atw - International Journal for Nuclear Power | 6.2023
Reaktorkonzepte und neue Entwicklungen
Reaktorkonzepte und neue Entwicklungen
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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />
The Thorium Fuel Cycle is non-proliferant, efficient, and produces minimal long-lived waste<br />
RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />
INNOVATION 38<br />
THORIUM URANIUM<br />
MINING ENRICHING “BURNING” DISPOSING<br />
250 tons of U-238<br />
containing 1.75<br />
tons of U-235<br />
0.95 ton of Th-232<br />
0.05 ton of U-233*<br />
* Requires source of U-233<br />
35 tons of enriched fuel<br />
(1.15 tons of U-235)<br />
No enriching required.<br />
gesellschaftspolitischen Nutzens, zumal mit den<br />
Anlagen massiv Einnahmen generiert werden<br />
können:<br />
p Zum einen durch den Verkauf überschüssiger<br />
Neutronen zur Herstellung von radiopharmazeutischen<br />
Nukliden für Krebsdiagnose und -behandlung,<br />
über die alleine sich der Bau der Anlagen<br />
bereits mittelfristig amortisiert.<br />
p Zum anderen durch die Abwärme aus dem Transmutationsprozess,<br />
der zwar nicht als Strom,<br />
jedoch in Form von Wasserstoff bzw. Fern- oder<br />
Prozesswärme verkauft werden darf.<br />
Es folgen Einsparungen bei der Zwischenlagerung,<br />
für die in den nächsten Jahrzehnten hunderte<br />
Millionen Euro vorgesehen sind, und schließlich<br />
könnte der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen<br />
Entsorgung KENFO mit Einlagen in Höhe<br />
von 24 Mrd. Euro seinen Statuten zufolge Anlagen<br />
finanzieren, sobald die vorangehende Mülltrennung<br />
zulässig ist. Eine Erstattung der für die Umwandlung<br />
hochradioaktiver Abfälle entstehenden Kosten<br />
durch den KENFO käme nach einer Änderung des<br />
§ 9a Abs. 1 Satz 2 AtG grundsätzlich in Betracht.<br />
Die Nuklearstrategie in der deutschen<br />
Außenpolitik<br />
Der deutsche Kontext bleibt klar auf Atommüllreduzierung<br />
und die Produktion medizinischer<br />
Radioisotope fokussiert. Man könnte die entstehende<br />
Energie im Fall einer Forschungsanlage z. B.<br />
am ehemaligen KKW Neckarwestheim 2 in Kooperation<br />
mit dem Deutschen Krebs<strong>for</strong>schungszentrum<br />
Reactor burns U-235 and<br />
some Pu-239 is <strong>for</strong>med<br />
and burned<br />
Reactor converts Th-232<br />
to U-233 and burns it<br />
| Abb. 2<br />
Der Thorium-Brennstoffkreislauf ist nicht proliferierend, effizient und erzeugt minimalen langlebigen Abfall.<br />
33 tons U-238<br />
1 ton of fission<br />
products<br />
0.3 tons U-235<br />
0.3 tons Pu-239<br />
1 ton of fission<br />
products with<br />
minimal long-lived<br />
waste<br />
Heidelberg oder Max-Planck-Instituten in Stuttgart<br />
dessen ungeachtet gut zur Fernwärmeversorgung<br />
der umliegenden Gemeinden wie Heilbronn nutzen.<br />
Wie aber gegenüber dem Ausland handeln?<br />
Wie im Inland, so ist auch die deutsche Außenpolitik<br />
im Nuklearbereich bislang auf Energieerzeugung<br />
fixiert. In der Folge entstehen Konflikte mit europäischen<br />
Partnern z. B. bei den Verhandlungen über die<br />
EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten. Deren<br />
Risikoabwägungen mögen anders sein als unsere<br />
(CO 2 -freier Atomstrom als Übergangslösung oder<br />
in jeder Hinsicht dreckige und gesundheitsschädliche<br />
Kohle? Zukünftige Abhängigkeit von 50 % der<br />
Energieversorgung durch importierten Wasserstoff<br />
z. T. mit Strom aus arabischen AKW elektrolysiert<br />
oder dezentrale energieeffiziente Stromversorgung<br />
aus heimischen AKW? usw.), sie sind aber deswegen<br />
nicht weniger redlich bzw. demokratisch legitimiert.<br />
So verdienstvoll das Agieren der Atomkraftgegner<br />
zur Erhöhung von Sicherheit und Vermeidung von<br />
Atommüll in den letzten Jahrzehnten gewesen sein<br />
mag, so sehr verstellen die auf Annahmen von jahrzehntealten<br />
Technologien basierenden Aktionen<br />
aktuell den Blick auf alternative Entwicklungen,<br />
insbesondere zur Entschärfung von Atommüll und<br />
zur Produktion von Radiopharmazeutika. 12<br />
Wie<br />
will man z. B. dem Abschalten alter Forschungsreaktoren<br />
wie in Řež bei Prag begegnen, wo noch bis<br />
2028 etwa 10 % des globalen Technetium-99m-Bedarfs<br />
zur Krebsdiagnose hergestellt werden? 13<br />
Durch neue Technologien wie z. B. eine beschleunigergetriebene<br />
Forschungsneutronenquelle könnte<br />
Deutschland einen überragenden Beitrag zur<br />
9<br />
12 https://euratom-supply.ec.europa.eu/activities/supply-medical-radioisotopes_en<br />
13 www.frm2.tum.de/frm2/industrie-medizin/radioisotopen-produktion/molybdaen-99/<br />
Research and Innovation<br />
Aus Deutschlands den Unternehmen<br />
nukleare Zukunft: beschleunigergetriebene Neutronenquellen ı Franklin Servan-Schreiber, Guido Houben