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atw - International Journal for Nuclear Power | 6.2023

Reaktorkonzepte und neue Entwicklungen

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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

der siebziger Jahre wird allerdings ein weltweiter<br />

Plutoniumüberschuss erwartet, so dass Deutschland<br />

Plutonium zukaufen kann, was aber nur in der<br />

minimal er<strong>for</strong>derlichen Menge geschehen soll.<br />

Als Ziel der HTR-Entwicklung wird inzwischen<br />

ein Kernkraftwerk mit 600 bis 1.000 MW Leistung<br />

mit einer geschlossenen Gasturbine zur direkten<br />

Umwandlung der thermischen in mechanische<br />

Energie ohne Dampfprozess sowie als Thorium-<br />

Brutreaktor betrachtet. Für die Herstellung der<br />

coated particles für den HTR-Brennstoff werden<br />

drei verschiedene Verfahren entwickelt. Zugleich<br />

wird von der KFA Jülich und Siemens ein Konzept<br />

für einen D2O-moderierten und -gekühlten Thoriumreaktor<br />

ähnlich dem MZFR vorgeschlagen.<br />

Referenzentwürfe für Hochtemperaturreaktoren<br />

sehen einen Graphitmoderator ggf. zusätzlich Berylliumoxid,<br />

prismatische Brennelemente mit coated<br />

particles und Brennelementwechsel mit Umsetzung<br />

sowie eine integrierte Bauweise des Primärkreislaufs<br />

in einem Spannbetondruckbehälter vor. Für<br />

thermische Hochtemperaturreaktoren wird auch<br />

der Kugelhaufentyp in Betracht gezogen, der die<br />

Vorteile eines homogenen und eines heterogenen<br />

Reaktors miteinander kombinieren kann. Er ermöglicht<br />

einen ständigen Brennelementwechsel unter<br />

Last, einen optimalen Abbrand für jedes Brennelement,<br />

die kontinuierliche Untersuchung der Brennelemente<br />

und er<strong>for</strong>dert keine Überschussreaktivität<br />

wodurch nur ein kleines Brennstoffinventar benötigt<br />

wird. Während sich der AVR in der Inbetriebsetzung<br />

für den Leistungsbetrieb befindet, sollen<br />

die Entwurfsunterlagen für den THTR Ende 1969<br />

fertig gestellt sein. Die GHH Sterkrade hat ihrerseits<br />

eine Studie zu einem Hochtemperaturreaktor mit<br />

Gasturbine im Direktantrieb vorgelegt, von dem ein<br />

Prototyp gebaut werden soll. Kurz darauf wurde von<br />

der GHH der Beschluss zum Bau eines solchen GHTR<br />

mit 25 MW Leistung in Geestacht gefasst.<br />

| Abb. 16<br />

AVR-Brennelementkugel in dichter Schüttung.<br />

Quelle: <strong>atw</strong><br />

Der FRJ-2 in Jülich ist Anfang 1968 nach einer<br />

Leistungssteigerung von 10 auf 15 MW wieder in<br />

Betrieb gegangen, der FRG-1 in Geestacht wurde<br />

nach Umbau mit 15 statt 5 MW Leistung wieder<br />

in Betrieb genommen. Von der Gesellschaft für<br />

Strahlen<strong>for</strong>schung wird ein Triga-Mark-III-Reaktor<br />

für den Standort Neuherberg sowie von der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover ein Triga-Mark-II-<br />

Reaktor angefragt.<br />

Das BMwF hat mit Argentinien ein Abkommen zur<br />

technisch-wissenschaftlichen Zusammenarbeit im<br />

Bereich der Kernenergie abgeschlossen, einschließlich<br />

des Kernbrennstoffzyklus. Wenig später erfolgt<br />

der erste Auslandsauftrag für die deutsche Reaktorbauindustrie<br />

für einen Schwerwasser-Druckkesselreaktor.<br />

Durch die <strong>for</strong>cierte Entwicklung mehrere neuer<br />

Reaktorkonzepte über die etablierten Typen hinaus<br />

ergibt sich die Fragestellung, ob Interessenten an<br />

der Kernenergienutzung in die vorhandene, entwickelte<br />

Technologie investieren sollten, oder lieber<br />

auf die neuen Reaktoren warten. Die Empfehlung<br />

einer Studie geht dahin, die aktuell vorhandene<br />

Technologie zu nutzen, da diese eine gute Betriebssicherheit<br />

und wettbewerbsfähige Kosten erreicht<br />

habe. Ein Warten auf neue Reaktortypen hätte zur<br />

Folge, dass ein Stromerzeuger für viele Jahre die<br />

Kostenvorteile der konventionellen Kernkraftwerke<br />

im Vergleich zu anderen thermischen Kraftwerken<br />

nicht nutzen könnte.<br />

Mehr Forschung und Entwicklung in der<br />

Industrie und erster Exporterfolg<br />

Die umfangreichen Kernenergieversuchsanlagen<br />

der AEG in Großwelzheim werden mit einem Nullleistungsprüfreaktor,<br />

einer kritischen Anordnung<br />

für Experimente mit fertigen Brennelementen,<br />

wärme- und strömungstechnische Versuchsstände<br />

für Brennelemente und Reaktorkomponenten sowie<br />

ein Plutoniumlabor zur Herstellung von Plutoniumbrennelementen<br />

ergänzt.<br />

BBC, INTERATOM und Siemens legen ein Entwicklungsprojekt<br />

für einen terrestrischen Prototyp eines<br />

Incore-Thermionik-Reaktors (ITR) zur Energieversorgung<br />

von Satelliten und Raumsonden vor.<br />

Es soll ein thermischer, metallhydrid-moderierter<br />

Kompaktreaktor mit Natriumkühlung und einer<br />

elektrischen Leistung von 20 kW bei einer thermischen<br />

Leistung von 700 kW mit thermionischen<br />

Wandlern entwickelt werden. Deren Arbeitstemperatur<br />

soll zwischen 550 und 650 °C liegen, als<br />

Brennstoff dient hochangereichertes Uran. Das<br />

Gesamtgewicht soll bei 1010 Kilogramm liegen.<br />

Für das Kernkraftwerk Gundremmingen wird bei<br />

AEG-Telefunken ein Prozessrechner bestellt, der<br />

erstmals nukleare Prozessoptimierung für höheren<br />

Abbrand oder niedrigere Anreicherung durchführen<br />

soll.<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 69<br />

Special Topic | A Journey through Energy German Policy, <strong>Nuclear</strong> Economy Technology and Law<br />

Kommerzieller Durchbruch <strong>Nuclear</strong> für die Kernenergie Energy under und Article massive 6.8 of Forschungsanstrengungen the Paris Agreement ı Henrique ı Nicolas Schneider Wendler

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