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atw - International Journal for Nuclear Power | 6.2023

Reaktorkonzepte und neue Entwicklungen

Reaktorkonzepte und neue Entwicklungen

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nucmag.com<br />

2023<br />

6<br />

ISSN · 1431-5254 (Print) | eISSN · 2940-6668 (Online)<br />

32.50 €<br />

The Future of <strong>Nuclear</strong>:<br />

How Will Fission and Fusion<br />

Technologies Help Us<br />

Reach Net Zero Emissions?<br />

REPOWER: Derisking and Accelerating<br />

the Energy Transition<br />

Seit 67 Jahren<br />

im Dienste der Kerntechnik<br />

Deutschlands nukleare Zukunft:<br />

beschleunigergetriebene<br />

Neutronenquellen


<strong>Nuclear</strong> Economics Consulting Group (NECG)<br />

Is<br />

Is a<br />

network<br />

network<br />

of<br />

of<br />

independent<br />

independent<br />

global<br />

global<br />

nuclear<br />

nuclear<br />

industry<br />

industry<br />

practitioners<br />

practitioners<br />

Delivers client results with analytical rigor and real-world experience<br />

Delivers client results with analytical rigor and real-world experience<br />

Provides unmatched nuclear industry expertise and leadership experience<br />

Provides unmatched nuclear industry expertise and leadership experience<br />

Collaborates with consulting and law firms to provide nuclear expertise<br />

Collaborates with consulting and law firms to provide nuclear expertise<br />

<strong>Nuclear</strong> Industry<br />

<strong>Nuclear</strong> Industry<br />

National nuclear programs, electricity industry re<strong>for</strong>m, market analyses,<br />

National nuclear programs, electricity industry re<strong>for</strong>m, market analyses,<br />

peer reviews of industry studies, and nuclear fuel cycle issues<br />

peer reviews of industry studies, and nuclear fuel cycle issues<br />

<strong>Nuclear</strong> Business/Transactions<br />

<strong>Nuclear</strong> Business/Transactions<br />

<strong>Nuclear</strong> projects, valuation, business models, strategies,<br />

procurement, <strong>Nuclear</strong> projects, and valuation, due diligence business models, strategies,<br />

procurement, and due diligence<br />

Special Projects<br />

Special Projects<br />

Expert testimony in litigation and arbitration cases,<br />

financial Expert testimony viability/bankability, in litigation PPAs, and arbitration and other project cases, contracts<br />

financial viability/bankability, PPAs, and other project contracts<br />

www.nuclear-economics.com<br />

www.nuclear-economics.com<br />

USA – Edward Kee<br />

edk@nuclear-economics.com<br />

USA – Edward Kee<br />

Germany edk@nuclear-economics.com<br />

– Ruediger Koenig<br />

rwk@nuclear-economics.com<br />

Germany – Ruediger Koenig<br />

Other rwk@nuclear-economics.com<br />

NECG Affiliates in France, UK, and USA<br />

Other NECG Affiliates in France, UK, and USA


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

<strong>International</strong>es Kernenergiegeschäft kommt voran,<br />

aber möglichst ohne deutsche Beteiligung?<br />

3<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Der Fortschritt im internationalen Kernenergiegeschäft<br />

setzt sich ungeachtet globaler Krisen und wirtschaftlicher<br />

Unsicherheiten <strong>for</strong>t. So hat das polnische Unternehmen<br />

PEJ, eine Kernenergieprojektgesellschaft in<br />

Staatseigentum, Ende September mit Westinghouse<br />

und Bechtel einen Ingenieurdienstleistungsvertrag<br />

über die Entwicklung eines detaillierten standortspezifischen<br />

Designs des Kernkraftwerks mit drei AP1000<br />

Reaktoren am Standort Lubiatowo-Kopalino geschlossen.<br />

Dabei werden die Leistungsan<strong>for</strong>derungen des<br />

Kunden, die Einhaltung der polnischen und europäischen<br />

Sicherheitsstandards in Zusammenarbeit mit der<br />

Polnischen Nationalen Atomenergie-Agentur und die<br />

Teilnahme regionaler sowie nationaler polnischer Unternehmen<br />

am Bauprojekt einbezogen. Der Einstieg<br />

Polens in die Kernenergie ist übrigens eine der wenigen<br />

politischen Fragen, in denen sich die bisherige Regierung<br />

und die größte Oppositionspartei, die nach der<br />

Wahl mutmaßlich die Regierung bilden wird, einig<br />

waren.<br />

Die Vereinigten Staaten fördern in Mittel- und Osteuropa<br />

im Rahmen der Klimapolitik mit „Project Phoenix“<br />

die Umwandlung von Kohlekraftwerksstandorten in<br />

Kernkraftwerksstandorte mit SMR-Technologie. Erster<br />

Projektpartner war Rumänien, zwischenzeitlich wurden<br />

auch Projektvorschläge aus Tschechien, der Slowakei<br />

und Polen akzeptiert. Der Just Transition Fonds der<br />

EU, der ebenfalls solche Konversionsprojekte fördert,<br />

schließt Nuklearprojekte übrigens aus. Man denke sich,<br />

auf wessen Betreiben hin. In einem gesonderten Förderfonds<br />

für den Wiederaufbau der Stromversorgung der<br />

Ukraine sollen ebenfalls Kernenergieprojekte berücksichtigt<br />

werden. Dazu passend wurde im September ein<br />

Memorandum of Understanding zwischen Westinghouse<br />

und dem ukrainischen Stromversorger Energoatom<br />

über AP1000- und AP300-Projekte unterzeichnet.<br />

Im Vereinigten Königreich wurden sechs Anbieter von<br />

SMR für die nächste Phase eines Bewerbungsprozesses<br />

ausgewählt, mit dem bis Sommer 2024 über die Vergabe<br />

von Fördermitteln für bis zu vier SMR-Projekte<br />

entschieden werden soll. Im Rennen sind noch GE Hitachi<br />

(BWRX-300), Rolls Royce (SMR), Westinghouse<br />

(AP300), NuScale (VOYGR SMR), Holtec (SMR-160)<br />

und EDF (Nuward). In Schweden bereitet Vattenfall die<br />

Errichtung von neuer Kernkraftkapazität am Standort<br />

Ringhals vor und trifft Vorkehrungen zum Erwerb von<br />

Bauland für diesen Zweck.<br />

In Deutschland dagegen ist es nicht nur erwartbarerweise<br />

still um die Kernenergie, die Bundesregierung<br />

setzt vielmehr auch negative Zeichen. Für die Exportförderung<br />

wurden neue klimapolitische Sektorleitlinien<br />

für Exportkreditgarantien und Investitionsgarantien<br />

eingeführt. Ziel dieser Maßnahme ist es, klimaschädliche<br />

Projekte nicht mehr zu fördern und die Förderung<br />

für Projekte, die dem Klimaschutz dienen, zu<br />

verbessern. Dabei wird politisch-argumentativ, aber<br />

auch in den Leitlinien selbst auf die EU-Taxonomie,<br />

OECD-Richtlinien und G7-Vereinbarungen abgestellt.<br />

Allerdings wird in den Sektorleitlinien die Kernenergie<br />

pauschal ausgeschlossen, obwohl sie in der EU-Taxonomie<br />

als klimafreundliche Technologie gelistet ist, die<br />

OECD-Leitlinien ausdrücklich Kernenergieexportförderung<br />

vorsehen und die G7-Energieminister im April in<br />

Sapporo die Rolle der Kernenergie für Klimaschutz und<br />

Energiesicherheit hervorgehoben sowie fünf der sieben<br />

Minister eine strategische Zusammenarbeit im Bereich<br />

Kernbrennstoffe vereinbart haben. Begründet wird der<br />

Ausschluss übrigens damit, dass seit 2014 keine Exportkreditgarantien<br />

mehr für Anlagen zur nuklearen Stromerzeugung<br />

mehr übernommen würden und der Bereich<br />

Nuklearenergie für die Investitionsgarantien bisher<br />

nicht relevant sei, so als handele es sich dabei um Beschlüsse<br />

einer höheren Macht.<br />

Damit keine Missverständnisse entstehen: in den meisten<br />

der oben angeführten jüngsten Beispiele für die<br />

positive Entwicklung des Kernkraftmarktes mit Ausnahme<br />

der Ukraine spielt die Exportförderung kaum eine<br />

Rolle, weil Exporte in EU- und die meisten OECD-Staaten<br />

nur unter begrenzten Ausnahmebedingungen gefördert<br />

werden und es generell auch einen Export jenseits<br />

der Exportförderung des Bundes gibt. Aber es<br />

kommt in dieser Entscheidung eben der offensichtliche<br />

Wille zum Ausdruck, einer positiven Zukunft der Kernenergie<br />

keinen Vorschub zu leisten, sogar wenn es im<br />

Sinne der ergriffenen Maßnahmen – Förderung klimafreundlicher<br />

Technologie – widersinnig und kontraproduktiv<br />

ist.<br />

Nicolas Wendler<br />

– Chefredakteur –<br />

EDITORIAL<br />

Editorial<br />

<strong>International</strong>es Kernenergiegeschäft kommt voran, aber möglichst ohne deutsche Beteiligung?


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Inhalt<br />

4<br />

CONTENTS<br />

Ausgabe 6<br />

2023<br />

November<br />

Editorial<br />

<strong>International</strong>es Kernenergiegeschäft kommt voran,<br />

aber möglichst ohne deutsche Beteiligung? . . . . . . . . . . . . . . .3<br />

Nicolas Wendler<br />

Did you know? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5<br />

Kalender 2023/2024. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Feature<br />

The Future of <strong>Nuclear</strong>: How Will Fission and Fusion Technologies<br />

Help Us Reach Net Zero Emissions? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7<br />

Ruediger Koenig, John Warden, with a panel of experts from NECG<br />

Cover:<br />

Westinghouse AP300 SMR –<br />

künstlerische Darstellung.<br />

(© Westinghouse<br />

Electric Company)<br />

Interview mit Rita Baranwal<br />

Westinghouse has a more than 70-year history with<br />

nuclear energy, and we intend to support our customers<br />

<strong>for</strong> at least 150 years or more . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Nicolas Wendler<br />

Serial | Major Trends in Energy Policy and <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

REPOWER: Derisking and Accelerating the Energy Transition . . . . 19<br />

Kirsty Gogan, Eric Ingersoll<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

• <strong>Nuclear</strong> Energy under Article 6.8 of the Paris Agreement . . . . . 28<br />

Henrique Schneider<br />

• The Case <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> Energy in Kazakhstan:<br />

A Leap Towards Sustainable Development. . . . . . . . . . . . . . 33<br />

Erlan Batyrbekov<br />

Research and Innovation<br />

• Deutschlands nukleare Zukunft:<br />

beschleunigergetriebene Neutronenquellen . . . . . . . . . . . . . 35<br />

Franklin Servan-Schreiber, Guido Houben<br />

• Dual Fluid-Reaktortechnologie: Neue Kerntechnik in Ruanda. . 41<br />

Götz Ruprecht<br />

Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />

Ein Rechtsrahmen für die Kernfusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

Christian Raetzke<br />

Education and Training<br />

Kerntechnische Lehrstühle: Hochschule Mannheim –<br />

Institut für Physikalische Chemie und Radiochemie . . . . . . . . . . 47<br />

Ulrich W. Scherer<br />

Decommissioning and Waste Management<br />

Entwicklung eines Werkzeugs zur mechanischen<br />

Innenkantenund Eckendekontamination . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

Eric Rentschler, Kurt Heppler, Martin Villinger, Sascha Gentes<br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kommerzieller Durchbruch für die Kernenergie und<br />

massive Forschungsanstrengungen – Teil 2 . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

Nicolas Wendler<br />

KTG – Fachinfo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Vor 66 Jahren<br />

Forschungsreaktor Berlin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />

KTG Inside<br />

• Bericht zur KTG-Exkursion „Nordwest“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

• Geburtstage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

Report<br />

• KONTEC Int. Symposium „Konditionierung radioaktiver<br />

Betriebs- und Stilllegungsabfälle“ – Rückblick . . . . . . . . . . . . 96<br />

• Mitgliederversammlung Women in <strong>Nuclear</strong> Germany<br />

im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

Inhalt


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Did you know?<br />

Kernenergie im Update 2023 der Net Zero Roadmap<br />

der <strong>International</strong>en Energieagentur<br />

Im Update 2023 zum Bericht „Net Zero Roadmap –<br />

A Global Pathway to Keep the 1.5 °C Goal in Reach” der<br />

<strong>International</strong>en Energieagentur (IEA) von September 2023<br />

wird dem globalen Ausbau der Kernenergie eine signifikante<br />

Rolle zugewiesen. Sie wird als vierter Schlüsselfaktor<br />

für die Erreichung der Klimaziele in der Stromerzeugung<br />

benannt und soll ihre weltweite Kapazität von 417 GW in<br />

2022 auf 916 GW in 2050 mehr als verdoppeln. Es wird<br />

festgestellt, dass nach einigen Jahrzehnten der Stagnation<br />

die Kernenergie vor einem Comeback steht, nachdem<br />

mehrere Staaten mit dem Ziel der Emissionsminderung<br />

und der Energiesicherheit Energiestrategien angekündigt<br />

haben, die der Kernenergie eine wesentliche Rolle<br />

zuweisen. Dazu gehören China, Frankreich, Indien, Japan,<br />

Kanada, Korea, Polen, das Vereinigte Königreich und die<br />

Vereinigten Staaten. Mithin, wie man aus deutscher Sicht<br />

anmerken kann, einige unserer industriellen und wirtschaftlichen<br />

Hauptkonkurrenten auf den Weltmärkten.<br />

Langfristig sollen gemäß des Net Zero Energy Szenario<br />

über dreißig Staaten, die heute Kernenergie nutzen, diese<br />

ausbauen. Um eine Verdoppelung der Kapazität bis 2050<br />

zu erreichen, müssen durchschnittlich pro Jahr 26 GW<br />

neuer Kernkraftkapazität ans Netz gehen, von denen<br />

ein Teil benötigt wird, um die Stilllegung alter Anlagen<br />

auszugleichen. Dafür ist ein jährlicher Investitionsaufwand<br />

von rund 100 Milliarden US-Dollar er<strong>for</strong>derlich, mehr als<br />

das Dreifache des Niveaus der vergangenen Jahre. Der<br />

Höhepunkt des Kernenergieausbaus wird für Mitte der<br />

dreißiger Jahre mit 33 GW neuer Kernkraftkapazität pro<br />

Jahr erwartet. In den entwickelten Wirtschaften wird allerdings<br />

der Höhepunkt aufgrund des großen aktuellen<br />

Anlagenbestandes erst in den vierziger Jahren erwartet<br />

(siehe Grafik).<br />

China wird beim Ausbau der Kernenergie eine Führungsrolle<br />

einnehmen, mit einem Drittel der gesamten neuen<br />

Kapazität. Ein weiteres Drittel wird in Ländern mit in<br />

Entwicklung befindlichen Wirtschaften errichtet werden.<br />

In den entwickelten Wirtschaften wird hauptsächlich<br />

alte durch neue Kapazität ersetzt, wobei aus Sicht der<br />

IEA weiterhin Laufzeitverlängerungen für einen kosteneffizienten<br />

Emissionsreduktionspfad unerlässlich sind.<br />

Zunehmend soll der Ausbau der Kernenergie von SMR und<br />

<strong>for</strong>tgeschrittenen Reaktoren bestimmt werden, wobei die<br />

Hauptrolle der Kernenergie weiter in der Stromerzeugung<br />

gesehen wird. Allerdings soll die Kernenergie auch bei der<br />

Deckung des Wärmebedarfs und in der Wasserstofferzeugung<br />

eine Rolle spielen.<br />

DID YOU EDITORIAL KNOW? 5<br />

35<br />

Jährlicher Zubau an Kernkraftkapazität in GW installierter Leistung<br />

nach Staatengruppen und Jahrzehnten<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

70er 80er 90er 2000er 10er 20er 30er 40er<br />

Entwickelte Wirtschaften China Andere<br />

Quelle: Net Zero Roadmap – A Global Pathway to Keep the 1.5 °C Goal in Reach, 2023 Update; <strong>International</strong> Energy Agency (IEA); September 2023<br />

Did you know?


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Kalender<br />

CALENDAR 6<br />

2023/2024<br />

04.11.2023<br />

Karriereportal Kerntechnik.<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

https://karriereportal.actimondo.com<br />

06.11. – 10.11.2023<br />

<strong>International</strong> Conference on the Safety<br />

of Radioactive Waste Management,<br />

Decommissioning, Environmental<br />

Protection and Remediation: Ensuring<br />

Safety and Enabling Sustainability.<br />

Vienna, Austria<br />

https://www.iaea.org/events/icwedr2023<br />

ICOND 2023.<br />

Aachen, Germany.<br />

www.icond.de<br />

13.11. – 16.11.2023<br />

07.12.2023<br />

<strong>Nuclear</strong> 2023.<br />

London, UK<br />

https://nuclear2023.co.uk/home<br />

07.12. – 09.12.2023<br />

ICAERA 2023 – 4 th <strong>International</strong><br />

Conference on Advances in Energy<br />

Research and Applications.<br />

Lisbon, Portugal<br />

https://icaera.com/<br />

10.12. – 14.12.2023<br />

MiNES 2023 – Materials in <strong>Nuclear</strong><br />

Energy Systems.<br />

New Orleans, LA, United States<br />

https://www.ans.org/meetings/mines2023/<br />

2024<br />

22.04. – 25.04.2024<br />

World Energy Council.<br />

Rotterdam, The Netherlands<br />

https://worldenergycongress.org/rotterdam/<br />

13.05. – 16.05.2024<br />

ERMSAR 2024 – 11 th European Review<br />

Meeting on Severe Accident Research<br />

Conference.<br />

Stockholm, Sweden<br />

https://www.ermsar2024.conf.kth.se/<br />

15.05. – 17.05.2024<br />

RAMTrans 2024 – all aspects of<br />

packaging <strong>for</strong> the transport, storage<br />

and disposal of radioactive and<br />

nuclear materials.<br />

London, UK<br />

https://www.euronuclear.org/project/<br />

ramtrans-2024-15-17-may-2024-london-uk/<br />

14.11. – 16.11.2023<br />

Nachwuchstagung Kerntechnik –<br />

KTG Junge Generation.<br />

Garching bei München, Germany<br />

https://www.nachwuchstagung-ktg.de/<br />

21.11. – 22.11.2023<br />

Fachworkshop Zwischenlagerung 2023.<br />

BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH,<br />

Berlin, Germany<br />

https://bgz.de/veranstaltung/fachworkshopzwischenlagerung-2023/<br />

27.11. – 01.12.2023<br />

<strong>International</strong> Conference on Research<br />

Reactors: Achievements, Experience<br />

and the Way to a Sustainable Future.<br />

Dead Sea, Jordan<br />

https://shorturl.at/ixzFY<br />

28.11. – 30.11.2023<br />

ENLIT Europe.<br />

Paris, France<br />

https://www.enlit-europe.com/<br />

28.11. – 30.11.2023<br />

World <strong>Nuclear</strong> Exhibition.<br />

Paris Nord Villepinte – Hall 7, France<br />

www.world-nuclear-exhibition.com<br />

23.01. – 25.01.2024<br />

<strong>Power</strong>Gen <strong>International</strong>.<br />

New Orleans, LA, United States<br />

https://www.powergen.com/<br />

07.02. – 09.02.2024<br />

Long-Term Operation Summit.<br />

Andermatt, Switzerland<br />

https://lto-summit.org/<br />

07.03.2024<br />

Small & Advanced <strong>Nuclear</strong> Reactors NEI.<br />

Idaho Falls, Idaho, USA<br />

https://www.neimagazine.com/news/newssmall-and-advanced-reactors-2024-call-<strong>for</strong>papers-10905507<br />

10.03. – 14.03.2024<br />

WM2024.<br />

Technologies, Phoenix, AZ, USA<br />

https://www.wmsym.org/<br />

21.04. – 24.04.2024<br />

PHYSOR 2024 – <strong>International</strong><br />

Conference on Physics of Reactors.<br />

San Francisco, CA, United States<br />

https://www.ans.org/meetings/physor2024/<br />

21.04. – 25.04.2024<br />

RRFM 2024 – European Research<br />

Reactor Conference.<br />

Warsaw, Poland<br />

https://www.euronuclear.org/project/euro-<br />

pean-research-reactor-conference-2024-21-<br />

25-april-2024-warsaw-poland/<br />

20.05. – 24.05.2024<br />

<strong>International</strong> Conference on <strong>Nuclear</strong><br />

Security.<br />

Vienna, Austria<br />

https://www.iaea.org/events/icons2024<br />

21.05. – 22.05.2024<br />

Nordic <strong>Nuclear</strong> Forum 2024.<br />

Helsinki, Finland<br />

https://nordicnuclear<strong>for</strong>um.fi/<br />

25.05. – 29.05.2024<br />

NURER2020 – 7 th <strong>International</strong><br />

Conference on <strong>Nuclear</strong> and Renewable<br />

Energy Resources.<br />

Ankara, Türkiye<br />

http://www.nurer2020.org/en<br />

27.05. – 29.05.2024<br />

DEM 2024 – <strong>International</strong> Conference<br />

on Decommissioning Challenges:<br />

Role and importance of innovations.<br />

Avignon, France<br />

https://www.euronuclear.org/project/dem-<br />

2024-27-29-may-2024-avignon-france/<br />

05.06. – 06.06.2024<br />

NIC 2024 – <strong>Nuclear</strong> Innovation<br />

Conference<br />

Amsterdam, The Netherlands<br />

www.nuclearinnovationconference.eu/<br />

05.12. – 08.12.2023<br />

Extended Storage and Transportation<br />

of Spent Fuel and Radioactive Waste<br />

from Current and Future Reactor<br />

Technologies.<br />

Camden, New Jersey, United States<br />

https://oecd-nea.org/jcms/pl_83970/<br />

extended-storage-and-transportation-<strong>for</strong>spent-fuel-and-radioactive-waste-of-currentand-future-reactor-technologies<br />

11.06. – 13.06.2024<br />

Leipzig, Germany<br />

https://kerntechnik.com/de/<br />

welcomes<br />

This is not a full list and may be subject to change.<br />

Calendar


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

The Future of <strong>Nuclear</strong>: How Will Fission<br />

and Fusion Technologies Help Us Reach<br />

Net Zero Emissions?<br />

<strong>Nuclear</strong> fission and fusion hold great promise <strong>for</strong> contribution to global decarbonisation,<br />

but pose difficult investment cases. In this article the authors propose a<br />

model which offers a set of metrics to compare suitability and commercial viability<br />

of each technology in relation to meeting Net Zero Emissions ("NZE") goals and<br />

which would allow stakeholders to monitor each technology’s progress over time.<br />

Ruediger Koenig and John Warden, with a panel of experts from NECG<br />

Introduction<br />

Of all the technologies expected to comprise the future decarbonized energy system, as of 2023 the only<br />

really proven one is large GEN III/III+ nuclear power plants (‘large GW plants’). All other technologies are<br />

either – as in the case of hydro, wind and solar power – proven but not able to provide reliable and af<strong>for</strong>dable<br />

system solutions i without as yet unavailable infrastructure (e.g. grid storage); or subject to natural limitations<br />

(e.g. hydro); or still in development whether in terms of scaling (e.g. hydrogen, CCS/CCU) or technical<br />

viability (e.g. fusion).<br />

| This Part 3 of NECG’s<br />

series of articles<br />

takes the findings<br />

from the pieces on<br />

SMR and Fusion to<br />

peer into the possible<br />

future.<br />

PART<br />

3/3<br />

FEATURE | RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 7<br />

Yet, despite ambitious political decarbonization goals,<br />

and despite the safe, efficient and environmentally<br />

friendly operating experience of nuclear power plants<br />

(NPPs) all over the world, we’re not seeing large, global<br />

nuclear new build programs <strong>for</strong> well-known reasons,<br />

such as poor new build project execution, access<br />

to and cost of finance, difficult public acceptance. We<br />

do know the solutions – <strong>for</strong> example, in 2021 NECG<br />

laid out a comprehensive strategy how these obstacles<br />

could be overcome ii ; and the UK, with “Great British<br />

<strong>Nuclear</strong> iii , and the international community iv have<br />

been adopting these suggestions – but actual, effective<br />

implementation at scale and speed is failing to develop<br />

with existing large GW technology.<br />

As an alternative to mitigation of those obstacles to a<br />

robust nuclear renaissance, we’re seeing strong ef<strong>for</strong>ts<br />

to develop new approaches that build on the positive<br />

operating experience gained in nuclear energy while<br />

overcoming or avoiding its shortcomings (Small Modular<br />

Reactors – SMRs), and even introducing new additional<br />

capabilities (Advanced Reactors – ARs). Yet<br />

these new solutions in turn rely on assumptions about<br />

future progress to be made, partly in the same areas<br />

that progress <strong>for</strong> large GW plants has been slower than<br />

previously hoped.<br />

In the first two articles in this series as well as in earlier<br />

articles in <strong>atw</strong> – international nuclear journal v<br />

NECG's ”8 Issues“ success factors<br />

Issue 1: The global financial system needs to be<br />

able to deliver the scale and profile of<br />

financing <strong>for</strong> large scale deployment of<br />

the technology<br />

Issue 2: The global supply chain must develop<br />

the agility and capacity to support<br />

large scale deployment of this technology<br />

Issue 3: Global and national energy markets<br />

must adapt to make best use at scale of<br />

the technology’s advantages<br />

Issue 4: The technology needs to reach a design<br />

level which is commercially deployable<br />

and scalable in a timescale suitable to<br />

support NZE targets<br />

Issue 5: The local regulatory system needs to<br />

be able to apply globally aligned regulatory<br />

principles to large scale deployment<br />

of this technology<br />

Issue 6: This technology must be deployable<br />

reliably and efficiently across multiple<br />

sites in different jurisdictions,<br />

requiring more effective and coordinated<br />

site allocation, permissioning<br />

and development<br />

Issue 7: Society and culture must adapt to,<br />

accept and support the deployment at<br />

scale of this technology<br />

Issue 8: The technology must be able to<br />

develop and deploy at a pace to gain<br />

and hold market share against competition<br />

from other energy sources<br />

Feature Research and Innovation<br />

The Future of <strong>Nuclear</strong>: How Will Fission and Fusion Technologies Help Us Reach Net Zero Emissions? ı Ruediger Koenig and John Warden, with Aus a panel den of Unternehmen<br />

experts from NECG


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

FEATURE | RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 8<br />

we addressed what needs to be done to facilitate<br />

nuclear fission and fusion deployment, i.e. <strong>for</strong> these<br />

technologies to (a) demonstrate technical and commercial<br />

feasibility and (ii) to be deployed at a scale,<br />

to make a meaningful contribution to global energy<br />

supply and decarbonisation goals. We introduced<br />

8 “Issues” which need to be addressed and we examined<br />

where the technologies stand in relation to<br />

those.<br />

In this third article we use the eight Issues to develop<br />

an investment risk scale to indicate which nuclear<br />

technologies 1 are likely to be able to contribute to<br />

Net Zero or other goals, and we seek to develop a<br />

model which can help policy makers, investors and<br />

their stakeholders find some answers to the following<br />

questions:<br />

1) Which technology options are most likely to<br />

reach commercial viability <strong>for</strong> deployment at<br />

scale, under which assumptions?<br />

2) Which of these technologies is best suited to<br />

contributing to decarbonization at scale?<br />

3) How should an investor – Government, Public,<br />

or Private – proceed?<br />

Background to our model<br />

Answers to these questions certainly depend on the<br />

perspectives of different types of “investors” and<br />

their different “objectives”. Our reference in this article<br />

are the goals associated with Net Zero Emissions<br />

in 2050 (“NZE”) and accordingly those investors who<br />

would be owning/operating the necessary assets: i.e.<br />

those who would be driven by cash flows and returns<br />

on investment, execution risk, and scalability 2 . Clearly,<br />

none of the relevant technology options currently<br />

fulfill those investors’ needs (criteria): we’re not yet<br />

seeing huge investment programs in nuclear fission<br />

or fusion on a global multi-TeraWatt scale.<br />

Looking <strong>for</strong>ward, <strong>for</strong> any of these technologies to be<br />

able to make a major contribution to NZE goals, they<br />

would need to be available <strong>for</strong> large scale global deployment<br />

by the mid 2030s, i.e. firm, final planning<br />

and investment decisions would need to be made/<br />

prepared within about the next 5 years from now.<br />

So let’s take a look at “learning curves” and<br />

projections: where do we come from and<br />

are we/might we be going? And what are<br />

those projections most sensitive to?<br />

The approach we have chosen should not be seen as<br />

a predictive model. It is loosely based on the Delphi-<br />

Method vi and uses a deliberative process: applying<br />

our professional judgement, the authors developed<br />

a model to combine criteria, scoring and algorithm<br />

(details see Exhibit I); the criteria were benchmarked<br />

aaginst recent market analyses by distinguished<br />

third parties {FN} vii ; the approach and outcomes<br />

were tested with our “panel” – and the feedback<br />

from this sounding board then in<strong>for</strong>med further<br />

iterations in the process. Our final conclusions were<br />

reviewed by the panel and the panelists were given<br />

the opportunity to add their observations (panelists<br />

observations see Exhibit II at end of this article).<br />

We believe the resulting method is sufficiently solid<br />

to also be used in an individualized context, i.e. it can<br />

be applied by other types of investors and stakehoders,<br />

with objectives other than NZE:<br />

p e.g. industry players willing to seed new<br />

developments<br />

p e.g. special purpose users (autonomous high<br />

temperature generation, PU disposal, etc.)<br />

p e.g. private equity seeking high value exit<br />

scenarios<br />

p e.g. individual vendors and their global or local<br />

supply chains<br />

It allows interested parties to identify key drivers and<br />

track their progress over time.<br />

Constructing the model<br />

This series of three articles explores the ability<br />

of nuclear technology to deploy at the scales<br />

required to support NZE pathways, i.e. scales of<br />

hundreds of GWe. 3 Accordingly, in order to assess<br />

deployment at these scales we map each technology<br />

grouping across two axes:<br />

p Y-axis – How well suited is this technology to<br />

contributing to decarbonisation at scale?<br />

We have chosen a set of metrics which reflect<br />

the ability of each technology to contribute as<br />

1 For the purposes of this analysis we have used the following technology groupings:<br />

• Small Modular Reactors (SMRs) – generally up to 300 MWe but including larger plants designed to be manufactured, assembled and operated as<br />

fleets to give scale efficiencies such as GEH BWRX- 300, WEC AP300, Rolls Royce SMR and NuScale VOYGR-6/12. This technology is generally well understood as it<br />

is based on existing light water-cooled designs.<br />

• Advanced Reactors (ARs) – also known as Gen IV reactors, these are fission reactors using novel and innovative fuel types, coolants and materials which<br />

offer enhanced per<strong>for</strong>mance and safety criteria over currently operating types.<br />

• Large GW – water-moderated fission plants with a nameplate capacity of around 1000 MW or more, such as EPR, AP1000, APR1400, ABWR.<br />

• Fusion, currently encompassing any project which intends to use fusion as the energy source<br />

• In this paper we do not consider microreactors which have nameplate outputs of < 20MWe.<br />

2 In our Conclusions below, we’ll point out that this ef<strong>for</strong>t may need to be carried out by Governments, however this does not contradict the methodology<br />

we are proposing<br />

3 In this paper we are not exploring how each technology may be the best <strong>for</strong> an individual project, which will have its own local and commercial criteria.<br />

Also, Governments, investors and other stakeholders may apply other considerations, such as strategic interests, existing industrial capabilities, other economic<br />

development goals that could lead to a preference or greater risk tolerance <strong>for</strong> certain technologies. – However, as shown below, we do reach conclusions<br />

also useful in that context.<br />

Feature Research and Innovation<br />

Aus The Future den of Unternehmen<br />

<strong>Nuclear</strong>: How Will Fission and Fusion Technologies Help Us Reach Net Zero Emissions? ı Ruediger Koenig and John Warden, with a panel of experts from NECG


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

much energy as possible at scale, in order to<br />

contribute to NZE goals (Table 1 in Exhibt I).<br />

p X-axis – How close is this technology to<br />

being deployed at scale? For this axis, as<br />

metrics we use the eight issues identified in our<br />

first Article in this series, shown in Table 2.<br />

p Using a 10-point scale (Table 3), we allocated<br />

scores against each metric across the<br />

technology groups based on our analysis<br />

from Articles 1 and 2, as well as current<br />

industry knowledge.<br />

EXHIBIT I – DESCRIPTION of Metrics Used<br />

The scoring methodology and some of the key<br />

assumptions which led to the score selection are<br />

outlined in Infobox 1.<br />

It must be stressed that each score comes with<br />

a high degree of subjectivity. Individual designs<br />

within a technology grouping may also merit differing<br />

scores – as an example, some AR designs<br />

carry more design risk (Issue 4) than others.<br />

In order to reflect the range of scores across each<br />

technology grouping, and to capture how the<br />

Table 1: Y-axis - How well suited is this technology to contributing to decarbonisation at scale?<br />

Metric<br />

High energy density<br />

Always on<br />

High efficiency output<br />

Cost effective<br />

Multiple applications (grid/non-grid)<br />

Definition<br />

Confidence in the ability of this technology to provide sufficient quantity of energy<br />

when deployed at scale to make a contribution to NZE targets, in as small<br />

a land footprint as possible<br />

Confidence in the ability of this technology to provide reliable energy close to<br />

100 % of the time (dispatchable = match output to demand)<br />

Confidence in a high output efficiency of this technology<br />

How well does the “commercial benefit” of this technology, when deployed<br />

at scale, compare to other energy sources<br />

Confidence in the ability of this technology to be deployed at scale to support<br />

multiple energy source requirements both grid and non-grid<br />

Note: The choice of metrics may vary, depending on the context and objectives of the deployment in a given case <strong>for</strong> which this assessment model is used.<br />

FEATURE | RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 9<br />

Table 2: X-axis – How close is this technology to being deployed at scale? (Fulfilment of the “8 Issues”)<br />

Metric<br />

Definition<br />

1 Finance Likelihood of the financial system delivering the scale and profile of financing<br />

<strong>for</strong> large scale deployment of this technology<br />

2 Supply chain Ability of the global supply chain to develop the agility and capacity to support<br />

large scale deployment of this technology<br />

3 Energy Market Design Likelihood and ability of global and national energy markets to adapt to make<br />

best use of this technology at scale<br />

4 Design risk Likelihood of this technology reaching a (commercially and regulatory)<br />

deployable and scaleable design in a timescale suitable to support NZE targets<br />

5 Site licensing systems Ability and desire of the local regulatory system to apply globally aligned<br />

regulatory principles to deploy large scale deployment of this technology<br />

6 Multiple site access Ability of this technology to be deployed reliably and efficiently across mutiple<br />

sites in diferent jurisdictions, requiring more effective and coordinated site<br />

allocation, permissioning and development.<br />

7 Industry and social culture Ability by society and culture to adapt, accept and support the deployment at<br />

scale of this technology<br />

8 Competition from other tech Ability of this technology to develop and deploy at a pace to gain and hold<br />

market share against competition from other energy sources<br />

Table 3: Scoring the Metrics<br />

Using a 10-point scale), we allocate scores against each Metric across the technology groups based on our analysis<br />

from Articles 1 and 2, as well as current industry knowledge.<br />

1 – 5 (below 50 %) red Low maturity. Do not invest - risks too uncontrolled or unable to quantify<br />

6 – 8 (to 80 %) amber Marginal confidence in investment, and marginal confidence in addressing outstanding<br />

risks – more of an options investment in case it succeeds.<br />

9 – 10 (above 80 %) green Broadly acceptable commercial investment with understood controlled risk<br />

It must be stressed that each score comes with a high degree of subjectivity and will change with time<br />

as technologies progress. Individual designs within a technology grouping may also merit differing scores –<br />

<strong>for</strong> example, some AR designs carry more design risk (Issue 4) than others.<br />

Feature Research and Innovation<br />

The Future of <strong>Nuclear</strong>: How Will Fission and Fusion Technologies Help Us Reach Net Zero Emissions? ı Ruediger Koenig and John Warden, with Aus a panel den of Unternehmen<br />

experts from NECG


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FEATURE | RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 10<br />

scores may change over time, we allocated scores<br />

at three risk points:<br />

p N= –5 pessimistic scores, reflecting uncertainty<br />

or lack of demonstration of tech<br />

ability. This point can also be interpreted<br />

as the position of the technology<br />

a few years ago; some versions of the<br />

technology may not have moved<br />

beyond this point. “Where do we come<br />

from.”<br />

p N= 0 our broad assessment of where the technology<br />

is at the current time, taking into<br />

account recent advances in the leading<br />

examples of each technology. ”How<br />

much progress has been made, where<br />

do we stand, what’s the dynamic.”<br />

p N= +5 where we assess the technology could<br />

be in five years time, assuming that<br />

progress continues at an “expected” rate<br />

<strong>for</strong> the leading examples. This point can<br />

be interpreted as the optimistic<br />

scenario. “Where are we going; where<br />

do we need to go.”<br />

For each of the three risk points, <strong>for</strong> each technology<br />

grouping, on each axis, the scores are summed to<br />

give three points on a graph in Figure 1. The solid<br />

line connecting these points can be taken to represent<br />

the learning curve <strong>for</strong> the technology in the<br />

optimistic scenario where things go as expected.<br />

Since the N=+5 points are the most favorable<br />

future outcomes, based on our professional<br />

judgement, they do not predict a probability of<br />

success:<br />

p The triangular area below the lines shows the<br />

range of possible outcomes in practice, depending<br />

on actual progress achieved in the critical Issues.<br />

In a second step we consider what might be<br />

acceptable levels of risk <strong>for</strong> investors to engage in<br />

either of the technologies at a large scale, and whether<br />

any of the technologies would be likely to cross<br />

into that area. To begin to answer this question, we<br />

overlay a risk template onto Figure 1, shown in Figure<br />

2. Here we have the same four lines representing<br />

progress of each technology, now overlaid onto areas<br />

of the chart representing different risk levels.<br />

What does the model tell us?<br />

We are now in a position to reflect on the questions<br />

we posed at the beginning of this article.<br />

Which technology options are most<br />

likely to reach commercial viability <strong>for</strong><br />

deployment at scale?<br />

Our analysis indicates that within a few years, all<br />

four technologies have a chance to have reduced<br />

the risk across all our eight issues – i.e. progressed<br />

far enough along our X-axis that they could become<br />

commercially viable. It also shows that none of the<br />

technologies currently are at a point where they can<br />

be expected to com<strong>for</strong>tably reach investment grade<br />

at the scale necessary to contribute significantly to<br />

NZE: i.e. significant progress is needed at a fairly<br />

high pace.<br />

INFOBOX 1<br />

Scoring assumptions<br />

The score <strong>for</strong> each metric and technology grouping were allocated by the authors based on industry knowledge, professional<br />

judgement, and estimates of potential future progress. A full description of the score allocation, and how they may<br />

be changing over time, will be the subject of individual client case studies, but some of the key assumptions influencing<br />

the scores are as follows:<br />

p fusion can be deployed under current environmental regulation, as already announced in US and UK, and is not subject<br />

to licensing conditions appropriate <strong>for</strong> fission technologies<br />

p currently planned fusion concept demonstrators are proven and the leading fusion technologies are able to be scaled<br />

up to power operation in the expected timescales<br />

p advanced reactors continue to demonstrate the potential of the leading designs <strong>for</strong> non-grid and flexible siting and<br />

operation, with key advantages such as<br />

P high temperature output suitable <strong>for</strong> industrial uses<br />

P small footprint allowing siting on industrial sites and near population centres<br />

P ultra-safe operation which can demonstrate a very small EPZ<br />

P flexible output, varying over time and demand<br />

p currently announced AR projects in New Brunswick, Texas and Wyoming continue to time and cost<br />

p currently announced light-water SMR projects (such as CFPP Idaho and OPG Darlington) continue to time and cost<br />

p Large GW plants continue to be developed, but remain as long time-scale and capital-intensive projects<br />

Using scores based on these types of assumptions, each technology was scored at each of the three points N= –5,<br />

N= 0 and N= +5 over time. The scoring assumptions and the resulting outcomes were tested with the panel<br />

of experts and reconsidered in an iterative process.<br />

Feature Research and Innovation<br />

Aus The Future den of Unternehmen<br />

<strong>Nuclear</strong>: How Will Fission and Fusion Technologies Help Us Reach Net Zero Emissions? ı Ruediger Koenig and John Warden, with a panel of experts from NECG


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

WELL<br />

SUITED<br />

HOW WELL SUITED<br />

IS THIS<br />

TECHNOLOGY TO<br />

DEPLOYMENT AT<br />

SCALE TO SUPPORT<br />

GLOBAL<br />

DECARBONISATION?<br />

POORLY<br />

SUITED<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

NOT<br />

VIABLE<br />

N=5 RISK POINT<br />

N=0 RISK POINT<br />

N=-5 RISK POINT<br />

FUSION<br />

-5<br />

-5<br />

SMRs<br />

-5<br />

LARGE<br />

GW<br />

LEARNING CURVE<br />

-5<br />

HOW VIABLE IS THIS<br />

TECHNOLOGY TO BEING<br />

DEPLOYED AT SCALE?<br />

| Fig. 1<br />

Progress of Technologies mapped against modelled scores of SUITABILITY and VIABILITY.<br />

LEGEND 1<br />

Analysis of Figure 1<br />

Figure 1 shows four lines, each denoting the range of total<br />

scores <strong>for</strong> each technology group.<br />

The left hand/lower end of each line is the N= –5 risk<br />

point. This illustrates the most pessimistic score: where the<br />

less viable examples of the technology are now, or where<br />

the majority of examples were around five years ago or<br />

more.<br />

The middle point on each line is the N= 0 point. This<br />

illustrates where we assess good examples of each technology<br />

are at present.<br />

The right hand/upper point on each line is the N= +5<br />

point, where we estimate that the best examples of each<br />

technology could be in the next five years, in an optimistic<br />

scenario, based on ef<strong>for</strong>ts we see being made today.<br />

We can interpret the lines as representing a learning<br />

curve, mapping potential progress from<br />

p higher to lower commercial/delivery risk (X-axis left to<br />

right) and<br />

p increasing confidence that the technology can be<br />

deployed at a scale to make a contribution to Net Zero<br />

goals (Y-axis bottom to top).<br />

p So <strong>for</strong> a technology to be (a) commercially viable and<br />

(b) deployable at a required scale, it should be as close<br />

to the top right of Figure 1 as possible.<br />

The triangular coloured regions illustrate the likely<br />

area into which each technology will progress to if today’s<br />

promise does not materialize.<br />

At N= –5, large GW technology is closest to the top right,<br />

showing that a few years ago, large GW plants were most<br />

likely to be the technology of choice, but even so still came<br />

with significant risk. Fusion technology at N=-5 is nearest<br />

to the bottom left corner, reflecting its lack of concept<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

FUSION<br />

LARGE<br />

GW<br />

SMRs<br />

THE LIKELY AREA INTO<br />

WHICH THIS TECHNOLOGY<br />

WILL PROGRESS IF TODAY’S<br />

PROMISE DOES NOT<br />

MATERIALIZE<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

COMMERCIALLY<br />

VIABLE<br />

demonstration or scalability at that point; some of the<br />

more esoteric fusion concepts may still be around this<br />

point.<br />

At N= 0, the chart shows our assessment of risk and scalability<br />

today. Our scores show that, whilst large GW technology<br />

has regained confidence over the past few years, SMR<br />

and AR technology have caught up, reflecting increased<br />

policy and market confidence in the viability and scalability<br />

of these technologies. Indeed, the position of SMRs and<br />

ARs further up the Y-axis compared to large GW recognizes<br />

the wider potential <strong>for</strong> deployment at scale <strong>for</strong> these<br />

types of reactor. Fusion at N= 0 is still somewhat further<br />

to the bottom left, illustrating that the technology, despite<br />

its potential, still has to generate credibility to be seen as a<br />

viable scalable contribution to Net Zero.<br />

At N= +5, we see a significant potential change in comparative<br />

position of the technologies. Fusion has rapidly<br />

gained in both commercial confidence and demonstrable<br />

scalability and is now closest to the top right, signifying<br />

that of all the technologies this could have the greatest<br />

commercial viability and ability to deploy at scale to provide<br />

the energy contribution to Net Zero goals. ARs are a<br />

close second, having continued to surpass SMR technology<br />

as the expected AR advantages become increasingly<br />

demonstrable and confidence grows in use and per<strong>for</strong>mance<br />

of the advanced coolants and materials. Large GW<br />

technology has continued to advance but capital cost and<br />

public sentiment continues to hamper the feasibility of<br />

large-scale deployment.<br />

However, since the N= +5 points are the most favorable<br />

future outcomes, based on our professional judgement,<br />

the triangular area below the lines shows there<br />

is a broad range of possible outcomes in practice,<br />

depending on actual progress achieved in the critical<br />

Issues – with most scenarios <strong>for</strong> all technologies not<br />

achieving the necessary breakthrough. This demonstrates<br />

the need <strong>for</strong> careful monitoring.<br />

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INNOVATION 11<br />

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The Future of <strong>Nuclear</strong>: How Will Fission and Fusion Technologies Help Us Reach Net Zero Emissions? ı Ruediger Koenig and John Warden, with Aus a panel den of Unternehmen<br />

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INNOVATION 12<br />

WELL<br />

SUITED<br />

HOW WELL SUITED<br />

IS THIS<br />

TECHNOLOGY TO<br />

DEPLOYMENT AT<br />

SCALE TO SUPPORT<br />

GLOBAL<br />

DECARBONISATION?<br />

POORLY<br />

SUITED<br />

LEGEND 2<br />

Explanation of risk template on Figure 2<br />

The risk template can be interpreted as follows:<br />

p Red zone: Do not invest; risks too uncontrolled or<br />

unable to quantify; ability to contribute to large-scale<br />

deployment not demonstrated. This is the area below<br />

50 % on the X-axis.<br />

p Amber zone: Between 80 % and 50 % on the X-axis.<br />

Marginal confidence in investment, and marginal confidence<br />

in addressing outstanding risks – more of an<br />

options investment in case it succeeds.<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

NOT<br />

VIABLE<br />

N=5 RISK POINT<br />

N=0 RISK POINT<br />

N=-5 RISK POINT<br />

FUSION<br />

-5<br />

-5<br />

SMRs<br />

-5<br />

DO NOT<br />

INVEST<br />

LARGE<br />

GW<br />

-5<br />

HOW VIABLE IS THIS<br />

TECHNOLOGY TO BEING<br />

DEPLOYED AT SCALE?<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

MARGINAL<br />

INVESTMENT<br />

CASE<br />

| Fig. 2<br />

Progress of technologies mapped against modelled scores of SUITABILITY and VIABILITY, overlaid on a color risk scale.<br />

FUSION<br />

VIABLE<br />

INVESTMENT<br />

AT NZE SCALES<br />

LARGE<br />

GW<br />

SMRs<br />

VIABLE<br />

PROJECT<br />

INVESTMENT<br />

COMMERCIALLY<br />

VIABLE<br />

p Green zone: Acceptable commercial investment with<br />

controlled deployment risks (the top 20 % on the<br />

X-axis). The top 20 % on the Y-axis are deemed likely to<br />

be deployable at a scale to contribute to Net Zero on a<br />

standalone basis.<br />

p Grey zone: Acceptable commercial investment with<br />

controlled risks (top 20 % on X-axis); suitable <strong>for</strong> individual<br />

projects but not clear that it can be deployed at<br />

scale to contribute to NZE (lower 80 % on Y-axis. This<br />

might be due to special national/regional use cases<br />

(e.g. a fleet of large GW plants in France or China,<br />

specialized reactors to consume legacy Plutonium).<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

Which of these technologies is best suited<br />

to contributing to decarbonization at scale?<br />

Of the four technologies we have considered, fusion<br />

and ARs could progress far enough up the Y-axis in<br />

our chart to demonstrate significant ability to deploy<br />

at the scale required to be able to deliver the<br />

amount of energy needed to contribute to global<br />

decarbonisation.<br />

This is not at all to suggest that SMRs and large GW<br />

plants would not have an important part to play,<br />

but our analysis is based on which technology is<br />

assessed as best deployable at significant scale and<br />

numbers, across multiple and varied sites, and we<br />

conclude that fusion and AR could best meet this<br />

requirement – if all goes well. We also show that<br />

they carry the greatest uncertainty reaching their<br />

potential.<br />

How should an investor – Government,<br />

Public, or Private – proceed?<br />

Reviewing the necessary learning curves and risk<br />

profiles described above, we can see that investors<br />

and public policy makers who are seeking to contribute<br />

significantly to decarbonization at scale,<br />

should seriously consider fusion and AR technologies.<br />

If either of these technologies were able to<br />

reach their optimal success rate, they would achieve<br />

a competitive advantage over GW and “traditional”<br />

SMR designs. However, there are still serious<br />

unresolved issues; i.e. development risks ahead <strong>for</strong><br />

these technologies. Near term project investment<br />

opportunities exist with light water SMR and GW<br />

scale technologies, which are closer to viability and<br />

which would be easier to deploy where local conditions<br />

are favorable e.g. due to prior experience<br />

and existing local industrial and human resources.<br />

Feature Research and Innovation<br />

Aus The Future den of Unternehmen<br />

<strong>Nuclear</strong>: How Will Fission and Fusion Technologies Help Us Reach Net Zero Emissions? ı Ruediger Koenig and John Warden, with a panel of experts from NECG


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LEGEND 3<br />

Example of a drill-down to<br />

the 8 Issues <strong>for</strong> a particular<br />

technology Figure 3<br />

As shown above the aggregate<br />

“learning curve” and risk profile <strong>for</strong><br />

the different technologies gives an<br />

indication what progress is expected<br />

and needs to monitored.<br />

Using the example of large GW plants,<br />

Figure 3 demonstrates how the 8 Issues<br />

are scored and tracked: there are<br />

some issues that need urgent attention<br />

(here: Finance, Site Licensing and<br />

Multiple Site Access); others that will<br />

require steady long-term progress<br />

(Industry and Social Culture) and others<br />

that can be considered relatively<br />

stable (Design Risk). GW plants have<br />

a parti cularly strong sensitivity to Issue<br />

8 "Competition From Other Technologies<br />

..." not only do they need to<br />

find their place in a future energy<br />

market but they could be replaced by<br />

more versatile Advanced Reactors or<br />

made obsolete by Fusion.<br />

Taken together, Figure 2 shows that (i) only Fusion<br />

or AR could possibly by themselves fulfill the<br />

nuclear NZE-contribution, but (ii) most likely a<br />

combination of all technologies will be needed –<br />

(iii) which means it is necessary to pursue several<br />

of them. This is in fact what Governments (such as<br />

<strong>for</strong> example CAN, F, UK, US, CZ, PL) are actively<br />

supporting, in different ways.<br />

So, the critical question <strong>for</strong> an investor or other<br />

stakeholder is, how well are the development<br />

programs on track: what are the key drivers,<br />

how much progress will be needed how fast, and<br />

is progress being made at the required speed. Our<br />

model offers a monitoring framework overall and<br />

<strong>for</strong> individual technologies. Figure 3 provides an<br />

example how this could be drilled down to individual<br />

technologies and their individual Issues.<br />

Conclusion<br />

The challenge of even approaching the 2050<br />

NZE goals is a huge one <strong>for</strong> mankind, which<br />

will take all our available clean energy sources,<br />

whether renewable, nuclear or geophysical,<br />

working in collaboration. The nuclear industry<br />

is positioned to make a significant contribution<br />

to decarbonization but at the current moment in<br />

2023, governments, policy makers and investors<br />

are faced with a wide and perhaps bewildering<br />

range of choices in nuclear energy – not just which<br />

vendor to choose, but which technology, some of<br />

| Fig. 3<br />

Example of a drill-down to the 8 Issues <strong>for</strong> a particular technology.<br />

which have not yet demonstrated that they work,<br />

particularly at a scale which can contribute to<br />

Net Zero. Each technology still has a significant<br />

range of issues to address if it is going to position<br />

itself to be commercially viable and deployable<br />

at the scales required. As we pointed out in the<br />

first two articles of this series, if fusion can be<br />

demonstrated to work in this decade, the window<br />

of opportunity <strong>for</strong> SMR fission energy may<br />

be short-lived, and nobody wants to end up as the<br />

Betamax of the nuclear renaissance.<br />

So, in this, the third article, we have developed a<br />

method of analyzing the issues facing each technology,<br />

and its potential <strong>for</strong> contributing to Net<br />

Zero goals. We conclude that fusion, closely followed<br />

by advanced reactors, would be best placed<br />

to help mankind if these thechnologies progress as<br />

hoped. We must again stress that at an individual<br />

national, sector, or project level other technology<br />

choices may be more appropriate. But at some<br />

point, considering the huge size of the challenge,<br />

we must also decide what is best at the macro<br />

scale. How confident can we be about our conclusions?<br />

The authors do not have a crystal ball and<br />

the scores here are based on broad assumptions<br />

about the risk and per<strong>for</strong>mance of each technology;<br />

however, there is a methodology inherent in<br />

the metrics and scoring which has developed an<br />

objectivity in the outcomes. Our scoring is open to<br />

debate and alternative views, but at the very least<br />

FEATURE | RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 13<br />

Feature Research and Innovation<br />

The Future of <strong>Nuclear</strong>: How Will Fission and Fusion Technologies Help Us Reach Net Zero Emissions? ı Ruediger Koenig and John Warden, with Aus a panel den of Unternehmen<br />

experts from NECG


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

FEATURE | RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 14<br />

we offer a considered view which we hope will be<br />

taken into account by decision makers.<br />

In this series of articles, we hope to provoke debate<br />

and engender an urgency <strong>for</strong> consensus over<br />

how to move <strong>for</strong>ward with technology choice. The<br />

need to maximize global ef<strong>for</strong>ts towards Net Zero<br />

is too important to do anything else. Our analysis<br />

does not result in any surprising result – a “prudent<br />

mix” has always been a wise path to follow.<br />

What we have demonstrated however is (i) that<br />

this outcome can be shown to result from a set<br />

of metrics which in turn let us focus on what are<br />

the key issues and sensitivities that drive those results,<br />

(ii) to demonstrate how those results differ<br />

between technologies and (iii) that tracing these<br />

over time can visualize the actual progress made<br />

or not made.<br />

This can in<strong>for</strong>m a decision-making pathway <strong>for</strong><br />

the different types of investors and stakeholders<br />

and allow <strong>for</strong> coordinated ef<strong>for</strong>ts between market<br />

and policy makers.<br />

We happily invite challenges or new insights to be<br />

shared over time.<br />

We note that these criteria, and their practical relevance, are highly dependent on a<br />

number of subjective viewpoints. E.g. energy market design is one of the 8 Issues we<br />

also consider; also see this NECG publication on market failure https://nuclear-economics.com/32-market-failure-the-book/<br />

AUTHORS<br />

This article is by Ruediger Koenig (EU) and John<br />

Warden (UK), with participation of a panel of experts<br />

organized by <strong>Nuclear</strong> Economics Consulting Group.<br />

Ruediger Koenig<br />

Interim Manager and Executive Advisor,<br />

NECG Affiliated Consultant<br />

rk@ruediger-koenig.com<br />

Rudy Koenig supports market players in the clean energy industrial value chain,<br />

structuring complex business transactions in large capital projects and managing<br />

lean business operations. He has held executive responsibilities in the Renewables<br />

sector, <strong>for</strong> suppliers in the nuclear front- and back-end and has helped a large<br />

utility investor develop and ultimately sell several nuclear new build projects. His<br />

current main business theme is The Transition Gap, i.e. the holistic challenge that<br />

decommissioning and regeneration constitute in the critical chain of the energy<br />

transition. Rudy works closely with JACOBS <strong>for</strong> their European growth strategy in<br />

this field.<br />

John Warden<br />

CEO Greensabre Consulting,<br />

NECG Affiliated Consultant<br />

References<br />

[i]<br />

A relevant source is: NEA (2021), System Costs of Electricity, OECD Publishing, Paris:<br />

System Costs of Electricity (oecd-nea.org)<br />

[ii] ”<strong>Nuclear</strong> New Build – How to Move <strong>for</strong>ward” Koenig/Kee, <strong>atw</strong> 1/2021<br />

https://www.yumpu.com/en/document/read/65168156/<strong>atw</strong>-international-journal<strong>for</strong>-nuclear-power-012021/09<br />

[iii]<br />

[iv]<br />

[v]<br />

[vi]<br />

In particular in establishing GBN “Great British <strong>Nuclear</strong>”<br />

https://www.gov.uk/government/organisations/great-british-nuclear/about<br />

E.g. September 29 2023 communique by Energy Minister of several OECD countries<br />

https://www.ecologie.gouv.fr/sites/default/files/28.09.2023_Roadmaps_Joint_<br />

Communique-english.pdf<br />

Sources: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

"Fusion in 10 years – Is this 'the real thing' or 'here we go again'?" Brister/Koenig/<br />

Warden, <strong>atw</strong> 5/2023. https://www.yumpu.com/en/document/read/68431285/<strong>atw</strong>international-journal-<strong>for</strong>-nuclear-power-052023/7<br />

"From Smart Marketing to Building a New Energy System – Challenges <strong>for</strong> SMR Global<br />

Adoption" Warden/Koenig, <strong>atw</strong> 4/2023.<br />

https://www.yumpu.com/de/document/read/68328348/<strong>atw</strong>-international-journal<strong>for</strong>-nuclear-power-042023/16<br />

„<strong>Nuclear</strong> New Build – How to Move <strong>for</strong>ward” Koenig/Kee, <strong>atw</strong> 01/2021 (p. 9)<br />

https://www.yumpu.com/en/document/read/65168156/<strong>atw</strong>-international-journal<strong>for</strong>-nuclear-power-012021/09<br />

e.g. H. A. Linstone: The Delphi-Method – Techniques & Applications. Massachusetts<br />

1975; or https://en.wikipedia.org/wiki/Delphi_method<br />

[vii] For examples of relevant sources pointing to an emerging general consensus on key<br />

criteria required <strong>for</strong> new nuclear technologies to succeed, see:<br />

Small Modular Reactors - Can building nuclear power become more cost effective?EY/<br />

DECC study March 2016 https://assets.publishing.service.gov.uk/media/5a8244b8ed-<br />

915d74e6236aef/TEA_Projects_5-7_-_SMR_Cost_Reduction_Study.pdf; accessed 3<br />

Oct 23<br />

Advanced Modular Reactors Technical Assessment, UK NIRO Study July 2021;<br />

https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/<br />

attachment_data/file/1006752/niro-217-r-01-issue-1-technical-assessment-of-amrs.<br />

pdf accessed 3 Oct 2023;<br />

The NEA Small Modular Reactor Dashboard, OECD-NEA 2023 https://www.oecd-nea.<br />

org/jcms/pl_78743/the-nea-small-modular-reactor-dashboard and OECD (2023), The<br />

NEA Small Modular Reactor Dashboard: Volume II, OECD Publishing, Paris, https://doi.<br />

org/10.1787/e586e483-en; accessed 3 Oct 2023.<br />

McKinsey: https://www.mckinsey.com/industries/electric-power-and-natural-gas/<br />

our- insights/what-will-it-take-<strong>for</strong>-nuclear-power-to-meet-the-climate-challenge<br />

Accessed 26 May 2023; accessed 26 May 2023<br />

jmw@nuclear-economics.com<br />

Based in the UK, John Warden is an expert in structuring and financing nuclear<br />

projects, with special interest in SMR and advanced reactor technologies, as well<br />

as advising on skills and strategic work<strong>for</strong>ce development in the nuclear and engineering<br />

construction sectors. John is CEO of Greensabre Consulting, a specialist<br />

consultancy providing advice and support to investors and asset owners exploring<br />

the potential of advanced nuclear technology as part of clean energy systems.<br />

John’s previous roles include CEO of the <strong>Nuclear</strong> Institute, a Royal Navy submariner,<br />

reactor physicist and nuclear engineer.<br />

Feature Research and Innovation<br />

Aus The Future den of Unternehmen<br />

<strong>Nuclear</strong>: How Will Fission and Fusion Technologies Help Us Reach Net Zero Emissions? ı Ruediger Koenig and John Warden, with a panel of experts from NECG


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

EXHIBIT II – PANELIST’S CLOSING OBSERVATIONS<br />

Jay Brister, Blue Sky <strong>Nuclear</strong><br />

Addressing the role of technology investors<br />

Jay Brister<br />

Managing Director,<br />

Blue Sky <strong>Nuclear</strong><br />

jay.brister@blueskynuclear.com<br />

Investment in fission and fusion<br />

technologies will evaluate the role<br />

of government, policies, projected<br />

economics, and the viability of<br />

future projects (not an all inclusive<br />

list). I would rank the role of<br />

government as the most important<br />

<strong>for</strong> nuclear. You can see the<br />

range of topics in the views from<br />

my colleagues. The investment decision<br />

will be made on the ability<br />

to maximize government support,<br />

minimize risk, and investor confidence<br />

in the stated per<strong>for</strong>mance/returns provided by<br />

the technology.<br />

Investment in fission is a play <strong>for</strong> a party that will also<br />

benefit from the deployment of the technology via their<br />

own business line or supply chain. Doosan, Dow, others.<br />

There aren't many direct investment players in fission<br />

technology. Stand-alone nuclear investment firms like<br />

Segra Capital are the exception more so than the rule.<br />

The biggest hindrance to large scale investment in fission<br />

is the looming FOAK delivery risk by a single party<br />

(whether it be GW scale or an SMR/AR design). Risk sharing<br />

by creating an investment consortium of owners/<br />

operators is an idea beginning to <strong>for</strong>m in the market to<br />

address this risk, as well as a model <strong>for</strong> project ownership<br />

and delivery.<br />

Investment in fusion is a long-term investment with<br />

massive potential returns. The market has cooled after<br />

some very large investment rounds in 2021 and 2022.<br />

Recent fundraising ef<strong>for</strong>ts have not yielded these large<br />

investments and there has been some loss of momentum<br />

by some developers. Leading developers are building<br />

demonstration machines to deliver a proof of concept<br />

of their approach to fusion. Per<strong>for</strong>mance of these<br />

demonstration machines over the next 24 months will<br />

be the catalyst to trigger additional investment, and<br />

potentially very large investment in those company(ies)<br />

with successful demonstration(s).<br />

Edward Kee, NECG<br />

Addressing the role of Government<br />

Edward Kee<br />

NECG CEO, Founder,<br />

and Principal Consultant<br />

edk@nuclear-economics.com<br />

The role of government in nuclear and<br />

fusion power is very important. Implicit<br />

in this article is the assumption that nuclear<br />

and fusion projects will be developed<br />

and owned by private companies.<br />

Another view is that only governments<br />

can manage the risk profile, long life,<br />

and other aspects of a nuclear power or<br />

fusion project. Government nuclear programs<br />

are proven, as demonstrated in<br />

the French, Chinese, and Russian nuclear<br />

programs and in the dominance of stateowned<br />

nuclear companies in the export<br />

market. Even if nuclear and fusion projects are developed by<br />

private companies, the role of government will be very important<br />

and these projects will depend on the national or regional<br />

(e.g., EU/EC) policy decisions related to:<br />

p What carbon reduction goals have been established and<br />

how are nuclear or fusion technologies and applications<br />

considered in measuring national/regional carbon reduction<br />

goals?<br />

p What national/regional subsidies or incentives are developed<br />

and funded <strong>for</strong> nuclear or fusion research, development,<br />

technologies, and applications?<br />

p How and how much will national or regional governments<br />

participate in the development and funding (e.g., grants,<br />

loans/loan guarantees, equity, etc.) of nuclear or fusion<br />

projects?<br />

p Will countries/regions place requirements on load-serving<br />

electricity companies to source some or all capacity and<br />

electricity from nuclear or fusion projects?<br />

p Will countries/regions penalize/tax/prohibit com pe ting<br />

technologies (e.g., natural gas-fired or biomass-fired<br />

generation) and fuels linked to carbon emissions? A welldesigned<br />

carbon tax on fossil fuels could dramatically shift<br />

the economics of and incentives <strong>for</strong> nuclear and fusion<br />

projects.<br />

Even with some government intervention, it may be difficult<br />

to enhance the economics and lower the risk of nuclear or<br />

fusion projects to levels that will be acceptable to private<br />

companies.<br />

FEATURE | RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 15<br />

Paul Murphy, Cross River Infrastructure Partners<br />

For a Project Developer, what are the key considerations when selecting a nuclear technology as a key<br />

element in the overall project?<br />

Paul Murphy<br />

Managing Director,<br />

Cross River Infrastructure Partners<br />

pmurphy@crossriverllc.com<br />

p What is the suitability of technology to intended use (e.g., high temperature to achieve greater<br />

efficiencies in hydrogen production)?<br />

p What is the technological lineage of the design? Is it a further advancement of an existing design,<br />

something that has been demonstrated at a national laboratory, or something with no demonstration<br />

record?<br />

p Who are the strategic partners in the technology?<br />

p Is there a first project underway? What is the project pipeline thereafter? Are the timelines and<br />

market assessments realistic?<br />

p Is there an operating partner? Is there an operating solution being offered?<br />

p What is the project delivery approach?<br />

p Is there significant government support (both federal and state/provincial)? Is the vendor getting<br />

support from multiple governments?<br />

p What is the regulatory strategy and progress? Is the vendor using an experienced and respected<br />

regulatory authority?<br />

p What is the experience of vendor team, including size of team?<br />

Ultimately, from a project developer perspective, what matters comes down to: suitability to purpose, deliverability,<br />

licensability, financeability, economic viability, and overall credibility.<br />

Feature Research and Innovation<br />

The Future of <strong>Nuclear</strong>: How Will Fission and Fusion Technologies Help Us Reach Net Zero Emissions? ı Ruediger Koenig and John Warden, with Aus a panel den of Unternehmen<br />

experts from NECG


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

ENVIRONMENT AND INTERVIEW SAFETY 16<br />

Westinghouse has a more than 70-year history<br />

with nuclear energy, and we intend to support<br />

our customers <strong>for</strong> at least 150 years or more<br />

Interview mit Dr. Rita Baranwal,<br />

Senior Vice President, Energy Systems, Westinghouse Electric Company<br />

Dr. Rita Baranwal<br />

As Senior Vice President, Energy Systems, Dr. Rita Baranwal leads AP300 Small Modular Reactor<br />

(SMR) deployment. She has 25 years of nuclear industry experience and has held this role<br />

since May 2023. Be<strong>for</strong>e, Dr. Baranwal was Chief Technology Officer and Senior Vice President of<br />

Digital and Innovation at Westinghouse.<br />

Previously, Dr. Baranwal served as Chief <strong>Nuclear</strong> Officer and Vice President of <strong>Nuclear</strong> at the<br />

Electric <strong>Power</strong> Research Institute (EPRI). She had responsibility <strong>for</strong> the research and development<br />

(R&D) activities conducted by EPRI, providing support to more than 80 percent of the<br />

world’s existing and advanced commercial nuclear fleet.<br />

Be<strong>for</strong>e joining EPRI, Baranwal served as Assistant Secretary <strong>for</strong> the Office of <strong>Nuclear</strong> Energy in<br />

the U.S. Department of Energy (DOE) in a U.S. President-appointed and Senate-confirmed role.<br />

She led ef<strong>for</strong>ts to promote R&D on existing and advanced nuclear technologies that sustain the<br />

U.S. fleet of nuclear reactors and enable the deployment of advanced nuclear energy systems.<br />

Prior to the DOE, Dr. Baranwal directed the Gateway <strong>for</strong> Accelerated Innovation in <strong>Nuclear</strong><br />

(GAIN) initiative at Idaho National Laboratory. Under her leadership, GAIN positively impacted<br />

over 120 organizations.<br />

Be<strong>for</strong>e joining the Idaho National Laboratory, Dr. Baranwal served as Director of Technology<br />

Development & Application at Westinghouse. Her previous positions at Westinghouse included<br />

director of Core Engineering and manager of Materials and Fuel Rod Design. Prior to joining<br />

Westinghouse, she was a manager in Materials Technology at Bechtel Bettis, Inc. where she led<br />

and conducted R&D in advanced nuclear fuel materials <strong>for</strong> U.S. Naval Reactors.<br />

Dr. Baranwal is a Fellow of the American <strong>Nuclear</strong> Society (ANS). She serves on Advisory Boards<br />

<strong>for</strong> the US <strong>Nuclear</strong> Industry Council (US NIC) and the <strong>Nuclear</strong> Engineering departments of the<br />

University of Michigan and North Carolina State University. he also serves as a Commissioner<br />

on the Council on Strategic Risks (CSR) High Level Commission on <strong>Nuclear</strong> Energy and Climate<br />

Security, the Atlantic Council’s <strong>Nuclear</strong> Energy and National Security Coalition, and the Board of<br />

Scholars at American Council <strong>for</strong> Capital Formation (and is the first non-economist selected to<br />

serve on this Board).<br />

Dr. Baranwal has a bachelor’s degree from Massachusetts Institute of Technology in materials<br />

science and engineering and a master’s degree and Ph.D. in the same discipline from the University<br />

of Michigan.<br />

Westinghouse presented its contender <strong>for</strong> the<br />

SMR-market, the AP300 past May, relatively<br />

late after several years of intensive discussion<br />

on SMRs and sometimes overdrawn expectations.<br />

What were the reasons <strong>for</strong> entering this<br />

prospective market now?<br />

Westinghouse has been looking at small modular<br />

reactors <strong>for</strong> at least a decade, even pursuing an<br />

integral reactor <strong>for</strong> a time. But what really inspired<br />

the team was the success of the AP1000 reactor,<br />

five of which are operating in China and the<br />

U.S. with a sixth reactor set to come on line in the<br />

U.S. later this year or early next year. The per<strong>for</strong>mance<br />

of these reactors has been stellar. So,<br />

we began exploring whether we could leverage<br />

that experience in a small modular reactor. We<br />

spoke with customers and potential customers<br />

about what they would need in an SMR resource<br />

<strong>for</strong> their systems. What we heard told us that we<br />

were on the right track with a smaller but nearly<br />

identical version of the AP1000 technology.<br />

Since we launched in May 2023, we’ve had interest<br />

from Finland, Slovakia, Ukraine and many<br />

others. It’s been a very exciting year <strong>for</strong> us.<br />

The AP300 is based on the AP1000 which brings<br />

advantages such as a basic safety concept<br />

already approved by important international<br />

regulators and a readily available supply chain.<br />

On the other hand, it might make industrial,<br />

serialized production more difficult. Can the<br />

AP300 design overcome the economically<br />

unfavorable size effect by efficiency gains in<br />

manufacturing, construction and financing?<br />

The cost-of-power per MW <strong>for</strong> an SMR will likely<br />

be higher than that of a large reactor because, as<br />

you say, there are obviously big differences in the<br />

amount of electricity generated between the two.<br />

Environment Interview and Safety<br />

Dynamic Westinghouse Dispersion has a Modelling more than to 70-year Enable history In<strong>for</strong>med with Decision nuclear Making energy, and in a Modern we intend <strong>Nuclear</strong> to support Safety our Case customers ı Howard <strong>for</strong> Chapman, at least 150 Stephen years or Lawton, more Joseph ı Rita Baranwal Hargreaves, Robert Gordon, Tim Culmer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

When we designed the AP300 SMR, we looked at<br />

what were the main cost drivers of a nuclear power<br />

plant and used innovation as a tool to add benefits<br />

and reduce costs. One reason we diverged<br />

from an integral reactor is the limited power offering,<br />

where one would need multiple reactors<br />

to reach the same power output of one AP300<br />

SMR. For an Nth-of-a-kind AP300 we are targeting<br />

a billion US dollars apiece<br />

and a 36-month construction<br />

period.<br />

The AP300 SMR can utilize the<br />

same mature supply chain as<br />

the AP1000, which also uses<br />

modular construction elements,<br />

and the proprietary lessons-learned<br />

from deploying so<br />

many AP1000 reactors, six in<br />

operation or nearing operation<br />

and six more currently under construction. That<br />

will serve to reduce risks and keep costs down.<br />

But another thing to keep in mind is the value that<br />

the AP300, and the AP1000, <strong>for</strong> that matter, can<br />

provide. Besides reliable, clean electricity generation,<br />

both can provide district heating <strong>for</strong> communities<br />

and process heat <strong>for</strong> industry, hydrogen<br />

generation and water desalination. For these reasons<br />

we’ve expanded the traditional customer<br />

base <strong>for</strong> a nuclear reactor because of that flexibility<br />

a GEN III+ reactor delivers.<br />

What is the primary market <strong>for</strong> the AP300:<br />

smaller countries with smaller grids that can’t<br />

accommodate or finance a big NPPs, industry<br />

that seeks an independent source <strong>for</strong> electricity<br />

and heat or the traditional large utility market<br />

in competition with large LWR?<br />

I would say all of the above. When we looked at<br />

the current SMR offers we found that 300-MWe<br />

was an ideal output that would meet the widest<br />

market demands.<br />

Of course, the AP300 is a complement to the<br />

AP1000, so both can be deployed together or, if a<br />

grid can’t support a gigawatt-scale reactor, then<br />

an AP300 is ideal. All the benefits still apply. But<br />

if a customer wants an AP1000 and an AP300,<br />

there are added benefits from an ongoing operations<br />

and maintenance viewpoint because we are<br />

using the exact same technology.<br />

For an Nth-of-a-kind<br />

AP300 we are targeting<br />

a billion US dollars<br />

apiece and a 36-month<br />

construction period.<br />

When we launched the AP300 SMR earlier this<br />

year we set out a schedule in which we would target<br />

design certification from the U.S. <strong>Nuclear</strong> Regulatory<br />

Commission in 2027, followed by longlead<br />

procurement and site-specific approvals<br />

with construction beginning in 2030. Connection<br />

to the grid would follow several years after that.<br />

We started our process with the<br />

NRC the week after launch by<br />

submitting our regulatory engagement<br />

plan. It is helpful to<br />

have the same licensing methodologies<br />

as the AP1000 – this is<br />

not new technology to the regulator.<br />

As with other SMR-designs<br />

the AP300 will probably only<br />

be economically viable if there<br />

is standardization of regulation at least in an<br />

important part of potential markets which will<br />

limit overhead cost. Will the AP1000 design<br />

base be an advantage in this respect?<br />

Economic viability <strong>for</strong> SMRs is key, as with any<br />

energy generation resource. Standardization of<br />

regulation is an important piece but not the only<br />

factor where economics is concerned. Utilizing<br />

the AP1000 reactor’s licensing methodologies<br />

and bases will help regulators in licensing the<br />

AP300 SMR. The AP1000 reactor has regulatory<br />

approvals in the U.S., China and Great Britain<br />

plus more than 18 reactor years of safe operations.<br />

Also pursuing a joint-review where appropriate is<br />

helpful. For instance, we are doing this with our<br />

eVinci microreactor with U.S. and Canadian regulators<br />

In recent months discussions about energy<br />

security and independence dominated the<br />

European debate, the European nuclear sector<br />

having a particular issue with soviet era built<br />

NPPs in several countries. What is the contribution<br />

of Westinghouse to address this issue and<br />

support its eastern European customers?<br />

Since the Russian aggression in Ukraine, and<br />

even be<strong>for</strong>e to a degree, we have seen countries<br />

strive to develop a more secure energy future.<br />

<strong>Nuclear</strong> energy plays a vital role in establishing<br />

energy independence.<br />

ENVIRONMENT AND INTERVIEW SAFETY 17<br />

When do you expect design completion, the<br />

first regulatory approval and the AP300 FOAKplant?<br />

Westinghouse is uniquely situated to assist countries<br />

around the world achieve this goal. Not only<br />

can we provide state-of-the-art advanced reactor<br />

Environment and Interview Safety<br />

Dynamic Dispersion Modelling Westinghouse to Enable In<strong>for</strong>med has a more Decision than Making 70-year in history a Modern with <strong>Nuclear</strong> nuclear Safety energy, Case and we ı Howard intend Chapman, to support Stephen our customers Lawton, <strong>for</strong> Joseph at least Hargreaves, 150 years Robert or more Gordon, ı Rita Tim Baranwal Culmer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

ENVIRONMENT AND INTERVIEW SAFETY 18<br />

technology like the AP1000 and AP300, but we<br />

also provide world-class fuel <strong>for</strong> Russian-made<br />

VVER plants, the only Western option <strong>for</strong> countries<br />

that have these types of<br />

reactors. We have contracts in<br />

place with nearly all countries<br />

that have VVER-type reactors<br />

to supply their nuclear fuel,<br />

and in some cases already supply<br />

fuel, and this has been a<br />

tremendous benefit to them.<br />

For example, Westinghouse recently<br />

delivered VVER-440 fuel<br />

to the Rivne nuclear power<br />

plant in Ukraine. Westinghouse<br />

also provides ongoing plant services to extend<br />

the life of existing nuclear plants and decommissioning<br />

services when it’s time to retire a plant.<br />

Westinghouse was successful in having been<br />

selected <strong>for</strong> the construction of Poland’s first NPP<br />

in November 2022. How is the project proceeding<br />

and what are the upcoming steps?<br />

The project is proceeding well and there is progress<br />

on all the many facets to deploying three<br />

nuclear plants. We recently signed an engineering<br />

services contract together with Bechtel as a<br />

consortium, with PEJ, our customer in Poland,<br />

and that will support work on finalizing a sitespecific<br />

design <strong>for</strong> the three units, the turbine island<br />

and balance of plant, among other things<br />

necessary <strong>for</strong> licensing and operating the technology.<br />

The next major contract <strong>for</strong> the project would be<br />

signed in the 2025 timeframe, <strong>for</strong> engineering,<br />

procurement and construction. Overall, there is<br />

a lot of activity and it’s continuing to ramp up.<br />

We recently signed<br />

an engineering services<br />

contract together with<br />

Bechtel as a consortium,<br />

with PEJ, our customer<br />

in Poland<br />

the deployment of multiple, even many, reactors<br />

over the next decade. One of the issues we’ve had<br />

looking back over the last two or three decades in<br />

the U.S., at least, is that we haven’t<br />

built enough new reactors<br />

to maintain these streams.<br />

Now we have both, a skilled<br />

work<strong>for</strong>ce and a mature supply<br />

chain, we should put them to<br />

good use building more reactors<br />

in the U.S.<br />

In many of the countries where<br />

Westinghouse is pursuing new<br />

build opportunities, there is a<br />

strong nuclear energy base, some existing reactors,<br />

a knowledgeable work<strong>for</strong>ce and supply<br />

chains. We have signed dozens of MOUs with suppliers<br />

in these countries, we have ongoing internship<br />

programs <strong>for</strong> students who want to pursue<br />

careers in nuclear energy, developing that<br />

next generation of nuclear workers.<br />

<strong>Nuclear</strong> plants are 60 to 80 year-plus relationships<br />

we are building with people and communities,<br />

and that means not only jobs <strong>for</strong> generations<br />

of people but a cleaner environment and energy<br />

security. Westinghouse has a more than 70-year<br />

history with nuclear energy, and we intend to<br />

support our customers <strong>for</strong> at least 150 years or<br />

more.<br />

Author<br />

Nicolas Wendler<br />

Head of Press and Politics<br />

KernD (Kerntechnik Deutschland e. V.)<br />

In Europe there has been a surge in interest <strong>for</strong><br />

nuclear power and in the intention to go <strong>for</strong><br />

nuclear new build in several countries. This is a<br />

huge opportunity <strong>for</strong> all market players, but at the<br />

same time a challenge when it comes to implementation.<br />

What is required from your point of<br />

view to address the supply chain and work<strong>for</strong>ce<br />

issues that could impede ambitious new build<br />

programs in Europe?<br />

Yes, with few exceptions the world is embracing<br />

nuclear energy because of the ef<strong>for</strong>ts to decarbonize<br />

while maintaining living standards through<br />

abundant electricity, as well as the energy security<br />

issue we’ve discussed.<br />

nicolas.wendler@kernd.de<br />

Nicolas Wendler has been Head of Press and Politics at KernD since August 2013<br />

(<strong>Nuclear</strong> Technology Germany e. V. / German Atomic Forum e. V.) and started<br />

his career in March 2010 as Policy officer. Previously he was an international<br />

consultant <strong>for</strong> the international relations of the Young Union (Junge Union) of<br />

Germany among other topics of energy, climate and economic policy <strong>for</strong> the organization.<br />

Since January 2022 he is also the editor in chief at <strong>atw</strong>. Wendler studied<br />

in Munich and Bordeaux political science and economics and (North) American<br />

cultural history.<br />

We currently don’t anticipate supply chain or<br />

work<strong>for</strong>ce issues that would significantly affect<br />

Environment Interview and Safety<br />

Dynamic Westinghouse Dispersion has a Modelling more than to 70-year Enable history In<strong>for</strong>med with Decision nuclear Making energy, and in a Modern we intend <strong>Nuclear</strong> to support Safety our Case customers ı Howard <strong>for</strong> Chapman, at least 150 Stephen years or Lawton, more Joseph ı Rita Baranwal Hargreaves, Robert Gordon, Tim Culmer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

REPOWER: Derisking and Accelerating<br />

the Energy Transition<br />

Kirsty Gogan, Eric Ingersoll<br />

The following work done by the Terra Praxis team since 2018, summarizes analysis of the risks to the clean<br />

energy transition in the United States, United Kingdom, Germany, and Japan, and outlines the immediate<br />

risks that must be anticipated and mitigated to ensure progress toward a Net Zero future. It sets out how, by<br />

diversifying the portfolio of emissions-free technologies, aligning targets with feasibility analysis, and implementing<br />

risk-in<strong>for</strong>med strategies, we can mitigate the key risks and help drive a successful transition. It<br />

identifies a REPOWER strategy that enables the repurposing of existing infrastructure to run on emissions-free<br />

energy and produce emissions-free fuel as a practical, achievable, scalable, and equitable way to<br />

reach a Net zero economy and put the world on a fast path to growth and decarbonization by 2050.<br />

Introduction: Risks to the Energy Transition<br />

Our actions in this decade are critical. There is a widening gap between decarbonization policy targets and<br />

the real world deployment of clean energy deployment at speed and scale.<br />

Mainstream energy transition models, because they are derived from capacity addition models, prioritize<br />

cost optimization and overlook critical factors related to the feasibility of building massive amounts of new<br />

clean energy infrastructure, including socio-political, cultural, commercial, and financial aspects. These<br />

omissions lead to greatly overstating the potential <strong>for</strong> deployment and create a dangerous gap between<br />

the decarbonization pathways proposed and the real world of project development. This, in turn, leads to<br />

ill-in<strong>for</strong>med policy targets and inadequate implementation plans.<br />

The following work done by the Terra Praxis team since 2018, summarizes analysis of the risks to the clean<br />

energy transition in the United States, United Kingdom, Germany, and Japan, and outlines the immediate<br />

risks that must be anticipated and mitigated to ensure progress toward a Net Zero future. It sets out how,<br />

by diversifying the portfolio of emissions-free technologies, aligning targets with feasibility analysis, and<br />

implementing risk-in<strong>for</strong>med strategies, we can mitigate the key risks and help drive a successful transition.<br />

It identifies a REPOWER strategy that enables the repurposing of existing infrastructure to run on emissions-free<br />

energy and produce emissions-free fuel as a practical, achievable, scalable, and equitable way to<br />

reach a Net Zero economy and put the world on a fast path to growth and decarbonization.<br />

By studying and understanding the real risks to<br />

the clean energy transition, we can guide decisionmakers<br />

to develop and implement risk-in<strong>for</strong>med<br />

strategies which will increase our chances of<br />

successfully achieving Net Zero by 2050. By considering<br />

their advantages in the context of their risks,<br />

each of the zero-carbon energy technologies can<br />

contribute in a different way to achieving large-scale<br />

rapid decarbonization. This new way of modeling<br />

will enable us to reduce the likelihood of failing to<br />

decarbonize by creating a portfolio of solutions that<br />

do not all share the same risks. A renewables new<br />

build strategy complemented with a strategy that<br />

repurposes existing coal plants and other energy-intensive<br />

infrastructure with emissions-free power,<br />

heat, and steam will enable large-scale clean energy<br />

supply while hedging the risks of public opposition<br />

to renewable greenfield projects, which also require<br />

new interconnections, and extensive transmission<br />

buildout.<br />

Land<br />

There is a fundamental mismatch between what we<br />

consider available land <strong>for</strong> power projects in energy<br />

transition models and what is considered developable<br />

land by project developers. In these mainstream<br />

models all ‘available land’ is presumed to be ‘developable’,<br />

when in fact much of that land is not<br />

attractive or amenable to project development, and<br />

where it is, few of the projects ultimately make it to<br />

operation. As shown in Figure 1, the project development<br />

process begins once all practically available<br />

land is identified (i.e., site assessment). Several critical<br />

milestones – which are not currently factored into<br />

mainstream energy transition models – need to be<br />

achieved be<strong>for</strong>e a project is built, and each milestone<br />

SERIAL | MAJOR TRENDS IN ENERGY POLICY AND NUCLEAR POWER 19<br />

Serial | Major Trends in Energy Policy and <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

REPOWER: Derisking and Accelerating the Energy Transition ı Kirsty Gogan, Eric Ingersoll


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

SERIAL | MAJOR TRENDS IN ENERGY POLICY AND NUCLEAR POWER 20<br />

has several associated risk factors. Any one of these<br />

risk factors can cause a project to fail. For jurisdictions<br />

with poor wind and solar resources that plan on<br />

decarbonizing with renewables and green hydrogen,<br />

it is important to note how much land will be needed,<br />

and how difficult it will be to secure rights to the land<br />

(or sea) and successfully develop enough capacity<br />

<strong>for</strong> economy-wide decarbonization.<br />

For example, Figure 2, showing two maps, represents<br />

in colored outlines the total area that would be<br />

required <strong>for</strong> each energy resource if used to generate<br />

enough hydrogen to supply current oil consumption<br />

in the UK and Japan, respectively.<br />

The UK is a high-income country with high energy<br />

use per capita and high population density. The area<br />

required to supply the UK’s current oil consumption<br />

with hydrogen from solar would be 26,090 km 2 . To<br />

produce the same amount of hydrogen instead with<br />

offshore wind would require an area of 136,120 km 2<br />

– which would take up most of the North Sea. The<br />

pink outline shows the size of a single continuous<br />

wind farm to produce this much hydrogen. If the<br />

UK were to produce the same amount of hydrogen<br />

<strong>for</strong> liquid fuels substitution using Gigafactories or<br />

production plat<strong>for</strong>ms with advanced heat sources,<br />

the land area required is dramatically smaller – only<br />

55 km 2 – illustrated by the barely visible green<br />

shape.<br />

Japan is a particularly striking example as it is mountainous<br />

and densely populated, with very little land<br />

available <strong>for</strong> the large solar farms that would be<br />

| Fig. 1<br />

Project Development Risk Factors.<br />

Serial | Major Trends in Energy Policy and <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

REPOWER: Derisking and Accelerating the Energy Transition ı Kirsty Gogan, Eric Ingersoll


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| Fig. 2<br />

Area that would be required to supply UK’s (top) and Japan’s (bottom) current oil consumption with<br />

hydrogen from wind, solar, or advanced heat sources.<br />

| Fig. 3<br />

Land area requirement <strong>for</strong> solar and wind power in Germany in 2050 in relation to protected areas and<br />

population density.<br />

required <strong>for</strong> solar-generated hydrogen<br />

and similar geographic<br />

constraints facing onshore wind.<br />

As Figure 3 shows, the solar<br />

task is simply not viable – the<br />

area required <strong>for</strong> the 63,170 km 2<br />

projects to supply the solar-generated<br />

hydrogen equivalent to<br />

Japan’s current consumption of<br />

oil-based liquid fuels does not<br />

appear feasible. Japan’s offshore<br />

wind resources are limited by the<br />

extent of the shallow continental<br />

shelf. Even floating offshore wind<br />

turbines must be anchored to the<br />

seabed, so water thousands of<br />

meters deep will never be suitable.<br />

Figure 3 reflects modeling<br />

outputs from a 2020 Agora<br />

Energiewende study of land requirements<br />

in Germany <strong>for</strong> solar,<br />

onshore wind, and off shore<br />

wind, in relation to nationally<br />

designated protected areas and<br />

population density.<br />

We do not map a projection <strong>for</strong><br />

global comparisons, because in<br />

practice the hydrogen production<br />

locations would be in multiple<br />

locations. We have to assume<br />

that if countries are planning<br />

massive investments in clean<br />

energy that they will want – as<br />

far as possible – to control those<br />

investments. However, the numbers<br />

are striking. For example, if<br />

solar PV were to replace all global<br />

oil using hydrogen, 770,900 km 2<br />

– an area similar to the size of<br />

Turkey – would have to be covered<br />

with solar panels. If offshore<br />

wind were to replace global oil<br />

with hydrogen, an even larger<br />

area of 8,380,000 km 2 would be<br />

required – about the size of Brazil<br />

(8,460,000 km 2 ). If the production<br />

plat<strong>for</strong>ms described in this<br />

report, powered by advanced<br />

heat sources, were to do the same<br />

job – only 3,414 km 2 would be<br />

needed, equal to a square of 58<br />

kilometers per side.<br />

SERIAL | MAJOR TRENDS IN ENERGY POLICY AND NUCLEAR POWER 21<br />

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SERIAL | MAJOR TRENDS IN ENERGY POLICY AND NUCLEAR POWER 22<br />

Transmission<br />

Transmission fundamentally governs power project<br />

development. Without available capacity to interconnect<br />

a project, developers will not invest in<br />

development. Transmission must be built first, and<br />

due to the need to obtain approvals across multiple<br />

geographical and governmental jurisdictions,<br />

building transmission typically takes much longer<br />

than power projects.<br />

This makes transmission development a risky<br />

endeavor. Further, because of lower capacity<br />

factors, transmission dedicated to wind and solar is<br />

substantially more expensive on a per unit energy<br />

basis: approximately twice as much will be required<br />

per TWh of wind, and approximately four times as<br />

much per TWh of grid scale solar. If enough transmission<br />

cannot be built in a timely manner (i.e., at<br />

an unprecedented rate), there simply is no practical<br />

path to delivering enough clean energy <strong>for</strong> pathways<br />

that depend on these resources.<br />

Public Support/Opposition<br />

Public opposition to renewable power projects is<br />

becoming better organized and more frequent.<br />

For example, Figure 4 shows the growth of public<br />

opposition to wind energy development in Iowa over<br />

time. A growing proportion of opposition is being<br />

led by the environmental and conservation communities<br />

and others interested in protecting an area’s<br />

rural character and/or viewshed. Public opposition<br />

tends to increase as more projects are deployed in a<br />

given area. It will also play a critical role in the build<br />

out of transmission as well.<br />

Escalation of Non-Hardware Project<br />

Costs & Risks<br />

Fortunately, solar and wind hardware costs have<br />

enjoyed a remarkable decline over the past decade.<br />

However, it is likely that non-hardware project costs<br />

and risks will escalate as more projects are developed<br />

in a given area. In addition, increased project<br />

development costs and risks must be paid with<br />

project developers’ risk capital, which is more expensive<br />

and harder to raise than the low-cost capital that<br />

models assume will provide the long-term financing<br />

<strong>for</strong> projects.<br />

Project developers typically look <strong>for</strong> factors like low<br />

land cost, large parcels in close proximity to planned<br />

or existing transmission, landowners who are willing<br />

to sign long-term land leases, good solar or wind<br />

resources, the need <strong>for</strong> few right-of-way approvals<br />

to interconnect the project, clear public support,<br />

| Fig. 4<br />

Wind Ordinances, Public Opposition and Cumulative Wind Deployment in Iowa.<br />

Serial | Major Trends in Energy Policy and <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

REPOWER: Derisking and Accelerating the Energy Transition ı Kirsty Gogan, Eric Ingersoll


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

favorable energy market environment, etc. Nearly<br />

all these essential developer criteria get worse as<br />

more projects are deployed in an area.<br />

As more land is converted <strong>for</strong> projects, land costs<br />

increase, projects are pushed further from transmission,<br />

project capacity factors get worse (as the<br />

good sites are taken), the public is less supportive,<br />

etc. All these conditions occur simultaneously, compounding<br />

project risk and thus cost. Energy models<br />

often show increasing deployment over time, as in<br />

a ‘hockey stick’ growth curve. The real factors that<br />

affect large-scale project deployment suggest that an<br />

‘S-curve’ (as shown in Figure 5), is more likely.<br />

Timing & Logistics<br />

The sequencing and time-sensitivity of the massive,<br />

simultaneous infrastructure build out in every<br />

country that is required <strong>for</strong> decarbonization presents<br />

an unprecedented logistical challenge. The challenge<br />

is not only to build enough infrastructure <strong>for</strong><br />

clean electricity generation, but<br />

to also build the infrastructure<br />

needed to electrify other sectors<br />

such as heat and transport.<br />

Most potential projects do not<br />

make it all the way through the<br />

project development process,<br />

which means that commissioning<br />

a gigawatt of solar requires<br />

several gigawatts to reach the<br />

late-stage development. This<br />

will necessarily require more<br />

developers overall, more development<br />

capital, and more human<br />

resources dedicated to other<br />

parts of the process (e.g., permitting,<br />

interconnection studies,<br />

engineers, financiers, etc.).<br />

| Fig. 5<br />

The project development S-curve.<br />

2050 decarbonization targets. Advocates <strong>for</strong> these<br />

strategies point to this shortfall and say we need<br />

to redouble our ef<strong>for</strong>ts. But it would be prudent to<br />

consider how the current sluggish levels of deployment<br />

may actually be evidence of how difficult<br />

large-scale renewables deployment is becoming<br />

even though we are just at the beginning of the<br />

build-up needed <strong>for</strong> the energy transition. If it is<br />

difficult now, at the beginning, it is only going to<br />

get more difficult due to the best sites being taken<br />

already, lack of transmission, escalation of development<br />

risks and cost, and growing public opposition.<br />

The magnitude of the project development challenges<br />

requires energy models that expand beyond<br />

simple cost optimization to represent and advance<br />

feasible solutions and drive policy and investment<br />

in large-scale decarbonization.<br />

SERIAL | MAJOR TRENDS IN ENERGY POLICY AND NUCLEAR POWER 23<br />

Beyond the <strong>Power</strong> Sector<br />

Seventy-five percent of primary energy use is<br />

outside the power sector (e.g., data centers, steel,<br />

cement, aviation, marine shipping). The amount<br />

of generation capacity required to develop emissions-free<br />

substitute fuels and to decarbonize other<br />

carbon-intensive sectors of the economy will require<br />

a staggering amount of emissions-free energy.<br />

The scale of investment required, necessary deployment<br />

rates, willingness of the public to bear these<br />

costs, and available land <strong>for</strong> development are major<br />

hurdles to the energy transition. In many locations,<br />

deployment rates <strong>for</strong> renewables are far below<br />

what is necessary to achieve renewables-intensive<br />

Terra Praxis is designing a system that will enable the<br />

rapid repurposing of coal plant fleets with non-emitting<br />

advanced heat sources. This will allow <strong>for</strong> the<br />

continued operation of a sizable portion of existing<br />

power plants – without emissions. Repowering coal<br />

plants leverages existing sites, infrastructure, transmission<br />

lines, industry knowledge, work<strong>for</strong>ces,<br />

capital, and supply chains to accelerate the clean<br />

energy transition. It also ensures continuity <strong>for</strong><br />

communities reliant on existing power plants <strong>for</strong><br />

energy, jobs, tax revenue, and continued economic<br />

development.<br />

Coal <strong>Power</strong>: One-Third of Global Emissions<br />

As of 2022, the world has more than 2 terawatts<br />

(TWe) of coal-fired electric power plants, adding<br />

roughly 12 gigatonnes (Gt) of CO 2 emissions per<br />

Serial | Major Trends in Energy Policy and <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

REPOWER: Derisking and Accelerating the Energy Transition ı Kirsty Gogan, Eric Ingersoll


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

SERIAL | MAJOR TRENDS IN ENERGY POLICY AND NUCLEAR POWER 24<br />

year. These annual emissions amount to almost<br />

one-third of global total <strong>for</strong>ecast net annual emissions<br />

of 38.8 gigatonnes/year. Despite international<br />

agreements reached at COP26 (The UN Climate<br />

Change Conference) in Glasgow in 2021 to “phase<br />

out” coal use, CO 2 from coal combustion hit a record<br />

high in 2022. European countries reactivated coal<br />

plants due to the worldwide energy crisis, reversing<br />

years of climate legislation intended to shut them<br />

down. Asian and African countries continue to build<br />

new coal plants to meet growing demand from<br />

increasing populations, rising standards of living,<br />

and industrialization.<br />

Some policy makers, climate modelers, and activists<br />

incorrectly assume that countries will simply shut<br />

down their coal plants to reduce carbon emissions.<br />

But, because more than half of coal plants worldwide<br />

are less than 14 years old, it is unrealistic to expect<br />

such young assets to simply retire, especially considering<br />

growing energy demand and supply shortages.<br />

Even where there are relatively old coal plants, such<br />

as in the U.S., Canada, and Europe, closing coal<br />

plants is difficult and controversial because the loss<br />

of jobs and revenues can be devastating <strong>for</strong> communities,<br />

and utilities continue to value the reliable<br />

electricity generated. These challenges create strong<br />

political and cultural opposition to the conventional<br />

climate agenda, especially in developing countries.<br />

Repowering Coal: A New Path<br />

In Wyoming, the largest producer of coal in the U.S.,<br />

Bill Gates’s advanced reactor company, Terra<strong>Power</strong>,<br />

announced plans to build its Natrium reactor near<br />

the retiring Naughton coal plant in Kemmerer. The<br />

U.S. Department of Energy plans to invest nearly<br />

$ 2 billion to support the licensing, construction,<br />

and demonstration of this first-of-a-kind reactor<br />

by 2028. By locating the Natrium reactor near the<br />

retiring Naughton coal plant, Terra<strong>Power</strong> can not<br />

only take advantage of the existing energy infrastructure<br />

that is in place (such as cooling water and<br />

transmission), but also the work<strong>for</strong>ce. While this<br />

project in Wyoming is a welcome step and an important<br />

signal of the demand <strong>for</strong> such solutions, we<br />

need a strategy that will enable the rapid repowering<br />

of all coal plants. To work, that strategy must be fast,<br />

cheap, minimize construction risk and enable the<br />

participation of a much broader range of suppliers<br />

and constructors.<br />

The Opportunity: Converting Coal <strong>Power</strong><br />

Plant Fleets to Emissions-Free Generators<br />

Repowering existing coal plant infrastructure is the<br />

largest single carbon abatement opportunity on the<br />

planet. By replacing coal-fired boilers at existing<br />

coal plants with carbon-free small modular reactors<br />

(SMRs), also known as advanced heat sources,<br />

these power plants can generate carbon-free electricity,<br />

rather than carbon-intensive electricity. This<br />

would quickly trans<strong>for</strong>m coal-fired power plants<br />

from polluting liabilities facing an uncertain future,<br />

into jewels of the new clean energy system transition<br />

– an important part of the massive and pressing<br />

infrastructure buildout needed to address climate<br />

change.<br />

This would also enable a just transition by sustaining<br />

the jobs and community tax revenues associated with<br />

existing coal plants; the larger social, economic and<br />

environmental benefits associated with continued<br />

reliable and flexible electricity generation; and<br />

the continued use of existing transmission lines<br />

– without emissions. Repowering coal fleets there<strong>for</strong>e<br />

offers a fast, large-scale, low-risk, and equitable<br />

contribution to decarbonizing the world’s power<br />

generation. Converting 5,000 – 7,000 coal plant<br />

units globally between 2025 and 2050 (250 – 350<br />

per year) will require a redesigned delivery model to<br />

achieve this rate of deployment. To be successful, the<br />

deployment model has to de-risk the construction<br />

process: the riskiest part of a project. To successfully<br />

de-risk, we must provide coal plant owners and<br />

investors with high-certainty schedules and budgets.<br />

To this end, a standardized product delivery and<br />

deployment system, with purpose-built automated<br />

tools, can achieve rapid, repeatable, and confident<br />

project assessments, delivery, and deployment.<br />

The Global REPOWER Consortium<br />

To achieve this vision, Terra Praxis has assembled<br />

a world-class consortium of partners, governments,<br />

regulators, academics, and industry stakeholders<br />

– to design a fast, low-cost, and repeatable project<br />

delivery model <strong>for</strong> repowering 2,400 coal plants<br />

worldwide. The global REPOWER consortium has<br />

already attracted some of the world’s largest and<br />

most innovative global leaders in the critical disciplines<br />

required <strong>for</strong> success.<br />

Repowering Coal will deliver a substantial portion<br />

of the clean electricity required to achieve Net Zero<br />

by 2050 by replacing coal-fired boilers at existing<br />

power plants with advanced heat sources, which are<br />

expected to be ready <strong>for</strong> deployment by 2028. While<br />

the companies commercializing the advanced heat<br />

sources ready their products <strong>for</strong> market, the Terra<br />

Praxis REPOWER consortium will develop standardized,<br />

pre-licensed designs supported by automated<br />

project development and design tools to enable hundreds<br />

of customers to be ready to start construction<br />

on their projects in the late 2020s. The result of this<br />

Serial | Major Trends in Energy Policy and <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

REPOWER: Derisking and Accelerating the Energy Transition ı Kirsty Gogan, Eric Ingersoll


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

| Fig. 6<br />

Challenges to standardization of repowering systems.<br />

repowering will be carbon-free power plants that are<br />

cheaper to operate than be<strong>for</strong>e, and to ensure continuity<br />

<strong>for</strong> communities reliant on these plants <strong>for</strong><br />

energy, jobs, and continued economic development.<br />

Design Innovations to Enable Standardization<br />

The Terra Praxis REPOWER system is designed to<br />

be broadly applicable, because coal-fired power<br />

stations come in a wide variety of sizes and configurations.<br />

Further, there are multiple potential vendors<br />

of advanced heat sources, resulting in a wide variety<br />

of requirements <strong>for</strong> repowering (Figure 6):<br />

p Different inlet mass flow, pressure, and temperature<br />

requirements <strong>for</strong> the existing steam turbines.<br />

p Different advanced heat source technologies as<br />

potential repowering options and their associated<br />

systems.<br />

p Different site layouts and local requirements.<br />

The combination of these factors would typically<br />

result in the requirement <strong>for</strong> a bespoke design <strong>for</strong><br />

each new project, with the costs, regulatory review<br />

uncertainties, and risks to budget and schedule that<br />

will prevent most projects from moving <strong>for</strong>ward. The<br />

REPOWER system embraces key design innovations<br />

to enable standardization while accommodating coal<br />

fleet diversity. These include standardized product<br />

design and supporting systems across multiple heat<br />

source vendors, a ‘universal connector’ heat transfer<br />

and storage system, and seismic isolation (Figure 7).<br />

Standardized Product Design<br />

The standardized product design enables the plant<br />

to be reconfigured and expanded to accommodate<br />

different numbers of advanced heat sources while<br />

staying within its pre-approved regulatory envelope.<br />

Standardized Supporting Systems<br />

Standardization also addresses the differing requirements<br />

of a range of advanced heat sources, so they<br />

can be housed in the standardized building, and<br />

connected to steam generators using a standardized<br />

heat transfer system. The building-integrated<br />

reactor system can be configured to meet requirements<br />

<strong>for</strong> a variety of site layouts, energy and heat<br />

demands.<br />

Heat Transfer and Storage System<br />

In addition to building standardization, standardization<br />

is further leveraged by sharing the system<br />

architecture choice of delivering heat from the<br />

advanced heat source to the steam boiler using<br />

molten salt as the heat transfer fluid. These standardized<br />

design elements provide an adaptation-point,<br />

where standard components can be connected to<br />

existing plants. This system allows the new modular<br />

reactor systems to ‘plug in’ to existing coal plant<br />

infrastructure. This standardization and reduction<br />

in design work enables a higher volume manufacturing<br />

model <strong>for</strong> all aspects of the plant and delivers<br />

radical cost reduction. Reusing the power island and<br />

other infrastructure from the existing plant avoids<br />

those costs.<br />

Seismic Isolation<br />

Seismic variation usually drives the site-specific<br />

design of nuclear plants, representing a major<br />

cost driver and making standardization impossible.<br />

Redesign increases design engineering costs<br />

and requires new regulatory approval each time,<br />

increasing cost and schedule uncertainty. These<br />

dynamics are studied by Professor Andrew Whittaker<br />

at the University at Buffalo, a global expert on<br />

nuclear plant seismic isolation. His research finds<br />

that separating the reactor building from the building’s<br />

foundation via seismic isolation can allow <strong>for</strong><br />

a reusable building design. This allows the same<br />

building to be reused at multiple sites of varying<br />

seismic risk. Site-to-site seismic variation can then<br />

be addressed by these seismic isolation components.<br />

SERIAL | MAJOR TRENDS IN ENERGY POLICY AND NUCLEAR POWER 25<br />

Serial | Major Trends in Energy Policy and <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

REPOWER: Derisking and Accelerating the Energy Transition ı Kirsty Gogan, Eric Ingersoll


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

SERIAL | MAJOR TRENDS IN ENERGY POLICY AND NUCLEAR POWER 26<br />

| Fig. 7<br />

REPOWER system graphic<br />

Professor Whittaker is leading the seismic isolation<br />

system design with the goal of facilitating standardization.<br />

Whittaker’s work will enable the plant to<br />

be designed <strong>for</strong> a range of seismic conditions and<br />

licensed once, allowing a rapid roll-out across a wide<br />

range of sites.<br />

Digital Fastlanes<br />

The sequencing and urgency of the massive, simultaneous<br />

infrastructure build-out in every country<br />

presents an unprecedented logistical challenge.<br />

Permitting and pre-development activities are<br />

outdated, bespoke, expensive, and slow; the high<br />

uncertainty around costs and schedule curtails<br />

significant investment and cannot achieve climate<br />

timescales. The REPOWER Consortium is developing<br />

digital solutions <strong>for</strong> swift and cost-effective<br />

licensing, permitting, and fleet-wide feasibility<br />

studies to lower development risk and stimulate<br />

investment. Simplified siting, licensing, and feasibility<br />

studies will enable a pipeline of hundreds of<br />

heat boxes to be ready <strong>for</strong> deployment in the 2030<br />

timeframe.<br />

Standardization Means Reduced Cost,<br />

Time, and Risk<br />

The REPOWER system cost target is $2,000/kWe.<br />

This can be achieved through key design and<br />

delivery innovations. This includes: reuse of the<br />

existing power island; a standardized completed<br />

design, which eliminates hundreds of millions of<br />

dollars of design engineering each time; standardized<br />

licensing applications; a standardized product<br />

approach which radically lowers construction<br />

complexity, duration, and supervision requirements;<br />

and a manufacturing-based supply chain, enabling<br />

highly productive use of labor and multiple suppliers<br />

<strong>for</strong> all components.<br />

The REPOWER target schedule is 5 years. By starting<br />

with a completed and licensed standardized design,<br />

a REPOWER project can be rapidly adapted to meet<br />

plant and site requirements. REPOWER customers<br />

will have access to automated design tools to eliminate<br />

years of design engineering work in a typical<br />

project. Site licensing and permitting is reduced by<br />

template-based standardized applications. Construction<br />

schedule is greatly reduced and simplified by<br />

the standardized product and delivery approach,<br />

which is designed <strong>for</strong> high quality manufacture and<br />

rapid assembly onsite.<br />

All projects have risks, but attractive projects have<br />

low, well-defined risks, with well-understood and<br />

effective ways of managing the remaining risk. The<br />

global REPOWER consortium is focused on eliminating<br />

and reducing risks by design and using best<br />

practices from other industries.<br />

Summary<br />

Modeling needs to include feasibility, or else we are<br />

set up <strong>for</strong> failure. Land availability and public acceptance<br />

are only likely to get more difficult – and we<br />

need to at least triple generation and transmission<br />

capacity in the next 27 years. Resource availability<br />

in models should be based on real developable land,<br />

including physical conditions, restrictions, and other<br />

factors that drive availability <strong>for</strong> the front end of the<br />

Serial | Major Trends in Energy Policy and <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

REPOWER: Derisking and Accelerating the Energy Transition ı Kirsty Gogan, Eric Ingersoll


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

development process. The time required to develop<br />

power projects and transmission projects needs to be<br />

accurately modeled, and the fact that investments<br />

in power project development will not start until<br />

transmission exists should be a requirement <strong>for</strong> all<br />

models.<br />

It is highly likely that building clean power projects<br />

will become increasingly risky in the 2030s and<br />

further into the 2040s. This could lead to a situation<br />

where we have gone ‘all in’ on pathways that<br />

require very extensive deployment of new greenfield<br />

projects, but we are stalled long be<strong>for</strong>e we reach<br />

the required new clean supply. There<strong>for</strong>e, we need<br />

energy transition strategies that support the deployment<br />

of technologies with high power density,<br />

capacity factor, and reliability, and that do not have<br />

the same constraints and risks.<br />

In order to achieve decarbonization goals, the<br />

energy transition must leverage as much of the<br />

existing infrastructure as possible. Advanced heat<br />

sources – advanced fission, fusion, and geothermal<br />

– can be used to repower coal plant facilities and<br />

other energy- intensive infrastructure, requiring far<br />

less incremental transmission, land use, and interstate<br />

connectivity. Given the likelihood that we are<br />

living in the ‘transmission constrained scenario,’ we<br />

need to invest aggressively in decarbonization pathways<br />

that make optimal use of precious existing sites<br />

already connected to the grid.<br />

The REPOWER system is a fast, low-cost, and repeatable<br />

strategy to repower hundreds of existing coal<br />

plants that would otherwise continue to burn coal,<br />

or whose closure would cause economic harm to<br />

communities. By sustaining permanent high-quality<br />

jobs <strong>for</strong> communities, repowered coal plants reduce<br />

the negative impacts on communities to help enable<br />

public and political support <strong>for</strong> a just transition. The<br />

challenge is not only to build enough clean electricity<br />

generation to power the world, but to do so quickly.<br />

Repowering is a way to accelerate and de-risk global<br />

decarbonization.<br />

Authors<br />

Kirsty Gogan<br />

Founding Director and Co-CEO<br />

Terra Praxis<br />

kirsty.gogan@terrapraxis.org<br />

Kirsty is an internationally recognized leader in the design and deployment of<br />

scalable strategies to address global climate and energy needs. Kirsty is a<br />

member of the UK Government’s <strong>Nuclear</strong> Innovation Research and Advisory<br />

Board (NIRAB) and is the UK representative on the IAEA Director General’s Special<br />

Advisory Group on <strong>Nuclear</strong> Applications. She serves on the Board of <strong>Nuclear</strong> Innovation<br />

Alliance, as well as Voices <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong>.<br />

Eric Ingersoll<br />

Founding Director and Co-CEO<br />

Terra Praxis<br />

eric.ingersoll@terrapraxis.org<br />

Eric is a strategic advisor and entrepreneur with deep experience in the commercialization<br />

of new energy technologies. He has extensive project and policy experience<br />

in renewables, energy storage, oil & gas, and nuclear, with a special<br />

emphasis on advanced nuclear technologies. Eric develops commercialization and<br />

market entry strategies <strong>for</strong> advanced energy technologies such as advanced<br />

nuclear power generation, carbon capture, and zero-carbon liquid fuels. Eric was<br />

a member of the renewable energy advisory group of the National Commission<br />

on Energy Policy (NCEP), and was honored at the Obama White House as a Champion<br />

of Change in Renewable Energy.<br />

Terra Praxis is a non-profit organization that<br />

exists to de-risk the energy transition.<br />

<strong>Power</strong>ed by philanthropy, Terra Praxis is<br />

innovating trans<strong>for</strong>mative climate change<br />

solutions <strong>for</strong> the difficult-to-decarbonize<br />

sectors of coal-<strong>for</strong>-power, industrial heat, and heavy transport. Terra Praxis shines<br />

a light on risks to the global energy transition that threaten the deployment of<br />

clean energy at speed and scale and designs and innovates scalable solutions in<br />

response to these challenges. The organization leads engagement with key<br />

stakeholders to diversify and expand the range of tools available <strong>for</strong> deep decarbonization.<br />

Kirsty Gogan and Eric Ingersoll are Founding Directors and Co-CEOs.<br />

SERIAL | MAJOR TRENDS IN ENERGY POLICY AND NUCLEAR POWER 27<br />

References<br />

| Global Coal Plant Tracker, Global Energy Monitor, February 2022.<br />

| MIT, Future of <strong>Nuclear</strong>, 2018.<br />

| Parsi, Sai Sharath; Lal, Kaivalya; Kosbab, Benjamin; Ingersoll, Eric; Shirvan, Koroush &<br />

Whittaker, Andrew. Seismic Isolation: A Pathway to Standardized Advanced <strong>Nuclear</strong><br />

Reactors. <strong>Nuclear</strong> Engineering and Design. Volume 387, February 2022.<br />

| Terra Praxis’ Climate Solution Brief: Repowering the Global Coal Fleet by 2050, May 2023.<br />

| Terra Praxis in<strong>for</strong>ms a report published by LucidCatalyst & ClearPath: Hawkeye State<br />

Headwinds: A Case Study of Local Opposition & Siting Challenges <strong>for</strong> Large Scale Wind<br />

Development in Iowa, July 2022.<br />

| Terra Praxis 2022 analysis of IPCC 2021 AR6 data.<br />

| Terra Praxis in<strong>for</strong>ms a report published by Clean Air Task Force & Environmental<br />

Defense Fund: Growing the Grid: A Plan to Accelerate Cali<strong>for</strong>nia’s Clean Energy Transition,<br />

October 2022.<br />

Serial | Major Trends in Energy Policy and <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

REPOWER: Derisking and Accelerating the Energy Transition ı Kirsty Gogan, Eric Ingersoll


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 28<br />

<strong>Nuclear</strong> Energy under Article 6.8<br />

of the Paris Agreement<br />

Henrique Schneider<br />

Introduction<br />

Finding a “place” <strong>for</strong> nuclear technology in the Paris Agreement (PA, Agreement) has long been a preoccupation<br />

of a community of researchers and practitioners [1] . Most explore avenues such as the interplay<br />

of the financial and technology mechanism in Articles 10 and 11 of the Agreement (PA10/11) [2]. At first<br />

sight, this interplay seems the likely place to position nuclear; a less likely place seems to be Article 6.8<br />

(PA 6.8) [3] .<br />

Nonetheless, PA 6.8, too, is a possible avenue due<br />

to its breadth, flexibility, and openness. Maybe, it is<br />

an even better fit. It is broader and more bottom-up<br />

than most other mechanisms under the PA. It recognizes<br />

non-market approaches NMA to promote<br />

mitigation and adaptation. It introduces cooperation<br />

through finance, technology transfer, and capacity<br />

building, where no trading of emission reductions<br />

is involved.<br />

PA 6.8 is fundamentally party-driven with no or little<br />

oversight, requirements, or guidance, <strong>for</strong> example,<br />

by the United Nations Framework Convention on<br />

Climate Change (Convention). While the program of<br />

activities required to flesh out the content of the article<br />

does not include nuclear yet, it is little more than<br />

a collection of ideas. With a grain of salt, any idea<br />

relating to the objective of the article can be included<br />

into the program. Parties wishing (a) to engage<br />

in cooperation, (b) under the Paris Agreement, (c)<br />

without exchanging reduction units (d) but still aiming<br />

to achieve accountable actions can implement<br />

nuclear under PA 6.8.<br />

In comparison to PA10/11, this approach is more<br />

flexible. While the density of requirements under<br />

PA10/11 almost excludes nuclear technology from<br />

their programs, the openness of PA 6.8, in principle,<br />

welcomes it. The more difficult aspect of this path is<br />

the communication of this inclusion at Conferences<br />

of Parties and in the Global Stocktake. This paper<br />

deepens this analysis.<br />

The premise of this paper is to explore which role<br />

nuclear technology can play within the scope of the<br />

Paris Agreement. However, nuclear technology can<br />

play a role in climate policy even without its explicit<br />

anchoring in the Agreement. For example, countries<br />

(Parties) can use it <strong>for</strong> generating electricity and<br />

mitigating their emission reductions. This is only<br />

indirectly reflected in the Agreement. Countries<br />

(Parties) might also choose to cooperate regarding<br />

nuclear technology outside of the scope of the Paris<br />

Agreement. Maybe, even possibly, these approaches<br />

lead to more straight<strong>for</strong>ward, direct climate action.<br />

Nonetheless, this paper examines the place of nuclear<br />

technology in the Agreement itself. To put<br />

this paper’s topic into perspective: The worldwide<br />

“nuclear community” is convinced that atomic energy<br />

can be a solution to mitigating climate change<br />

and adapting to it. Even if they are proved correct,<br />

the merits of nuclear technology related to climate<br />

change policy will only be recognized and accounted<br />

<strong>for</strong> if there is a fit <strong>for</strong> technology under the PA.<br />

Without a clear link or without placing nuclear<br />

technology in a mechanism of the Agreement, its<br />

successes will never be acknowledged in international<br />

climate policy. Form this background, this<br />

paper explores a possible mechanism of the PA in<br />

which nuclear technology can play a role. For a different<br />

but possibly more difficult avenue, refer to [2] .<br />

PA 6.8: State of Negotiations<br />

Article 6 of the Paris Agreement recognizes in its first<br />

paragraph that some Parties “choose to pursue voluntary<br />

cooperation in the implementation of their<br />

nationally determined contributions to allow <strong>for</strong><br />

higher ambition in their mitigation and adaptation<br />

actions and to promote sustainable development<br />

and environmental integrity” [4] .<br />

The Article recognizes three possible cooperative<br />

approaches: a bottom-up, multilateral type of approach<br />

using internationally transferred mitigation<br />

outcomes (possibly priced in a market); the second<br />

approach is a top-down mechanism established as a<br />

body under the Convention using different types of<br />

emission reduction units (possibly priced in a market);<br />

the third type of are non-market approaches<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

<strong>Nuclear</strong> Energy under Article 6.8 of the Paris Agreement ı Henrique Schneider


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

(NMAs). NMAs are specified in paragraphs 8 and 9<br />

of the Agreement – being referred here as PA 6.8.<br />

They read:<br />

“8. Parties recognize the importance of integrated,<br />

holistic and balanced non-market approaches being<br />

available to Parties to assist in the implementation<br />

of their nationally determined contributions, in the<br />

context of sustainable development and poverty<br />

eradication, in a coordinated and effective manner,<br />

including through, inter alia, mitigation, adaptation,<br />

finance, technology transfer and capacity building,<br />

as appropriate. These approaches shall aim to: (a)<br />

Promote mitigation and adaptation ambition; (b)<br />

Enhance public and private sector participation<br />

in the implementation of nationally determined<br />

contributions; and (c) Enable opportunities <strong>for</strong><br />

coordination across instruments and relevant institutional<br />

arrangements.<br />

9. A framework <strong>for</strong> non-market approaches to sustainable<br />

development is hereby defined to promote<br />

the non-market approaches referred to in paragraph<br />

8 of this Article” [5] .<br />

During negotiations, the “Glasgow Committee on<br />

Non-market Approaches” was instituted. It is composed<br />

of the Party negotiators to PA 6.8 and tasked<br />

with developing the framework, or the work program,<br />

described above. It is rather not a separate<br />

body with its own guiding principles or rules of governance.<br />

Instead, it is better understood as a less<br />

<strong>for</strong>mal way of conducting negotiations between<br />

Parties. The lesser degree of <strong>for</strong>mality could enable<br />

a freer exchange of experiences, more experimentation,<br />

or a constructive engagement with peer-to-peer<br />

feedback. It remains to be seen whether these desiderata<br />

materialize.<br />

The most recent decision taken by negotiators (qua<br />

negotiators and qua members of the Committee) at<br />

COP 27 in 2022 requests in paragraph 16 the Committee<br />

to identify and recommend additional focus<br />

areas <strong>for</strong> the work program activities. This should<br />

be eased, in part, by the introduction of a web-based<br />

plat<strong>for</strong>m to share experiences. Paragraphs 10, 17,<br />

and 18 request the secretariat of the Convention<br />

to organize workshops <strong>for</strong> participating Parties<br />

and non-parties to further explore non-market approaches<br />

[6] . The implementation of these requests<br />

is examined in the 2023 technical paper by the<br />

secretariat, which recommends considering intersessional<br />

work and spin-off groups [7] .<br />

As it becomes apparent, PA 6.8 has a very broad<br />

scope. It remains, however, vague. It seems that<br />

negotiators are still mainly concerned with the process<br />

of sharing ideas and experiences, not being<br />

able yet to discuss the contents of the framework or<br />

work-program. The conjunction of this broad scope<br />

and its undetermined content can be an opportunity<br />

<strong>for</strong> nuclear technology.<br />

Why <strong>Nuclear</strong> in PA 6.8?<br />

In principle, the Paris Agreement takes a neutral<br />

stance on technology. In practice and by its very<br />

aim and scope, it needs to discriminate against<br />

fossil sources of energy, especially coal and other<br />

carbon-based <strong>for</strong>ms. It has been an ongoing issue<br />

in climate negotiations whether and how to consider<br />

nuclear technology. Usually, negotiators tend to<br />

take a neutral stance – unlike pressure groups, which<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 29<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

<strong>Nuclear</strong> Energy under Article 6.8 of the Paris Agreement ı Henrique Schneider


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 30<br />

out-number them in the COPs – stipulating general<br />

criteria to be fulfilled by technology. In its 2019<br />

report, the Intergovernmental Panel on Climate<br />

Change took a rather optimistic view on nuclear<br />

technology [8] .<br />

At first glance, the first place to look <strong>for</strong> a hook <strong>for</strong><br />

nuclear energy in the PA is Article 10, the technology<br />

framework, which is alimented with the financial<br />

mechanism stipulated in Article 11. However, as<br />

the instruments and<br />

bodies of this framework<br />

and mechanism<br />

evolved, their criteria<br />

became practically<br />

hostile to nuclear technology.<br />

In addition to<br />

national regulatory<br />

prerogatives, activities<br />

under this framework<br />

and mechanism need to<br />

be sustainable, comply with adequate local consultation<br />

processes, set a path to (net) zero emissions,<br />

incorporate indigenous technologies, and be inclusive.<br />

As a result, there is a bias towards smaller-scale<br />

projects [2] .<br />

Additionally, there is the not always specified but<br />

often also considered avoidance of lock-in technologies,<br />

which are technologies requiring a longer-term<br />

perspective <strong>for</strong> their implementation, economic<br />

pay-off, or deployment. This, again, discourages<br />

considering nuclear technology. This bias can be<br />

empirically verified by reviewing the projects financed<br />

by the Green Climate Fund and the activities<br />

undertaken by the Climate Technology Center and<br />

Network as examples. A review of these projects also<br />

shows the absence of nuclear energy, technology, or<br />

any capacity building related to them [2] .<br />

On the other hand, there is no indication that these<br />

conditionalities also apply outside the scope of the<br />

<strong>for</strong>malized institutions under PA 10/11. In other<br />

words, they are not applicable to bi/multilateral or<br />

private actions. While some of these are currently<br />

emerging, many questions regarding them remain<br />

unanswered. Chief among them is whether they<br />

really belong to PA 10/11. Most interpretations of<br />

the Agreement take these Articles to only recognize<br />

actions taken within the framework and the mechanism.<br />

These are identified with bodies established by<br />

the Convention. But even bi/multilateral or private<br />

actions were recognized under PA10/11, methodological<br />

difficulties regarding their verification<br />

and comparability remain. So far, all (of the few)<br />

methodologies have been developed <strong>for</strong> activities<br />

undertaken by the bodies under the Convention.<br />

PA 6.8 offers more leeway; by design and by the current<br />

state of its negotiations, it is more open, broader,<br />

and flexible. There are several reasons explaining<br />

this: First, PA 6.8 relies explicitly on cooperation<br />

between Parties; it does neither establish any type<br />

of body nor request the Convention to develop specific<br />

criteria, methodologies, or guidance. Second, it<br />

is Party-driven, letting it open to Parties to interpret<br />

on their own the meaning of “integrated, holistic<br />

and balanced”. Third, it<br />

explicitly acknowledges<br />

all the dimensions of the<br />

Agreement, mitigation,<br />

adaptation, finance,<br />

technology transfer,<br />

and capacity building,<br />

thus opening a door to<br />

actions aiming at combining<br />

them. Fourth,<br />

it emphasizes not only<br />

sustainable development but also the reduction of<br />

poverty. And fifth, it calls <strong>for</strong> private-public partnership<br />

[9] .<br />

Making the Case <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> in PA 6.8<br />

Activities under PA 6.8 are party-driven and do not<br />

need to comply with any criteria other than the ones<br />

specified by the Parties involved. The only two safeguards<br />

to be considered are the transnationality of<br />

the cooperation and the absence of an exchange of<br />

units (independently from whether they are priced<br />

in a market). Activities under PA 6.8 are also open<br />

<strong>for</strong> substate and non-state agents, provided their cooperation<br />

fulfills these safeguards.<br />

<strong>Nuclear</strong> technology seems to be a good fit <strong>for</strong> such<br />

activities. It has the advantage of when employed<br />

to generate electricity, mitigating emissions, at least<br />

in comparison to many other <strong>for</strong>ms of production.<br />

It also enables adaptation through electrification,<br />

which, in turn, is beneficial to sustainable development<br />

and the reduction of poverty [10]. However,<br />

this relationship might be well known in circles with<br />

sympathies <strong>for</strong> nuclear technology but is not evident<br />

to negotiators. It is even denied by most pressure<br />

groups, which outnumber negotiators in the meetings<br />

of the Parties to the Convention. While this lack<br />

of knowledge might not influence directly an activity<br />

incorporating nuclear technology – the activity only<br />

needs the agreement of the participating agents –it<br />

can still become the object of discord in the interactive<br />

modes of the Agreement when Parties comment<br />

on each other’s ambitions and instruments, the<br />

Global Stocktake. The more important that well-established<br />

research demonstrates the relationship<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

<strong>Nuclear</strong> Energy under Article 6.8 of the Paris Agreement ı Henrique Schneider


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

between nuclear technology, mitigation, adaptation,<br />

sustainable development, and eradication of<br />

poverty. Placing nuclear technology under PA 6.8 is<br />

a matter of finding working partnerships and communicating<br />

the different results of the partnership,<br />

making sure that most or all the desiderata of that<br />

Article are met. In the explicit call <strong>for</strong> a holistic approach,<br />

corporations deploying nuclear technology<br />

should be able to show how its employment permanently<br />

changes sectors such as health, the economy,<br />

education, security, or culture.<br />

There is yet another approach <strong>for</strong> including nuclear<br />

technology under PA 6.8. That Article can be understood<br />

as a more flexible, “less strings attached”<br />

alternative to PA 10/11. As mentioned above, the<br />

interplay of the financial and technological provisions<br />

of the Agreement are, in their implementation,<br />

strongly determined by several constraints. PA 6.8<br />

has none of these constraints. Instead, activities under<br />

its umbrella can be deployed as agreed by the<br />

participants, <strong>for</strong> example, in financing nuclear technology<br />

or agreeing to research it.<br />

In fact, one of the examples of the operationalization<br />

of PA 6.8 showcased in a report commissioned<br />

by the German ministry in charge of climate change<br />

in 2021 is nuclear technology and cooperation in<br />

financing and researching it. By the reasoning contained<br />

there:<br />

“Innovation and trans<strong>for</strong>mation are often intrinsically<br />

linked with advances in international research.<br />

The current Presidency proposal on the NMA <strong>for</strong>um<br />

and work program encourages Parties and other<br />

stakeholders to actively engage in research of NMAs<br />

…. <strong>International</strong> research collaboration can also be a<br />

non-market approach to cooperation in itself.<br />

Many R&D processes rely on public funding, especially<br />

in the absence of commercial research. Private<br />

finance has played an important role in the development<br />

of energy-efficient technologies and renewable<br />

energies. However, there are also some emerging<br />

technologies with substantial mitigation potential<br />

that are not attractive to commercial research due<br />

to their stage of development. Also, the development<br />

of adaptation technologies has been lagging behind<br />

the one of mitigation technologies. There<strong>for</strong>e, the<br />

combination of public finance from different states<br />

in an international R&D program could be an efficient<br />

means to roll out emerging adaptation and<br />

mitigation technologies.<br />

The focus on international research collaboration<br />

could help to use limited public finance more<br />

efficiently. The design of such a collaborative <strong>for</strong>mat<br />

is decisive <strong>for</strong> its success. The multinational research<br />

program on nuclear fusion (ITER) is an example of<br />

best practice in this space. The ITER Agreement on<br />

a multinational R&D program was signed in 2006<br />

by China, the EU, India, Japan, Korea, Russia, and<br />

the United States.<br />

The goal of this collaboration between 35 nations is<br />

to prove the feasibility of nuclear fusion energy. For<br />

this purpose, sizeable public resources of double-digit<br />

billion USD have been combined. The members<br />

of the agreement do not only share the costs of the<br />

entire project, but also the trial results and intellectual<br />

property generated throughout the project by<br />

its staff members …. R&D ef<strong>for</strong>ts around the world<br />

are efficiently coordinated to ensure the successful<br />

integration and assembly of the one million components<br />

the fusion reactor consists of and which have<br />

been built by different members. [11] ”<br />

This focus on research collaboration shown in the report<br />

comes from its intention of showcasing existing<br />

activities that would fit under PA 6.8, there<strong>for</strong>e, the<br />

example of ITER. The US-American FIRST, Foundational<br />

Infrastructure <strong>for</strong> Responsible Use of <strong>Nuclear</strong><br />

Technology, as well as the EU’s European SMR partnership,<br />

could also be easily included in this list.<br />

FIRST is even well-positioned to show how nuclear<br />

technology can propel sustainable development and<br />

the eradication of poverty since it explicitly addresses,<br />

as pillars of the cooperation, the development of<br />

work<strong>for</strong>ce, stakeholder engagement, and regulatory<br />

development (capacity building) [2] .<br />

From the point of view of making the case <strong>for</strong> the<br />

adequate inclusion of nuclear technology under PA<br />

6.8, these examples, focusing primarily on financing<br />

and transferring technology, bear the potential to<br />

convince negotiators and parts of the broad public.<br />

They show how international, non-market cooperation<br />

is possible regarding nuclear. They elucidate<br />

the holistic and integrated benefits of this technology.<br />

They point to an alternative in the Agreement to<br />

the constrained provisions of PA 10/11. To convince<br />

negotiators, the activities need to demonstrate how<br />

mitigation, adaptation, sustainable development,<br />

and the eradication of poverty complement each<br />

other in a virtuous circle around nuclear technology.<br />

Note additionally that the same report [11] also outlines<br />

significant possibilities <strong>for</strong> non-state actors<br />

with regard to developing, financing, and governing<br />

projects under PA 6.8, which, again, fits with nuclear<br />

technology in which research facilities and corporations<br />

can play a significant role in public-private<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 31<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

<strong>Nuclear</strong> Energy under Article 6.8 of the Paris Agreement ı Henrique Schneider


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 32<br />

partnerships. The broadening of the network of partnerships<br />

under PA 6.8 is one of the not-explicit goal<br />

of that Article.<br />

A final way of incorporating nuclear technology<br />

under PA 6.8 is <strong>for</strong> development banks to fund the<br />

deployment – maybe even the maintenance – of,<br />

e.g., nuclear power plants in developing countries.<br />

This is a special <strong>for</strong>m of international cooperation.<br />

The World Bank has the intention of transitioning to<br />

a net zero economy by 2050, and the development<br />

banks, a part of the WB system, have shown previous<br />

interest in PA 6.8. The convergence of these factors,<br />

and again, nuclear technology’s impact on sustainable<br />

development and the eradication of poverty, can<br />

make the case <strong>for</strong> this type of activity.<br />

Conclusions<br />

This paper discusses how to include nuclear technology<br />

in the general framework of the Paris Agreement.<br />

It explains a less evident but potentially interesting<br />

path, one via the Agreement’s Article 6.8, which is<br />

about non-market cooperation between agents.<br />

PA 6.8 is uniquely suited to combine the several<br />

goals of the Agreement with different activities undertaken<br />

by Parties, non-Parties, as well as in Public<br />

Private Partnerships. As a bottom-up approach, the<br />

participating Parties decide alone on the criteria any<br />

activity should fulfill. For this reason, PA 6.8 is more<br />

flexible than the financial and technology mechanisms<br />

under the Agreement.<br />

[3] SCHNEIDER, H., BIGLER, H. U. <strong>Nuclear</strong> Energy in the Article 6 of the Paris Agreement. In Climate<br />

Change and the Role of <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong>. Proceedings of the <strong>International</strong> Conference on Climate<br />

Change and the Role of <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong> (2019).<br />

[4] UNFCCC, Decision FCCC/CP/2015/10/Add.1 (Adoption of the Paris Agreement), Article 6.1<br />

(2015).<br />

[5] UNFCCC, Decision FCCC/CP/2015/10/Add.1 (Adoption of the Paris Agreement), Article 6.8 and<br />

6.9 (2015).<br />

[6] UNFCCC, Decision FCCC/PA/CMA/2022/10/Add.2 (2022).<br />

[7] UNFCCC, Technical Paper PA/A6.8/TP/3 (2023).<br />

[8] ROGELJ, J., D. SHINDELL, K. JIANG, S. FIFITA, P. FORSTER, V. GINZBURG, C. HANDA, H. KHESHGI,<br />

S. KOBAYASHI, E. KRIEGLER, L. MUNDACA, R. SÉFÉRIAN, M.V. VILARIÑO, Mitigation Pathways<br />

Compatible with 1.5°C in the Context of Sustainable Development. In: Global Warming of<br />

1.5°C. An IPCC Special Report on the impacts of global warming of 1.5°C above pre-industrial<br />

levels and related global greenhouse gas emission pathways, in the context of strengthening<br />

the global response to the threat of climate change, sustainable development, and ef<strong>for</strong>ts to<br />

eradicate poverty IPCC (eds.)]. Cambridge University Press, 2018, pp. 93-174.<br />

[9] ANDERSON, R., Non-market mechanisms under article 6.8 of the Paris Agreement: a transnational<br />

perspective, Transnational Legal Theory 13 2-3 (2022) 321-351.<br />

[10] GILBERT, A. Q., BAZILIAN, M. D., Can distributed nuclear power address energy resilience and<br />

energy poverty?, Joule 4 9 (2020) 1839-1843.<br />

[11] MICHAELOWA, A., ESPELAGE, A., WEBER, A. K., KESSLER, J., HOCH, S., Development of guidance<br />

<strong>for</strong> non-market approaches in the Paris Agreement: operationalizing Articles 6.8 and 6.9<br />

of the Paris Agreement. Climate Change 42 (2021), 81.<br />

Autor<br />

Prof. Dr. Henrique Schneider<br />

Deputy CEO of the Swiss Federation of Small and<br />

Medium Sized Enterprises<br />

h.schneider@sgv-usam.ch<br />

Henrique Schneider is professor of economics at Nordakademie, university of<br />

applied sciences, in Germany. Henrique has participated as a negotiator in<br />

several climate summits and served as an advisory board member of the Climate<br />

Technology Center and Network. He serves as a board member of the Swiss<br />

<strong>Nuclear</strong> Forum.<br />

PA 6.8 could, there<strong>for</strong>e, be leeway to “alternative,”<br />

“fewer strings attached,” finance and technology<br />

partnerships between countries and non-state<br />

agents. Indeed, financing nuclear technology and/<br />

or undertaking common research on this topic seems<br />

the most likely case <strong>for</strong> deploying nuclear under<br />

PA 6.8.<br />

Acknowledgements<br />

The author wishes to acknowledge and thank <strong>for</strong><br />

many contributions by his colleagues, especially<br />

Lukas Aebi and Hansueli Bigler, both at the <strong>Nuclear</strong><br />

Forum in Switzerland, as well as by the Swiss negotiators<br />

to the Convention, Franz Perrez and Simon<br />

Fellermeyer.<br />

This text was presented at the IAEA’s 2nd <strong>International</strong><br />

Conference on Climate Change and the Role<br />

of <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong> 2023.<br />

References<br />

[1] PARSONS, J., BUONGIORNO, J., CORRADINI, M., PETTI, D. A fresh look at nuclear energy.<br />

Science 363 6423 (2019) 105-105.<br />

[2] NCHNEIDER, H., AEBI, L., Paris, Technology, and Finance-Is There Room <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> Technology?,<br />

ATW 67 6 (2022) 29-33.<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

<strong>Nuclear</strong> Energy under Article 6.8 of the Paris Agreement ı Henrique Schneider


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

The Case <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> Energy in<br />

Kazakhstan: A Leap Towards Sustainable<br />

Development<br />

Erlan Batyrbekov<br />

Introduction<br />

As the world shifts towards clean and sustainable energy, Kazakhstan stands on the cusp of a significant<br />

move into nuclear energy. President Tokayev has suggested a national referendum to gauge the country's<br />

position on building a nuclear power plant (NPP), setting the stage <strong>for</strong> an in-depth discussion about our<br />

energy trajectory.<br />

Addressing <strong>Power</strong> Deficits and<br />

Environmental Commitments<br />

Currently, Kazakhstan faces a growing electrical power<br />

deficit, largely due to aging thermal power facilities<br />

from the Soviet era that desperately require replacement.<br />

The country has set an ambitious target of<br />

achieving carbon neutrality by 2060 and is committed<br />

to transitioning towards sustainable energy solutions.<br />

President Kassym-Jomart Tokayev's endorsement of<br />

the Strategy <strong>for</strong> Achieving Carbon Neutrality underscores<br />

Kazakhstan's dedication to this initiative. Given<br />

the diminishing feasibility of constructing new Thermal<br />

<strong>Power</strong> Plants (TPP), there's an imperative to investigate<br />

efficient, green alternatives, such as nuclear energy.<br />

Significantly, Kazakhstan's abundant natural uranium<br />

reserves position it as a dominant global player in the<br />

production of raw materials <strong>for</strong> nuclear fuel.<br />

The Role of Renewable and <strong>Nuclear</strong><br />

Energy<br />

The integration of Renewable Energy Sources (RES) is<br />

a cornerstone of Kazakhstan’s overarching energy strategy,<br />

which seeks to realize sustainable development<br />

and counteract the impacts of climate change. RES are<br />

instrumental in reducing our reliance on aging thermal<br />

power facilities, propelling us towards a greener and<br />

more sustainable energy horizon.<br />

However, while renewable energy holds immense potential,<br />

its intermittent generation is inextricably tied<br />

to climatic conditions, such as sunlight, wind, and other<br />

natural factors. For instance, solar and wind power,<br />

though essential, are subject to the diurnal cycle and<br />

weather patterns, impacting the steady and reliable<br />

provision of power. These intrinsic limitations of RES<br />

suggest that relying solely on them might not suffice to<br />

cater to the nation's escalating power needs.<br />

In this context, nuclear energy stands out as an ideal<br />

counterpart to RES, promising consistent, dependable,<br />

and continuous power. <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong> Plants (NPPs)<br />

boast the capability to function efficiently at high<br />

capacities, an indispensable feature <strong>for</strong> the large manufacturing<br />

enterprises that make up the bulk of our<br />

energy demand.<br />

The imperative to incorporate nuclear energy is further<br />

emphasized by its negligible carbon emissions, offering<br />

an eco-friendly solution in sync with our pledge to<br />

attain carbon neutrality by 2060. Additionally, given<br />

Kazakhstan's vast deposits of natural uranium, leveraging<br />

nuclear energy emerges as a strategic move. This<br />

not only capitalizes on our native resources but also <strong>for</strong>tifies<br />

our energy resilience.<br />

Diversification and Economic<br />

Revitalization<br />

Economic diversification is crucial <strong>for</strong> Kazakhstan to<br />

reduce dependency on a single sector and to mitigate<br />

risks associated with market fluctuations. The introduction<br />

of NPPs caters to this need by broadening the<br />

economic base and fostering the growth of multiple sectors.<br />

For instance, the nuclear industry’s development<br />

is bound to stimulate advancements in research, technology,<br />

manufacturing, and services related to nuclear<br />

power generation.<br />

The establishment of NPPs would lead to extensive job<br />

creation, transcending the immediate nuclear sector.<br />

As global experiences illustrate, one job in the nuclear<br />

sector generates up to ten jobs in related industries, fostering<br />

a broad spectrum of employment opportunities.<br />

These range from construction, operation, and maintenance<br />

of the nuclear facilities to the development and<br />

provision of technologies, services, and supplies necessary<br />

<strong>for</strong> nuclear power generation.<br />

Beyond direct employment, the host regions of<br />

NPPs would witness a surge in investment, leading<br />

to enhanced local infrastructure, increased<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 33<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

The Case <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> Energy in Kazakhstan: A Leap Towards Sustainable Development ı Erlan Batyrbekov


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 34<br />

| Fig. 1<br />

Uranium mine.<br />

Foto: J. Carnemolla<br />

economic activities, and improved standards of living.<br />

The construction phase itself would bring in a plethora<br />

of opportunities <strong>for</strong> local businesses and suppliers and<br />

create a multitude of temporary and permanent jobs,<br />

fostering regional economic growth.<br />

Addressing Safety Concerns and<br />

<strong>International</strong> Collaborations<br />

Concerns about nuclear power are understandably<br />

rooted in its potential dangers and the severe aftermath<br />

of potential mishaps or negligence. In cognizance of the<br />

paramount importance of safety in nuclear operations,<br />

the National <strong>Nuclear</strong> Center of Kazakhstan has tirelessly<br />

worked to develop and enhance safety protocols,<br />

ensuring that nuclear energy is harnessed securely and<br />

responsibly. This dedication to safety is bolstered by ongoing<br />

collaborations and partnerships with prestigious<br />

international bodies expert in nuclear technologies.<br />

To exemplify, strategic alliances have been <strong>for</strong>ged with<br />

global frontrunners in nuclear power technologies, including<br />

TOSHIBA CORPORATION, Marubeni Utility<br />

Services, and JAEA (Japan Atomic Energy Agency).<br />

These relationships are instrumental in absorbing<br />

global best practices and infusing state-of-the-art technologies<br />

into the safety frameworks of Kazakhstan’s<br />

nuclear ventures.<br />

at delving into the intricate facets<br />

of nuclear safety. This rigorous inquiry<br />

encompasses the analysis of<br />

diverse reactor designs, probing<br />

potential weak points, and conceptualizing<br />

innovative strategies<br />

to alleviate the ramifications of<br />

critical incidents.<br />

Pioneering Thermonuclear<br />

Fusion<br />

Kazakhstan's <strong>for</strong>ay into controlled<br />

thermonuclear fusion signifies a<br />

leap towards a future powered by<br />

inexhaustible and environmentally-friendly<br />

energy. With the<br />

inauguration of the Tokamak KTM<br />

at the National <strong>Nuclear</strong> Center in Kurchatov, Kazakhstan<br />

proudly establishes itself among the technologically<br />

elite nations engaged in thermonuclear research. This<br />

venture not only rein<strong>for</strong>ces the country's technological<br />

prowess but also encourages international collaboration<br />

and advancement in fusion technologies.<br />

Path Forward<br />

In conclusion, Kazakhstan's progressive strides in nuclear<br />

research, its robust experimental foundation, and<br />

its steadfast dedication to enhancing safety protocols<br />

uniquely qualify it <strong>for</strong> the construction of a nuclear<br />

power plant. Such an initiative not only meets the<br />

needs of energy independence but also diversifies the<br />

nation's electricity generation, serving as a cornerstone<br />

in combating the global environmental issues arising<br />

from hydrocarbon energy consumption.<br />

The national referendum proposed by President<br />

Tokayev invites a holistic reflection on our energy<br />

landscape and represents a collective stride towards<br />

a sustainable, self-sufficient, and environmentally responsible<br />

future <strong>for</strong> Kazakhstan. The time is ripe <strong>for</strong><br />

Kazakhstan to leverage its capabilities and resources in<br />

spearheading a nuclear energy program, ensuring the<br />

well-being and prosperity of its populace, and contributing<br />

significantly to global sustainability initiatives.<br />

Additionally, beyond merely preventive measures, the<br />

National <strong>Nuclear</strong> Center of Kazakhstan is deeply committed<br />

to charting out exhaustive response blueprints<br />

to address any un<strong>for</strong>eseen situations decisively and<br />

promptly. This <strong>for</strong>esight includes routine drills, mock<br />

scenarios, and instructional modules to equip staff with<br />

the requisite expertise and insight to proficiently handle<br />

emergency situations.<br />

Author<br />

Erlan Batyrbekov<br />

Director General RSE “National <strong>Nuclear</strong> Center<br />

of the Republic of Kazakhstan”<br />

batyrbekov@nnc.kz<br />

This rigorous emphasis on safety is further echoed in<br />

myriad research endeavors and investigations aimed<br />

Erlan Batyrbekov is the Director General of the RSE "National <strong>Nuclear</strong> Center of<br />

the Republic of Kazakhstan." He holds a Doctorate in Physical and Mathematical<br />

Sciences and is a Professor.<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

The Case <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> Energy in Kazakhstan: A Leap Towards Sustainable Development ı Erlan Batyrbekov


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Deutschlands nukleare Zukunft:<br />

beschleunigergetriebene<br />

Neutronenquellen<br />

Franklin Servan-Schreiber, Guido Houben<br />

Die letzten Leistungsreaktoren in Deutschland sind im April vom Netz gegangen. Eröffnet dies allen<br />

Seiten die Möglichkeit, etwas unverkrampfter über die nukleare Zukunft des Landes zu diskutieren? Die<br />

Erzeugung von Energie sollte dabei gar nicht im Vordergrund stehen; es gibt andere, wichtige Themen<br />

wie die Reduzierung des langlebigen Atommülls und die Produktion medizinischer Radioisotope. Die<br />

Transmutex AG setzt dazu auf beschleunigergetriebene Transmutationsanlagen. Deren Sicherheitsprofil<br />

berücksichtigt die besonderen deutschen Befindlichkeiten und ihre technologische Entwicklung hat in<br />

den letzten Jahren so große Fortschritte gemacht, dass die ersten Anlagen in zehn Jahren in Betrieb gehen<br />

könnten. 1<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 35<br />

Entsorgung als Teil einer ganzheitlichen<br />

Nuklearstrategie<br />

Deutschland ist eines der führenden nukleartechnischen<br />

Länder mit einer großen Bandbreite von<br />

mittelständischen Weltmarktführern, Konzernen,<br />

spezialisierten Patentanwälten und einer hervorragenden<br />

universitären Forschungslandschaft, die<br />

eine unerschöpfliche Quelle von Start-ups und hochbezahlten<br />

Arbeitsplätzen sind. Es tut sich aber noch<br />

schwer, seine Nuklearindustrie ganzheitlich und<br />

zukunftsgerichtet zu betrachten oder gar strategisch<br />

zu entwickeln. Beispiel Nuklearmedizin: Unternehmen,<br />

die Radioisotope zur Krebsdiagnose und<br />

-therapie entwickeln, müssen diese zur Bestrahlung<br />

ins Ausland fliegen, weil in Deutschland dazu keine<br />

Möglichkeit mehr besteht, bevor sie hier verpackt<br />

und an Krankenhäuser verschickt werden können.<br />

Auch im Umfeld von Forschungseinrichtungen wie<br />

dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik Greifswald/München<br />

sind eine Reihe nuklearer Start-ups<br />

entstanden, die in absehbarer Zeit vor allem in den<br />

Bereichen Computational Engineering, Material<strong>for</strong>schung<br />

und Lasertechnologie Mehrwert schaffen<br />

werden.<br />

Wenn Deutschland hier führend bleiben möchte,<br />

müsste es eine holistische Nuklearstrategie<br />

entwickeln, die die Elemente Kernspaltung, Kernfusion<br />

und Transmutation als notwendigem Verbindungsglied<br />

beinhaltet.<br />

In den letzten Jahren hat es zudem erhebliche<br />

Entwicklungen gegeben, die es nahelegen, die zur<br />

Entsorgung von Atommüll zur Verfügung stehenden<br />

Optionen neu zu bewerten:<br />

p in Charkiw (Ukraine) wurde bereits 2021 das<br />

erste beschleunigergetriebene System im großtechnischen<br />

Maßstab in Betrieb genommen, 2<br />

p die Bundesgesellschaft für Endlagerung hat 2022<br />

den Termin für das Endlager um mehrere Jahrzehnte<br />

in die Zukunft verschoben, 3<br />

p die Qualifizierung der Endlagerbehälter mit geladenen<br />

Brennelementen sowie die Genehmigungen<br />

für die Zwischenlager beginnen in den<br />

nächsten Jahren abzulaufen. Transport, Um- oder<br />

Entladen der Behälter sind spätestens nach dem<br />

Rückbau der KKW nicht mehr möglich.<br />

Zu diesen Optionen zählen beschleunigergetriebene<br />

Transmuter oder ADS (accelerator-driven systems),<br />

die langlebigen, hochradioaktiven Müll deutlich<br />

reduzieren und entschärfen können (transmutieren),<br />

so dass er hinterher nur noch ca. 500 statt<br />

unvorstellbare 300.000 Jahre strahlt.<br />

1 Recht gegensätzliche geschichtliche Überblicke über Neutronenquellen im Bereich Transmutation bieten<br />

– Bruno Merk et al. (2019): The Current Status of Partitioning & Transmutation and How to Develop a Vision <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> Waste Management. In: <strong>atw</strong> Band 64<br />

Nummer 5 (https://core.ac.uk/download/pdf/218085089.pdf),<br />

– Friederike Frieß et al. (2021): Sicherheitstechnische Analyse und Risikobewertung von Konzepten zu Partitionierungs- und Transmutationsanlagen für hochradioaktive<br />

Abfälle (www.base.bund.de/SharedDocs/Downloads/BASE/DE/berichte/kt/gutachten-partitionierung-und-transmutation.pdf) sowie<br />

– Christoph Pistner et al. (2023): Analyse und Bewertung des Entwicklungsstands, der Sicherheit und des regulatorischen Rahmens für sogenannte neuartige Reaktorkonzepte<br />

(https://doris.bfs.de/jspui/bitstream/urn:nbn:de:0221-2023032937041/3/BASE-012_23.pdf)<br />

2 Yousri Gohar et al. (2022): Neutron Source Facility of the National Science Center “Kharkiv Institute of Physics and Technology” at Kharkiv, Ukraine (https://publications.anl.gov/anlpubs/2022/11/179767.pdf).<br />

Aufgrund des russischen Angriffskrieges musste der Betrieb jedoch leider unterbrochen werden.<br />

3 www.base.bund.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/BASE/DE/2022/zeitplan-endlagersuche.html<br />

Research and Innovation<br />

Deutschlands nukleare Zukunft: beschleunigergetriebene Neutronenquellen ı Franklin Aus Servan-Schreiber, den Unternehmen<br />

Guido Houben


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Querschnitt einer beschleunigergetriebenen Transmutationsanlage<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 36<br />

Zyklotron Spallationsziel Atommüll und Thorium Bleigekühlter Reaktor<br />

Protonenstrahl, mit dem medizinische<br />

Radioisotope hergestellt werden bzw.<br />

ein Spallationsziel angeregt wird.<br />

Block aus festem Schwermetall wie<br />

z. B. Wolfram, aus dem der<br />

auftreffende Protonenstrahl ein<br />

schnelles Neutronenspektrum<br />

erzeugt.<br />

| Abb. 1<br />

Querschnitt einer beschleunigergetriebenen Transmutationsanlage.<br />

Die Verminderung hochradioaktiver Abfälle durch<br />

beschleunigergetriebene Transmutationsanlagen<br />

wäre eine wichtige Aufgabe für Deutschland. Damit<br />

beherzigen wir das Prinzip Verantwortung von Hans<br />

Jonas und kümmern uns heute selbst um die Hinterlassenschaften<br />

unserer Technologien, anstatt sie<br />

kommenden Generationen aufzubürden. Entscheidend<br />

ist, dass wir bei einem Zeitraum von 500<br />

Jahren deterministische Sicherheit erreichen und<br />

nicht probabilistische (d. h. ein Behälter für hochradioaktive<br />

Abfälle kann heute so gebaut werden,<br />

dass er garantiert mindestens tausend Jahre hält;<br />

ein Endlager für 300.000 Jahre nur so, dass es<br />

wahrscheinlich sicher ist). Den deutschen Atommüll<br />

(auch die bereits verglasten Abfälle) innerhalb<br />

weniger Jahrzehnte gefahrlos so zu behandeln, hätte<br />

zudem enorme Auswirkungen auf die Einlagerung<br />

der Abfälle in ein Endlager, mögliche Standorte und<br />

deren Akzeptanz in der Bevölkerung.<br />

Deutschland eignet sich aus vielen Gründen für<br />

solche Transmutationsanlagen: erstens entfällt<br />

durch das Verbot, kommerziell Strom aus Kernspaltung<br />

herzustellen, der vermeintliche Antagonismus<br />

zwischen Erneuerbaren Energien und<br />

Atomkraft. Die ADS sind hier nicht zur Stromerzeugung<br />

vorgesehen und würden keinerlei Konkurrenz<br />

zu Solar- und Windparks darstellen. Zweitens gibt<br />

es eine Reihe von stillgelegten AKW, die ideale<br />

Standorte für die Umwandlung in radiopharmazeutische<br />

Hochtechnologiezentren wären: das noch<br />

auf Jahre dort beschäftigte Personal verfügt über<br />

das Wissen, derartige Anlagen instand zu halten<br />

und zu betreiben. Man könnte zudem die vorhandene<br />

Infrastruktur nutzen, anstatt sie jetzt schon<br />

abzureißen, und zwar sowohl die atomrechtliche<br />

Proliferationssichere Eliminierung von<br />

Atommüll inkl. schwieriger<br />

Spaltprodukte wie I-129 und Tc-99<br />

sowie Herstellung radiopharmazeutischer<br />

Isotope.<br />

Abwärme des unterkritischen<br />

300MWth Reaktors zum Betrieb der<br />

Anlage bzw. zur Nutzung als Fern-/<br />

Prozesswärme oder Umwandlung in<br />

Wasserstoff<br />

(im Wesentlichen innerhalb der erdbeben- und<br />

anschlagssicheren Kuppel) als auch die außeratomrechtliche<br />

(Anschluss an Schiene, Straße, Strom und<br />

Wasser, Werksfeuerwehr, Kantine, Verwaltungsgebäude<br />

etc.). Dadurch verringern sich Bauzeit und<br />

-kosten für den Staat als Betreiber neuer Anlagen<br />

erheblich. Schließlich werden an den Standorten<br />

in der Regel auch die abgebrannten Brennelemente<br />

zwischengelagert, so dass ADS hier eine räumlich<br />

klar beschränkte Lösung zur proliferationssicheren<br />

Entschärfung des Atommülls ermöglichen, die<br />

umstrittene Transporte von Behältern mit abgelaufener<br />

Zulassung nicht notwendig macht.<br />

Wie funktionieren ADS konkret?<br />

ADS bestehen aus einem Teilchenbeschleuniger,<br />

der einen Elektronen- oder Protonenstrahl auf ein<br />

Spallationsziel aus Schwermetall schießt. Dadurch<br />

werden schnelle Neutronen freigesetzt, die in der<br />

Lage sind, Isotope und Elemente zu verändern z. B.<br />

zu medizinischen Zwecken. Oder eben kerntechnische<br />

Abfälle zu transmutieren, also im Wesentlichen<br />

Uran, Transurane wie Plutonium, Americium und<br />

Curium sowie Spaltprodukte wie Iod-129 und Technetium-99,<br />

zu über 99 % in Elemente bzw. Isotope<br />

umzuwandeln, die deutlich weniger lange radioaktiv<br />

sind bzw. deutlich weniger Wärme freisetzen<br />

(Abbildung 1) 4 . Bei diesem Prozess wird Energie in<br />

Form von Wärme frei, die man direkt als Fern- und<br />

Prozesswärme nutzen kann oder aber, um Wasserstoff<br />

herzustellen.<br />

Um eine baldige Umsetzung und Serienproduktion<br />

der Anlagen zu ermöglichen, arbeiten bei Transmutex<br />

derzeit drei Dutzend Ingenieure und Programmierer<br />

aus fünfzehn verschiedenen Ländern 5 Hand in Hand<br />

4 Für eine ausführliche Beschreibung einer von Siemens und anderen bereits vor zehn Jahren konzipierten Anlage siehe John Kettler et al. (2011): Konzept einer gasgekühlten<br />

beschleunigergetriebenen Transmutationsanlage – AGATE (<strong>Nuclear</strong> Satey Reports Aachen). ISBN: 978-3-941277-11-3<br />

5 www.linkedin.com/company/transmutex/people<br />

Research and Innovation<br />

Aus Deutschlands den Unternehmen<br />

nukleare Zukunft: beschleunigergetriebene Neutronenquellen ı Franklin Servan-Schreiber, Guido Houben


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

mit industriellen Partnern und praxisorientierten<br />

Forschungsinstituten in Europa und den USA. Dies<br />

betrifft vor allem die Simulationssoftware, die auf<br />

der OpenSource-Platt<strong>for</strong>m Geant4 des Genfer CERN<br />

basiert, einem in C++ geschriebenen Monte-Carlo-<br />

Code für die Simulation des Durchtritts von Partikeln<br />

durch Materie, den unzählige Wissenschaftler<br />

weltweit nutzen und verbessern. Diese Basis wird<br />

ergänzt durch MCNP- und FLUKA-Benchmarks<br />

sowie eine Weiterentwicklung des deterministischen<br />

Codes SERPENT in Zusammenarbeit mit der<br />

ETH Lausanne. Der digitale Zwilling der Anlage wird<br />

in den nächsten Monaten fertiggestellt.<br />

Der Teilchenbeschleuniger wiederum, ein mehrstufiges<br />

800MeV/5mA-Zyklotron, wird in Zusammenarbeit<br />

mit aktiven sowie ehemaligen Wissenschaftlern<br />

des Paul-Scherrer-Instituts (Schweiz) und Beratern<br />

aus Italien und Deutschland auf der Basis des 1974<br />

am PSI in Betrieb genommenen Protonenbeschleunigers<br />

entwickelt. 6<br />

Es müssen nun noch verschiedene<br />

Parameter optimiert werden, die für den bisherigen<br />

Zweck eine untergeordnete Rolle gespielt haben,<br />

insbesondere die An<strong>for</strong>derungen an die Zuverlässigkeit<br />

des Strahlbetriebs (z. B. Unterbrechungen von<br />

mehr als 20 Sekunden maximal einmal pro Jahr).<br />

Die Neutronenquelle (das Spallationsziel) befindet<br />

sich in einem 300 MW thermischer Energie erzeugenden,<br />

mit flüssigem Blei gekühlten Behälter.<br />

Dieser wird in Zusammenarbeit mit Ansaldo<br />

<strong>Nuclear</strong>e entwickelt, einem Genueser Unternehmen<br />

das bereits für das europäische Projekt des bleigekühlten<br />

Schnellen Reaktors ALFRED verantwortlich<br />

war. 7<br />

Dank intelligenter Blei- und Polyethylen-<br />

Abschirmungen um den Behälter wird die Kontaminierung<br />

des umgebenden Betonmantels vermieden<br />

und damit, dass nach der etwa 40–50 Jahre<br />

währenden Nutzung durch den Abriss zusätzliche<br />

schwach- und mittelradioaktive Abfälle entstehen.<br />

besonderen deutschen Bedürfnissen: während man<br />

bei kritischen Reaktoren (in ihrer gesamten Bandbreite<br />

von Druckwasserreaktoren bis zu Schnellen<br />

Brütern) immerzu eine sich selbst erhaltende<br />

Kettenreaktion kontrollieren muss, damit diese sich<br />

nicht verselbständigt, ist es bei unterkritischen ADS<br />

genau umgekehrt: wird nicht ständig von außen<br />

Energie zugeführt, um die Reaktion am Laufen zu<br />

halten, kommt die Neutronenquelle und damit die<br />

Transmutation nach zwei Millisekunden zum Erliegen.<br />

8 Durch die Bleikühlung bieten die Anlagen auch<br />

bei terroristischen Attacken intrinsische Sicherheit:<br />

fällt die Neutronenquelle aus, erstarrt das Blei<br />

und umhüllt den Atommüll als strahlungssicherer<br />

Mantel. Aufgrund des hohen Siedepunkts von Blei<br />

von 1700 °C spielt auch die Nachzerfallswärme eine<br />

untergeordnete Rolle.<br />

Das der „Abfallverbrennung“ vorangehende pyrochemische<br />

Verfahren der „Abfalltrennung“ erarbeitet<br />

Transmutex eng mit dem Argonne National Laboratory<br />

in Chicago, das bereits an der Errichtung der<br />

subkritischen Systeme in Minsk (Yalina Booster) 9<br />

und Charkiw (KIPT) beteiligt war. Bei dem schon<br />

vor Jahren ausführlich bis hin zum Gebäudeplan,<br />

Kapitalbedarf und Betriebskosten beschriebenen<br />

Verfahren 10 wird der nukleare Abfall in einer mehreren<br />

Hundert Grad Celsius heißen Elektrolyse an zwei<br />

Kathoden in natürliches Uran und eine Mischung aus<br />

Uran sowie Transuranen aufgespalten. Transmutex<br />

arbeitet daran, dass auch Spaltprodukte wie Iod-<br />

129, Technetium-99 11 und Cäsium-137 abgetrennt<br />

und anschließend transmutiert oder verglast und die<br />

Hüllrohre aus Zirconiumlegierungen in nicht mehr<br />

radioaktive Metalle getrennt werden. Aufgrund der<br />

hohen Temperaturen dürfte es auch möglich sein,<br />

bereits verglaste Abfälle, immerhin ein Drittel des<br />

deutschen Atommülls, wieder einzuschmelzen, die<br />

langlebigen Abfallstoffe getrennt zu entfernen und<br />

separat wieder für die Endlagerung zu verglasen.<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 37<br />

Ende 2024 soll das konzeptionelle Design für die<br />

gesamte Anlage vorliegen, mit dem bei den Genehmigungsbehörden<br />

Vorverfahren begonnen werden<br />

können, sowie 2027 die konkreten Baupläne. Der<br />

erste Spatenstich könnte somit 2028 erfolgen und<br />

das erste ADS 2032 den Betrieb aufnehmen. Das<br />

Sicherheitsprofil der Anlage entspricht dabei den<br />

Wie sieht es mit der Finanzierung aus?<br />

In Serienproduktion dürfte eine Anlage etwa<br />

700 Mio. EUR kosten, der Prototyp etwa 1.5 Mrd.<br />

Euro. Neben der Müllverbrennungsanlage braucht<br />

es davor zudem eine Mülltrennungsanlage (etwa<br />

der gleiche Preis) sowie danach eine Verglasungsanlage.<br />

Ein geringer Preis angesichts des<br />

6 www.psi.ch/de/media/die-protonenbeschleunigeranlage-des-psi<br />

7 Alessandro Alemberti (2018): Advanced Lead Fast Reactor European Demonstrator - ALFRED Project (www.gen-4.org/gif/upload/docs/application/pdf/2018-11/<br />

geniv_alfred_-_alemberti_-final_-_aa.pdf)<br />

8 Siehe Manuel Fernandez-Ordoñez et al. (2009): Reactivity monitoring of a subcritical assembly using beam-trips and current-mode fission chambers: The Yalina-<br />

Booster program (https://www-pub.iaea.org/MTCD/publications/PDF/P1433_CD/datasets/papers/ads_et-04.pdf)<br />

9 Yousry Gohar/ Donald Smith (2010): YALINA Facility. A Sub-Critical Accelerator-Driven System (ADS) <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong>-Energy Research Facility Description and an Overview<br />

of the Research Program (1997-2008) https://publications.anl.gov/anlpubs/2010/04/66698.pdf<br />

10 Yoon Il Chang et al. (2018): Conceptual Design of a Pilot-Scale Pyroprocessing Facility (osti.gov/pages/servlets/purl/1530391)<br />

11 Siehe Jean-Pierre Revol (Hrsg.) (1999): The TARC Experiment (https://cds.cern.ch/record/437800/files/CERN-99-11.pdf) oder https://cds.cern.ch/record/2746001/<br />

files/asdhep27.083.pdf<br />

Research and Innovation<br />

Deutschlands nukleare Zukunft: beschleunigergetriebene Neutronenquellen ı Franklin Aus Servan-Schreiber, den Unternehmen<br />

Guido Houben


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

The Thorium Fuel Cycle is non-proliferant, efficient, and produces minimal long-lived waste<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 38<br />

THORIUM URANIUM<br />

MINING ENRICHING “BURNING” DISPOSING<br />

250 tons of U-238<br />

containing 1.75<br />

tons of U-235<br />

0.95 ton of Th-232<br />

0.05 ton of U-233*<br />

* Requires source of U-233<br />

35 tons of enriched fuel<br />

(1.15 tons of U-235)<br />

No enriching required.<br />

gesellschaftspolitischen Nutzens, zumal mit den<br />

Anlagen massiv Einnahmen generiert werden<br />

können:<br />

p Zum einen durch den Verkauf überschüssiger<br />

Neutronen zur Herstellung von radiopharmazeutischen<br />

Nukliden für Krebsdiagnose und -behandlung,<br />

über die alleine sich der Bau der Anlagen<br />

bereits mittelfristig amortisiert.<br />

p Zum anderen durch die Abwärme aus dem Transmutationsprozess,<br />

der zwar nicht als Strom,<br />

jedoch in Form von Wasserstoff bzw. Fern- oder<br />

Prozesswärme verkauft werden darf.<br />

Es folgen Einsparungen bei der Zwischenlagerung,<br />

für die in den nächsten Jahrzehnten hunderte<br />

Millionen Euro vorgesehen sind, und schließlich<br />

könnte der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen<br />

Entsorgung KENFO mit Einlagen in Höhe<br />

von 24 Mrd. Euro seinen Statuten zufolge Anlagen<br />

finanzieren, sobald die vorangehende Mülltrennung<br />

zulässig ist. Eine Erstattung der für die Umwandlung<br />

hochradioaktiver Abfälle entstehenden Kosten<br />

durch den KENFO käme nach einer Änderung des<br />

§ 9a Abs. 1 Satz 2 AtG grundsätzlich in Betracht.<br />

Die Nuklearstrategie in der deutschen<br />

Außenpolitik<br />

Der deutsche Kontext bleibt klar auf Atommüllreduzierung<br />

und die Produktion medizinischer<br />

Radioisotope fokussiert. Man könnte die entstehende<br />

Energie im Fall einer Forschungsanlage z. B.<br />

am ehemaligen KKW Neckarwestheim 2 in Kooperation<br />

mit dem Deutschen Krebs<strong>for</strong>schungszentrum<br />

Reactor burns U-235 and<br />

some Pu-239 is <strong>for</strong>med<br />

and burned<br />

Reactor converts Th-232<br />

to U-233 and burns it<br />

| Abb. 2<br />

Der Thorium-Brennstoffkreislauf ist nicht proliferierend, effizient und erzeugt minimalen langlebigen Abfall.<br />

33 tons U-238<br />

1 ton of fission<br />

products<br />

0.3 tons U-235<br />

0.3 tons Pu-239<br />

1 ton of fission<br />

products with<br />

minimal long-lived<br />

waste<br />

Heidelberg oder Max-Planck-Instituten in Stuttgart<br />

dessen ungeachtet gut zur Fernwärmeversorgung<br />

der umliegenden Gemeinden wie Heilbronn nutzen.<br />

Wie aber gegenüber dem Ausland handeln?<br />

Wie im Inland, so ist auch die deutsche Außenpolitik<br />

im Nuklearbereich bislang auf Energieerzeugung<br />

fixiert. In der Folge entstehen Konflikte mit europäischen<br />

Partnern z. B. bei den Verhandlungen über die<br />

EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten. Deren<br />

Risikoabwägungen mögen anders sein als unsere<br />

(CO 2 -freier Atomstrom als Übergangslösung oder<br />

in jeder Hinsicht dreckige und gesundheitsschädliche<br />

Kohle? Zukünftige Abhängigkeit von 50 % der<br />

Energieversorgung durch importierten Wasserstoff<br />

z. T. mit Strom aus arabischen AKW elektrolysiert<br />

oder dezentrale energieeffiziente Stromversorgung<br />

aus heimischen AKW? usw.), sie sind aber deswegen<br />

nicht weniger redlich bzw. demokratisch legitimiert.<br />

So verdienstvoll das Agieren der Atomkraftgegner<br />

zur Erhöhung von Sicherheit und Vermeidung von<br />

Atommüll in den letzten Jahrzehnten gewesen sein<br />

mag, so sehr verstellen die auf Annahmen von jahrzehntealten<br />

Technologien basierenden Aktionen<br />

aktuell den Blick auf alternative Entwicklungen,<br />

insbesondere zur Entschärfung von Atommüll und<br />

zur Produktion von Radiopharmazeutika. 12<br />

Wie<br />

will man z. B. dem Abschalten alter Forschungsreaktoren<br />

wie in Řež bei Prag begegnen, wo noch bis<br />

2028 etwa 10 % des globalen Technetium-99m-Bedarfs<br />

zur Krebsdiagnose hergestellt werden? 13<br />

Durch neue Technologien wie z. B. eine beschleunigergetriebene<br />

Forschungsneutronenquelle könnte<br />

Deutschland einen überragenden Beitrag zur<br />

9<br />

12 https://euratom-supply.ec.europa.eu/activities/supply-medical-radioisotopes_en<br />

13 www.frm2.tum.de/frm2/industrie-medizin/radioisotopen-produktion/molybdaen-99/<br />

Research and Innovation<br />

Aus Deutschlands den Unternehmen<br />

nukleare Zukunft: beschleunigergetriebene Neutronenquellen ı Franklin Servan-Schreiber, Guido Houben


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Versorgungssicherheit in der Nuklearmedizin und<br />

zur Entwicklung neuer Krebsmedikamente leisten.<br />

Auch beim globalen Umweltschutz, bei der Nichtverbreitung<br />

von atomwaffenfähigem Material, bei der<br />

Sicherheit von Atomkraftwerken steht uns der bisherige<br />

Ansatz im Weg. Wir werden China, Indien und<br />

andere Länder nicht davon abhalten können, in den<br />

nächsten Jahren Dutzende von Atomkraftwerken als<br />

Grundlastergänzung zu Erneuerbaren Energien zu<br />

bauen. Wir können aber dazu beitragen, dass diese<br />

sicher und umweltfreundlich sind.<br />

Mit beschleunigergetriebenen Neutronenquellen<br />

auf der Basis von Thorium, wie Indien sie anstrebt,<br />

haben wir zudem die Möglichkeit, endlich den Uran-<br />

Zyklus zu verlassen, der ursprünglich vor allem zur<br />

Produktion von waffenfähigem Plutonium initiiert<br />

wurde. Wie in Abbildung 2 dargestellt, würde dies<br />

für den Umweltschutz signifikante Verbesserungen<br />

in den Bereichen Bergbau, Anreicherung und Abfall<br />

bedeuten. 14 Die Zukunft hat begonnen und wird in<br />

den nächsten Monaten entschieden. Es liegt an uns,<br />

ob wir die Chance ergreifen.<br />

Autoren<br />

Franklin Servan-Schreiber<br />

Vorstandsvorsitzender,<br />

Transmutex AG<br />

franklin@transmutex.com<br />

Franklin Servan-Schreiber, Vorstandsvorsitzender der Transmutex AG,<br />

Unternehmensgründer und Umweltaktivist. Vorstandsmitglied des <strong>International</strong>en<br />

Thorium Energie Komitees (iThEC). Nach dem Studium zum Elektroingenieur<br />

und Historiker an der Carnegie Mellon Universität in Pittsburg (Pennsylvania)<br />

Führungspositionen in New York, Paris, Tokio und Lausanne u. a. bei Sony<br />

Laboratories sowie als Leiter Kommunikation des <strong>International</strong>en Olympischen<br />

Komitees in Lausanne.<br />

Dr. Guido Houben<br />

Verwaltungsdirektor,<br />

Transmutex AG<br />

guido.h@transmutex.com<br />

Dr. Guido Houben. Studium in Mannheim (Musik, Russisch, Politikwissenschaft)<br />

sowie an der Harvard Kennedy School (MPA). Auslandsaufenthalte in Nowosibirsk,<br />

Hart<strong>for</strong>d (Connecticut) und Straßburg. Promotion zum<br />

Dr. phil. an der FU Berlin. Wissenschaftlicher Referent zweier Bundestagsabgeordneter<br />

in Bonn und Berlin (SPD), Geschäftsführer diverser Festivals und<br />

Orchester in Frankreich, den USA und der Schweiz sowie seit 2019 Verwaltungsdirektor<br />

der Transmutex AG (Genf).<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 39<br />

14 Siehe dazu auch den Uran-Atlas 2022 des BUND (www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/atomkraft/Uranatlas_2022_2.pdf) oder die Greenpeace-Dokumentation<br />

über Uranabbau in Russland (https://media.greenpeace.org/archive/Uranium-Mines-in-Russia--Video--27MDHUHA14GS.html)<br />

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Research and Innovation<br />

Deutschlands nukleare Zukunft: beschleunigergetriebene Neutronenquellen ı Franklin Aus Servan-Schreiber, den Unternehmen<br />

Guido Houben


<strong>atw</strong> Vol. 67 (2022) | Ausgabe 5 ı September<br />

www.ktg.org<br />

KERNTECHNIK 2022 · 21. – 22. JUNI · LEIPZIG 50<br />

Jetzt Mitglied werden<br />

Wenn Ihnen die sachliche Auseinandersetzung mit der Kernenergie<br />

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unserer Mitglieder<br />

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3 Ein Abonnement der beliebten Fachzeitschrift<br />

<strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong>.<br />

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Special | KERNTECHNIK 2022<br />

Ehrenmitgliedschaft ı Laudatio Frank Apel


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Dual Fluid-Reaktortechnologie:<br />

Neue Kerntechnik in Ruanda<br />

Götz Ruprecht<br />

Einleitung<br />

Die deutsch-kanadische Firma Dual Fluid arbeitet seit rund einem Jahrzehnt an einem völlig neuen Reaktordesign.<br />

Wie es dazu kam, wie sich das Unternehmen bisher entwickelte und welche Schritte jetzt geplant<br />

sind, um die Technologie zu realisieren, ist im folgenden Beitrag erläutert.<br />

Weltweit werden gerade neue Reaktordesigns entwickelt.<br />

Echte Innovationen sieht man dabei eher<br />

selten, denn die meisten Konzepte ähneln verkleinerten<br />

Leichtwasserreaktoren. Eine der wenigen<br />

echten Neuerungen kommt aus Deutschland: Dual<br />

Fluid, inzwischen eine kanadische Firma, verbindet<br />

die Vorteile von flüssigem Brennstoff mit Bleikühlung.<br />

Diese Kombination zweier bekannter Konzepte<br />

könnte die Leistungsfähigkeit heutiger Kernkraft<br />

um ein Vielfaches steigern. Geht das Konzept auf,<br />

könnte es ein ganz neues Kapitel in der Energieversorgung<br />

aufschlagen.<br />

Die Anfänge<br />

Im Jahr 2009 suchen die Physiker Ahmed Hussein<br />

und Götz Ruprecht am TRIUMF National<br />

Laboratory in Kanada wegen der Molybdän-Krise<br />

nach einem neuen Weg, um seltene medizinische<br />

Isotope mit Hilfe eines Ionenbeschleunigers herzustellen.<br />

Die ersten Simulationen des Verfahrens<br />

sind vielversprechend. Ruprecht ist fasziniert von<br />

der Idee und entschließt sich, sie weiterzuverfolgen.<br />

Zusammen mit Armin Huke, Postdoc an der<br />

Technischen Universität Berlin, und Konrad Czerski,<br />

Lehrstuhlinhaber für Kern- und Medizinphysik<br />

an der Universität Stettin, rechnet er die Methode<br />

grundlegend durch. Auch die neuen Ergebnisse bestätigen<br />

das Funktionsprinzip, doch der gefundene<br />

Weg, um die knappen Isotope bereitzustellen, wäre<br />

wenig wirtschaftlich.<br />

Um den Entwurf zu verbessern, erweitert Armin<br />

Huke den Beschleuniger um eine Anordnung, die<br />

den Neutronenfluss verstärken soll. Er entwirft<br />

dafür zwei ineinander verschränkte Kreisläufe, in<br />

denen jeweils flüssiger Kernbrennstoff und eine die<br />

Wärme abführende Substanz zirkulieren. Bald ist<br />

klar, dass Hukes Idee auch als eigenständiger Reaktor,<br />

ohne den Beschleuniger, funktionieren würde.<br />

Damit ist der Dual Fluid Reaktor geboren. Das neue<br />

Design könnte den nuklearen Brennstoff bei höchsten<br />

Temperaturen vollständig nutzen und so die<br />

Grenzen aktueller Kernkraft aufheben.<br />

Was seitdem passiert ist<br />

In den folgenden Jahren versuchen die Erfinder,<br />

Geld oder politische Unterstützung in Deutschland<br />

aufzutreiben – nach dem Unfall von Fukushima<br />

ein aussichtloses Unterfangen, trotz namhafter<br />

Fürsprecher. Als der Dual Fluid Reaktor 2013 überraschend<br />

die Publikumnominierung der „GreenTec<br />

Awards“ gewinnt, schließen die Veranstalter das<br />

Konzept kurzerhand nachträglich vom Wettbewerb<br />

aus. Auch davon lassen sich die beiden Haupterfinder<br />

Armin Huke und Götz Ruprecht nicht<br />

entmutigen und verfolgten ihre Idee unbeirrt. Den<br />

Rahmen dafür bietet das von ihnen mitgegründete<br />

gemeinnützige Institut für Festkörper-Kernphysik,<br />

das ihnen durch Spendenmittel erlaubt, das Konzept<br />

zu vertiefen und um eine Brennstoff-Recyclinganlage<br />

zu erweitern. Damit kann der Reaktor jeglichen<br />

spalt- oder brütbaren Stoff nahezu vollständig verwerten.<br />

Der Unterstützerkreis wächst derweil um<br />

weitere Enthusiasten und Spezialisten, die das Projekt<br />

jeweils auf ihre Art voranbringen.<br />

Allen Widrigkeiten zum Trotz gründet das inzwischen<br />

zwölf Personen zählende Team Anfang<br />

2021 die Firma Dual Fluid Energy Inc., um das<br />

Dual Fluid Prinzip erstmals in einem kleinen modularen<br />

Reaktor (SMR) zu realisieren. Die Wahl<br />

für die Rechts<strong>for</strong>m des neuen Unternehmens fällt<br />

auf das Unternehmer- und Kernenergie-freundliche<br />

Kanada. Mitte des Jahres schließt Dual Fluid<br />

die Seed-Finanzierungsrunde erfolgreich ab und<br />

sammelt über vier Millionen Euro von Investoren<br />

aus dem deutschsprachigen Raum ein – überwiegend<br />

Unternehmer, die den Wert einer stabilen und<br />

bezahlbaren Energieversorgung erkennen. Die eingeworbenen<br />

Mittel dienen dazu, die Firma weiter<br />

aufzubauen, bestehende Kooperationen mit akademischen<br />

Partnern zu festigen und neue einzugehen.<br />

Neue Partner<br />

Da es sich um ein völlig neues Reaktordesign handelt,<br />

ist die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen<br />

Instituten ein wichtiger Eckpfeiler der Entwicklung.<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 41<br />

Special Research | KERNTECHNIK and Innovation 2022<br />

Dual Fluid: Neue Ehrenmitgliedschaft Kerntechnik Aus in den Ruanda ı Antwort Unternehmen<br />

ı Götz Erwin Ruprecht Fischer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 42<br />

2022 kommen die Lehrstühle für Nukleartechnik<br />

an den technischen Universitäten Dresden und<br />

München als Vertragspartner mit ins Boot. Auch<br />

das Schweizer Paul-Scherrer-Institut ist involviert.<br />

Die beteiligten Forscher entwickeln und evaluieren<br />

gemeinsam Methoden, die die Sicherheit des<br />

Dual Fluid Konzepts nachweisen können und die<br />

Leistungsentfaltung im Reaktor in verschiedenen<br />

Betriebszuständen darstellen.<br />

2023 unterzeichnet Dual Fluid eine Absichtserklärung<br />

mit TRIUMF Labs, dem kanadischen<br />

Teilchenbeschleunigerzentrum, einem der weltweit<br />

führenden Forschungszentren für subatomare Physik.<br />

Die Materialtests für den Reaktor sollen noch<br />

völlig neue Dual Fluid Prinzip zum ersten Mal in der<br />

Realität zeigen.<br />

Der ursprüngliche Plan, den Demonstrationsreaktor<br />

in Kanada zu realisieren, wurde wegen einer voraussichtlich<br />

langen Lizenzierungszeit von etwa fünf<br />

Jahren zurückgestellt. Als Alternative rückte bald<br />

Ruanda (Ostafrika) in den Fokus. Die Regierung des<br />

ehemaligen Bürgerkriegslands ist entschlossen, in<br />

die Kernenergie einzusteigen, um den wachsenden<br />

Energiebedarf der Bevölkerung zu decken, den<br />

Industriesektor weiterzuentwickeln und eine klimaresistente<br />

Wirtschaft aufzubauen. Fidele Ndahayo,<br />

Chef der ruandischen Atomenergiebehörde: „Wir<br />

sind ein ´Proof-of-Concept´-Land und wollen die<br />

Integration innovativer Technologien<br />

beschleunigen. Deshalb<br />

geht Ruanda strategische Partnerschaften<br />

mit Start-ups ein,<br />

die sich mit der Konzeption und<br />

Entwicklung kleiner modularer<br />

Reaktoren befassen.“<br />

| Abb. 1<br />

Vertragsunterzeichung in Kigali, Ruanda: Fidele Ndahayo, Chef der ruandischen<br />

Atomenergiebehörde, Ernest Nsabimana, Minister für Infrastruktur, und Armin Huke,<br />

Dual Fluid (President/Chairman of the Board).<br />

in diesem Jahr beginnen. Ziel ist die Identifizierung<br />

der Materialien, die den hohen An<strong>for</strong>derungen im<br />

Reaktorkern, der bei Temperaturen von 1000 °C<br />

arbeitet und hochradioaktive und korrosive Bedingungen<br />

erzeugt, am besten standhalten. Diese<br />

Forschung wird die weltweit führenden Materialbestrahlungsanlagen<br />

von TRIUMF (die Protonen- und<br />

Neutronenbestrahlungsanlagen, PIF und NIF) und<br />

die metallurgischen Prüfmöglichkeiten nutzen.<br />

Ergänzend finden erste Materialtests mit einem<br />

eigenen Versuchsaufbau im Labor in Berlin statt,<br />

das Mitte 2023 den Betrieb aufnimmt. Sicherheitsanalysen<br />

und Materialtests sind eine Voraussetzung<br />

für die spätere Lizenzierung des ersten Leistungsreaktors.<br />

Demonstrationsreaktor in Ruanda<br />

Um die Technologie schrittweise zu verwirklichen,<br />

entwickelte das Team einen Demonstrationsreaktor<br />

(technisch korrekt: „kritisches Demonstrator-Experiment“)<br />

im kleinen Maßstab. Die Anlage soll das<br />

Geschäftsführer Götz Ruprecht<br />

über die Kooperation: „Zeit ist<br />

ein kritischer Faktor für uns.<br />

Nach Jahren der detaillierten<br />

Vorbereitung und Verbesserung<br />

des Konzepts haben wir in Ruanda<br />

den idealen Partner für<br />

die erste Umsetzung gefunden.<br />

Das Land bietet ein stabiles und<br />

positives Geschäftsumfeld, das<br />

bereits große internationale<br />

Unternehmen angezogen hat.<br />

In Ruanda haben wir gute Chancen, so schnell wie<br />

möglich ans Ziel zu kommen.“<br />

Obwohl das Lizenzierungsverfahren überall nach<br />

denselben Standards der IAEA durchgeführt werden<br />

muss, erwartet Dual Fluid eine schnellere<br />

Bearbeitung in Ruanda. Götz Ruprecht: „Wegen des<br />

enormen Energiebedarfs hat unser Projekt hohe Priorität<br />

hat und man ist hier eher bereit, dafür eigene<br />

Bearbeitungskapazitäten zu schaffen.“ Die IAEA<br />

war in die Beratungsgespräche mit der ruandischen<br />

Atomenergiebehörde involviert.<br />

Der Demo-Reaktor, etwa von der Größe einer<br />

Waschmaschine, wird keinen Strom erzeugen,<br />

sondern soll insbesondere die vollständige Selbstregulierung<br />

der Technologie zeigen: Wenn die<br />

Temperatur steigt, dehnt sich der Brennstoff aus und<br />

die Spaltrate sinkt automatisch. Er soll bis 2026 betriebsbereit<br />

sein; die experimentelle Erprobung der<br />

Dual Fluid Technologie soll bis ca. 2028 andauern.<br />

Research and Innovation<br />

Aus Dual Fluid: den Neue Unternehmen<br />

Kerntechnik in Ruanda ı Götz Ruprecht


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 43<br />

| Abb. 1<br />

Blick in die Halle mit geplantem Demonstrationsreaktor.<br />

Die ruandische Regierung wird den Standort und<br />

die Infrastruktur für das Projekt zur Verfügung<br />

stellen, während Dual Fluid für die technische Umsetzung<br />

der Partnerschaft verantwortlich ist. Die<br />

Konstruktion des Reaktorkerns soll in der ersten<br />

Jahreshälfte 2024 beginnen, sobald die Prüfung<br />

des Standorts – etwa eine Autostunde entfernt von<br />

der Hauptstadt Kigali – abgeschlossen ist. Um die<br />

Kosten von etwa 70 Millionen Euro für den Reaktor<br />

zu decken, hat das Unternehmen eine neue Finanzierungsrunde<br />

gestartet, die sich ausschließlich an<br />

qualifizierte Investoren richtet.<br />

Die wichtigsten Vorteile Ruandas aus Unternehmenssicht:<br />

p Günstige Rahmenbedingungen für Unternehmen:<br />

Laut Weltbank gehören die Indizes für<br />

politische Stabilität, Rechtsstaatlichkeit und<br />

Qualität der Gesetzgebung zu den besten in<br />

Afrika. Ruanda liegt beim Weltbank-Index<br />

„Ease of doing business“ weltweit auf Platz 38<br />

von 190 Ländern.<br />

p Niedrige Korruption: Ruanda hat die Korruption<br />

innerhalb von zweieinhalb Jahrzehnten drastisch<br />

reduziert. Seit den späten 1990ern verfolgt<br />

die Regierung einen strikten Anti-Korruptionskurs,<br />

auch um das ehemalige Bürgerkriegsland<br />

zu befrieden. Heute gehört Ruanda zu den am<br />

wenigsten korrupten Ländern Afrikas; im weltweiten<br />

Vergleich liegt es im oberen Drittel und<br />

damit in der gleichen Liga wie Polen, die<br />

Slowakei oder Griechenland.<br />

p Konstant hohes Wirtschaftswachstum: Die<br />

ruandische Wirtschaft wuchs in den letzten<br />

beiden Jahrzehnten fast konstant über 6 % pro<br />

Jahr. Nach der jüngsten IWF-Prognose wird<br />

dieses Niveau auch in Zukunft gehalten (7,5 %<br />

im Jahr 2024).<br />

p Darüber hinaus fällt positiv auf, dass viele<br />

öffentliche Ämter mit ausgewiesenen technischen<br />

Experten besetzt sind, was in Deutschland<br />

und anderen westlichen Ländern immer<br />

mehr zur Ausnahme zu werden scheint.<br />

Sollte das kritische Demonstrator-Experiment in<br />

Ruanda erfolgreich sein, geht Dual Fluid davon aus,<br />

dass das Interesse an neuer Kernkraft spätestens<br />

dann auch in Deutschland groß sein wird.<br />

Autor<br />

Dr. Götz Ruprecht<br />

CEO Dual Fluid Energy Inc.<br />

goetz.ruprecht@dual-fluid.com<br />

Dr. Götz Ruprecht studierte Physik an der Technischen Universität Berlin und<br />

wurde dort in Kernphysik promoviert. Anschließend arbeitete er am nationalen<br />

Kern<strong>for</strong>schungszentrum TRIUMF in Kanada. Ab 2010 entwickelte er mit Kollegen<br />

das Konzept für den Dual Fluid Reaktor und trieb dessen theoretische Entwicklung<br />

voran. Anfang 2021 gründete er die Firma Dual Fluid Energy Inc. mit und ist<br />

seitdem als CEO für die Realisierung der Technologie verantwortlich.<br />

Research and Innovation<br />

Dual Fluid: Neue Kerntechnik Aus in den Ruanda Unternehmen<br />

ı Götz Ruprecht


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

SPOTLIGHT ON NUCLEAR LAW 44<br />

Ein Rechtsrahmen für die Kernfusion<br />

Christian Raetzke<br />

Wie im letzten Heft der <strong>atw</strong> ausführlich dargestellt, bekommt die Fusions<strong>for</strong>schung in Deutschland<br />

gegenwärtig aus der Politik kräftigen Rückenwind. Am 22. Juni dieses Jahres veröffentlichte das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) unter Ministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) ein<br />

Positionspapier „Fusions<strong>for</strong>schung – Auf dem Weg zur Energieversorgung von morgen“, 1 in dem die notwendigen<br />

Schritte hin zu einem deutschen „Fusionsökosystem“ skizziert werden. In dem Papier wird auch<br />

die Schaffung eines rechtlichen Rahmens für die Kernfusion empfohlen. Dieser Aspekt soll im Folgenden<br />

aufgegriffen und näher betrachtet werden. Welche Schritte sind er<strong>for</strong>derlich, um eine tragfähige juristische<br />

Grundlage für die Kernfusion bereitzustellen?<br />

Welche Rechtsgrundlage galt bisher?<br />

Die bestehenden Forschungsanlagen wurden auf der<br />

Grundlage des Strahlenschutzrechts genehmigt. Um<br />

das prominenteste Beispiel zu nehmen: die Anlage<br />

Wendelstein 7-X in Greifswald, die der Er<strong>for</strong>schung<br />

des Bautyps „Stellarator“ dient, wurde genehmigungsrechtlich<br />

als Anlage zur Erzeugung ionisierender<br />

Strahlung behandelt. Das zuständige Ministerium<br />

des Landes Mecklenburg-Vorpommern erteilte<br />

1997 eine Errichtungsgenehmigung nach § 15 der<br />

StrlSchV von 1976 (heute § 10 Abs. 1 StrlSchG) und<br />

2015 eine Betriebsgenehmigung nach § 11 Abs. 2 der<br />

StrlSchV von 2001 (heute § 12 Abs. 1 Nr. 1 StrlSchG). 2<br />

Das AtG kam dagegen für die Genehmigung von Forschungsanlagen<br />

wie dem Wendelstein 7-X nicht in<br />

Betracht. Die Genehmigungsnormen des AtG beziehen<br />

sich auf Kernbrennstoffe; Kernbrennstoffe sind<br />

in § 2 Abs. 1 Satz 2 AtG (und gleichlautend in § 3 Abs.<br />

1 Satz 2 StrlSchG) als „besondere spaltbare Stoffe“<br />

charakterisiert und konkret mit angereichertem<br />

Uran und bestimmten Plutoniumisotopen bezeichnet.<br />

Weder finden solche Stoffe in den bisherigen<br />

Versuchsanlagen Anwendung, noch ist die Kernfusion<br />

als Vorgang überhaupt adäquat mit den das<br />

AtG prägenden Begriffskategorien der Kernspaltung<br />

zu erfassen.<br />

Wie wäre die Rechtsgrundlage<br />

weiterzuentwickeln?<br />

Auch wenn das geltende Strahlenschutzrecht die bislang<br />

verwirklichten Versuchsanlagen abzudecken<br />

vermag, so ist doch festzustellen, dass im StrlSchG<br />

ausdrücklich auf die Kernfusion bezogene Regelungen<br />

fehlen; künftige, weiterentwickelte Anlagen<br />

sollten genehmigungsrechtlich nicht mehr als<br />

(bloße) „Anlagen zur Erzeugung ionisierender<br />

Strahlung“ charakterisiert werden. Eine Neuregelung<br />

wird sich spätestens dann aufdrängen, wenn in<br />

künftigen Anlagen – anders als heute – tatsächlich<br />

Tritium, ein Radioisotop, zum Einsatz kommt. Die<br />

für Kraftwerke bestimmende Fusionsreaktion besteht<br />

bekanntlich aus der Verschmelzung eines Deuterium-<br />

und eines Tritiumkerns. In einem künftigen<br />

„echten“ Fusionskraftwerk stellen sich – neu oder<br />

ggü. heutigen Versuchsanlagen verstärkt – durchaus<br />

relevante Fragestellungen mit Blick auf Neutronenflüsse,<br />

Spektren harter elektromagnetischer Strahlung,<br />

das Tritiuminventar und den Tritium-Kreislauf,<br />

Brutaktivitäten und die Aktivierung von Strukturmaterialien.<br />

Auch Risiken außerhalb ionisierender<br />

Strahlung müssen berücksichtigt werden (etwa<br />

Magnetfelder, Laser, Vorhandensein von nichtradioaktiven<br />

Gefahrstoffen). Hier wäre ein einheitliches<br />

Genehmigungsregime vorteilhaft, das diesen Aspekten<br />

Rechnung trägt. Zu Recht weist auch das BMBF<br />

darauf hin, dass die Entwicklung einer Fusions-Infrastruktur<br />

einen maßgeschneiderten Rechtsrahmen<br />

benötigt, um allen Beteiligten die notwendige<br />

Rechtssicherheit zu geben.<br />

Wo wäre die Kernfusion zu regeln?<br />

Es besteht Einigkeit, dass die ausschließliche Gesetzgebungskompetenz<br />

des Bundes aus Art. 73 Abs. 1 Nr.<br />

14 GG, die für „die Erzeugung und Nutzung der Kernenergie<br />

zu friedlichen Zwecken“ und „den Schutz<br />

gegen Gefahren, die … durch ionisierende Strahlen<br />

entstehen“, gilt, die Kernfusion einschließt. 3 Einer<br />

Regelung durch Bundesgesetz stünde also nichts im<br />

Wege. Für die Verortung eines Regelungskomplexes<br />

zur Kernfusion gibt es mehrere Möglichkeiten: das<br />

StrlSchG, das AtG oder ein eigenes Fusionsgesetz.<br />

Das BMBF-Papier (S. 23 und S. 26 f.) plädiert dafür,<br />

1 https://www.bmbf.de/SharedDocs/Publikationen/de/bmbf/7/775804_Positionspapier_Fusions<strong>for</strong>schung.html.<br />

2 Sieg, Genehmigungsverfahren für die Kernfusion: Wendelstein 7-X, Vortragsfolien, dat. 25.11.2016, abrufbar unter https://www.lps-berlin.de/sites/default/files/<br />

inline-files/Dr_Sieg_Kernfusionsexperiment.pdf.<br />

3 Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages, Rechtliche Rahmenbedingungen für die Errichtung und den Betrieb von Fusionskraftwerken zur kommerziellen<br />

Energiegewinnung, 28. März 2023, S. 13; https://www.bundestag.de/resource/blob/948818/1db0c6a5a8cb1fb68615f78eb0858547/WD-8-004-23-PE-6-010-<br />

23-pdf-data.pdf.<br />

Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />

Ein Rechtsrahmen für die Kernfusion ı Christian Raetzke


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

die Rahmenbedingungen „außerhalb des Atomrechts“,<br />

nämlich durch eine Anpassung des StrlSchG<br />

zu schaffen. Konkret würde das die Formulierung<br />

neuer, auf die Fusion bezogener An<strong>for</strong>derungen und<br />

die Schaffung eines neuen Genehmigungstatbestandes<br />

im StrlSchG – etwa als § 12 Abs. 1 Nr. 6 oder als<br />

§ 12a StrlSchG und/oder in der StrlSchV (oder ggf.<br />

die Schaffung einer eigenen Fusionsverordnung unter<br />

dem StrlSchG) bedeuten. Eine andere Möglichkeit<br />

wäre, die Genehmigung von Fusionskraftwerken<br />

im AtG zu regeln. Allerdings handelt es sich auch<br />

bei Tritium bzw. den beim Betrieb von Fusionskraftwerken<br />

entstehenden Aktivierungsprodukten nicht<br />

um spaltbare Stoffe und damit nicht um Kernbrennstoffe<br />

im Sinne des § 2 AtG; in einem solchen Falle<br />

müsste daher die bestehende Zentrierung des AtG<br />

auf Kernbrennstoffe aufgegeben werden. Neben der<br />

Einfügung eines neuen Genehmigungstatbestandes<br />

wären damit erhebliche „Umbauarbeiten“ des Gesamt-AtG<br />

er<strong>for</strong>derlich. 4<br />

Als weiterführend kann sich vielleicht folgende<br />

Überlegung erweisen: Der Gesetzgeber des AtG hat<br />

Anlagen und Tätigkeiten rund um Kernbrennstoffe<br />

unmittelbar im AtG geregelt, weil er sie als besonders<br />

gefährlich und damit als besonders regelungs- und<br />

überwachungsbedürftig ansah. 5<br />

Die Regulierung<br />

sonstiger Tätigkeiten, die mit ionisierender Strahlung<br />

zu tun haben, wurde dagegen im AtG von 1959<br />

über Verordnungsermächtigungen delegiert, aus<br />

denen u. a. die StrlSchV hervorging. Seit 2017/18<br />

übernimmt das StrlSchG diese Aufgabe. Insofern<br />

kann man die Frage nach der Verortung künftiger<br />

Fusionsregelungen auch so stellen, ob die mit einem<br />

Fusionsreaktor verbundenen Risiken analog zu den<br />

damaligen Überlegungen des Gesetzgebers die Aufnahme<br />

ins AtG rechtfertigen.<br />

Nach allgemeiner Auffassung ist das von einem Fusionsreaktor<br />

ausgehende Risiko um ein Vielfaches<br />

geringer als bei einem Kernkraftwerk. 6 Stichworte<br />

sind die nicht vorhandene Kritikalität, die deutlich<br />

weniger problematische Wärmeabfuhr (keine Nachzerfallswärme)<br />

und das fehlende Anfallen von langlebigen<br />

hochradioaktiven Abfällen, die einer Endlagerung<br />

bedürften. Mit Blick auf den Strahlenschutz<br />

ergeben sich bei Fusionsreaktoren Fragestellungen,<br />

die durchaus nicht trivial sind; genannt seien die<br />

hohen Neutronenflüsse, das Entstehen von Röntgen-<br />

und Bremsstrahlung und die Aktivierung von<br />

Strukturmaterialien. Diese Fragen sind jedoch im<br />

Rahmen des Strahlenschutzrechts, das auch andere<br />

vergleichbar anspruchsvolle Tätigkeiten kennt, lösbar.<br />

An einer Stelle gibt es schon im heutigen Recht eine<br />

Bestimmung zur Kernfusion, die auch eine Positionierung<br />

des Gesetzgebers erkennen lässt, nämlich<br />

im Bereich der Atomhaftung, die für das gesamte<br />

Atom- und Strahlenschutzrecht in den §§ 25 ff. AtG<br />

geregelt ist. Die Haftung für einen Schaden, der – so<br />

die schöne Formulierung – „durch die Wirkung eines<br />

Kernvereinigungsvorgangs verursacht wird“, ist seit<br />

der Erstfassung des AtG von 1959 ausdrücklich in<br />

der sog. Isotopen- oder Besitzerhaftung in § 26 AtG<br />

(dort Abs. 2) angesiedelt und nicht (wie die Fälle des<br />

§ 26 Abs. 1a AtG) inhaltlich der Haftung für Kernanlagen<br />

gleichgestellt, die in § 25 AtG i. V. m. dem<br />

internationalen Pariser Übereinkommen geregelt<br />

ist. Die Haftungsregelung des § 26 betrifft Fälle, die<br />

auch aus Sicht des Gesetzgebers ein geringeres Gefahrenpotential<br />

aufweisen. 7 Der Gesetzgeber hat an<br />

dieser Stelle also bereits das Risiko der Kernfusion<br />

mit demjenigen sonstiger strahlenschutzrechtlich<br />

relevanter Tätigkeiten in Bezug gesetzt und von<br />

demjenigen der Kernspaltung mit ihrem Kritikalitätsrisiko<br />

abgegrenzt.<br />

Bedenkt man das geringere Risikopotential der Fusion<br />

und schreibt man die jetzige Struktur der atomund<br />

strahlenschutzrechtlichen Regelungen gedanklich<br />

<strong>for</strong>t, dann spricht also viel dafür, dem Vorschlag<br />

des BMBF zu folgen und die Vorschriften, die die<br />

Kernfusion betreffen, im StrlSchG bzw. in einer von<br />

diesem Gesetz abhängigen Verordnung anzusiedeln;<br />

der Regelungsbereich des AtG würde dann unverändert<br />

bei der Kernspaltung, also bei der Genehmigung<br />

von Anlagen des Kernbrennstoffkreislaufs, und der<br />

Beseitigung radioaktiver Abfälle belassen.<br />

Wie wird die Regulierung der<br />

Kernfusion international gesehen?<br />

Das BMBF-Papier verweist durchaus zutreffend auf<br />

internationale Entwicklungen, die eher in die Richtung<br />

einer Anwendung des Strahlenschutzrechts auf<br />

Fusionsanlagen gehen. In den USA hat die <strong>Nuclear</strong><br />

Regulatory Commission (NRC) Anfang dieses Jahres<br />

ein Strategiepapier 8 veröffentlicht, das empfiehlt,<br />

die Regulierung von Fusionskraftwerken nicht unter<br />

den Kategorien der kerntechnischen Anlagen („production<br />

facilities“ und „utilization facilities“) und<br />

Kernbrennstoffe („special nuclear material“) des<br />

SPOTLIGHT ON NUCLEAR LAW 45<br />

4 Für eine erste Analyse der bestehenden AtG-Regelungen mit Blick auf ihre Anwendbarkeit auf die Fusion siehe Wissenschaftliche Dienste des BT (vorige Fn.), S. 14 ff.<br />

5 Siehe die amtliche Begründung des AtG, BT-Drs. 3/759, S. 18 f.<br />

6 Siehe hierfür nur GRS, Untersuchung der Sicherheit von Kernfusionskraftwerken hinsichtlich nuklearer Stör- und Unfälle, November 2013; https://www.bmuv.de/<br />

download/untersuchung-der-sicherheit-von-kernfusionskraftwerken-hinsichtlich-nuklearer-stoer-und-unfaelle.<br />

7 BT-Drs. 3/759, S. 36; dazu allgemein auch Raetzke in Frenz, Atomrecht, Kommentar, 2019, § 26 AtG Rn. 2.<br />

8 NRC, Options <strong>for</strong> Regulating and Licensing Fusion Energy Systems, SECY-23-0001, 04.01.2023; https://www.nrc.gov/docs/ML2227/ML22273A178.html.<br />

Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />

Ein Rechtsrahmen für die Kernfusion ı Christian Raetzke


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

SPOTLIGHT ON NUCLEAR LAW 46<br />

Atomic Energy Act vorzunehmen, sondern sie vielmehr<br />

in die Kategorie „byproduct material“ einzuordnen,<br />

die man mit „sonstigen radioaktiven Stoffen“<br />

gleichsetzen kann. In ganz vergleichbarer Weise<br />

hat schon 2021 das englische Wirtschafts- und Energieministerium<br />

empfohlen, Fusionsanlagen auch in<br />

Zukunft als „radioactive substance activity“ zu regulieren<br />

und nicht als „nuclear installations“, die einer<br />

„nuclear site licence“ (vergleichbar einer deutschen<br />

§-7-AtG-Genehmigung) bedürfen. 9<br />

Sowohl in den USA als auch in UK werden diese<br />

Überlegungen mit dem geringeren Risiko von Fusionsanlagen<br />

begründet, das eine Anwendung des<br />

Kernanlagenrechts als nicht er<strong>for</strong>derlich, ja als nicht<br />

gerechtfertigt und unangemessen erscheinen lässt.<br />

In Frankreich, wo zur Zeit die größte internationale<br />

Versuchsanlage ITER entsteht, ist man einen etwas<br />

anderen Weg gegangen, indem der ITER dort als „installation<br />

nucléaire de base“ (INB), also unter der gewichtigsten<br />

Kategorie des französischen Atomrechts<br />

eingeordnet und seine Errichtung entsprechend genehmigt<br />

wurde. 10 Diesen Begriff darf man aber nicht<br />

mit „Kernkraftwerk“ oder „kerntechnische Anlage“<br />

gleichsetzen.<br />

Wie aus der Definition in Art. L593-2 des französischen<br />

Umweltgesetzbuchs (Code de l’Environnement)<br />

hervorgeht, sind INB nicht nur Reaktoren und<br />

Anlagen des Kernbrennstoffkreislaufs (Nr. 1 und 2),<br />

sondern auch Anlagen, die radioaktive Stoffe enthalten<br />

und bestimmten Eigenschaften entsprechen<br />

(Nr. 3), sowie bestimmte Beschleuniger (Nr. 4). Der<br />

Begriff greift also inhaltlich in Bereiche über, die in<br />

Deutschland dem Strahlenschutzrecht zugeordnet<br />

werden. Die Einordung als INB bedeutet auch nicht<br />

per se, dass die An<strong>for</strong>derungen und Regelwerke für<br />

Kernkraftwerke inhaltliche Anwendung finden. Das<br />

Genehmigungsverfahren ist allerdings in der Strukturierung<br />

dasselbe wie für Kernkraftwerke. Das hat<br />

sich für den ITER jedenfalls nach der Auffassung,<br />

die Hesch und Stieglitz im letzten Heft der <strong>atw</strong> 11<br />

vertreten haben, nicht bewährt: hiernach habe die<br />

Erfahrung aus dem ITER-Genehmigungsverfahren<br />

gezeigt, dass die Anwendung von Standards und<br />

Verfahren, die für Kernkraftwerke gedacht sind,<br />

„nicht die beste Lösung“ darstellt. Die französische<br />

Vorgehensweise mag auch davon bestimmt worden<br />

sein, dass Frankreich als „Gastgeber“ der bisher größten<br />

internationalen Fusionsanlage als erstes Land<br />

vor einer vergleichbaren Genehmigungsaufgabe<br />

stand und durch die Einordnung des ITER als INB<br />

für diese Aufgabe auf die vorhandenen, bewährten<br />

nationalen Regelungen zurückgreifen konnte; das<br />

mag umso näher gelegen haben, als der ITER in unmittelbarem<br />

räumlichen Zusammenhang mit dem<br />

großen Kern<strong>for</strong>schungszentrum in Cadarache, das<br />

atomrechtlich genehmigt ist, errichtet wird.<br />

Fazit<br />

Angesichts der Fortschritte der Fusions<strong>for</strong>schung<br />

und im Lichte der in Aussicht gestellten Förderung<br />

durch das BMBF ist dem Ministerium zuzustimmen,<br />

dass man sich jetzt Gedanken über einen rechtlichen<br />

Rahmen für künftige Fusionsanlagen, bis hin<br />

zu vollgültigen Fusionskraftwerken, machen muss.<br />

Entscheidend ist die Tauglichkeit solcher Regelungen;<br />

sie müssen – auch wenn die Kernfusion insgesamt<br />

deutlich geringere Risiken mit sich bringt<br />

als die Kernspaltung – ein hohes Sicherheitsniveau<br />

garantieren und dafür sorgen, dass Schäden für<br />

Mensch und Umwelt praktisch ausgeschlossen sind.<br />

Zugleich müssen solche Regelungen zweckmäßig<br />

gestaltet sein und dürfen nur solche An<strong>for</strong>derungen<br />

an Verfahren und Inhalte stellen, die für den oben<br />

genannten Schutzzweck er<strong>for</strong>derlich sind, die also<br />

zu den Risiken der Kernfusion in einem angemessenen<br />

Verhältnis stehen. In welchem Gesetz ein so gestalteter<br />

Regelungskomplex zur Kernfusion letztlich<br />

untergebracht wird – ob im AtG, im StrlSchG oder<br />

in einem eigenen Gesetz –, ist hierfür nicht das Entscheidende.<br />

Die oben angeführten Gründe sprechen<br />

jedoch eher gegen eine Verortung im AtG.<br />

Autor<br />

Dr. Christian Raetzke<br />

Rechtsanwalt<br />

Leipzig<br />

christian.raetzke@conlar.de<br />

Dr. Christian Raetzke ist Rechtsanwalt und seit über 20 Jahren im Atom- und<br />

Strahlenschutzrecht tätig. Von 1999 bis 2011 arbeitete er für die E.ON Kernkraft<br />

(heute PreussenElektra) in Hannover. 2011 ließ er sich als Rechtsanwalt mit<br />

eigener Kanzlei in Leipzig nieder und berät seither Unternehmen, Versicherungen,<br />

Institutionen und Behörden. Er veröffentlicht regelmäßig rechtswissenschaftliche<br />

Beiträge und ist Dozent auf Seminaren und an internationalen Fortbildungseinrichtungen<br />

zum Atom- und Strahlenschutzrecht.<br />

9 Department <strong>for</strong> Business, Energy & Industrial Strategy, Towards Fusion Energy, The UK Government’s proposal <strong>for</strong> a regulatory framework <strong>for</strong> fusion energy, Okt. 2021;<br />

https://www.gov.uk/government/consultations/towards-fusion-energy-proposals-<strong>for</strong>-a-regulatory-framework.<br />

10 Décret n° 2012-1248 vom 9. November 2012; https://www.legifrance.gouv.fr/loda/id/JORFTEXT000026601187.<br />

11 Hesch/Stieglitz, ITER and DEMO – Technology Challenges on the Way to Fusion <strong>Power</strong>, <strong>atw</strong> 2023 Heft 5, S. 37 (39).<br />

Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />

Ein Rechtsrahmen für die Kernfusion ı Christian Raetzke


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Kerntechnische Lehrstühle an<br />

deutschsprachigen<br />

Universitäten und Hochschulen<br />

Kerntechnik studieren, aber wo? In dieser Reihe werden die kerntechnischen Lehrstühle an deutschsprachigen<br />

Universitäten und Hochschulen in Kurzportraits vorgestellt. Hierbei geht es vor allem<br />

darum, die Standorte vorzustellen, die aktuelle Lehre zu beleuchten und exemplarisch Forschungsarbeiten<br />

zu präsentieren.<br />

Hochschule Mannheim –<br />

Institut für Physikalische Chemie<br />

und Radiochemie<br />

EDUCATION AND TRAINING 47<br />

Das Institut Physikalische Chemie und Radiochemie<br />

an der Hochschule Mannheim kann<br />

auf eine über 50-jährige Tradition zurückblicken.<br />

Ursprünglich gegründet als Institut für<br />

Kerntechnik und Radiochemie hat es im Verlauf<br />

der Jahrzehnte bis heute eine Reihe von Wandlungen<br />

durchlaufen.<br />

Vor knapp acht Jahren hat Prof. Dr. Ulrich W.<br />

Scherer die Radiochemie übernommen und eine<br />

Arbeitsgruppe aus derzeit ca. 10 Personen aufgebaut,<br />

die sich in Lehre und Forschung betätigen.<br />

Kernaufgabe Lehre<br />

Unsere Kernaufgabe ist die Ausbildung von Studierenden<br />

der Chemie- und Verfahrenstechnik sowie<br />

des Maschinenbaus mit modernen Lehrmethoden<br />

in den Bereichen Radiochemie und Strahlenschutz.<br />

In unserem Verständnis umfasst die Radiochemie<br />

alle Bereiche des Umgangs mit offenen radioaktiven<br />

Stoffen. In der Vorlesung Radiochemie<br />

werden die Grundlagen radiochemischen Arbeitens<br />

erläutert bis hin zu den Anwendungen der<br />

Tracertechnik mit ihren vielfältigen Anwendungen.<br />

Ein wichtiges Kapitel befasst sich mit der<br />

Herstellung von Kernbrennstoffen bis hin zur<br />

Entsorgung radioaktiver Abfälle, die noch in<br />

einer eigenständigen Vorlesung behandelt wird.<br />

Darüber hinaus bildet der praktische Umgang mit<br />

offenen Radionukliden in den unterschiedlichsten<br />

Anwendungsbereichen eine wichtige Säule<br />

unserer Ausbildung. Weiterhin hinaus bieten wir<br />

unseren Studierenden Kurse zum Erwerb der Fachkunde<br />

im Strahlenschutz an.<br />

Unsere Laboratorien haben weitereichende Umgangsgenehmigungen<br />

und sind darüber hinaus<br />

ausgestattet mit der optimalen Messtechnik für<br />

alle Arten ionisierender Strahlung. Darüber hinaus<br />

betreiben wir eine Heiße Zelle sowie einen<br />

14-MeV-Neutronengenerator.<br />

Wir sind Mitglied des europäischen Hochschulnetzwerks<br />

CHERNE, das durch Kooperation und<br />

Austausch die Lehre verbessern will und den<br />

Studierenden der Partnerhochschulen Zugang<br />

zu Laboren und Großgeräten verschafft. Im Wesentlichen<br />

durch ERASMUs-Projekte finanziert,<br />

richten wir seit fast zwanzig Jahren Kurse für typischerweise<br />

ca. 20 Studierende aus, die sich mit<br />

Kerntechnik, Management nuklearer Abfälle, Umweltradioaktivität,<br />

aber auch mit Gebieten wie der<br />

Radionuklidproduktion an Zyklotronen beschäftigen.<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Unsere Forschungsaktivitäten sind vielfältig. Für<br />

uns ist die Anwendbarkeit unserer Forschungsergebnisse<br />

in der Praxis von großer Bedeutung: Das<br />

Ziel ist die Entwicklung von Prozessen, Verfahren<br />

oder Geräten, mit denen eine bestehende Aufgabe<br />

(besser) gelöst werden kann. So haben wir den<br />

Prototypen eines Alphadetektors entwickelt, an<br />

dessen Oberfläche Radioelemente wie Plutonium<br />

oder Americium selektiv gebunden und mit hoher<br />

Education and Training<br />

Hochschule Mannheim – Institut für Physikalische Chemie und Radiochemie ı Ulrich W. Scherer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

EDUCATION AND TRAINING 48<br />

Ausbeute spektrometrisch gemessen werden<br />

können. Mit seiner Anwendung können der Personaleinsatz<br />

und Zeitaufwand bei der Erzeugung<br />

der Messproben von Alphastrahlern minimiert und<br />

somit der Probendurchsatz signifikant erhöht werden.<br />

Derzeit entwickeln wir diesen Detektor weiter<br />

zur Marktreife für Anwendungen im Rückbau,<br />

NORM-Management und der Radiopharmazie.<br />

In einer Reihe von Kooperationsprojekten mit in<br />

der Metropolregion Rhein-Neckar ansässigen Firmen<br />

haben wir unterschiedliche Projekte für den<br />

Rückbau untersucht. Dabei wurde beispielsweise<br />

ein elektrochemisches Verfahren zur Probenahme<br />

entwickelt oder der Einsatz von gepulsten<br />

Hochleistungslasern für die Dekontamination von<br />

Bausubstanz technisch wie betriebswirtschaftlich<br />

untersucht. Ein besonderes Erfolgserlebnis ist es,<br />

den Einsatz der von uns untersuchten Methoden<br />

in den Anlagen zu sehen.<br />

beschäftigt. Seitdem haben wir drei Doktoranden<br />

eingestellt, die ihre Arbeiten vorbereiten. Derzeit<br />

warten wir auf die Auslieferung der neu beschafften<br />

größeren Geräte für dieses ambitionierte<br />

Forschungsprojekt.<br />

In jüngster Zeit sind internationale Kooperationsanfragen,<br />

die unsere Erfahrungen im Bereich<br />

„Chemie der Kernkraftwerke“ nutzen möchten, an<br />

uns gerichtet worden. Im Sinne des Kompetenzerhalts<br />

wären solche Kooperationen sehr wichtig,<br />

auch um den Betrieb von Kernkraftwerken in unseren<br />

Nachbarländern, aber auch anderen Erdteilen,<br />

bewerten zu können. Wegen unserer Auslastung<br />

sind solche Projekte nur über die weitere Expansion<br />

der Gruppe möglich.<br />

Weiterbildung<br />

Ein weiteres Standbein unseres Instituts sind unsere<br />

Weiterbildungsangebote. Aufgrund der allseits<br />

bekannten Probleme in der<br />

Rekrutierung von Fachkräften<br />

bieten wir jetzt im vierten Jahr<br />

Zertifikatskurse für Anfänger<br />

im Bereich Rückbau und Entsorgung<br />

an. Neben den in der<br />

Metropolregion Rhein-Neckar<br />

ansässigen Firmen kommen die<br />

Teilnehmenden zunehmend<br />

aus anderen Regionen Deutschlands.<br />

Das Spektrum umfasst<br />

die natur- und ingenieurwissenschaftlichen<br />

Grundlagen<br />

der Kerntechnik, aber auch<br />

besondere Themen wie Gebäudefreigabe<br />

oder Entsorgung<br />

radioaktiver Abfälle. Spezielle<br />

Kurse beschäftigen sich auch<br />

mit der nuklearen Messtechnik.<br />

| Studierende der Hochschule Mannheim.<br />

© Hochschule Mannheim – Institut für Physikalische Chemie und Radiochemie<br />

Im Mai dieses Jahres konnten wir einen weiteren<br />

Erfolg verbuchen: Im Rahmen von FORKA wurde<br />

bei uns eine Nachwuchs<strong>for</strong>schungsgruppe unter<br />

der Leitung von Frau Dr. Lotte Lens eingerichtet,<br />

die sich mit der Charakterisierung und Dekontamination<br />

von bestrahlten Reaktorgrafiten<br />

In den vergangenen Jahren<br />

konnten wir darüber hinaus<br />

einen Grundlagenkurs für die<br />

ca. 70 neuen Mitarbeiter:innen<br />

des Landesumweltministeriums<br />

durchführen. Eine mögliche<br />

Weiterentwicklung wäre die<br />

Einrichtung eines Masterstudiengangs<br />

für Rückbau und<br />

Entsorgung. Aufgrund unserer<br />

Rahmenbedingungen ist das nur als berufsbegleitender<br />

Studiengang möglich. Dazu ist aber eine<br />

relevante Unterstützung vonseiten des Landes und<br />

der Industrie er<strong>for</strong>derlich. Die bislang zugesagten<br />

Angebote reichen noch nicht aus, um dieses anspruchsvolle<br />

Projekt zu beginnen.<br />

Education and Training<br />

Hochschule Mannheim – Institut für Physikalische Chemie und Radiochemie ı Ulrich W. Scherer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

EDUCATION AND TRAINING 49<br />

| Bestrahlungsraum der Hochschule Mannheim.<br />

© Hochschule Mannheim – Institut für Physikalische Chemie und Radiochemie<br />

Ausblick<br />

Wir bewegen uns in einem schwierigen Umfeld:<br />

die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften<br />

werden von ihren Geldgebern deutlich schlechter<br />

ausgestattet als die Universitäten, obwohl<br />

sich die Aufgabengebiete stark aneinander angenähert<br />

haben. So ist z. B. seit ca. 30 Jahren die<br />

Forschung als Aufgabe festgeschrieben, allein<br />

ist die Ausstattung mit den dafür er<strong>for</strong>derlichen<br />

Ressourcen (Personal, Raum, Ausstattung, Finanzierung)<br />

bislang unterblieben. Bei Lehrdeputaten,<br />

die mehr als doppelt so hoch sind wie der universitären<br />

Kolleg:innen bedeutet das einen erheblichen<br />

Mehraufwand. Hinzu kommt, auch wenn uns inzwischen<br />

das Promotionsrecht gewährt wurde,<br />

dass unsere akademische Ausbildung nicht primär<br />

auf die Ausbildung von Doktoranden abzielt. Somit<br />

greifen für uns die Fördermaßnahmen des Bundes<br />

oft zu kurz oder gar nicht, da sie sich aufgrund der<br />

Aufgabenverteilung zwischen Bund und Ländern,<br />

nur auf die Forschungsförderung von Projekten<br />

ausgeführt von Doktoranden beziehen. Da wünschen<br />

wir uns eine Änderung der Verfahren, die<br />

unserer Struktur Rechnung trägt.<br />

Ansonsten kann ich der Meinung vieler Kollegen<br />

nur zustimmen: Kompetenzerhalt in der<br />

Kerntechnik ist nur möglich, wenn die noch vorhandenen<br />

Professuren und Lehrstühle erhalten<br />

bleiben. Es ist weiterhin möglich, Studierende<br />

von diesen interessanten und attraktiven Arbeitsgebieten<br />

zu überzeugen. Die Einrichtung einer<br />

hochschul-übergreifenden Akademie, ist dazu<br />

sicherlich eine erwägenswerte Maßnahme zur<br />

Bündelung der Kompetenzen.<br />

KONTAKT<br />

Hochschule Mannheim<br />

Institut für Physikalische Chemie und Radiochemie<br />

Paul-Wittsack-Straße 10, 68163 Mannheim<br />

www.hs-mannheim.de<br />

Autor<br />

Hochschule Mannheim: Übersicht | LinkedIn<br />

Fakultät V Hochschule Mannheim (@hsma_verfahrenstechnik),<br />

Instagram-Fotos und -Videos<br />

Prof. Dr. Ulrich W. Scherer<br />

Leiter des Instituts für Physikalische Chemie und<br />

Radiochemie und Strahlenschutzbevollmächtigter<br />

der Hochschule Mannheim<br />

u.scherer@hs-mannheim.de<br />

Education and Training<br />

Hochschule Mannheim – Institut für Physikalische Chemie und Radiochemie ı Ulrich W. Scherer


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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Entwicklung eines Werkzeugs<br />

zur mechanischen Innenkantenund<br />

Eckendekontamination<br />

Eric Rentschler, Kurt Heppler, Martin Villinger, Sascha Gentes<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen der Dekontamination<br />

Eine zentrale Aufgabe bei dem Rückbau kerntechnischer Anlagen ist die Dekontamination von Anlagenteilen.<br />

Der Begriff Dekontamination bezieht sich hierbei auf das Entfernen von radioaktiven Verunreinigungen<br />

(Hübner, Grone, & Schultmann, 2017). Typische Kernkraftwerke in Deutschland verfügen<br />

über 100.000 m 2 bis 450.000 m 2 Betonoberfläche (TMB, 2022), welche für eine erfolgreiche Freimessung<br />

dekontaminiert werden muss. Üblicherweise erfolgt die Dekontamination bei Beton durch das<br />

Abtragen der Oberfläche bis zu der Tiefe, ab der keine Kontamination mehr vorliegt. Die Kontamination<br />

liegt typischerweise in einer Tiefe von einigen Zentimetern vor (Kommission, 2009). Erst wenn das<br />

gesamte radioaktive Material abgetragen wurde und die Oberflächen freigemessen sind, kann die restliche<br />

Gebäude struktur auf konventionelle Art und Weise zurückgebaut bzw. abgerissen werden.<br />

Die Gründe, warum eine Dekontamination er<strong>for</strong>derlich ist, sind (NEA, 1999):<br />

p Die radioaktive Strahlung soll reduziert werden,<br />

um die Dosis, der Personen ausgesetzt sind, zu<br />

verringern.<br />

p Die Wiederverwertung von Anlagenteilen und<br />

Materialien soll ermöglicht werden.<br />

p Die Abfallmenge, die in speziellen und lizenzierten<br />

Entsorgungsanlagen beseitigt werden<br />

muss, soll reduziert werden.<br />

p Das kontaminierte Material soll zur anschließenden<br />

Beseitigung gebündelt werden.<br />

p Es soll die uneingeschränkte Nutzung des<br />

Geländes und der dazugehörigen Bauten<br />

wiederhergestellt werden.<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen verbunden und erstrecken sich<br />

daher über gewisse Zeitspannen.<br />

Optimierungspotential<br />

Die Werkzeuggeometrie der typischen Werkzeuge<br />

aus dem Sanierungsbereich ermöglicht zwar eine Bearbeitung<br />

von Innenkanten, diese sind jedoch nicht<br />

speziell für diesen Zweck konstruiert. Nadelpistolen,<br />

Abbruchhämmer oder Fräsgeräte sind zwar vielseitig<br />

einsetzbar, weisen aber für die aufgabenspezifischen<br />

Arbeiten der Innenkantendekontamination niedrige<br />

DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 51<br />

Dekontaminationsvorgang bei<br />

Innenkanten<br />

Für die Dekontamination ebener, größerer Betonoberflächen<br />

werden teilweise bereits speziell<br />

entwickelte Werkzeuge und Verfahren angewendet<br />

(Studsvik, 2007). Bei der Dekontamination der<br />

Randbereiche wie Ecken- und Innenkanten sind bei<br />

größeren Anwendungen jedoch meist geometrische<br />

Grenzen gesetzt. Diese Bereiche werden derzeit mit<br />

handgeführten Werkzeugen (vgl. Abbildung 1)<br />

aus dem Bereich des konventionellen Rückbaus bearbeitet<br />

und dekontaminiert. Nach heutigem Stand<br />

der Technik kommen für die Dekontamination von<br />

Störgeometrien wie z. B. Ecken und Innenkanten,<br />

Techniken aus dem konventionellen Sanierungsbereich<br />

zum Einsatz wie beispielsweise Nadelpistolen<br />

und Stockgeräte, die die Facharbeiter vor Ort für<br />

die Dekontaminationsarbeiten verwenden (Hilti,<br />

2019). Diese Arbeiten sind mit technischen<br />

| Abb. 1<br />

Dekontaminationsarbeiten mit einem handgeführten Gerät.<br />

Foto: SAT, 2020<br />

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DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 52<br />

Streckenleistungen auf. Durch den längenmäßig<br />

großen Anteil an Innenkanten lohnt sich daher eine<br />

angepasste Werkzeugentwicklung auf den Anwendungsfall.<br />

Darüber hinaus besitzen konventionelle Werkzeuge<br />

in der Regel keine direkt anschließbare Absaugvorrichtung<br />

(SAT, 2020). Aus diesem Grund müssen<br />

diese Geräte meist mit einem zusätzlichen externen<br />

Absaugsystem verwendet werden um den Arbeitsschutz<br />

sicherzustellen. Die daraus resultierende<br />

Kombination aus der Verwendung handgeführter<br />

Werkzeuge und externen Absaugsystemen macht<br />

die Dekontaminationsaufgaben zu einer heraus<strong>for</strong>dernden<br />

Aufgabe.<br />

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Oberflächenbeschaffenheit<br />

für die Freimessung. Diese<br />

findet anschließend an die Dekontamination der<br />

Oberflächen statt, um beurteilen zu können, ob das<br />

kontaminierte Material vollständig abgetragen ist<br />

oder ob ein weiterer Arbeitsgang notwendig ist. Für<br />

einen optimalen Freimessvorgang ist eine möglichst<br />

ebene Fläche von Vorteil, was für die eingesetzten<br />

Werkzeuge eine zusätzliche Aufgabe darstellt. Dies<br />

bietet weitere Optimierungsmöglichkeiten für die zu<br />

entwickelnden Werkzeuge.<br />

Lösungsansatz EKONT<br />

Um für diese Arbeiten speziell angepasste Werkzeuge<br />

zu nutzen, wurde das EKONT-Projekt<br />

durchgeführt. Die entwickelten Werkzeuge besitzen<br />

eine direkt anschließbare Absaugung und eine<br />

spezielle Werkzeuggeometrie, um Arbeiten an Innenkanten<br />

und -ecken einfacher durchführen zu<br />

können. Das Projekt EKONT, voller Titel: „Entwicklung<br />

eines innovativen, teilautomatisierten Gerätes<br />

für eine trocken-mechanische Ecken-, Kanten- und<br />

Störstellendekontamination in kerntechnischen Anlagen“<br />

wurde hierfür angestoßen und durchgeführt.<br />

Im Rahmen dieses Projektes konnten mehrere funktionsfähige<br />

Demonstratorwerkzeuge entwickelt,<br />

gebaut und sowohl im Labor als auch im praktischen<br />

Einsatz im Kernkraftwerk Obrigheim getestet werden.<br />

Das Wirkprinzip des Stufenfräsers (vgl. Abbildung<br />

2) basiert auf Frässcheiben unterschiedlichen<br />

Durchmessers, die nebeneinander angeordnet werden<br />

und so einen Eckenwinkel von 90° abbilden<br />

(vgl. Abbildung 3). Durch diesen Aufbau kann<br />

effektiv in die Kanten eingedrungen und kontaminiertes<br />

Material abgetragen werden. Das Werkzeug<br />

kann mit fünf Diamantscheiben ausgestattet werden,<br />

die achsensymmetrisch auf den rotierenden<br />

Teil des Winkelschleifers aufgesetzt werden. Die<br />

mittlere Scheibe ist hierbei die größte mit 220 mm<br />

Durchmesser, nach außen sind die Scheibendurchmesser<br />

absteigend auf 210 mm und abschließend<br />

200 mm. Die Diamantscheiben werden bei diesem<br />

Demonstratorwerkzeug über einen Winkelschleifer<br />

angetrieben, zwischen den Diamantscheiben sind<br />

Abstandshalter angebracht, die ein freies Arbeiten<br />

der einzelnen Scheibe ermöglichen, trotzdem jedoch<br />

eine Restbetonstegbildung vermeiden.<br />

Vorteile des EKONT-Werkzeugs<br />

Die diversen Werkzeugmechanismen unterstützen<br />

hierbei das Personal bei den Dekontaminationsarbeiten<br />

mit einer Vorschubgeschwindigkeit von bis<br />

zu 120 cm pro Minute bei einer Bearbeitungstiefe<br />

von beispielsweise 10 mm und einem Werkzeuggewicht<br />

von lediglich 7,5 kg.<br />

So erzeugt das Werkzeug eine ebenmäßige<br />

Oberfläche, was speziell für eine anschließende<br />

Freimessung vor Vorteil ist. Die geschlitzten Diamantscheiben<br />

sorgen für einen optimalen Abtrag<br />

und Auswurf des entfernten Materials und bringen<br />

durch die Diamantanordnung am und im<br />

| Abb. 2<br />

EKONT-Werkzeug.<br />

Fotos: KIT TMB<br />

| Abb. 3<br />

Diamantscheibenaufbau.<br />

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| Abb. 4<br />

Innenkante aus Betonkörpern vor der Bearbeitung.<br />

Fotos: KIT TMB<br />

Außenumfang sehr gute Ergebnisse in der zu<br />

bearbeitenden Oberfläche. In vielen Bereichen befindet<br />

sich die Dekontamination lediglich in einigen<br />

Tiefenmillimetern, daher liegt der Hauptbereich des<br />

Werkzeugabtrags im Bereich bis 15 mm.<br />

| Abb. 5<br />

Innenkante nach der Bearbeitung mit dem EKONT-Werkzeug.<br />

um die Leistungsunterschiede aufzuzeigen. Für<br />

die Untersuchung der Parameter wurde eigens ein<br />

Versuchsstand entwickelt, der über eingebaute<br />

Messsensorik verfügt und in dem verschiedene Betonprobekörper<br />

untersucht werden können.<br />

DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 53<br />

Das Gehäuse um die Diamantscheiben wurde aus<br />

Blech gefertigt und wird auf den Winkelschleifer<br />

montiert. In das Gehäuse ist eine direkte Anschlussmöglichkeit<br />

für eine Absaugung eingelassen,<br />

der Nutzer kann somit mit beiden Händen das<br />

Werkzeug bedienen und sich auf den Abtrag fokussieren.<br />

Ein zusätzlicher Griff des Winkelschleifers<br />

kann anschließend auf das Gehäuse an verschiedenen<br />

Stellen angebracht werden, was ein Arbeiten an<br />

Innenkanten zwischen Wand und Fußboden, Wand<br />

und Wand oder Wand und Decke erleichtert.<br />

Versuchsprogramm<br />

Für die Werkzeugentwicklung wurden mehrere<br />

An<strong>for</strong>derungsparameter herangezogen. Neben<br />

der Leistung wurde das Werkzeug auf den Kraftbedarf<br />

für den Nutzer untersucht sowie auf die<br />

entstehende Oberflächenqualität hinsichtlich der<br />

anschließenden Freimessung, die Staubentwicklung<br />

während der Materialbearbeitung sowie die<br />

auftretenden Vibrationen und der entstehende<br />

Schallpegel während der Nutzung. Die Werkzeuganwendung<br />

wurde an verschiedenen Betonfestigkeiten<br />

geprüft wie beispielsweise C25/30 oder C30/37,<br />

Ziel des Versuchsstandes ist eine realitätsnahe Abbildung<br />

des Werkzeugeingriffs zu schaffen. Dafür<br />

werden die zu untersuchenden Werkzeuge in eine<br />

Werkzeughalterung eingespannt, welche über eine<br />

Kräfte- und Momentenmessdose an einer Lineareinheit<br />

befestigt ist. Zur präzisen Positionierung<br />

der Werkzeuge ist diese Lineareinheit an den Enden<br />

über zwei baugleiche Schlittenkonstruktionen im<br />

Rahmen aufgehängt. Diese Schlitten ermöglichen<br />

sowohl eine horizontale als auch vertikale Verschiebung<br />

und können über Schraubverbindungen in jeder<br />

Position kraftschlüssig mit dem Rahmen verbunden<br />

werden. Integrierte Kardangelenke ermöglichen<br />

die freie Positionierung beider Führungsschlitten,<br />

damit auch Steigungen und quer verlaufende Bearbeitungsfugen<br />

realisiert werden können. Über eine<br />

halbkreisförmige Aufhängung der Kardangelenke<br />

wird ebenfalls eine Rotation um die Längsachse<br />

der Linearführung erreicht. So kann eine Bearbeitung<br />

sowohl an einer Boden- als auch Wandfläche<br />

durchgeführt werden, ohne das Versuchsmuster in<br />

der Werkzeugaufnahme umspannen zu müssen. Um<br />

die zu dekontaminierenden Innenkanten nachzubilden,<br />

werden gefertigte Betonblöcke verwendet,<br />

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DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 54<br />

| Abb. 6<br />

Versuchsstand mit Lineareinheit und Messtechnik.<br />

Fotos: KIT TMB<br />

die in den Versuchsstand eingelegt werden und nach<br />

den durchgeführten Versuchen wieder ausgetauscht<br />

werden können. So können unterschiedliche Kanten-<br />

und Störstellen geometrien nachgebildet werden<br />

und unterschiedliche Betonfestigkeitsklassen per<br />

Tausch der Betonblöcke getestet werden. Dies ermöglicht<br />

im Versuchsstand die Erprobung unter<br />

unterschiedlichsten Bedingungen, sowie sie auch in<br />

den kerntechnischen Anlagen vorzufinden sind.<br />

Neben der bereits erwähnten Kräfte- und Momentenmessdose<br />

wird im laufenden Versuch sowohl der<br />

Schallpegel als auch die entstehenden Vibrationswerte<br />

aufgezeichnet. Mithilfe dieser Messungen<br />

können Rückschlüsse auf die körperlichen Einflüsse<br />

für den Anwender gezogen werden. Um<br />

die Qualität des Abtrages und das abgetragene<br />

Volumen bestimmen zu können, erfasst ein Laserscanner<br />

die Betonoberfläche jeweils vor und nach<br />

der Bearbeitung. So kann ein virtuelles Abbild der<br />

abgetragenen Kontur erstellt und für spätere Betrachtungen<br />

archiviert werden. Es wird ebenfalls<br />

die Staubpartikelkonzentration im Versuchsstand<br />

während der Versuchsdurchführung gemessen.<br />

Zudem wird im Anschluss an den jeweiligen Versuch,<br />

das abgetragene Material auf seine Partikelgrößen<br />

und die Zusammensetzung untersucht, um den<br />

Grad der Zerkleinerung und die damit verbundene<br />

Förderfähigkeit für die Absaugung untersuchen zu<br />

können.<br />

Ergebnisse<br />

Die Untersuchungen der Testreihen zeigen beispielsweise<br />

bei der er<strong>for</strong>derlichen Anpresskraft klar, dass<br />

diese bei dem neu entwickelten EKONT-Werkzeug<br />

niedriger ausfällt (vgl. Tabelle 1). Dies bedeutet<br />

in der Praxis vor Ort auf der Baustelle, dass die<br />

Anwender deutlich leichter den Materialabtrag<br />

durchführen können und weniger Kraft aufbringen<br />

müssen, um das Werkzeug in der gewünschten<br />

Position zu halten. Durch den geringeren Kraftaufwand<br />

lässt sich das EKONT-Werkzeug somit präziser<br />

bedienen, da die Nutzer weniger Energie auf die<br />

Er<strong>for</strong>derliche Anpresskraft [N] durch die Anwender<br />

bei einer Betoneindringtiefe von 5 mm [C25/30]<br />

Vorschubgeschwindigkeit [mm/s]<br />

Werkzeug v= 10 mm/s v= 15 mm/s v= 20 mm/s<br />

Konventionelle<br />

Betonfräse<br />

EKONT-<br />

Werkzeug<br />

| Abb. 7<br />

Bearbeitungstest in der horizontalen Ebene bei der<br />

Betonfestigkeit C25/30.<br />

33,69 N 53,73 N 61,31 N<br />

7,01 N 10,00 N 15,20 N<br />

| Tab. 1<br />

Er<strong>for</strong>derlicher Kraftbedarf durch den Werkzeugnutzer im Vergleich.<br />

Fixierung des Geräts verwenden müssen und sich<br />

auf einen exakten Abtrag fokussieren können.<br />

Praxistests und Anwendung im<br />

Kernkraftwerk Obrigheim<br />

Um die entwickelten EKONT-Werkzeuge nach der<br />

wissenschaftlichen Erprobung im Versuchsstand<br />

auch in der Praxis zu testen, konnten Versuche<br />

vor Ort im Kernkraftwerk Obrigheim durchgeführt<br />

werden. Der aufwendige Genehmigungsprozess und<br />

die Versuche selbst wurden dabei vom Projektpartner<br />

SAT Kerntechnik GmbH und deren Mitarbeitenden<br />

durchgeführt. Im Fokus dieser Versuche stand insbesondere<br />

die Gewinnung von Erfahrungsberichten<br />

der ausführenden Arbeiter/innen. Außerdem sollten<br />

unerwartete Probleme und Schwierigkeiten<br />

aufgedeckt werden, die bei der Konstruktion der<br />

Versuchsmuster nicht berücksichtigt wurden und<br />

in den Laborversuchen nicht aufgetreten sind.<br />

Die Versuchswerkzeuge wurden nach den durchgeführten<br />

Versuchen in den Bereichen Ergonomie,<br />

Leistung und Oberflächenqualität bewertet. Allgemein<br />

ergibt sich, dass die Werkzeuge ihren Zweck<br />

erfüllen konnten und es keine Ausfälle der Technik<br />

gab. Was in der zukünftigen Entwicklung stärker gewichtet<br />

werden muss ist die Ergonomie der Geräte.<br />

Besonders das Gewicht spielt eine wichtige Rolle,<br />

wenn es darum geht, wie benutzerfreundlich das<br />

Werkzeug ist. Daher soll insbesondere an dieser Thematik<br />

weitergearbeitet und die übrigen Erfahrungen<br />

weiter genutzt werden.<br />

Bewährt hat sich die Werkzeugfunktion mit der<br />

Umstellbarkeit von horizontalem Arbeiten und<br />

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Entwicklung eines Werkzeugs zur mechanischen Innenkanten- und Eckendekontamination ı Eric Rentschler, Kurt Heppler, Martin Villinger, Sascha Gentes


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vertikalem Arbeiten, sprich ob das Werkzeug in<br />

einer Innenkante zwischen zwei Wänden eingesetzt<br />

wird oder einer Innenkante von Wand und Decke.<br />

Hierbei schützt die Einhausung den Anwender vor<br />

den Diamantscheiben als auch vor aufkommendem<br />

Staub. Die Absaugung konnte problemlos mit dem<br />

Werkzeug verbunden werden und war während<br />

der Arbeiten, trotz beengter Verhältnisse, kein geometrisches<br />

Hindernis. Die Dekont-Beschichtung<br />

als auch der darunterliegende Beton konnten präzise<br />

und leistungsstark abgetragen werden und ein<br />

Zeitgewinn war deutlich ersichtlich.<br />

Forschungsausblick EKONT-2<br />

Bei der Weiterentwicklung der Demonstratorwerkzeuge<br />

soll unter anderem ein akkubetriebener<br />

Antrieb der Werkzeuge ermöglicht werden. Neben<br />

der weiteren geplanten Leistungsverbesserung für<br />

einen geringeren Zeitbedarf der Dekontamination<br />

wird das Augenmerk auf eine Gewichtsreduktion der<br />

Werkzeuge gelegt, um die Ergonomie noch weiter<br />

erhöhen zu können. Eine Variante mit verringerten<br />

Außenmaßen und kleinerer Werkzeuggeometrie<br />

wird ebenfalls getestet. Durch eine verstellbare<br />

Tiefenführung soll ein präziserer Abtrag ermöglicht<br />

werden, um das Abfallaufkommen bei den Dekontaminationsarbeiten<br />

auf ein er<strong>for</strong>derliches Minimum<br />

zu senken. Dies trägt im kleinen Stil zur Schonung<br />

der Zwischen- und Endlagerkapazitäten bei und<br />

verhindert Folgekosten. Die Oberflächenqualität<br />

nach der Bearbeitung wird weiter verbessert, um<br />

eine anschließende Freimessung bestmöglich zu<br />

gewährleisten. Der Abtrag bei verschiedenen Dekontaminationsbeschichtungen<br />

wird geprüft und<br />

das Werkzeug wird dahingehend angepasst sowie<br />

mit einer exakten Tiefenführung versehen. Auch<br />

Arbeitssicherheitsaspekte aus dem konventionellen<br />

Rückbaubereich werden bei der Weiterentwicklung<br />

beachtet. Hierzu zählt eine möglichst niedrige<br />

Staub erzeugung des Werkzeugs, speziell ein niedriger<br />

Feinstaubanteil sowie möglichst niedrige<br />

Vibrationskräfte für die Endnutzer des Werkzeugs.<br />

Die Abtragsleistung sowie die Oberflächenqualität<br />

der in EKONT-1 entwickelten Werkzeuge übertreffen<br />

bereits die aktuell auf dem Markt verfügbaren<br />

Geräte und werden in EKONT-2 weiter gesteigert.<br />

Autoren<br />

Eric Rentschler<br />

M.Eng., Institut für Technologie und Management<br />

im Baubetrieb (TMB), Abteilung Rückbau<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />

eric.rentschler@kit.edu<br />

Eric Rentschler ist seit 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Karlsruher<br />

Institut für Technologie (KIT). Hierbei <strong>for</strong>scht er am Institut für Technologie und<br />

Management im Baubetrieb (TMB) im Fachbereich „Rückbau konventioneller und kerntechnischer<br />

Bauwerke“ von Prof. Dr.-Ing. Sascha Gentes. Nach seinem Studium im<br />

Bereich Bauingenieurwesen arbeitete er in verschiedenen Positionen im Tiefbau und<br />

kann so seine Erfahrung in die aktuellen Rückbauprojekte einbringen.<br />

Martin Villinger<br />

Labor für Maschinenkonstruktion und<br />

Produktentwicklung<br />

HTWG Konstanz<br />

m.villinger@htwg-konstanz.de<br />

Martin Villinger ist seit 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HTWG Hochschule<br />

Konstanz, im Labor für Maschinenkonstruktion und Produktentwicklung von Prof.<br />

Dr.-Ing. Dr.sc.agr. Kurt Heppler. Durch sein Studium im Bereich Maschinenbau und<br />

Tätigkeiten im Sondermaschinen- und Anlagenbau konnte er Erfahrungen im Bereich<br />

der Prototypenentwicklung sammeln, welche in die aktuellen Forschungsprojekten<br />

miteingebracht werden können.<br />

Prof. Dr.-Ing. Dr. sc. agr. Kurt Heppler<br />

Labor für Maschinenkonstruktion und<br />

Produktentwicklung<br />

HTWG Konstanz<br />

kurt.heppler@htwg-konstanz.de<br />

Kurt Heppler lehrt und <strong>for</strong>scht seit 2009 an der Hochschule Konstanz als W3 Professor<br />

im Bereich der Maschinenkonstruktion. Seine Arbeitsgruppe Rückbau entwickelt und<br />

er<strong>for</strong>scht neue Wirkprinzipien zur trockenmechanischen Dekontamination von Strukturen<br />

in kerntechnischen Anlagen. Vorher arbeitete er als promovierter Maschinenbauund<br />

Agraringengieur bei verschiedenen Firmen und Hochschulinstituten auf den<br />

Themenfeld der mobile Arbeitsmaschinen. Erste Berührpunkte mit dem Rückbau hatte<br />

er schon zur Jahrtausendwende durch die Einführung der kombinierten Absaugung bei<br />

Rückbauarbeiten am Kern<strong>for</strong>schungszentrum Karlsruhe (KNK2).<br />

Co-Autoren<br />

Prof. Dr. Sascha Gentes<br />

Leiter des Institutes für Technologie und Management<br />

im Baubetrieb, Rückbau konventioneller und<br />

kerntechnischer Bauwerke<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />

sascha.gentes@kit.edu<br />

DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 55<br />

Literatur<br />

| Frey, H. (2021). Kernenergie: Kraftwerkstypen, Entwicklung und Risiken, Springer.<br />

| Hilti. (2019). Stockerwerkzeuge TE-Y SKHM. Hilti Deutschland AG.<br />

| Hübner, F., G. G., & Schultmann, F. (2017). Technologien zur Zerlegung und zur Dekontamination<br />

von kerntechnischen Anlagen. Karlsruhe: Karlsruher Institut für Technologie.<br />

| Kommission, E. (2009). Dismantling Techniques, Decontamination Techniques, Dissemination of<br />

Best Practice, Experience and Know-how.<br />

| NEA. (1999). Decontamination Techniques Used in Decommissioning Activities – A Report by the<br />

NEA Task Group on Decontamination. <strong>Nuclear</strong> Energy Agency.<br />

| SAT. (2020). Praxisbericht SAT Kerntehcnik GmbH. SAT Kerntechnik.<br />

| Studsvik. (2007). BOLERO - Flexibles Dekontaminationssystem für Wände und Decken mit<br />

anschließender Kontaminationsmessung. Studsvik SINA.<br />

| TMB, K. (2022). Expertenbefragung und -gespräche von Kernkraftwerksbetreibern. Karlsruhe.<br />

Johannes Greb<br />

Contec Maschinenbau & Entwicklungstechnik GmbH<br />

Stefan Stemmle<br />

SAT Kerntechnik GmbH<br />

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Entwicklung eines Werkzeugs zur mechanischen Innenkanten- und Eckendekontamination ı Eric Rentschler, Kurt Heppler, Martin Villinger, Sascha Gentes


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SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 56<br />

Kommerzieller Durchbruch<br />

für die Kernenergie und massive<br />

Forschungsanstrengungen<br />

Nicolas Wendler<br />

Historischer Rückblick auf die Entwicklung der Kernenergiewirtschaft<br />

in Deutschland seit 1955 – Teil 2<br />

Aus Anlass der Beendigung der<br />

Nutzung der Kernkraft in der Bundesrepublik<br />

Deutschland am 15. April 2023<br />

möchte die <strong>atw</strong> mit Ihrer Leserschaft<br />

auf die Geschichte der Kernenergiewirtschaft<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

aus der eigenen Perspektive zurückblicken.<br />

Diese Geschichte soll in einer<br />

mehrteiligen Artikelserie in der <strong>atw</strong><br />

rekapituliert und damit auch in Highlights<br />

der Schatz des Branchenarchivs<br />

der <strong>atw</strong> seit 1956 für die Leser gehoben<br />

und zugänglich gemacht werden.<br />

Manche der Themen und Fragestellungen,<br />

denen man bei diesem<br />

geschichtlichen Rückblick begegnet,<br />

sind in überraschender Weise noch<br />

oder wieder aktuell, so dass die Lektüre<br />

hoffentlich interessant und für die<br />

Gegenwart lehrreich sein wird.<br />

Das dominierende Thema im Jahr 1966 und<br />

in den folgenden Jahren vor allem in den<br />

Kern<strong>for</strong>schungszentren, aber auch sonstigen wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen der Kerntechnik sowie<br />

in der Industrie<strong>for</strong>schung war das Thema Brutreaktoren,<br />

insbesondere schnelle Brüter. Begonnen hat<br />

die Entwicklung schon einige Jahre zuvor, aber ab<br />

Mitte der sechziger Jahre kann man von einem strukturierten<br />

Brüterprogram in Deutschland sprechen.<br />

Dabei wurden zwei unterschiedliche Brüterprojekte<br />

verfolgt: der natriumgekühlte schnelle Brüter<br />

mit den Industriepartnern INTERATOM und Siemens-Schuckert<br />

(ab September nur Siemens) unter<br />

Beteiligung von Euratom sowie den Niederlanden<br />

mit einem 70-MW Komponententestreaktor für den<br />

umfangreiche konzeptionelle und experimentelle<br />

Arbeiten am Kern<strong>for</strong>schungszentrum Karlsruhe<br />

stattfanden, an dem auch ein entsprechender Forschungsreaktor,<br />

die Kompakte Natriumgekühlte<br />

Kernreaktoranlage (KNK) errichtet. Im Programm<br />

waren die Errichtung eines Prototyps mit 300 MW<br />

elektrischer Leistung sowie eines Demonstrationskraftwerks<br />

mit 1.000 MW elektrischer Leistung<br />

mit straffen Zeitplänen vorgesehen. 1973 sollte der<br />

Prototyp in Betrieb gehen, 1974 mit dem Bau des<br />

| Abb. 1<br />

Hochtemperatur-Natriumkreisläufe bei INTERATOM.<br />

Foto: <strong>atw</strong><br />

Energy Special Topic Policy, | Economy A Journey and through Law German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

<strong>Nuclear</strong> Kommerzieller Energy Durchbruch under Article für 6.8 die of Kernenergie the Paris Agreement und massive ı Henrique Forschungsanstrengungen Schneider ı Nicolas Wendler


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Demonstrators begonnen werden, der 1978 in Betrieb<br />

gehen sollte.<br />

Die zweite Entwicklungslinie ist der schnelle<br />

dampfgekühlte Brüter, der von AEG mit Euratom<br />

und belgischen Partnern entwickelt wird. Zum<br />

Programm gehören Forschungsarbeiten am KFK,<br />

der in Bau befindliche Heißdampfreaktor (HDR) in<br />

Großwelzheim, der in einer späteren Phase zu einem<br />

schnell-thermischen Reaktor umgebaut werden<br />

soll sowie ebenfalls ein 300-MW-Prototyp und ein<br />

1.000-MW-Demonstrator. Die Entwicklung der<br />

schnellen Brüter sind die einzigen großen Reaktorprojekte,<br />

die nicht von der Industrie, sondern von<br />

einem Forschungszentrum begonnen wurden. Die<br />

Industriebeteiligung wächst nun aber zusehends, so<br />

dass Siemens-Schuckertwerk und INTERATOM eine<br />

gemeinsame Arbeit am Schnellbrüterprogramm<br />

vereinbaren. Das erste Projekt dabei soll Entwicklung<br />

und Planung eines 300-MW-Kernkraftwerks<br />

mit natriumgekühltem schnellen Brüter sein.<br />

Die Thoriumbrüterentwicklung als Hochkonverter<br />

und später ggf. als Brüter findet in der THTR-<br />

Assoziation von BBC Mannheim, Krupp Reaktorbau,<br />

Kern<strong>for</strong>schungsanlage Jülich (KFA) und<br />

Euratom statt. Erstes Ziel der Entwicklung ist ein<br />

300-MW-Prototyp mit Thorium-Uran-Brutzyklus.<br />

Es sollen 850 °C Gasaustrittstemperatur und 40<br />

Prozent Wirkungsgrad erreicht werden. Hauptaufgaben<br />

bei der Weiterentwicklung des mit dem<br />

kurz vor Fertigstellung stehenden AVR begonnenen<br />

Pfades werden die Entwicklung von Brennelementen,<br />

die Verteilung von Brenn- und Brutstoffen<br />

im Kern sowie die Weiterentwicklung von Spannbetondruckbehältern<br />

sein.<br />

| Abb. 2<br />

Blick von unten in AVR-Reaktorkern.<br />

Foto: <strong>atw</strong><br />

Brüterentwicklung und große<br />

Kernenergiesysteme<br />

Mit dem Fokus auf Brutreaktoren geht auch eine<br />

sehr umfangreiche Befassung mit umfassenden<br />

Konzepten für eine Kernenergiewirtschaft und der<br />

Modellierung von großen Anlagenparks mit unterschiedlichen<br />

Typen von Anlagen und deren Anteilen<br />

einschließlich und insbesondere von Hochkonvertern<br />

und Brütern einher. Es wurde beobachtet, dass<br />

im Laufe der technischen Entwicklung im Brüterbereich<br />

und mit Betrachtung großer Kernenergiesysteme<br />

– man nahm verbreitet in Deutschland<br />

und bei Euratom an, dass der Zuwachs installierter<br />

elektrischer Leistung nach 1980 ausschließlich mit<br />

Kernenergie, v.a. Brutreaktoren erfolgen werde – die<br />

Grenzen zwischen schnellen und thermischen Reaktoren<br />

sowie Thorium- und Plutoniumkreisläufen<br />

verwischen.<br />

Es wurde im Zusammenhang mit der Brüterentwicklung<br />

beschrieben, dass hier ein Geist wie in<br />

den Anfangstagen der Kernenergie in Deutschland<br />

geherrscht habe, der von Enthusiasmus und weit<br />

auf die Zukunft gerichteten Perspektiven bestimmt<br />

gewesen sei statt kleinteiliger technischer Weiterentwicklung<br />

und ökonomischer Optimierung.<br />

| Abb. 3<br />

Schnelle Null-Energie-Anordnung Karlsruhe (SNEAK).<br />

Foto: <strong>atw</strong><br />

Mit der Erteilung der ersten Teilerrichtungsgenehmigung<br />

für die KNK hat die Gesellschaft für Kern<strong>for</strong>schung<br />

(GfK) den endgültigen Bauantrag für die<br />

Forschungs- und Testanlage an die INTERATOM<br />

erteilt. Schwerpunkt der Arbeit mit der KNK unter<br />

Industriebeteiligung werden die Komponenten<br />

des Natriumkreislaufs sein. In der Anlage SNEAK<br />

(Schnelle Null-Energie-Anlage Karlsruhe), die erste<br />

Kritikalität im Dezember 1966 erreicht, soll zunächst<br />

das Core eines dampfgekühlten Brüters und dann<br />

eines natriumgekühlten Brüters simuliert werden.<br />

Experimente zu Leistungsexkursionen sollten<br />

gemeinsam mit General Electric und der USAEC<br />

(United States Atomic Energy Commission) an der<br />

gemeinsam konzipierten SEFOR-Anlage durchgeführt<br />

werden. Die Entwicklung von Brüterbrennelementen<br />

für Abbrände bis 100.000 MWd/tU wird<br />

mit NUKEM (Nuklear-Chemie und -Metallurgie),<br />

ALKEM (Alpha-Chemie und -Metallurgie), Institut<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 57<br />

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Kommerzieller Durchbruch <strong>Nuclear</strong> für die Kernenergie Energy under und Article massive 6.8 of Forschungsanstrengungen the Paris Agreement ı Henrique ı Nicolas Schneider Wendler


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SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 58<br />

für Transurane und Institut für Heiße Chemie am<br />

KFK betrieben. Erste Brennstäbe werden an den<br />

Enrico-Fermi-Reaktor in den Vereinigten Staaten<br />

und den FR-2 in Karlsruhe geliefert.<br />

Bei der Brüterentwicklung sind auch noch wissenschaftliche<br />

Grundlagen nicht ganz klar. Fragen einer<br />

inhärenten Stabilität von schnellen Reaktoren mit<br />

Natrium- oder Dampfkühlung aufgrund Doppler-<br />

Koeffizient des (Plutonium-)Brennstoffs sind Mitte<br />

1966 noch nicht überblickbar und müssen durch<br />

neutronen- und kernphysikalische Forschung vor<br />

allem im Neutronenenergiebereich zwischen 1 keV<br />

und 50 keV noch näher bestimmt werden.<br />

Am KFA Jülich findet auch noch eine gänzlich andere<br />

Richtung von Brutreaktorentwicklung statt. Dort<br />

wird zusammen mit INTERATOM an epithermischen<br />

Salzschmelze-Thoriumbrütern ge<strong>for</strong>scht, wie<br />

sie heute wieder von einigen Start-up-Unternehmen<br />

in Europa und Nordamerika vorgeschlagen und<br />

verfolgt werden. Die KFA selbst arbeitet an einem<br />

Flüssigsalzreaktor, in dem das Core flüssig ist und<br />

aus Uran- und Thoriumsalzen besteht. Bei INTER-<br />

ATOM wird im Auftrag der KFA ein konservativeres<br />

Konzept mit flüssigem Brennstoffsalz in festen<br />

Brennstabhüllen verfolgt. Die Kühlung soll jeweils<br />

mit flüssigem Metall erfolgen. Für das flüssige Core<br />

wurde das Konzept der „Bleidusche“ erdacht, bei<br />

dem flüssiges Blei zur Wärmeabfuhr durch die bzw.<br />

am Rande der Salzschmelze fällt, separiert und zum<br />

Dampferzeuger geleitet wird. Gewissermaßen ein<br />

erster Aufschlag zum Dual-Fluid-Reaktor wie er<br />

heute entwickelt wird, allerdings soll dort das der<br />

Wärmeabfuhr dienende Blei um Röhren herumgeführt<br />

werden, durch die das flüssige Salzcore<br />

gepumpt wird. Die Salzbrüterkonzepte haben günstige<br />

Verdoppelungszeiten hinsichtlich des erbrüteten<br />

Brennstoffs und ermöglichen kostengünstige<br />

Wiederaufarbeitung.<br />

Kommerzieller Durchbruch der<br />

Leichtwasserreaktoren in den<br />

Vereinigten Staaten und Zögerlichkeit<br />

in Deutschland<br />

Bei den im Jahr 1966 bereits als etabliert und<br />

bewährt geltenden Leichtwasserreaktoren gibt es<br />

in den Vereinigten Staaten einen Durchbruch bei<br />

den Bestellungen für kommerzielle Projekte, deren<br />

Leistung in Richtung 1.000 MW elektrisch geht.<br />

In Deutschland dagegen wird eine Pause beobachtet,<br />

da nach den Bestellungen für die Demonstrationskernkraftwerke<br />

Gundremmingen, Lingen<br />

und Obrigheim sowie die Prototypenanlagen HDR<br />

Großwelzheim und Kernkraftwerk Niederaichbach<br />

keine kommerziellen Orders getätigt wurden. Diese<br />

Entwicklung löst in der Branche Besorgnis aus,<br />

das Momentum zu verlieren und nach mühsamer<br />

technischer Aufholjagd möglicherweise wieder<br />

ins Hintertreffen zu geraten. Auch für ein mögliches<br />

Exportgeschäft verheißt die Situation, keine<br />

kommerziellen Folgeprojekte im eigenen Land<br />

vorweisen zu können, nichts gutes. Hinzu tritt eine<br />

unzureichende Exportfinanzierung, die deutsche<br />

Angebote für internationale Kunden unattraktiv<br />

macht, da Finanzierungen nur mit rund acht Prozent<br />

Zinsen und Rückzahlung innerhalb von 10 Jahren<br />

angeboten werden können. Entsprechend <strong>for</strong>dert<br />

die Branche, hier bessere Möglichkeiten zu schaffen<br />

und insbesondere Hermes-Bürgschaften für Kernkraftwerke<br />

zu ermöglichen.<br />

Der zunächst ausbleibende kommerzielle Erfolg<br />

der großen – ca. 600 MW – Leichtwasserreaktoren<br />

in Deutschland ist erklärungsbedürftig, da diese<br />

größeren Anlagen bereits wettbewerbsfähig sind<br />

bzw. günstiger als Ölkraftwerke und nicht subventionierte<br />

Kohlekraftwerke. Eine Kostenkalkulation<br />

von Anfang 1966 gibt 2,9 Pfennig pro Kilowattstunde<br />

an, von denen 64 Prozent auf die Anlagenkosten,<br />

11 Prozent auf die Brennstoff-Fixkosten und<br />

11 Prozent auf laufende Brennstoffkosten entfallen.<br />

Es wird deshalb über den hemmenden Einfluss der<br />

Förderung der Steinkohlenutzung diskutiert, da<br />

der jährliche Kapazitätszuwachs dadurch zu einem<br />

erheblichen Teil durch neue Steinkohlekraftwerke<br />

gedeckt und der Raum für insbesondere große Kernkraftwerke<br />

eingeschränkt wird. Als Haupthindernis<br />

gilt jedoch die zersplitterte Struktur der deutschen<br />

Stromerzeugung in der es sehr viele relativ kleine<br />

und kapitalschwache Unternehmen gibt, die weder<br />

von ihrem Stromabsatz noch von ihrer Finanzkraft<br />

her in der Lage sind, Anlagen mit solchen Blockgrößen<br />

zu errichten und auszulasten. Zugleich<br />

besteht ein sehr ausgeprägter Unwille, die Branchenstrukturen<br />

an die technische wie auch die sich<br />

in den Vereinigten Staaten abzeichnende wirtschaftliche<br />

Entwicklung anzupassen. Auch Kooperationen<br />

zwischen mehreren kleineren EVUs erweisen sich als<br />

schwierig, so dass es noch einige Zeit und Überzeugungsarbeit<br />

von politischer Seite braucht, bis den<br />

Akteuren klar wird, dass es für eine exportorientierte<br />

Wirtschaft nicht tragbar ist, auf eine große<br />

und kostengünstige Energiequelle zu verzichten,<br />

während die wirtschaftlichen Konkurrenten diese<br />

Möglichkeit immer stärker nutzen.<br />

Nicht nur die Bedeutung der Kernenergie für die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft sind aus<br />

heutiger Zeit vertraut, auch ein anderes Thema<br />

ist immer noch oder wieder aktuell. Der damalige<br />

Branchenverband Deutsches Atom<strong>for</strong>um sieht<br />

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<strong>Nuclear</strong> Kommerzieller Energy Durchbruch under Article für 6.8 die of Kernenergie the Paris Agreement und massive ı Henrique Forschungsanstrengungen Schneider ı Nicolas Wendler


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nämlich ein mögliches Nachwuchsproblem für die<br />

deutsche Kerntechnik. 1965 sind in der deutschen<br />

Branche weniger als 10.000 Mitarbeiter in der<br />

nuklearen Forschung und Entwicklung beschäftigt,<br />

wohingegen es in Frankreich 25.000, im Vereinigten<br />

Königreich 50.000 und in den Vereinigten Staaten<br />

sogar mehr als 150.000 sind. Das Atom<strong>for</strong>um<br />

begrüßt deshalb die diesbezügliche Prioritätensetzung<br />

des Bundesministeriums für wissenschaftliche<br />

Forschung (BMwF), das Ausbildung und Nachwuchsgewinnung<br />

stärken will.<br />

Stetige Entwicklung der Kerntechnik<br />

in Reaktorbauindustrie und Forschung<br />

in West und Ost<br />

Bei den konkreten laufenden Projekten ergeben<br />

sich mehr oder weniger planmäßig die operativen<br />

und technischen Meilensteine. So wird im Februar<br />

1966 erfolgreich die Druckprobe des „Reaktorumschließungsgebaüdes“<br />

des Kernkraftwerk Lingen<br />

durchgeführt. Es handelt sich um einen zylindrischen<br />

Sicherheitsbehälter mit Halbkugelböden von<br />

63 Meter Höhe und 30 Meter Durchmesser. Auch<br />

beim Sicherheitsbehälter für den FDR auf dem<br />

Reaktorschiff Otto Hahn, der von Friedrich Krupp,<br />

Rheinhausen gefertigt wurde, wird erfolgreich der<br />

Drucktest durchgeführt.<br />

Das Zentralinstitut für Kern<strong>for</strong>schung in Rossendorf<br />

in der DDR hat die Produktion von Technetium-99<br />

aufgenommen und stellt für den medizinischen<br />

Bedarf auch Xenon-133 und Quecksilber-197 her.<br />

In Bezug auf die Regelung von Entsorgungsfragen<br />

in Westdeutschland gibt es einen Rückschlag: die<br />

Kasematte der Festung Ehrenbreitstein kann nach<br />

Protesten der Bevölkerung nicht als Landessammelstelle<br />

für Rheinland-Pfalz eingerichtet werden,<br />

obwohl sie allen einschlägigen An<strong>for</strong>derungen<br />

genügt hätte. Das Sozialministerium sucht daraufhin<br />

nach anderen Stollen oder Bunkern um eine völlige<br />

Neukonzeption zu vermeiden.<br />

Im Bereich der Gesetzgebung findet sich eine auch<br />

heute interessante Regelung im Schutzbaugesetz,<br />

das bauliche Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung<br />

regeln soll. Das Gesetz sieht vor, dass<br />

bauliche Schutzmaßnahmen bei Kernraftwerken<br />

zum Schutz der Umgebung gegen die Folgen von<br />

Kampfeinwirkungen vom Bund finanziert werden<br />

müssen, einschließlich der Kosten für etwaige<br />

unterirdische Bauweise. Die Novellierung des<br />

Strahlenschutzrechts bringt aus Branchensicht<br />

wesentliche Verbesserungen. Dazu zählt, dass die<br />

Freigrenzen für sonstige radioaktive Stoffe auf Kernbrennstoffe<br />

erstreckt werden und unterhalb dieser<br />

künftig keine Genehmigung mehr eingeholt werden<br />

muss. Die Pflicht, eine Deckungsvorsorge für den<br />

Umgang mit Kernbrennstoffen einzuholen wurde<br />

erleichtert, indem die Freigrenzen um mehr als das<br />

100.000-fache angehoben wurden. Die Pflicht zu<br />

einer Deckungsvorsorge bei Transporten wurde auf<br />

hohe Aktivitäten oberhalb von 20 Curie (740 Milliarden<br />

Becquerel) beschränkt, was vor allem der in<br />

Deutschland damals nach wie vor vergleichsweise<br />

wenig entwickelten Nuklid- und Bestrahlungsbranche<br />

zugutekommen wird.<br />

| Abb. 4<br />

Beladung einer Bestrahlungsanlage mit 5.000 Ci Kobalt-60.<br />

Foto: <strong>atw</strong><br />

In Bezug auf die weitere Kommerzialisierung der<br />

etablierten Kernkraft bemüht man sich darum, die<br />

Kostendegression bei Kernkraftwerken in Abhängigkeit<br />

von der Blockgröße präziser zu bestimmen.<br />

Bekannt ist bereits, dass dieser Effekt bei Kernkraftwerken<br />

ausgeprägter ist als bei anderen thermischen<br />

Kraftwerken.<br />

In der Fusions<strong>for</strong>schung werden signifikante<br />

Fortschritte gemacht, und Deutschland ist einer<br />

der führenden Akteure. Am Max-Planck-Institut<br />

für Plasmaphysik (IPP) ist es gelungen, mit dem<br />

Theta-Pinch-Verfahren eine Ionentemperatur von<br />

60 Millionen Grad zu erreichen, indem Deuterium<br />

durch einen schnellen Stromstoß in den Plasmazustand<br />

überführt und dieses anschließend durch<br />

ein starkes Magnetfeld komprimiert wird. Die Elektronentemperatur<br />

lag dabei bei 20 Millionen Grad,<br />

einem internationalen Höchstwert.<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 59<br />

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SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 60<br />

Der MZFR am Kern<strong>for</strong>schungszentrum Karlsruhe<br />

erzeugt im März erstmals Strom und vom<br />

Forschungsreaktor München erfolgt der erste Transport<br />

bestrahlter Brennelemente zur Wiederaufarbeitung<br />

in die Vereinigten Staaten nach Savannah.<br />

Zuvor wurden die 11 Behälter mit den Brennelementen<br />

per Tieflader von Garching zum Münchener<br />

Hauptbahnhof transportiert und von dort mit dem<br />

Zug in den Hamburger Hafen.<br />

In der DDR geht das Kernkraftwerk Rheinsberg<br />

ans Netz, das mit 70 MW elektrischer Leistung bis<br />

zur Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Gundremmingen<br />

das leistungsstärkste Kernkraftwerk<br />

Deutschlands ist. Als Brennstoff für den Druckwasserreaktor<br />

wird leicht angereichertes Uran<br />

verwendet, die Projektierung erfolgte zunächst in<br />

der Sowjetunion und wurde dann mit sowjetischer<br />

Unterstützung in Berlin zu Ende geführt. Für die<br />

fernere Zukunft wird in der DDR – wie in Westeuropa<br />

– geplant, das der Zuwachs elektrischer Erzeugungskapazität<br />

nach 1980 nur noch mit Kernkraft<br />

stattfindet und diese bereits 1990 die Hälfte der<br />

Stromerzeugung bereitstellt.<br />

AEG plant den Ausbau der Kernenergieversuchsanlagen<br />

in Großwelzheim u.a. mit einem Gebäude<br />

für Heiße Zellen und einem größeren, permanenten<br />

Brennelementlabor, die insbesondere der Entwicklung<br />

des dampfgekühlten schnellen Brüters dienen<br />

sollen. Am Standort soll mit dem in einen STR umgebauten<br />

HDR die wichtigste Forschungs- und Experimentieranlage<br />

für die Dampfbrüterentwicklung<br />

entstehen.<br />

| Abb. 6<br />

Auflöserohr und ringförmiger Flachtank für Wiederaufarbeitungsanlage<br />

der Eurochemic.<br />

Foto: <strong>atw</strong><br />

Die Firma MAN wurde von der US Air Force beauftragt,<br />

eine Neutronenbeugungsanlage für den<br />

Forschungsreaktor der Patterson Airbase in Dayton<br />

Ohio zu liefern. Eine solche Bestellung zeigt, wie<br />

auch die deutsch-amerikanische Kooperation bei der<br />

Brüterentwicklung, dass die bundesrepublikanische<br />

Kerntechnik inzwischen den Anschluss an den internationalen<br />

Stand der Technik gefunden hat. Dazu<br />

passt auch, dass die Essener Apparatebau GmbH,<br />

eine Tochter der Mannesmann, den „Dissolver“ für<br />

die chemische Auflösung des aus den Brennstäben<br />

herausgelösten bestrahlten Kernbrennstoffs für die<br />

internationale (OECD) Wiederaufarbeitungsanlage<br />

der Eurochemic in Belgien entwickelt und hergestellt<br />

hat, einen zentralen Teil der ganzen Anlage.<br />

Die NUKEM wiederum liefert Brennelemente mit<br />

abgereichertem Uran für den Brutmantel des französischen<br />

schnellen Versuchsreaktors Rapsodie.<br />

| Abb. 5<br />

Heiße Zellen in der AEG-Kernenergieversuchsanlage Großwelzheim.<br />

Foto: <strong>atw</strong><br />

Die Mannesmann-Rohrleitungsbau GmbH hat das<br />

gesamte Rohrleitungssystem für das Kernkraftwerk<br />

Gundremmingen installiert und NUKEM berichtet,<br />

dass 50 Prozent des Umsatzes aus Entwicklungsaufträgen<br />

bestehen. RWE erwirbt im Zuge einer Kapitalerhöhung<br />

25 Prozent Anteil an dem Unternehmen.<br />

NUKEM erhält auch einen Full-Cycle-Vertrag für 80<br />

Brennelemente des FRJ-2 (DIDO) in Jülich für die<br />

Fertigung ab UF6 bis zur Wiederaufarbeitung.<br />

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Ein schönes Beispiel für das damals überwiegend<br />

positive gesellschaftliche Klima für die Kernenergie<br />

ist die Namensgebung für den HDR, der auf Wunsch<br />

der Gemeinde Heißdampfreaktor Großwelzheim<br />

genannt wird. Die Gemeinde hat darüber hinaus<br />

beschlossen, das Atomsymbol mit Elektronenbahnen<br />

in ihr Gemeindewappen aufzunehmen.<br />

Siemens erhält den endgültigen Auftrag das Prototyp-<br />

Kernkraftwerk Niederaichbach zu errichten,<br />

einen schwerwassermoderierten, CO 2 -gekühlten<br />

Druckröhrenreaktor, der auf einer bereits dem<br />

Bayernwerk gehörenden Fläche neben einem<br />

Doppelstufenwasserkraftwerk in der Gemeinde<br />

Niederaichbach errichtet werden soll. Die Lage ist<br />

überschwemmungssicher und der direkte Anschluss<br />

der Eigenbedarfsversorgung an das Wasserkraftwerk<br />

ermöglichen den Verzicht auf eigenständige<br />

Notstromsysteme. Preussenelektra hat Würgassen<br />

als Standort für ein geplantes Kernkraftwerk im<br />

Leistungsbereich 600 MW ausgewählt.<br />

Widrigkeiten treten auf,<br />

halten sich aber in Grenzen<br />

Nicht alles aber läuft reibungslos: Bei der Vergabe des<br />

Seetransports der bestrahlten FRM-Brennelemente<br />

in die USA gab es Schwierigkeiten, weil die meisten<br />

Reeder eine unbegrenzte Haftpflichtdeckung vom<br />

Absender verlangten oder bei Verzicht auf eine<br />

solche extrem hohe Frachtraten ein<strong>for</strong>derten. Bei<br />

der „Otto Hahn“ hat sich die Inbetriebnahme wegen<br />

längerer Fertigungszeit des Reaktordruckbehälters<br />

verzögert. Die Inbetriebsetzung soll nun an anderer<br />

Stelle beschleunigt werden, indem mit dem Reaktorcore<br />

Nullenergie-Experimente in der Reaktorstation<br />

Geestacht durchgeführt werden. Die Landesregierung<br />

Schleswig-Holstein beschließt die Einrichtung<br />

eines kleinen Versuchskernreaktors <strong>for</strong>tgeschrittener<br />

Bauart mit 20 MW elektrischer Leistung in der<br />

Reaktorstation Geestacht.<br />

Brennelementfertigung der Kernreaktorteile<br />

GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen von AEG<br />

und General Electric in Großwelzheim, hat mit 50<br />

Tonnen Uran pro Jahr Kapazität den Betrieb aufgenommen.<br />

NUKEM nimmt gegen Ende des Jahres<br />

eine Konversionsanlage in Betrieb, die pro Jahr 100<br />

Tonnen Uran in Form von UF6 mit einer Anreicherung<br />

bis 3,5 Prozent Uran-235 in sinterfähiges UO2<br />

umwandeln kann.<br />

Der AVR erhält seine erste Betriebsgenehmigung<br />

und die Brennelementkugeln werden eingefüllt,<br />

Erstkritikalität wird am 26.08.1966 erreicht. Da der<br />

AVR ein neues und unerprobtes Konzept ist, steht<br />

die Gewährleistung der Sicherheit besonders im<br />

Vordergrund. Die Sicherheit wird v. a. durch eine<br />

geringe Überschussreaktivität wegen der kontinuierlichen<br />

Brennstoffbeschickung, einen negativen<br />

Temperaturkoeffizienten, eine relativ geringe Leistungsdichte<br />

sowie die Beständigkeit des Brennstoffs<br />

gegen Temperaturanstieg gewährleistet, insbesondere<br />

bei Verwendung der neu entwickelten coated<br />

particles, kleine Brennstoffkapseln umhüllt von<br />

mehreren temperaturstabilen Lagen, die in die<br />

Graphit-Brennstoffkugeln eingebracht sind. Der<br />

AVR hat zusätzlich zahlreiche Sicherheitssysteme<br />

und einen Sicherheitsbehälter, die wegen der<br />

ursprünglich aufgrund eines anderen Brennstofftyps<br />

angenommenen starken Primärkreislaufkontamination<br />

vorgesehen wurden. Die coated particles<br />

vermindern diese Kontamination aber stark. Es wird<br />

deshalb angenommen, dass der Sicherheitsbehälter<br />

und einige andere Sicherheitssysteme im THTR nicht<br />

notwendig sein werden. Der Einbruch von Wasser<br />

in den Reaktor wird bei der Sicherheitsbewertung<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 61<br />

In Bayern wurde von einem Angestellten des Bayerischen<br />

Landesamtes für Wasserversorgung und<br />

Gewässerschutz eine Verfassungsklage gegen die<br />

Kernenergienutzung eingereicht. Die Klage wurde<br />

abgewiesen. Gleichfalls als unbegründet abgewiesen<br />

wurde vom Verwaltungsgericht Aachen die<br />

Klage gegen den Genehmigungsbescheid für den<br />

AVR Jülich.<br />

Fertigstellungen von Anlagen sowie<br />

Bedarf an neuer Netzebene<br />

Am 14.08.1966 erreicht das Kernkraftwerk Gundremmingen<br />

Erstkritikalität. Dies erfolgt nach<br />

44 Monaten Bauzeit durch AEG, IGEOSA und<br />

Hochtief für die RWE-Bayernwerk GmbH. Die<br />

| Abb. 7<br />

Prototyp des Kugelhaufen-HTR AVR-Atomversuchskraftwerk Jülich.<br />

Foto: <strong>atw</strong><br />

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SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 62<br />

allerdings nur unter dem Gesichtspunkt des Reaktivitätseintrags,<br />

nicht aber hinsichtlich möglicher<br />

chemischer Wechselwirkungen bei hohen Temperaturen<br />

betrachtet.<br />

Im Zusammenhang sowohl mit einer leistungsfähigeren<br />

Vernetzung des europäischen Stromverbunds<br />

als auch mit der Perspektive steigender Blockgrößen<br />

von Kraftwerken, insbesondere Kernkraftwerken,<br />

wird sukzessive eine zusätzliche höchste Netzebene<br />

aufgebaut, die 380-kV-Höchstspannungsleitungen.<br />

Der erste grenzüberschreitende Zusammenschluss<br />

auf dieser Netzebene in Westeuropa erfolgt 1966<br />

zwischen der Bundesrepublik und der Schweiz. Der<br />

Bund bestellt eine Sachverständigenkommission<br />

unter dem Vorsitz von Werner Heisenberg zur Koordinierung<br />

der Forschungstätigkeit von KFK und KFA.<br />

Nukleare Entsorgung<br />

als Stein des Anstoßes<br />

Bei der Entsorgung radioaktiver Abfälle entsteht die<br />

erste größere Irritation im Verhältnis der operativen<br />

Fachleute zur allgemeinen Gesellschaft. Wissenschaftler<br />

der Bundesanstalt für Boden<strong>for</strong>schung<br />

in<strong>for</strong>mierten die Kreisverwaltung des Landkreises<br />

Leer in Ostfriesland, dass Pläne bestehen, eine<br />

Lagerstelle für radioaktive Abfälle in Salzgestein<br />

anzulegen. Das von der Gesellschaft für Strahlen<strong>for</strong>schung<br />

und Euratom betriebene Projekt sieht<br />

dabei vor, über ein Bohrloch in ca. einem Kilometer<br />

Tiefe eine Lagerkaverne in ausreichendem Sicherheitsabstand<br />

von den Rändern der Salzkaverne<br />

auszuspülen. Die Größe des Salzstocks Bunde<br />

im Landkreis südlich des Dollart ließe hunderte<br />

Spülkavernen zu. Unmittelbar nach dieser Mitteilung<br />

bildete sich eine Interessengemeinschaft zur<br />

Verhinderung der Ablagerung radioaktiver Abfälle<br />

in Ostfriesland. Dem Aktionsausschuss gehören der<br />

Oberkreisdirektor des Landkreises Leer, der Hauptgeschäftsführer<br />

der Industrie- und Handelskammer<br />

in Ostfriesland, ein Bundestagsabgeordneter sowie<br />

Vertreter der Gewerkschaften, der Landwirtschaft<br />

sowie anderer Berufsstände Ostfrieslands an.<br />

Jenseits von Sicherheitsbedenken steht vor allem die<br />

Gefahr einer Rufschädigung für die Region und ihre<br />

Produkte sowie in Bezug auf den Fremdenverkehr<br />

im Zentrum der Befürchtungen.<br />

Die dritte Forschungsfahrt des Forschungsschiffs<br />

Meteor des Deutschen Hydrographischen Instituts<br />

und der Deutschen Forschungsgemeinschaft war<br />

der Untersuchung der Möglichkeiten und Probleme<br />

der Versenkung verpackter radioaktiver Abfälle in<br />

4.000 bis 5.000 Metern Wassertiefe ostnordöstlich<br />

der Azoren gewidmet.<br />

Exotische Forschungsfelder,<br />

Fortschritt in der Nuklearmedizin<br />

und ein überkomplexes Konzept<br />

BBC Mannheim schließt mit Euratom einen Vertrag<br />

über Zusammenarbeit auf dem Gebiet der direkten<br />

Energiekonversion, ein Forschungsfeld, das zu<br />

dieser Zeit weltweit recht intensiv bearbeitet wird.<br />

Der Vertrag erstreckt sich auf den Entwurf und den<br />

Bau von Thermionik-Generatoren zur direkten<br />

Umwandlung nuklear erzeugter Wärme in Elektrizität,<br />

auf die Konzeption entsprechender Reaktoren,<br />

Radioisotopensysteme und Kühlsysteme für Thermionik-Generatoren.<br />

Am Forschungsreaktor Ispra<br />

in Italien gelingt es, mit einem von BBC Mannheim<br />

gebauten thermionischen Generator bei nuklearer<br />

Beheizung eine elektrische Leistung von 180 Watt<br />

zu erzeugen.<br />

Der Triga-Reaktor Heidelberg am Institut für<br />

Nuklearmedizin des Deutschen Krebs<strong>for</strong>schungszentrums<br />

in Heidelberg erreichte am 25.08.1966<br />

Erstkritikalität. Der Reaktor soll vor allem der<br />

Isotopenproduktion und der Aktivierungsanalyse<br />

in der Krebs<strong>for</strong>schung dienen. Im Strahleninstitut<br />

der Allgemeinen Ortskrankenkasse Köln wurde ein<br />

42-MeV-Betatron zur Tumorbehandlung als viertes<br />

gerät dieser Art weltweit in Betrieb genommen.<br />

Weitere Geräte sollen in Berlin, Essen, München und<br />

Stuttgart installiert werden.<br />

Im VAK Kahl wurde zur weiteren Erprobung der<br />

annularen Brennstäbe des HDR ein Brennelementbündel<br />

in einem Versuchskreislauf eingesetzt.<br />

Hauptproblem bei der Entwicklung dieser Brennelemente<br />

sind die unterschiedlichen Ausdehnungen<br />

der kälteren äußeren Hülle der Brennstäbe, die sich<br />

bei ca. 300 °C in Wasser befindet und der wärmeren<br />

inneren Hülle, die von Dampf zur Überhitzung<br />

durchströmt und ca. 550 bis 650 °C heiß wird. Durch<br />

die zusätzliche Verwendung unterschiedlicher<br />

Materialien ergeben sich axiale Dehnungen, Nulldurchgänge<br />

und Stauchungen, die die Hüllen und<br />

die Endstopfen, die diese zusammenhalten, stark<br />

belasten. Der Brennstoff liegt in Form maschinell<br />

einvibrierten feinkörnigen UO2-Pulvers vor.<br />

Die BASF gibt dem Kernkraftmarkt einen frischen<br />

Impuls, indem sich das Unternehmen bereit erklärt,<br />

Abnahmeverträge für Strom aus Kernenergie<br />

(seinerzeit Atomstrom) für die Werke in Ludwigshafen<br />

und Antwerpen abzuschließen um die Errichtung<br />

von Kernkraftwerken anzureizen.<br />

Anfang 1967 erhält die Wiederaufarbeitungsanlage<br />

Karlsruhe (WAK) ihre erste Teilerrichtungsgenehmigung.<br />

Besonders für die Entwicklung von<br />

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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

| Abb. 8<br />

HDR-Brennelementbündel mit oberem und unterem Brennelementkasten.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Kernenergiesystemen mit Brutreaktoren ist die<br />

Wiederaufarbeitung unerlässlich und fügt sich so in<br />

das Forschungsprogramm am KFK.<br />

Konzentration der Förderung auf<br />

Innovation, kommerzielle Flaute und<br />

Nicht-Verbreitungsvertrag<br />

Der Bund kündigt an, sich aus der Förderung<br />

kommender kommerzieller Kernkraftwerke zurück<br />

zu ziehen, aber weiterhin Exportförderung sowie<br />

Förderung der Brennstoffentwicklung und der<br />

Wiederaufarbeitung aufrecht zu erhalten. Die<br />

Förderung für Reaktorentwicklung und Anlagen<br />

soll sich künftig auf schnelle und thermische Brüter<br />

konzentrieren. Damit ist das zu diesem Zeitpunkt in<br />

Bau befindliche Kernkraftwerk Obrigheim der letzte<br />

Leichtwasserreaktor in Deutschland, der noch staatliche<br />

Förderung erhalten hat. Ab dem Kernkraftwerk<br />

Würgassen sind alle Anlagen von den künftigen<br />

Betreibern finanziert worden.<br />

Anfang 1967 war die positive weitere Entwicklung<br />

noch nicht absehbar, vielmehr setzte sich die<br />

Auftragsflaute <strong>for</strong>t, ganz im Gegensatz zum Boom<br />

in den Vereinigten Staaten und den langfristigen<br />

Ausbauprogrammen in Frankreich und dem Vereinigten<br />

Königreich. Als Gründe wurden die damalige<br />

wirtschaftliche Schwächephase mit einem langsameren<br />

Anstieg des Stromverbrauchs, die Kapitalknappheit<br />

und die in Europa im Vergleich zu den<br />

Vereinigten Staaten deutlich höheren Zinssätze,<br />

eine Übersättigung bei der Kraftwerkskapazität,<br />

Unsicherheiten bei Genehmigungsverfahren sowie<br />

negative psychologische Auswirkungen des Gesetzes<br />

zur Förderung des Steinkohleabsatzes in der Elektrizitätswirtschaft<br />

genannt, das im Jahr 1966 nicht nur<br />

von der kerntechnischen Branche, sondern auch von<br />

Euratom und dem Verband der Chemischen Industrie<br />

wegen seiner strompreissteigernden Wirkung<br />

kritisiert wurde. Als zusätzliches Risiko einer<br />

weiter <strong>for</strong>tgesetzten Nachfrageschwäche wurde<br />

die Möglichkeit identifiziert, dass sich ein Kompetenzverlust<br />

bei Unternehmen und Behörden ergibt,<br />

wenn Mitarbeiter ins Ausland abwandern, wo sich<br />

die Kernenergie besser entwickelt.<br />

Immer breitere Unterstützung findet der Vorschlag,<br />

eine europäische Anreicherungsanlage zu errichten,<br />

um unabhängig von den USA, deren Kapazitäten in<br />

bestehenden Anlagen spätestens 1980 ausgeschöpft<br />

sein würden, die Versorgung (West-)Europas mit<br />

angereichertem Uran zu sichern.<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 63<br />

Hinsichtlich einer Verbesserung der internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu den Konkurrenten,<br />

insbesondere den USA und der Exportmöglichkeiten<br />

werden Vorschläge unterbreitet,<br />

Exportkreditgarantien für Kernkraftwerke zu<br />

ermöglichen und zinsverbilligte Kredite für ausländische<br />

Käufer zu ermöglichen.<br />

| Abb. 9<br />

Kernkraftwerk Obrigheim – Montage des Sicherheitsbehälters.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Ein wichtiges Thema im Jahr 1967 und in den<br />

folgenden Jahren war der Atomwaffensperrvertrag<br />

oder Nicht-Verbreitungsvertrag (Non-Proliferation<br />

Treaty, NPT). Ein zentraler Vorschlag dabei war<br />

die Ausdehnung der Kontrollfunktion der IAEA<br />

von Forschungsreaktoren auf Kernkraftwerke<br />

und Wiederaufarbeitungsanlagen. Dies weckte in<br />

Deutschland Befürchtungen hinsichtlich der Rolle<br />

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Kommerzieller Durchbruch <strong>Nuclear</strong> für die Kernenergie Energy under und Article massive 6.8 of Forschungsanstrengungen the Paris Agreement ı Henrique ı Nicolas Schneider Wendler


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SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 64<br />

von Euratom und der dort angesiedelten Spaltstoffüberwachung,<br />

hinsichtlich der Forschungs- und<br />

Entwicklungsmöglichkeiten sowie in Bezug auf künftige<br />

Exportmöglichkeiten. Darüber hinaus wurde<br />

befürchtet, dass die Tätigkeiten in der Kerntechnik<br />

durch das Kontrollregime behindert werden und<br />

aus ihm die Gefahr der Industriespionage erwächst.<br />

Ein weiters Thema in diesem Zusammenhang, das<br />

allerdings für Deutschland weniger relevant war, ist<br />

die Nutzung von Kernsprengsätzen für zivile Zwecke<br />

etwa beim Bau von Kanälen oder bei der Rohstoffförderung,<br />

an der tatsächlich mit Versuchen etwa bei<br />

der Gasgewinnung ge<strong>for</strong>scht wurde. Ein wichtiges<br />

Anliegen, das von allen Nicht-Kernwaffenstaaten<br />

geteilt wurde, war die Forderung einer Gleichstellung<br />

mit den Kernwaffenstaaten hinsichtlich der<br />

friedlichen Nutzung der Kernenergie bei Exporten,<br />

Nutzung, Forschung, Brennstoffversorgung und<br />

Anreicherung.<br />

Bezüglich der zu erwartenden Entwicklung des<br />

Kernkraftmarktes in Deutschland gab es als anerkannte<br />

und weit verbreitete Prognose, die in vielen<br />

Szenarien zur Bestimmung zukünftiger Bedarfe<br />

etwa an Uran oder qualifizierten Mitarbeitern zum<br />

tragen gekommen ist, die Annahme, dass im Jahr<br />

1970 zwei Gigawatt elektrische Leistung in Kernkraftwerken<br />

installiert sein wird, 1975 dann zehn<br />

Gigawatt, 1980 25 Gigawatt und 1990 80 Gigawatt.<br />

Siemens hat ein verkleinertes Modell eines Spannbetondruckbehälters<br />

wie er für die gasgekühlten Reaktoren<br />

bei der Skalierung er<strong>for</strong>derlich ist – sowohl<br />

THTR als auch Siemens Druckröhrenreaktor – bei<br />

100 atü erfolgreich getestet.<br />

Erste Schritte bei Entsorgung und<br />

Brennstoffzyklus sowie kerntechnische<br />

Forschung in großer Breite<br />

Im Forschungsbergwerk Asse hat im April 1967<br />

die Einlagerung radioaktiver Abfälle begonnen,<br />

nachdem ab Herbst 1964 die Eignung zur Einlagerung<br />

geprüft wurde. Protest gegen eine mögliche<br />

Einlagerung von Abfällen gab es bereits im Oktober<br />

1964. Die Asse wurde durch die bundeseigene Gesellschaft<br />

für Strahlen<strong>for</strong>schung 1965 gekauft und sollte<br />

der wissenschaftlichen Prüfung von Endlagerungsoptionen<br />

dienen, also auch dem Vergleich der Endlagerung<br />

in einer tiefen geologischen Formation mit<br />

der Versenkung im Meer oder der Deponierung nahe<br />

der Oberfläche für die schwach radioaktiven Abfälle<br />

wie sie heute in vielen Staaten schon seit Jahrzehnten<br />

praktiziert wird. Einmalig zu Forschungszwecken<br />

beteiligte sich auch Deutschland an dem<br />

internationalen und von OECD/ENEA kontrollierten<br />

Versenkungsprogramm im Atlantik.<br />

Die Asse wurde als gut geeignet für die Forschung<br />

und die Beurteilung der Sicherheit der Salzlagerung<br />

betrachtet, weil sie gut begehbar war. Forschungsarbeiten<br />

zur Einlagerung wärmeentwickelnder<br />

Abfälle in Salz begannen auf der 496-Meter-Sole<br />

mit elektrisch simulierter Wärmeentwicklung. Für<br />

die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle wird<br />

wegen der Handhabungs- und Transportsicherheit<br />

die Umwandlung in Glas- oder Keramikprodukte<br />

empfohlen. Neue Landessammelstellen für radioaktive<br />

Abfälle wurden bei der Reaktorstation Geestacht,<br />

beim Hahn-Meitner-Institut in Berlin und<br />

bei der Kern<strong>for</strong>schungsanlage Jülich eingerichtet.<br />

Betriebseigene Sammelstellen bestanden u.a. bei<br />

der NUKEM, bei Hoechst und beim VAK Kahl.<br />

Eine aktualisierte Kostenschätzung für die KNK am<br />

KFK beläuft sich auf 120 Millionen DM, von denen<br />

115 Millionen vom Staat und 5 Millionen von Energieversorgungsunternehmen<br />

aufgebracht werden.<br />

Für den HDR stehen knapp 98 Millionen DM an<br />

Bundesmitteln zur Verfügung.<br />

Bei möglichen neuen Kernkraftwerksprojekten<br />

kommerzieller Art kommt langsam Bewegung in den<br />

heimischen Markt. BASF hat bei AEG-Telefunken,<br />

BBC und Siemens Kernkraftwerksstudien angefragt.<br />

Die hamburgischen Elektrizitätswerke (HEW)<br />

möchten sich an einem Projekt KKW Stadeland der<br />

Nordwestdeutschen Kraftwerke AG beteiligen.<br />

Im Bereich der Euratom-Zusammenarbeit beteiligt<br />

sich die deutsche Industrie am Euratom-Versuchsreaktor<br />

ESSOR in Italien, der als Euratom-Projekt<br />

errichtet wurde. Der D2O-moderierte Reaktor, der<br />

mit einem organischen Kühlmittel und zu 93 Prozent<br />

angereichertem Uran arbeitet, erreicht im Frühjahr<br />

1967 Erstkritikalität. Aus Deutschland sind Siemens,<br />

AEG, INTERATOM, DEMAG und Mannesmann<br />

beteiligt.<br />

Die Budgetmittel des BMwF für Kernenergie steigen<br />

um 18,9 Prozent, das Gesamtbudget des Ministeriums<br />

steigt um 20,8 Prozent. Der Anteil der Ausgaben<br />

am Bruttosozialprodukt für Forschung und Entwicklung<br />

insgesamt steigt von 1,1 Prozent 1956 auf 1,9<br />

Prozent 1965 und wird 1969 2,1 Prozent erreichen.<br />

Der Erstkern des KKW Obrigheim wird von NUKEM<br />

geliefert und die ersten Aufträge zur Wiederaufarbeitung<br />

an die in Bau befindliche WAK kommen vom<br />

KKW Gundremmingen sowie dem VAK Kahl. Am<br />

KFK erfolgt die Inbetriebnahme des schnellen Nullenergiereaktors<br />

SNEAK, so dass es insgesamt fünf<br />

Versuchsanlagen bzw. Projekte der bundeseigenen<br />

Gesellschaft für Kern<strong>for</strong>schung gibt: Den MZFR für<br />

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| Abb. 10<br />

Muster eines Uranoxid-Zirkalloy-Brennelements für den MZFR Karlsruhe.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

Brennstoff- und Materialentwicklung, den HDR<br />

Siedewasserreaktor mit nuklearer Dampfüberhitzung,<br />

die natriumgekühlte, zirkonhydridmoderierte<br />

KNK, das schwerwassermoderierte, gasgekühlte<br />

Druckröhren-Kernkraftwerk Niederaichbach sowie<br />

die WAK. Den meisten Anlagen gemeinsam ist,<br />

dass sie für die Entwicklung von schnellen Brütern<br />

er<strong>for</strong>derlich sind. Die KNK soll dabei zunächst mit<br />

einem thermischen Core ausgestattet werden, mit<br />

dem Erfahrungen mit Natrium als Kühlmittel und<br />

mit der Anlagentechnik gewonnen werden. Eine<br />

spätere Umrüstung auf einen epithermischen oder<br />

gänzlich schnellen Core ist aber möglich und wird<br />

vorbereitet. Der HDR soll künftig zur Nutzung als<br />

Versuchsanlage für einen dampfgekühlten schnellen<br />

Brüter zu einem schnell-thermischen Reaktor<br />

umgebaut werden in dem es Zonen mit thermischen<br />

und Zonen mit schnellen Neutronen gibt.<br />

Die Kapazität der Herstellung von Brennelementen<br />

liegt in Deutschland 1967 bei 100 Tonnen Uran pro<br />

Jahr. Die damaligen Prognosen sehen einen Bedarf<br />

von 500 tU im Jahr 1975 und 1.700 tU im Jahr 1985<br />

vor. Zum Vergleich, heute besteht eine Kapazität<br />

von 650 tU, mit der die im Jahr 2011 vorhandenen<br />

hiesigen Anlagen und Exporte bedient werden<br />

konnten. Allerdings lagen Anreicherungsgrade und<br />

Abbrände deutlich höher als Anfang der siebziger<br />

Jahre. Für den Bedarf an Wiederaufarbeitungskapazität<br />

wurden für 1975 230 tU und für 1985 1.100 tU<br />

prognostiziert. Zum Vergleich liegt die Kapazität der<br />

Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague heute bei<br />

1.700 tU, wobei im Jahr 2022 1.021 tU tatsächlich<br />

verarbeitet wurden. Die Kosten für die Wiederaufarbeitung<br />

von LWR-Brennstoffen wurden auf fünf<br />

Prozent der Stromgestehungskosten geschätzt. Das<br />

klingt zunächst moderat, erhöht aber die Brennstoffkosten<br />

in einer Größenordnung von rund 50<br />

Prozent.<br />

Das KFK legte eine Dampfbrüterstudie vor, nach<br />

einer Studie zu natriumgekühlten schnellen<br />

Brütern. Die Studie ermittelte für Dampfbrüter im<br />

Vergleich höhere Brennstoffkosten, aber vergleichbare<br />

Stromgestehungskosten. Im Bereich Hochtemperaturreaktoren<br />

werden die Entwicklungskosten<br />

für einen THTR auf Basis des AVR auf 80 Millionen<br />

DM veranschlagt, von denen 29,5 Millionen vom<br />

Bund, 40 Millionen von Euratom und 10,5 Millionen<br />

von anderen Partnern getragen werden sollen. Die<br />

Errichtung des Kernkraftwerks Lingen mit fossil<br />

gefeuertem Dampfüberhitzer kostet 270 Millionen<br />

DM von denen 40 Millionen vom Bund getragen<br />

werden. Zusätzlich wird ein ERP-Kredit in Höhe von<br />

50 Millionen DM sowie ein Sonder-ERP-Kredit für<br />

Belieferung durch Berliner Unternehmen in Höhe<br />

von 10 Millionen DM vergeben. Für die Entwicklung<br />

eines schnell-thermischen Cores für den HDR<br />

Großwelzheim durch AEG werden 13,3 Millionen<br />

DM eingeplant von denen 11,8<br />

Millionen aus dem Bundeshauhalt<br />

kommen. Das Bundes<strong>for</strong>schungsministerium<br />

beruft<br />

ein Projektkomitee „Schneller<br />

Brüter“ zur Beratung hinsichtlich<br />

der Schnellbrüterentwicklung.<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 65<br />

| Abb. 11<br />

Kern<strong>for</strong>schungszentrum Karlsruhe.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

Der Fortschrittliche Druckwasserreaktor<br />

(FDR) für die<br />

„Otto Hahn“ wird fertig gestellt<br />

und eingesetzt. Es handelt<br />

sich um einen integrierten<br />

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Druckwasserreaktor bei dem Reaktordruckbehälter,<br />

Kernhalterung, Pumpen und Dampferzeuger eine<br />

kompakte Einheit bilden, die 180 Tonnen wiegt. Die<br />

thermische Leistung liegt bei 38 MW, die Maschinenleistung<br />

an der Antriebswelle bei 8,1 MW.<br />

| Abb. 12<br />

Fertigung des FDR-Reaktordruckgefäßes für die "Otto Hahn".<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

Beim Forschungsreaktor Rossendorf in Mitteldeutschland<br />

wurde die thermische Leistung auf<br />

10 MW gesteigert, nachdem diese in einem ersten<br />

Schritt bereits von 2 auf 5 MW erhöht wurde. Als<br />

nächster Schritt bei der kerntechnischen Stromerzeugung<br />

nach dem Kernkraftwerk Rheinsberg<br />

wird von der DDR die Errichtung eines Kernkraftwerks<br />

mit etwa 500 MW elektrischer Leistung an<br />

der Ostsee geplant.<br />

NUKEM liefert UO2-Pulver an AEG für die Herstellung<br />

von HDR-Brennelementen und AEG stellt<br />

Brennstäbe für die KNK mit Stahlhüllrohren her, die<br />

von INTERATOM zu Brennelementen assembliert<br />

werden.<br />

Ende der (kommerziellen) Reaktorflaute<br />

und Hadern mit Bürokratie und Politik<br />

Im Juni fällt der Beschluss der Preussenelektra<br />

bzw. der VEBA AG, am Standort Würgassen ein<br />

Kernkraftwerk mit rund 700 MW Leistung zu<br />

errichten. Es wird das erste rein kommerzielle Kernkraftwerk<br />

ohne staatliche Subventionen. In einem<br />

Euratom-Forschungsprojekt werden die Stromgestehungskosten<br />

für ein Kernkraftwerk mit Druckwasserreaktor<br />

und 600 MW Leistung, entsprechend<br />

etwa dem Projekt des Kernkraftwerks in Stade mit<br />

2,3 Pfennig pro Kilowattstunde angegeben, für das<br />

zu dieser Zeit der Auftrag an Siemens vergeben<br />

wird. Die endgültigen Aufträge für beide Anlagen<br />

werden im Oktober vergeben, das Kernkraftwerk<br />

Würgassen dabei an AEG für einen Siedewasserreaktor.<br />

Der RDB des Kernkraftwerks Stade wurde<br />

bei den Klöckner-Werken/Georgsmarienwerke in<br />

Auftrag gegeben, die damit nach Kernkraftwerk<br />

Obrigheim, HDR Großwelzheim und MZFR Karlsruhe<br />

bereits den vierten Auftrag für eine RDB-Fertigung<br />

erhalten.<br />

Bürokratische Hürden waren auch damals Thema.<br />

So wurde darüber diskutiert, welche Rolle der deutsche<br />

Genehmigungsprozess für die damals außergewöhnlich<br />

lange, siebenjährige Dauer der Errichtung<br />

des Mainzer Triga-Reaktors (Mark II) spielte, der ja<br />

auf einer zu diesem Zeitpunkt längst bekannten und<br />

bewährten Technologie beruhte. Dieser Reaktor ist<br />

der letzte Triga-Reaktor, der in Deutschland noch in<br />

Betrieb ist, so dass rückblickend die damals unerhörte<br />

Verzögerung eher nicht ins Gewicht fällt. Und<br />

die Bürokratie hat sich inzwischen dahin weiterentwickelt,<br />

dass mittlerweile für Windkraftanlagen<br />

mit sieben Jahren für das Genehmigungsverfahren<br />

zu rechnen ist. Die seinerzeitige Diagnose hinsichtlich<br />

der Gründe für das lange Verfahren beim Triga<br />

lautete Angst vor Strahlenschäden.<br />

| Abb. 13<br />

Kesselfilter für die Jodfiltrierung.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

Mit Blick auf den zukünftigen Ausbau der Kernkraft<br />

wird das Thema Genehmigungsrecht auch systematischer<br />

bearbeitet. An Problemen und Defiziten<br />

wird festgestellt, dass die Verfahren generell zu<br />

langwierig sind, es zu große Unterschiede zwischen<br />

den Bundesländern gibt, der er<strong>for</strong>derliche Genehmigungsumfang<br />

unklar ist, das Genehmigungsrecht<br />

nicht mit dem technischen Fortschritt weiter<br />

entwickelt wird, sondern starr bleibt, die Gutachter<br />

über<strong>for</strong>dert sind und die Reaktorbauer die er<strong>for</strong>derlichen<br />

Unterlagen zu langsam liefern. Trotz dieser<br />

umfangreichen Liste an Beanstandungen sind die<br />

bisher konkret durchgeführten Genehmigungsverfahren<br />

meist gut verlaufen. Dies hat aber nicht an den<br />

Verfahren gelegen, sondern an guten in<strong>for</strong>mellen<br />

Kontakten, gesundem Menschenverstand bei allen<br />

Beteiligten und Flexibilität. Es wird daher als ein<br />

Risiko betrachtet, dass sich diese Verhältnisse auch<br />

leicht ändern könnten und das Genehmigungsrecht<br />

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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

und seine Praxis daher auf schwankendem Grund<br />

stehen.<br />

Das Kernkraftwerk Gundremmingen beginnt mit<br />

dem kommerziellen Leistungsbetrieb, der AVR mit<br />

der Stromerzeugung, der FRJ-1 wird umgebaut und<br />

wieder in Betreib genommen und der 1-MW-Forschungs-<br />

und Messreaktor der Physikalisch-Technischen<br />

Bundesanstalt wird kritisch. Insgesamt gibt<br />

es in Deutschland damals 10 Forschungsreaktoren<br />

sowie 16 Null-Leistungsreaktoren und kritische Anordnungen,<br />

darunter SUAK, STARK und SNEAK für<br />

die Schnellbrüterentwicklung.<br />

| Abb. 14<br />

Reaktorhalle des Schnell-thermischen Argonautreaktos<br />

Karlsruhe (STARK). <br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

Euratom befindet sich in einer Krise. Es wird die<br />

Handlungsunfähigkeit der Organisation beklagt,<br />

Streitigkeiten über mehrere Projekte in unterschiedlichen<br />

Ländern und unproduktive Grabenkämpf<br />

innerhalb der Behörde prägen das Bild. Eine strategische<br />

Planung oder sogar eine normale Budgetplanung<br />

sind nicht mehr möglich, so dass sukzessive<br />

Nothaushalte die Fortsetzung der Arbeit in Projekten<br />

sowie der Behörde sicherstellen sollen. Ein wichtiger<br />

Streitpunkt ist die Meinungsverschiedenheit<br />

zwischen Frankreich und den anderen Mitgliedern<br />

über die Rolle der Euratom-Versorgungsagentur<br />

bzw. deren <strong>for</strong>tbestehende Kompetenzen, die von<br />

Frankreich bestritten wird.<br />

Für das Projekt des Kernkraftwerks Atucha in Argentinien<br />

wird eine Reaktor-Exportfinanzierung bei<br />

der KfW geprüft, nachdem der interministerielle<br />

Ausschuss diese Prüfung beauftragt hatte.<br />

Die Engpassleistung sämtlicher Kraftwerke der<br />

Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin<br />

(West) beträgt Ende 1966 42.627 MW Brutto. Davon<br />

entfallen auf die öffentliche Versorgung 27.978 MW.<br />

Die Bruttostromerzeugung betrug 178,3 Terawattstunden.<br />

Transport von bestrahlten<br />

Brennelementen und drittes deutsches<br />

Atomprogramm<br />

Schon 1965 wurden erste Tests von Transportbehältern<br />

für abgebrannte Brennelemente durchgeführt.<br />

Das Behälterkonzept von AEG-Kernenergieanlagen<br />

in Zusammenarbeit mit den Hüttenwerken Salzgitter<br />

sieht Behälter aus Sphäroguss für z. B. 12<br />

DWR-Brennelemente mit einem Gewicht von 60<br />

Tonnen vor, die mit Bleiummantelungen innen<br />

und außen ausgestattet werden können und zwei<br />

Verschlussdeckel für höhere Festigkeit und prüfbare<br />

Dichtigkeit vorsehen.<br />

| Abb. 15<br />

Erster Transport bestrahlter Brennelemente zur<br />

Wiederaufabreitungsanlage der Eurochemic in Mol.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

Die Firma Transnuklear entwickelt mit französischen<br />

Partnern eigene Behälter. Etwas später<br />

erhält die Transnuklear den Auftrag zum Transport<br />

bestrahlter Brennelemente des Kernkraftwerks<br />

Gundremmingen. Adressat des Transports ist die<br />

Gesellschaft zur Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen.<br />

Die im Jahr zuvor eingesetzte Heisenberg-Kommission<br />

empfiehlt, die Arbeit der deutschen Kern<strong>for</strong>schungszentren<br />

auf schnelle Brutreaktoren und<br />

Thorium-Hochtemperaturreaktoren auszurichten.<br />

Eine Studie des KFK hatte die ökonomischen Potentiale<br />

von Schnellbrüterreaktoren mit Natrium- und<br />

Dampfkühlung etwa gleich eingeschätzt, was – mit<br />

einem gewissen Sarkasmus betrachtet – sich ja<br />

auch bewahrheitet hat. Den Entwicklungslinien<br />

waren zwei Industriekonsortien zugeordnet, AEG,<br />

GHH und MAN für den Dampfbrüter und Siemens/<br />

INTERATOM für den Natriumbrüter.<br />

Das Bayernwerk, die Bayerische Landeselektrizitätsversorgung<br />

und die Isar-Amper-Werke führen<br />

Verhandlungen über die gemeinsame Errichtung<br />

und den Betrieb eines Kernkraftwerks der<br />

600-MW-Klasse südlich der Donau.<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 67<br />

Special Topic | A Journey through Energy German Policy, <strong>Nuclear</strong> Economy Technology and Law<br />

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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 68<br />

Die Deutsche Atomkommission billigt das dritte<br />

deutsche Atomprogramm für den Zeitraum 1968 bis<br />

1972. Die Schwerpunkte der staatlichen Förderung<br />

liegen in diesem Programm bei den gasgekühlten<br />

Hochtemperaturreaktoren und den schnellen<br />

Brütern. Darüber hinaus sind auch die Brennstoffbeschaffung,<br />

die Brennelementherstellung, Wiederaufarbeitung<br />

und Entsorgung sowie die Gewinnung<br />

und Anwendung von Spaltprodukten, Plutoniumgewinnung<br />

und -handhabung sowie Reaktorsicherheit<br />

und Strahlenschutz förderwürdige Tatbestände<br />

im Rahmen des Programms. Die Gesamtmittel des<br />

BMwF für Kernenergie<strong>for</strong>schung belaufen sich für<br />

den Bundeshaushalt 1968 auf 664 Millionen DM,<br />

davon 159 Millionen für <strong>for</strong>tgeschrittene Reaktoren.<br />

Die gesamten Bundesmittel für Kernenergie belaufen<br />

sich auf 866 Millionen DM. Für das gesamte dritte<br />

Atomprogramm, das erstmals vom Bundeskabinett<br />

und nicht nur von der Deutschen Atomkommission<br />

verabschiedet wird, belaufen sich die Fördermittel<br />

auf 4,9 Milliarden DM, davon 3,8 Milliarden vom<br />

Bund und 1,1 Milliarden von den Ländern.<br />

Der Bundesverband der Deutschen Industrie und<br />

das Deutsche Atom<strong>for</strong>um beraten gemeinsam über<br />

die Energiepolitik und das dritte Atomprogramm.<br />

Sie teilen die Sorge bezüglich der Unterstützung für<br />

die Kohleverstromung und der künstlichen Aufrechterhaltung<br />

eines Kohlestromanteils von 50 Prozent,<br />

was die Entwicklung der Kernenergie beeinträchtigt<br />

und die Strompreise erhöht. Beide Verbände <strong>for</strong>dern<br />

auch Verbesserungen bei der Exportförderung mit<br />

Hermes-Bürgschaften und ERP-Krediten, um die<br />

Wettbewerbsfähigkeit mit anderen internationalen<br />

Anbietern herzustellen.<br />

AEG-Telefunken entwickelt einen Prozessrechner<br />

für das Kernkraftwerk Würgassen. Ziel der Entwicklung<br />

ist die teilautomatische bis vollautomatische<br />

Überwachung, Steuerung und Regelung des Kernkraftwerks.<br />

In der DDR wird die Planung für ein Kernkraftwerk<br />

Nord an der Ostsee leistungsmäßig aufgestockt<br />

auf eine 700-MW-Anlage mit zwei Blöcken vom<br />

Typ Novo-Woronesch. Auch wird ein Atomabkommen<br />

zwischen der DDR und der Sowjetunion<br />

abgeschlossen. Eingeführt wird das Regelwerk für<br />

Nukleartransporte, die Anordnung über den Transport<br />

radioaktiver Stoffe (ATR).<br />

Drei Anfechtungsklagen gegen Bau und Betrieb<br />

des Kernkraftwerks Gundremmingen wurden vom<br />

Verwaltungsgericht Augsburg als unbegründet<br />

abgewiesen.<br />

Beim Kernkraftwerk Würgassen wird zur Umwälzung<br />

des Kühlmittels ein teilintegrierter Zwangsumlauf<br />

statt eines rein externen Zwangsumlauf<br />

verwendet. Der nächste Entwicklungsschritt, ein<br />

rein interner Zwangsumlaufs mit Axialpumpen ist<br />

erst später realisierbar. Das Kernkraftwerk Lingen<br />

wird mit 24 von 284 Brennelementen im Januar<br />

erstmals kritisch, erzeugt im Juli erstmals Strom<br />

und geht im Oktober in den kommerziellen Betrieb.<br />

Das Kernkraftwerk Würgassen erhält vom Arbeitsund<br />

Sozialministerium sowie dem Wirtschafts- und<br />

Verkehrsministerium die erste Teilerrichtungsgenehmigung<br />

und die Standortgenehmigung. An<br />

der Prüfung des Genehmigungsantrags haben die<br />

Reaktorsicherheitskommission, die TÜV-Arbeitsgemeinschaft-Kernkraftwerke<br />

und das Institut für<br />

Reaktorsicherheit der Technischen Überwachungsvereine,<br />

das später in der Gesellschaft für Reaktorsicherheit<br />

aufgehen wird, mitgewirkt.<br />

Nach der BASF sind die Chemischen Werke Hüls<br />

(CWH) in Marl das zweite Unternehmen, das Interesse<br />

an einer Beteiligung an einem Kernkraftwerk<br />

hat. Die Absicht ist, in Marl ein Kernkraftwerk mit<br />

600 MW Leistung zu errichten.<br />

In Nachbarschaft des Kern<strong>for</strong>schungszentrums<br />

Karlsruhe wird ein kerntechnischer Hilfszug aufgebaut,<br />

der bei denkbaren schweren Unfällen schnelle<br />

Hilfe leisten soll. Daraus entwickelt sich später die<br />

Kerntechnische Hilfsdienst GmbH.<br />

Die Staatliche Zentrale für Strahlenschutz der DDR<br />

hat eine Versuchsanlage zur Bearbeitung radioaktiver<br />

Abfälle in Betrieb genommen. Als Bearbeitungsverfahren<br />

werden Verdampfung, chemische<br />

Ausfällung mit Ionentausch und Pressung angewendet.<br />

Überlegungen zum künftigen<br />

Plutoniumbedarf und Entwicklung<br />

einer Thorium-Linie<br />

Im Zusammenhang mit der Brüterentwicklung rückt<br />

der Plutoniumbedarf der deutschen Atomwirtschaft<br />

stärker in den Fokus. Hier wird zunächst eine Unterdeckung<br />

erwartet, da SNEAK, die KNK und vor allem<br />

die Brutreaktorprototypen in den kommenden<br />

Jahren nennenswerte Mengen an Plutonium benötigen.<br />

Diese Situation ergibt sich in den meisten<br />

westlichen Ländern mit Ausnahme des Vereinigten<br />

Königreichs, das einen mittelfristigen Plutoniumüberschuss<br />

ausweisen wird. Als Folge davon wird<br />

in Deutschland zunächst nur eine Teilausrüstung<br />

von Reaktorkernen mit Plutoniumbrennstoff angestrebt,<br />

der durch Uran-235 ergänzt wird. Ab Mitte<br />

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der siebziger Jahre wird allerdings ein weltweiter<br />

Plutoniumüberschuss erwartet, so dass Deutschland<br />

Plutonium zukaufen kann, was aber nur in der<br />

minimal er<strong>for</strong>derlichen Menge geschehen soll.<br />

Als Ziel der HTR-Entwicklung wird inzwischen<br />

ein Kernkraftwerk mit 600 bis 1.000 MW Leistung<br />

mit einer geschlossenen Gasturbine zur direkten<br />

Umwandlung der thermischen in mechanische<br />

Energie ohne Dampfprozess sowie als Thorium-<br />

Brutreaktor betrachtet. Für die Herstellung der<br />

coated particles für den HTR-Brennstoff werden<br />

drei verschiedene Verfahren entwickelt. Zugleich<br />

wird von der KFA Jülich und Siemens ein Konzept<br />

für einen D2O-moderierten und -gekühlten Thoriumreaktor<br />

ähnlich dem MZFR vorgeschlagen.<br />

Referenzentwürfe für Hochtemperaturreaktoren<br />

sehen einen Graphitmoderator ggf. zusätzlich Berylliumoxid,<br />

prismatische Brennelemente mit coated<br />

particles und Brennelementwechsel mit Umsetzung<br />

sowie eine integrierte Bauweise des Primärkreislaufs<br />

in einem Spannbetondruckbehälter vor. Für<br />

thermische Hochtemperaturreaktoren wird auch<br />

der Kugelhaufentyp in Betracht gezogen, der die<br />

Vorteile eines homogenen und eines heterogenen<br />

Reaktors miteinander kombinieren kann. Er ermöglicht<br />

einen ständigen Brennelementwechsel unter<br />

Last, einen optimalen Abbrand für jedes Brennelement,<br />

die kontinuierliche Untersuchung der Brennelemente<br />

und er<strong>for</strong>dert keine Überschussreaktivität<br />

wodurch nur ein kleines Brennstoffinventar benötigt<br />

wird. Während sich der AVR in der Inbetriebsetzung<br />

für den Leistungsbetrieb befindet, sollen<br />

die Entwurfsunterlagen für den THTR Ende 1969<br />

fertig gestellt sein. Die GHH Sterkrade hat ihrerseits<br />

eine Studie zu einem Hochtemperaturreaktor mit<br />

Gasturbine im Direktantrieb vorgelegt, von dem ein<br />

Prototyp gebaut werden soll. Kurz darauf wurde von<br />

der GHH der Beschluss zum Bau eines solchen GHTR<br />

mit 25 MW Leistung in Geestacht gefasst.<br />

| Abb. 16<br />

AVR-Brennelementkugel in dichter Schüttung.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

Der FRJ-2 in Jülich ist Anfang 1968 nach einer<br />

Leistungssteigerung von 10 auf 15 MW wieder in<br />

Betrieb gegangen, der FRG-1 in Geestacht wurde<br />

nach Umbau mit 15 statt 5 MW Leistung wieder<br />

in Betrieb genommen. Von der Gesellschaft für<br />

Strahlen<strong>for</strong>schung wird ein Triga-Mark-III-Reaktor<br />

für den Standort Neuherberg sowie von der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover ein Triga-Mark-II-<br />

Reaktor angefragt.<br />

Das BMwF hat mit Argentinien ein Abkommen zur<br />

technisch-wissenschaftlichen Zusammenarbeit im<br />

Bereich der Kernenergie abgeschlossen, einschließlich<br />

des Kernbrennstoffzyklus. Wenig später erfolgt<br />

der erste Auslandsauftrag für die deutsche Reaktorbauindustrie<br />

für einen Schwerwasser-Druckkesselreaktor.<br />

Durch die <strong>for</strong>cierte Entwicklung mehrere neuer<br />

Reaktorkonzepte über die etablierten Typen hinaus<br />

ergibt sich die Fragestellung, ob Interessenten an<br />

der Kernenergienutzung in die vorhandene, entwickelte<br />

Technologie investieren sollten, oder lieber<br />

auf die neuen Reaktoren warten. Die Empfehlung<br />

einer Studie geht dahin, die aktuell vorhandene<br />

Technologie zu nutzen, da diese eine gute Betriebssicherheit<br />

und wettbewerbsfähige Kosten erreicht<br />

habe. Ein Warten auf neue Reaktortypen hätte zur<br />

Folge, dass ein Stromerzeuger für viele Jahre die<br />

Kostenvorteile der konventionellen Kernkraftwerke<br />

im Vergleich zu anderen thermischen Kraftwerken<br />

nicht nutzen könnte.<br />

Mehr Forschung und Entwicklung in der<br />

Industrie und erster Exporterfolg<br />

Die umfangreichen Kernenergieversuchsanlagen<br />

der AEG in Großwelzheim werden mit einem Nullleistungsprüfreaktor,<br />

einer kritischen Anordnung<br />

für Experimente mit fertigen Brennelementen,<br />

wärme- und strömungstechnische Versuchsstände<br />

für Brennelemente und Reaktorkomponenten sowie<br />

ein Plutoniumlabor zur Herstellung von Plutoniumbrennelementen<br />

ergänzt.<br />

BBC, INTERATOM und Siemens legen ein Entwicklungsprojekt<br />

für einen terrestrischen Prototyp eines<br />

Incore-Thermionik-Reaktors (ITR) zur Energieversorgung<br />

von Satelliten und Raumsonden vor.<br />

Es soll ein thermischer, metallhydrid-moderierter<br />

Kompaktreaktor mit Natriumkühlung und einer<br />

elektrischen Leistung von 20 kW bei einer thermischen<br />

Leistung von 700 kW mit thermionischen<br />

Wandlern entwickelt werden. Deren Arbeitstemperatur<br />

soll zwischen 550 und 650 °C liegen, als<br />

Brennstoff dient hochangereichertes Uran. Das<br />

Gesamtgewicht soll bei 1010 Kilogramm liegen.<br />

Für das Kernkraftwerk Gundremmingen wird bei<br />

AEG-Telefunken ein Prozessrechner bestellt, der<br />

erstmals nukleare Prozessoptimierung für höheren<br />

Abbrand oder niedrigere Anreicherung durchführen<br />

soll.<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 69<br />

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Kommerzieller Durchbruch <strong>Nuclear</strong> für die Kernenergie Energy under und Article massive 6.8 of Forschungsanstrengungen the Paris Agreement ı Henrique ı Nicolas Schneider Wendler


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| Abb. 17<br />

Reaktor-Bedienungsbühne des KKW Gundremmingen.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

In den anhaltenden Diskussionen in mehreren<br />

Staaten über eine eigene europäische Anreicherungskapazität<br />

wird die Möglichkeit erwogen, eine<br />

solche Anlage mit der Ultrazentrifugentechnologie<br />

zu errichten, die bei kleineren Anlagengrößen<br />

wirtschaftlich sein könnte als die bislang genutzte<br />

Gasdiffusionstechnologie. Allerdings bestehen bei<br />

der Kostenschätzung u. a. aufgrund der Geheimhaltungsbestimmungen<br />

noch erhebliche Unsicherheiten.<br />

Die Betriebserfahrungen mit dem Kernkraftwerk<br />

Gundremmingen zeigen eine gute Lastfolgefähigkeit,<br />

die aber wegen der Xenon-Vergiftung immer<br />

eine gewisse Unruhe in die Steuerstabregelung<br />

bringt, da – wie zu erwarten – immer eine gewisse<br />

Nachregelung auch für konstante Leistungsabgabe<br />

er<strong>for</strong>derlich ist, so u.a. ein ausführlicher Bericht zu<br />

den ersten Monaten des Kraftwerksbetriebs.<br />

bei einem künftigen HTR auf ein druckdichtes<br />

Containment zu verzichten und sich mit einem dicht<br />

ausgelegten Reaktorgebäude und guter Entlüftungsanlage<br />

zu begnügen. Dieses Thema ist bis heute in<br />

der Diskussion – etwa bei einem laufenden Genehmigungsverfahren<br />

der US-amerikanischen NRC – und<br />

besonders hinsichtlich auslegungsüberschreitender<br />

Ereignisse umstritten.<br />

Die Auftragsvergabe für den Bau des Reaktordruckbehälters<br />

für das Kernkraftwerksprojekt Atucha in<br />

Argentinien mit einem Schwerwasser-Druckkessel-<br />

Reaktor geht an die niederländische Rotterdam<br />

Drydock. Mit 470 Tonnen Gewicht, 11,5 Meter Höhe<br />

und 6,2 Meter Durchmesser ist dieser Behälter deutlich<br />

größer als für die damaligen Leichtwasserreaktoren.<br />

Das Kernkraftwerk Atucha (1) mit 362 MW<br />

installierter Bruttoleistung ging 1974 in Betrieb<br />

und erzeugt bis heute Strom. Die Anlage wurde von<br />

Siemens aus dem MZFR und den Komponenten für<br />

| Abb. 19<br />

Regelstabantrieb für KKW Obrigheim auf Regelstanbprüfstand.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

das Kernkraftwerk Obrigheim entwickelt, zuzüglich<br />

eines Werkes für Brennelementfertigung, einem<br />

Ausbildungsprogramm für die künftige Belegschaft<br />

und einer Schwerwasser-Anreicherungsanlage mit<br />

einer Kapazität von 100 Tonnen pro Jahr. Die Kosten<br />

betragen 300 Millionen DM die mit einem Tilgungszeitraum<br />

von 25 Jahren bei Tilgungsbeginn fünf<br />

Jahre nach Vertragsabschluss vollfinanziert werden.<br />

Die Anlage ist so konzipiert, dass der Brennelementwechsel<br />

während des Betriebs möglich ist.<br />

| Abb. 18<br />

Neue Brennelemente des KKW Gundremmingen.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

Von Seiten des TÜV Rheinland wird von zwei Ingenieuren<br />

empfohlen, angesichts der Fortschritte bei der<br />

Radionuklidrückhaltung in den Brennstoffkugeln<br />

RWE hat mit Preussenelektra die Übernahme von<br />

einem Drittel der Stromerzeugung des künftigen<br />

Kernkraftwerks Würgassen vereinbart, aber trotz<br />

der für die Kernenergie positiven Stimmung auf<br />

der vorangegangenen Hauptversammlung seit<br />

dem Kernkraftwerk Gundremmingen keine eigene<br />

Anlage mehr bestellt. Später wird die Stromabnahmevereinbarung<br />

wieder aufgelöst.<br />

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| Abb. 20<br />

Kernkraftwerk Lingen in der Errichtung.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

Bei der Inbetriebsetzung des Kernkraftwerks Lingen<br />

wird eine Störung bei einem Teil der Regelstabantriebe<br />

festgestellt. Zur Behebung des Problems muss<br />

das Spiel zwischen den Antriebskolben und der<br />

Abdichtung zwischen Antrieb und Reaktor (Drosselbuchse)<br />

vergrößert werden. Betroffen waren die<br />

äußeren Regelstabantriebe. Die Maßnahme führte<br />

zu vier bis fünf Wochen Verzögerung bei der Inbetriebsetzung.<br />

Ein breites Spektrum von Industrieunternehmen<br />

und wissenschaftlichen Eirichtungen befasst sich<br />

mit der Entwicklung von thermoelektrischen oder<br />

photoelektrischen Energiekonversionssystemen<br />

bei Radioisotopengeneratoren für Raumfahrtanwendungen.<br />

Industrieseitig sind das BBC, AEG,<br />

Siemens und Bölkow, <strong>for</strong>schungsseitig das Institut<br />

für Radiochemie der TH München, das 1. Physikalische<br />

Institut der Uni Gießen sowie das Institut für<br />

technische Elektronik der TH München.<br />

„Kernabfall“ zu ersetzen, da<br />

Atommüll sehr negativ besetzt<br />

ist.<br />

Innerhalb der kerntechnischen<br />

Branche wird über die Gründung<br />

einer deutschen Nuklear-Gesellschaft<br />

als wissenschaftlicher<br />

Fachgesellschaft diskutiert wie<br />

sie in anderen Ländern und auf<br />

anderen Fachgebieten auch<br />

in Deutschland bestehen. Als<br />

Alternativen werden die Gründung<br />

einer neuen Gesellschaft<br />

und eine Lösung innerhalb des<br />

Deutschen Atom<strong>for</strong>ums vorgeschlagen.<br />

Hintergrund ist, dass<br />

sich viele jüngere Beschäftigte in<br />

den bestehenden verbandlichen<br />

Branchenstrukturen nicht repräsentiert<br />

fühlen, da das Atom<strong>for</strong>um nur sehr wenige<br />

persönliche Mitglieder aufnimmt. Zugleich wird von<br />

anderer Seite vor einer Zersplitterung der Vertretung<br />

der Branche gegenüber Öffentlichkeit und<br />

Politik gewarnt, die seinerzeit mit der Gründung<br />

des Atom<strong>for</strong>ums aus mehreren Vorgängerorganisationen<br />

vermieden werden sollte.<br />

Hinsichtlich der Kernenergienutzung für die Schifffahrt<br />

bestehen Planungen als nächsten Schritt nach<br />

dem Forschungsschiff der „Otto Hahn“, die inzwischen<br />

ausgeliefert, aber noch nicht nuklear, sondern<br />

nur mit einem konventionellen Hilfsantrieb erprobt<br />

wurde, ein Demonstrations-Kernenergiehandelsschiff<br />

zu bauen. Dieses Demonstrationsschiff soll mit<br />

einem Reaktor von 138 MW thermischer Leistung<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 71<br />

Kraftwerkskühlung als grenzüberschreitende<br />

Thema, Nuklearschiff und<br />

eine neue Vereinigung in der Branche<br />

Über die Kühlwasserkapazität am Hochrhein und<br />

deren Aufteilung finden deutsch-schweizerische<br />

Gespräche statt. Anlass dafür ist es – nachdem<br />

es bereits früher Diskussionen zu diesem Thema<br />

gegeben hat – sicher zu stellen, dass die Errichtung<br />

eines Kernkraftwerks an der Aare in der Schweiz<br />

weder den Rhein noch die Errichtung eines Kernkraftwerks<br />

auf der deutschen Hochrheinseite bei<br />

Waldshut beeinträchtigt.<br />

Das Wirtschaftsministerium Niedersachsen schlägt<br />

vor, den Begriff „Atommüll“ durch den Begriff<br />

| Abb. 21<br />

Sicherheitsbehälter der Otto Hahn nach dem Einbau.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

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und 50.000 Wellen-PS (WPS) ausgerüstet werden,<br />

der vier Jahre Standzeit mit einer Brennstoffladung<br />

und einen durchschnittlichen Abbrand von 24.000<br />

MWd/tU hätte. Der Reaktor der „Otto Hahn“ mit<br />

38 MW thermisch und 11.000 WPS hat eine Brennstoffstandzeit<br />

von 500 Volllasttagen bei einem<br />

Abbrand von 7.200 MWd/tU. Die Brennelemente in<br />

dem integrierten Reaktor mit einem Gesamtgewicht<br />

von 1.010 Tonnen haben eine mittlere Anreicherung<br />

von 4,03 Prozent. Die Brennelemente wurden<br />

von Babcock & Wilcox und NUKEM entwickelt und<br />

werden von NUKEM und der französischen CERCA<br />

gefertigt.<br />

Das physikalisch-technische Forschungsprogramm<br />

soll die Einflüsse der Arbeitsbedingungen des Reaktors<br />

im Schiff untersuchen sowie Möglichkeiten zur<br />

Vereinfachung des Designs und des Verzichts auf<br />

Sicherheitsaufwand aufzeigen. Die Ausbildung der<br />

Bedienmannschaft für den Reaktor erfolgt bei der<br />

GKSS.<br />

Kernenergie für wirtschaftliche<br />

Wettbewerbsfähigkeit und<br />

stärkeres Engagement für die<br />

Brennstoffversorgung<br />

Bei RWE bestehen nach längerer Pause wieder<br />

Planungen für die Beschaffung neuer Kernkraftkapazität.<br />

Im Rennen sind entweder ein Kernkraftwerk<br />

mit Wärmenutzung und 300 MW elektrischer<br />

Leistung, das gemeinsam mit BASF auf dem BASF-<br />

Werksgelände errichtet wird, oder ein ausschließlich<br />

der Stromerzeugung dienendes Kraftwerk mit<br />

einer Leistung von 1.000 MW am Standort Biblis.<br />

Ein Genehmigungsantrag für diesen Standort wurde<br />

bereits eingereicht.<br />

Die IHK Unterfranken <strong>for</strong>dert verschiedene<br />

Maßnahmen zur Senkung der Energiekosten,<br />

darunter den Bau eines Kernkraftwerks sowie den<br />

Verzicht auf weitere Maßnahmen zur Förderung<br />

der Steinkohlenutzung. Die Wirtschaftskammer<br />

Bremen <strong>for</strong>dert ebenfalls die Errichtung eines Kernkraftwerks<br />

für niedrigere Energiepreise im Standortwettbewerb.<br />

Die Bundesrepublik hatte 1965 die<br />

höchsten Strompreise innerhalb der EWG.<br />

An die neu gegründete Urangesellschaft wird der<br />

erste Auftrag über die Lieferung von Urankonzentrat<br />

mit einem Gehalt von 370 Frachttonnen U3O8 für<br />

die Brennstoff-Erstausstattung des Kernkraftwerks<br />

Würgassen vergeben. Nahe Tirschenreuth in der<br />

Oberpfalz wird ein Versuchsschacht zum Uranabbau<br />

angelegt. Die ALKEM erhält vom BMwF den Auftrag<br />

zum Studium des Einsatzes von wiedergewonnenem<br />

Plutonium in thermischen Reaktoren. Dies soll<br />

zuerst im VAK Kahl, dem Versuchsreaktor HBWR in<br />

Norwegen und dem Kernkraftwerk Dresden in den<br />

Vereinigten Staaten erprobt werden.<br />

Neue physikalische Erkenntnisse<br />

belasten Brüter-Forschungsprogramm<br />

Das Brutreaktorentwicklungprogramm ist von<br />

Ergebnissen aus der Grundlagen<strong>for</strong>schung<br />

betroffen, da neu ermittelte nukleare Daten für<br />

Plutonium ungünstigere Brutraten erwarten lassen,<br />

was besonders für das Dampfbrüterkonzept zum<br />

Problem werden kann. Etwas später empfiehlt dann<br />

das Projektkomitee für die Brüterentwicklung eine<br />

Reduzierung der Dampfbrüterentwicklung, da neue<br />

Forschungsergebnisse eine Erhöhung des Verhältnisses<br />

von Neutronenabsorbtion zu Spaltquerschnitt<br />

bei Plutonium ergeben haben, was die Brutrate und<br />

die Stromgestehungskosten ungünstig beeinflusst.<br />

Darüber hinaus zeigten sich im Lauf der Entwicklung<br />

grundlegende Brennelementprobleme und in<br />

anderen Staaten war die Dampfbrüterentwicklung<br />

bereits eingestellt worden. Schon zuvor stellte sich<br />

heraus, dass der Umbau des HDR zu einem schnellthermischen<br />

Reaktor nicht ohne weiteres möglich<br />

ist, so dass das Dampfbrüterprogramm keinen<br />

Versuchsreaktor im engeren Sinne mehr in Aussicht<br />

hatte bzw. ein solcher von Grund auf neu hätte<br />

errichtet werden müssen.<br />

Über die Einstellung des Dampfbrüterprogramms<br />

kommt es zu einer Kontroverse, die durch einen<br />

Artikel in der FAZ öffentlich wird. Bundes<strong>for</strong>schungsminister<br />

Stoltenberg kündigt daraufhin<br />

ein öffentliches Hearing mit allen Beteiligten der<br />

Dampfbrüterentwicklung an.<br />

Wachsendes Interesse an Kernenergie<br />

in Süddeutschland<br />

Die Energie-Versorgung Schwaben und die Technischen<br />

Werke Stuttgart planen ein Kernkraftwerksprojekt<br />

mit 600 MW Leistung bei Lauffen am Neckar.<br />

Die BASF beantragt eine Baugenehmigung für ein<br />

Kernkraftwerk im Raum Ludwigshafen. Die Vereinigte<br />

Industrieunternehmen AG (VIAG) in Bundesbesitz<br />

erklärt ihr Interesse an der Errichtung eines<br />

Kernkraftwerks in Bayern und an einer Beteiligung<br />

am KKW-Projekt von Bayernwerk, Isar-Amper-<br />

Werken und Stadtwerken München an Donau oder<br />

Inn.<br />

Das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg<br />

lässt das erste Energiegutachten auf Landesebene<br />

erstellen. Es prognostiziert bzw. diagnostiziert das<br />

Er<strong>for</strong>dernis von 7.600 MW installierter Kernkraftleistung<br />

in Baden-Württemberg im Jahr 1985 an<br />

Standorten am Oberrhein, Hochrhein und Neckar<br />

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sowie an der Iller. Zum Vergleich waren im Jahr<br />

1990 tatsächlich Kernkraftwerke mit rund 5.000<br />

MW Leistung in Baden-Württemberg in Betrieb.<br />

Wiederaufarbeitungs<strong>for</strong>schung<br />

für den Thoriumzyklus und<br />

Zukunftsstudien in großer Zahl<br />

Nachdem die Kostenstudie zum THTR fertig<br />

gestellt wurde, wurde die Hochtemperatur-Kernkraftwerk<br />

GmbH für Vorarbeiten zum THTR-<br />

Prototyp gegründet. Die KFA Jülich arbeitet am<br />

THOREX-Verfahren zur Wiederaufarbeitung von<br />

thoriumbasiertem Kernbrennstoff sowie an alternativen<br />

Wiederaufarbeitungsverfahren für den<br />

Thorium-Kreislauf. Das KFK befasst sich mit einem<br />

modifizierten PUREX-Verfahren für die Wiederaufarbeitung<br />

von Brüterbrennstoff mit hohem Abbrand<br />

von 100.000 MWd/tU sowie in einem Zug für<br />

Core- und Brutmantelelemente. Auch werden am<br />

KFK Anwendungsmöglichkeiten für die in einem<br />

Kernenergiesystem mit Brutreaktoren in größerem<br />

Umfang anfallenden Transplutoniumelemente<br />

gesucht.<br />

Bei den im Zuge der Entwicklung neuer Reaktortypen<br />

gerne und häufig erstellten Analysen und<br />

Studien zu Kernenergiesystemen und deren Kostenoptimierung<br />

ist aus heutiger Sicht eine Tendenz<br />

erkennbar, dass es zwischen unterschiedlichen<br />

langfristigen Szenarien eher kleine Unterschiede<br />

bei den Stromgestehungskosten von Reaktortypen<br />

oder bei systemweiten Kosten gibt, aber zugleich<br />

bei den oft weit in die Zukunft gerichteten Arbeiten<br />

erhebliche Unsicherheiten bei den Input-Annahmen<br />

bestehen. So gibt es große Bandbreiten für die<br />

Errichtungskosten von neuen Reaktortypen<br />

oder bei den Brennstoffzykluskosten<br />

moderner Zyklen, aber<br />

auch hinsichtlich der technischen<br />

und damit Kostenentwicklung im<br />

bereits bekannten Brennstoffzyklus<br />

sowie bei Entwicklungsdauer und<br />

-kosten neuer Systeme oder bezüglich<br />

der Preisentwicklung von Uran.<br />

Auch die Verbrauchsentwicklung<br />

lässt sich nicht über teils mehr als 50<br />

Jahre sinnvoll voraussagen und stellt<br />

einen Unsicherheitsfaktor dar, so dass<br />

die meist kleinteiligen Ergebnisse mit<br />

minimalen Vorteilen für den einen<br />

oder anderen Pfad bei Reaktor- und<br />

Brennstoffzyklussystemen tatsächlich<br />

keine wirkliche Aussagekraft haben.<br />

genanntes Jugend-Projekt durchgeführt werden<br />

soll, wurde ein Kooperationsverband in Lubmin<br />

gebildet, der mit modernen Führungsmethoden<br />

und unter optimaler wirtschaftlicher Abwicklung<br />

arbeiten soll. Leitbetrieb des Verbunds ist der VEB<br />

Kernkraftwerksbau.<br />

Konsolidierung in der<br />

Kraftwerksbranche und Mühen der<br />

industriellen Praxis<br />

Zu einer spektakulären Veränderung kommt es<br />

in der Kraftwerksbranche: AEG-Telefunken und<br />

Siemens kündigen an, ihr Geschäft mit Trans<strong>for</strong>matoren,<br />

Dampfturbinen, Generatoren, Turbosätzen<br />

und Kraftwerken einschließlich Kernkraftwerken<br />

in zwei gemeinsam gehaltenen Gesellschaften<br />

zu bündeln. Ausgenommen davon bleibt nur der<br />

Bau der Kernreaktoren selbst, insbesondere weil<br />

die Unternehmen unterschiedliche internationale<br />

Partner dabei haben.<br />

Erfahrungen mit unerwünschten Schwingungen im<br />

Kern bei der Inbetriebsetzung des Kernkraftwerks<br />

Obrigheim wie auch bei anderen, internationalen<br />

Anlagen führen dazu, dass ins Programm zum<br />

Probebetrieb des Kernkraftwerks Stade ein Schwingungsversuchsprogramm<br />

mit einer verfeinerten<br />

Instrumentierung aufgenommen wird sowie auch<br />

entsprechende erweiterte Versuche an Einzelkomponenten<br />

und Festigkeitstest während der Fertigung<br />

vorgesehen werden. Wie sich bei den Funktionstests<br />

des Kernkraftwerks Olkiluoto 3 zeigte, sind Vibrationsphänomene<br />

– in diesem Fall im Primärkreis und<br />

nicht im Kern – bei neuen Reaktorkons truktionen<br />

auch heute ein relevantes Thema.<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 73<br />

Für die Errichtung des Kernkraftwerks<br />

Nord in der DDR, das als so<br />

| Abb. 22<br />

Sicherheitsbehälter des Kernkraftwerks Würgassen vor Einbringen in das Reaktorgebäude.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

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SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 74<br />

Ein anderer unerwünschter Begleiter der damals<br />

wie heute aktuell ist, sind Klagen gegen Projekte<br />

und Vorhaben jedweder Art. In diesem Fall eine<br />

Klage zweier Privatpersonen gegen die Anordnung<br />

auf So<strong>for</strong>tvollzug der ersten Teilerrichtungsgenehmigung<br />

für das Kernkraftwerk Würgassen, die zu<br />

einem Baustopp geführt hätte und vom Oberverwaltungsgericht<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

abgelehnt wurde.<br />

Erstmals werden vom BMwF die Forschungsberichte<br />

in der Sicherheits<strong>for</strong>schung des Instituts für<br />

Reaktorsicherheit veröffentlicht.<br />

Das Zentralinstitut für Kern<strong>for</strong>schung in Rossendorf<br />

lieferte 1968 8.000 Sendungen mit radioaktiven<br />

Präparaten in 16 Länder aus. 1963 waren es<br />

erst 1.700 Sendungen.<br />

Britisch-deutsch-niederländische<br />

Kooperation bei der Urananreicherung<br />

zeichnet sich ab und die Plutoniumnutzung<br />

wird vorangetrieben<br />

Bei einem britisch-deutsch-niederländischen Ministertreffen<br />

in Den Haag werden die neuesten Entwicklungen<br />

in der Ultrazentrifugentechnologie und die<br />

Möglichkeiten besprochen, auf dieser Grundlage<br />

eine eigene europäische Anreicherungskapazität<br />

zu errichten. Auch ein Entwurf für ein Abkommen<br />

über die trilaterale Zusammenarbeit wurde erörtert.<br />

Hinsichtlich des Bedarfs an Urantrennarbeit bestand<br />

aber je nach Szenario über einen künftigen Anlagenpark<br />

eine erhebliche Unsicherheit. So ergab eine sehr<br />

umfangreiche Berechnung für Deutschland bezogen<br />

auf das Jahr 2000 einen Bedarf an Urantrennarbeit<br />

zwischen 2.200 tU bis 20.900 tU.<br />

Die Vereinigte Deutsche Metallwerke kündigt an, die<br />

Spezialfertigung für Brennstabhüllrohre in Duisburg<br />

zu einer gesonderten Werksanlage auszubauen.<br />

| Abb. 23<br />

Kernkraftwerk Obrigheim.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

VAK Kahl wurden vier Brennstäbe mit einem Uran-/<br />

Plutoniummischoxid (MOX) eingebaut. Der Brennstoff<br />

hat einen Plutoniumgehalt von zwei Prozent.<br />

Das Plutonium entstammt der Wiederaufarbeitung<br />

von Brennelementen des Forschungsreaktors FR-2<br />

in Karlsruhe.<br />

Im dritten deutschen Atomprogramm mit Laufzeit<br />

1968 bis 1972 werden 12 Millionen DM Fördermittel<br />

für die Weiterentwicklung von Leichtwasserreaktoren<br />

vorgesehen. Das ist nur ein kleiner Bruchteil<br />

der Gesamtmittel von 4,9 Milliarden DM.<br />

Der Bund gewährt Argentinien Anfang 1969 100<br />

Millionen DM Kapitalhilfe für das Kernkraftwerk<br />

Atucha und einen KfW-Kredit in Höhe von 75 Millionen<br />

DM. Die restlichen 105 Millionen von den 280<br />

Millionen DM Gesamtkosten werden durch Lieferantenkredite<br />

bereitgestellt.<br />

Das Kernkraftwerk Obrigheim, dass im Rahmen das<br />

zweiten deutschen Atomprogramms als Demonstrationskraftwerk<br />

gilt, erreichte im September 1968<br />

Erstkritikalität und wurde im Oktober mit dem Netz<br />

synchronisiert. Der Antrag auf Baugenehmigung<br />

wurde im Juli 1964 gestellt, die Auftragserteilung<br />

erfolgte im März 1965. Die Anlage kann im Bereich<br />

von Null bis 65 Prozent Leistung Laständerungen<br />

von ± 13 MW und im Bereich 65 bis 100 Prozent<br />

Laständerungen von ± 20 MW pro Minute fahren,<br />

was 3,8 Prozent bzw. 5,8 Prozent der Nettonennleistung<br />

entspricht. Die Reaktorsteuerung erfolgt<br />

mittels einer Prozessrechneranlage.<br />

Ende 1968 kommt es zur ersten Plutoniumrückführung<br />

in einem deutschen Kernkraftwerk. In das<br />

Die ALKEM schließt mit BelgoNucléaire einen<br />

Vertrag über Zusammenarbeit bei der Plutoniumverarbeitung.<br />

Inhalte des Vertrags sind Plutoniumtechnologie<br />

allgemein und die Rückführung von<br />

Plutonium in thermische Reaktoren.<br />

Über die Rückführung von Plutonium in thermische<br />

Reaktoren vs. dessen ausschließlicher Verwendung<br />

in schnellen Reaktoren entsteht eine kontroverse<br />

Diskussion. Obgleich es aktuell (1969) kein<br />

Problem gibt, könnte es Mitte der siebziger Jahre<br />

wegen mehrerer schneller Reaktorprojekte zu einer<br />

Plutoniumknappheit kommen. Der Einsatz in thermischen<br />

Reaktoren wäre aber sinnvoll im Fall einer<br />

Verzögerung des Einsatzes kommerzieller Brutreaktoren,<br />

der ab 1980 erwartet wird.<br />

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AEG und NUKEM treiben die Brennelemententwicklung<br />

voran und fertigen 17 Testbrennelemente<br />

unterschiedlicher Auslegung hinsichtlich abbrennender<br />

Neutronengifte, Abstandhalter und verschiedener<br />

Hüllrohrwandstärken zum Einsatz im VAK<br />

Kahl ab Herbst 1969.<br />

Das KFK erhält eine neue Großrechneranlage von<br />

IBM, die später mit der DV-Anlage des IPP Garching<br />

verbunden werden soll.<br />

Dow Chemical und die Nordwestdeutsche Kraftwerk<br />

AG (NKW) erzielen eine Einigung über die<br />

Abwärmenutzung des Kernkraftwerks Stade für<br />

eine neu zu errichtende Chemieanlage. Zusätzlich<br />

zur Wärmeabnahme wird auch eine kontinuierliche<br />

Stromabnahme, auch nachts, vereinbart.<br />

Der Präsident von Westinghouse <strong>International</strong><br />

beklagte, dass eine <strong>for</strong>tgesetzte Unterstützung<br />

der deutschen Regierung für Reaktorexporte eine<br />

bedeutende Bedrohung von US-Interessen werden<br />

könne. Er bezog sich dabei wohl auf die Finanzierungsvereinbarungen<br />

zum bislang ersten und<br />

einzigen deutschen Kernkraftwerksexport nach<br />

Argentinien.<br />

Generell ist die Frage nach der Finanzierung des<br />

Brennstoffersteinsatzes nicht geklärt. Es gibt nun<br />

den Vorschlag, die Finanzierung des zwingend<br />

vorhandenen Anteils des Inventars an die Laufzeit<br />

der Finanzierung der Anlage zu koppeln. Dies wurde<br />

beim Kernkraftwerk Zorita in Spanien so gehandhabt,<br />

ein Siedewasserreaktor von General Electric.<br />

Aus für das Dampfbrüterprojekt und<br />

sich abzeichnender Durchbruch im<br />

Kraftwerksgeschäft<br />

Das Projekt des dampfgekühlten Brüters wird nach<br />

der angekündigten Anhörung von Fachleuten und<br />

einer entsprechenden Empfehlung der Projektkommission<br />

durch das BMwF eingestellt. Insgesamt<br />

finden in diesen Jahren sehr intensive technischwissenschaftliche<br />

Diskussionen über die Brütertechnologie<br />

und ihre Entwicklung statt, bei denen aber<br />

der Aspekt der Sicherheit nicht die maßgebliche<br />

Rolle als wesentlicher Aspekt der Reaktorentwicklung<br />

gespielt hat wie in den Anfangsjahren der Kernenergieentwicklung<br />

und in der industriellen Praxis<br />

derselben Epoche.<br />

der in den Vereinigten Staaten im Zuge des Neubestellungsbooms<br />

schon üblich geworden ist – voraussichtlich<br />

als Leichtwasserreaktor zu Kosten zwischen<br />

700 und 800 Millionen DM vorgesehen. Baubeginn<br />

soll 1970 sein, die Bauzeit soll fünf Jahre betragen.<br />

Es werden Überlegungen zu einem zweiten Kernkraftwerk<br />

an der Elbe in Niedersachsen angestellt.<br />

Die Landesregierung gewährt NKW dafür den Kapitaldienst<br />

in Höhe von 3,1 Millionen Dollar für drei<br />

Jahre für ein Investitionsdarlehen in Höhe von 31,6<br />

Millionen DM.<br />

Auf einer internationalen Tagung zur Schellbrüterentwicklung<br />

wurden unter vielen anderen Themen<br />

auch die sicherheitstechnisch relevanten Probleme<br />

bei der Entwicklung des natriumgekühlten<br />

schnellen Brüters angesprochen. Die hohe spezifische<br />

Leistung, die geringe Reaktivitätsreserve bis zur<br />

prompten Kritikalität, die kurze Neutronenlebensdauer,<br />

der positive Void-Koeffizient und die sehr<br />

hohe Energiefreisetzung bei Bildung einer superkritischen<br />

Masse im Falle einer Kernschmelze stellen<br />

sehr große Heraus<strong>for</strong>derungen für die weitere<br />

Entwicklung dar.<br />

Nicht nur in den Niederlanden (Ultrazentrifugentechnologie),<br />

sondern auch und wie sich später<br />

herausstellen sollte insbesondere in Deutschland<br />

wurde auch an Anreicherungsverfahren gearbeitet.<br />

Das Gaszentrifugenverfahren wird bei der bundeseigenen<br />

Gesellschaft für Kernverfahrenstechnik<br />

entwickelt. Die Forschung am Trenndrüsenverfahren<br />

findet am KFK statt. Dieses Verfahren hat<br />

einen sehr hohen Energiebedarf, noch einmal deutlich<br />

höher als der bereits erhebliche Energiebedarf<br />

des Gasdiffusionsverfahrens. Das Gaszentrifugenverfahren<br />

hat einen stark verminderten Energiebedarf,<br />

man nimmt aber an – Erfahrungswerte im<br />

industriellen Maßstab gibt es noch nicht – dass mit<br />

deutlich höheren Wartungskosten durch häufigen<br />

Zentrifugentausch zu rechnen ist. Dies hat sich in<br />

der späteren Praxis aber nicht bestätigt.<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 75<br />

Die Pläne für das Kernkraftwerk Biblis werden<br />

bestätigt, die Verhandlungen über das Projekt mit<br />

BASF und ein Projekt am Hochrhein mit Schweizer<br />

Partnern sind aber noch ohne Ergebnis. Für Biblis ist<br />

ein Reaktor mit ca. 1.000 MW Leistung – ein Wert,<br />

| Abb. 24<br />

TN-2 Behälter für den Transport bestrahlter Brennelemente.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

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SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 76<br />

Der erste Einsatz des Transportbehälters für<br />

bestrahlte Brennelemente TN-2 findet beim schwedischen<br />

Kernkraftwerk R-3, auch bekannt als Kernkraftwerk<br />

Agesta von November 1968 bis Februar<br />

1969 statt. Der Behälter für den trockenen Transport<br />

der Brennelemente wiegt 30 Tonnen und wird<br />

passiv gekühlt. Beschädigte Brennelemente werden<br />

in gasdichte Kapseln verpackt. Der Behälter ist für<br />

nasse und trockene Beladung ausgelegt.<br />

Die Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen (VEW)<br />

fragt Angebote für ein Kernkraftwerk mit 600 MW<br />

Leistung für den Standort des Kraftwerks Westfalen<br />

an, der bereits für die Errichtung des THTR-Prototypen<br />

angeboten wird.<br />

Die Preussag errichtet eine Versuchsanlage zur<br />

Herstellung von Urankonzentrat auf dem Gelände<br />

ihrer Seltenerdmetallanlage in Gandersheim. Die<br />

Urangesellschaft beteiligt sich mit 10 Prozent an<br />

der Société des Mines de l’Aïr (SOMAIR) in Arlit in<br />

Niger. Die Beteiligung an der Abnahme der Produktion<br />

soll bei einem Drittel liegen.<br />

Im Februar 1969 unterzeichnen und ratifizieren<br />

die ersten Staaten den Atomwaffensperrvertrag<br />

(Non-Proliferation Treaty/NPT). Die Gesellschaft<br />

für Kern<strong>for</strong>schung in Karlsruhe führt Experimente<br />

durch, die zu einer automatisierten Spaltstoffflusskontrolle<br />

in kerntechnischen Anlagen gemäß NPT<br />

führen sollen.<br />

In der THTR-Assoziation wurde ein Rechnerprogramm<br />

zur Speicherung und Verarbeitung der<br />

technischen Kernkraftwerksdaten entwickelt, das<br />

auch ein automatisches Erkennen von Fehlern in<br />

der Projektierungsphase ermöglicht und<br />

das auch auf andere Arten von Projekten<br />

angepasst werden kann. In den MZFR<br />

wird ein Doppelloop zum Test plutoniumhaltiger<br />

Brennstäbe eingebaut, die<br />

von natriumgefüllten Kapseln umhüllt<br />

werden. Die Loop-Kühlkreisläufe sind<br />

vom Hauptkühlkreislauf getrennt.<br />

waren die großen neuen Industrieansiedlungen in<br />

Hamburg in den Bereichen Aluminium- und Stahlherstellung.<br />

Baubeginn soll Anfang 1970 sein.<br />

Insgesamt bestehen in Deutschland Planungen zur<br />

Inbetriebnahme bzw. Errichtung von 19 Kernkraftwerken<br />

mit insgesamt 11.500 MW Leistung bis 1975<br />

inklusive der THTR- und SNR-Prototypen.<br />

Der Stromverbrauch 1968 betrug 210 TWh, die<br />

zu 97 Prozent im Inland gedeckt wurden, zu drei<br />

Prozent durch Import. Die Erzeugung lag bei 204<br />

TWh, davon 1,95 TWh mit Kernenergie.<br />

Betriebserfahrungen mit der<br />

„Otto Hahn“ und Konkretisierung der<br />

Anreicherungskooperation<br />

Im März 1969 fand die erste Atlantikfahrt der „Otto<br />

Hahn“ statt. Auf dieser konnte der Reaktorbetrieb<br />

unter der Bedingung rauer See bei Windstärken von<br />

8 bis 10 erprobt werden, nachdem es bei kurzen<br />

Fahrten in der Nordsee nur ruhiges Wetter gab. Die<br />

Messungen zu den Schlinger- und Stampfbewegungen<br />

des Schiffes und der Reaktoranlage ergaben,<br />

dass sich alles im Rahmen der eingeplanten Parameter<br />

hielt. Die zweite große Erprobungsfahrt in<br />

den Südatlantik zeigte, dass auch unter tropischen<br />

Klimabedingungen ein einwandfreier Reaktorbetrieb<br />

gewährleistet ist. Die Reaktortechnik muss<br />

allerdings in einem klimatisierten Raum betrieben<br />

werden. Bei Versuchen mit abgeschalteter Klimaanlage<br />

zeigte sich, das empfindliche Messkanäle der<br />

Reaktorinstrumentierung wegen über den Spezifikationen<br />

liegenden Bedingungen ungenaue Ergebnisse<br />

geliefert haben. Die bisherigen Erfahrungen<br />

mit dem marinen Einsatz zeigen, dass künftige<br />

Schiffsreaktoren günstiger und kompakter gebaut<br />

Das Badenwerk und die Energieversorgung<br />

Schwaben verfolgen gemeinsam<br />

das Projekt eines Kernkraftwerks bei<br />

Bruchsal in der Gemeinde Oberhausen<br />

mit einer Leistung von 630 MW zur<br />

Inbetriebnahme 1974. Der Standort des<br />

zweiten Kernkraftwerks in Norddeutschland<br />

soll von Stadland verlegt werden,<br />

entweder nach Brunsbüttelskoog oder<br />

nach Geestacht. Entscheidend für den<br />

Beschluss für ein zweites Kernkraftwerk<br />

| Abb. 25<br />

Hauptleistand der Otto Hahn zur Überwachung, Regelung und Schaltung der Maschinenund<br />

Reaktoranlage des Schiffes.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

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werden können. Der Fortschrittliche Druckwasserreaktor<br />

ist für eine Laständerungsgeschwindigkeit<br />

von einem Prozent pro Sekunde über den gesamten<br />

Lastbereich ausgelegt. Zusätzlich ist eine maximale<br />

Laständerungsgeschwindigkeit bis vier Prozent pro<br />

Sekunde zugelassen.<br />

In den Verhandlungen zwischen Deutschland,<br />

Großbritannien und den Niederlanden über Urananreicherung<br />

mit Zentrifugentechnik wird vereinbart,<br />

zwei gemeinsame Unternehmen aufzubauen,<br />

eines für den Bau der Zentrifugen und eines für den<br />

Betrieb der Anreicherungsanlagen. Ein gemeinsamer<br />

Ausschuss soll die Zusammenarbeit überwachen.<br />

Die ersten Anreicherungsanlagen sollen in<br />

den Niederlanden und im Vereinigten Königreich<br />

entstehen, die Verwaltung soll nach Deutschland<br />

kommen. Als Grundsätze für die Zusammenarbeit<br />

wird festgelegt, dass Vereinbarungen im Einklang<br />

mit dem NPT stehen müssen, dass das Projekt<br />

ausschließlich friedlichen Zwecken dient und dass<br />

nur geringe Anreicherungsgrade möglich sein sollen.<br />

Am 1. April 1969 wird die Kraftwerk Union (KWU)<br />

gegründet. KWU übernimmt auch Planung und Bau<br />

von Kernkraftwerken, nicht aber von Kernreaktoren<br />

(NSSS).<br />

| Abb. 26<br />

Neuartiges kastenloses Brennelement mit Fingerregelstab für<br />

das KKW Obrigheim.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

Der Aufschwung am Kraftwerksmarkt<br />

wird konkret und die Kerntechnische<br />

Gesellschaft wird gegründet<br />

Im April 1969 sind sechs Kernkraftwerke mit einer<br />

Leistung von 890 MW in Betrieb und Kernkraftwerke<br />

mit einer Leistung von 1.440 MW sind in Bau, so dass<br />

die Kernkraftkapazität bis Ende 1972 auf 2.330 MW<br />

steigen soll. Einer allseits akzeptierten Prognose nach<br />

soll es 1980 eine installierte Kernkraftleistung von<br />

25.000 MW geben. Es wird in den kommenden 12<br />

bis 15 Monaten mit Bestellungen von fünf oder sechs<br />

Kernkraftwerken mit zusammen etwa 4.000 MW<br />

Leistung gerechnet. Dabei wird von Investitionen<br />

in Höhe von mindestens 2,5 Milliarden DM augegangen.<br />

Insgesamt sind 12 Kernkraftwerksprojekte<br />

in Planung, davon zwei Prototypenanalgen mit 300<br />

MW (THTR, SNR) und drei Industriekraftwerke mit<br />

Prozessdampfauskopplung, die von BASF, Salzgitter<br />

und CWH/VEW vorangetrieben werden im Raum<br />

Mannheim-Ludwigshafen, in Salzgitter und in Marl.<br />

Bis 1977 sollen 6.850 MW in Betrieb genommen<br />

werden. Für das Kernkraftwerk Biblis liegen Angebote<br />

vor, die Genehmigung ist beantragt. Für das<br />

Kernkraftwerk Lauffen liegen ebenfalls Angebote<br />

vor und die Genehmigung ist beantragt. Die Großkraftwerk<br />

Franken AG plant, in der ersten Hälfte der<br />

siebziger Jahre ein Kernkraftwerk im Raum südlich<br />

von Nürnberg zu errichten.<br />

Parallel zum THTR-300 soll eine Anlage von 600<br />

MW Leistung mit geschlossener Gasturbine von<br />

BBC, GHH und KFA Jülich entwickelt werden, die<br />

Brennstoffentwicklung soll bei NUKEM erfolgen.<br />

Als Standort für den THTR wird Schmehausen bei<br />

Hamm ausgewählt.<br />

Das niederländische EVU PZEM bestellt bei KWU<br />

für den Standort Borssele einen Siemens-Druckwasserreaktor<br />

mit 400 MW Leistung. Die Anlage<br />

stellt eine Mischung der Anlagentechnik der Kernkraftwerke<br />

Obrigheim und Stade dar. Das Kernkraftwerk<br />

Borssele ging 1973 in Betrieb, hatte 2022 eine<br />

Arbeitsverfügbarkeit von 94,1 Prozent und hat eine<br />

Betriebserlaubnis bis 2033.<br />

Im April 1969 wird die Kerntechnische Gesellschaft<br />

(KTG) zur Förderung des Fortschritts von Wissenschaft<br />

und Technik auf dem Gebiet der friedlichen<br />

Nutzung der Kernenergie gegründet. Ziel der<br />

Gesellschaft ist die Ermöglichung interdisziplinärer<br />

Kontakte und Diskussionen für Einzelmitglieder. Die<br />

Gründungsversammlung findet in der Aula der Uni<br />

Frankfurt mit 163 Mitgliedern statt.<br />

Eine Erhebung der <strong>atw</strong> zu den Beschäftigten in<br />

der Branche 1969 ergibt eine Gesamtzahl von ca.<br />

23.000, davon rund 9.000 in Kern<strong>for</strong>schungseinrichtungen,<br />

rund 11.000 in der Industrie und rund<br />

3.000 in Hochschul- und Max-Planck-Instituten<br />

sowie sonstigen Bereichen. Den Tätigkeitsfeldern<br />

nach sind etwa 7.000 Beschäftigte in der Produktion<br />

und 16.000 in Lehre, Forschung und technischer<br />

Entwicklung tätig. In der Umfrage wurden 84 Unternehmen<br />

der Branche erfasst.<br />

BASF beantragt eine Genehmigung für ein Kernkraftwerk<br />

im Bereich Mannheim-Ludwigshafen. Es sind<br />

zwei Blöcke à 600 MW vorgesehen und ein großer<br />

Teil der Leistung soll als Dampf entnommen werden.<br />

Der Auftrag für das Kernkraftwerk Biblis geht an<br />

KWU. Das Bayernwerk strebt an, vier Kernkraftwerke<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 77<br />

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in Bayern zu errichten, drei an der Donau, eines in<br />

Mittelfranken. Die Farbenfabriken Bayer planen ein<br />

KKW mit 600 MW Leistung im Raum Leverkusen,<br />

Krefeld, Uerdingen, Dormagen.<br />

Für die Reaktorstation Geestacht wurden zwei<br />

weitere Bestrahlungseinrichtungen angeschafft und<br />

für den Ausbau des Deutschen Elektronensynchrotron<br />

(DESY) in Hamburg wurden 100 Millionen DM<br />

bewilligt, zu 90 Prozent vom Bund, zu 10 Prozent<br />

von der Hansestadt Hamburg.<br />

Siemens übernimmt die Anteile von North American<br />

Rockwell bei INTERATOM sowie weitere Anteile und<br />

wird 60 Prozent von INTERATOM übernehmen. Die<br />

AEG-Gruppe wiederum wird wegen der Zusammenarbeit<br />

bei natriumgekühlten schnellen Brütern<br />

die Hälfte der Siemens-Anteile übernehmen. KWU<br />

und NUKEM gründen die Reaktor-Brennelemente<br />

GmbH, die 1974 zur Reaktor-Brennelemente Union<br />

umfirmieren wird.<br />

Bei der Reaktortagung des Deutschen Atom<strong>for</strong>ums<br />

und der neu gegründeten Kerntechnischen Gesellschaft,<br />

die erstmals stattfindet, ist die Reaktorsicherheit<br />

ein wesentliches Thema unter seinen<br />

verschiedensten Aspekten: Reaktorverhalten, Simulation,<br />

Thermohydraulik, Materialeigenschaften,<br />

Reaktorinstrumentierung und -steuerung, Betriebsverhalten<br />

und -erfahrung, Komponentenauslegung,<br />

Störfallbetrachtung, Materialprüfung und Qualitätskontrolle.<br />

Der Hamburger Hafen soll der Standort für das dritte<br />

norddeutsche Kernkraftwerk werden, da die neuen<br />

Anlagen der Aluminium- und Stahlindustrie bereits<br />

in ihren ersten Ausbaustufen 600 MW elektrischer<br />

Leistung benötigen. Die BASF erhält vom Institut für<br />

Reaktorsicherheit das Sicherheitsgutachten für die<br />

drei in Betracht gezogenen Reaktortypen DWR, SWR<br />

und AGR (Advanced Gas-Cooled Reactor). Alle drei<br />

könnten bei Erfüllung zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen<br />

im Bereich des BASF-Stammwerks errichtet<br />

werden.<br />

Von der USAEC werden 110 Kilogramm Plutonium<br />

für das Schnelle-Brüter-Programm nach Deutschland<br />

geliefert. Die Vereinbarung dazu wurde zwischen<br />

dem Repräsentanten der Vereinigten Staaten bei den<br />

Europäischen Gemeinschaften und der Versorgungsagentur<br />

der Europäischen Kommission geschlossen.<br />

ALKEM liefert die ersten drei Gramm Americium-241<br />

an das Institut für Radiochemie der Gesellschaft für<br />

Kern<strong>for</strong>schung. Das Americium-241 mit einer Reinheit<br />

von mindestens 99 Prozent in Form von AmO2<br />

wurde aus Abfalllösungen der Plutoniumaufarbeitung<br />

gewonnen und wird als langlebiger Alpha- und<br />

Gammastrahler sowie als Brutstoff zur Erzeugung<br />

von Transamericium-Elementen insbesondere<br />

Curium genutzt.<br />

Der deutsche Naturschutzring, Spitzenvereinigung<br />

der Naturschutzvereine erhebt grundsätzlich<br />

keine Einwände gegen die friedliche Nutzung der<br />

Kernenergie zur Stromerzeugung sofern alle technisch<br />

möglichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen<br />

wurden, verleiht aber seiner Besorgnis über die<br />

mögliche große Zahl von Kernkraftwerken bis zum<br />

Jahr 2000 sowie über die anfallenden radioaktiven<br />

Abfälle Ausdruck, für die konstruktive Lösungen<br />

gefunden werden müssten.<br />

Kernenergie zeigt erste positive<br />

Auswirkungen auf die Wirtschaftsstruktur<br />

Es zeigen sich bereits im Jahr 1969 positive wirtschaftsstrukturelle<br />

Auswirkungen der Kernenergie<br />

in Deutschland. Das revierferne Baden-Württemberg<br />

erhält erstmals Zugang zu großen Mengen an günstiger<br />

Energie und an den norddeutschen Standorten<br />

sind umfangreiche neue Industrieansiedelungen in<br />

Gang gekommen. Auch die Strukturen der Reaktorbauindustrie<br />

und der Elektrizitätswirtschaft werden<br />

durch den sehr starken Trend zu sehr großen Blockleistungen<br />

im Sinne einer unternehmerischen Konsolidierung<br />

bzw. intensiver Kooperation verändert.<br />

Das Badenwerk und Großkraftwerk Mannheim<br />

(GKM) fassen als vierten Standort in Baden-Württemberg<br />

ein Kernkraftwerk nördlich Mannheim ins<br />

Auge. Das Projekt soll eine Leistung von 700 bis 800<br />

MW haben und Strom auch an das Pfalzwerk und<br />

die Stadt Mannheim liefern. GKM plant für Ende<br />

der siebziger Jahre ein weiteres Kernkraftwerk bei<br />

Wörth auf der Karlsruhe gegenüber liegenden Seite<br />

des Rheins und als Standort für das zweite norddeutsche<br />

Kernkraftwerk wird Brunsbüttelkoog festgelegt.<br />

Die CDU und die SPD in Nordrhein-Westfalen legen<br />

Energiekonzepte mit kombinierter Nutzung von<br />

Kohle und Kernenergie vor. Dabei soll mit nuklearer<br />

Wärme Kohle vergast werden, wodurch der Absatz<br />

von Kohle auch ohne Subventionen gesichert werden<br />

und eine „Gegenmacht“ zum Erdöl geschaffen<br />

werden könnte. Aus heutiger Sicht eine aberwitzige<br />

Vorstellung, die Kernenergie dazu zu nutzen, eine<br />

„All-Coal-Society“ zu schaffen.<br />

Die Euratom-Versorgungsagentur und die USAEC<br />

schließen ein weiteres Abkommen über die Lieferung<br />

von 200 Kilogramm Plutonium für die Herstellung<br />

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der SNR-Brennelemente durch ALKEM. Die NUKEM<br />

erweitert das Lieferprogramm für Beschleunigertargets<br />

und an der KFA Jülich gibt es ein neues Zentrallabor<br />

für Chemische Analyse. An der TH München<br />

wird mit Beginn zum Wintersemester 1969/70 ein<br />

2-semestriger Aufbaustudiengang Kerntechnik<br />

eingerichtet. Im Kernkraftwerk Beznau in der<br />

Schweiz wurde die Rohrleitungsmontage durch<br />

Mannesmann abgeschlossen und Anfechtungsklagen<br />

gegen die Teilerichtungsgenehmigung für das KKW<br />

Würgassen wurden abgewiesen. Das Steinkohleverstromungsgesetz<br />

soll nun nicht verlängert werden,<br />

womit ein Faktor der immer als Hemmnis für den<br />

Ausbau der Kernenergie in Deutschland diskutiert<br />

wurde, entfallen würde.<br />

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde hat eine<br />

Studie zu den „Auswirkungen der Einleitung von<br />

Warmwasser auf die Gewässer“ vorgelegt. Die Studie<br />

betrachtet neben den wärmeabgebenden Anlagen<br />

selbst und ihren Auswirkungen auch mögliche<br />

Beschränkungen der Einleitung sowie schadenabwehrende<br />

Maßnahmen, überregionale Planung und<br />

verbesserte Kühlverfahren.<br />

Mit KKW-Projekt Biblis erreicht<br />

Deutschland eine technologische<br />

Spitzenposition<br />

Der Auftrag für das Kernkraftwerk Biblis mit einer<br />

Leistung von nun 1.150 MW wird an KWU und Hochtief<br />

vergeben. Der Turbosatz, bei dem es sich um den<br />

größten jemals bestellten Turbosatz der Welt handelt,<br />

soll im Werk Mülheim der KWU gefertigt werden. Die<br />

Fertigung des RDB mit 540 Tonnen Gewicht soll bei<br />

der GHH Sterkrade erfolgen, diejenige der Dampferzeuger<br />

mit 300 Tonnen Gewicht bei der Deutschen<br />

Babcock & Wilcox. Die Dampferzeugerheizrohre mit<br />

einer Gesamtlänge von 300.000 Metern sollen von<br />

Mannesmann gefertigt werden. Der RWE-Bauentschluss<br />

für das KKW Biblis, dessen Leistung noch auf<br />

1.200 MW aufgestockt wird, wird als maßgeblicher<br />

Faktor für die Zukunft des Ausbaus der Kernenergie<br />

in Deutschland betrachtet. Für die Reaktoranlage<br />

selbst liegen Angebote für einen Siemens Druckwasserreaktor<br />

und einen AEG/GE-Siedewasserreaktor<br />

vor. Der Gesamtkapitalbedarf liegt bei 750 Millionen<br />

DM, der Personalbedarf für den Betrieb der Anlage<br />

wird mit 130 Beschäftigten angenommen. Eine<br />

Vergleichsrechnung zeigt, dass die Errichtung von<br />

zwei kleineren Blöcken mit je 575 MW Leistung zu<br />

20 Prozent höheren Stromgestehungskosten führen<br />

würde. Ein Ölkraftwerk würde zu 30 Prozent, ein<br />

Steinkohlekraftwerk zu 60 Prozent höheren Kosten<br />

führen. Hinsichtlich der Lastfolgefähigkeit ist vorgesehen,<br />

dass die Leistungsregelung zwischen 30 und<br />

100 Prozent der Leistung bei konstanter mittlerer<br />

Kühlmitteltemperatur stattfinden kann und das<br />

im oberen Leistungsbereich Lastsprünge von ± 15<br />

Prozent pro Minute möglich sein sollen, was rund<br />

170 MW entspricht.<br />

Jülich wird als Sitz der URANIT GmbH (Uran-<br />

Isotopentrennungs-Gesellschaft) bestimmt, die<br />

zum Betrieb der Urananreicherungsanlage und als<br />

deutsche Vertretung in der britisch-deutsch-niederländischen<br />

Zusammenarbeit bei Gaszentrifugenanlagen<br />

dienen soll. Anteilseigner sind die Farbwerke<br />

Hoechst, die Gelsenkirchener Bergwerks AG und<br />

die NUKEM. Bensberg bei Köln wird Sitz der Zentrifugenentwicklungsgesellschaft<br />

Gesellschaft für<br />

Nukleare Verfahrenstechnik (GNV). Anteilseigner<br />

sind INTERATOM, Dornier, ERNO und MAN. Dort<br />

soll auch die internationale Dachgesellschaft ihren<br />

Sitz haben.<br />

Im KFK findet die erste Verarbeitung bestrahlter<br />

Plutoniumkapseln aus dem belgischen Forschungsreaktor<br />

BR-2 zur Gewinnung von Americium-243,<br />

Plutonium-242 und Curium-244 statt. AEG-Telefunken<br />

und die italienische CNEN (Comitato<br />

Nazionale per l’Energia <strong>Nuclear</strong>e) bauen ein Plutonium-Brennelement,<br />

das 1970 im VAK Kahl eingesetzt<br />

werden soll.<br />

| Abb. 27<br />

Curium-242 Isotopenbatterie in Funktion.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 79<br />

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Nach viereinhalb Jahren Bauzeit erreicht der<br />

HDR Großwelzheim im Oktober Erstkritikalität.<br />

Die öffentlichen Ausgaben für die Kernenergie in<br />

Deutschland zu denen auch die Finanzierung des<br />

HDR-Prototypen zählt, belaufen sich im Zeitraum<br />

1956 bis 1969 auf 7,2 Milliarden DM.<br />

| Abb. 28<br />

Heißdampfreaktor Großwelzheim neben VAK Kahl. <br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

Weitere Bestellungen von<br />

Kernkraftwerken folgen und der<br />

NPT wird unterschrieben<br />

Die HEW bestellt bei KWU das Kernkraftwerk Brunsbüttelkoog<br />

mit einer Leistung von 794 MW, an dem<br />

auch die NKW beteiligt ist. Erstmals bei einem Siedewasserreaktor<br />

werden acht interne Axialpumpen<br />

zur Umwälzung des Kühlmittels vorgesehen. RWE<br />

hat für das Kernkraftwerk Höchst der Farbwerke<br />

Hoechst Angebote abgefragt. Babcock & Wilcox<br />

hat einen AGR, KWU einen DWR oder SWR angeboten.<br />

Die Energieversorgung Schwaben erteilt<br />

ihre Zustimmung zum Bau eines Kernkraftwerks<br />

in Eichau bei Oberhausen im Landkreis Bruchsal.<br />

Eine Anlage mit 750 MW Leistung soll als erster<br />

Block eines Großkernkraftwerks in Betrieb gehen.<br />

BBC/B&W bieten einen AGR, BBC/GE einen SWR<br />

und KWU sowohl einen DWR als auch einen SWR.<br />

Das Projekt des Kernkraftwerks Lauffen, das ebenfalls<br />

von der Energieversorgung Schwaben verfolgt<br />

wird, bleibt demgegenüber noch offen.<br />

Mit der Bildung einer neuen Bundesregierung<br />

aus SPD und FDP wird Prof. Hans Lassink neuer<br />

Forschungsminister als Nachfolger von Gerhard<br />

Stoltenberg und aus dem Bundesministerium für<br />

wissenschaftliche Forschung (BMwF) wird das<br />

Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft<br />

(BMBW).<br />

Die Gesellschaft für Kern<strong>for</strong>schung bestellt bei<br />

NUKEM einen 14 Tonnen schweren Uranmetallblock,<br />

der in der thermischen Säule des FR-2 in<br />

Karlsruhe zum Zweck der Grundlagen<strong>for</strong>schung<br />

in der Kernphysik genutzt werden soll. Der Block<br />

besteht aus vernickelten Metallklötzen unterschiedlicher<br />

Größe.<br />

In Karlsruhe ist der bislang größte Natrium-Loop<br />

in Betrieb gegangen, um Brennelement-Tests und<br />

Korrosionsuntersuchungen durchzuführen. Die<br />

Befüllung der Ablassbehälter des Sekundär- und<br />

dann des Primärkreises der KNK mit Natrium erfolgt<br />

durch die Degussa.<br />

Die BBC Mannheim schließt ein internationales<br />

AGR-Lizenzabkommen mit der britischen BNDC<br />

(British <strong>Nuclear</strong> Design and Construction) und<br />

bietet bei verschiedenen Ausschreibungen AGRs<br />

an.<br />

KSB berichtet, dass es als weltweit einziger Hersteller<br />

Primärumwälzpumpen für sämtliche Reaktoren<br />

bieten kann und dass das Geschäft mit Kernkraftwerken<br />

im nuklearen und konventionellen Teil der<br />

Anlagen bereits 25 Prozent des Gesamtumsatzes<br />

des Unternehmens ausmache. Der jüngste Auftrag<br />

sind die Hauptkühlmittelpumpen für das Kernkraftwerk<br />

Biblis. Die KWU erhielt von der STEAG einen<br />

Auftrag für eine Gas- und eine Dampfturbine zum<br />

Bau einer neuartigen kombinierten Gas- und Dampfkraftwerksanlage.<br />

Die Druckprobe des RDB für das Kernkraftwerk<br />

Stade ist bei Klöckner-Werke/Georgsmarienwerke<br />

erfolgreich verlaufen. Der Betriebsdruck im KKW<br />

wird 157 atü bei 316 °C betragen, die Auslegung<br />

des Behälters ist auf 175 atü bei 350 °C bestimmt<br />

und die Druckprobe erfolgte bis 232 atü. Dabei<br />

wurden an 554 Stellen an der Innen- und Außenhaut<br />

die Ver<strong>for</strong>mung des Behälters vermessen und<br />

mit einem Computer die auftretenden Spannungen<br />

im 280 Tonnen schweren Behälter berechnet.<br />

Die Volkskammer der DDR ratifiziert im September<br />

1969 den Nicht-Verbreitungsvertrag. Bundeskanzler<br />

Willy Brandt kündigt die Unterzeichnung durch die<br />

Bundesrepublik nach noch ausstehenden Klärungen<br />

entsprechend der Beschlüsse der vorherigen Regierung<br />

aus CDU/CSU und SPD an.<br />

Die kerntechnische Branche schlägt im Zuge der<br />

geplanten Re<strong>for</strong>men im Bereich Bildung und<br />

Forschung vor, das BMBW zu re<strong>for</strong>mieren und etwa<br />

die Fragen im Zusammenhang mit etablierten,<br />

„konventionellen“ Reaktortypen auszugliedern, so<br />

dass eine Konzentration auf die Entwicklung neuer<br />

Reaktortypen erfolgen kann. Im gleichen Sinne wird<br />

ge<strong>for</strong>dert, die Sicherheitsbewertung etablierter<br />

Technologien an eine neu zu schaffende Zentralstelle<br />

zu übergeben, die für einheitliche Standards in<br />

allen Bundesländern sorgt. Die Reaktorsicherheitskommission<br />

soll sich dann auf neue Reaktortypen<br />

konzentrieren.<br />

Energy Special Topic Policy, | Economy A Journey and through Law German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

<strong>Nuclear</strong> Kommerzieller Energy Durchbruch under Article für 6.8 die of Kernenergie the Paris Agreement und massive ı Henrique Forschungsanstrengungen Schneider ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Die nach damaligem Empfinden beträchtliche<br />

Verzögerung von einem Jahr bei der Errichtung<br />

des HDR war vor allem von Schwierigkeiten bei der<br />

Brennelement-Entwicklung bestimmt. Zusätzlich<br />

zu dem eingeschütteten UO2-Pulver werden in die<br />

annularen Brennstäbe auch Ringpellets eingebaut<br />

um die mechanischen Abbrandeigenschaften zu<br />

verbessern, d.h. die Verschiebung der beiden Röhren<br />

gegeneinander im Lauf des Betriebs zu verhindern.<br />

Der Leistungsanstieg beim Reaktor ist ab 3 MW thermischer<br />

Leistung von insgesamt 100 MW thermisch<br />

auf 10 Prozent Leistungssteigerung pro Stunde<br />

begrenzt.<br />

Die atomrechtliche Genehmigung für die Errichtung<br />

des KKW Brunsbüttel wird Ende 1969 beantragt. Die<br />

Krupp Maschinen- und Stahlbau wird den Sicherheitsbehälter<br />

für das KKW Biblis bauen. Der Behälter<br />

soll 56 Meter Durchmesser haben, 2.400 Tonnen<br />

wiegen und 9 Millionen DM kosten. Er soll von Mitte<br />

1970 bis Anfang 1972 montiert werden.<br />

Die Gründung einer Projektgesellschaft Schneller<br />

Brüter von RWE (70 %), Samenwerkende Electriciteits-Procluctiebedrijven<br />

(SEP) (NL, 15 %) und<br />

Synatom S.A (B, 15 %) schafft die vertraglichen<br />

und finanziellen Voraussetzungen für den Bau<br />

des 300-MW-SNR-Prototypen. Am FR-2 wird der<br />

Hüllenschaden Dampfkreislauf (HSD) erstmals mit<br />

einem Brennstabprüfling mit einem simulierten<br />

Hüllenschaden in Betrieb genommen.<br />

Am IPP Garching gab es Erfolge bei der Herstellung<br />

eines stabilen Einschlusses von Modellplasmen in<br />

der ringförmigen Stellarator-Anordnung „Wendelstein“.<br />

Versuche zum Einschluss dichter Plasmen, die<br />

durch magnetische Kompression erzeugt wurden,<br />

oberhalb von 10 Millionen Grad waren ebenfalls<br />

erfolgreich. Damit sind die Aussichten von Stellarator-Anordnungen<br />

für Fusionsreaktoren gestiegen.<br />

Die Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet den<br />

Nicht-Verbreitungsvertrag und übergibt eine Note,<br />

dass aus Sicht der Bundesregierung der Vertrag<br />

niemals so ausgelegt oder angewendet werden darf,<br />

dass Forschung und Entwicklung auf dem betreffenden<br />

Gebiet behindert oder unterbunden wird. Es<br />

wird betont, dass zwischen den Zielen des NPT- und<br />

des Euratom-Vertrags keine Unvereinbarkeit besteht<br />

und dass der Verpflichtung zum Abschluss eines<br />

Sicherungsabkommens zwischen Euratom und der<br />

IAEA genüge getan werden kann. Die Ratifikation<br />

des Vertrags soll erst erfolgen, wenn in den Verhandlungen<br />

zwischen Euratom und der IAEA eine Einigung<br />

erzielt wurde. Eine ähnliche Note hat auch die<br />

italienische Regierung übergeben.<br />

Fazit<br />

Die Jahre 1966 bis 1969 sind eine der intensivsten<br />

Phasen der Kernenergieentwicklung in Deutschland<br />

in denen sowohl der Durchbruch bei der kommerziellen<br />

Nutzung der Kernkraft mit den Leichtwasserreaktoren,<br />

der Einstieg in die eigenständige Kontrolle<br />

des Brennstoffzyklus sowie eine enorme Expansion<br />

und Diversifizierung der Forschung erreicht werden.<br />

Zugleich kann man trotz des signifikanten Ausbaus<br />

auch der industriellen Forschungs- und Entwicklungskapazitäten<br />

und der Beteiligung der Industrie<br />

an den wesentlichen Forschungsvorhaben eine wachsende<br />

Trennung zwischen den Sphären der Industrie<br />

und denen der Forschung erkennen. Während erstere<br />

in einem sehr harten Preis- und Kostenwettbewerb<br />

die Verheißungen der Kerntechnik in konkrete, oft<br />

mühselig zu optimierende aber am Ende meist langfristig<br />

erfolgreiche Projekte umsetzt und dabei auch<br />

Durststrecken zu überstehen hat, entschwindet die<br />

Forschung in Teilen in höhere Sphären und weitreichende<br />

Visionen, was durch eine große finanzielle<br />

Expansion der Forschungsförderung möglich wird.<br />

So werden in dieser Zeit drei große Forschungsprogramme<br />

vorangetrieben, die sich in heutiger<br />

Rückschau entweder prinzipiell oder in den konkret<br />

verfolgten Konzepten als Sackgassen erwiesen<br />

haben. Nur eines dieser Programme wurde rechtzeitig<br />

als Sackgasse erkannt und beendet, mit der<br />

Folge, dass die beiden anderen mit umso größerer<br />

Intensität und Finanzierung weitergetrieben wurden.<br />

Allerdings war das Ende der sechziger Jahre noch<br />

nicht so deutlich erkennbar und entsprach durchaus<br />

dem Vorgehen anderer Länder. Im Gegensatz dazu<br />

war die Kooperation von Forschung, Industrie und<br />

Politik im Brennstoffbereich von Erfolg gekrönt und<br />

wirft noch heute eine industrielle Rendite ab, selbst<br />

wenn etliche der damals erworbenen Fähigkeiten im<br />

Lauf der Zeit verloren gegangen sind<br />

– Fortsetzung folgt –<br />

Autor<br />

Nicolas Wendler<br />

Chefredakteur <strong>atw</strong> –<br />

<strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

nicolas.wendler@nucmag.com<br />

Nicolas Wendler ist seit August 2013 Leiter Presse und Politik von Kerntechnik<br />

Deutschland e. V./Deutsches Atom<strong>for</strong>um e. V. und war davor seit März 2010 als<br />

Referent Politik dort beschäftigt. Er war zuvor als <strong>International</strong>er Referent für die<br />

internationalen Beziehungen der Jungen Union Deutschlands zuständig und hat<br />

unter anderem Themen der Energie-, Klima- und Wirtschaftspolitik für die Organisation<br />

bearbeitet. Seit Januar 2022 ist er außerdem Chefredakteur der <strong>atw</strong> –<br />

<strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong>. Wendler hat in München und Bordeaux<br />

Politische Wissenschaft sowie Volkswirtschaftslehre und (Nord-) Amerikanische<br />

Kulturgeschichte studiert.<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 81<br />

Special Topic | A Journey through Energy German Policy, <strong>Nuclear</strong> Economy Technology and Law<br />

Kommerzieller Durchbruch <strong>Nuclear</strong> für die Kernenergie Energy under und Article massive 6.8 of Forschungsanstrengungen the Paris Agreement ı Henrique ı Nicolas Schneider Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

82<br />

KTG-FACHINFO<br />

KTG-Fachinfo 15/2023 vom 04.10.2023:<br />

Regierungskonferenz<br />

”Roadmaps to New <strong>Nuclear</strong>“ in Paris<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der KTG,<br />

am 28. und 29. September fand in Paris die ge meinsam<br />

von der französischen Regierung und der <strong>Nuclear</strong> Energy<br />

Agency (NEA) der OECD organisierte Konferenz „Roadmaps<br />

to New <strong>Nuclear</strong>“ statt. An der Konferenz nahmen Energieminister<br />

aus 20 Staaten teil, um gemeinsam weltweit<br />

Nutzung und Ausbau der Kernenergie zur Erreichung der<br />

Klimaziele und zur Sicherung der Energieunabhängigkeit<br />

zu beraten. Die Energieminister von Bulgarien,<br />

Kanada, Tschechien, Estland, Finnland, Frankreich, Ghana,<br />

Ungarn, Japan, Korea, Polen, Rumänien, den Niederlanden,<br />

Slowakei, Slowenien, Schweden, Türkei, Ukraine,<br />

des Vereinigten Königreichs und der Vereinigten Staaten<br />

– Italien nahm als Beobachter teil – haben dabei ein<br />

gemeinsames Communiqué verabschiedet.<br />

Darin wird die Kernenergie als sichere, bezahlbare und<br />

regelbare Energie gewürdigt, die seit einem halben Jahrhundert<br />

für Dekarbonisierung gesorgt hat und gegenwärtig<br />

10 Prozent der globalen Stromerzeugung bereitstellt.<br />

Dem langfristigen Betrieb der bestehenden Anlagen<br />

unter Einhaltung höchster Sicherheitsstandards sowie<br />

einer umfangreichen Errichtung neuer Anlagen wird eine<br />

maßgebliche Rolle bei der Erreichung eines 1,5-Grad-Ziels<br />

der Klimapolitik zugeschrieben. Die Kernkraft wird dabei<br />

in den größeren Kontext aller CO 2 -armen Erzeugungs<strong>for</strong>men<br />

gestellt, mit denen zusammen sie neben Energieeffizienz<br />

und Sparsamkeit Klimaschutz und Wohlstand<br />

ermöglichen soll.<br />

Brennstoff, Langzeitlagerung und Entsorgung sowie<br />

Neubauprojekte zu erleichtern und zugleich die wirtschaftlichen<br />

Risiken durch öffentliche Unterstützung<br />

zu verringern;<br />

a Ermutigung internationaler Entwicklungsbanken,<br />

internationaler und regionaler Finanzinstitutionen<br />

die Finanzierung von Nuklearprojekten in Betracht<br />

zu ziehen, mit den Zielen des Zugangs zu Energie, der<br />

Energiesicherheit und der Klimaprioritäten, soweit<br />

ihnen dies gestattet ist;<br />

a Ermutigung internationaler Finanzinstitutionen,<br />

Kernenergie – soweit dies zweckdienlich ist –<br />

gemeinsam mit allen anderen Null- und Niedrig-<br />

Emissionsenergiequellen in internationale Finanztaxonomien<br />

einzustufen;<br />

a Aufruf, Kernenergie stärker in den Umwelt-, Sozial-,<br />

und Governance-Regularien im internationalen<br />

Finanzsystem zu berücksichtigen.<br />

Politik und Regulierung<br />

a <strong>International</strong>e Zusammenarbeit sowie theo re-<br />

ti scher und praktischer Wissensaustausch um hilf -<br />

reiche politische Rahmenbedingungen, Regulierungsmethoden<br />

und Standards zu erhalten und zu<br />

schaffen, die den Ausbau der Kernenergie ermöglichen;<br />

a Gewährleistung sicherer und effizienter Entsorgungsstrategien<br />

durch Erfahrungsaustausch über Zwischenlagerung,<br />

Transport, Wiederaufarbeitung und<br />

Endlagerung von verbrauchten Brennelementen und<br />

hoch radioaktiven Abfällen.<br />

Die Unterzeichner beziehen sich auch auf die Unterstützung<br />

der Kernenergieentwicklung durch fünf der G7-Staaten<br />

beim Energieministergipfel in Sapporo im April und<br />

betrachten die Kernenergie als stabile und resiliente<br />

Stromquelle, als Antwort auf geopolitische Bedrohungen<br />

der Energiesicherheit bei Strom und Wärme sowie<br />

als Beitrag zur Diversifizierung der Energieversorgung<br />

sowohl für OECD-Staaten als auch für Schwellenländer,<br />

die Kernenergieprogramme planen. Ziel ist es dabei, den<br />

Zugang zu erheblichen Mitteln an Investitionskapital zu<br />

wettbewerbsfähigen Kapitalkosten zu ermöglichen, um<br />

internationale Kernenergieprojekte zu finanzieren.<br />

Inhaltlich wird im Communiqué ein breites Themenspektrum<br />

behandelt:<br />

Kernenergiefinanzierung<br />

a Untersuchung innovativer Finanzierungswege<br />

einschließlich öffentlich-privater Partnerschaft<br />

um den Zugang zu Kapital für Erneuerung und<br />

Nachrüstung, Langzeitbetrieb, verbrauchten<br />

Forschung und Entwicklung<br />

a Aktive Unterstützung und Förderung von öffentlicher<br />

Forschung und Entwicklung in Bezug auf Sicherheitsfragen,<br />

einen geschlossenen Brennstoffkreislauf und<br />

<strong>for</strong>tschrittliche Kerntechnologien einschließlich der<br />

Forschung an SMR, an Generation-IV-Reaktoren sowie<br />

anderen <strong>for</strong>tschrittlichen Konzepten, die erhöhte<br />

Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit bieten sowie<br />

Unterstützung der Forschung an der Fusionstechnologie<br />

einschließlich des ITER-Projekts.<br />

Lieferketten<br />

a Wiederholtes Bekenntnis zur Förderung eines<br />

ausgewogenen und verlässlichen Umfelds für den<br />

Handel mit Nukleargütern sowie zur Erleichterung<br />

eines reibungslosen grenzüberschreitenden Verkehrs<br />

von Waren und Dienstleistungen gleichgesinnter<br />

Staaten in Übereinstimmung mit unseren jeweiligen<br />

Gesetzen, Regeln und Politiken, wodurch integrierte<br />

Lieferketten zum wirtschaftlichen Vorteil aller unserer<br />

Länder ermöglicht werden.<br />

KTG-Fachinfo


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Brennstoffversorgung<br />

a Offenheit hinsichtlich der Ermittlung von Zusammenarbeitsmöglichkeiten<br />

bei strategischen Gelegenheiten im<br />

Uranabbau, bei der Konversion, der Anreicherung und<br />

der Brennelementherstellung um sichere und verlässliche<br />

Brennstoffversorgungsketten für die laufenden wie<br />

auch neue und <strong>for</strong>tschrittliche Reaktoren zu entwickeln.<br />

Qualifikation<br />

a Berücksichtigung des Kooperations- und Investitionsbedarfs<br />

bei Bildung und Trainingsprogrammen mit dem<br />

Ziel, ein qualifiziertes Arbeitskräftereservoir und einen<br />

nachhaltigen Fachkräftenachwuchs für die globale<br />

Kernindustrie zu entwickeln, die in der Lage sind, den<br />

Bau, den Betrieb und den Unterhalt von bestehenden<br />

und neuen Kernkraftwerken sowie Rückbau und<br />

Entsorgung zu gewährleisten;<br />

a Überzeugung, dass ein innovatives und diverses<br />

Beschäftigtenpotential dieses Vorhaben unter stützen<br />

wird. In diesem Sinne wird der Erfolg der OECD NEA<br />

begrüßt, einen Konsens unter NEA-Mitgliedern<br />

hinsichtlich einer Verbesserung des anteiligen<br />

Geschlechterverhältnisses im Nuklearsektor erreicht zu<br />

haben.<br />

Dialog mit der Öffentlichkeit<br />

a Anerkennung und Bekräftigung der <strong>for</strong>tdauernden<br />

Bedeutung des Dialogs mit der Öffentlichkeit mit<br />

transparenten, inklusiven und verantwortlichen<br />

demokratischen Entscheidungsfindungsprozessen in<br />

der Entwicklung und Realisierung von Kernenergieprojekten,<br />

die von einer eindeutigen Sicherheitsorientierung<br />

unter Berücksichtigung internationaler bester<br />

Praxis gestützt werden.<br />

Innovation im Energiesystem<br />

a Bekenntnis zur Förderung und Anreizung der Errichtung<br />

von hybriden Energiesystemen, die alle Null-Emissions-Energiequellen<br />

einschließlich nuklearer und<br />

erneuerbarer Energien integrieren, um die er<strong>for</strong>derliche<br />

Geschwindigkeit, den Umfang und die Robustheit zu<br />

erreichen, die für den Übergang zu einer Netto-Nullemissionswirtschaft<br />

er<strong>for</strong>derlich sind;<br />

a Anerkennung der Rolle, die Wasserstoff von Null- oder<br />

Niederemissionsquellen einschließlich nuklearer<br />

Technologien bei der Dekarbonisierung der schwierigen<br />

Industrien als ein Vektor der Energiewende mit positiven<br />

Wirkungen auf die kostenmäßige Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Wasserstoffmarktes und seiner Lieferketten<br />

spielen kann.<br />

<strong>International</strong>e Zusammenarbeit<br />

a Aufbauend auf dem Erfolg des ersten „Roadmaps to<br />

New <strong>Nuclear</strong>”-Treffens wird die NEA aufge<strong>for</strong>dert, sich<br />

mit den Stakeholdern in den Staaten zu koordinieren,<br />

um ein Netz von führenden Industrievertretern,<br />

Regierungsvertretern, Forschern und Fachleuten als<br />

einen praktischen, lösungsorientierten Ansatz zur<br />

Unterstützung von Entscheidungsträgern zu entwickeln<br />

und zu unterstützen, um das volle Potential des Langzeitbetriebs<br />

großer Reaktoren, von großen Neubauprojekten<br />

sowie der Entwicklung und Realisierung von SMR für<br />

die Stromerzeugung und industrielle Anwendungen<br />

auszuschöpfen.<br />

a In Anerkennung der Dringlichkeit dieses Vorhabens wird<br />

die NEA aufge<strong>for</strong>dert, unverzüglich <strong>for</strong>t zu fahren und<br />

einen vollständigen Fortschrittsbericht zur Vorlage auf<br />

dem zweiten „Roadmaps to New <strong>Nuclear</strong>“-Treffen in<br />

2024 vorzulegen.<br />

Das Communiqué <strong>for</strong>dert auch die EU dazu auf, sich an<br />

der Förderung der Kernenergie zu beteiligen, was als<br />

künftige Möglichkeit kurz zuvor erstmals von Kommissionspräsidentin<br />

von der Leyen angedeutet und anlässlich des<br />

Treffens sogleich von der französischen Energieministerin<br />

Pannier-Runnacher begrüßt wurde. Der EU-Binnenmarktkommissar<br />

Breton identifizierte die drei Gebiete Finanzierung,<br />

Qualifikation und Innovation als diejenigen, bei<br />

denen die Kernenergie öffentliche Unterstützung benötige.<br />

Parallel zu dem Ministertreffen fand ein Treffen von rund<br />

dreißig Industrievertretern von neun internationalen Organisationen<br />

der kerntechnischen Wirtschaft statt. Auch hier<br />

wurde ein Communiqué verabschiedet, in dem die Industrie<br />

ihre Bereitschaft erklärt, die politischen Ziele zum Ausbau<br />

der Kernenergie zu unterstützen. So wolle man den Betrieb<br />

bestehender Anlagen so lang wie machbar verlängern,<br />

einschließlich der Unterstützung für die Wiederinbetriebnahme<br />

noch nutzbarer Reaktoren sowie effizienter Sicherheitsüberprüfungen.<br />

Es sollen schnelle und deutliche Verringerungen<br />

der Baukosten und Bauzeit von Kernkraftwerken<br />

durch Nutzung der aktuell gewonnenen Erfahrungswerte<br />

beim Bau neuer Anlagen erreicht werden. Die Realisierung<br />

von kleinen modularen und <strong>for</strong>tschrittlichen Reaktoren soll<br />

parallel zur Errichtung großer Anlagen beschleunigt werden,<br />

um ein großvolumiges Bauprogramm in den 2030er<br />

Jahren zu erreichen, um die schwer reduzierbaren Sektoren<br />

zu dekarbonisieren. Die internationale Kooperation zur Entwicklung<br />

der Lieferketten und ihres Arbeitskräftereservoirs<br />

soll vertieft sowie Möglichkeiten ermittelt werden, Fähigkeiten<br />

und Ressourcen in strategischen Schlüsselbereichen<br />

besser abzusichern. Es soll eine Kernbrennstofflieferkettenkapazität<br />

entwickelt und die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten<br />

Nationen befördert werden, die Abhängigkeit<br />

bei Kernbrennstoff und verwandten Gütern von Nationen,<br />

von denen <strong>for</strong>tbestehende geopolitische Bedrohungen<br />

der Energiesicherheit ausgehen, beenden wollen. Es sollen<br />

Nachhaltigkeitsprinzipien einschließlich der Kreislaufwirtschaft<br />

in der Nuklearwirtschaft durch verantwortungsvollen<br />

83<br />

KTG-FACHINFO<br />

KTG-Fachinfo


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

84<br />

KTG-FACHINFO<br />

Gebrauch der Kerntechnik und ein Lebenszyklusmanagement<br />

für Nuklearmaterial vorangebracht werden. Es soll<br />

eine inklusive und diverse kerntechnische Industrie auf<br />

Grundlage der OECD-Empfehlungen von 2023 zum Ausgleich<br />

des zahlenmäßigen Geschlechterverhältnisses im<br />

Nuklearsektor befördert werden.<br />

Neben diesen Zusagen zur Unterstützung der politischen<br />

Ziele der 20 Staaten und der OECD NEA stellten die Industrievertreter<br />

auch Forderungen an die Politik. Hierzu zählt<br />

vor allem ein finanzielles Umfeld, das Investitionen in Kernenergie<br />

fördert, die Modernisierung der Regulierung zur<br />

Genehmigung von kerntechnischen Anlagen, einschließlich<br />

<strong>for</strong>tgeschrittener Technologien, eine verstärkte Zusammenarbeit<br />

zum Abbau regulatorischer Hürden in verschiedenen<br />

Ländern sowie die Entwicklung von technologieneutralen<br />

Klimapolitiken durch die Regierungen, in denen die Kernenergie<br />

fair für ihren Wert bei CO 2 -armer, zuverlässiger und<br />

robuster Stromerzeugung entgolten wird. Die COP28 zur<br />

UN-Klimarahmenkonvention wird aufge<strong>for</strong>dert, Schritte<br />

zu ergreifen, um die Erreichung der kollektiven Klimaziele<br />

abzusichern und die wichtige Rolle der Kernenergie dabei<br />

anzuerkennen. Die politischen Entscheidungsträger bei der<br />

COP28 werden dazu aufge<strong>for</strong>dert, dafür zu sorgen, dass<br />

Kernkraftprojekte gleichwertigen Zugang wie alle anderen<br />

sauberen Energiequellen zu den Klimafinanzierungsfazilitäten<br />

bei multilateralen Entwicklungsbanken und internationalen<br />

Finanzinstitutionen haben.<br />

Grundlage der Entscheidung war u. a. die vierte periodische<br />

Sicherheitsüberprüfung, die im Dezember 2019<br />

abgeschlossen wurde. Darüber hinaus sind – auch als Teil<br />

von Post-Fukushima-Maßnahmen – umfangreiche Sicherheitsnachrüstungen<br />

vorgeschrieben. So wurde etwa ein<br />

diversitäres Kühlsystem für das Brennelementlagerbecken<br />

installiert und es wird mit einem System einer ultimativen<br />

Wärmeabfuhr und einer ultimativen Wärmesenke gewährleistet,<br />

dass im Fall eines schweren Unfalls mit Kernschmelze<br />

die Zerfallswärme auch ohne einen Rückgriff auf das Druckentlastungssystem<br />

des Sicherheitsbehälters abgeführt werden<br />

kann. Bis 2026 ist auch für den Fall Sorge zu tragen,<br />

dass dieses System ausfällt und das Druckentlastungssystem<br />

und seine Filter werden gegen Erdbeben gehärtet. Ebenfalls<br />

installiert wurde ein System auf dem sich das geschmolzene<br />

Corium unterhalb des durchgeschmolzenen Reaktordruckbehälters<br />

und in einem dort angrenzenden Raum ausbreiten<br />

und passiv gekühlt werden kann. In Tricastin 1 nicht er<strong>for</strong>derlich<br />

war eine zusätzliche Verstärkung der Bodenplatte,<br />

da diese nur bei bestimmten Betonzusammensetzungen<br />

(Kiesel) er<strong>for</strong>derlich ist. Diese um fangreichen Maßnahmen,<br />

zu denen auch verbunkerte externe Sicherheitsgebäude<br />

gehören, werden für die vier Anlagen des Standortes im<br />

Laufe der vergangenen und der kommenden Jahre umgesetzt.<br />

Die vierte „visite décenale“ (VD) in 2019 selbst dauerte<br />

sieben Monate. Inzwischen sind auch die VD für die Blöcke<br />

zwei und drei abgeschlossen, bei Block vier ist dies im Jahr<br />

2024 vorgesehen.<br />

Das Communiqué der Energieminister des „Roadmaps<br />

to New <strong>Nuclear</strong>“-Treffens der NEA könnte eine hervorragende<br />

Blaupause für eine auf die neue globale Realität<br />

eingehende deutsche erneuerte Kernenergiepolitik sein.<br />

Zumindest sollte für die Bundesregierung das Dokument,<br />

das von immerhin 12 EU-Mitgliedstaaten und acht weiteren<br />

gleichgesinnten Staaten mitgetragen wird, Anlass sein, die<br />

darin festgehaltenen Ziele und Vorstellungen zu tolerieren.<br />

KTG-Fachinfo 14/2023 vom 25.08.2023:<br />

Ihre KTG-Geschäftsstelle<br />

Nicolas Wendler<br />

Erste Betriebsgenehmigung über<br />

40 Jahre hinaus in Frankreich<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der KTG,<br />

die französische Atomaufsichtsbehörde Autorité de sûreté<br />

nucléaire (ASN) veröffentlichte am 10. August 2023 den<br />

ersten Bescheid zur Genehmigung einer Laufzeit von mehr<br />

als 40 Jahren für ein Kernkraftwerk. Die Genehmigung<br />

wurde Ende Juni erteilt und gilt für das Kernkraftwerk<br />

Tricastin 1, das zur zweiten Baulinie der 900-MW-Anlagen<br />

(palier CPY) gehört, über eine Bruttoleistung von 955 MW<br />

verfügt und am 1. Dezember 1980 den kommerziellen<br />

Betrieb aufgenommen hat.<br />

Die Sicherheitsnachrüstungen und die vierten VD im Rahmen<br />

der Grand carénage dienen der Umsetzung der Verlängerung<br />

der Laufzeiten der französischen Kernkraftwerke<br />

um zunächst 10 Jahre, perspektivisch aber um 20 Jahre auf<br />

dann 60 Jahre. Der im Präsidialamt angesiedelte conseil de<br />

politique nucléaire (CPN; Rat für Kernenergiepolitik) hatte<br />

im Februar 2023 Studien zur Verlängerung der Reaktorlaufzeiten<br />

auf 60 Jahre und darüber hinaus beauftragt. Im<br />

Frühjahr haben Senat und Abgeordnetenhaus gesetzliche<br />

Ziele zur Absenkung des Anteils der Kernenergie bis 2035<br />

auf 50 Prozent und die Obergrenze für die installierte<br />

Kernkraftkapazität von 63,2 Gigawatt aufgehoben, die<br />

den Laufzeitverlängerungen insbesondere in Verbindung<br />

mit dem Neubauprogramm mindestens teilweise im Wege<br />

gestanden hätten.<br />

Obgleich der französische Kernenergieanteil recht hoch<br />

ist – höher als ökonomische Optimierungsrechnungen für<br />

die Gestaltung eines abstrakt geplanten Stromversorgungssystems<br />

in der Regel ergeben – ist die Aufrechterhaltung<br />

eines hohen Kernenergieanteils ökonomisch vorteilhaft.<br />

Der Grund liegt darin, dass die Anlagen bereits vorhanden<br />

und abgeschrieben sind und somit die Verlängerung der<br />

Laufzeiten von Kernkraftwerken als günstigste Option der<br />

Stromerzeugung genutzt werden kann.<br />

Ihre KTG-Geschäftsstelle<br />

Nicolas Wendler<br />

KTG-Fachinfo


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

VOR 66 EDITORIAL JAHREN 85<br />

Vor 66 Jahren


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

VOR 66 EDITORIAL JAHREN 86<br />

Vor 66 Jahren


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

VOR 66 EDITORIAL JAHREN 87<br />

Vor 66 Jahren


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

VOR 66 EDITORIAL JAHREN 88<br />

Vor 66 Jahren


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

VOR 66 EDITORIAL JAHREN 89<br />

Vor 66 Jahren


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

VOR 66 JAHREN 90<br />

Vor 66 Jahren


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Bericht zur KTG-Exkursion<br />

„Nordwest“<br />

Am 15. April 2023 wurden die letzten laufenden<br />

Kernkraftwerke in Deutschland vom Netz genommen,<br />

damit endete die Ära der Nutzung der Kernenergie<br />

zur Erzeugung von Elektrizität in diesem<br />

Land. Dadurch wird die Frage aufgeworfen, ob es<br />

sich im Jahr 2023 noch lohnt in die Branche der<br />

Kernenergie zu wechseln bzw. in dieser Branche<br />

eine Karriere zu beginnen. Es ist wahrscheinlich<br />

eine der Fragen, die die Teilnehmenden der KTG-<br />

Exkursion „Nordwest“ dazu veranlasst haben, sich<br />

dieser Exkursion anzuschließen, denn die Exkursion<br />

wendete sich gezielt an Quereinsteiger und<br />

Young Professionals.<br />

Teilnehmenden schon einmal die Möglichkeit gab,<br />

sich gegenseitig kennenzulernen. Schließlich würden<br />

die meisten der Teilnehmenden die nächsten<br />

fünf Tage rund um die Uhr zusammen verbringen.<br />

(Es gab auch die Möglichkeit nur am Montag und<br />

Dienstag bzw. von Mittwoch bis Freitag teilzunehmen.)<br />

Aus allen Bereichen der kerntechnischen<br />

Branche waren Mitreisende zu finden, sodass die<br />

Wissensstände an den verschiedenen anstehenden<br />

Themen kaum größer hätten sein können.<br />

Nach der Begrüßung durch Herrn Andreas Meyering,<br />

Leiter der Anlage, wurde beim ersten Vortrag<br />

der Woche die Urenco von Herrn Stefan<br />

Heckenmüller, Leiter Instandhaltung, vorgestellt.<br />

Dabei wurde sowohl auf die gesamte Urenco<br />

Gruppe als auch auf den Standort Gronau im speziellen<br />

eingegangen. Hier zeigte sich gleich am<br />

ersten Tag, dass das Abschalten der Kernkraftwerke<br />

nicht das Ende der Kerntechnik in Deutschland<br />

bedeutet. Ganz im Gegenteil: Es wird bei der<br />

Urenco aktuell stark investiert; auch um den Wegfall<br />

der russischen Kernbrennstoffe<br />

(durch den Ukrainekrieg<br />

und die damit verbundenen<br />

Embargos) zu kompensieren.<br />

Bei der anschließenden Führung<br />

durch die Anlage konnten<br />

wir einen Einblick in den Anreicherungsprozess<br />

gewinnen.<br />

KTG INSIDE 91<br />

| Gruppenfoto am Kraftwerksstandort Lingen.<br />

Ziel der Exkursion war die Vermittlung von praktischen<br />

Kenntnissen in Anlagen des nuklearen<br />

Brennstoffkreislaufs, dabei wurde darauf geachtet<br />

möglichst die gesamte Bandbreite des nuklearen<br />

Brennstoffkreislaufs zu zeigen und dies<br />

innerhalb von nur einer Woche. Die daher mit<br />

In<strong>for</strong>mationen prallgefüllte Woche begann für<br />

uns Teilnehmende am Montag, den 18. September<br />

2023, in Gronau. Der Anfang der Exkursion fiel<br />

mit dem Anfang des nuklearen Brennstoffkreislaufs<br />

zusammen, denn in Gronau wurde mit der<br />

Urenco Deutschland GmbH eine Urananreicherungsanlage<br />

besichtigt. Doch zunächst wurde<br />

mit einem Mittagessen gestartet, welches den<br />

Nach der Besichtigung der<br />

Anlage nahmen wir Kurs aufs<br />

erste Hotel. Zwischen Einchecken<br />

im Hotel und Abendessen<br />

blieb noch kurz Zeit sich einmal<br />

frisch zumachen. Doch das<br />

Abendessen war noch nicht der<br />

Abschluss des Tages, denn nach<br />

dem Abendessen gab es einen<br />

weiteren spannenden Vortrag.<br />

Dieser Ablauf sollte sich die<br />

nächsten Tage wiederholen,<br />

sodass die Besichtigungen vor Ort durch Vorträge<br />

ergänzt wurden, die Einblicke in verschiedenste<br />

Themenbereiche der Kerntechnik gewährten.<br />

Somit endeten die prallgefüllten Tage stets nach<br />

21 Uhr. Am Montag ging es im Vortrag von Frau<br />

Sara Beck von der Gesellschaft für Anlagen- und<br />

KTG Inside


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

KTG INSIDE 92<br />

| Gruppenfoto bei Advanced <strong>Nuclear</strong> Fuels, Lingen.<br />

Reaktorsicherheit (GRS) um SMRs (Small Modular<br />

Reactor). Dabei wurde von den verschiedenen<br />

Reaktortypen berichtet und die Vor- und Nachteile<br />

der SMRs gegenüber größeren kerntechnischen<br />

Anlagen beleuchtet. Angesicht der aktuell<br />

weltweiten Bestrebungen in die Richtung der<br />

SMRs könnten diese also eine Technologie der<br />

Zukunft sein, auch wenn die Technologie selbst -in<br />

Kerntechnischen Zeitmessungen- recht alt ist, wie<br />

das Beispiel frachtfahrendes Nuklearschiff Otto<br />

Hahn zeigt.<br />

Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück<br />

direkt weiter zur Advanced <strong>Nuclear</strong> Fuels<br />

GmbH in Lingen, wo nicht nur die nächste Besichtigung,<br />

sondern auch der nächste Schritt im nuklearen<br />

Brennstoffkreislauf auf uns wartete. Wie<br />

Dr. Hendrik Wiesel, Manager Competence.hub,<br />

in seinem Vortrag zur Begrüßung berichtete, ist<br />

die Advanced <strong>Nuclear</strong> Fuels GmbH in Lingen eine<br />

der wenigen Anlagen weltweit, die in der Lage ist<br />

Brennelemente individuell nach Kundenwunsch<br />

anzufertigen und dabei die hohen Qua litätsansprüche<br />

gewährleistet. Eine Führung durch die<br />

Anlage zeigte den Prozess ab der Anlieferung des<br />

angereicherten Uranhexafluorids bis hin zum fertigen<br />

Brennelement.<br />

Zum Mittagessen ging es am Dienstag weiter ins<br />

Kernkraftwerk Emsland (KKE), wo die Begrüßung<br />

im Infozentrum durch den Leiter der Anlage Herrn<br />

Wolfgang Kahlert stattfand, bevor es einen Fachvortrag<br />

um Thema „Innovation bei RWE <strong>Nuclear</strong>“<br />

gab. In diesem wurden neue Technologien<br />

vorgestellt, die RWE im Rückbau ihrer Anlagen<br />

zum Einsatz bringt. Dabei wurden vor allem die<br />

vollautomatischen Systeme zum Entlacken mit<br />

Wasserhöchstdruck (ROBBE), ein Verfahren zum<br />

Entschichten mit LASER sowie ein selbst laufender<br />

Roboter zur automatischen Messung von Oberflächenkontamination<br />

vorgestellt.<br />

Bei der anschließenden Führung durch den äußeren<br />

Sicherungsbereich kam zum ersten Mal in der<br />

sonst so fröhlichen Runde ein wenig Beklommenheit<br />

auf. Beim Höhepunkt des Rundgangs im<br />

Maschinenhaus wurde die herrschende Stille von<br />

allen, die schon einmal in einer laufenden Anlage<br />

auf dem Turbinenflur standen, als ungewöhnlich<br />

und unangenehm wahrgenommen. Man spürte<br />

gleich, dass das Abschalten im KKE noch kein halbes<br />

Jahr her ist und man sich noch nicht voll mit<br />

dem neuen Anlagenzustand angefreundet hat.<br />

Beim Abendessen war die zwischenzeitlich<br />

getrübte Laune wieder angehoben und pünktlich<br />

zum Dessert wurde von Herrn Heiko Eisert, Standortentwicklung,<br />

Sonderprojekte & GAS Support,<br />

von den Zukunftsplänen der RWE am Standort<br />

Lingen berichtet.<br />

Zentral dominierte das Thema Wasserstoff den<br />

Vortrag, welcher als ein wesentlicher Teil, neben<br />

beispielsweise Megabatterien, die Zukunft des<br />

Standorts bestimmen soll. Neben Wasserstofftankstellen,<br />

der Einspeisung ins Gasnetz wurde<br />

auch über die Produktion von CO 2 freiem Stahl<br />

berichtet. Auch an diesem Abend zeigte sich durch<br />

die anschließende Diskussion, dass man zwar<br />

KTG Inside


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

(nach 12h straffen Zeitplan mit permanent neuen<br />

Eindrücken) sehr müde wird, die Spannung der<br />

Vorträge aber eindeutig überwiegt.<br />

kerntechnischen Anlage noch einmal zusammen<br />

und zeigte unter anderem beeindruckendes<br />

Videomaterial vom Ausbau des Kalottenmaterials<br />

mit einem Spezialbagger. Der<br />

allabendliche Vortrag wurde<br />

am Mittwoch von Herrn<br />

Michael Bongartz, Geschäftsführer<br />

bei PreussenElektra, zum<br />

Thema Rückbauplanung bei der<br />

PreussenElektra gehalten. Dabei<br />

wurde der Zeitplan für die verschiedenen<br />

Rückbauprojekte<br />

an den Kraftwerksstandorten<br />

der PreussenElektra vorgestellt.<br />

Auch ging er auf die unterschiedlichen<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen<br />

an den Standorten ein und<br />

zeigte auf, in welchem Zustand<br />

sich die Anlagen aktuell befinden.<br />

KTG INSIDE 93<br />

| Gruppenfoto Kernkraftwerk Stade.<br />

Der Mittwoch startete mit einer längeren Busfahrt<br />

und war thematisch quasi ein Sprung in die<br />

Zukunft, denn nach der frisch vom Netz genommen<br />

Anlage KKE stand nun der Besuch des Kernkraftwerks<br />

Stade (KKS) an. Im KKS finden aktuell<br />

die Abrissarbeiten an den ersten Gebäuden im<br />

Überwachungsbereich statt und die Arbeiten im<br />

Reaktorgebäude sind bereits fast abgeschlossen.<br />

Dies konnte eindrucksvoll bei der Besichtigung<br />

des leeren Sicherheitsbehälters erlebt werden,<br />

denn dieser wurde nicht nur von sämtlichen<br />

Betonstrukturen, sondern auch vom meisten Lack<br />

befreit. Diese Entschichtung wurde mithilfe von<br />

Magnet-Crawlern an der zuvor<br />

von Störkanten beseitigten<br />

glatten Kugelinnenoberfläche<br />

durchgeführt.<br />

Auch bei diesem Vortrag wurde<br />

klar, dass das Abschalten der<br />

Kraftwerke noch lange nicht<br />

das Ende der Standorte darstellt, sondern mit<br />

einem Rückbau der Kernkraftwerke Platz für<br />

Neues geschaffen wird und eine Nachnutzung als<br />

Energiestandort angestrebt wird.<br />

Thematisch bewegte sich die Exkursion nun in<br />

Richtung Entsorgung und Endlagerung, physisch<br />

begaben wir uns nach Bassum zur Eisenwerk Bassum<br />

GmbH. Dort starten wir den Donnerstag mit<br />

einem Vortrag des Geschäftsführers Herrn Alexander<br />

Beckedorf und Herrn Holger Rüchel, Leiter<br />

der Projektabwicklung, zur Gesellschaft für Nuklear-Service<br />

mbH (GNS) mit dem Fokus auf die<br />

Auch konnte man die <strong>for</strong>tgeschrittene<br />

Gebäudefreigabe<br />

betrachten. Auf dem Werkgelände<br />

des KKS wurde spürbar,<br />

dass Rückbau auch Neubau<br />

bedeutet, denn die Besichtigung<br />

des „Werkhofs“ führte in<br />

einen Bereich, der zu Betriebszeiten<br />

noch gar nicht zum Kraftwerksgelände<br />

gehörte.<br />

Ein abschließender Vortrag des<br />

Leiters der Anlage Herrn Marco<br />

Albers fasste den Rückbau der<br />

| Gruppenfoto beim Eisenwerk Bassum.<br />

KTG Inside


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

KTG INSIDE 94<br />

Tochter Eisenwerk Bassum GmbH. Bei dieser werden<br />

die „Konrad-Container“ hergestellt, welche<br />

für die Endlagerung im Schacht Konrad benötigt<br />

werden. Die anschließende Werksführung zeigte<br />

neben einem beeindruckenden Einblick in die<br />

Stahlfertigung, dass auch dieser Standort im Aufbau<br />

und nicht im Abbau begriffen ist. So wurden<br />

große Werkshallen vom Nachbargrundstück dazu<br />

gekauft, um die Fertigungskapazitäten für die<br />

„Konrad-Container“ weiter zu steigern. Durch das<br />

Abschalten sämtlicher Kernkraftwerke in einem<br />

vergleichbar kleinen Zeitraum, fallen auch die<br />

leicht- und mittelradioaktiven<br />

Abfälle in einem kleinen Zeitraum<br />

an, sodass der Bedarf an<br />

„Konrad-Containern“ in die<br />

Höhe schnellt. Die Kapazitäten<br />

müssen auf bis zu 1.500 Container<br />

im Jahr gesteigert werden,<br />

wobei eine Hauptheraus<strong>for</strong>derung<br />

bei den individuellen Einbauten<br />

der Container liegt.<br />

Diese müssen je nach Kundenwunsch<br />

speziell für die einzulagernden<br />

Teile angepasst werden,<br />

sodass fast jeder Container<br />

ein Einzelstück ist.<br />

Schaffung der untertage Infrastruktur transportiert<br />

werden. Am Schacht 2 entsteht aktuell ein<br />

Logistikzentrum und ein neues Fördergerüst, über<br />

welches bei Betrieb die Abfälle in den Kontrollbereich<br />

untertage befördert werden. Abgeschlossen<br />

wurde unsere Exkursion beim In<strong>for</strong>mationszentrum<br />

der BGE mitten in Salzgitter, wo wir zumindest<br />

virtuell in den Schacht hineinfahren konnten.<br />

Damit endete unsere Rundreise durch Norddeutschland<br />

im Endlager, wo auch ein großer Teil<br />

der radioaktiven Abfälle enden wird. In der Woche<br />

Nach der Werksführung ging es<br />

mit dem Bus in Richtung<br />

Schacht Konrad, wobei es an diesem Abend<br />

zunächst einen theoretischen Blick über den<br />

Standort gab, denn im Hotel wurde vom Bereichsleiter<br />

Technik Herrn Andreas Reichert der Bundesgesellschaft<br />

für Endlagerung (BGE) ein Vortrag zur<br />

gesamten BGE gehalten. Dabei wurde nicht nur<br />

über die verschiedenen Standorte und deren Heraus<strong>for</strong>derungen<br />

berichtet, sondern auch zur<br />

Standortsuche des Bundesendlagers für hochradioaktive<br />

Abfälle. Dabei wurde deutlich, dass auch<br />

hier noch eine Menge Aufgaben im Bereich der<br />

Kerntechnik in den kommenden Jahrzehnten<br />

anfallen werden. Neben dem Leerräumen des<br />

Standorts Asse wurde auch über die Vorbereitung<br />

zum Einlagerungsbeginn am Standort Schacht<br />

Konrad berichtet, welchen wir am Freitag besichtigen<br />

konnten.<br />

| Gruppenbild am Schacht Konrad.<br />

Bei der Führung über die Anlage Schacht Konrad<br />

zeigte sich rasch, dass hier die Kerntechnik und der<br />

Bergbau Hand hin Hand gehen, so mussten wir<br />

uns an neue Begrifflichkeiten, wie Kaue (Umkleide)<br />

oder Lutte (Zu- bzw. Abluftleitung) gewöhnen.<br />

Das Gelände von Schacht 1 wird dominiert vom<br />

unter Denkmalschutz stehenden Fördergerüst,<br />

über das die Bergleute und Gerätschaften zur<br />

wurde ein Bogen geschlagen vom Anfang der<br />

Brennstofffertigung mit der Anreicherung vom<br />

Uranhexaflorid, der Fertigung der Brennstäbe und<br />

Brennelemente, über den nun geendeten Betrieb<br />

der Kernkraftwerke, deren Rückbau bis hin zum<br />

Endlager in den dafür vorgesehenen Behältern.<br />

Die exzellent organisierte Tour zeigte den Teilnehmenden<br />

praxisnah die einzelnen Stationen und<br />

schaffte es dabei die bunte Themenvielfalt für Einsteiger<br />

verständlich und für Fortgeschrittene dennoch<br />

spannend darzustellen. Obwohl viele der<br />

Teilnehmenden am Ende der Woche erschöpft<br />

waren und sich auf das heimische Bett freuten, so<br />

kamen doch immer wieder Rufe nach der nächsten<br />

Exkursion, nächstes Mal vielleicht im Süden,<br />

Osten oder Westen der Republik auf.<br />

Ob nun ein Wechsel oder Karrierestart in die Branche<br />

der Kernenergie sinnvoll ist, muss jeder selbst<br />

entscheiden, was diese Exkursion aber klar zeigen<br />

konnte: Aufgaben gibt es in der Kerntechnik noch<br />

lange Zeit genügend.<br />

Autor<br />

Lasse Hinders<br />

PreussenElektra GmbH<br />

KTG Inside


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

Inside<br />

Die KTG gratuliert an dieser Stelle unseren besonderen Jubilaren ab und in ihren „ Neunzigern“.<br />

Wir danken für die lange und treue Mitgliedschaft in der KTG und wünschen noch viele glückliche Lebensjahre.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Dezember 2023<br />

90 Jahre | 1933 10. Prof. Dr. Jürgen Vollradt, Unna-Königsborn<br />

98 Jahre | 1925 10. Dr. Arthur Pilgenröther, Kleinostheim<br />

Januar 2024<br />

91 Jahre | 1933 9. Prof. Dr. Hellmut Wagner, Karlsruhe<br />

95 Jahre | 1929 20. Dr. Devana Lavrencic-Cannata, Rom / IT<br />

97 Jahre | 1927 1. Prof. Dr. Werner Oldekop, Braunschweig<br />

Die KTG gratuliert ihren Mitgliedern sehr herzlich zum Geburtstag und wünscht ihnen weiterhin alles Gute!<br />

KTG INSIDE 95<br />

DEZEMBER 2023<br />

50 | 1973<br />

17. Robert Struck, Escheburg<br />

71 | 1952<br />

27. Dr. Hubertus Flügge, Lingen/Ems<br />

72 | 1951<br />

1. Dipl.-Ing. Ulrich Braunroth, Talheim<br />

73 | 1950<br />

7. Detlef Gründler, Euskirchen<br />

74 | 1949<br />

9. Jochen Seidel, Hemmingen<br />

74 | 1949<br />

28. Fritz Grimm, Alzenau<br />

75 | 1948<br />

10. Dr. Jürgen Götz, Dresden<br />

75 | 1948<br />

19. Dipl.-Phys. Werner Kaspari, Berlin<br />

75 | 1948<br />

4. Dr. Alfred Sahm, Ludwigshafen<br />

76 | 1947<br />

8. Karl Wasinger, Mühlheim<br />

77 | 1946<br />

4. Dipl.-Ing. Stefan Ahner, Rodenbach<br />

77 | 1946<br />

8. Dr. Arno-H. Stollenwerk, Brühl<br />

80 | 1943<br />

8. Dr. Dieter Herrmann, Brandis<br />

80 | 1943<br />

7. Dipl.-Ing. Norbert Bauer, Limburgerhof<br />

81 | 1942<br />

6. Prof. Dr. Helmuth Böck, Wien / AT<br />

81 | 1942<br />

8. Karl Georg Weber, Neckarwestheim<br />

81 | 1942<br />

14. Günter Breiling, Weinheim<br />

82 | 1941<br />

13. Dipl.-Ing. Klaus-Dieter Hnilica,<br />

Rodenbach/Hanau<br />

83 | 1940<br />

8. Dipl.-Ing. Wolfgang Heess, Laudenbach<br />

83 | 1940<br />

16. Dipl.-Ing. Wolfgang Breyer, Erlangen<br />

83 | 1940<br />

19. Prof. Dr. Wernt Brewitz, Braunschweig<br />

84 | 1939<br />

6. Dipl.-Ing. Hans-Henn. Kuchenbuch,<br />

Laboe-Brodersdorf<br />

84 | 1939<br />

27. Dr. Horst Bauer, Sigless / AT<br />

85 | 1938<br />

1. Dr. Gert Spannagel, Linkenheim-Hochstetten<br />

87 | 1936<br />

17. Prof. Dr.-Ing. Rolf Theenhaus, Linnich<br />

87 | 1936<br />

7. Dipl.-Ing. Aurel Badics, Bad Kreuznach<br />

89 | 1934<br />

28. Dipl.-Phys. Bernhard Wigger, Ettlingen<br />

JANUAR 2024<br />

55 | 1969<br />

16. Dr. Jens Schröder, Essen<br />

55 | 1969<br />

24. Harry Weirich, Bexbach<br />

55 | 1969<br />

31. Ulrich Sander, Neckarwestheim<br />

72 | 1952<br />

1. Dr. Erwin Wehner, Hammersbach<br />

72 | 1952<br />

17. Dipl.-Ing. Hans Genthner, Nußloch<br />

74 | 1950<br />

15. Dipl.-Ing. Andreas Hüttmann, Oering<br />

75 | 1949<br />

6. Dr. Wolfgang Steinwarz, Grefrath<br />

75 | 1949<br />

20. Dr. Hans-Uwe Siebert, Lingen/Ems<br />

76 | 1948<br />

20. Dipl.-Ing. Edgar Bogusch, Fürth<br />

77 | 1947<br />

31. Dipl.-Ing. Wolfgang Hauck, Worms<br />

78 | 1946<br />

7. Dr. Johann Zech, München<br />

82 | 1942<br />

31.Dipl.-Phys. Werner Scholtyssek, Stutensee<br />

83 | 1941<br />

12. Dr. Hans-Gerb. Bogensberger, Sun City / US<br />

85 | 1939<br />

11. Dipl.-Ing. Gerwin H. Rasche, Hasloch<br />

85 | 1939<br />

13. Dr. Udo Wehmann, Hildesheim<br />

85 | 1939<br />

16. Dr. Wolfgang Kersting, Blieskastel<br />

86 | 1938<br />

12. Dipl.-Ing. Hans Dieter Adami, Murnau<br />

86 | 1938<br />

22. Dr. Franz Müller, Erlangen<br />

87 | 1937<br />

9. Dipl.-Ing. Werner Rossbach,<br />

Bergisch Gladbach<br />

88 | 1936<br />

5. Obering. Peter Vetterlein, Oberursel<br />

88 | 1936<br />

30. Dipl.-Ing. Friedrich Morgenstern, Essen<br />

88 | 1936<br />

30. Dipl.-Phys. Wolfgang Borkowetz,<br />

Rüsselsheim<br />

89 | 1935<br />

10.Dipl.-Ing. Walter Diefenbacher, Karlsruhe<br />

89 | 1935<br />

17.Dipl.-Ing. Helge Dyroff, Alzenau<br />

89 | 1935<br />

24. Theodor Himmel, Bad Honnef<br />

Nachträgliche Geburtstagsnennung<br />

August 2023<br />

70 Jahre | 1953<br />

2. Dipl.-Ing. Claus Peter Barthelmes<br />

Wenn Sie künftig eine<br />

Erwähnung Ihres<br />

Geburtstages in der<br />

<strong>atw</strong> wünschen, teilen<br />

Sie dies bitte der<br />

KTG-Geschäftsstelle mit.<br />

KTG Inside<br />

Lektorat:<br />

Kerntechnische<br />

Gesellschaft e. V. (KTG)<br />

Berliner Straße 88A,<br />

13467 Berlin<br />

E-Mail: info@ktg.org<br />

www.ktg.org<br />

KTG Inside


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

96<br />

REPORT<br />

KONTEC Int. Symposium „Konditionierung radioaktiver<br />

Betriebs- und Stilllegungsabfälle“ – Rückblick<br />

Vom 30.08.2023 bis 01.09.2023 fand die 16. KONTEC zum neunten Mal im <strong>International</strong>en Congress<br />

Center Dresden statt. 1.160 Teilnehmer, viele aus dem benachbarten europäischen Ausland, 80 Aussteller<br />

in der begleitenden 1.200 qm großen Fachausstellung und 143 Vortragende mit 125 Fachvorträgen<br />

in Form von Plenar- und Kurzvorträgen haben die KONTEC auch im Jahr 2023 wieder zu<br />

etwas Besonderem gemacht. Die Vielfalt der Teilnehmer und Aussteller hat die internationale Bedeutung<br />

des Symposiums erneut unterstrichen.<br />

Die Besucher konnten sich einen Überblick über<br />

Produkte, Technologien und Methoden, zur Konditionierung<br />

radioaktiver Betriebs- und Stilllegungsabfälle<br />

und dem Rückbau kerntechnischer<br />

Anlagen verschaffen. Die Bandbreite reichte von<br />

IT-Lösungen zu Bestandsaufnahmen bis hin zur<br />

Freimessung von Gebäudeteilen. Die Digitalisierung<br />

4.0, große Heraus<strong>for</strong>derungen beim Rückbau<br />

kleiner Anlagen (Hochaktivierte Prototypreaktoren)<br />

oder die Erfahrungen aus der Praxis mit<br />

Blick auf die Verpackungsplanung und dem Strahlenschutz,<br />

ist nur ein kleiner Auszug aus dem breiten<br />

Vortragsspektrum.<br />

am Mittwoch, erörterte Herr Dr. Andreas Volz vom<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

den Status der Stilllegung und dem Rückbau kerntechnischer<br />

Anlagen. Die darauffolgenden Fachvorträge<br />

drehten sich um die Themen Entsorgung,<br />

Zwischen- und Endlagerung sowie Transporte<br />

radioaktiver Abfälle aus Betrieb, Stilllegung und<br />

Rückbau kerntechnischer Anlagen. Für besondere<br />

Begeisterung sorgte der Vortrag „Bergung von<br />

alten Abfallproduktfässern mit erhöhter Dosisleistung<br />

aus Betoncontainern“. Die Herren Kevin Horvatitsch<br />

und Frank Jäger (Kerntechnische Entsorgung<br />

Karlsruhe GmbH (KTE)) wurden mit ihrem<br />

| Plenarsaal<br />

Eröffnungsrede.<br />

Diese thematische Bandbreite schafft eine Platt<strong>for</strong>m<br />

für einen aktiven und intensiven Austausch<br />

zwischen Betreibern, Behörden und der Industrie.<br />

Als Neuerung wurden in diesem Jahr Start-up-Flächen<br />

angeboten. Drei Start-Ups haben die Gelegenheit<br />

und das Angebot, das speziell an junge<br />

Unternehmen (


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

„Partner des Abends“ einen schönen Gemeinschaftsabend<br />

unter offenem Himmel, getragen<br />

von spätsommerlichem Wetter und musikalischer<br />

Untermalung, möglich gemacht.<br />

Der Themenschwerpunkt am Donnerstag lag im<br />

Bereich Stilllegung und Rückbau kerntechnischer<br />

Anlagen. Hierbei ging es um vorbereitende Maßnahmen<br />

zur Stilllegung - Betrieb und Nachbetrieb,<br />

Stilllegungs- und Rückbaukonzepte, Optimierungspotentiale,<br />

Genehmigungs- und Aufsichtsverfahren,<br />

Planung, Steuerung und Organisation<br />

von Rückbauprojekten, aktuelle Rückbauprojekte<br />

und Gebäudefreigaben.<br />

Der gesellschaftliche Teil wurde am Donnerstagabend<br />

durch unser Bankett abgerundet.<br />

Das BMBF und der Projektträger GRS luden ein,<br />

um im offenen Forum ein Kennenlernen und zur<br />

Diskussion neuer Ideen anzuregen.<br />

Unser KONTEC Campus bot 21 ausgewählten Studenten<br />

aus branchenverwandten Fachbereichen,<br />

durch die Unterstützung renommierter Unternehmen<br />

aus der Kerntechnik, die Möglichkeit an der<br />

KONTEC 2023 teilzunehmen. Den Studenten<br />

wurde, neben dem Besuch der Fachvorträge,<br />

Gelegenheit zur Kommunikation mit Fachleuten<br />

aus der Industrie gegeben. Die Sponsoren welche<br />

Teilnahme, Anreise und Übernachtung möglich<br />

machten, lernten bei einer Führung über die Ausstellungsfläche<br />

interessierte Studenten kennen<br />

und hatten so die Möglichkeit diese für Praktika,<br />

Studienarbeiten oder Jobangebote zu gewinnen.<br />

97<br />

REPORT<br />

Mit dem Schlussvortrag am Freitag zum Thema<br />

„Aus- und Weiterbildung sowie Kompetenzerhalt<br />

im Bereich der zerstörungsfreien Analyse von<br />

radioaktiven Stoffen und Abfallprodukten aus<br />

Stilllegung und Rückbau kerntechnischer Anlagen“<br />

beendete Dr. Thomas Bücherl, Technische<br />

Universität München das fachspezifische Programm<br />

der KONTEC 2023. Im Anschluss erfolgte<br />

die Prämierung der PLENAR AWARD Gewinner<br />

von 2021. Beendet wurde die KONTEC 2023 mit<br />

den Abschlussworten von Herrn Olaf Oldiges.<br />

Neben den Fachvorträgen und der begleitenden<br />

Ausstellung fand am Mittwoch das Side Event<br />

Forum „Forschung trifft Industrie“ statt.<br />

39<br />

Die nächste KONTEC<br />

findet vom 24. – 26.<br />

September 2025 wieder<br />

im <strong>International</strong><br />

Congress Center Dresden<br />

statt.<br />

Weitere In<strong>for</strong>mationen<br />

und Teilnahmeoptionen<br />

finden Sie<br />

unter www.kontecsymposium.de.<br />

| Treffen der Women in <strong>Nuclear</strong> Germany auf der KONTEC 2023.<br />

Report<br />

KONTEC Int. Symposium „Konditionierung radioaktiver Betriebs- und Stilllegungsabfälle“ – Rückblick


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

98<br />

REPORT<br />

Mitgliederversammlung Women in <strong>Nuclear</strong> Germany im<br />

Kernkraftwerk Grafenrheinfeld<br />

Einblicke in den Rückbau der Kernenergie in Deutschland: Die Mitgliederversammlung<br />

des Vereins Women in <strong>Nuclear</strong> Germany (WiN Germany) e. V. fand in diesem Jahr auf besondere<br />

Weise statt – auf Einladung von PreussenElektra versammelten sich die Mitgliederinnen<br />

Ende September im beeindruckenden Rahmen des im Rückbau befindlichen<br />

Kernkraftwerks Grafenrheinfeld. Diese außergewöhnliche Veranstaltung bot nicht nur<br />

eine Platt<strong>for</strong>m für den fachlichen Austausch, sondern gewährte den Teilnehmerinnen auch einen exklusiven<br />

Einblick in den Rückbau des Kernkraftwerks.<br />

Der erste Tag begann mit einem herzlichen Willkommen<br />

und einem höchst interessanten Vortrag des<br />

Kraftwerksleiters Bernd Kaiser. In seinem Vortrag beleuchtete<br />

er nicht nur den aktuellen Stand des Rückbaus<br />

„seines“ Kernkraftwerks, sondern gab auch<br />

Einblicke in die technischen Heraus<strong>for</strong>derungen, den<br />

Zeitplan und die Fortschritte, die bisher erzielt wurden.<br />

Die Teilnehmerinnen erfuhren, wie das Kernkraftwerk<br />

sukzessive demontiert und die Anlage auf ihre Zukunft<br />

vorbereitet wird. Der Vortrag eröffnete eine lebhafte<br />

Diskussion, welche auch die langfristige Relevanz von<br />

Fachexpertise im nuklearen Bereich hervorhob.<br />

Besonders beeindruckend war die Gelegenheit, im Anschluss<br />

an den Vortrag eine in<strong>for</strong>mative Begehung der<br />

im Rückbau befindlichen Anlagenbereiche und der Abfallbehandlung<br />

durchzuführen. Die Teilnehmerinnen<br />

Germany Preises, der junge (Nachwuchs-) Wissenschaftlerinnen<br />

für ihre herausragenden Leistungen im<br />

nuklearen Bereich würdigt. Der Preis selbst ist mit<br />

einem Preisgeld von 500 € dotiert. Beim diesjährigen<br />

WiN Germany Preis stellten drei Kandidatinnen ihr Forschungsfeld<br />

vor und präsentierten die Ergebnisse ihrer<br />

Qualifikationsarbeit. Die diesjährige Preisträgerin Janis<br />

Wolf (HZDR) überzeugte die Jury mit ihrem innovativen<br />

Forschungsansatz und ihrer beeindruckenden Expertise<br />

in ihrem Forschungsgebiet zur „Study of actinide<br />

signatures as potential markers <strong>for</strong> the anthropocene".<br />

Diese Auszeichnung unterstreicht die Bedeutung der<br />

Förderung des weiblichen Nachwuchses in der nuklearen<br />

Industrie.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Tagesordnung der<br />

Mitgliederversammlung war die Wahl einer neuen Präsidentin<br />

für WiN Germany. Chantal<br />

Wadewitz, die das Amt zuvor innehatte,<br />

übergab das Zepter an Dr.<br />

Marie Charlotte Bornhöft. Diese<br />

Übergabe markierte einen wichtigen<br />

Schritt in der kontinuierlichen<br />

Entwicklung des Netzwerkes und<br />

betonte die Wichtigkeit einer starken<br />

und engagierten Führung.<br />

| Gruppenfoto im<br />

Kernkraftwerk<br />

Grafenrheinfeld vor<br />

der Begehung.<br />

hatten die Möglichkeit, die technischen Abläufe hautnah<br />

zu erleben und die komplexe Infrastruktur des<br />

Kernkraftwerks zu erkunden. Die Begehung bot einen<br />

Einblick in die professionelle und sorgfältige Planung<br />

des Rückbaus sowie die Sicherheitsmaßnahmen, die<br />

auch bei solchen Projekten von höchster Priorität sind.<br />

Ein weiterer Höhepunkt der Mitgliederversammlung<br />

am folgenden Tag war die Verleihung des WiN<br />

Die Mitgliederversammlung von<br />

WiN Germany im Kernkraftwerk<br />

Grafenrheinfeld war zweifellos<br />

eine bemerkenswerte Veranstaltung.<br />

Sie bot den Mitgliedern die<br />

Gelegenheit, ihr Wissen über den<br />

nuklearen Rückbau zu vertiefen,<br />

die Zukunft dieser Branche zu diskutieren<br />

und die Bedeutung der<br />

Frauen in Führungspositionen hervorzuheben. Die Veranstaltung<br />

zeigte, wie entschlossen und kompetent<br />

Frauen in der nuklearen Industrie sind und wie sie dazu<br />

beitragen, die kerntechnische Zukunft zu gestalten. Im<br />

Namen aller Teilnehmerinnen dankt WiN Germany<br />

dem KKG-Team um Evamaria König, Bernd Kaiser und<br />

Almut Zyweck für die große Unterstützung und herausragende<br />

Gastfreundschaft.<br />

Report<br />

Mitgliederversammlung Women in <strong>Nuclear</strong> Germany im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld


SEMINARPROGRAMM 2024<br />

Grundlagenschulung: Einführung in die Kern- und Entsorgungstechnik<br />

TERMIN 28.–29. Februar 2024 PREIS 1.398,— €<br />

Referent Christoph Leichmann, ENGIE Deutschland Niederlassung Dresden<br />

Dual-Use-Re<strong>for</strong>m<br />

TERMIN 12. März 2024 PREIS 548,— €<br />

Referent Kai Höft Rechtsanwalt, M. A. (BWL), Rechtsanwalt der Kanzlei für Außenwirtschaftsrecht, Hamburg<br />

Atomrecht – Ihr Weg durch Genehmigungs- und Aufsichtsverfahren<br />

TERMIN 14. März 2024 PREIS 1.049,— €<br />

Referent Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

Atomrecht - Das Recht der radioaktiven Reststoffe und Abfälle<br />

TERMIN 25. April 2024 PREIS 1.049,— €<br />

Referent Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

Grundzüge des Strahlenschutzrechts<br />

TERMIN 14. Mai 2024 PREIS 1.049,— €<br />

Referent Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

Grundlagenschulung: Einführung in die Kern- und Entsorgungstechnik<br />

TERMIN 19.–20. Juni 2024 PREIS 1.398,— €<br />

Referent Christoph Leichmann, ENGIE Deutschland Niederlassung Dresden<br />

Dual-Use-Re<strong>for</strong>m<br />

TERMIN 24. September 2024 PREIS 548,— €<br />

Referent Kai Höft Rechtsanwalt, M. A. (BWL), Rechtsanwalt der Kanzlei für Außenwirtschaftsrecht, Hamburg<br />

Atomrecht – Ihr Weg durch Genehmigungs- und Aufsichtsverfahren<br />

TERMIN 26. September 2024 PREIS 1.049,— €<br />

Referent Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

Atomrecht – Das Recht der radioaktiven Reststoffe und Abfälle<br />

TERMIN 07. November 2024 PREIS 1.049,— €<br />

Referent Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

Grundzüge des Strahlenschutzrechts<br />

TERMIN 14. November2024 PREIS 1.049,— €<br />

Referent Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

Öffentliche Anhörungen erfolgreich meistern<br />

TERMIN nach Vereinbarung PREIS auf Anfrage ORT Inhouse-Seminar<br />

Referent Dr. Nikolai A. Behr DIKT Deutsches Institut für Kommunikations- und MedienTraining, München<br />

„Stilllegung und Rückbau in Recht und Praxis“<br />

TERMIN nach Vereinbarung PREIS auf Anfrage ORT Inhouse-Seminar<br />

Referenten Dr. Matthias Bauerfeind TÜV SÜD Energietechnik, Filderstadt<br />

Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

Das Strahlenschutzrecht und seine praktische Umsetzung<br />

TERMIN nach Vereinbarung PREIS auf Anfrage ORT Inhouse-Seminar<br />

Referenten Dr. Maria Poetsch TÜV SÜD Energietechnik, Filderstadt<br />

Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

Alle Preise zzgl. gesetzl. USt.<br />

Für weitere In<strong>for</strong>mationen besuchen Sie unsere Website<br />

https://kernd.de/seminarprogramm/<br />

Anfragen und Anmeldungen: seminare@kernd.de<br />

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Unsere Fortbildungen sind zum<br />

größten Teil auch als Inhouse-<br />

Online-Workshop und In-House-<br />

Präsenz-Seminar buchbar.<br />

Preise und Termine auf Anfrage.<br />

Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Stand: November 2023

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