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Taxi Times München - November / Dezember 2019

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DIE BANANENREPUBLIK<br />

INHALT<br />

FOTO: Adobe Stock / Odua Images<br />

„Ein Rechtsstaat, der eindeutige Gesetzesverstöße nicht ahndet,<br />

verkommt zur Bananenrepublik.“ – Diese drastischen Worte wählte<br />

kein Geringerer als Michael Müller, Präsident des Bundesverbands<br />

<strong>Taxi</strong> und Mietwagen e. V., während einer öffentlichen<br />

Verbandssitzung Anfang <strong>November</strong> in Koblenz.<br />

Gemeint sind damit die täglichen Verstöße der neuen Mitbewerber<br />

gegen die Rückkehrpflicht, allen voran der Mietwagenpartner<br />

von Uber und seit Neuestem auch von Free Now.<br />

Da der Staat in seiner Kontrollfunktion an diesem Punkt versagt,<br />

wehrt sich das <strong>Taxi</strong>gewerbe auf eigene Faust auf juristischem<br />

Weg. Zum einen durch Klagen gegen die einzelnen Partner, zum<br />

anderen aber auch gegen den App-Anbieter selbst. Drei Verfahren<br />

sind aktuell in der Schwebe und alle drei scheinen kurz vor dem<br />

Showdown zu stehen. Wir berichten über den aktuellen Zwischenstand<br />

aus Köln, Frankfurt und <strong>München</strong> ab Seite 6.<br />

Ein ganz entscheidender Punkt in allen drei Verfahren ist die<br />

Frage, wie die Fahrer über die Uber-App an die Aufträge kommen.<br />

Das Personenbeförderungsgesetz ist eindeutig, es schreibt vor,<br />

dass Mietwagen die Beförderungsaufträge nur ausführen dürfen,<br />

wenn diese am Betriebssitz oder in der Wohnung des Unternehmers<br />

eingegangen sind. Genau diese Art der Auftragsannahme<br />

und auch die Sicherstellung der Rückkehrpflicht sind natürlich<br />

bei Uber gerade nicht Teil des Systems. Die <strong>Taxi</strong>branche bemängelt,<br />

dass ein Fahrer einen Beförderungsauftrag auch selbstständig<br />

annehmen kann, also nicht über den Betriebssitz des<br />

Unternehmens.<br />

Ein klarer Verstoß gegen das Personenbeförderungsgesetz,<br />

sagen die Kläger gegen Uber. Die Münchner Richterin erweckte<br />

zuletzt den Eindruck, dass sie das ähnlich sieht, und wollte deshalb<br />

bei der letzten Verhandlung von den dort aufgerufenen Zeugen<br />

genau wissen, ob und wie eine Auftragsannahme am<br />

Betriebssitz vorbei technisch möglich ist. Das wurde klar belegt.<br />

Man darf gespannt sein, welche Schlüsse das Münchner Landgericht<br />

daraus nun zieht.<br />

Doch egal, wie in Frankfurt und <strong>München</strong> entschieden wird<br />

– Uber wird nicht klein beigeben und deren hoch dotierte Anwälte<br />

werden weiterhin allerlei Verzögerungstaktiken anwenden, um<br />

ein endgültiges Verbot zu umgehen. Es ist schon schizophren: Ein<br />

Unternehmen, dessen Geschäftskonzept nur auf Basis des Rechtsbruchs<br />

funktioniert, wendet jeden Winkelzug der Rechtsprechung<br />

an, um einer Verurteilung bzw. Bestrafung zu entgehen. Die<br />

Annahmeverweigerung der einstweiligen Verfügung aus Köln am<br />

Firmensitz in Amsterdam ist der blanke Hohn.<br />

Umso wichtiger ist es daher, dass die Behörden ihren Job<br />

machen und die Wildwest-Strukturen endlich wirksam bekämpfen<br />

– ganz speziell am Münchner Flughafen. <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> hat die Untätigkeit<br />

des dortigen Landratsamts Erding deshalb in seiner letzten<br />

Ausgabe scharf kritisiert. Nun hat sich die Behörde in einem<br />

Leserbrief gewehrt (S. 19). Mit dem längst überfälligen Personalwechsel<br />

auf der früheren Position des Herrn Neudeckers scheint<br />

nun auch der Wille zur Kontrolle endlich vorhanden zu sein. Wo<br />

allerdings täglich gegen geltendes Recht verstoßen wird, genügt<br />

es nicht, vier Mal pro Jahr zu kontrollieren.<br />

– die Redaktion –<br />

VERSICHERUNG<br />

4 Misere eines Billiganbieters<br />

TITELSTORY: UBERS ENDE IN DREI AKTEN?<br />

6 Köln: Annahme verweigert<br />

8 Frankfurt: Blick auf Europa<br />

10 <strong>München</strong>: Aufklärende Zeugenaussagen<br />

11 Wien: Verbot für den Falschen<br />

SATIRESEITEN<br />

12 Uber-CEO in der Pampa ausgesetzt<br />

13 „Bild“-Beitrag als Realsatire<br />

BEHÖRDEN<br />

14 <strong>München</strong> bekommt weiteres Gutachten<br />

TAXIVERBAND MÜNCHEN TVM<br />

16 Der immer gleiche Status quo<br />

17 Neue Verkehrsart – aber bitte mit <strong>Taxi</strong><br />

ISARFUNK TAXIZENTRALE<br />

18 Uber-Werbung am Flughafen<br />

LESERBRIEF<br />

19 Das Landratsamt Erding kontrolliert<br />

FELDFORSCHUNG<br />

20 Zwei Studentinnen im <strong>Taxi</strong><br />

ZUKUNFT UND E-TAXIS<br />

22 Die digitale Rolle des <strong>Taxi</strong>s<br />

24 Erfahrungen mit einem Tesla Model S<br />

26 Reaktionen auf ein London-<strong>Taxi</strong><br />

26 Impressum<br />

TAXI NOVEMBER / DEZEMBER / <strong>2019</strong><br />

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