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Biber Newcomer Dezember 2019

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Österreichische Post AG; PZ 18Z041372 P; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien

www.dasbiber.at

NEWCOMER

SCHOOL

EDITION

WINTER 2019

+

KANZLERIN

BIERLEIN IN ZAHLEN

+

#METOO IM OP-SAAL

+

KURDISCHER

WIDERSTAND

+

Alles

Walzer!

ANTM-SIEGERIN TAIBEH AUF SISSIS SPUREN




3

minuten

mit

Yannick

Shetty

Der jüngste Parlamentarier

Yannick Shetty von den NEOS

über tanzbare Musik, die

Herkunftsfrage und Telefonate

mit seiner Mutter.

Von Sueda Altinay, Amar Rajković,

Foto: Marko Mestrović

Wir versorgen unser Land sicher und verantwortungsvoll mit Energie. Und wir arbeiten täglich

daran, Ressourcen zu schonen, CO 2-neutrale Energiequellen zu erschließen und Abfallprodukte

zu neuen Rohstoffen zu verwerten. Mit dem großen Ziel: Der klimafreundlichste Öl- und Gaskonzern

zu werden. Hier erfahren Sie alle Details zu unseren Nachhaltigkeits-Programmen:

www.omv.com/nachhaltigkeit

BIBER: Yannick, kannst du uns kurz in

deine Familiengeschichte einweihen?

YANNICK SHETTY: Meine Mutter ist

halb Österreicherin und halb Südkoreanerin.

Ihr Vater kam im Zuge des

Korea-Krieges nach Österreich, um

zu studieren. Dort lernte er meine

Großmutter aus Tirol kennen. Daraus

entstand meine Mutter (lacht). Sie ist

Ärztin und hat im Rahmen ihres Turnus,

den sie in Indien absolviert hat, meinen

Vater kennengelernt. Ich bin in Österreich

auf die Welt gekommen, mein

Vater ist uns dann gefolgt. Er ist leider

verstorben, als ich zehn Jahre alt war.

Geht dir die Herkunftsfrage auf die

Nerven?

Es gab zwei Phasen in meinem Leben,

in denen diese Frage sehr präsent war.

Während meines Zivildienstes beim

Roten Kreuz fragte mich jede zweite

ältere Dame „Woher kommen Sie?“,

oder stellte fest „Sie sprechen ja gut

deutsch!“. Und dann im Wahlkampf.

Ich möchte keine Parallele zwischen

Journalisten und älteren Damen im

Zivildienst ziehen, aber …

Entscheidest du selber, was du auf Instagram

postest?

Message-Control gibt es bei den NEOS

nicht. Das ist vielleicht in Zeiten von

Sebastian Kurz und der letzten Regierung

untypisch, aber bei uns Realität.

Zu welcher Musik „gehst du ab“?

Meine Lieblingsband ist „Mumford and

Sons“, die habe ich schon auf fünf

Konzerten live erlebt. Ich mag keinen

Techno und verstehe bis heute nicht,

wie man zu solcher Musik abgehen

kann.

Ö3 oder FM4?

(lacht) Als oftmaliger Gast bei FM4

während des Wahlkampfs, muss ich

aufpassen, was ich sage. Ich höre

wenig Radio, demnach höre ich auch

kein FM4. Wenn ich es doch hören

sollte, dann Radio Wien, aufgrund der

90er-Musik.

Warum sollten sich junge Menschen für

Politik interessieren?

Junge Menschen machen einen

dummen Fehler, wenn sie sich nicht

für Politik interessieren, weil sie dann

zulassen, dass andere Menschen über

ihre Zukunft entscheiden. Das haben

wir schon sehr oft gesehen. Siehe Brexit,

Trump oder die Volksbefragung zur

Wehrpflicht 2013.

Du studierst Jus. Wie willst du das mit

deiner Funktion als Nationalratsabgeordneter

vereinbaren?

Für mich ist es keine Option, mein

Studium abzubrechen. Ich habe mir das

Ziel gesetzt, in den nächsten ein bis

zwei Jahren fertig zu werden.

Bist du ein Muttersöhnchen?

Ich habe ein sehr enges Verhältnis mit

meiner Mutter, die in Tirol lebt. Wir

sehen uns leider nicht oft. Dafür telefonieren

wir miteinander und ich frage sie

immer wieder um ihren Rat.

WER IST ER?

Alter: 24

Beruf: Politiker bei NEOS

Besonderes: Shetty ist jüngster

Abgeordneter des österreichischen

Parlaments

Wenn du wissen möchtest, welche Ratschlage

Yannick von seiner Mama bekommt, lies das

Interview auf Seite 39

/ 3 MINUTEN / 5



Sobald der erste Entwurf da ist,

blättere ich zu den pinken Seiten:

Denn hier, auf Seite 15 , 28

und 58, erzählen 13-Jährige ihre

Geschichten. Es gibt nichts

Lesenswerteres. Etwa wenn der

geflüchtete Mustafa beschreibt,

wie toll er es findet, dass man in

österreichischen Schulen nicht

geschlagen wird und dass er

„keinen Bock“ hat, zu heiraten.

Sein Zukunftstraum: Für das

österreichische Nationalteam

spielen.

Delna Antia-Tatić “

Chefredakteurin

Liebe LeserInnen,

sie mag keinen Kartoffelsalat und noch weniger mag sie „Quoten-

Flüchtlingsmädchen“ sein: Taibeh Ahmadi ist Austrias Next Topmodel 2019.

Beim Sissi-Shooting plaudert die Afghanin über Wien, und ihren neuen Promi-

Faktor. Wir bei biber mögen zwar Kartoffelsalat, aber noch mehr lieben wir

die Fotos, die dabei herausgekommen sind: Ab Seite 50. Und ja, die gesamte

biber-Redaktion trägt ab jetzt Turban <3

Auf einer anderen Bühne gibt sie seit Längerem eine elegante Figur ab:

Österreichs erste Kanzlerin – Brigitte Bierlein. Biber traf sie zum Interview in

Zahlen, wo sie uns nicht nur ihren Matura-Schnitt verriet, sondern auch ihr

Alter beim ersten Liebeskummer. Seite 22.

Denn was bewegt mehr als die Liebe? Nichts und wieder nichts. Das weiß

auch Schülerin Damla. Die 13-Jährige schreibt in ihrem Blog über die Liebe

und woran man sie erkennt. Achso – haben wir schon erwähnt, dass du eine

Newcomer-Ausgabe in den Händen hältst? Sorry, Bruda. Unsere Newcomer-

Edition ist uns nämlich wie immer eine Herzensangelegenheit: Hier schreiben

Schülerinnen und Schüler selbst, was sie bewegt: Ob das Klassendasein als

„letzter Österreicher“ oder warum die Autofahrt in die Türkei ab Bulgarien fad

wird.

Plus: Für alle, die noch wirklich Kohle machen wollen, präsentieren wir unser

Lehrlings-Spezial mit scharf. Ab Seite 65 – dazu braucht es auch nicht

unbedingt den Einser-Schnitt der Kanzlerin (Hups, zuviel verraten?!). Hier

verrät uns unter anderem Vincenc, warum er als Sohn einer Akademikerfamilie

lieber eine Lehre macht und wie das bei Mädchen ankommt.

Womit wir wieder bei der Liebe sind. Die hat bekanntlich viele Gesichter

– das weiß ganz besonders unsere biber-Stipendiatin Sueda Altinay. Sie

schreibt einen persönlichen Text auf Seite 36 über die Beziehung ihrer Eltern

– eine arrangierte Ehe. Dafür interviewt sie ihren Vater, einen türkischen

Gastarbeitersohn.

In einer unglaublichen Geschichte beschreibt unsere zweite biber-Stipendiatin

Florentina Glüxam, mit welchen Machtverletzungen und sexuellen Übergriffen

Frauen in der Medizin alltäglich zu tun haben und welche Unverfrorenheit

männliche Ärzte durch ihren „Gottheitsstatus“ an den Tag legen: „Der Teufel

trägt weiß“ – unbedingt lesen ab Seite 16.

Das sollte an Lesestoff über die Weihnachtstage reichen!

Bussis und brav sein, sonst gibt’s keine Geschenke,

GUCKST DU!

Biber erobert mit der neuen

Videoreihe „Welt in Wien“

jetzt auch das Fernsehen. Das

Ganze gibt‘s jeden Dienstag

auf w24 in „24 Stunden Wien“

zu sehen.

Wenn ihr wissen wollt, wo´s

den Falafel eures Lebens gibt

oder wo ihr den Barbier eures

Vertrauens findet, dann dürft

ihr diese scharfen Stories auf

keinen Fall verpassen.

IMPRESSUM

MEDIENINHABER:

Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,

Musuemsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien

HERAUSGEBER

Simon Kravagna

CHEFREDAKTEURIN:

Delna Antia-Tatić

STV. CHEFREDAKTEUR:

Amar Rajković

CHEFiN VOM DIENST:

Aleksandra Tulej

LEITUNG NEWCOMER:

Aleksandra Tulej & Amar Rajković

FOTOCHEF:

Marko Mestrović

KOLUMNIST/IN:

Ivana Cucujkić-Panić, Todor Ovtcharov,

Jad Turjman

REDAKTION & FOTOGRAFIE:

Adam Bezeczky, Nada El-Azar, Andrea Grman,

Christoph Liebentritt,Jelena Pantić- Panić,

Anna Jandrisevits, Jelena Colic, Sueda Altinay,

Florentina Glüxam

CONTENT CREATION, CAMPAIGN

MANAGEMENT & SOCIAL MEDIA

Aida Durić

BRANDED CONTENT & DIGITAL CONSULTING:

Timea Zawodsky

CORPORATE SOCIAL INNOVATION:

Andrea Grman (karenziert)

BUSINESS DEVELOPMENT:

Andreas Wiesmüller

GESCHÄFTSFÜHRUNG:

Wilfried Wiesinger

REDAKTIONSHUNDE:

Tito, Casper

KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH Quartier

21, Museumsplatz 1, E-1.4,

1070 Wien

Tel: +43/1/ 9577528 redaktion@dasbiber.

at marketing@dasbiber.at abo@dasbiber.

at

WEBSITE: www.dasbiber.at

ART DIRECTOR: Dieter Auracher

LEKTORAT: Birgit Hohlbrugger

ÖAK GEPRÜFT laut Bericht über die Zweitprüfung

im 2. HJ 2018:

Druckauflage 85.000 Stück

verbreitete Auflage 80.700 Stück

DRUCK: Druckerei Berger

wgkk.at

www.wgkk.at

Individuelles Gesundheitsmanagement: kostenlos für WGKK-Versicherte

Verringern Sie aktiv Ihr Risiko für Diabetes, Herzkreislauf-Erkrankungen

und Stress-Folgeschäden mit dem Viterio ® -Gesundheitsportal

und Gruppencoaching.

Einstieg über Gesundheitstest: www.igm-wgkk.at/screening

Nähere Informationen unter 0800 600 511 oder igm-serviceline@wgkk.at

Eure Redaktion

Marko Mestrović

6 / MIT SCHARF /



5 3 MINUTEN MIT

YANNICK SHETTY

Der jüngste Parlamentarier Österreichs

10 IVANAS WELT

Rauchverbot bei Mama und Papa

12 WAS UNS BEWEGT

Samra, Capi und Loredana:

Was die Jugend bewegt

POLITIKA

15 SCHÜLERBLOGS

Halb Pole, halb Nigerianer und der

letzte Österreicher

16 MEDIZIN, MACHT,#METOO

Sexuelle Belästigung durch österreichische Ärzte.

Zwei Opfer brechen das Schweigen.

22 BIERLEIN IN ZAHLEN

„Frau Bierlein, wie viele muslimische Freunde

haben Sie?“

24 DER KURDISCHE PROTEST

Lokalaugenschein einer Kurden-Demo in Wien.

RAMBAZAMBA

28 SCHÜLERBLOGS

Eine Reise quer durch Europa und das erste

Herzklopfen

30 NEIN HEISST NEIN!

Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und

Selbstverteidigung an Wiener Schulen.

36 ARRANGIERTE LIEBE

Der Vater unserer Redakteurin erzählt von

seiner arrangierten Ehe.

38 DADDY UNCOOL

Kolumnistin Jelena Pantic-Panic über

gleichberechtigtes Elternsein.

39 YANNICK SHETTYS MAMA

Unser Redakteur Stefan hat eine Woche

lang seinen Müll gehortet.

LIFE & STYLE

40 REH-PASTETE, ANYONE?

Polnische Großeltern, Einmachgläser und

Augenbrauen a la Gwen Stefani.

44 HEUL NICHT RUM!

Junge Frauen über ihr Leben mit Hochsensibilität

22

FRAU BIERLEIN, WIE OFT HABEN SIE

DEUTSCHRAP GEHÖRT?

Bundeskanzlerin Bierlein im Interview in Zahlen

16

MEDIZIN,

MACHT, #METOO

Der Teufel trägt

weiß: Eine Reportage

über sexuellen

Missbrauch durch

österreichische

Ärzte. Zwei Opfer

brechen das

Schweigen.

IN HALT WINTER

2019

30

50

KEIN OPFER UND KEIN TÄTER SEIN

Über das Gewaltpräventionsprojekt an Wiener

Neuen Mittelschulen.

GANZ

GLAMOURÖS

Austrias Next

Tompodel und

Biber Cover-Star

Taibeh erzählt

uns in glitzernden

Outfits, warum sie

Kartoffelsalat nicht

versteht.

Soza Jan, Christoph Liebentritt, Julie Brass. Cover: Julie Brass

50 BIBERS NEXT COVERMODEL

ANTM-Gewinnerin Taibeh über Fashion, Wien,

und Kartoffelsalat.

KARRIERE

58 SCHÜLERBLOGS

Schulen in Syrien und ein Lehrer als Vorbild.

60 DANKE

Danke an alle Newcomer-Sponsoren. Ohne euch

würde es dieses Heft nicht geben.

64 KARRIERE-TAKEOVER

Neu-Kolumnistin Anna Jandrisevits stellt sich vor.

66 MAL WAS ANDERES

Vincenc ist Akademiker-Sohn und Lehrling.

68 LEHRE BEI SIEMENS

Siemens-Lehrling Anna im Interview

69 JOBS DER ZUKUNFT

Welche Lehre ist die Richtige für mich? Was muss

ich bei der Auswahl beachten? Was muss ich

draufhaben? Welche Möglichkeiten gibt es? Das

große Biber-Know-How rund um die Lehre.

75 TIPPS ZUR LEHRE

Die Arbeiterkammer kennt sich aus.

76 VOM LEHRLING ZUM BOSS

„Lucky Car“-Geschäftsführer Ostoja Matic im

Interview.

TECHNIK

80 ALT F4 UND DER

TAG GEHÖRT DIR

Adam gibt smarte Tipps für Neujahrsvorsätze.

KULTUR

81 GUCKST DU!

„Die Welt in Wien“ auf w24

82 MY DAD WROTE A PORNO

Nada darüber, welche Nischen-Podcasts sie am

Liebsten am Crosstrainer hört.

86 ZUSAMMENLEBEN

Kolumnist Jad über Integration.

89 TANTRASEX UND

WÜSTENSTAUB

Kolumnistin Andrea über ihre neuesten

Reiseerlebnisse.

90 TODOR

Techno Lenin

8 / MIT SCHARF /

/ MIT SCHARF / 9



BEZAHLTE ANZEIGE

In Ivanas WELT berichtet die biber-Redakteurin

Ivana Cucujkić über ihr daily life.

IVANAS WELT

Foto: Igor Minić

PFLEGESTUDIUM:

„ICH BIN ANGEKOMMEN“

ICH PAFF’ NICHT, DADDY!

Was haben wir uns nicht aufgeregt, wir Österreicher, als das Rauchverbot kam.

Alexander Gsellmann hat bereits

drei von sechs Semestern des

Studiums der Gesundheits- und

Krankenpflege absolviert. Der

25-Jährige erzählt über seinen

Werdegang, die Praxis und die

Zukunft der Pflegeberufe.

Foto: Soza Almohammad

Und wir Jugos erst. Müssen wir doch schon vor unseren Eltern die Liebe zum

Glimmstängel verheimlichen. Is Respekt, weißt du…

Die Jugos tun mir schon ur leid. Mit dem generellen

Rauchverbot seit 1. November können sie

ihrer Lust zu qualmen auch nicht mehr im Klub

frönen. Dabei müssen sie sich schon vor der familiären

Raucherpolizei hüten.

Sich einfach so vor den Eltern eine anzuzünden

wäre nach unserem Moralverständnis genauso

unangebracht, wie nackt vor ihnen herumzuspazieren.

Das hat mich übrigens immer extrem irritiert

in der Schule, wenn ich hörte, dass das normal

sei in manchen Familien. Ehm, nein, nein. Vor

den Eltern nackert sein oder rauchen - so etwas

tun wir nicht. Vor allem wir Töchter nicht. Das hat

was mit Respekt zu tun, weißt du… Was genau,

weiß keiner so genau.

„TATA, DIE GEHÖREN MIR NICHT“

Also schleichen wir uns zum Paffen hinters Haus.

Auch weit nach der Volljährigkeit. Da kenn’ ich so

einige Altersgenossinnen, die ihre Eltern im Glauben

lassen, das Tschikpackerl wäre von „einem

Freund“. Ich kann keine Namen nennen, sonst

hab’ ich am Ende des Textes keine Freunde und

keine Familie mehr. Mama und Tata bleiben dabei

gerne im Unklaren. Das stille Abkommen, sich im

Zweifelsfall doch selbst zu belügen über den Tabakkonsum

des eigenen Kindes, ist für alle Beteiligten

äußerst beruhigend.

Das führt dann zu Absurditäten wie jenen, dass

eine Verwandte sich beim Familienfest für eine

cucujkic@dasbiber.at

10 / MIT SCHARF /

Zigarette hinausschleicht, während drinnen im

Wohnzimmer ihre kleine Tochter vom Opa und

den zehn anderen Gästen mit Nikotin zugenebelt

wird. Weil, wieder Respekt und so: Den Gästen

kann man doch nicht einfach direkt das Rauchen

verbieten.

DIE EMANZIPATION DES SAUFENS

Beim Trinken sind die Jugos wiederum sehr tolerant

und fortschrittlich. Der Alkoholkonsum

am Balkan genießt gesellschaftliche Akzeptanz.

Der Gastgeber ist eingeschnappt, wenn er nur

Wasser einschenken darf, anstatt eine Flasche

Schnaps aus Opas Selfmade-Brennerei zu köpfen.

Alkohol ist aber auch Medizin und Tradition.

Ich hab’ meinen ersten Schwips mit drei gehabt,

bei den Großeltern im Dorf vom hausgemachten

Spritzer. Und alle fanden es ur lustig und süß.

Längst dürfen auch Frauen dezent mitsaufen. Vor

30 Jahren sahen die Balkandamen noch mit

‘ner Fanta am Festtisch ihren abgestürzten Göttergatten

zu, wie sie die letzten Hunderterscheine

des Monatsgehalts im Dekolleté der Sängerin versenkten.

Mittlerweile ist es voll ok und emanzipiert,

an einem Gläschen „Frauen-Alkohol“ der

Sorte Bailey’s oder roter Wodka zu nippen. Aber

wer an einem nippt, nippt auch am zweiten und

hat Bock auf ‘ne Tschick. Also hinaus in die Kälte.

Da steht dann bestimmt schon ein paffender Verwandter.

Verdammte Raucherpolizei…. ●

Alexander Gsellmann

Wie sieht deine Bilanz zur Studienhalbzeit am

FH-Studienstandort für allgemeine Gesundheits-

und Krankenpflege aus?

Es waren sehr intensive und herausfordernde

drei Semester. Ich finde aber Spaß und

Erfüllung in dem, was ich tue. Ich fühle mich

endlich angekommen.

Klingt, als wäre das kein leichter Weg gewesen.

Nach der Matura habe ich erst einmal den

Zivildienst beim Roten Kreuz absolviert. Gegen

meine Intuition habe ich danach ein Jus-

Studium begonnen – mehr schlecht als recht.

Nach einer einjährigen Auszeit in Neuseeland

mit Feldarbeit, Kühemelken und Kälberaufziehen

wusste ich, dass ich einen neuen Weg

einschlagen muss.

Wie hat dein Umfeld auf den Richtungswechsel

reagiert?

Meine Familie hat mich immer unterstützt.

Sie hatten aber zu Beginn ein völlig falsches

Bild von der Pflege. Ich denke, dass sich die

Pflege in Österreich gerade entwickelt: Erst

seit kurzer Zeit ist es möglich, Gesundheitsund

Krankenpflege zu studieren. Durch diese

Neuerung soll der Pflegeprozess in der Praxis

besser umgesetzt werden. Aus den Diagnosen

werden Pflegehandlungen entwickelt, die

wissenschaftlich belegt und individuell auf

die Patientinnen und Patienten zugeschnitten

sind.

Wo siehst du deine berufliche Zukunft?

Insgesamt habe ich ja sechs Praktika zu

absolvieren, so bekomme ich einen Einblick

in verschiedene Bereiche, und kann mich

leichter entscheiden. In ein paar Wochen

startet mein Praktikum in der Herz- und

Gefäßchirurgie im Krankenhaus Nord.

PFLEGEAUSBILDUNG IM KAV

Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) bietet das gesamte Ausbildungsspektrum

der Gesundheits- und Krankenpflege an: Das dreijährige

Bachelorstudium, die zweijährige Ausbildung zur Pflegefachassistenz

und die einjährige Ausbildung zur Pflegeassistenz.

Infos zu Förderungen für Ihre Ausbildung bekommen Sie beim Wiener

ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (www.waff.at) oder beim Arbeitsmarktservice

(www.ams.at).

Schul- und Studienstandorte

im KAV:

SMZ-Ost – Donauspital, 1220

Wien

SMZ-Süd Kaiser-Franz-Josef

Spital, 1100 Wien

AKH Wien, Standort

Floridotower, 1210 Wien

SMZ Baumgartner Höhe, 1140

Wien

Wilhelminenspital, 1160 Wien

Infos zum Pflegestudium:

Weitere Infos: www.kav-pflegeausbildung.wien

● 3-jähriges Vollzeitstudium

● Studienbeginn Februar und

September

● Abschluss „Bachelor of Science in

Health Studies (BSc)“

● Finanzielle Förderung durch den

KAV möglich

● Praxisnahe Ausbildung

● Auslandssemester

● Nächste Bewerbungsfrist:

7.1. – 7.5.2020

/ MIT SCHARF / 11



AS UNS BEWEGT

Von Florentina Glüxam, Sueda Altinay und Aleksandra Tulej

SELENA GOMEZ

ÜBER BODYSHAMING

65kg

Fleisch konsumiert der

Österreicher jährlich und

landet somit auf Platz 3 in

der EU.

88

Milliarden

Einweg-Plastikflaschen

produziert Coca Cola

pro Jahr.

Dr. Roland_ Anzeige Biber_207135mm

KOURTNEY

BRAUCHT

EINE PAUSE

Kourtney Kardashian, die älteste Tochter

des Kardashian-Jenner Clans, möchte

nach zehn Jahren Keeping up with

the Kardashians eine Reality-TV-Pause

einlegen.

Mit ihrer ikonischen Art, ihren sarkastischen

Sprüchen und zynischen Kommentaren

wie

“Kim, there is people that are dying” ist

sie nicht nur zu einem unverzichtbaren

Teil der erfolgreichen TV-Show, sondern

zu einer der einflussreichsten Influencer

des letzten Jahrzehnts geworden.

Die dreifache Mutter bestätigte nach

monatelangen Gerüchten, dass sie

sich nach 17 Staffeln von der TV-Show

zurückziehen wird, um mehr Zeit mit

ihren Kindern zu verbringen. Ob sie, wie

ihr Bruder Robert Kardashian, komplett

auf die Sendung verzichten wird, wissen

wir nicht, aber die Show wird ohne sie

definitiv nicht dieselbe sein.

BIBI BABY

NR. 2!

Die erfolgreichste deutsche

Youtuberin Bianca

Heinicke aka „Bibis

Beauty Palace“ bekommt

wieder ein Baby. Letzten

Oktober kam ihr erstes

Kind, Sohn Lio, zur Welt.

Nun wird das Youtube-

Starlet zum zweiten mal

Mama: Das verkündete

die 26-Jährige auf ihrem

Youtube-Kanal, den

immerhin über 5,73 Mill.

User abonniert haben.

Selena Gomez wurde 2015 mit der Autoimmunerkrankung

Lupus diagnostiziert. Wegen ihrer schweren

Nierenprobleme, des zu hohen Blutdrucks und der

Medikamente nahm die Sängerin einiges an Gewicht

zu. Eigentlich das kleinste Problem an dieser Krankheit,

würde man meinen. Dennoch wird die 27-Jährige auf

Social Media täglich mit herablassenden Kommentaren

über ihren Körper konfrontiert. Wie sie damit umgeht?

“Ich poste ein Foto und beschäftige mich dann nicht

mehr damit. Ich muss mich den Meinungen der anderen

nicht aussetzen”, sagt sie heute selbstbewusst.

42%

des bislang erzeugten

Plastiks wird nur einmal

verwendet, bevor es

entsorgt wird.

10,5

Millionen

Tonnen

Kleidung entsorgen

US-Bürger jedes Jahr.

78

Milliarden

Tiere weltweit wurden 2018

für die Milch- und Fleischproduktion

getötet.

PBG / PA / picturedesk.com, Bieber, Tamara / Action Press / picturedesk.com, enewsimage / Action Press / picturedesk.com, instagram / loredana

• Hauptabschluss

• AHS-Matura

• Berufsreifeprüfung

Beginn: Frühjahr & Herbst

HÖCHSTE

ERFOLGSZAHL

ÖSTERREICHS

12 / MIT SCHARF /

Tel.: 01/523 14 88, Neubaugasse 43, 1070 Wien, www.roland.at



AS UNS BEWEGT

MEINUNG

L O R E D A N A :

KING LORI UND DIE MTV MUSIC AWARDS

„Wo warst du letzte Nacht, ich brech‘

dir dein Genick“ – Loredanas Album

‚KING LORI‘ liefert uns nicht nur einen

Ohrwurm nach dem nächsten. Ihre Hits

„Eiskalt“, „Jetzt rufst du an“, „Kein

Plan“ und „Genick“ sind seit Wochen

in den Charts. KING LORI wurde am 13.

September veröffentlicht. Die 24-jährige

Deutschrapperin mit kosovarischen

Wurzeln machte zahlreiche Features mit

WO IST SAMRA, BRA?

MERO und ihrem Ehemann Mozzik. Auch

Songs mit Miksu & Macloud, den zurzeit

angesagtesten Musikproduzenten im

deutschen Raum, findet man in ihrem

Meisterwerk.

Bei den MTV European Music Awards am

3. November gewann die Luzerner Rapperin

einen Award in der Kategorie „Best

Swiss Act“. Wir feiern Loredanas Musik

und freuen uns über weitere Songs.

STALKING-STOPP

AUF INSTAGRAM

Keine sichtbaren Likes mehr

unter den Instagram-Fotos

anderer Nutzer – das testet

Instagram jetzt in den USA

– wir können derweil noch

beruhigt aufatmen und uns

unserer Like-Geilheit hingeben.

Dennoch haben wir

auch in Österreich schlechte

Nachrichten für Insta-Stalker:

Was euer Ex liket oder

welcher Frau er schon wieder

folgt, könnt ihr jetzt nicht

mehr so leicht überwachen.

Instagram hat nämlich das

Abonniert-Feature entfernt,

bei dem man die Aktivitäten

seiner abonnierten Personen

mitverfolgen konnte. Die

Maßnahme soll Eifersuchtskonflikte

verhindern. Ein

kleiner Schritt für Instagram,

ein großer Schritt Richtung

Kontrollverlust.

Um Capital Bras Partner in Crime, Deutschrapper

Samra, ist es ungewohnt still. Kurz nachdem

Capi und Samra ihr Album „Berlin Lebt 2“

herausgebracht haben, hat Samra sein Instagram-

Profil deaktiviert und scheint auch sonst von der

Bildfläche verschwunden zu sein. Warum bloß?

Gerüchte über einen Streit oder gar eine berufliche

Trennung der beiden Kings des Deutschrap-Olymps

machte Capital höchstpersönlich mit einem

Statement zunichte. „Ich wollte euch Bescheid

sagen, dass Samras Album bald kommt. Er hat

krasse Songs gemacht und alles rasiert (…). Die

Sachen die jetzt kommen, werden Motherfu*ker.

Und der Joker kommt auch.“ Ihr wisst Bescheid, bra.

Berlin Lebt nach wie vor.

Soza Jan

DER LETZTE

ÖSTERREICHER

DER KLASSE

Ich gehe in die NMS Herthergasse und bin der

einzige Österreicher in meiner Klasse. Es ist schon

ein bisschen komisch, dass ich die Sprache, die

meine Mitschüler sprechen, nie verstehe. Als ich

in die Schule kam, war es am Anfang für mich

sehr ungewohnt, weil in meiner Volksschule jeder

deutsch gesprochen hat. Die erste Woche war für

mich hart, weil jeder eine andere Sprache gesprochen

hat und da dachte ich mir immer, dass die

endlich Deutsch reden sollten. Als ich in meine

jetzige Klasse zugeteilt wurde, habe ich schon

gesehen, dass ich wieder der einzige Österreicher

hier bin. Aber das konnte ich mir eh schon

denken, weil mein Bruder in meiner Schule war

und mir schon öfters gesagt hat, dass es nicht

viele österreichische Schüler gibt. Aber ich bin

trotzdem in die Schule gegangen, weil hier jeder

viel netter ist als in den anderen Schulen. Ich war

am Anfang immer neidisch, dass ich keine andere

Sprache kann, weil, wenn alle z.B. Türkisch oder

Serbisch reden, verstehe ich sie nicht.

Ich habe Sprachen immer als einen Vorteil

empfunden. Ich dachte auch, dass man eine

neue Sprache, wie zum Beispiel Englisch, leichter

lernen könnte, wenn man schon eine Sprache

sprechen kann. Aber meine Mitschüler tun sich in

Englisch genauso schwer wie ich. Keine Ahnung,

wer das gesagt hat, dass man sich dann leichter

tut, stimmt ja offensichtlich nicht. Mittlerweile

ist es mir egal, dass jeder eine andere Sprache

spricht. Ich habe mich daran gewöhnt. Das Wichtigste

ist, dass wir uns alle gut verstehen.

Marco ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.

ICH BIN HALB POLE,

HALB NIGERIANER

Herzlich willkommen in meiner Welt. Ich bin halb Pole, halb

Nigerianer. Meine Mutter kommt aus Polen - aus Warschau,

das ist die Hauptstadt. Mein Vater ist Nigerianer

und gehört zum Igbo-Volk. Die meisten von ihnen leben in

der gleichnamigen Provinz, die östlich von der Hauptstadt

Lagos liegt.

Ihr denkt euch sicher jetzt, hä? Wie passt das zusammen?

Nigeria und Polen? Zuhause rede ich mit meinem Vater

Englisch und mit meiner Mutter Polnisch und wenn wir alle

miteinander reden, unterhalten wir uns auf Englisch. Bei

der Oma mütterlicherseits sprechen wir nur Polnisch, sie

lebt in Warschau, der Stadt, in der ich auch geboren bin.

Ich war noch nie in Nigeria und spreche die Muttersprache

meines Vaters leider nicht. Das ist Igbo, das habe ich oben

schon beschrieben, so heißt auch das Volk meines Vaters.

Ich würde gerne mal sehen, wie es in Nigeria aussieht, weil

ein Teil von meiner Familie dort wohnt. Ich wollte auch Opa

und Oma väterlicherseits sehen, aber es ist leider zu spät.

Zumindest bei meiner Oma. Sie ist gestorben. Ich erinnere

mich ganz genau, als ich und mein Vater zuhause waren

und jemand angerufen hat. Eine Person, die meinen Vater

kannte, sagte ihm, dass seine Mutter gestorben ist. Es war

sehr emotional für ihn und mich. Es war überhaupt das

erste Mal, dass ich ihn habe weinen sehen. Aber eh klar,

seine Mutter zu verlieren, ist wirklich das Schlimmste. Dann

ist mein Vater nach Nigeria geflogen und war auf ihrer

Beerdigung. Er hat ein Video von der Zeremonie gemacht.

Auf dem Video habe ich auch das erste Mal meine Oma

gesehen. Auch, wenn ich sie nicht kannte, machte mich

das traurig. Das Begräbnis war etwas anders als in Österreich.

Nachdem der Sarg in eine Halle gebracht worden

war, sprach zuerst der Pfarrer ein paar Worte. Am Ende

tanzte dann eine Gruppe von Menschen zu Ehren meiner

Großmutter. Das gehört anscheinend zur Tradition in Nigeria.

Man muss ja nicht immer nur weinen, man kann auch

tanzen, wenn ein geliebter Mensch von uns geht.

Daniel ist 12 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.

14 / MIT SCHARF /

15 / MIT RAMBAZAMBA SCHARF / /

15



DER TEUFEL

TRÄGT WEISS

Sexistische Witze, unerwünschte Berührungen,

Aufforderung zum Geschlechtsverkehr: Das

Image der Ärzte in Österreich ist längst nicht

so sauber wie ihr weißer Kittel. Zwei Opfer

brechen das Schweigen.

Von Florentina Glüxam, Fotos: Christoph Liebentritt

Eine Hand hält das Lenkrad fest,

die andere Sandras Oberschenkel.

Dr. Huber * lächelt,

so wie er es immer tut, wenn

er seine Mitarbeiterin gegen ihren Willen

berührt. Sandra * rückt ein kleines Stück

Richtung Fenster, in der Hoffnung, ihrer

misslichen Lage zu entfliehen. Vergeblich.

Seine Hand bleibt, wo sie ist. Nach

der kurzen Autofahrt, die sich für Sandra

wie eine Ewigkeit anfühlte, betreten

beide zusammen die Wohnung eines

Patienten. Als hätte das erniedrigende

Machtspiel von eben nicht stattgefunden.

Rund 60% der Studien anfänger-

*innen an der Medizinischen Universität

Wien letztes Jahr waren Frauen. Viele

von ihnen könnten in Situationen wie

Sandra geraten und am Arbeitsplatz

ihren männlichen Vorgesetzten ausgelifert

sein. Diagnose: sexuelle Belästigung.

„SEXY STIEFEL UND

SCHULMÄDCHENOUTFIT“

Sandra ist heute Anfang vierzig und

Allgemeinchirurgin in einem kleinen

Wiener Spital. Mehr möchte sie nicht

verraten. Zu groß ist die Angst vor der

Reaktion des mittlerweile pensionierten

Arztes. Die Annäherungen und anzüglichen

Bemerkungen schildert sie so

ausführlich, als hätten sie erst gestern

stattgefunden. Dabei startete sie 2003

Es hat drei oder vier

Wochen gedauert, da

hat er mir das erste

Mal erklärt, dass wir

doch miteinander

schlafen können.

16 / POLITIKA /

ihre verpflichtende Lehrpraxis in der Ein-

Mann-Ordination des Allgemeinmediziners,

in diesem Text Dr. Huber genannt.

„Es hat drei oder vier Wochen gedauert,

da hat er mir das erste Mal erklärt,

dass wir doch miteinander schlafen

können“, erinnert sie sich. Es blieb nicht

„nur“ bei verbalen Übergriffen. Sechs

Monate lang lebte die Chirurgin mit

der Angst und Ungewissheit, was der

nächste Arbeitstag bringen würde. Der

damals 50-jährige Dr. Huber erklärte ihr

unverblümt beim Bewerbungsgespräch,

warum er lieber Frauen anstelle: „Zwei

männliche Ärzte würden möglicherweise

einschüchternd auf Patientinnen

wirken.“ Allerdings war das nicht der

wahre Grund.

Sprüche zu Sandras Aussehen

standen während der Arbeitszeit an

der Tagesordnung. Als sie an einem

kalten Tag Winterstiefel trug, bezeichnete

Dr. Huber sie als „sexy Stiefel“ und

Macht, Manipulation und Einschüchterung

standen bei Dr. Huber an der Tagesordnung

/ POLITIKA / 17



„Der Reizvolle

Aufritt im sexy

Sommerkleidchen“

– ein

Auszug des von

Dr. Huber* verfassten

Dienstzeugnisses

stand, kommentierte dieser unerwartet:

„Sie tragen sehr schöne Unterwäsche,

Frau Kollegin.“ Die unerfahrene Studentin

kannte diesen anzüglichen Umgangston

nicht und war eingeschüchtert. Der verheiratete

Primar pflegte zur selben Zeit

eine Affäre mit einer Studentin, womit er

öfters während der Arbeitszeit prahlte.

„Wenn du auch so lieb zu ihr bist wie ich,

darfst du vielleicht auch an ihr Höschen“,

gab er einem Studenten den ungefragten

Tipp.

Ich wollte

verhindern, dass

andere Frauen in

diese Situation

kommen.

Sie tragen

sehr schöne

Unterwäsche,

Frau Kollegin

ihren karierten Rock assoziierte er mit

einem Schulmädchenoutfit. Sandra ging

dazu über, sich an den Arbeitszeiten der

gemeinsamen Sprechstundenhilfe zu

orientieren. „Immer, wenn sie gegangen

ist, hab‘ ich auch fluchtartig versucht,

die Ordi zu verlassen, damit ich ja nie

alleine mit ihm bin. Ich dachte, wenn sie

da ist, kann ich wenigstens schreien,

wenn er sich nicht zusammenreißen

kann“, schildert sie ihren Notfallplan. Die

Ordinationshilfe bekam vom Machtspiel

des Arztes nichts mit, genauso wenig

wie die Patient*innen, vor denen sich

Dr. Huber väterlich zeigte. Der Allgemeinmediziner

genoss das Schauspiel

und war sich seiner Sache sicher. Er war

beliebt, unter Kollegen hoch angesehen

und verbrachte seine Freizeit regelmäßig

mit Frau und Kindern in einem Wiener

Tennisclub. Sandra lud er im Sommer

auch dorthin ein, sie lehnte ab.

Sexuelle Belästigung durch Ärzte

ist kein Relikt vergangener Zeiten. Das

beweist die Geschichte von Anna, Studentin

im 5. Studienjahr und ebenfalls

angehende Chirurgin. Auch sie möchte

nicht mit ihrem echten Namen genannt

werden. 2017 durfte die damals 20-Jährige

das erste Mal bei einer Operation in

einem kleinen Wiener Spital assistieren.

Der Oberarzt, der sie von Anfang an

„Schatzi“ nannte, führte sie durch das

Krankenhaus. Dort gab es einen kleinen

OP-Saal mit einer gemischten Umkleide,

in der sich die Studentin umziehen

sollte. Der Chirurg wechselte ebenfalls

seine Kleider. Als Anna halbnackt vor ihm

#METOO IM OP-SAAL

Seit 2017 hat sich durch die Me-Too-

Bewegung das Bewusstsein auch unter

MedizinerInnen verändert. Derzeit wird

an der Errichtung einer Ombudsstelle

für Opfer von Sexismus und Rassismus

gearbeitet, bestätigt Dr. Cornelia Hieber,

die Leiterin des Referates für Gendermainstreaming

und Diversity Management

in der Wiener Ärztekammer. Vorher

existierte nur das Mobbingreferat, das

sich dem Thema der sexuellen Belästigung

zu wenig widmete.

Sandra stieß 2003 auf taube Ohren,

als sie sich mit ihrem Anliegen an die

Ärztekammer wandte. Die damals

28-Jährige suchte um den Entzug der

Lehrpraxisberechtigung ihres ehemaligen

Chefs an: „Ich wollte verhindern,

dass andere Frauen in diese Situation

kommen.“ Dr. Huber kam allerdings aus

einer angesehenen Ärztefamilie und war

kurz davor, den Titel des Medizinalrats

vom damaligen Bundespräsidenten

verliehen zu bekommen. Die Ärztekammer

wollte ihren „angesehenen Kollegen

nicht diskreditieren“, erläutert Sandra.

Dabei hatte sie einen handfesten Beweis.

Schwarz auf Weiß, mit dem Stempel Dr.

Hubers versehen. Ihr Dienstzeugnis.

DIENSTZEUGNIS ALS

BEWEIS

Den negativen Höhepunkt der „sechs

Höllenmonate“ bei Dr. Huber stellte ausgerechnet

das Stück Papier dar, wofür

Sandra all die Qualen in Kauf genommen

hatte. „Ich bin raus ins Auto, hab‘ dort

die Mappe mit dem Zeugnis aufgemacht

und habe schon im Auto zu heulen angefangen“,

erinnert sie sich. Alle Erinnerungen

an die ungewollten Berührungen,

obszönen Bemerkungen und Kommen-

tare über ihr Aussehen lebten wieder

auf. Der Originalwortlaut des Dienstzeugnisses

liest sich wie folgt:

Frau Dr. Schneider ist auf dem

besten Weg, eine ausgezeichnete Ärztin

zu werden – sie war für die Lehrpraxis

eine große Bereicherung, aber nicht

nur deswegen, sondern auch wegen

anderer menschlicher und persönlicher

Umstände: So übte die Lehrpraktikantin

durch ihr Wesen und ihr Äußeres

eine zunehmende Faszination auf den

Lehrpraxisleiter aus, die für ihn zu

einer persönlichen Zerreißprobe wurde,

die er nicht bestehen konnte. Absolut

ungewohnt für die Lehrpraxis war eine

(wahrscheinlich ungewollte) subtilste

Form einer sexuellen Belästigung durch

einen immer perfekten äußerlich reizvollen

Auftritt: ob als braves Schulmädchen,

als gestiefelter Kater, im kurzen

Sommerkleidchen (besonders!), als

sportlich-burschikose, als elegante Vortänzerin,

als Lady im langen Kleid oder

als cooler Jeanstyp…

Wie sicher musste sich Dr. Huber

in seiner Position fühlen, dass er die

sexuelle Belästigung an seiner Lehrpraktikantin

sogar verschriftlichte? Konnte er

sich darauf verlassen, dass Sandra nichts

unternehmen würde? Das Zeugnis endet

mit einer ungewöhnlichen Warnung:

Fr. Dr. Schneider ist für Teamarbeit

sehr geeignet, für eine Ein-Mann-

Praxis ist sie nicht zu empfehlen, da zu

gefährlich (s.o.), besonders wenn der

Praxisleiter auf das Wesen von Kind-

Frauen völlig abfährt…

„Ich hätte es am liebsten zerrissen

und ihm um die Ohren gehauen“, erzählt

Sandra wütend. Nach einem tränenreichen

Wochenende besuchte sie am

Montag darauf ihren Peiniger in seiner

Ordination und verlangte ein neues

Dr. Huber hatte ein Beuteschema: Klein und blond.

Zeugnis. Unter der Drohung, dass sie

ihn andernfalls anzeigen würde. Erneut

belächelte Dr. Huber seine nun Ex-Lehrpraktikantin,

bis er den Ernst der Lage

begriff. „Dann ist er aggressiv geworden,

hat mich in die Ecke gedrängt und

gewürgt. Er meinte, ich soll das Zeugnis

zurückgeben.“ Sandra ließ das Originaldokument

bewusst zuhause. Immerhin:

Er stellte ihr daraufhin ein neues Zeugnis

aus. Im Anschluss verließ die Jungärztin

die Praxis. Aufgrund der Unberechenbarkeit

ihres ehemaligen Lehrpraxisleiters

fürchtete sie sogar, er würde sie zuhause

aufsuchen. „Solltest du jemals irgendwo

in meiner Nähe sein, bin ich bei der Polizei“,

rief sie ihm noch zu. Dr. Huber hatte

anscheinend ein bestimmtes Beuteschema:

klein und blond. Diesem entsprach

auch ihre Nachfolgerin, die ihre Ausbildung

vorzeitig abbrach. Sandra hatte sie

gewarnt. Ohne Erfolg.

KEINE EINZELFÄLLE

Zurück zu Anna: Im Frühjahr 2019 fing

die mittlerweile 22-jährige Medizinstudentin

in einem Wiener Ordensspital

zu arbeiten an. Schnell hatte es der

dort hoch angesehene Oberarzt – der

alle Frauen „Schatzi“ nennt – auf sie

abgesehen. „Weißt du, wie man einen

Samenstrang hält?“, fragte er Anna

während einer Leisten-OP und fuhr fort:

„Nicht so grob! Bist du auch so grob zu

ANLAUFSTELLE

FÜR BETROFFENE

STUDENTINNEN

Eine Anlaufstelle für

Student*innen der Medizinischen

Universität Wien bildet „nextgendoctors“.

Dabei handelt es sich

um eine im Frühjahr 2019 unabhängige

Bewegung, die sich Themen

wie Sexismus und Rassismus

im Gesundheitssektor widmet.

Serena Madushani Kudaliyanage,

Medizinstudentin im vierten Jahr,

ist Aktivistin bei nextgendoctors

und wurde selbst Opfer von

Sexismus im Krankenhaus. Sie

ermutigt betroffene Kolleginnen,

das Schweigen zu brechen: „Wir

von nextgendoctors wollen angehende

Ärztinnen präventiv ermutigen,

sich gegen Belästigung zu

wehren. Frauen, die bereits Opfer

von Sexismus im Gesundheitssektor

wurden, wollen wir das Gefühl

geben, dass sie sich mit vollstem

Vertrauen an uns wenden können.

Sie werden auf keinen Fall im

Stich gelassen.“

Mehr Info unter

https://www.facebook.com/nextgendoctors/

18 / POLITIKA /

/ POLITIKA / 19



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„Ob als braves Schulmädchen (...)“ Auszug aus dem Dienstzeugnis

deinem Freund daheim? Du musst ihn

sanft anfassen, komm ich zeig dir, wie

das geht.“ An die sexistischen Sprüche

des Allgemeinchirurgen kann sich auch

ein 27-jähriger Assistenzarzt desselben

Spitals erinnern: „Die Studenten fragt er,

ob ihre Freundinnen es ihnen eh besorgen.“

Anna zog ihre Konsequenzen und

kündigte nach einem halben Jahr.

Sandra und Anna sind keine Einzelfälle,

wie die Umfrage zu „Frauen in der

Medizin“ von Hajek und Siegl aus dem

Jahr 2018 belegt. Für die Studie wurden

österreichweit 3000 Ärztinnen zu Sexismus

am Arbeitsplatz befragt, 30% davon

allein in Wien. 43%, also fast jede zweite

Ärztin, erlebte anzügliche Bemerkungen.

Von unerwünschten Berührungen war

fast jede fünfte betroffen.

„SCHWANZ WACHSEN

LASSEN“

Zweifeln Studentinnen und Jungärztinnen

aufgrund der tristen Realität an

ihrem Berufsweg? Sandra, die heute

erfolgreiche Allgemeinchirurgin ist, hätte

sich trotz Sexismus am Arbeitsplatz nie

für einen anderen Beruf entschieden.

Längst war ihre Facharztausbildung

absolviert, da griff ihr ein Kollege nach

einer Notoperation an die Hüfte und

sagte: „Ich finde es so schade, dass es

sonst keine gemeinsamen Umkleiden

mehr gibt. Man sieht ja nie die Unterwäsche

von den Leuten.“ Was nach

all diesen Erzählungen für die meisten

Laien schockierend klingen mag, ist laut

Sandra ganz normal. „Das klingt jetzt

blöd, aber wenn man das als Frau nicht

packt, kann man’s mit der Chirurgie

lassen. Da sind die Witze immer so derartig

tief“, erzählt sie resignierend. Anna

sieht das ähnlich. Eine Chirurgin hätte ihr

einmal gesagt: „Wenn man in die Chirurgie

will, muss man sich einen Schwanz

wachsen lassen.“ Wegen der herablassenden

und sexistischen Bemerkungen

würde die 22-Jährige allerdings niemals

ihren Traum aufgeben. Ihrer Erfahrung

nach gäbe es neben den unantastbaren

Ärzte-Gottheiten auch sehr korrekte und

menschliche Mediziner*innen.

Kaum zu glauben, wenn man folgenden

Witz hört, den mir Sandra am

Ende unseres Gesprächs erzählt. Sie hat

ihn an ihrem Arbeitsplatz im Operationssaal

aufgeschnappt: „Was haben Frauen

und Gummistiefel gemeinsam? Wenn sie

trocken sind, kommt man nicht rein und

wenn sie feucht sind, stinken sie.“ ●

Nachgefragt bei Frau

Dr. Cornelia Hieber,

Mobbingreferat

Wiener Ärztekammer.

BIBER: Was tut die Ärztekammer

gegen sexuelle Belästigung?

CORNELIA HIEBER: Wenn eine diesbezügliche

Anzeige erstattet wird,

wird diese im Disziplinarrat geprüft

und im Rahmen eines Disziplinarverfahrens

verhandelt. Anschließend

werden, je nach Schwere des Vergehens,

auch Strafen verhängt, die bis

zum Berufsverbot gehen können.

Welche Maßnahmen sollen gesetzt

werden?

Es ist geplant, eine bereits bestehende

Ansprechstelle, bestehend

aus dem Mobbingreferat, zu erweitern

und umzubenennen in Ombudsstelle/Ansprechstelle

für Mobbing,

Gewalt und sexistische und rassistische

Übergriffe. Damit soll der

Zugang niederschwellig gehalten

werden und die Möglichkeit gegeben

sein, frühzeitig Unterstützung

anbieten zu können.

Was möchten Sie den betroffenen

Kolleginnen mit auf den Weg geben?

Wir möchten uns in Zukunft verstärkt

dafür einsetzen, dass grenzüberschreitende

Übergriffe unter

keinen Umständen toleriert und

auch verbale Verletzungen nicht

hingenommen werden. Ich möchte

alle Ärztinnen ermutigen, falls sie

diesbezügliche Probleme haben,

sich an die Ärztekammer zu wenden.

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Antworten auf Fragen rund um das Studium findest du

auf www.studiversum.at

EntgEltlichE Einschaltung

20 / POLITIKA /



Frau Bierlein,

wie oft haben Sie

in Ihrem Leben

Deutschrap gehört?

Welchen

Notendurchschnitt

hatten Sie bei

der Matura?

Wie oft haben

Sie bereut,

Jus studiert zu

haben?

Wie viele

Verfassungsgesetze

würden

Sie ändern,

wenn Sie

könnten?

Mit wie vielen

Jahren hatten

Sie zum ersten

Mal Liebeskummer?

In wie vielen

Jahren wird

es die nächste

Bundeskanzlerin

in

Österreich

geben?

Wie viele

muslimische

Freunde

haben Sie?

In wie vielen

Jahren wwerden

Frauen

genauso viel

wie Männer

verdienen?

Wie oft haben

Sie sich als

Bundeskanzlerin

über

Journalisten

geärgert?

Interview in Zahlen:

In der Politik wird bereits genug

geredet. Biber fragt in Worten,

Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein

antwortet mit einer Zahl.

1,4

0

15

8

10

4

7

2

Von Amar Rajković

Fotos: Christoph Liebentritt

Einmal in Ihrem Leben hat die Kanzlerin Deutschrap gehört.

Bierlein schätzt, dass in zehn Jahren die nächste

Bundeskanzlerin angelobt wird.

Die Bundeskanzlerin verbringt täglich null Minuten

auf Facebook oder Instagram.

Die ehemalige Verfassungsgerichtshofpräsidentin hat vier

Menschen muslimischen Glaubens unter ihren Freunden.

Wie viele

Glückwünsche

haben Sie

am Tag der

Angelobung

erhalten?

Wie viele

Apps haben

Sie auf ihrem

Smartphone?

Wie viele

Minuten

verbringen

Sie täglich auf

Social Media?

Wie oft

haben Sie in

Ihrem Leben

Deutschrap

gehört?

Wie oft waren

Sie in Ihrem

Leben in einem

Fußballstadion?

Wie oft haben

Sie Bundespräsident

Van der Bellen

zum Kaffee

getroffen?

Mit wie vielen

Jahren haben

Sie das erste

Mal Alkohol

getrunken?

Wie oft gehen

Sie monatlich

ins Theater?

Wie oft

wurden Sie

von Männern

in Ihrem Job

nicht ernst

genommen?

In welchem

Wiener Bezirk

halten Sie sich

am liebsten

auf?

50

37

0

1

40

20

16

3

0

7

22 / POLITIKA /

/ POLITIKA / 23



Seit dem Abzug der US-Truppen

von der syrisch-türkischen Grenze

und der militärischen Invasion

der Türkei in das autonome

Gebiet Rojava finden regelmäßig

Demonstrationen in Wien statt.

Ein Lokalaugenschein.

Von Nada El-Azar, Fotos: Soza Jan

„TÜRKISCHE ARMEE!

RAUS AUS ROJAVA!“

Es ist 16 Uhr, und vor der Wiener Staatsoper reihen

sich die Polizeiwägen. Die Vorbereitungen auf

die Demonstration laufen auf Hochtouren: Aus

einem Van werden Fahnen herausgeholt und an

die Demonstranten verteilt; der Lautsprecher, aus dem später

Musik dröhnen soll, an ein Stromaggregat angeschlossen.

„Heute ist anscheinend nicht so viel los. Liegt wohl am Wetter“,

sagt Hevrin zu mir. Es ist Mitte November, den frischen

acht Grad Celsius und dem Wind, der unter Schals und Jacken

kriecht, trotzen einige Dutzend Menschen. Sogar mit Nachwuchs

und Kinderwägen im Schlepptau. Seit dem Beginn der

türkischen Militäroffensive am 9. Oktober 2019 in Nordsyrien

geht Hevrin in Wien auf die Straße, wann sie nur kann. „Nachdem

Trump angekündigt hatte, seine Truppen aus Nordsyrien

abzuziehen, war mein erster Gedanke: Jetzt hat Erdogan

leichtes Spiel.“ Ihre Befürchtung trat kurz darauf auch ein. Die

Kurdin lebt als selbstständige Fotografin in Wien. Zu ihrer Winterjacke

trägt sie einen traditionellen Schal von ihrer Mutter.

„ES SIND BILDER WIE AUS DEM VIETNAMKRIEG.“

Nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die

türkische Militäroffensive in der Demokratischen Föderation

Nord- und Ostsyrien startete, brach für Hevrin eine Welt

zusammen. „Ich las die Nachrichten und dachte mir, mein

Gott, da geht es um mein Heimatdorf, meine Familie und alle

Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin.“ In der ersten

Woche verlor sie bei einem türkischen Luftangriff zwei ihrer

Cousins. „Was mich am wütendsten machte, waren die Fotos

der Kinder, deren Haut mit weißem Phosphor verätzt war. Chemische

Waffen! Es sind wie Bilder aus dem Vietnamkrieg“, so

die 27-Jährige.

Nun formieren sich die Demonstranten zu einem Menschenzug.

Alt und Jung, wie Groß und Klein sind dabei. Den

Kopf der Demonstration bildet der Van. Ein Mann gibt die Parolen

vor, mit denen wir von der Staatsoper über den Schwarzenbergplatz

marschieren werden. „Türkische Armee! Raus aus

Rojava!“ Je lauter, desto besser: Hevrin schlägt ihre Faust zum

Himmel empor und ruft mit den anderen Demonstranten so

laut sie kann. „Erdogan ist ein Mörder und Faschist!“

Der Widerstand der Kurden auf

Wiener Straßen

„HOCH DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT!“

Nurcan Güleryüz ist Co-Vorsitzende des kurdischen Vereins

Feykom. Hauptsächlich leistet der Verein Integrationsarbeit in

Österreich, und seit vielen Wochen ist er auf den Demonstrationen

vertreten. Mindestens einmal wöchentlich, manchmal bis

zu drei Mal ziehen die Menschenzüge durch Wien. „Kurden aus

Rojava ertragen es nicht mitanzusehen, was mit ihren Familien

geschieht. Einige wurden aus ihren Dörfern vertrieben, andere

leisten noch Widerstand. Selbst bei dem Wort ‚Türke‘ wird

ihnen ganz anders.“ Immer wieder kam es zu Zwischenfällen

während der Demonstrationen. Ein junger, kurdischer Mann

habe bei einer Demonstration eine Türkei-Fahne mitgenommen,

um sie im Zuge der Demonstration anzuzünden. Doch die

Aktion ging nach hinten los erzählt Nurcan Güleryüz. „In dem

Moment, als er die Fahne herausholte, waren sofort andere

Jugendliche auf ihn losgegangen, weil sie dachten, er wäre

gegen sie“. Physische Angriffe auf die Demonstranten durch

Außenstehende wären Nurcan nicht bekannt gewesen. „Durchaus

aber verbale. Dinge wie ‚Wir sind in Rojava einmarschiert

und haben eure Mütter gefickt‘ und anderes, was man nicht

in den Mund nehmen sollte, sind schon gefallen.“ Trotz der

Waffenruhe soll die Türkei immer noch Angriffe in den Gebieten

unternehmen. Dschihadisten gehen auf Zivilisten los, und

hinterlassen eine Spur der Verwüstung. „Wie 2018 in Afrin.Und

zusätzlich leidet auch die Natur mit den Menschen! Sie haben

die ganzen Olivenbäume niedergebrannt. Historische Städte

werden dem Erdboden gleichgemacht. Für Menschen, die hier

in Mitteleuropa aufgewachsen sind, ist das unvorstellbar, ein

Irrsinn“, so Güleryüz.

24 / POLITIKA MIT SCHARF / /

/ POLITIKA MIT SCHARF / / 25



Nurcan Güleryüz

beschäftigt sich

mit kurdischem

Feminismus,

auch innerhalb

der PKK.

„ROJAVA SOLLTE EUROPA EIN VORBILD SEIN.“

Die Haltung Europas im Konflikt ist zu passiv, denken einige

Demonstranten. Man sehe zu, wie die Bewohner in Rojava

angegriffen werden, und ließe sie im Stich - nachdem sie

es aber waren, die so mutig gegen den IS gekämpft haben.

Güleryüz sagt dazu: „Europa hat in der Region kein großes Mitspracherecht.

Viel eher Russland und Amerika. Amerika ist das

demokratische System in Rojava ein Dorn im Auge. Es ist ein

Gegenmodell zum Kapitalismus. Wir wollen keinen nationalistischen

‚Staat‘, sondern ein Gebiet, in dem Selbstverteidigung

und Selbstverwaltung herrscht. Die Natur verteidigt sich immer

selbst, warum dann nicht auch der Mensch?“, erklärt sie.

Innerhalb der Demonstration finden

sich viele nicht-kurdischstämmige

Menschen, die mit Spruchbändern und

Fahnen Farbe bekennen. So auch Sigrid

S., die selbst nicht mehr weiß, wie oft

sie schon bei den Demos mitgemacht

hat: „Ich bin fast immer da. Ich finde

es furchtbar, was dort passiert. Das

demokratische, sozialistische Modell in

Rojava, das antikapitalistisch und antiimperialistisch

ist, sollte uns in Europa

ein Vorbild sein, aber ich befürchte, dass

europäische Länder das nicht anerkennen

wollen.“

Neue zu den Demos“, erzählt mir eine 18-jährige Demonstrantin,

die lieber anonym bleiben will. Als türkische Kurdin hat sie

sich immer wieder negativen Kommentaren ausgesetzt gefühlt,

auch in Wien. „Ich wurde oft gemobbt, dass wir kein Land

und keine Rechte hätten.“ Auf die Frage, welchen Vorurteilen

sie sich noch ausgesetzt fühlt, entgegnet sie: „Das erste,

was ich oft gefragt wurde, war: Bist du PKK-Anhängerin? Also

werde ich im Grunde gefragt, ob ich Terroristin bin. Natürlich

unterstütze ich als Kurdin andere Kurden, aber das bedeutet

noch lange nicht, dass ich eine bestimmte Ideologie teile. Mich

ärgert es, wie alle Erdogans Spiel mitspielen, nur weil er damit

droht drei Millionen Flüchtlinge nach Europa zu lassen.“

„ES GEHT NICHT UM ÖCALAN ODER DIE PKK.“

Ein Kritikpunkt an den Demonstrationen besteht darin, dass

Fahnen mit dem Symbol der kurdischen Arbeiterpartei (PKK)

geschwungen werden. Auch Schilder mit der Aufschrift „Free

Öcalan“ sind zu sehen. Abdullah Öcalan war der Gründer der

PKK und ist in der Türkei und einigen EU-Staaten als Terrorist

eingestuft. Seit 1999 ist er inhaftiert. Hevrin sieht in der Frage,

ob die Demonstranten sich nicht von derartigen Symbolen

distanzieren sollten, keine Wichtigkeit. „Es geht hier nicht um

Öcalan oder die PKK, sondern darum, dass die Militäroffensive

gestoppt werden soll. Es geht auch nicht nur um uns Kurdinnen

und Kurden. In Rojava leben Araber, Assyrer, Aramäer und viele

andere Ethnien. Erdogan nennt seine Mission ‚Friedensquelle‘ –

aber in meinen Augen ist es ein Blutbad.“

Nach zwei Stunden endet die Demonstration vor der

Botschaft der russischen Föderation. Es ist, bis auf ein kleineres

Handgemenge ruhig verlaufen. Der Menschenzug, der

letzten Endes an beachtlicher Größe gewonnen hatte, löst sich

allmählich auf. Hevrin unterhält sich noch mit einigen Mitdemonstranten,

die sie bei bereits vergangenen prokurdischen

Veranstaltungen kennenlernte. Dann dreht sie sich zu mir und

sagt: „Und beim nächsten Mal werde ich noch lauter sein.“ ●

Soza Jan

Nachgefragt bei: HAKAN GÖRDÜ

Hakan Gördü war bis Juli 2016 Vizechef des Erdogan-nahen Vereins UETD

in Wien und ist nun Vorsitzender der Liste SÖZ („Soziales Österreich der

Zukunft“), mit der er bei der Wien-Wahl 2020 in den Gemeinderat ziehen will.

BIBER: Wie hat der Konflikt in Nordsyrien

das Zusammenleben von Türken und

Kurden in Österreich verändert?

HAKAN GÖRDÜ: Ausländische Konflikte

sollten nicht nach Österreich getragen

werden. Ein Krieg wird nach Österreich

getragen, und hier lebende Türken

dafür verantwortlich gemacht, was die

türkische Regierung unternimmt. Uiguren

werden in China verfolgt – sollen deshalb

Chinesen hierzulande dafür zu Verantwortung

gezogen werden? Es nimmt die

Menschen unnötig in eine Krise mit, die

sie nicht verursacht haben. Es bilden

sich neue Fronten, die wir hier nicht

benötigen.

Haben Sie kurdische Freunde? Wie denken

sie über die aktuelle Lage?

Ja, viele Freunde sogar, die verschiedener

Ansichten sind. Die einen sehen in

der YPG die demokratischste Bewegung,

die endlich einen Ruhepol schaffen

könnte gegen die Gräueltaten, die in

Seit mehr als 150 Jahren produzieren wir als österreichischer

Familienbetrieb Druckwerke von höchster Qualität.

Unser Traditionsbewusstsein und unser Bekenntnis zu

heimischer Qualität sind es, die uns zu einem beständigen

Unternehmen im internationalen Vergleich machen.

Ihr Peter Berger – peter@berger.at

Nordsyrien gerade passieren.

Auf der anderen Seite kenne ich Kurden,

die die YPG als Unterdrücker sehen. Es

gibt das ganze Spektrum, auch von links

bis rechts. Es gibt Kurden, die konservativ

sind, sowie jene, die links sind, aber

keine PKK-Anhänger. Das ist eine höchst

heterogene Gruppe, und manche fühlen

sich der Türkei näher als der PKK.

Stimmt es, dass viele Kurden in der

Türkei Erdogan wählen? Wie kann man

dieses Phänomen verstehen?

Erdogan polemisiert nur gegen die

Kurden, die PKK-Wähler sind. Es gibt

in der Türkei den Narrativ: Türken und

Kurden sind Brüder, die durch Mächte

gespalten werden. Es gibt auch die

Ansicht, dass die PKK-Anhänger nicht als

Kurden, sondern als eine andere Gruppe

benannt werden soll. Das ist ihre Sicht.

90 Prozent der Kurden sind sunnitische

Muslime und gerade die aus dem ländlichen

Raum, aus Anatolien, sind sehr

Druckfrisch aus Österreich

konservativ. Die PKK ist eine marxistischatheistische

Bewegung. Religiöse Kurden

können mit ihr

nicht viel anfangen. Das ist so wie überall

im Orient. Wichtig ist zu wissen, dass es

Fanatiker auf beiden Seiten gibt.

Verstehen Sie den Wunsch der Kurden

nach einem eigenen Gebiet?

Natürlich kann ich das verstehen. Jedes

Volk hat ein Recht auf Autonomie. Mein

Wunsch ist, dass die Kurden autonom in

ihren Gebieten sein können, unabhängig

davon, ob sie einer militanten Organisation

untergeordnet sind, oder nicht.

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VORURTEILE GEGEN KURDEN

AUCH IN ÖSTERREICH

„Es ist so, dass die Kurden nicht erst seit

jetzt, sondern seit langer Zeit unterdrückt

werden. Es sterben sinnlos Menschen in

dem Konflikt. das muss ein Ende haben.

Deswegen komme ich immer wieder aufs

Demo am Wiener Schwarzenbergplatz

26 / POLITIKA / / /

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KARRIERE MIT LEHRE

Hey

Yaren, wie

geht´s so?

Hey,

ewig nicht

gesehen!

Gut geht’s mir!

Ich bin im 3. Lehrjahr

zur Bankkauffrau.

Echt leiwand.

Ich plane gerade

meinen Interrail-Trip.

IN 32 STUNDEN DURCH EUROPA

MEIN ERSTES HERZKLOPFEN

In diesen Sommerferien bin ich mit meinen Eltern in die Türkei

gefahren. Am Morgen unserer Abreise bin ich dann immer schon

sehr aufgeregt. Endlich ist der Moment da: Wir fahren in die Türkei!

Obwohl ich nie gut aufstehen kann, stehe ich direkt auf und ziehe

ich meine schönsten Sachen – ein cool bedrucktes Hemd, eine edle

Hose und meine teuersten Schuhe - an und setze mich zu meiner

Familie an den Tisch zum Frühstück. An diesem besonderen Morgen

essen wir zum Frühstück Menemen, Pommes, Sucuk mit Eiern

und dazu macht meine Mutter Tee.

Wir haben zwei Autos, einen Audi Q5, den ich geil finde, und einen

Peugeot, den mein Vater für seine Arbeit als Maler und Anstreicher

verwendet. Aber unser Audi Q5 hatte ein Problem mit dem Motor

und er hätte keine lange Autofahrt durchgehalten.

Also mussten wir leider den nicht so coolen Peugeot nehmen, um

32 Stunden in die Türkei zu fahren. Wir waren nicht alleine unterwegs,

mein Onkel und der Freund meines Vaters sind uns mit ihren

Autos hinterhergefahren.

Um ca. 16 Uhr sind alle unsere Verwandten, die in Wien wohnen,

zu unserer Wohnung im 12. Bezirk gekommen und haben uns verabschiedet.

Ich habe geholfen, die Koffer bis nach unten zu tragen,

was ziemlich mühsam war, weil wir Kleidung für einen Monat und

zusätzlich Schokolade, Tee oder andere Snacks für unsere Freunde

und Familie in der Türkei mit eingepackt haben.

Endlich waren wir im Auto und die Reise konnte losgehen. Ich bin

direkt eingepennt. Irgendwann, als wir schon Serbien hinter uns

hatten, bin ich dann langsam wieder wach geworden und habe

die Landschaft, die die Autobahnen umgab, beobachtet. Danach

kamen wir nach Bulgarien, wo mir dann schon ziemlich langweilig

wurde. Endlich fuhren wir über die bulgarisch-türkische Grenze,

allerdings hatten wir da erst die Hälfte unseres Weges geschafft.

Alle waren müde, vor allem die Fahrer. Insgesamt hat es 16 Stunden

bis zur türkischen Grenze gedauert. Damit wir uns ausruhen

konnten, haben wir in Edirne 4 Stunden lang in einem Hotel

gepennt. Dann erst ging es weiter nach Samsun, in die Heimatstadt

meiner Eltern. 32 Stunden lang waren wir unterwegs, durch fünf

Länder ging unsere Reise und neun Leute waren in unserer Reisegruppe.

Wir waren eine richtige Auto-Kolonne. Aber eins kenn ich

euch sagen: Die lange Fahrt hat sich gelohnt.

Arda Köse ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.

Ich fahre jeden Tag mit dem Bus in die Schule.

Eines Tages kam ein fescher Junge in den

Bus hinein. Auf den ersten Blick bekam ich sehr

schnelles Herzklopfen. Er war sehr gepflegt, hatte

manchmal eine Brille und war sehr aufmerksam.

Ich fragte mich: „Ist das Liebe?“. Danach zwickte

ich mich und sagte mir, dass ich ihn heute sehe

und morgen nicht mehr. Aber trotzdem habe ich

ihn noch einmal angeschaut. Nach dem ersten

Augenblick habe ich ihn jeden Tag gesehen. Wir

haben uns jeden Tag angeschaut, aber nicht

gesprochen. Eines Tages setzte ich mich mit

meiner Schwester in den Bus, er kam und stellte

sich neben mich. Ich sah aber im Seitenspiegel des

Busses, dass er mich anschaut. Ich hatte wieder

Herzklopfen und war mir jetzt sicher, dass er auch

an mir interessiert ist. Jeden Tag träume ich von

ihm. In Zukunft werde ich mich ihm vorstellen und

mit ihm reden. Ob ich das schaffe, weiß ich nicht.

Ich habe meine Mutter gefragt, was Liebe ist. Sie

hat mir gesagt, dass es wahre Liebe ist, wenn das

Leben ohne den Anderen für dich unvorstellbar ist.

Wenn du das, was du im Herzen fühlst, mit Worten

nicht mehr ausdrücken kannst. Sag nie, dass du

die wahre Liebe verloren hast, denn die wahre

Liebe würde dich niemals verlassen.

Was ist Liebe? Liebe ist für mich, wenn ich einer

Person absolut vertrauen kann und wenn ich

jemanden ganz besonders mag. Ich muss ganz

offen mit ihm reden können. Liebe bedeutet auch

Verständnis und Respekt, Vertrauen und Hilfe, aber

auch gemeinsame Interessen. Liebe ist wie eine

richtige Freundschaft, ein menschliches Gefühl,

das man nicht beschreiben kann. Das ist Liebe für

mich.

Damla Deveci ist 13 Jahre alt und besucht die NMS

Herthergasse

Soza Jan

Christoph Liebentritt

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geht´s?

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28 / / RAMBAZAMBA MIT SCHARF //



Anti-Gewalt-Kurse an

Wiener Mittelschulen

Die 13-Jährigen Burschen und Mädchen

zeigen, was sie bei dem Workshop

gelernt haben: „Nein heißt nein!“

„Ich bin

kein Täter…

…und auch

kein Opfer!“

Von Aleksandra Tulej

und Amar Rajkovic,

Fotos: Soza Jan

30 / RAMBAZAMBA /

/ RAMBAZAMBA / 31



BEI UNS SPRINGT KEINER

INS KALTE WASSER.

„Nein heißt nein!“, die Kernbotschaft ist eindeutig!

Bei den Workshops lernen die Mädchen,

selbstbewusst aufzutreten.

Die Jungs sind sich einig: Mobbing ist nicht cool.

Mädels klärt man am besten mit

Rolex, Bratan!“, verkündet der

zwölfjährige Marko breit grinsend,

während seine Klassenkollegen

links und rechts von ihm ihm eifrig zunicken.

„Außer, sie gibt dir Korb“, wirft sein Sitznachbar

Marsel ein.

„Und was machst du, wenn dir ein Mädchen

einen Korb gibt?“, fragt Coach Rick den Schüler.

„Ja, dann geh ich halt weg. Pech gehabt“, zuckt

Marko mit den Schultern.

„Ja! Genau richtig! Nein heißt nein“, applaudiert ihm Rick.

Die Message ist angekommen.

KEIN MANN OHNE ROLEX, KEINE FRAU

OHNE SCHMINKE – ODER DOCH?

Das Gewaltpräventionsprojekt „Ich bin kein Opfer – und auch

kein Täter“, das biber zusammen mit dem Österreichischen

Integrationsfonds an Wiener Mittelschulen durchführt, richtet

Das Wort

,Schwul‘

ist keine

Beleidigung.

sich an Mädchen und Burschen im Teeanger-Alter. Bis Ende

des Schuljahres werden sechs Workshops stattfinden. Rick

Reuther vom Verein „Poika“ und Renate Wenda vom Verein

„Drehungen“ sprechen mit Jugendlichen in dreistündigen

Workshops über Themen wie Selbstvertrauen, Belästigung,

Flirten, Rollenbilder, Genderkonstrukte , Körpersprache,

Grenzen, und bringen auch einige Selbstverteidigungstechniken

bei. Die Klasse wird geteilt, Mädchen und Buben

getrennt.

„Ihr lernt heute Selbstverteidigungstechniken,

die nur wir Frauen kennen“, erklärt

Trainerin Renate Wenda der Mädchengruppe

der 2b. „Yes! Ur cool“, Melissa klatscht mit ihrer

Sitznachbarin Esra ein. „Aber sagt mir zuerst

spontan, womit ihr das Wort „Frau“ assoziert?“,

fragt Renate. „Haare!“, „Make-up!“, „Pink!“,

„Schön!“, schreien die Mädchen. „Und was

fällt euch zu dem Wort „Mann“ ein?“ - „Rolex!

Friseur! Jogginghose! Arbeit! Fußball“, sind sich

alle einig. „Kann denn ein Mädchen auch Fußball

spielen?“, fragt Renate Wenda. „Ja, schon“, stimmen dem

alle zu. Die Mädchen der Klasse haben es satt, von den Burschen

immer in eine Schublade gesteckt zu werden.

NACKENSCHELLE MIT ZUSTIMMUNG

„Aber so Mann mit langen Haaren ist schwul. Das geht

nicht“ , ist sich Mert * sicher. Der Jugendarbeiter Rick erklärt

den Jungs, warum „schwul“ keine Beleidigung sein darf.

Es folgt eine Übung, bei der die Jungs ihren Sitznachbarn

LUST BEKOMMEN?

VEREIN DREHUNGEN

Kurse für Mädchen und Frauen, um Selbstbewusstsein,

Selbstvertrauen und Selbstverteidigung

zu fördern. Prävention gegen verbale, physische

und psychische Gewalt an Frauen und Mädchen.

www.verein-drehungen.at

POIKA

Verein für gendersensible Bubenarbeit in Ergänzung

und Zusammenarbeit mit Mädchenarbeit.

Poika orientiert sich an emanzipatorischen

Modellen, die es den Buben ermöglichen sollen, in

reflektierter Umgebung sich mit diversen Themen

wie Geschlechtskonstruktionen von Weiblichkeit

und Männlichkeit, Berufsorientierung, Gewalt,

Sexualität, uvm. auseinanderzusetzen.

www.poika.at

JOBS MIT

ÖSTERREICH DRIN.

32 / RAMBAZAMBA /



fragen sollen, ob sie ihn an einer Körperstelle, wie z. B. dem

Arm berühren dürfen. „Bruder, darf ich dir Nackenschelle

geben?“, fragt Marko seinen Sitznachbar. „Klar, immer Bruder.

Aber nur leicht, ok?“, „Ok, Bruder.“

„Und genau das ist Zustimmung,“ klärt Rick die Beiden

auf. Man solle davor immer fragen, bevor man eine andere

Person anfasst. Ein anderer Schüler fragt seinen Nachbarn,

ob er seine gegelten Haare berühren darf. Er bekommt

sofort ein entschiedenes „Nein“ als Antwort. Rick springt

auf, schnappt sich die Kreide und schreibt an die Tafel: „Nein

heißt nein!“.

Renate Wenda erklärt den Schülerinnen nebenan, dass

um sie herum immer ein Radius existieren sollte, den niemand

ohne ihre Zustimmung betreten darf. Sollte das doch

eintreten, zeigt die Trainerin schnell zu lernende Selbstverteidigungstechniken.

„Das ist ja ur cool!“, klatscht Fatma in

die Hände, und fügt mit ernster Miene hinzu: „Das kann man

schon gut gebrauchen, wenn man im Dunklen alleine auf der

Straße geht.“ Zustimmendes Nicken im Raum. Die Mädchen

fangen an, eine nach der anderen, über ihre Erfahrungen

mit sexueller Belästigung zu sprechen. Das Erschreckende

ist, dass so gut wie jede von den 13-Jährigen Schülerinnen

dieser Klasse schon mit Gewalt konfrontiert wurde.

Geschichten über belästigende Taxifahrer, Übergriffe seitens

älterer und gleichaltriger Männer und Mobbing im Internet

werden in die Runde geworfen. Renate macht den jungen

Frauen klar, dass sie die Schuld niemals bei sich suchen

dürfen – und gibt ihnen Tipps, wie man sich in Notsituationen

benimmt. Laut nach Hilfe schreien – das ist der wichtigste

Punkt. In den meisten Fällen ist der Täter überrascht und tritt

die Flucht an. „Durch Übungen, Informationen und Tipps und

Tricks erkennen sie, dass sie körperlich und verbal gut in der

Lage sind, sich zu schützen.“, so Renate Wenda. „Wenn ich

weiß, was ich tun kann, kann ich in grenzüberschreitenden

Situationen selbstbewusst auftreten“.

„MOBBER SIND MÖRDER“

Unter den Jungs wird das Thema sexuelle Belästigung

ebenfalls heiß debattiert: „Wie würdest du dich denn fühlen,

wenn jemand auf der Straße beim Vorbeigehen deinen

Arsch kommentiert?“, fragt Rick die anwesenden Burschen.

Er erklärt, dass Kommentare über das Aussehen anderer in

den meisten Fällen nicht in Ordnung sind – ebenso Witze auf

Kosten anderer. Das Thema Mobbing scheint in der Klasse

ein sehr präsentes zu sein. Die Jugendlichen debattieren

darüber, was es ausmacht, wo die Grenzen beim Spaßmachen

enden und dass „Witze auf Kosten anderer nicht lustig

sind.“ Rick hat jahrelange Erfahrung im sozialen Bereich und

ist begeistert von den heutigen Buben: „Super coole, aufgeschlossene

Burschen, die sicher alle ihre eigenen Rucksäcke

tragen und es nicht immer leicht im Leben haben“, resümiert

Rick hochzufrieden.

Am Schluss sind sich alle einig: Mobbing ist uncool und

geht gar nicht. Oder, wie es der 13-jährige Valentino mit

ernster Miene ausdrückt: „Denn Mobber sind Mörder“. ●

Die jungen Frauen haben es satt, von den Burschen in

Schubladen gesteckt zu werden.

Wenn ich weiß, was ich

tun kann, kann ich in

grenzüberschreitenden

Situationen selbstbewusst

auftreten.

Was ist laut, was leise?

Durch Übungen lernen die Mädchen, sich zu schützen.

ÜBER DAS PROJEKT

„Ich bin kein Opfer!“ und „Ich bin kein Täter!“ – dieses

Gefühl und Selbstverständnis stärkt biber gemeinsam

mit dem Österreichischen Integrationsfonds mit einem

gezielten „Selbstverteidigungs- und Sensibilisierungs“-

Projekt zur Gewaltprävention schon bei Schülerinnen

und Schülern. Unter der Leitung von erfahrenen Trainern

erlernen die jungen Mädchen neben körperlichen

Verteidigungstechniken auch psychologisch taktisches

Vorgehen. Gleichzeitig setzt das Projekt auf der Seite

der Burschen an – ohne mit dem Finger auf sie zu

zeigen. Mit Rollenspielen zum Thema Mobbing, sexueller

Orientierung und sexuelle Belästigung soll auf Tabu-

Themen eingegangen und das Thema der „Prävention

sexualisierter Gewalt“ erlebbar gemacht werden. So

wird sensibel ein Bewusstsein dafür geschaffen, was

sexuelle Übergriffe und Gewalt sind und wo Grenzen

überschritten werden. Im Rahmen dieser Kurse werden

den Schülern Verhaltens- und Handlungsstrategien

aufgezeigt und Gespräche auf Augenhöhe über

eigene Erfahrungen geführt. Biber schafft mediale

Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema, indem wir

breitenwirksam auf den biber-Kanälen darüber berichten:

Ob in Videos, Insta-Stories auf Social Media oder in den

Newcomer-Editionen.

DIESES PROJEKT WIRD DURCH DEN ÖSTERREICHISCHEN

INTEGRATIONSFONDS FINANZIERT

SCHRITT FÜR SCHRITT

ZUM FEINKOST-PROFI.

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Die ersten Schritte zum Feinkost-Profi –

das bietet unser Ausbildungsprogramm:

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• sanftes Onboarding in der Ausbildungsfiliale

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• Begleitendes Aus- und Weiterbildungsprogramm

mittels E-Learning, Ausbildungsplattform

oder Lernapp

• Coaching und Betreuung durch erfahrene

Ausbildner/innen

• Feedbackgespräche

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• Willkommenstag

Bewerbungen unter:

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*Gilt für Eigenfilialen der SPAR Warenhandels-AG

34 / RAMBAZAMBA /

JOBS MIT

ÖSTERREICH DRIN.



ICH BIN DAS KIND EINER

ARRANGIERTEN EHE

Ihre Eltern wurden als Teenager in

der Türkei arrangiert verheiratet.

biber-Stipendiatin Sueda Altinay

hat mit ihrem Vater über seine

Ehe und das „Lieben Lernen“

gesprochen.

Von Sueda Altinay, Fotos: Privat

Die Autorin (heute 21)

und ihr Vater

Mir war bewusst, dass meine Eltern beleidigt und

gekränkt wären, wenn ich mich geweigert hätte.

Die Vorstellung, mit einer Frau verheiratet zu sein,

erweckte eine Neugier in mir. Ich denke aber nicht, dass ich mir

tatsächlich bewusst war, welche Verantwortung eine Ehe mit

sich bringt. Ich war zu dem Zeitpunkt der Verlobung ja erst 16

Jahre alt“, erzählt mein Vater heute. Er kam Ende der Siebziger,

als er elf Jahre alt war, als Sohn türkischer Gastarbeiter nach

Wien. Sich an die neue Kultur zu gewöhnen, war besonders

für seine Eltern, die in einem türkischen Dorf ca. 150 Kilometer

von Istanbul entfernt aufgewachsen sind, eine Herausforderung.

Seine Eltern beschreibt er als streng und konservativ.

Um jeden Preis musste die Tradition behütet werden – auch in

Österreich. Die Kinder durften nicht vergessen, dass sie Türken

und Muslime waren. Die Erhaltung der Werte war meinen Großeltern

besonders wichtig. „Als mein Onkel damals eine österreichische

Freundin hatte, mit der er später eine Familie gründete,

wollte meine Mutter vermeiden, dass ich auch ein Verhältnis

mit einer Österreicherin anfange“ , erinnert sich mein Vater.

MAMA KUPPELT

Die Angst der Eltern, das Kind könne „gottlos“ werden oder

„vom rechten Weg abkommen“, war groß. Mein Großvater

war zu diesem Zeitpunkt 65 Jahre alt. Meine Großmutter war

bereits seine dritte Frau. Sein größter Wunsch war, die Heirat

und die Gründung einer eigenen Familie seines Sohnes miterleben

zu dürfen. „Mein Vater wollte unbedingt Enkelkinder

haben“, erzählt mein Vater. Also setzte sich meine Großmutter

das Ziel, nach einer potentiellen Ehefrau für meinen minderjährigen

Vater, damals 16 Jahre alt, zu suchen und nahm das

ganze Arrangement in die Hand – damals war es in der Türkei

nicht unüblich, dass die Mutter sozusagen die Kupplerin spielte.

Man bedenke aber, dass er zu der Zeit schon fünf Jahre in

Österreich lebte. Wie das für einen Teenager war, ein fremdes

Mädchen zu heiraten? Überhaupt als Teenager zu heiraten?

All das wollte ich von ihm wissen, und freute mich umso mehr,

dass er sich tatsächlich für ein Interview mit mir bereiterklärte.

Immerhin wurde das Thema „Zwangsheirat“ ja noch im letzten

Wahlkampf hochgekocht. Mein Vater betont aber mehrmals,

ihre Ehe sei keine Zwangsehe gewesen. Bei einer Zwangsehe

würden die Brautleute ohne Zustimmung vermählt werden,

bei einer arrangierten Ehe werden potentielle Partner einander

über Vermittlung vorgestellt. Hätte er oder meine Mutter

der Eheschließung nicht zugestimmt, hätte sie niemand dazu

gezwungen, wie er erzählt. Verspürte er aber seitens Eltern

den Druck, ihrem Wunsch folgen zu müssen? Als ich ihn das

frage, zögert er mit der Antwort, und nickt dann zustimmend.

Es war einfach der Status quo.

Die älteren Generationen in der Türkei haben sich größtenteils

nur über verwandtschaftliche Vermittlungen vermählt.

Liebesehen waren eher unkonventionell und wirtschaftlich

nicht von Vorteil. Beziehungen oder gar das „Daten“, wie wir es

heute kennen, gab es - zumindest in den ländlichen Gebieten

der Türkei – zu dieser Zeit einfach nicht. Dass die Eltern bei der

Partnerwahl ihres Kindes „mitmischen“, war mehr Regel als

Ausnahme. So war es auch bei meinen Eltern.

„ES GIBT EINEN JUNGEN MANN AUS

WIEN, DER UM DEINE HAND ANHALTEN

MÖCHTE“.

„In den Sommerferien 1985 sind wir in die Türkei gefahren.

Meine Mutter verkündete offen in der Ortschaft, dass sie nach

einer Ehefrau für mich suchen würde. Durch Freunde, Familie

und den Bekanntenkreis sind wir relativ schnell fündig geworden.“

Sie, zwei Jahre älter als er, schlank, schwarze Locken.

Meine Mutter, damals 18 Jahre alt, war eine gute Partie. Sie

arbeitete ehrenamtlich als Lehrerin – und

stammte aus demselben Dorf wie mein

Vater. Als die beiden einander vorgestellt

wurden, fand mein Vater sie hübsch

und war durchaus interessiert, wie er

sich erinnert. Meine Mama hingegen

war anfangs skeptisch. Ihr Vater, also

mein Großvater mütterlicherseits, hatte

ihr damals verkündet: „Es gibt einen

jungen Mann aus Wien, der um deine

Hand anhalten möchte. Er ist der einzige

Sohn der Familie. Es würde dir sehr

gut bei ihnen gehen.“ Dennoch war sie

unsicher. Fremder Mann, fremdes Land

– das schien alles so unsicher und weit

weg. Aber sie wusste, dass ihre Eltern es gut mit ihr meinten

und stimmte einem Treffen mit meinem Vater zu. Nach diesem

Treffen verschwand auch ihre Unsicherheit.

Nach einem Monat Kennenlernphase fand die Verlobung

statt. Noch im selben Sommer. In einem großen Saal, mit

Gästen und allem Drum und Dran. Als verlobter junger Mann

kehrte mein Vater nach den Sommerferien nach Wien zurück

und ging hier noch zwei Jahre lang zur Berufsschule. „Meine

Klassenkameraden wussten nichts von meiner Verlobung. Ich

hatte auch keine Freunde, mit denen ich darüber geredet habe.

Ich war ein sehr braver Junge, wenn ich nach 21 Uhr nach

Hause kam, hatte ich mit Schwierigkeiten zu rechnen.“ Meine

Mutter blieb in der Türkei.

Der schmale Grat zwischen arrangierter und Zwangsehe

Ayse Aktuna, Obfrau der Frauenvereinigung ‚Miteinander Lernen – birlikte Ögrenelim‘

„Viele junge Frauen und Männer werden überredet, eine

Ehe zu schließen. Wenn der Druck so stark ist, dass man

sich nicht klar und deutlich weigern kann, dann ist das auch

eine Art von Zwangsehe“, sagt Mag. Ayse Aktuna, Obfrau

der Wiener Frauenvereinigung ‚Miteinander Lernen – birlikte

Ögrenelim‘ . Außerdem, so Aktuna, seien Männer genauso

davon betroffen wie Frauen. Männer aber hätten im Gegensatz

zu Frauen keine großen Schwierigkeiten, ihre Freiheiten

GUT ZU WISSEN:

Arrangierte Ehe vs. Zwangsheirat

Arrangierte Ehe ist eine von den Eltern

bzw. den Verwandten initiierte Heirat,

in welcher der Ehepartner als Mitglied

einer bestimmten strategisch wertvollen

Verwandtschaftsgruppe oder sozialen

Schicht ausgewählt wird. Beide Eheleute

müssen der Ehe zustimmen. Bei

fehlender Zustimmung einer oder beider

Seiten spricht man von einer Zwangsheirat.

„WIR HATTEN JA KEIN INTERNET“

Ein ganzes Jahr über schrieben meine Eltern sich Briefe und

lernten sich so besser kennen. „Es hat zwischen uns von

Anfang an gefunkt“, erinnert sich mein Vater. „Diese Kennenlernphase

aber war sehr wichtig. Auch wenn man sich das

heute nur schwer vorstellen kann, aber so lernten wir uns nach

und nach kennen und irgendwann auch lieben.“

Dennoch meint mein Vater, dass es keine Liebe auf den

ersten Blick war. Diese entwickelte sich erst mit der Zeit. Nach

einem Jahr Briefkontakt fand dann die Hochzeit statt, wieder in

den Sommerferien, wieder in der Türkei. Nach der Hochzeit zog

meine Mama zu meinem Vater und seinen Eltern, also ihren

Schwiegereltern, nach Wien – in eine Wohnung im zweiten

Bezirk. Mein Vater hat zu der Zeit eine Lehre als Automechaniker

gemacht, sie war vorerst Hausfrau. Als meine ältere

Schwester geboren wurde, zogen meine

Eltern, damals 20 und 22 Jahre alt, in

eine eigene Wohnung. Dort führten sie

ein ganz normales Familienleben – und

lernten sich nach und nach lieben, wie

mein Vater nochmals betont.

So blieben sie 28 Jahre verheiratet,

bekamen drei Kinder und kamen gut miteinander

aus – bis sie sich irgendwann

einfach auseinanderlebten und trennten.

Ich selbst hatte nie den Eindruck,

dass die Tatsache, dass meine Eltern

arrangiert verheiratet wurden, negative

Auswirkungen auf meine Kindheit hatte.

Ich hatte das Glück, in einer liebevollen

und glücklichen Familie aufzuwachsen. Zudem waren arrangierte

Ehen in der türkischen Community einfach lange Zeit

gängig. Bloß die Reaktionen meiner österreichischen Klassenkameraden

auf die Ehe meiner Eltern zeigten mir, dass es

etwas Unübliches war. Fragen wie „Wurden sie gezwungen?“

und dann das gleich darauf folgende „Trägt deine Mutter

Kopftuch?“ habe ich mit einem Augenverdrehen beantwortet.

Meine Eltern haben sich nie in das Liebesleben ihrer Kinder

eingemischt – uns wird bei der Partnerwahl nicht reingeredet.

„Ich würde das bei meinen Kindern nie machen, außerdem

wäre das ja auch gar nicht mehr zeitgemäß. Ich vertraue schon

darauf, dass meine Kinder selbst die Entscheidung treffen können,

wen sie in Zukunft einmal heiraten wollen.“ ●

auszuleben. Da sie nicht unter strenger Kontrolle wie die

weiblichen Familienmitglieder stehen, hätten viele von ihnen

auch Beziehungen mit Frauen außerhalb der Community.

Wenn diese „verbotenen“ Beziehungen dann ans Licht kommen,

schreitet laut Aktuna oft die Familie ein: Sie fordert eine

sofortige Trennung des Paares und arrangiert eine Ehe für

den Sohn oder die Tochter. Allein an den Verein haben sich

letztes Jahr 49 Betroffene gewandt.

36 / RAMBAZAMBA /

/ RAMBAZAMBA / 37



HEY BABY

Aus dem Bauch heraus

Jelena Pantić-Panić

Yannick war genauso

schlimm wie viele

andere Kinder...

worten verschwinden lassen und wollte

stattdessen lieber zum Fußballtraining.

MEINUNG

Daddy Uncool

Wenn ich noch eine Frau sehe, die komplett

erschöpft vor mir in Tränen ausbricht,

weil ihr Mann nix tut, dann zuck ich aus.

Ihr kennt vielleicht Dutzende Männer, die

ihre Kinder im Ergobaby herumtragen,

aber glaubt mir, ihr lebt in einer Blase.

Mein Mann übernimmt die Nachtschichten,

begleitet mich zu Fotoshootings und

bespaßt unser Baby, während ich arbeite.

Er hat sich letztens frei genommen, damit

ich auf einen Kongress gehen kann – und

er ist in unserem Umfeld eine absolute

Ausnahme. Ich war bei ein paar Mamatreffen

und die Frauen dort kriechen am

Zahnfleisch daher, weil ihre Partner nicht

imstande sind, die Kinder anzuziehen und

zu füttern. Kann er sich selbst anziehen

und füttern? Super, gute Voraussetzungen,

dass er das auch bei eurem Kind schafft.

Es ist mir unbegreiflich, wie diese Männer

zusehen können, wie ihre Frauen zugrunde

gehen. Die Mütter witzeln oft darüber,

dass „sie ja zwei Kinder zuhause“ haben.

Ich finde das überhaupt nicht lustig. Wenn

ich noch ein Kind will, werde ich schwanger.

Ansonsten will ich einen Partner, der

die Herausforderung Elternschaft mit mir

Hand in Hand angeht und sich nicht hinter

peinlichen Ausreden versteckt, um der

Verantwortung zu entgehen. Vater werden

ist nicht schwer – Vater sein dagegen sehr.

PITSCHE PATSCHE NASS

Baby liebt es zu baden, und weil er jetzt gecheckt hat,

dass er nicht nur begossen wird, sondern mit

dem Wasser auch spielen kann, muss ein

Badespielzeug her. Aber Bade-Enten sind

Mainstream, oder? Das

„Origami Boot“ von Oli &

Carol hat’s mir besonders

angetan und kommt abends

im Baby-Spa zum Einsatz. Um

14,90 Euro auf kyddo.shop

KÖNIG DES DSCHUNGELS

Mein Söhnchen kann Ewigkeiten in

seinem „Dschungel“ verbringen. Da hat

er sich zum ersten Mal auf den Bauch

gedreht und den ersten Lachanfall

bekommen. Außerdem kriecht sein Papa

immer drunter, um mit ihm Selfies zu

schießen und so sehe ich meine Äffchen

gerne. Rainforest Erlebnisdecke von

Fisher-Price um 51,99 Euro bei babywalz.de

WÜST AN WICKEL?

Auch wenn man nur eine Station mit der

U-Bahn fährt: Als Mama muss man das

halbe Wohnzimmer einpacken. Und ich

wollte mich irgendwo zwischen erbärmlicher

Stofftasche und Gucci einpendeln.

Zu meiner Baby Shower habe

ich genau das richtige Geschenk

bekommen – von außen checkt kein

Mensch, dass meine Tasche voller

Schnuller und Feuchttücher ist.

Wickeltasche ALEXA von Storksak,

um 149 Euro bei tausendkind.at

Storksak, Elsa Okazaki, bereitgestellt

bereitgestellt

Der kleine Yannick hat sich schon früh für politische Diskussionen interessiert.

„Lieber

Fußball

als Diktate.“

Politiker kommen oft

genug zu Wort – aber

was sagen ihre Mütter

über sie?

Frau Lee-Schulze

erinnert sich an die

Kindheit ihres Sohnes,

Neos-Politiker

Yannick Shetty.

Von Amar Rajković

BIBER: Frau Lee-Schulze, wann merken

Sie, dass es Yannick nicht gut geht?

LEE-SCHULZE: Andere sind schlecht

gelaunt, wenn etwas nicht passt. Yannick

hingegen ist auffällig still. Dann weiß ich

sofort, dass etwas nicht stimmt.

Und wie muntern Sie ihn wieder auf?

Ach, das ist nicht so schwer. Ich spreche

mit ihm, höre zu. Yannick ist ein sehr

gesprächiger Mensch.

Mussten Sie bei Ihrem Sohn zu härteren

Erziehungsmaßnahmen wie etwa Hausarrest

greifen?

Yannick war genauso schlimm wie viele

andere Kinder. Da musste ich schon mal

mit ihm schimpfen. In der Schule hat er

immer wieder das Buch mit den Merk-

Wie kann er Sie am besten auf die Palme

bringen?

Ich bin ein extrem pünktlicher Mensch,

bei Yannick war die Sache mit der Zeit

immer schon etwas lockerer. Dafür

schätze ich vor allem sein diplomatisches

Naturell, er möchte immer Streit schlichten

und Menschen zusammenbringen.

Tatenlos über Missstände hinwegsehen,

das ist nichts für Yannick. Wir haben

schon sehr früh politische Diskussionen

in unserem Haushalt geführt, weil mein

Mann bei den Grünen tätig ist.

Aso?

Ja, das war früher ganz witzig, weil

Yannick sich bei meinem Mann (seinem

Stiefvater) aufgeregt hat, warum die

Plakate der Grünen nicht hängen.

Das heißt, die politische Laufbahn hat

sich schon früh abgezeichnet?

Er ist seit Volksschulzeiten politisch

interessiert und war auch in der Schülervertretung,

im Jugendparlament. Als

Mutter wünsche ich mir, dass er seine

Berufsausbildung abschließt, werde ihn

aber auf seinem Weg in die Politik nicht

zurückhalten. Ich bin stolz auf ihn!

Wie oft sehen Sie sich?

Da ich in Tirol lebe und er in Wien, leider

nicht mehr so oft. Dafür machen wir jährlich

eine Mutter-Sohn-Reise. Dieses Jahr

waren wir in Venedig und letztes Jahr in

Prag. Während dieser Reisen bekomme

ich dann auch einiges raus aus meinem

Sohn. (lacht)

Worin hat Yannick sein Taschengeld

investiert?

Da ich Alleinerzieherin war, konnte ich

ihm nicht viel Taschengeld geben. Er ist

immer wieder in den „Kost-Nix“-Laden

gegangen und hat dort Waren eingetauscht.

38 / BABYSTYLE /

/ RAMBAZAMBA / 39



MEINUNG

Reh-Pastete, anyone?

„Das ist Reh-Pastete, hat der Opa letzte

Woche selbst geschossen. Noch bisschen

Sauerkraut, und nimm noch das Einmachglas

mit den Gurken. Und die Erdbeer-

Konfitüre, da, noch zwei Gläser. Und da

in dieser Vodkaflasche ist Beeren-Sirup

umgefüllt.“ Jeder Besuch bei meinen

Großeltern im polnischen Dorf endet damit,

dass ich mit einem Koffer voller beschrifteter

Einmachgläser, Flaschen, selbstgejagtem

Fleisch (kein Witz), und sonstigen

Kuriositäten nach Wien reise.

Meine Erklärungsversuche darüber, dass

17 Einmachgläser meinen Ein-Personen-

Haushalt etwas überfordern, scheitern

kläglich. Die Vorstellung, dass es so etwas

wie Supermärkte gibt, und die Tatsache,

dass ich ohne ihre Gaben wirklich nicht

verhungern würde, nehmen sie als Beleidigung.

Dass ich Fleisch nur gelegentlich

esse, merken sie sich seit 27 Jahren nicht.

Die Sorge, ich hätte nicht genug zu essen,

ist hingegen konstant prävalent. Typische

Kriegsgeneration eben. Zucker wird bei

ihnen in derartigen Mengen gehortet, dass

man ein ganzes Heer davon ernähren

könnte. Aber mal ehrlich: Es ist die wohl

letzte Generation, die das drauf hat. Nicht,

weil es cool ist, sondern weil sie aus der

Not gelernt haben. Die DIY-Oats, Mason-

Jars und Pinterest-Rezepte der Millennials

können einpacken, Oma kann das alles mit

links. Aber nun zum Wichtigen:

Bitte, möchte jemand Reh-Pastete haben?

Ich hab mehr als genug.

tulej@dasbiber.at

LIFE & STYLE

Mache mir die Welt,

wie sie mir gefällt

Aleksandra Tulej

Setting-Tipp

IN DIE FRESSE

Es soll diese Menschen geben, die

sich in der Früh schminken und das

Make-up den ganzen Tag so hält.

Ich gehöre nicht dazu:

Nach einer Stunde ist

alles in meinem Gesicht

schon verwischt und

verschmiert. Gegen Mittag

nehme ich langsam die

Gestalt eines Waschbären

an. Meine Lösung: Das All

Nighter Setting Spray von

Urban Decay. Schminken,

sprühen, fertig. Hält sogar

Regen und Schnee aus,

auch bei mir. Douglas,

31€ für 118 ml.

Cooler Tipp

40 / LIFESTYLE /

Mediengeil!

Taschen-Tipp

SAUBERKUGEL

Wenn ich meinen Schlüssel

aus der Tasche fische,

picken immer drei Kilo

Fuseln, Tabakreste, Sand

vom Strandurlaub vor zwei Jahren und

Relikte des Dinosauriers, von dem ich

abstamme, dran. Die Sauber-Solution:

Einfach eine Sauberkugel in die Tasche

legen, sie nimmt all den Dreck auf und

erleichtert einem somit den Alltag.

Amazon, 9,80 €

Jeder, der „irgendwas mit Medien“ macht, kann jetzt seine

Leidenschaft mit Items aus dem „medien-geil“ online Shop ausdrücken.

Ob Handycover, Häferl, Sticker oder T-Shirts: Motivationssprüche

auf coolem Merch hat die Medienwelt gebraucht. PS:

auf www.medien-geil.at findet ihr auch Tipps zum Einstieg in die

Medienbranche und vieles mehr. Make Journalism great again –

und kauf dir das Handycover.

ALEKS BEAUTY FAIL

Ich mag Beauty-Produkte ja an sich.

Aber sie mögen mich nicht unbedingt zurück.

Diesmal: No Brows

Während sich die Kardashians dieser Welt

die Augenbrauen immer dicker schminken,

musste ich wie immer unabsichtlich in die

andere Richtung gehen. Liebe zukünftige

Aleks: Im polnischen Beauty-Salon die

Augenbrauen „ein bissi zupfen“ zu lassen

lässt dich aussehen wie Gwen Stefani ca.

1999. Minus der coolen Frisur, der Glitzersteinchen

und minus, ja äh, Gwen selbst

eben. Glück für mich, dass die 90ies gerade

ihr Comeback haben. Die Augenbrauen

ziehen da bald noch nach. Oder ich zieh sie

einfach nach. No doubt.

bereitgestellt, Marko Mestrović, Sauberkugel, mediengeil, Urban Decay

WAS FRAU BEWEGT

Mit Zero

zum Hero

Von Ivana Cucujkić-Panić und Julie Brass (Fotos)

Ein Tag, ein Auto, ein Thema. Und drei

Frauen, die losfahren, den Kopf frei

kriegen, ordentlich Gas geben und sich

austauschen darüber, was Frauen bewegt.

Diesmal: Nachhaltigkeit mit Kompromissen

/ LIFESTYLE / 41



Er konsumiert keinen Sprit, sie kein Fleisch: Büsra und der EQC haben sich auf Anhieb verstanden, nämlich nachhaltig.

Unbeschwert und fröhlich kommen die beiden mir

entgegen. Büsra Çelik und Boglárka Tóth scheinen mit

sich und der Welt im Reinen zu sein. So fühlt sich also

nachhaltig leben an? Seitdem sich die beiden Wienerinnen entschieden

haben, ohne Müll und Konsum auszukommen, gehe

es ihnen besser. Sie leben gesünder, bewusster, einfach freier.

Das Freiheitsgefühl kann ich nachvollziehen. Zum Interview

komme ich nämlich mit dem neuen EQC 400 4MATIC von

Mercedes Benz. Ein Stern von einem Elektroauto. Das Fahrgefühl

ist auch wie von einem anderen Stern. Der elegante Hüne

auf vier Rädern fährt sich ganz sanft, aber doch energisch. Ich

wollte gar nicht mehr aussteigen…

„Der Druck der Gesellschaft, etwas zu konsumieren oder

die neuesten Trends zu shoppen ist einfach weg. Es ist nicht

mehr wichtig“, so Büsra, die seit mehreren Jahren ausschließlich

secondhand shoppt und zuhause Metall von Papier, Plastik

und Glas streng trennt. Ich komme ins Grübeln und frage mich,

ob ich die Waffeln, die ich jetzt im Café bestellt habe, noch

hinunter bekomme. Die sind bestimmt nicht aus Biomehl. Aber

Büsra und Boglárka scheinen sich auch nicht daran zu stören

und bestellen ebenfalls. Wie jetzt? Der Melange ist höchstwahrscheinlich

nicht aus fair trade-Bohnen. „Ach, das ist nicht

so schlimm. Ich hab mittlerweile gar kein schlechtes Gewissen

mehr. Ich weiß, dass ich bewusst und nachhaltig lebe. Und da

geht sich auch schon mal ein Coffee to go aus. Dann lass ich

halt den Plastikdeckel weg.“

MIT LEONARDO DICAPRIO ZUR

VEGETARIERIN

Früher wäre der Plastikdeckel automatisch auf dem Kaffeebecher

gelandet und danach zusammen in einen Müllbehälter.

„Ich war ein Konsumopfer und Make-up-Freak“, gibt die Wienerin

mit türkischen Wurzeln zu. Heute braucht sie fürs Reisen

bloß einen Rucksack, ihre Hygiene deckt sie mit einem Stück

Seife und Rasierer ab. Der Restbestand des Make-up-Archivs

wird langsam aufgebraucht und durch Naturkosmetika ersetzt.

Vom Beauty-Junkie zur asketischen Naturfreundin. Und das

ist alles der Verdienst von Leonardo DiCaprio. Eine Doku des

feschen Hollywoodstars und Umweltaktivisten hat Büsra vor

Jahren zum Umdenken gebracht. „Das, was ich mir nehme, um

meine Bedürfnisse zu stillen, soll die Generationen von morgen

nicht einschränken.“

Fisch und Fleisch gehören nicht mehr zu ihren Bedürfnissen.

Zu groß seien die Umweltbelastungen durch Überfischung

oder Treibhausgase von Rinderfürzen und -rülpsern.

Da schneidet der EQC mit Null CO2-Emission merklich besser

ab als die Weidetiere.

NACHHALTIG INS NEUE JAHR

Boglárka möchte nicht auf Fleisch verzichten. Huhn und Fisch

gehören weiterhin auf ihren Speiseplan. Das holt sie sich dann

frisch vom Markt und lässt es sich in die von zuhause mitgebrachte

Tupper-Dose verpacken. Die Veränderung begann

mit einem guten Vorsatz: „Letztes Jahr zu Silvester habe

ich entschieden, nachhaltig zu leben. Das war mein Vorsatz.

Andere möchten abnehmen. Ich wollte bewusster leben“, so

die Dreißigjährige.

So wenig wie möglich Müll produzieren, das ist Boglárka am

wichtigsten. Deswegen muss das Hühnerfilet vom Markt nicht

immer bio sein, das ginge einfach sehr ins Geld. Dafür kocht

sie viel öfter zuhause und frisch. Der Lieferservice klingelt

kaum noch an der Türe, leere Plastikbehälter, Stäbchen und

Sackerln landen so erst gar nicht im Müll.

Im selektierten Müll, natürlich. Dafür

hat sich die gebürtige Ungarin einen

speziellen Mülleimer besorgt. Selbst die

Wäsche wird mit selbsthergestelltem

Waschmittel sauber. Das haut mich

erstmal um bzw. drückt mich in die Sitze,

wie der EQC, wenn ich aufs Gas trete.

Bei Elektroauto habe ich an ein gemütliches

Gefährt gedacht. Länger aufs Gas

getreten und der EQC katapultiert einen

gefühlt ins Weltall. In 5,1 Sekunden von

null auf hundert. Und das ganz ohne

draufgängerisches Motorgebrumme.

Ich verschlucke mich fast schon an

meinem Nicht-Bio-Melange vor schlechtem

Gewissen und schließe bereits innerlich

mit einem nachhaltigen Lifestyle ab.

Ob sie das ärgern würde, wenn ich mein

Mainstream-Leben zwischen Online-

Asiaten und Einweg-Wattepads beichte?

„Bei manchen gibt es keine Hoffnung. Da

sind die Lebensstile so weit auseinander,

da weiß ich, ok, mit dir werde ich in

Zukunft keinen Kontakt mehr haben.“

ZERO WASTE MIT

ABSTRICHEN

So weit wollte Bogi, wie ihre Freunde sie nennen, bei ihren

Eltern dann doch nicht gehen. Anfangs konnten diese wenig

mit dem neuen Umweltbewusstsein ihrer Tochter anfangen und

schmissen weiterhin Metalldosen ins Altpapier. „Mittlerweile

aber respektieren sie meine Hausordnung. Mein Vater hat mich

letztens auch gelobt.“

Büsra und Bogi sind sich bewusst, dass Nachhaltigkeit Zeit

und eine gewisse Disziplin fordert. Bewusstes und nachhaltiges

Leben soll in die Lebenssituation passen, so beide einstimmig.

Gutes Gewissen auf vier Rädern: Mit Null Co2 Emission ist das Gruppenbild im

Grünen eine saubere Angelegenheit.

Nachhaltiges Leben fordert Disziplin und Zeit. Mit dem EQC geht‘s schneller:

Er beschleunigt in 5,1 Sekunden auf 100 km/h - und das ganz leise.

„Meine Kollegin wollte zunächst auch keine Windeln verwenden

für ihr Baby. Als das Kind dann da war, hat sie den Plan

schnell wieder überworfen. Keine Zeit.“ Danke! Jetzt fühle ich

mich verstanden. Büsra stimmt ihr zu: „Zero waste ist extrem

schwierig umzusetzen. Und manchmal hab ich einfach Lust auf

ein Avocado-Brot, und ich bin mir bewusst, dass diese nicht

um die Ecke aus der Region stammt.“

Wir genießen die letzten Bissen Schokowaffeln aus konventionellen

Zutaten. Ich bin wohlig satt und etwas erleichtert. Ich

fühle mich nicht mehr ganz so schlecht. Symbolisch als letzte

Testfahrstrecke mit dem EQC schalte ich ins

dynamische „Sport“-Fahrprogramm und mache

eine nachhaltige Einkaufstour zum Bauern aus

der Region, wo ich das Bio-Schnitzel fürs frisch

gekochte Abendessen besorge. ●

Der SANFTE HÜNE

Still, energisch, elegant

Unser Testwagen: EQC 400 4MATIC

Elektroantrieb (auto.ED); 180km/h; 5,1 s 0-100

km/h; CO2-Emission: 0 g/km, Stromverbrauch

(NEFZ): 20,8 - 19,7 kWh/100km, Reichweite

(NEFZ): 445 - 471km

Ausstattung: MBUX Mercedes-Benz User

Experience, Mercedes Me, Mercedes Me Charge,

ECO Assistent

Dieses Auto wurde im Rahmen einer Kooperation mit

Mercedes zur Verfügung gestellt.

42 / LIFESTYLE / / LIFESTYLE / 43



HOCH

SENSIBEL

Ist Hochsensibilität ein Instagram-Trend, ein ernsthaftes

neurologisches Phänomen oder einfach nur

Ausrede für irrationales Verhalten? Drei junge Frauen

erzählen darüber, wie es sich anfühlt, mehr zu fühlen.

Von Jelena Colic, Fotos: Maximilian Salzer

Hochsensible fühlen mehr

als andere Menschen.

Superkraft oder Bürde?

Als ich vor der Venus von Botticelli in Florenz

gestanden bin, habe ich geweint, weil das

Gemälde so schön ist“, erzählt mir Sophie. Beim

Musik-Eignungstest für die Pädagogische Hochschule

hatte die 25-jährige Pädagogin und Fotografin ein

Blackout beim Klaviervorspielen, obwohl sie gut vorbereitet

war. Eine dort anwesende Professorin hat ihr vorgeschlagen,

sich in Hochsensibilität einzulesen – und Sophie fand endlich

eine Erklärung für ihre „Besonderheit.“ Auf ihrem Instagram

Account „ssein“ spricht sie offen darüber und will ihren über

Followern Mut machen, Hochsensibilität als Superkraft anzusehen.

Sophies Instagram-Feed besteht nicht nur aus ästhetischen

Bildern, sie geht in ihren Captions und Stories auch

offen damit um, wenn es ihr nicht gut geht. Es geht nicht

darum, die heile Instagramwelt aufrechtzuerhalten. Sondern

darum, offen zu der Verletzlichkeit zu stehen und es in einer

Art digitalem Tagebuch festzuhalten. So erzählt sie auf dem

Kanal offen darüber, dass sie als Lehrerin der Gedanke vor

dem bevorstehenden Elternabend in Panik versetzt, oder

welche Alltagssituationen sie überfordern.

Gleichzeitig teilt sie mit ihren Followern auch

fröhliche Tanz-Videos, wenn ihre Laune ein

Hoch erlebt.

Bloggerin, Autorin und Aktivistin dariadaria

tut es ihr gleich. In zahlreichen Instagramstories

erzählt sie vom Leben als Hochsensible.

Dariadaria spricht darüber, wie schwierig es

ist, als HSP (hochsensible Person) gleichzeitig

politisch engagiert und Aktivistin zu sein.

Sie ist oft mit Situationen konfrontiert, die

Unbehagen in ihr auslösen, wie vor einem

großen Publikum sprechen oder mit Menschen

zu interagieren, die weniger empathisch

sind als sie selbst. In ihren Stories erklärt sie

aber auch wissenschaftlich Hochsensibilität

und erklärt, dass erhöhte Stresshormonwerte

üblich bei HSP sind und HSP öfter an Migräne

US Forscherin und Psychologin

Elaine Aron ist Pionierin

auf dem Gebiet der

Erforschung von Hochsensibilität.

1995 erforscht sie

die „sensory processing

sensitivity“ und prägt mit

ihrem Buch „The Highly

Sensitive Person (HSP) –

How to Thrive When the

World Overwhelms you“

maßgeblich das Verständnis

von Hochsensibilität.

Aron geht davon aus, dass

15-20% der Bevölkerung

hochsensibel sind.

oder chronischer Müdigkeit leiden, als nicht hochsensible

Personen. Mit ihren informativen Stories leistet sie Aufklärungsarbeit

und möchte den Begriff Hochsensibilität entstigmatisieren.

Tatsächlich: Immer mehr Instagrammer „outen“ sich als

Hochsensibel – psychische Gesundheit wird in den letzten

Jahren zunehmend wichtiger. Psychische Erkrankungen werden

in den Alltag integriert und weniger als Krankheit oder

Abnormalität betrachtet als noch vor einer Dekade. Aber wo

ist die Grenze zwischen #selflove, #selfcare und einer ernsthaften

neurologischen Diagnose?

SUPERKRAFT ODER BÜRDE?

„Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern ein Wesensmerkmal.

Deshalb braucht es keine Diagnose. Hochsensible

können durch Selbstfürsorge und Selbstführung lernen,

mit der hohen Sensibilität umzugehen“, erklärt Iris Lasta,

psychologische Beraterin und Coach. In ihrer Praxis erklärt

Lasta Hochsensiblen in geschütztem Rahmen, dass sie in

Ordnung sind, so wie sie sind und stärkt

somit ihr Selbstbewusstsein. Leugner der

Hochsensibilität glauben immer noch, dass

Hochsensibilität nur ein übersteigertes Maß

an Emotionalität bedeutet und keine Berechtigung

hat. Mehrere Studien von der amerikanischen

Psychologin und Pionierin auf dem

Gebiet der Hochsensibilität Elaine Aron durch

funktionale MRT beweisen aber, dass jene

Areale im Gehirn, die für Empathie, Wahrnehmungsfähigkeit

und Handlungsplanung

verantwortlich sind, bei Hochsensiblen eine

höhere Aktivität anzeigen, als bei nicht Hochsensiblen.

Was laut dieser Erklärung eigentlich

Hochsensible zu „fähigeren“ Menschen

machen sollte, als Nicht-Hochsensible. Aber

von außen wird es oft anders betrachtet.

Wie negativ konnotiert das Wort sensi-

44 / / RAMBAZAMBA MIT SCHARF / /

/ RAMBAZAMBA / 45



„Du bist zu nah am Wasser gebaut“ bekommen Hochsensible

oft zu hören.

bel ist, weiß auch Julia. Die junge Frau mit

einem Abschluss in Medienmanagement

hatte es in ihrer Kindheit nicht leicht. „Meine

Mama wurde oft sehr laut. Weinen war in

meiner Familie ein absolutes No-Go. Ich

habe mich aber immer schon durch Weinen

ausgedrückt“, erinnert sie sich. Während

ihrer ganzen Kindheit und Jugend musste

sie sich Sprüche wie „Du bist zu nah am

Wasser gebaut.“ anhören. Dass sie überdurchschnittlich viel

weint, war ihr peinlich und hat dazu geführt, dass Julia sich

isoliert hat.

Primar Prof. Dr. Aigner ist Leiter der klinischen Abteilung

für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin am Klinikum

in Tulln und setzt sich speziell mit dem Zusammenhang

zwischen Hochsensibilität und psychischen Erkrankungen

auseinander. Aus seiner Arbeit geht hervor, dass Hochsensibilität

als Persönlichkeitseigenschaft ein Risikofaktor für

die Entwicklung psychischer Erkrankungen sein kann. Die

Gründerin des „hochsensitivnetzwerk von hsp für hsp“ Mag.

Sabine Knoll ergänzt dazu: „Hochsensible können natürlich

psychisch krank werden wie alle anderen. Wenn sie eine

glückliche Kindheit hatten, haben sie jedoch kein größeres

Risiko an Depressionen zu erkranken als Nicht-HSP. Bei einer

Die Menschenmengen,

laute

Musik – ich war

einfach überreizt.

schwierigen Kindheit, besteht allerdings schon ein höheres

Risiko für psychische Erkrankungen.“ Julia ist durch Zufall

mit Anfang 20 auf Hochsensibilität gestoßen und hat sich

endlich abgeholt gefühlt. „Ich habe endlich verstanden, was

mit mir los ist. Jeden Sonntag nach dem Fortgehen ging es

mir schlecht, ich habe viel geweint und brauchte lange, um

mich zu erholen. Die Menschenmengen, laute Musik - ich

war einfach überreizt“, schildert Julia ihre Erfahrungen.

Auch die Trennung von ihrem damaligen Freund konnte sie

elf Monate lang nicht verarbeiten. Das war der Punkt, an

dem sie wusste – es muss was passieren. Mit Hilfe eines

Therapeuten und Einlesens in die Hochsensibilität hat sie

ihre Routine geändert und ihr Leben an ihre Hochsensibilität

angepasst. „Ich lebe nach meinen Bedürfnissen und

habe emotionalen Abstand zu toxischen Leuten in meinem

Umfeld. Es sind aber auch simple Dinge wie dass ich regelmäßig

esse und hungrig keine Entscheidungen treffe“, lacht

die 28-Jährige.

„ES IST, ALS KÖNNTEST DU GEDANKEN

LESEN“

Für viele Nicht-Hochsensible sind Aussagen wie „Ich spüre,

dass es dir nicht gut geht“, ohne was gesagt zu haben, nur

schwer nachvollziehbar. Durch ihre große Reizoffenheit können

Hochsensible aber auch ihre erweiterte Wahrnehmung

nutzen und sind oft sehr intuitiv. „Es reicht schon, wenn ich

im Supermarkt bin und jemanden sehe, der grantig ist und

einen anderen der traurig ist. Ich komme raus, fühle mich

elend - als ob mich eine Gewitterwolke begleitet. Es ist, als

könntest du Gedanken lesen“, wundert sich Julia. Mit seinen

Gefühlen beim anderen zu sein und die Außenorientierung

sind sehr typisch für HSP. Das führt aber auch dazu, dass

HSP nie ganz bei sich sind und sich schnell

verloren fühlen. Das Gute an ihrer Intuition

ist laut Julia aber: „Du weißt immer, was auf

dich zukommt.“

Bei Freelance Visual Designerin Ronja

ist das sehr ähnlich. „HSP brauchen und

suchen die Gesellschaft anderer Menschen,

aber gleichzeitig brauchen sie sehr viel Zeit

für sich zum Regenerieren. Ich ziehe sehr

viel Energie aus Treffen mit anderen. Je

nachdem, wie er oder sie drauf ist, nimmt mich das positiv

oder negativ mit.“ Beraterin und Coach Iris Lasta sieht in

einem großen Schwanken zwischen dem Bedürfnis nach

Austausch und Zeit zum Alleinsein, dass der oder die HSP

mit sich selbst noch nicht gut im Kontakt ist.

IST (HOCH)SENSIBEL EIN

SCHIMPFWORT?

Schon von klein auf heißt es, dass wir und doch nicht so

anstellen sollen und stark für die böse Welt da draußen sein

müssen. Uns wird eingetrichtert, wir sollen wenig bis keine

Gefühle zeigen, damit wir erfolgreich werden. Das Arbeitsleben

ist hart. Viele haben gerade deshalb Angst, in unserer

Leistungsgesellschaft Schwäche zu zeigen. „Du Sensibelchen“

ist negativ behaftet und für viele immer noch ein stark

weibliches Thema. Eine kurze Google Bildersuche bestätigt

es: Gibt man sensible Haut ein, werden ausschließlich weibliche

Gesichter mit roten Flecken gezeigt. Als alternativer

Vorschlag wird „dünnhäutig“ geboten. Es zeigt sich erneut,

dass das gängige Narrativ über Sensibilität geändert werden

muss. Sensibilität in all ihren Formen wird im gängigen Diskurs

immer noch als ein starker Nachteil gesehen. Hochsensiblen

wird vorgeworfen, es nur als Vorwand zu nutzen und

Kritiker schieben es ins Esoterik-Eck zusammen mit Kaffeesatzlesen

und Wunderheilern.

Bei allen HSP, mit denen ich gesprochen habe, zieht

sich die unglaubliche Erleichterung durch, zu wissen, dass

sie nicht alleine sind. Die Tatsache, dass ihr hochsensibles

Wesen kein Defekt ist, sondern zu ihnen gehört wie ihre

braune Haarfarbe oder grüne Augen – ist für viele sehr wichtig

und schützt davor, sich zu isolieren.

IT’S A MAN SENSITIVE’S WORLD

„Ich habe den Eindruck, dass die heutige Arbeitswelt keinen

Platz für solche Emotionen lässt und das nicht einmal, wenn

du dich bei einer NGO bewirbst, die eigentlich mit sensiblen

Themen Tag für Tag zu tun hat“, klagt Ronja. Eine Forschungsarbeit

von Elaine N. Aron aus 2018 in Großbritannien

zeigt, dass unter Kindern und Jugendlichen bereits 20-35%

hochsensibel veranlagt sind. Die steigende Tendenz bedeutet,

dass sich Arbeitgeber*innen darauf einstellen müssen.

Mag. Sabine Knoll leitet den Lehrgang „Experte*in für HSP“

am WIFI Wien. Seit 2013 gibt es den Lehrgang und seit 2017

gibt es die Möglichkeit, die Module auch einzeln zu absolvieren.

Gedacht ist der Lehrgang für Menschen in beratenden

und begleitenden Positionen, wird aber auch von Privatpersonen

besucht, die mehr über sich oder ihr hochsensibles

Kind erfahren möchten. Ziel des Lehrganges ist es, Hochsensibilität

als Chance und Potential zu sehen und zu lernen, wie

einem Burnout vorgebeugt werden kann.

„Es braucht mehr Soft Skills und Spirit in der Wirtschaft.

Wir brauchen eine Veränderung. Die jüngere Generation lebt

das schon. Eine HSP kann ein großer Gewinn für eine Firma

sein, wenn sie am richtigen Platz fernab eines Großraumbüros

sitzt und möglichst keine Reizüberflutung erfährt“, erläutert

Knoll zum Thema der Vereinbarkeit von Hochsensibilität

und Berufsleben. Laut Knoll betrachten HSP eine Firma meist

wie ihre eigene und geben immer 100%.

„Sensibilität ist ein so feiner Wesenszug, der viel ermöglicht.

Es ist schade, wenn Menschen darunter leiden und

sich verstellen müssen, anstatt ihre Fähigkeiten zu genießen.

Besonders in sozialen und kreativen Berufen kann stark von

der Hochsensibilität profitiert werden.“ Obwohl wir uns in

der Kindheit noch an Rotkäppchen und den Wolf im Schafspelz

erinnern, ist der Grundtenor in unserer Gesellschaft

aber heute eher: Schaf im Wolfspelz – innen sanft und nach

außen aber hart. Das Innere nie nach außen kehren lautet die

Devise. Am besten wir entfernen uns komplett von Fabeln

und wenden uns der Realität zu und sind gleichzeitig sanft

und stark – Wolf und Schaf. ●

Am besten, wir sind gleichzeitig sanft und stark.

HOCHSENSIBILITÄT UND

PSYCHISCHE BEEINTRÄCHTIGUNGEN

Karin Novi ist Mitbegründerin des Vereins SAG

7 – Sensibel Achtsam Gefühlvoll. SAG7 hat es sich

zur Aufgabe gemacht, einen Austausch zwischen

Hochsensiblen zu schaffen und sich gegenseitig auch

zur Selbsthilfe zu ermutigen. In einem 12-Schritte-

Programm darf jede*r Teilnehmer*in in der anonymen

Gruppe teilen, was ihm/ihr guttut. Es ist eine Anlaufstelle

für Personen, die sich wegen ihrer Hochsensibilität

überfordert fühlen. Gemeinsam soll die Resilienz

erlernt werden und wie man sich abgrenzen kann.

„HSP haben eine intensive und detaillierte Wahrnehmung.

Sie nehmen alles auf wie ein Schwamm – egal

ob Gerüche, Geräusche oder Lichter. Das kann man

nicht abschalten“, fügt Karin Novi hinzu. Frau Novi

ist wegen eines tragischen Schicksalsschlages in die

Psychiatrie gekommen und hat 2014 dort bei einem

Vortrag das erste Mal von Hochsensibilität gehört.

Nachdem sie das erste Buch dazu gelesen hat, fühlte

es sich so an, als ob sie ihre eigene Biografie in den

Händen hält. „Erst dann konnte mein Genesungsprozess

beginnen. Zu wissen, dass ich zu einer Minderheit

gehöre, hat mir sehr geholfen. Meine ständige

Überreizung war die Ursache für meine psychische

Beeinträchtigung und mein Suchtverhalten“, so die

Vereinsgründerin aus dem Waldviertel.

46 / RAMBAZAMBA /

/ RAMBAZAMBA / 47



WWW.SOZIALESENGAGEMENT.INFO

MEDIAPLANET · 32

KINDERRECHTE

Happy Birthday Kinderrechte

Der 20.11.1989 ist der Tag, an dem die Vereinten Nationen gemeinsam ein Dokument zu den Rechten

von Kindern unterzeichnet haben. Dieser Tag wurde dieses Jahr weltweit und von den Kinderfreunden

zum 30. Mal gefeiert.

SPONSORED

Jedes Land, das bei der UNO unterzeichnet

hat, muss die Kinderrechte

dann noch im eigenen Parlament

verabschieden, ratifizieren. Das haben

mittlerweile alle Länder mit Ausnahme

der USA gemacht.

Man könnte denken: na wunderbar! Fast

alle Länder bekennen sich zu den Kinderrechten.

Das ist doch die beste Grundlage,

um die Lebensbedingungen von Kindern

zu verbessern! In der Theorie stimmt das

wohl, aber die Praxis sieht leider anders aus.

Schauen wir uns dazu die drei „Säulen“ der

Kinderrechtskonvention an. Also jene Bereiche,

in denen die über 45 einzelnen Artikel

der Kinderrechtskonvention zusammen

gefasst werden können.

Mag a Daniela Gruber-Pruner

Pädagogische Leiterin der

Österreichischen Kinderfreunde

#Soziale Verantwortung, November 2019

Alle Kinder haben das Recht auf

umfassenden Schutz

Wir Kinderfreunde würden sagen:

einander halten

Wir wissen, dass noch nie soviele Menschen

wie aktuell weltweit auf der Flucht sind. Das

ist speziell für Kinder verheerend. Sie haben

kein sicheres Zuhause, keine Schulbildung,

oft Mangel an Nahrung etc. Aber nicht

nur weit weg, auch in Österreich gibt es viele

Kinder, die tagtäglich Opfer von Gewalt werden.

Noch immer ist nicht bei allen bekannt,

dass Gewalt in der Erziehung in Österreich

gesetzlich verboten ist.

Alle Kinder haben das Recht,

sich bestmöglich entwickeln

zu können

Wir Kinderfreunde würden sagen:

sich selbst entfalten

Nur wenn man sich sicher fühlt, kann man

sich auch entfalten. Wenn eine Familie in

Armut lebt und nicht weiß, wie sie das Ende

vom Monat schaffen soll, dann wird wenig

Energie und vor allem kein Geld dafür

da sein, die Kinder zu fördern. Freizeitangebote,

Hobbies, Ferien, aber auch Therapieplätze

und Nachhilfe … das alles kostet auch

Geld und viele Kinder haben daher keinen

Zugang dazu.

Alle Kinder haben ein Recht,

gehört und beteiligt zu werden

Wir Kinderfreunde würden sagen:

gemeinsam gestalten

Wir Erwachsene sind oft so erzogen worden,

dass ein Erwachsener angeschafft hat

und wir meistens widerwillig befolgt haben.

Wenn wir aber wollen, dass Menschen in der

Gemeinschaft Verantwortung übernehmen

und nicht nur mitlaufen, dann muss man sie

auch einbinden. Und das geht von klein auf.

Wenn man früh lernt, die eigenen Bedürfnisse

zu erkennen, aber auch die von anderen

zu respektieren, wird das Zusammenleben

umso besser funktionieren.

Die Grundidee der Kinderrechte ist, zusammengefasst,

dass jedes einzelne Kind

eine glückliche Kindheit hat und ein gutes

Leben führen kann. Und zwar unabhängig

davon, wo auf der Welt und in welche Familie

es geboren wurde. Das bedeutet weiters,

dass Entscheidungen, die in der Politik getroffen

werden, immer auch auf die Auswirkungen

auf Kinder und Jugendliche überprüft

werden müssen.

Im Fachchargon heissen diese Prinzipien:

Nichtdiskriminierungsgebot und Kindeswohlvorrangigkeitsprinzip.

Wenn wir

nun die Ziele und Inhalte der Kinderrechte

wissen, aber die Lebensrealität vieler Kinder

vor Augen haben, dann klafft eine unerträgliche

Kluft dazwischen.

Die UNO hat einen Mechanismus eingerichtet,

um die Staaten permanent anzuhalten,

Maßnahmen zur Verbesserung der

Situation der Kinder im jeweiligen Land zu

erwirken. Dazu wurde der UN-Kinderrechte-Ausschuss

eingerichtet. Er besteht aus

30 ExpertInnen weltweit, die mehrmals

im Jahr für einige Wochen zusammenkommen.

Jedes Land hat sich verpflichtet,

alle 5 Jahre an diesen Ausschuss einen

Staatenbericht abzuliefern, in dem die Anstrengungen

der jeweiligen Regierung beschrieben

sind. ■

Bleiben Sie in Kontakt: @MediaplanetWorld @austriamediaplanet

Industry Manager: Raphael Kindl, Claudia Auer · Projekt Managerin: Irina Fehringer · Business Developement Manager: Florian Rohm · Editorial Manager: Nieves Simon

Layout: Daniel Pufe · Managing Director: Sophia Rüscher, MBA · Medieninhaber: Mediaplanet GmbH · Bösendorferstraße 4/23 · 1010 Wien · ATU 64759844 · FN 322799f FG Wien

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FOTOS: ZVG, VGN; ISTOCK/ PUNNARONG

FOTOS: MISSIO; ISTOCK/ PUNNARONG

#JUGENDAKTION

Missio

Jugendaktion bringt

Jugendliche weltweit zusammen

Jugendliche in Österreich setzen sich für Jugendliche

in den Ländern des globalen Südens ein: Das passiert

im Rahmen der Jugendaktion, einer missionarischen

Initiative, die Missio Österreich vor über

40 Jahren ins Leben gerufen hat.

SPONSORED

Missio will ein starkes Signal in

die Gesellschaft senden und gemeinsam

mit der Katholischen

Jugend junge Menschen für

wichtige Themen wie soziale Verantwortung

und globale Zusammenhänge sensibilisieren.

Unter dem Motto „Einfach köstlich.

Doppelt gut.“ sollen im Rahmen der

Jugendaktion 2019 heuer 2,1 Millionen

Schokopralinen und 56.000 Packungen

Fruchtgummitierchen von Jugendlichen

verkauft werden.

Gemeinsam gegen

Ungerechtigkeit

Missio-Nationaldirektor Pater Karl Wallner:

„In Zeiten von Greta Thunberg und Fridays

for Future haben viele Jugendliche schon

einen Sensus für Themen die uns alle betreffen.

Die Jugendaktion appelliert an unsere

gemeinsame Verantwortung als Christinnen

und Christen, gegen jede Form von

Ungerechtigkeit aktiv zu werden. Auf der

Basis des christlichen Glaubens setzen wir

von Missio Österreich mit der Jugendaktion

auch ein Zeichen für fairen Handel und

soziale Verantwortung.“

Für Jugendliche in

den ärmsten Ländern

„Die Jugendaktion setzt ein starkes, missionarisches

und nachhaltiges Zeichen.

Sie macht unsere christliche Nächstenliebe

und unsere soziale Verantwortung konkret

erfahrbar. Wir wollen junge Menschen

in Österreich motivieren, sich mit der Kirche

auf der ganzen Welt zu solidarisieren

und etwas für Jugendliche in den ärmsten

Ländern der Welt zu tun“, betont Wallner. ■

Einfach köstlich:

Die Schokopralinen und die sauren

Bio-Fruchtgummitierchen sind

einfach köstlich!

Die Welt FAIRändern:

Mit dem Kauf der fair gehandelten Jugendaktionsprodukte

verbessern wir die

Lebens- und Arbeitsbedingungen benachteiligter

Produzentinnen und Produzenten

in Afrika, Asien und Lateinamerika.

4

gute Gründe,

um bei der Jugendaktion

mitzumachen:

www.jugendaktion.at

Soziale Verantwortung (er)leben:

Durch den Verkauf der fairen Schokopralinen

und Bio-Fruchtgummitiere

schaffen wir Bewusstsein und setzen ein

starkes Zeichen für Nachhaltigkeit und

soziale Verantwortung.

Naschen wird zur „süßen Tat“:

Der Reinerlös der Jugendaktion 2019

kommt Kindern und Jugendlichen in

Myanmar, Kenia, Indien und Burundi,

außerdem einem Bildungsprojekt der

Katholischen Jugend Österreich zugute.



Turban statt Krönchen.

Ramtamtam…

Im Dreivierteltakt

nehmen die Wiener

Schwung für die Ball-

Saison. biber hat Sissis

Outfit fürs Tanzparkett

neu interpretiert. Franz

hätt’ das sicher fesch

gefunden.

Bluse: H&M 19,99 €

Rock: H&M 39,99 €

Tasche: H&M 9,99 €

Ohrringe: H&M 4,99 €

Kopfband: Tribbe Hats

by Blanka 100 €

Fotos: Julie Brass

Model: Taibeh Ahmadi/ Wiener Models

Styling: Mirza Sprecakovic

Make-up & Haare: Julia Marinics

Text & Produktion: Ivana Cucujkic-Panić

Danke an das Albertina Museum und

www.meinelocation.at !

Sissi

arabesk

50 / MIT SCHARF /

/ MIT SCHARF / 51



Der Debütantinnen-Traum

in modernem Blassrosa

Kleid: Bugaric 520 €

Mantel: M Missoni 352 €

Kette: H&M 24,99 €

Derwisch im Dreivierteltakt

Kleid: H&M 29,99 €

Rock: H&M 39,90 €

Leggings: H&M 9,99 €

Kette: Lanvin, Stylist’s own

Boots: United Nude Vienna. 339 €

52 / FASHION /

/ MIT SCHARF / 53



Aber, Franz! So lang hast du doch

gar nicht warten müssen…

Body: Diesel 90 €

Korsett: Dritan 180 €

Rock: Bugaric 220 €

Turban: Tribbe Hats by Blanka 200 €

Ohrringe: H&M 9,99 €

Das Tüllkleid für moderne Prinzessinnen

Body H&M 24,99 €

Kleid Bugaric P.a.A.

Schuhe United Nude Vienna 265 €

54 / MIT SCHARF / / FASHION / 55



„Kartoffelsalat verstehe ich nicht!“

ANTM-Gewinnerin Taibeh Ahmadi im Interview

Von Ivana Cucujkic-Panić, Foto: Soza Jan

LEHRERINNEN

Ehrlich, anständig, von reinlichem Charakter

– das bedeutet ,Taibeh‘ auf Arabisch.

Einen treffenderen Namen hätten

die Eltern der Gewinnerin von Austria’s

Next Topmodel 2019 nicht geben können.

Das biber trifft beim Foto-Shooting

auf eine schüchterne, sehr zurückhaltende

23-Jährige, die ihre Worte aufrichtig

wählt und nur zögerlich ausspricht.

Dabei wollen wir nur ein Interview mit

dem Model-Shootingstar Österreichs

führen. Mehr über sie erfahren. Ihre

Hobbies, Persönliches. Was Journalisten

eben so fragen.

Doch genau darauf hat Taibeh

Ahmadi nur wenig Lust. Zu viele Informationen

gäbe es schon über sie und ihr

Leben. Die mehrwöchigen Dreharbeiten

zur Puls4-Show ‚Austrias Next Topmodel‘,

die im November über Österreichs

Bildschirme lief, waren sehr lehrreich,

aber auch anstrengend und teilweise

belastend. Das ganze Land wisse nun,

dass sie vor vier Jahren von Afghanistan

nach Österreich geflohen ist, ihre Familie

in der Heimat zurücklassen musste.

Das im Iran geborene Model möchte

ihre Vergangenheit hinter sich lassen

und nach vorne sehen. In ihre Zukunft

als Model. Natürlich juckt es uns in den

Fingern, nachzubohren. Biber respektiert

den Wunsch natürlich und wird die

quotensteigernde Flüchtlingsstory nicht

weiter penetrieren. Dazu spuckt Google

eh genug aus. Apropos Ausspucken:

Das würde Taibeh mit Kartoffelsalat,

einer kulinarische Unart, mit der sich die

Neo-Wienerin so gar nicht anfreunden

kann….

BIBER: Taibeh, was ist denn so schlimm

an Kartoffelsalat?

TAIBEH: Das ist doch kein Salat. Da ist ja

kein Gemüse drin. Es sind Kartoffeln. Das

verstehe ich einfach nicht. Leberkäse

und Wurst mag ich auch nicht.

Was fehlt dir an der österreichischen

Küche?

Mir fehlt die Vielfalt an Lebensmitteln

aus meiner Heimat, die Süßigkeiten. Am

meisten vermisse ich die frischgepressten

Säfte wie Mangosaft oder Wassermelonensaft.

Als du nach Wien gekommen bist, gab

es etwas, das dich an der Stadt überrascht

hat?

Die Stadt Wien kümmert sich um Arme

und Obdachlose. Das ist in meiner Heimat

nicht so. In Österreich gibt es keine

Kinder, die auf der Straße leben müssen.

Das hat mich überrascht.

Was ist für dich typisch Wien?

Auf jeden Fall die Laune der Wiener, die

sich mit dem Wetter ändert. Wenn die

Sonne scheint, sind alle happy. Wenn es

regnet oder schneit, sind die Leute sehr

grantig und gar nicht gut gelaunt. Das

hat leider abgefärbt. Da bin ich auch eine

typische Wienerin.

Ist Wien deine neue Heimat?

Ich würde schon sagen, dass Wien mittlerweile

mein Zuhause ist.

Was macht es zu deinem Zuhause?

Das Heimweh. Nach den Dreharbeiten in

Monaco konnte ich es kaum erwarten, in

Wien zu landen und durch die Stadt zu

spazieren. Zum Donaukanal zu gehen,

wo die jungen Leute sitzen, trinken, sich

unterhalten. Es erinnert mich sehr an

meine alte Heimat.

Erinnert dich Wien an deine alte Heimat?

Ja, sehr. Ich treffe oft auf dieselbe Kultur

und Mentalität. Dadurch fühle ich mich

frei hier.

Auch nach deinem Sieg bei Austrias Next

Topmodel und der Öffentlichkeit, in der

du nun stehen wirst?

Ich werde total oft auf der Straße

erkannt, die Leute wollen Fotos mit mir

machen. Ich bekomme viele Komplimente.

Das freut mich sehr. Aber die

Menschen wollen auch viel von mir

erfahren. Das ist mir dann zu viel.

Was wollen die Leute wissen?

Viele fragen mich, welche Religion ich

habe, wo ich wohne, was ich arbeite.

Woher mein Freund kommt, oder was

er arbeitet, werde ich auch gefragt. Das

belastet mich. Ich bekomme da viele

Nachrichten dazu auf Social Media.

Wie geht es dir damit?

Taibeh: Ich finde das sehr komisch und

belastend. Es ist einfach zu privat. In

der Sendung wurde genug über mein

Privatleben geredet, was mir passiert

ist, meine Flüchtlingsgeschichte. Ich hab

das zwar selber erzählt, aber irgendwann

war das zu viel. Jetzt wissen alle,

wo und wann ich geboren bin, wo ich

gelebt habe, was mit meiner Familie ist.

Das hab ich alles selber preisgegeben.

Und jetzt möchte ich einfach nicht mehr

darüber reden. Ich möchte hier jetzt

eine Grenze ziehen und in die Zukunft

schauen. Das Fluchtthema ist für mich

abgeschlossen.

Alles klar. Was würdest du als Model

niemals machen?

Nackt-Shootings!

Dein großes Ziel als Model?

Mein Traum wäre, auf der Londoner

Fashion Week zu laufen!

Wir drücken dir die Daumen dafür. Danke,

dass du trotzdem mit uns geplaudert

hast!

Christoph Liebentritt

AUFGEPASST!

Durchs Reden kommen die Leute

zusammen – egal wo sie herkommen.

Aus diesem Grund möchte biber Sie

zusammen mit AsylwerberInnen an

Ihrer Schule besuchen!

Dort werden SchülerInnen und

die geflüchteten Menschen in lockerer

Atmosphäre über Flucht, Krieg und das

Leben in Österreich diskutieren.

Damit sollen Vorurteile abgebaut und

Gemeinsamkeiten aufgezeigt werden.

Wenn Sie mit Ihrer

Klasse teilnehmen

möchten, bitte eine

kurze E-Mail an

rajkovic@dasbiber.at

Das Angebot gilt für alle AHS,

HAK, NMS-Schulen in Wien! Die

Besuche sollen von März bis

Juni 2020 stattfinden.

56 / FASHION /



MEINUNG

Wer hilft mir

rund um meine

Ausbildung?

SO SEHEN SCHULEN

IN SYRIEN AUS.

EIN STÜCK AUS

MEINEM HERZEN

Ich bin 13 Jahre alt und lebe seit vier Jahren in Österreich.

Da ich in Syrien sowohl am Land (Dorf in der Nähe von Idlib),

als auch in der Stadt die Schule besucht habe, möchte ich

euch kurz die Unterschiede erklären.

In der Stadt tragen sowohl Mädchen als auch Buben eine

Schuluniform. Mädchen tragen ein blaues Kleid und die

Buben eine blaue Hose. Dazu ein weißes Hemd. In der Stadt

gingen nur 20 Schüler in meine Klasse, im Dorf war das viel

schlimmer. Dort waren wir über 30. Wir mussten uns auch

zu dritt einen Tisch teilen und die Klasse war nicht so sauber

wie in der Stadt. Es gab keine Putzfrau, die sich darum

gekümmert hat. Meine Klassenkameraden trugen auch keine

Uniform. Wir hatten nie genug Bücher für alle Schüler, und

das war auch schon vor dem Krieg so. Wir saßen in unseren

Jacken im Unterricht und haben gefroren.

Ich habe einmal meine Hausübung in der Schule am Land

vergessen. Dann kam die Lehrerin mit einem Holzstock und

schlug mir fünf Mal auf die offene Hand. Ich habe geweint.

Aber ich hatte noch Glück. Meine Schwester bekam, weil

sie einen halben Punkt zu wenig beim Test hatte, ordentlich

Schläge. Ihre Hand war blau davon. Wir konnten aber keine

Anzeige machen, weil es im Dorf zu wenig Polizei gab.

Wir saßen im Dorf in der Mittelschule alle getrennt voneinander.

Buben und Mädchen. Es gibt keine männlichen Lehrer,

das war in der Stadt viel besser. Dort kann man viel besser

lernen. Es gibt genug Bücher für alle und die Klassen sind

immer sauber. Für jedes Fach gibt es Lehrer, die sich gut

auskennen. Sie würden uns auch niemals in der Stadt mit

Schlägen bestrafen, das finde ich viel besser. Wir hatten dort

Mathe, Englisch, Arabisch, Sport, Geografie und Geschichte.

Manchmal gingen wir auch raus, zum Beispiel in den Tiergarten

in Aleppo. Dort konnte ich mir die Löwen anschauen.

Was ihr wissen solltet: Bei uns in arabischen Ländern beginnt

die Schulwoche am Sonntag. Am Freitag ist unser großer Feiertag.

Die Menschen haben frei, gehen beten oder machen

Picknick. Das war einmal. Jetzt ist leider Krieg in Syrien und

die Schulen sind zerstört. Ich möchte hier mit meiner Familie

in Frieden leben.

Rama ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.

Ich bin sehr froh, dass ich nach Österreich gekommen bin.

Ich bin halb Kurde, halb Türke – ich bin in der Türkei geboren,

aber habe dann in Syrien gelebt. In Syrien bin ich auch

in die Schule gegangen. Wenn man keine Hausübung hatte,

wurde man sehr stark mit einem Holzstück geschlagen.

Der Lehrer nahm manchmal seinen Patschen und warf ihn

nach den Schülern – es war nicht so wie hier in Österreich,

hier macht das kein Lehrer, das finde ich toll. Dort war ich

auch etwas aggressiv, ich wurde beschimpft, weil ich Kurde

bin – deshalb hatte ich so ziemlich jeden Tag Schlägereien.

Aber als ich nach Österreich gekommen bin, hat sich alles

geändert. Hier in meiner Klasse kommt jeder aus einem

anderen Land – und meine Lehrer und Lehrerinnen haben

mir geholfen, Deutsch zu lernen. Am Anfang war ich aber

sehr schlecht und dachte mir, ich werde es nicht schaffen.

Eine Lehrerin und ein Lehrer haben mir gesagt, dass ich nie

aufgeben soll. Und wegen dieser schönen Worte habe ich

die Klasse geschafft. Und jetzt bin ich in der dritten Klasse

Hauptschule. Mein Traum ist es, dass ich ein professioneller

Fußballspieler werde. Ich möchte für die österreichische

Mannschaft spielen. Ich will übrigens nicht heiraten – kein

Bock. Jeden Tag würde meine Frau mich fragen, wo ich

war, ob ich mit Mädchen unterwegs war, und das würde mir

nur Kopfschmerzen bereiten. Ich würde lieber mit meinen

Freunden zusammenwohnen. Wir haben eine Idee für

unsere Zukunft: Wir fangen mit YouTube an und machen

Gamingvideos. Wenn wir dann reicht sind, werden unser

Lieblingsauto kaufen. Das ist ein Mustang GT – er kostet

170.000 Euro. Ich habe noch was vergessen: Mein Lieblingslehrer

ist Herr Prokob. Er ist wie ein Stück aus meinem

Herzen. Leider kann er dieses Semester nicht in die Schule

kommen, weil er einen ganz kleinen Sohn bekommen hat

und sich jetzt um ihn kümmern muss. Aber er kommt im

Februar zurück. Ich freue mich schon sehr auf ihn – ich

kann dank ihm so gut Fußball spielen, er war der Fußballtrainer

unserer Schule. Ich hoffe, dass ich einmal wie er

werde. Das ist mein Ziel.

Mustafa Hasan ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Herthergasse.

Soza Jan

Die AK Bildungsberatung unterstützt

Jugendliche und deren Eltern dabei

den richtigen Weg durch den

Bildungsdschungel zu finden.

AK Bildungsnavi Hotline:

(01) 501 65 1406

Mo & Do 9-14 Uhr und Di & Mi 13-18 Uhr

bildungsnavi@ak.wien

wien.arbeiterkammer.at/zukunftsprogramm

JOPSY

Berufsinteressens-App

kostenlos erhältlich

im App Store &

Google play

58 / / RAMBAZAMBA MIT SCHARF //



DIE PARTNER DE R „NEWCOMER“

„In Zeiten des Internets und

der Sozialen Netzwerke ist es

wichtig, sich mit Journalismus

und der Qualität von Nachrichten

auseinanderzusetzen. BIBER macht

Schülerinnen und Schüler zu

Redakteuren. Das unterstütze ich

sehr gerne.“

Iris Rauskala

Bildungsministerin

„Verlässlicher Qualitätsjournalismus,

wie ihn der ORF

täglich liefert, wird in einer

zunehmend fragmentierten

Welt immer wichtiger. Uns

ist es daher ein Anliegen,

auch Jugendliche für den

Journalismus zu begeistern.“

Alexander Wrabetz

ORF-Generaldirektor

„Die Maturaschule Roland hat

sehr gerne den ,Newcomer‘

unterstützt, weil es eine

Abwechslung zum Schulalltag

darstellt und den SchülerInnen

einen exklusiven Einblick hinter

die Kulissen eines dynamischen

Mediums erlaubt.“

Matthias Roland

Schulleitung Dr. Roland

„Der Stadtschulrat unterstützt

das Projekt ,Newcomer‘, weil es

SchülerInnen die Gelegenheit

bietet, mehr über Medien zu

erfahren und das außerhalb des

klassischen Unterrichts.“

Heinrich Himmer

Bildungsdirektor für Wien

Monat für Monat touren biber-RedakteurInnen im Rahmen

des Projekts „Newcomer“ durch Wiener Schulen und geben

im Jahr 2019 rund 100 Jugendlichen eine Projektwoche

lang die Chance, ihre Medienkompetenz und Persönlichkeit

zu stärken und neue (Job-)Perspektiven zu sehen. Der

biber-Newcomer wird von Menschen gestaltet, die selbst

aus zugewanderten Familien kommen und daher wissen, mit

welchen Schwierigkeiten die Jugendlichen auf dem Weg ins

Arbeitsleben konfrontiert sind. Wenn wir es geschafft haben,

können sie es auch!

Um Österreichs größte Schülerredaktion aufzubauen,

„Wien steht für Vielfalt. SPAR

steht für Vielfalt. biber steht für

Vielfalt. Es ist schön, Partner für ein

Jugendprojekt zu sein, das diese

Vielfalt auch abbildet.“

Alois Huber

SPAR-Geschäftsführer

„Die Biber-Redakteure

engagieren sich im Newcomer-

Projekt, um Jugendlichen

aus oft sozial benachteiligten

Familien neue Perspektiven und

Selbstbewusstsein zu geben.

Das ist eine Idee, die die ÖBB

gerne unterstützen.“

Andreas Matthä

Vorstandsvorsitzender

ÖBB-Holding AG

BMBWF/Lusser, Martin Lusser, SSR / Johannes Zinner, Mario Aigner, SPAR/Johannes Brunnbauer, Georg Hochmuth, ÖBB Hauswirth

Robert Staudinger / Petra Spiola, Markus PRANTL, HBF/ Franz HARTL, Andreas Jakwerth, AK/Sebastian Philipp, Thomas Ramstorfer

braucht es mehr als nur guten Willen. Es braucht enorm viel

Zeit, Geld und Know-how sowie verlässliche Partner, die das

Projekt begleiten. Wir danken unseren vielen Leserinnen

und Lesern, die unsere Crowdfunding-Kampagne unterstützt

haben, um das Projekt zu finanzieren.

Wir danken zudem folgenden Institutionen und Firmen

für die Unterstützung des „Newcomer“-Projekts: Bundesministerium

für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMB-

WF), Wiener Stadtschulrat, ORF, SPAR, Arbeiterkammer,

ÖBB, BAWAG PSK, Dr. Roland sowie LUKOIL.

„Als BAWAG P.S.K. ist es uns ein Anliegen,

visionäre Projekte im Bildungsbereich zu

unterstützen. Im Rahmen des „Newcomer“-

Projekts lädt die biber-Redaktion Jugendliche

ein, einen Blick hinter die Kulissen der Medienwelt

zu werfen und selbst kreativ und gestalterisch

tätig zu sein. Es freut uns, auch heuer wieder

Partner dieses tollen Jugendprojekts zu sein.“

Enver Sirucic

CFO der BAWAG Group

„Guter Journalismus schafft

Verständnis: Indem er Einblicke

in das Leben anderer vermittelt,

berührt, verbindet, Probleme

und Lösungen aufzeigt und eine

Basis für die Demokratie und das

Zusammenleben bildet. Es ist

super, wenn sich junge Menschen

dafür begeistern.“

Renate Anderl

AK Präsidentin

„Das Projekt Newcomer vermittelt

die demokratiepolitische

Bedeutung des Journalismus

und fördert durch Text- und

Videoworkshops die Kreativität

der Jugendlichen. LUKOIL ist mit

Freude Partner des Newcomers. “

Robert Gulla

Geschäftsführer LUKOIL-Holding

60 / NEWCOMER /

/ NEWCOMER / 61



BEZAHLTE ANZEIGE

WIE GEHT ES

WEITER NACH DER

SCHULE?

BERUFS-UND

STUDIENCHECKER

MIT DEM PROGRAMM „18PLUS. BERUFS- UND

STUDIENCHECKER“ DIE RICHTUNG HERAUSFINDEN!

Der Schulabschluss naht in großen Schritten.

Weißt du schon, was du danach machen wirst?

Was immer du mit 18plus auch tust: Es ist dein

gutes Recht, und es ist deine Entscheidung.

Eine Entscheidung, die bei der schier unüberschaubaren

Fülle an Berufs- und Studienmöglichkeiten

gar nicht so leicht zu treffen ist. Das

Berufs- und Studienorientierungsprogramm 18plus

begleitet dich auf dem Weg zu deiner Entscheidung.

BERUFSENTSCHEIDUNGEN

IMMER KOMPLEXER

Studien- und Berufsentscheidungen werden für

Schülerinnen und Schüler immer komplexer. Dass

die getroffenen Entscheidungen nicht immer treffsicher

sind, zeigt die zum Teil hohe Zahl an Studienabbrechern.

Das Programm 18plus soll dazu

beitragen, Schülerinnen und Schüler zu unterstützen,

die Ausbildungs- und Studienwahl besser

ihren Neigungen und Fähigkeiten anzupassen.

Gleichzeitig will das Programm jungen Menschen

aufzeigen, wie viele Möglichkeiten sie tatsächlich

haben.

300.000 SCHÜLERINNEN UND SCHÜ-

LER HABEN BEREITS TEILGENOMMEN

18plus ist ein Projekt des Bundesministeriums für

Bildung, Wissenschaft und Forschung und wird

gemeinsam mit der Schulpsychologie-Bildungsberatung

und der Psychologischen Studierendenberatung

durchgeführt. Das Programm unterstützt

seit 2008 Jugendliche der Vormatura- und

Maturaklassen von AHS und BHS bei ihrer Studien-

und Berufswahl. Bisher haben bereits insgesamt

297.000 Schülerinnen und Schüler daran

teilgenommen. Allein in diesem Schuljahr haben

bereits knapp 30.000 Schülerinnen und Schüler ihr

Interesse angemeldet. Das Angebot umfasst zum

Beispiel neben umfassenden Informationen auch

Hilfe zur Selbstreflexion, Kleingruppenberatungen,

Interessenstests, ÖH-MaturantInnenberatung,

„Studieren probieren“ oder auch Schnuppertage in

Unternehmen.

ORIENTIERUNGSHILFE

UND ENTSCHEIDUNGSVORBEREITUNG

Auf der „18plus“ Internetplattform und auch in

den Berufs- und Studiencheckerheften findet man

zahlreiche Selbst- und Fremdeinschätzungstests,

die Orientierungshilfe für die Zeit nach der Matura

geben sollen.

18PLUSWEGWEISER

Auf www.wegweiser.at kann man online einen Fragebogen

ausfüllen, der die Kompetenzen erhebt,

die für deine Berufs-und Studienwahl nützen. Die

Ergebnisse zeigen auf, auf welche Fähigkeiten man

in der Berufs- und Studienwahl bereits aufbauen

kann und wo man sich noch verbessern kann. Man

erhält individuelle Empfehlungen, Anregungen

und Tipps zu Angeboten für die Zukunft nach der

Matura.

WIE KANNST DU TEILNEHMEN?

Wende dich dafür an die zuständige Lehrkraft –

das ist der/die jeweilige Schüler-/Bildungsberater/

in an deiner Schule. Er/Sie kann deine Klasse oder

deinen Jahrgang dann im Programmbüro von

18plus unter 18plus@bmbwf.gv.at oder über das

Kontaktformular auf www.18plus.at anmelden. Die

Teilnahme ist für die Schulen kostenlos.



KARRIERE & KOHLE

Para gut, alles gut

Von Anna Jandrisevits

#karrieremitscharf

MEINUNG

Alles neu

Glaubt man den philosophischen Sprüchen,

die Verwandte andauernd auf Facebook

teilen, bedeuten Neuanfänge immer was

Gutes. Ich hoffe es mal, denn mein Leben

besteht gerade nur aus Neuem. Im Juli

wurde ich mit meinem Bachelor-Studium

fertig (wer mich im Wartezimmer ohne Titel

aufruft, kriegt eine Anzeige). Im September

habe ich voller Ehrgeiz mit dem Master-

Studium begonnen. Mittlerweile sind drei

Monate vergangen, mein Kalender besteht

nur noch aus Deadlines und die CBD-

Tropfen sind vor lauter Stress aufgebraucht.

Aber zumindest involvieren die Aufgaben im

Studium mein Lieblingsthema: den Journalismus.

Dem habe ich auch meinen nächsten

Neustart zu verdanken, nämlich den hier!

Ich habe künftig die große Ehre, die Karrierekolumne

mit (hoffentlich) spannenden

Inhalten zu füllen. Als Studentin und freie

Redakteurin stehe ich euch ab sofort mit

meinen Gedanken, Tipps und Geistesblitzen

zu Karriere & Kohle zur Seite. Ob ihr arbeitet,

studiert oder euch anderwärtig weiterbildet:

Keine Sorge, ich bin genauso müde und

gestresst wie ihr. Aber von nix kommt nix.

Und damit wir irgendwann mit Raf Camora

in einer anderen Liga spielen, müssen wir

uns jetzt ins Zeug legen. Also gleich mal

eine Erinnerung an euch (und an mich):

Denkt an alle Deadlines diesen Monat! Ach

ja, mein Name ist übrigens Anna. Die Freude

ist ganz meinerseits.

jandrisevits@dasbiber.at

AUSBILDUNGS-

PFLICHT

Seit 1.7.2017 müssen Jugendliche

bis Vollendung des

18. Lebensjahres verpflichtet

ausgebildet werden. Das heißt:

Schule bis 18 oder Weiterbildung

im Rahmen einer Ausbildungsstelle.

Eine neue Studie des

Instituts für Höhere Studien (IHS)

und des ÖIFB zeigt, dass diese

Maßnahme dem Staat langfristig

viel Geld und mehr soziale

Gerechtigkeit bringt. Die Ausbildungspflicht

soll dazu beitragen,

dass die Jugendlichen nicht ihre

Ausbildung abbrechen, sondern

sich weiterbilden.

Juan Moreno –

Tausend Zeilen

Lüge

Claas Relotius wird an Journalismusschulen

wohl künftig als

Negativbeispiel benutzt. Der größte

Fälschungsskandal seit Jahrzehnten

hat jedoch auch etwas

Gutes hervorgebracht: das neue

Buch von Juan Moreno. Dem

freien Journalisten haben wir es

zu verdanken, dass die

erfundenen Geschichten

aus dem „Spiegel“ ans

Licht gekommen sind. In

„Tausend Zeilen Lüge“

erzählt Moreno, wie er die

Fälschungen von Relotius

aufdeckte und seine

eigene Karriere riskierte.

Weil ihm anfangs niemand

glaubte, musste

sich Moreno heftigem

Hero des

Monats

Dass Reisen mit dem Zug weitaus

umweltfreundlicher ist als mit dem

Flugzeug, sollte mittlerweile jedem

klar sein. Damit auch jungen Fahrgästen

der Umstieg auf die Bahn

leichter fällt, hat die ÖBB für das

kommende Jahr eine coole Aktion

gestartet. Alle Menschen, die 2020

18 Jahre alt sind oder werden,

bekommen als Geschenk die Vorteilscard

Jugend. Die Karte ist ein

Jahr gültig und macht das Zugfahren

um den halben Preis billiger.

Widerstand aussetzen. Letztendlich

wurden die gedruckten Täuschungen

vom Magazin selbst bestätigt.

Neben dem Skandal beschreibt

Moreno im Buch eine weitere,

wichtige Thematik. Obwohl der

Journalismus jedem offenstehen

sollte, kommen die meisten JournalistInnen

aus gut situierten Haushalten

mit hohem Bildungsniveau. Als

Sohn andalusischer Bauern, die in

den 70er Jahren nach Deutschland

kamen, fühlte sich Moreno zwischen

all den Akademikerkindern

der Journalistenwelt

nie zugehörig.

Sein Einsatz beweist

einmal mehr, wie wichtig

die Repräsentation aller

Herkunfts- und Bildungsklassen

im Journalismus

ist. Relotius will übrigens

rechtlich gegen Morenos

Buch vorgehen. Wegen

„Unwahrheiten“.

Marko Mestrović, ÖBB, bereitgestellt

Bernd Friedel / Westend61 / picturedesk.com

Know-How zur Lehre: Was du wissen musst

Zukunft = Kein Plan?

Wir zeigen dir die Jobs von morgen

Vom Lehrling zum Boss:

Ostoja Matic verrät euch, wie man es schafft!

64 / KARRIERE /

/ LEHRLINGSSPECIAL / 65



Statistisch gesehen gehen

Kinder aus Akademikerfamilien

öfter an die Uni, als

dass sie eine Lehre absolvieren.

Der 24-jährige Vincenc

Bauer ist die Ausnahme: Der

Akademiker-Sohn hat eine

Lehre in Elektro- und Gebäudetechnik

absolviert. Mit uns

spricht er über seinen Werdegang,

Vorurteile und das

Stigma rund um die Lehre.

Von Sueda Altinay und Florentina

Glüxam, Foto: Christoph Liebentritt

dung. Ich hab mich dann für den Beruf

entschieden. Mein Vater ist Geschäftsführer

und hat Wirtschaft studiert, meine

Mutter ist Pfarrsekretärin und studierte

Versicherungsmathematikerin.

Sie haben dich also nicht zu einem Studium

gedrängt?

Absolut nicht. Sie haben mir die absolute

Freiheit gelassen und mich in meinem

Vorhaben unterstützt.

Würdest du dich heute von selbst anders

entscheiden?

Es gibt schon Momente, in denen ich

mir denke, dass eine Matura zu haben

gut wäre. Andererseits nein, weil ich mit

meiner Wahl zufrieden bin.

Mit welchen Vorurteilen wirst du konfrontiert?

Die Lehre ist in der Gesellschaft allgemein

sehr stigmatisiert. Ich hatte damals

bei der Lehre relativ frisch eine Freundin,

deren Mutter ziemliche Vorurteile hatte,

Meine Eltern haben

mir die absolute

Freiheit gelassen

und mich in

meinem Vorhaben

unterstützt.

da ich Lehrling war. Leider erkennen die

Menschen eine Lehre nicht als gleichwertig

mit einer höheren Ausbildung an.

Was ich mir aber immer selbst gesagt

hab, wenn ich mit blöden Kommentaren

konfrontiert wurde: „Der Anwalt,

der mich jetzt als Idioten sieht, braucht

mich aber, wenn bei ihm zuhause der

Strom nicht funktioniert.“ Ich finde das

ganz wichtig, dass man sieht, dass diese

Berufe super wichtig für unser Allge-

meinwohl und unsere Gesellschaft sind.

Mittlerweile ist das ein bisschen untergegangen,

dass ich eine Lehre gemacht

hab. Die meisten glauben, ich habe eine

Matura und hätte studiert. Mir war aber

auch immer wichtig, dass ich nicht wie

dieser stigmatisierte Lehrlingstyp rüberkomme,

der nichts im Leben schaffen

will. Meinen Eltern war auch immer wichtig,

dass ich höflich bin und ein gutes

Auftreten habe.

Würdest du generell empfehlen, eine

Lehre zu machen?

Absolut! Wenn es Leuten so geht wie

mir, die in der Schule sitzen und eigentlich

keinen Sinn darin sehen. Mit meinem

jetzigen Job bei McShark bin ich sehr

glücklich.

„Auch ein

Anwalt

braucht

Elektriker“

BIBER: Vincenc, du kommst aus einer

Akademikerfamilie. Wieso hast du dich

so gesehen eher untypisch für eine Lehre

entschieden?

VINCENC: Das liegt daran, dass ich mit

16 einfach faul war. Ich habe gemerkt,

dass Lernen nichts für mich ist. Ich habe

gemerkt, dass ich unglücklich werde,

wenn ich die Schule weitermache. Deshalb

habe ich mich für etwas Praktisches

entschieden.

Und was genau war das?

Ich habe eine Doppellehre in Elektro- und

Gebäudetechnik bei der ÖBB absolviert.

Die Ausbildung war teils praktisch, dann

aber auch sehr viel Theorie neben der

Berufsschule. Ich bin also gelernter

Elektriker. Jetzt arbeite ich seit knapp

drei Jahren bei McShark als Vice Store

Manager.

Bei Siemens

beginnt

deine Zukunft!

66 / KARRIERE /

Wie hat dein Umfeld darauf reagiert,

dass du eine Lehre machen willst?

Für meine Eltern gilt der Grundsatz: „Man

muss etwas machen im Leben.“ Zuhause

am Sofa sitzen und Film schauen ist

nicht. Somit war es von meinen Eltern

gewollt, dass ich entweder die Schule

fertig mache oder eine Berufsausbil-

So wirst du schon jetzt zur Fachkraft von morgen!

Mit den Ausbildungsmöglichkeiten bei Siemens stehen

dir alle Türen offen.

Dank innovativer Lehrmethoden und Equipment erhältst

du schon während deiner Lehrzeit die gefragtesten

Kompetenzen für die Anforderungen der Zukunft –

sowohl in technischen als auch in kaufmännischen

Berufen.

Weitere Informationen über unser Ausbildungsangebot

findest du unter siemens.at/ausbildung

Optimales

Zusammenspiel von

Theorie und Praxis

Vielfältige

und interessante

Praxiseinsätze

Möglichkeit ins

Ausland zu gehen

Freie Fenster- und

Weihnachtstage



LEHRE UND STUDIUM – DAS GEHT!

#karrieregoals

Die 23-jährige Anna macht derzeit eine Lehre zur Elektrotechnikerin bei Siemens. Die

gebürtige Russin ist die einzige Frau in ihrem Lehrjahr – und bereut ihre Entscheidung

keineswegs. Von Sueda Altinay

BIBER: Wie kann man sich deine

Lehre vorstellen?

ANNA: Ich mache eine Lehre in

Elektrotechnik und Energietechnik.

Eigentlich beschäftige ich

mich nicht nur mit der Lehre,

sondern studiere nebenbei. Die

Ausbildung wird mir von Siemens

angeboten und ist in Form eines

dualen Studiums aufgebaut. Von

Montag bis Donnerstag bin ich

hier Lehrling. Freitag und Samstag

hingegen pendle ich nach

St.Pölten und studiere Smart-

Engineering an der Fachhochschule.

Wie lange lebst du schon in

Wien?

Vor vier Jahren bin ich aus Russland

nach Wien gezogen und lebe

hier in einem Studentenheim.

Erzähl uns mal, warum du dich

für eine Lehre entschieden hast.

Ich habe Fremdsprachen bzw.

Translation an der Universität

Wien studiert und auch abgeschlossen.

Doch dann merkte ich,

dass ich mit meinem Bachelor

keine guten Jobaussichten

habe. Ich wusste auch immer,

dass technische Berufe sehr

gut bezahlt werden und interessierte

mich schon immer für die

Technik. Deswegen entschied

ich mich für eine Lehre in einem

technischen Berufsfeld.

Warum hast du dich nicht für ein

technisches Studium, sondern für

eine technische Lehre entschieden?

Ich wollte nebenbei Geld verdienen.

Außerdem habe ich mir

sehr viele Sorgen gemacht, ob

ich irgendwo eine fixe Stelle finde

oder nicht. Durch die Lehre habe

ich nicht nur einen Arbeitsplatz,

sondern verdiene Geld und kann

praktische Erfahrungen sammeln,

die ich durch ein Studium nicht in

dem Ausmaß erleben könnte.

Wie ist es als Frau in einem technischen

Beruf?

Es ist ganz gut, würde ich sagen.

Ich bin zwar die einzige Frau

in meinem Lehrjahr und fühle

den Mangel an Frauen, aber es

herrscht ein sehr angenehmes

Arbeitsklima. Meine Kollegen

sind alle sehr nett. Ich bin schon

seit 3 Monaten in Ausbildung

und spüre, dass ich gleichwertig

behandelt werde.

Würdest du eine Lehre weiterempfehlen?

Ja, auf jeden Fall. Ich finde sogar,

dass viele Schüler durch eine

Lehre mit Matura sowohl berufliche

Erfahrung sammeln als auch

Zeit sparen können. Außerdem

kann man auch, nachdem man

eine Lehre mit Matura abgeschlossen

hat, studieren. Zudem

verdient man auch Geld dabei

und lernt das Erwachsenwerden.

Was sagen eigentlich deine

Eltern dazu, dass du eine Lehre

gemacht hast?

Meine Mutter hat mich immer

unterstützt, wobei sie überrascht

war, als ich ihr gesagt habe, dass

ich Elektrotechnikerin werden

möchte. Mein Vater hat selber

eine Lehre in Russland gemacht

und war sehr froh über meine

Entscheidung.

Soza Jan

Team-Up / Westend61 / picturedesk.com

Die Suche nach der passenden

Ausbildung kann kompliziert

und frustrierend sein. Wir stellen

euch die Top 10-Jobs der Zukunft

vor – was dir geboten wird, was

du mitbringen solltest, um den

Job zu ergattern und was dabei

konkret für dich herausspringt.

Top Jobs

der Zukunft

68 / MIT SCHARF /

/ LEHRLINGSSPECIAL / 69



#karrieregoals

1

2

Applikationsentwicklung –

Coding

DAS LEVEL-UP

FÜR DEINE ZUKUNFT:

DIE NEUE IT-LEHRE!

ÖBB-INFRASTRUKTUR AG

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Elektrotechniker/in

WIENER STADTWERKE

WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?

Ohne Stromversorgung keine Digitalisierung! Dieser

Beruf ist aus der Zukunft nicht wegzudenken, denn

als Elektrotechniker/in baust du alles, was man für die

Umwandlung, Verteilung und Anwendung elektrischer

Energie benötigt. Du arbeitest u.a. an Kabel- und Freileitungssystemen,

Transformatoren, Generatoren oder

Elektromotoren und bist für die Regelung der elektronischen

Systeme verantwortlich. Mit deiner Tätigkeit

trägst du wesentlich dazu bei, dass die Stadt Wien

rund um die Uhr bestens versorgt wird.

WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?

Technik ist deine Leidenschaft? Logisches Denken und

Genauigkeit sind für dich kein Problem? Dann verfügst

du bereits über wesentliche Voraussetzungen für diese

Ausbildung. Im Lehrberuf lernst du, die Theorie mit

der Praxis zu verknüpfen, und dein Wissen im umfangreichen

Aufgabengebiet anzuwenden. Somit wird dir

garantiert nie langweilig!

WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?

Du startest mit einem Gehalt von € 719 und verdienst

im letzten Lehrjahr rund € 1.700. Neben dem guten

Gehalt bieten die Wiener Stadtwerke als einer der

größten Lehrlingsausbilder Wiens zahlreiche Vorteile

wie zum Beispiel Sportmöglichkeiten im Team, Vorbereitungskurse

und Weiterbildungen über das Berufsbild

hinaus.

Du erfährst noch mehr unter

www.wienerstadtwerke.at/lehrlinge.

WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?

Was wäre unsere Welt nur ohne Apps & Co.? Mit

dem zukunftsweisenden Digi-Beruf Applikationsentwicklung

– Coding bist du bei allem vorne dabei,

was unser digitales Leben so ausmacht. Du entwickelst

zusammen mit KundInnen Konzepte für Apps,

programmierst und wartest diese dann auch. Mit

deinem scharfen Blick behältst du alle Abläufe und

die Qualität der Apps immer im Auge und sorgst bei

Fehlern und Störungen dafür, dass alles läuft, wie es

soll.

WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?

Deine kommunikative Art und dein Teamgeist

machen dich aus? Du liebst neue Herausforderungen

und bewältigst diese gerne selbstständig

und eigenverantwortlich?

Wenn du dich auch in der Welt der PCs, Software

und Apps gut zurechtfindest und du im Freundeskreis

die Ansprechperson für schnelle Lösungen

bist, dann ist diese Lehre genau das Richtige für

dich. Die Lehre Applikationsentwicklung – Coding

bietet dir außerdem die Möglichkeit, bei den neuesten

Entwicklungen bei Hard- und Software up to

date zu bleiben.

WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?

Im ersten Lehrjahr liegt die Lehrlingsentschädigung

bei € 678,65 und steigt bis zum 4. Lehrjahr auf €

1.574,80 an. Nicht schlecht, oder? Neben 5.000 km

Freifahrt durch ganz Österreich kannst du mit Unterstützung

der ÖBB auch die Matura machen, somit

steht die Türe zu FHs und Universitäten weit offen!

Mehr Infos unter www.nasicher.at.

ÖBB/Michael Fritscher, Michele Pauty

JETZT INFORMIEREN:

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FÜR DEINEN BERUF MIT ZUKUNFT!

70 / LEHRLINGSSPECIAL /



#karrieregoals

3 4

5

WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?

Du hast eine Vorliebe für Käse, Gebäck, Frischfleisch und Wurst? Dann

bist du im Lehrberuf „Feinkostfachverkäufer/in“ bei SPAR genau richtig!

In deinem Alltag als Feinkostprofi kannst du eigene Ideen einbringen

und zusätzlich fachliche Trainings und Schulungen absolvieren. Dein

Fleiß zahlt sich aus, denn bei guten Leistungen bietet SPAR nach dem

Lehrabschluss einen sicheren Arbeitsplatz. Auch das Modell „Lehre und

Matura“ ist bei Lehrlingen besonders beliebt: Schon jeder zehnte Lehrling

absolviert parallel zur klassischen Lehrlingsausbildung die Matura. Neben

der Organisation hilft dir SPAR auch bei der Einteilung der Arbeitszeit.

WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?

Du bist kommunikativ, arbeitest gern im Team und fühlst dich im

Kontakt mit Kunden wohl? Neben deiner Lernbereitschaft sowie deiner

Zuverlässigkeit darf die Liebe zu Lebensmitteln natürlich auf keinen Fall

fehlen. Wenn du auch noch einen Pflichtschulabschluss hast, dann bist

du perfekt für eine Lehre bei SPAR.

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Lehre zum Bankkaufmann/

zur Bankkauffrau

BAWAG P.S.K.

WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?

Wir denken immer digitaler, auch beim Thema Geld.

Egal ob du den Kaffee mit Karte zahlst oder mit

wenigen Klicks eine Überweisung im Digital Banking

machst – die BAWAG P.S.K. treibt Digitalisierung voran.

Als Bankkaufmann/ Bankkauffrau bietest du deinen

Kunden „Bessere Antworten Wie Alles Geht!“. Während

deiner dreijährigen Ausbildung wirst du zum/zur

Finanzexperten/in und informierst deine Kunden oder

unterstützt sie bei wichtigen finanziellen Schritten wie

z.B.: beim Kauf des ersten Autos oder bei der Finanzierung

des Studiums. Du eignest dir während deiner

Lehre Bank-Basiswissen und Produkt-Know-How an

und nimmst an spannenden Fach- und Verkaufstrainings

oder coolen Sprachreisen teil. Nach deinem

Lehrabschluss kannst du dich weiterbilden oder Trainings

absolvieren, die dir zeigen, wie du zukünftig eine

Filiale und ein Team führst.

WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?

Du hast den Pflichtschulabschluss in der Tasche,

interessierst dich für Themen rund ums Geld, innovative

Zahlungsformen und nachhaltige Veranlagungen?

Der Umgang mit Menschen macht dir Spaß, du bist

motiviert und arbeitest gerne im Team? Dann bist du

genau richtig bei der BAWAG P.S.K.

WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?

Im ersten Jahr bekommst du € 855,10 pro Monat,

im dritten Jahr dann € 1.196,59. Neben einer Top

Ausbildung warten während deiner Lehrzeit viele coole

Benefits wie z.B.: ein Leistungsbonus, Sprachreisen

und vieles mehr auf dich. Zusätzlich kannst du die

Lehre mit Matura machen. Mehr Infos findest du auf:

www.bawagpsk.com/lehrlinge

Mechatroniker – Hauptmodul IT-,

Digitalsystem- und Netzwerktechnik

SIEMENS

WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?

Dein Herz schlägt für Technik? Du bist geschickt

und hast ein ausgeprägtes handwerkliches Können?

Dann ist der Lehrberuf „Mechatroniker – Hauptmodul

IT-, Digitalsystem- und Netzwerktechnik“ mit

Digitalisierungsschwerpunkt bei Siemens genau das

Richtige für dich. Der Lehrberuf setzt mit modernen

Modulen, beispielsweise Robotik, neue Standards

und bietet dir eine zukunftsorientierte Ausbildung

mit besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Neben

zahlreichen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten

werden dir auch viele andere Benefits wie z. B.

Erste-Hilfe-Kurse, kostenlose Gesundheitschecks

und ein verbilligtes Mittagessen geboten.

WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?

Wenn dich technische Herausforderungen motivieren,

du auf zack bist und auch gerne im Team

arbeitest, bist du bei Siemens gut aufgehoben. Egal

ob Lehre mit Matura, die duale Akademie in Linz

oder ein Studium verbunden mit einer Lehrausbildung

– hier gibt es für jede und jeden den richtigen

Weg. Kleiner Tipp: Vor allem Mädchen und Frauen

werden in der Technik Branche gesucht, also nutz

deine Chance.

WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?

Als Lehrling in der Elektronikindustrie verdienst

du überdurchschnittlich gut. Im ersten Lehrjahr

bekommst du ein Gehalt von € 882,75 – im letzten

Jahr steigt das Gehalt auf ganze € 1765,50. Nicht

zu vergessen: Die Benefits einer Lehre in der Industrie

sind hoch – beispielsweise Jobsicherheit und

gute Karrierechancen.

Mehr Infos gibt’s auf

www.siemens.at/ausbildung.

Soza Jan / Siemens, Philipp Lipiarski

Spar

Einzelhandelskauffrau/-mann mit

Schwerpunkt Feinkostfachverkäufer/in

SPAR WARENHANDELS AG

WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?

Die Lehrlingsentschädigung für das erste Lehrjahr beträgt € 750 und

steigt im letzten Lehrjahr auf € 1.260. Während der Lehrzeit kannst

du dir durch besonders gute Leistungen Prämien von über € 4.500

dazuverdienen. Aber aufgepasst, es wird noch besser: Bei überdurchschnittlicher

Leistung bekommst du nach dem 3. Lehrjahr den Gratis

B-Führerschein von SPAR. Weitere Infos findest du unter

www.spar.at/lehre

VIELFÄLTIGE LEHRLINGSAUSBILDUNG: MASCHINENBAUTECHNIK . INSTALLATIONS- UND GEBÄUDETECHNIK . MECHATRONIK

ANGEWANDTE ELEKTRONIK . REINIGUNGSTECHNIK . INFORMATIONS- UND TELEKOMMUNIKATIONS TECHNIK

INFORMATIONSTECHNOLOGIE . ELEKTROTECHNIK . GÄRTNEREI . FLORISTIK . BETRIEBSLOGISTIK . BÜROKAUFMANN / -FRAU

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SCHAU VORBEI AUF www.wienerstadtwerke.at/lehrlinge

72 / LEHRLINGSSPECIAL /



6

KNOW-HOW ZUR LEHRE – ERKLÄRT VON DER ARBEITERKAMMER

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Informationstechniker/in

UBIT WIEN

WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?

Wer kann sich ein Leben ohne Computer oder Smartphones heute noch

vorstellen? In unserer vernetzten und digitalen Welt braucht es immer mehr

Profis, die sich mit Computer & Co wirklich auskennen. Wenn du dich für die

Lehre in der Informationstechnologie entscheidest, hast du die Wahl zwischen

den drei Lehrberufen Applikationsentwicklung, Coding/Informationstechnologie

und Betriebstechnik/Informationstechnologie Systemtechnik. Das Besondere

an der Lehre ist die Möglichkeit zur Spezialisierung. Denn dir stehen viele

Türen offen: Während der Lehre kannst du bereits die Matura machen, um

Informatik zu studieren. Je nach gewähltem Lehrzweig erlernst du entweder

Programmieren oder Hardwaretechnik.

WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?

Wenn du großes Interesse an Computern und Technik hast und deinem

Umfeld in technischen Belangen hilfst, dann ist eine Lehre im IT-Bereich

genau das richtige für dich. Ein typischer Männerberuf? Von wegen! Schließlich

waren die ersten Programmiererinnen ja Frauen. Vor allem weibliche

Unterstützung ist im ganzen IT-Berufsfeld sehr gefragt!

WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?

Gehaltstechnisch wirst du nicht enttäuscht: Im ersten Lehrjahr erhältst du

€ 610,-, im zweiten € 770,-, im dritten € 950,- und im letzten Lehrjahr

um die € 1.300,-. Daneben erwarten dich auch einige coole Goodies wie

etwa gratis Mittagessen, Obst oder Gutscheine. Außerdem bist du als IT-

Techniker/in weltweit heiß begehrt! Mehr Infos auf: www.it-lehre.wien/

Will, Bruce Mars von Pexels

WIE SCHAUT EINE LEHRE AUS?

WER DARF SIE MACHEN?

Alle Jugendlichen, die neun Schulstufen abgeschlossen

haben, dürfen eine Lehre machen. Diese umfasst eine

Lehre im Betrieb – das sind rund 4/5 der Ausbildungszeit

und den Besuch einer Berufsschule – das sind rund 1/5

der Ausbildungszeit. Aktuell bilden rund 29.000 Betriebe

österreichweit etwa 100.000 Lehrlinge aus. Die Ausbildung

dauert je nach Lehrberuf zwei bis vier Jahre. Auf

der Lehrberufsliste stehen derzeit 250 Berufe, in denen

eine Ausbildung möglich ist. Die Arbeitszeit für Lehrlinge

unter 18 Jahren ist klar geregelt. Grundsätzlich darfst

du acht Stunden täglich und 40 Stunden wöchentlich

arbeiten.

WIE VIEL BEKOMME ICH BEZAHLT?

Grundsätzlich steht im Kollektivvertrag, wie hoch deine

Lehrlingsentschädigung ist. Wichtig: Dir steht ein monatlicher

Lohnzettel zu, der folgende Infos enthält: Lehrlingsentschädigung,

Zulagen und Abzüge. Ganz einfach

rausschmeißen kann dich dein Chef nicht. Für eine Auflösung

vor dem Lehrzeitende gibt es Regeln im Gesetz.

Gründe für eine Auflösung sind zum Beispiel, wenn du

die Berufsschule schwänzt oder unentschuldigt nicht zur

Arbeit kommst. Tipp: Bei Unklarheiten wende dich an die

ExpertInnen der Arbeiterkammer.

EXTRATIPP: Damit du deine Arbeitszeitaufzeichnungen

immer bei der Hand hast und nichts

vergisst, gibt es die App „AK Zeitspeicher“ –Infos

auf http://zeitspeicher.arbeiterkammer.at

Kinder und Familie.

GEMEINSAM

BRINGEN WIR MEHR ZUSAMMEN.

Gemeinsam erreichen wir mehr für unsere

Familien. Unsere Kindergärten führen mehr

Gruppen als je zuvor. Mit dem blau-gelben

Familienpaket haben wir zusammen mit

den Gemeinden mehr Betreuung für unsere

Kleinstkinder geschaffen. Sichere Schulwege

sind bei uns seit Jahrzehnten ein

besonderer Schwerpunkt. So sind wir, und

so arbeiten wir: gemeinsam.

Wir haben noch viel vor.

Eine Information des Landes Niederösterreich.

noe.gv.at

niederoesterreich



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VOM LEHRLING

ZUM BOSS

Ostoja Matic ist Geschäftsführer von „Lucky Car.“

Wer wäre nicht gern sein

eigener Chef? Ostoja

Matic hat sich diesen

Traum erfüllt und mit

„Lucky Car“ sein eigenes

Unternehmen gegründet.

In 11 Jahren verwandelte

er seine Kfz-Werkstatt zu

einem Großbetrieb. Der

Geschäftsführer über

die Lehre, den Erfolg und

seinen Schlafbedarf.

Von Anna Jandrisevits,

Fotos: Christoph Liebentritt

BIBER: Sie haben selbst als

Lehrling angefangen. Wie ging es

weiter?

OSTOJA MATIC: Ich absolvierte

eine Lehre zum Installateur und

begann nach der Lehrabschlussprüfung

als Haustechniker im AKH.

Obwohl es ein guter Beruf war,

wollte ich mich unbedingt selbstständig

machen. Ich begann, in

der Kfz-Branche zu arbeiten und

gründete ein paar Jahre später

„Lucky Car“.

Sind Sie froh, die Lehre gemacht zu

haben?

Absolut! Es heißt nicht umsonst

„Handwerk hat einen goldenen

Boden". Ich weiß, wie wichtig ein

guter Lehrplatz ist, weshalb es mir

ein besonderes Anliegen ist, Lehrstellen

zu schaffen.

In 11 Jahren haben Sie mit "Lucky

Car" aus einer Werkstatt einen riesigen

Betrieb gemacht. Wie haben

Sie das geschafft?

Ja, das war nicht ganz einfach,

aber ich war von Anfang an von

„Lucky Car“ überzeugt. Ich habe

gleich zu Beginn viel ins Marketing

investiert, um die Marke bekannt

zu machen. Ein Unternehmen

aufzubauen bedarf hoher Disziplin

und ein klar definiertes Ziel. Eines

darf man aber nie: sich selbst,

seinem Weg und seiner Idee untreu

werden.

Wie viele Lehrlinge bildet "Lucky

Car" aus?

„Lucky Car“ hat 120 Lehrstellen

geschaffen, derzeit sind rund 30

Lehrstellen besetzt. Wir haben eine

sehr geringe Fluktuation, alle MitarbeiterInnen

sind vom ersten Tag an

Teil der Familie. Wir vertrauen und

verlassen uns aufeinander. Nach

erfolgreichem Lehrabschluss bietet

„Lucky Car“ jedem Lehrling einen

Job an. Wir bauen die Zukunft von

„Lucky Car“ mit und auf unseren

Lehrlingen auf. Das ist mir sehr

wichtig, denn der Fachkräftemangel

in Österreich würde die Realisierung

unserer Expansion hindern. Daher

wollen wir autark sein.

Wie sollte ein guter Chef sein?

Ein guter Chef muss zuhören können,

Entscheidungen treffen, muss

loyal zu seinem Team stehen und

alle Anforderungen selbst vorleben.

Klingt einfach, ist aber Tag für Tag

eine Herausforderung. Allerdings

eine schöne, denn das Team gibt all

das eins zu eins zurück - und das

bestätigt mich in meinem Handeln.

Welchen Rat würden Sie einem

Nachwuchsunternehmer geben?

Vertrau dir und deinen Entscheidungen.

Auch, wenn du in ein

paar Jahren rückblickend vielleicht

anders entscheiden würdest -

damals war es für dich die richtige

Entscheidung. Bleib dir selbst treu

und lass dich durch niemanden von

deinem Ziel abbringen.

Kann jeder ein eigenes Unternehmen

gründen?

Ganz ehrlich? Nein. Es gehört

einiges mehr dazu, als den Entschluss

zu fassen, „Chef“ zu

werden. Es braucht Mut, Disziplin

und Ehrgeiz. Und das Bewusstsein,

auf vieles verzichten zu müssen. Es

ist ein langer und steiniger Weg, für

den nicht jeder gemacht ist.

Nach erfolgreichem

Lehrabschluss

bietet „Lucky Car“

jedem Lehrling

einen Job an.

Woher nehmen Sie Ihren Ehrgeiz?

Ich wollte meiner Familie, meinen

Partnern und auch mir ein schönes

Leben ermöglichen. Das ist der

schönste Antrieb: Träume erleben

und andere daran teilhaben lassen.

Disziplin und Verantwortung kommen

vor dem Ehrgeiz. Ist das erste

Ziel erreicht, definiert man das

nächste und so geht es weiter.

Bleibt bei all der Arbeit noch Zeit für

die Familie?

Ja - es muss Zeit bleiben! Diese

Zeit ist mir wichtig und ich nehme

sie mir auch. Der große Vorteil:

meine Frau und meine beiden

Söhne arbeiten gemeinsam mit mir

bei „Lucky Car“ – eine schönere

Bestätigung gibt es wohl kaum.

Deswegen hat der Familiengedanke

auch so einen hohen Stellenwert

bei „Lucky Car“.

Wie viele Stunden schlafen Sie?

Ich schlafe sechs Stunden, mehr

brauche ich nicht. Meine Arbeitstage

sind sehr unterschiedlich,

somit ist es wichtig, dass ich

konzentriert ein Topic nach dem

anderen abarbeite. Ich nehme den

Alltag aber nicht mit ins Bett – und

das ist gut so.

Geburtsjahr: 1971

Herkunft: Aus Banja Luka,

Bosnien. Im Alter von 8 Jahren

nach Österreich gekommen.

Familie: Verheiratet & Vater

zweier erwachsener Söhne

Gründung Lucky Car: 2008

Lehrstellen: 120

Standorte in Österreich: 38

Auszeichnung Lucky Car:

“Bestes Franchisesystem

Österreichs” 2016

Aleks Jobicić

Job?

Fix!

DIE BERUFSLEBENSKOLUMNE

DES AMS WIEN

„Aleks?“, höre ich neben mir schüchtern

fragen, als ich mir zwischen zwei Terminen

gerade im Supermarkt ein spätes Frühstück

aus dem Kühlregal nehme. Ich dreh mich

herum: eine Frau um die dreißig. Nie gesehen.

Wie ich das hasse.

„Yasmin“, sagt sie leise. „Volksschule.“ Flashback:

Mein dritter Schultag, große Pause, ich

stehe mit nassen Augen am Gang und fühle

mich verloren wie der letzte Mensch. Auf einmal

ist Yasmin da, vier Jahre älter und ziemlich

cool, und legt den Arm um mich. Sie hat auf

mich aufgepasst, ein Schuljahr lang. 20 Jahre

ist das her.

„Yasmin!“ Ich freue mich ehrlich und sprudle

los. „Wie geht’s dir? Arbeitest du in der Nähe?

Was machst du?“ Ich rufe im Büro an und

verschaffe mir Zeit für eine halbe Stunde mit

ihr, mir war das plötzlich wichtig.

Zwei Kaffee später ist mein Enthusiasmus weg.

Yasmin hatte rasch eine Familie gewollt. Mit 17

hat sie geheiratet. Heute hat sie drei Kinder,

nur die Pflichtschule und keinen Tag Berufserfahrung.

„Ich würde gern alles nachholen“,

sagt sie traurig. „Auf eigenen Beinen stehen,

mit eigenem Geld.“ Aber? „Aber ich bin 30

und muss bei Null anfangen.“

Yasmin wird das schaffen, das AMS hilft ihr

beim Lehrabschluss. „Trotzdem blöd!“, sagt

sie plötzlich verärgert und richtet sich auf. „Ich

hätt‘s mir echt leichter machen können.“

Tipp: Eine Familie zu gründen kann schön

sein. Von ihr abhängig zu sein, ist aber

nicht fein. Mach erst mal eine Ausbildung

und ein paar Schritte im Job – darauf

kannst du aufbauen, wenn deine Babypause

vorbei ist. ams.at/biz

76 / KARRIERE /



„Meine Freunde

fragen mich um

finanziellen Rat“

Die 21-jährige Yaren macht eine

Lehre bei der BAWAG. Sie erzählt

von ihren Zielen und Träumen nach

dem Lehrabschluss und weshalb

die Lehre zur Bankkauffrau für sie

die beste Wahl war.

Von Florentina Glüxam

Du willst

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Du willst!

BIBER: Für welche Lehre hast du dich entschieden?

YAREN: Ich mache die Lehre zur Bankkauffrau, diese

dauert drei Jahre. Momentan befinde ich mich im

zweiten Lehrjahr. Es gefällt mir sehr gut, weil diese

Ausbildung Berufsschule und Praxis verbindet,

wodurch sie sehr vielfältig ist. Das, was ich lerne,

kann ich gleich in der Praxis bei Kunden anwenden.

Diese Möglichkeit hätte ich nicht gehabt, wenn

man mich direkt von der Schule in den Berufsalltag

geschickt hätte.

Weshalb hast du dich überhaupt für eine Lehre entschlossen

und warum genau für diese?

Ich war davor in einer Handelsschule und habe

nur Theorie gelernt. Ich interessiere mich sehr für

Wirtschaft, aber ich möchte es auch direkt anwenden

können. Die Banklehre war für mich die ideale

Kombination von Lernen und Tun. Es wird nie

eintönig. Nicht so wie in der Schule, wo man nur

aufsteht, in den Unterricht geht und dann wieder nach Hause.

Es macht einen selbstbewusster, wenn man täglich mit Kunden

spricht. Und wenn man auch versteht, was man ihnen erzählt.

Wenn ich will, kann ich die Lehre mit Matura im Rahmen einer

Abendschule machen und später studieren. Das unterstützen

unsere Banken.

Was sagen deine Eltern und deine Familie dazu?

Meine Eltern waren sehr glücklich, weil Bankkauffrau ein

angesehener Beruf ist. Als ich ihnen gesagt habe, dass ich die

Handelsschule im 3. Jahr abbrechen möchte, weil ich lieber

eine Lehre absolvieren würde, waren sie nicht böse. Außerdem

interessiert sich mein Vater genauso wie ich sehr für das

Finanzwesen. Zuhause sprechen meine Schwester, mein Vater

und ich fast nur über Finanzen. Ich finde es toll, dass ich das

Gelernte dann gleich praktisch anwenden kann.

Wie ist es als Frau in einem Lehrberuf? Sind die Geschlechter

gleich verteilt?

In der älteren Generation sind schon noch mehr Männer, aber

mittlerweile ist es gut ausgeglichen. Gerade unter den jungen

Angestellten gibt es viele Frauen.

Bist du die Finanzexpertin in deiner Community?

Meine Freunde fragen mich sehr oft um finanziellen Rat. Ich

78 / MIT SCHARF /

„Meine Lehre ist eine Kombination aus Lernen und Tun“

fühle mich dann jedes Mal wie ein Profi, wenn ich ihnen helfen

kann.

Machen viele deiner Freunde eine Lehre?

Ja, viele steigen gerade auf eine Lehre um.

Sparst du selbst auch?

Ich spare vor allem für Reisen. Durch meine Arbeit weiß ich

natürlich, wie ich es am effizientesten machen kann. Ich wollte

schon immer in Länder reisen, die weiter weg sind, und habe

bereits meine erste Reise nach Kuba gebucht. Das ist das Tolle

an der Lehre: Ich verdiene mein eigenes Geld und lerne nebenbei

auch noch, was ich brauche, um eine gute Bankberaterin

zu werden.

Was ist dein Berufsziel?

Ich würde gerne Kundenberaterin im Bereich der Wertpapiere

werden, weil dieser besonders vielfältig ist. Er ist mit Risiken

verbunden und erfordert eine gute Beratung. Außerdem ist es

die beste Sparform, bei der man die meisten Gewinne erzielen

kann. Natürlich ist das Anlegen in Wertpapieren risikoreich,

aber es gibt in diesem Bereich verschiedene Möglichkeiten.

Man kann auch konservativ sparen, z.B. statt in Aktien in Anleihen

investieren. Wie man sieht, ist mein Interesse groß und es

wäre mein Ziel, meine Kunden eines Tages in diesem Bereich

zufriedenstellend zu beraten.

Christoph Liebentritt

Österreichische Post AG; PZ 18Z041372 P; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien

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SEPTEMBER 2019

NICOLE, BIN ICH

FEMINIST?

NICOLE SCHÖNDORFER

linksradikale Feministin

+ PETER FILZMAIER IN ZAHLEN + DIE TERROR-WG + WAHLSPEZIAL +

Wir schicken dir Biber 7x pro Jahr in dein Postkastl. Du musst

uns weder deine Seele verkaufen, noch wollen wir dir dein letztes

Hemd rauben. Das Beste an der ganzen Sache ist nämlich:

DU entscheidest, wie viel das kosten soll.

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TECHNIK & MOBIL

Alt+F4 und der Tag gehört dir.

Von Adam Bezeczky

WIEN

Tipps

MEINUNG

Audioisolation

Inzwischen haben fast aller

Bluetooth-Kopfhörer Geräuschunterdrückung

(„Noise cancelling“)

eingebaut. Ursprünglich war die

Technologie dazu gedacht, im

Flugzeug den Lärm der Motoren

auszublenden. Inzwischen „canceln“

wir unsere Mitmenschen

im Alltag auch aus:

in der U-Bahn vielleicht

noch verständlich, aber im

Straßenverkehr wirds

dann gefährlich.

Forscher haben

herausgefunden,

dass sich

die Anzahl

der getöteten

Fußgänger mit

Kopfhörern in den

letzten sechs Jahren verdreifacht

hat. Wer also der natürlichen

Selektion entgehen will, möge am

Roller oder am Rad (oder gar am

Steuer!) die Kopfhörer rausgeben

- anderenfalls könnte man unfreiwillig

als nächster Eintrag in der

Statistik landen.

bezeczky@dasbiber.at

Fit für das neue Jahr

Neujahrsvorsätze? Mit einem Fitness-Tracker sicherlich leichter umzusetzen.

Das Spektrum reicht von ganz günstigen Xiaomi-Bändern bis

hin zu high-end Geräten wie der Apple Watch. Google hat mit dem

Kauf von FitBit einen der Pioniere dieses Segments ins Portfolio aufgenommen.

Alle Geräte sorgen für einen Motivationsschub durch die

gezählten Schritte.

SPÜRE DIE

MACHT

Rechtzeitig vor dem letzten Star

Wars Kinofilm kommt „Jedi:

Fallen Order“ auf die Konsolen.

Als Jedi-Schüler auf der

Flucht vor dem bösen Imperium

müssen wir unser Training

beenden - und uns unserem

Schicksal stellen. Bewaffnet mit

dem Laserschwert, einer Waffe

aus einer zivilisierteren Zeit,

kämpfen wir gegen imperiale

Schergen und übergroße Monster.

Erhältlich für Xbox One

und PS4!

HUAWEI IST NICHT AUFZUHALTEN

Handelskrieg hin oder her: der chinesische Tech-Gigant Huawei rechnet

für 2020 mit einem Wachstum von 20 Prozent beim Verkauf von Smartphones.

Besonders in China habe man sich mit der Marke solidarisiert und

für hervorragende Verkaufszahlen gesorgt. Eine Einigung im Streit um die

nächste Mobilfunkgeneration 5G scheint noch weit entfernt. Sollte man

sich in diesem Bereich einigen, ist die nächste Streitfrage auf dem Feld

der Künstlichen Intelligenz (AI) vorprogrammiert.

Apple, Marko Mestrović, Ubisoft

Sophie Kirchner

© Pawel Gruszkiewicz

BIBER & W24

PRÄSENTIEREN:

Wohin in Wien?

Wir geben dir coole

Geheimtipps!

Ihr wollt einmal pro Woche einen coolen Wien-Tipp

aus der Community? Dann schaltet jeden Dienstag

um 18:30 Uhr „24 Stunden Wien“ bei W24 ein!

Selbst gestandenen Wienerinnen und Wienern kann

manchmal entgehen, wo man denn wirklich das

beste Katerfrühstück oder die beste Frisörbehandlung

in der Stadt bekommt. Wir liefern euch jede

Woche einen Insidertipp in der Rubrik „Die Welt in

Wien“. Sendung verpasst? Keine Sorge. „24 Stunden

Wien“ kann man sich auch nach der Ausstrahlung

online unter www.w24.at in aller Ruhe gönnen.

BEZAHLTE ANZEIGE

SCHAFE STATT RASEN MÄHER

der internationale Mineralölkonzern LUKOIL investiert seit Jahren intensiv

in den Wirtschaftsstandort Österreich. Nun wurde die Europazentrale durch

das Projekt „naturnahes Betriebsgelände“ im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie

zusätzlich aufgewertet.

Oleg Tolochko (LUKOIL), Stadtrat Peter Hanke, Robert Gulla (LUKOIL)

Tanz des Ostens

Spätestens seit Shakira ist der orientalische Tanz, oder „Bauchtanz“,

jedem ein Begriff. Wir sprachen mit der Tanzlehrerin Shams

über ihre Leidenschaft und warum jeder, unabhängig von Nationalität,

Konfektionsgröße oder Alter, ihn erlernen kann. Die

gebürtige Irakerin unterrichtet orientalischen Tanz seit 14 Jahren

und fühlt sich auf der Bühne richtig wohl. „Das ist mein Moment,

den mir niemand nehmen kann.“ Mehr Informationen unter

shamsbellydance.at

Das Werk von LUKOIL grenzt an eines der schönsten

Naturschutzgebiete, die Lobau. LUKOIL hat sich

unter anderem zum Ziel gesetzt, das Werksgelände

in die umgebende Landschaft zu integrieren.

Zu diesem Zweck wurden 100 regionale Bäume

gepflanzt und die Pflege der Grünflächen erfolgt

durch fünf Schafe (live auf www.lukthesheep.tv).

Darüber hinaus wurden – um die Artenvielfalt zu

wahren – Bienenvölker aufgestellt. Zudem fördert

das Projekt das Umweltbewusstsein von Mitarbeitern,

Gästen und Kunden. Mitarbeiter von LUKOIL

können sich künftig auch aktiv ins Projekt miteinbringen.

„Die präsentierten Maßnahmen zeigen, dass wir

auf dem richtigen Weg sind“, so Oleg Tolochko,

Managing Director von LUKOIL Lubricants Europe.

80 / TECHNIK /



MEINUNG

Edel-Trash

Stellt euch vor, euer Vater macht

einen auf Amateur-Erotikautor und

veröffentlicht schlecht geschriebene

Schmuddelromane auf Amazon. Genau

das passierte nämlich Jamie Morton.

Doch anstatt das einfach zu ignorieren

(wie wahrscheinlich jeder normale

Mensch), hat Jamie sich zwei seiner

besten Freunde geschnappt und 2015

den Podcast „My dad wrote a porno“

gestartet. Ich bin süchtig danach.

Jede Folge liest Jamie ein Kapitel aus

der Reihe „Belinda Blinked“ vor und

kommentiert das Ganze mit seinen

Kumpels. Gerne verkürze ich mir mit

dem Podcast die Zeit im Fitnessstudio,

was dazu führt, dass ich mich auf

dem Crosstrainer manchmal ziemlich

zusammenreißen muss, um nicht

wie eine Verrückte loszuprusten. Der

„Prince of Puke“ John Waters sagte

einmal: „There’s good bad trash and

bad bad trash“. Ich schätze, dass die

schwindligen Sexfantasien von Jamies

Vater zur besseren Sorte Müll gehören.

Und für Edel-Trash bin ich immer

zu haben. Immerhin veröffentlicht der

Papa den Schund unter dem vielversprechenden

Pseudonym „Rocky

Flintstone“. Unbedingt reinhören!

el-azar@dasbiber.at

KULTURA NEWS

Klappe zu und Vorhang auf!

Von Nada El-Azar

Suspense-Tipp

Ausstellungstipp

SPIONIEREN ODER REBELLIEREN?

FÜR TRUE-CRIME-FANS

Jetzt, wo die Tage kürzer werden, könnte

ein Besuch im Wiener Kriminalmuseum

genau das Richtige für euch sein. Im alten

Seifensiederhaus im 2. Bezirk kann man

sich in 20 Räumen über den mittelalterlichen

Strafvollzug, unfassbare Mordfälle

und Attentate samt historischer Dokumente

und Tatortfotos informieren.

Täglich (außer montags) geöffnet,

10 bis 17 Uhr. An Feiertagen geöffnet!

Große Sperlgasse 24, 1020 Wien

Etwa 15 Minuten entfernt

vom St. Pöltner Hauptbahnhof

befindet sich

das Museum Niederösterreich,

das gleich

mehrere spannende

Ausstellungen zeigt. Im

Haus der Geschichte läuft

die Schau „Spionage! 39

Fälle“, wo man über die

Geschichte der Spionage

von der Antike bis heute

einiges erfahren kann.

Abhöranlagen gab es

bereits zu Barockzeiten?

Wie wickelte Doppelagentin

und Tänzerin Mata Hari

(siehe Foto) einflussreiche

Männer um den Finger?

Mit welchen technischen

Gadgets konnte die

Stasi in der DDR aufwarten?

Diesen und vielen

anderen Fragen widmet

sich die Ausstellung. Wer

genug von Intrigen und

Komplotten hat, kann sich

in der Ausstellung „Meine

Jugend, deine Jugend“

über Subkulturen und

Erwachsenwerden damals

und heute informieren:

Smartphone vs. Telefonzelle?

Internet vs. Bravo-

Zeitschrift? Über 100

Jugendliche haben 13

Themenbereiche für die

Ausstellung vorbereitet,

in denen verschiedene

Generationen in Kontakt

treten.

Beide Ausstellungen laufen

noch bis 19. Jänner

2020.

Tropen Verlag, Alisa Aslanova, Belvedere Wien, Museum NÖ

3 FRAGEN AN…

LIUDMILA

KONOVALOVA

Die russische Primaballerina

Liudmila Konovalova tanzt

bereits ihre zehnte Saison an

ihrem „zweiten Zuhause“:

der Wiener Staatsoper.

Warum ist das Ballett so

untrennbar mit der

russischen Kultur

verbunden?

In Russland wurde das

Vaganova-System von

der gleichnamigen

Tänzerin begründet.

Alle großen Werke wie

Schwanensee, Raymonda,

Dornröschen

und viele mehr wurden

zudem in Russland choreografiert.

Das Ballett

spiegelt verschiedene

Epochen in Russland

wider. In der Zarenzeit

wurde zu besonderen

Anlässen wie Taufen

und Krönungen immer

ein Ballett aufgeführt.

Aber auch in der Sowjetunion hatte eine sehr reiche

Tradition und wurde gefördert.

Welchen Herausforderungen musst du dich täglich als

professionelle Balletttänzerin stellen?

Ich kann nie in einer Komfortzone bleiben. Sobald

man beginnt, sich Dinge leichter zu machen, verliert

man automatisch an Qualität. Ich erlaube mir nicht,

mich auf einem Ziel auszuruhen. Mein Beruf benötigt

viel Zeit und Energie, aber ich habe inzwischen auch

erkannt, dass mein Körper keine Maschine ist und

Pausen gut für Leib und Seele sind.

Welche Unterschiede stellst du zwischen Russland und

deiner zweiten Heimat Österreich fest?

Ich denke, dass es da mehr Gemeinsamkeiten gibt.

Beide Länder waren einmal große Imperien und es

gab einen regen kulturellen Austausch. Russische

Künstler waren in Wien an der Akademie der Bildenden

Künste, während gleichzeitig in Petersburg

Johann Strauß und Walzer tanzen sehr gefragt

waren. Auch heute gibt es an der Staatsoper in Wien

viele russische Produktionen und in Russland sind

die Wiener Philharmoniker hoch geschätzt. Die Kunst

verbindet uns sozusagen

Liudmila Konovalova ist am 5., 7. Und 9. Dezember in

der Ballett-Trilogie „Jewels“ zu sehen.

Yalla Feminismus!

„Meine Klitoris Klasse wie S von Mercedes“ rappte Reyhan

Şahin, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen

Lady Bitch Ray, noch im vorigen Jahr. Jetzt ist sie wieder

zurück. Diesmal aber nicht mit einem scharfzüngigen

Rap-Album, sondern einem Buch.

„Yalla Feminismus!“ spannt einen

Bogen über die Deutschrapszene,

Sexismus, muslimischen Feminismus

und viele weitere Themen

unserer Gesellschaft – aus der

Sicht einer promovierten Linguistin

und Tochter alevitischer Eltern. Auf

sprachlich humorvolle und klare

Weise teilt sie ihre Ansichten in

unserem heutigen unüberschaubaren

Diskurs-Dschungel. Große

Empfehlung auch für alle Rap-Muffel

(wie mich), die über die Szene

lernen wollen.

„Yalla Feminismus“ ist

erschienen im Tropen Verlag.

Inspiration - Vermächtnis

Richard Gerstl.

Das Wiener Leopold Museum widmet dem

österreichischen Künstler Richard Gerstl

(1883 – 1908) eine große Werkschau.

Obwohl er zu den Vorreitern des Expressionismus

in Österreich zählte, wurden seine

Gemälde bis jetzt nur einige wenige Male

ausgestellt. Er war ein Weggefährte des

Komponisten Arnold Schönberg und führte

diesen auch an die Malerei heran. Leider

endete die Freundschaft zwischen den beiden

Künstlern, als die Affäre zwischen Gerstl und Schönbergs Frau

Mathilde ans Licht kam. Mit nur 25 Jahren nahm er sich das Leben

und beendete so jäh seine vielversprechende Karriere als Maler.

Bis 20. Januar im Leopold Museum

Im Kabelnetz von Magenta,

A1 TV, Kabelplus, SimpliTV,

R9-Satellit und auf W24.at

MONTAG

20:00

auf

82 / KULTURA /

/ KULTURA / 83



Kultur erleben

leicht gemacht

Das war die Führung für die Springboard Mentees durch die Albertina

Als Neuankömmling in Österreich

kulturelle Veranstaltungen

zu besuchen, ist oft gar nicht so

selbstverständlich. Das Projekt

„KULT urgut“ unterstützt daher

junge Menschen mit fast 2.000

Karten für Events aller Art.

Von Nada El-Azar

Aller Anfang ist schwer. Das wissen junge Menschen

aus Österreich, sowie Migrantinnen und Migranten,

die sich ein neues Leben aufbauen wollen, nur zu

gut. Der Verein Springboard richtet sich an Menschen

aus sozialen und ökonomisch schwachen Verhältnissen

und hilft ihnen etwa mit Mentoringprogrammen,

Bewerbungstrainings und Coachings, den Weg in die

Arbeitswelt zu finden.

TM © 1981 RUG LTD CATS LOGO DESIGNED BY DEWYNTERS

Die Gruppe der Interface Wien bei der Schiffsfahrt

Jugend am Werk-Gruppe bei einem Spiel des Dacia Vikings

American Footballs Clubs

STARTHILFE FÜR KARRIERE

UND KULTUR

Im vergangenen Jahr vermittelte Springboard so 34

Stipendienplätze und 44 Praktika an seine aufstrebenden

Mentées. Aber nicht nur in Sachen Karriere

hat der Verein einiges leisten können. Auch den

Genuss kultureller Veranstaltungen macht Springboard

möglich. Im Rahmen des Projekts „KULTurgut“

wurden über 1.700 Freikarten für Veranstaltungen

aller Art verteilt. Egal ob Museumsbesuche im

Kunsthistorischen Museum oder der Albertina,

Schifffahrten über die Donau, Konzerte im Wiener

Konzerthaus und Musikverein oder Sportveranstaltungen:

Für jeden ist etwas dabei.

„Junge Menschen wie auch Erwachsene werden

so mit verschiedenster Art von Kultur vertraut,

gestalten ihre Freizeit aktiv, knüpfen Kontakte und

haben nicht das Gefühl am Rande der Gesellschaft zu

stehen“, heißt es von den Gründern Mag. Robert Gulla

(LUKOIL) und Mag. Michael Schaumann (Stanton

Chase). 2015 bauten sie den Verein Springboard auf.

„Ich habe Karten für das Spiel Österreich - Israel

bekommen. Ich bin ein großer Fußballfan und es

hat viel Spaß gemacht. Morgen geht es ins Theater,

und am Sonntag sehe ich mir ein Konzert an“, sagt

Aozan Husiien. Der Kurde aus Nordsyrien lebt seit

vier Jahren in Wien und nutzt das Angebot regelmäßig.

„Ich finde es toll immer wieder die Möglichkeit

zu bekommen Kultur zu erleben.“ Auch sein Kollege

Khalil Alaaedin ist dank Springboard mit seinem

Bruder und einem Freund ins Stadion gegangen. „Die

Atmospähre war super! Seit einem Jahr besuche ich

auch interessante Konzerte und Kinovorstellungen.“

Springboard / Interface Wien

TM © 1988 CML

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ERFOLGSPRODUKTION VON

BOUBLIL & SCHÖNBERGS

PREMIERE HERBST 2020

84 / KULTURA /

#WeAreMusical

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KOLUMNE

Bedienungsanleitung für Integration

Kann ich ohne Angst ich selbst sein?

Robert Herbe

„Ich bin wirklich kein Rassist, aber so kann

es nicht weitergehen. Die Ressourcen in

unserem Land sind beschränkt und wir

können sie nicht altruistisch mit der ganzen

Welt teilen“, sagt mir mein Sitznachbar bei der

Weihnachtsfeier. „Ja, aber ich lebe auch hier. Ist

das ein Problem für dich?“, frage ich ihn, teils

ironisch, teils frustriert.

„Nein, überhaupt nicht. Du hast dich gut

integriert und bist mittlerweile einer von uns“,

antwortet er und klopft mir dabei auf die

Schulter. „Ich habe ein Problem mit denen, die

hierherkommen, sich gar nicht anpassen und

deren Frauen demonstrativ das Kopftuch auf der

Straße tragen“, fügt er dem Gesagten hinzu.

Das Kompliment, sehr gut integriert zu sein,

bekomme ich häufig zu hören. Selten in solch polemischen

Diskussionen, öfter von Menschen, die es gut mit mir

meinen. Ich freue mich sehr darüber, dass mir so viele

Menschen immer wieder das Gefühl geben, dazuzugehören

und willkommen zu sein. Diese Zuvorkommenheit vieler

Menschen macht Österreich langsam zu meiner neuen

Heimat. Oft aber, in Minuten der Stille, rätsle ich, was mich

„gut integriert“ macht.

Ist es, weil ich gut deutsch spreche? Oder weil ich

arbeite und keine Sozialleistungen beziehe? Oder weil ich

die Unterdrückung der Frau und patriarchalische Strukturen

ablehne? Oder aber, weil ich nicht streng religiös bin

und keinen moralischen Verstoß im Sex vor der Ehe sehe?

Vielleicht sind es aber auch ganz andere Faktoren oder

eine Kombination aller erwähnten zusammen? Ich denke

an Freunde, die hier geboren und aufgewachsen sind und

somit die vermeintliche Voraussetzung für gelungene Integration

bei Weitem besser erfüllen als ich. Aber sie werden

dennoch als Fremde gesehen, weil ihre Eltern im Ausland

geboren sind. Das verwirrt mich.

Natürlich ist das Thema viel komplexer als das Erfüllen

turjman@dasbiber.at

Jad Turjman

ist Poetry-Slammer,

Buch-Autor und

Flüchtling aus

Syrien. In seiner

Kolumne schreibt

er über sein Leben

in Österreich.

einiger Kategorien. Es gibt auch zahlreiche

wissenschaftliche Begriffserklärung für

Integration. Diese spiegeln aber mich und

mein Leben kaum wider und drücken meine

Emotionen nicht aus.

Die wesentliche Frage für mich ist: Kann ich

ohne Angst ganz ich selbst sein, mit allem, was

ich mitbringe, und trotzdem gut integriert sein?

Es ist ein Vorwurf wo und wie ich sozialisiert

wurde?

Der Wertekurs am Anfang meiner Zeit hier

war gut, konnte mir aber keine Antworten auf

meine wichtigen Fragen geben. Ich wollte wissen,

wann ich meine Familie wiedersehen kann

und was hilft, meine Albträume über Krieg und

Verfolgung loszuwerden.

HABE ICH ALS FLÜCHTLING ANSPRUCH AUF

LIEBE?

Ich wollte aber auch lernen, wie ich in einer fremden Sprache,

Kultur und mit unbekannten Sozialcodes wieder lieben

kann. Ob ich als Flüchtling überhaupt Anspruch auf Liebe

habe. Ob ich einer Frau, die immer schon in einem friedlichen

Land gelebt hat, mein Schicksal zumuten kann...

Tatsache ist, es ist immer noch schwer für mich, meinen

Charakter auf Deutsch so zu verkörpern, wie ich es

auf Arabisch tue.

Wenn mir bei meinen Auftritten gesagt wird, ich sei

„gut integriert“, bitte ich höflich darum, das Wort Integration

mit Zusammenleben zu tauschen. Denn „Zusammenleben“

passt besser. In meinem Verständnis geht es darum,

dass wir miteinander und zusammen leben, dass wir eine

Bereicherung füreinander sind und dass jeder einen Beitrag

für dieses Land und eine friedliche Welt leistet. Dass

wir unsere Individualität und Vielfalt als Chance und Stärke

sehen und niemanden in seiner Freiheit beschränken oder

niemandem Schaden zufügen.

/ MIT SCHARF / 87



Für uns ist

ausgewogene

TRIP & TRAVEL

Einmal um die ganze Welt

Andrea Grman

Gewinnspiel

Ernährung

kein Thema.

Iss so. Denn eine gesunde, vielfältige Ernährung ist bei McDonald’s

schon lange kein Thema mehr sondern ein fixer Bestandteil unseres

Angebots. Knackige Karotten, köstlicher Bio Apfelsaft, frisches Obst

und Salat bringen Abwechslung und Vitamine in den Speiseplan

unserer Gäste, von klein bis groß. Aber auch 100% Rindfleisch

aus Österreich und Fisch aus nachhaltigem Fang machen

Appetit auf ausgewogene Ernährung. Und wir erweitern unser

Angebot laufend. Denn reden allein ist bei McDonald’s kein Thema.

Es braucht nachhaltiges Engagement – für Mensch, Umwelt und

Gesellschaft. Wir machen’s. Und nennen das Machhaltigkeit. Mehr

unter www.machhaltigkeit.at

Christoph Liebentritt, lonely planet, bereitgestellt

DESTINATION:

SPANISCHE WÜSTE

Tantrasex und

Wüstenstaub

Jedes Jahr im Juli findet in der spanischen

Wüste fünf Tage lang das Nowhere-Festival

statt. Es ist ein Burn, nach den Prinzipien

des Burning Man in den USA. Die Idee

dahinter: Alle Teilnehmerinnen, also alle

Nobodies, kreieren das Festival mit, gestalten

einen Workshop, machen Musik oder

erstellen ein Kunstprojekt.

Jeder Versuch einer Beschreibung kann

Nowhere kaum gerecht werden. Kurz

gesagt: Hier kannst du sein, wer du willst.

Du kannst als Hase verkleidet herumhoppeln

oder im Adams- und Evakostüm umherstreifen.

Du kannst tun,

wonach dir der Sinn

steht – unter einer wichtigen

Voraussetzung:

Einwilligung. Das gilt bei

Fotos genauso wie bei

Tantra-Zirkeln.

Als ich am ersten Tag

mein Programmheft

durchblättere, staune

ich nicht schlecht. Von

Bondage über Schlösserknacken

bis hin zu

Lapdance-Workshops ist

alles dabei. Lasse deine

sexuelle Energie heilen

oder erkunde deine

Beim Wüsten-Cleanup

Schmerzgrenze. Da es unmöglich ist, alles

zu machen, habe ich fast ein bisschen

FOMO. Gut, dass es auch dafür einen

Workshop gibt. Ich überlege zwischen

Speed Painting und Speed Hating und

entscheide mich für letzteres. Bei dieser

sehr ehrlichen Variante des Speed Datings

beantwortest du deinem Gegenüber Fragen,

die unwillkürlich darauf hinauslaufen, dass

du richtig schlecht dastehst. Am Nachmittag

mache ich einen Abstecher zum Strip

Wrestling, bevor ich mir entspannt den

Sonnenuntergang ansehe und einer Kakao-

Zeremonie beiwohne.

Am Freitag helfen meine Freundin Nadine

und ich beim Wüsten-Clean-up. Es ist

erstaunlich, wie wenig herumliegt. Das ist

wohl das sauberste Festival, auf dem ich je

war. Wir belohnen uns mit einer Massageeinheit

und einer Wohnwagen-Duschparty

bei den Nachbarn. Frisch geduscht und

wieder von oben bis unten mit Wüstenstaub

bedeckt gehen wir zum Highlight des Festivals:

dem Burn. Es gibt eine beeindruckende

Feuershow, Schamanen-Tänze und Akrobatinnen.

Alle lassen sich in ihren verrücktesten

Kostümen blicken. Es wirkt wie auf

einem anderen Planeten. Nur wenig später

liege ich in einem schwarzen Raum, bestaune

fluoreszierende Bilder an den Wänden

und spreche mit anderen Nobodies über

polyamoröse Beziehungen.

Kaum vorstellbar, dass

zwei Tage später wieder

der Alltag wartet.

Obwohl ich mich fünf Tage

lang fast nur von Müsliriegeln

ernährt habe, möchte

ich am liebsten noch eine

Woche hierbleiben. Als wir

losfahren, blicke ich in den

Rückspiegel und werde

melancholisch. Was für ein

schöner Traum. Zum Glück

sagte mir die Wahrsagerin

voraus, dass ich nächstes

Jahr wiederkomme.

grman@dasbiber.at

DEINE

ULTIMATIVE

REISE-

GESCHICHTE

Trampen durch Indien oder

Eisschwimmen in Island – welche

verrückten Erlebnisse hattest du

auf deinen Reisen? Schick mir

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die ganze Welt.

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Tipp

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Du willst die Welt sehen,

doch dein Sparschwein spielt

nicht mit? Keine Sorge, es

gibt so viele Möglichkeiten,

günstig zu reisen. Informiere

dich zum Beispiel, ob du in

deinem Hostel aushelfen

kannst und dafür gratis

Unterkunft bekommst. Einige

Hostels haben eine Mindest-

Volunteer-Zeit von einem

Monat. Bei manchen geht

es schon ab ein paar Tagen.

Das ist auch eine tolle Gelegenheit,

andere Reisende

und Locals kennenzulernen.

/ REISE / 89



„Sie spenden,

wir senden!“

„Die Leiden des jungen Todors“

Von Todor Ovtcharov

Techno Lenin

Diesen Monat werden es 30 Jahre

seit dem Fall der Berliner Mauer. Ich

spreche darüber mit Jana aus der

slowakischen Stadt Kosice. Jana

ist 53, im November 1989 war sie 23. Wie viele

anderen auf der falschen Seite des Eisernen

Vorhangs hat sie geglaubt, dass sie für immer in

der sozialistischen Tschechoslowakei leben wird.

Heute gibt es die Tschechoslowakei gar nicht

mehr und Jana arbeitet als Altenpflegerin in Wien.

Damals, im Jahr 1989, war sie eine junge Sekretärin

bei der Polizei in Kosice, sie war sozusagen

im Vorhof der Macht. Heute fühlt sie sich wie

eine Dienerin des Kapitalismus. „Wenn man kurz

vergessen kann, dass wir alle hinter dieser Mauer

eingesperrt waren, haben wir eigentlich ganz gut

gelebt! Niemand hatte nichts und trotzdem haben

wir es irgendwie geschafft ohne Neid zwischen

uns. Und das Beste war, dass niemand arbeiten

musste und wir trotzdem Gehälter bekamen!

Eine wunderschöne Zeit!“ Jana beschreibt auch

ihr heutiges Leben: „Ich habe keine Freunde, ich

lache nie. Ich arbeite und arbeite weiter. Ich kann

aber nicht mehr zurück nach Kosice, das ist schon

lange nicht mehr meine Heimat. Ich bin überall

eine Ausländerin, sowohl hier, als auch dort.“ Ich

lade sie zu einer Technodemo ein, doch sie kann

nicht kommen, da sie arbeiten muss.

Ich gehe zur Technodemo mit meinem Freund

Walter aus Graz. Als die Mauer fiel, war Walter

gerade mal so wie ich drei Jahre alt. Diese Demo

ist eine riesige Technoparade, die durch Wien

zieht. Jede halbe Stunde erscheint im führenden

LKW der Technokolonne ein tätowierter und

überall gepiercter junger Mann, der die Raver zur

Revolution anstiftet. Man soll gegen die gesamte

Gesellschaftsordnung aufstehen: gegen die

aufsteigenden Mieten, die wir uns als Normalsterbliche

nicht mehr leisten können, gegen die

inhumane Politik der geschlossenen Grenzen,

gegen die Hetze auf Minderheiten, gegen soziale

Kälte. Die Gesellschaft sei „verfault“. Eine Revolution

muss her. Und genau vor dreißig Jahren zerfiel

ein Regime, das durch Revolution an die Macht

gekommen war. Ein Regime, das auch von Freiheit

und Gleichheit gesprochen hat. Nach seiner feurigen

Rede fordert der Techno Lenin die Demoteilnehmer

zum Tanzen auf. Das ist viel leichter als

eine Revolution. Köpfe und Bierdosen schaukeln

im Takt. Auf den Gehsteigen stehen hunderte von

Polizisten, doch diese Protestierenden sind nicht

gewaltbereit. Sie werden keine Autos anzünden

und keine Schaufenster zerschmettern. Um 22

Uhr endet die Demo, alle werden die U-Bahn

nehmen und nach Hause fahren. Dann werden sie

ruhig in ihren überteuerten Wohnungen einschlafen.

Sie werden all das sein, wogegen sie sind.

Das erinnert mich an einem Freund, der sich

ein Haus in Bulgarien gekauft hatte. Er hat sehr

linke Überzeugungen. Er kaufte ein altes und

runtergekommenes Haus und heuerte Arbeiter an

um es zu renovieren. Er war aber nicht zufrieden

mit den Konditionen unter welchen die Arbeiter

angestellt waren und forderte sie zum Streik auf.

Bis ihm einfiel, dass er ihr Arbeitgeber ist. Es war

aber schon zu spät. ●

19.–24.12.

Villach

120 Stunden live dabei

Hitradio Ö3 einschalten!

„Wo jeder

Wunsch-Hit

hilft!“

90 / MIT SCHARF /



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