich arbeite und arbeite weiter. Ich kann
aber nicht mehr zurück nach Kosice, das ist schon
lange nicht mehr meine Heimat. Ich bin überall
eine Ausländerin, sowohl hier, als auch dort.“ Ich
lade sie zu einer Technodemo ein, doch sie kann
nicht kommen, da sie arbeiten muss.
Ich gehe zur Technodemo mit meinem Freund
Walter aus Graz. Als die Mauer fiel, war Walter
gerade mal so wie ich drei Jahre alt. Diese Demo
ist eine riesige Technoparade, die durch Wien
zieht. Jede halbe Stunde erscheint im führenden
LKW der Technokolonne ein tätowierter und
überall gepiercter junger Mann, der die Raver zur
Revolution anstiftet. Man soll gegen die gesamte
Gesellschaftsordnung aufstehen: gegen die
aufsteigenden Mieten, die wir uns als Normalsterbliche
nicht mehr leisten können, gegen die
inhumane Politik der geschlossenen Grenzen,
gegen die Hetze auf Minderheiten, gegen soziale
Kälte. Die Gesellschaft sei „verfault“. Eine Revolution
muss her. Und genau vor dreißig Jahren zerfiel
ein Regime, das durch Revolution an die Macht
gekommen war. Ein Regime, das auch von Freiheit
und Gleichheit gesprochen hat. Nach seiner feurigen
Rede fordert der Techno Lenin die Demoteilnehmer
zum Tanzen auf. Das ist viel leichter als
eine Revolution. Köpfe und Bierdosen schaukeln
im Takt. Auf den Gehsteigen stehen hunderte von
Polizisten, doch diese Protestierenden sind nicht
gewaltbereit. Sie werden keine Autos anzünden
und keine Schaufenster zerschmettern. Um 22
Uhr endet die Demo, alle werden die U-Bahn
nehmen und nach Hause fahren. Dann werden sie
ruhig in ihren überteuerten Wohnungen einschlafen.
Sie werden all das sein, wogegen sie sind.
Das erinnert mich an einem Freund, der sich
ein Haus in Bulgarien gekauft hatte. Er hat sehr
linke Überzeugungen. Er kaufte ein altes und
runtergekommenes Haus und heuerte Arbeiter an
um es zu renovieren. Er war aber nicht zufrieden
mit den Konditionen unter welchen die Arbeiter
angestellt waren und forderte sie zum Streik auf.
Bis ihm einfiel, dass er ihr Arbeitgeber ist. Es war
aber schon zu spät. ●
19.–24.12.
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