atw - International Journal for Nuclear Power | 6.2023
Reaktorkonzepte und neue Entwicklungen
Reaktorkonzepte und neue Entwicklungen
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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />
KTG INSIDE 94<br />
Tochter Eisenwerk Bassum GmbH. Bei dieser werden<br />
die „Konrad-Container“ hergestellt, welche<br />
für die Endlagerung im Schacht Konrad benötigt<br />
werden. Die anschließende Werksführung zeigte<br />
neben einem beeindruckenden Einblick in die<br />
Stahlfertigung, dass auch dieser Standort im Aufbau<br />
und nicht im Abbau begriffen ist. So wurden<br />
große Werkshallen vom Nachbargrundstück dazu<br />
gekauft, um die Fertigungskapazitäten für die<br />
„Konrad-Container“ weiter zu steigern. Durch das<br />
Abschalten sämtlicher Kernkraftwerke in einem<br />
vergleichbar kleinen Zeitraum, fallen auch die<br />
leicht- und mittelradioaktiven<br />
Abfälle in einem kleinen Zeitraum<br />
an, sodass der Bedarf an<br />
„Konrad-Containern“ in die<br />
Höhe schnellt. Die Kapazitäten<br />
müssen auf bis zu 1.500 Container<br />
im Jahr gesteigert werden,<br />
wobei eine Hauptheraus<strong>for</strong>derung<br />
bei den individuellen Einbauten<br />
der Container liegt.<br />
Diese müssen je nach Kundenwunsch<br />
speziell für die einzulagernden<br />
Teile angepasst werden,<br />
sodass fast jeder Container<br />
ein Einzelstück ist.<br />
Schaffung der untertage Infrastruktur transportiert<br />
werden. Am Schacht 2 entsteht aktuell ein<br />
Logistikzentrum und ein neues Fördergerüst, über<br />
welches bei Betrieb die Abfälle in den Kontrollbereich<br />
untertage befördert werden. Abgeschlossen<br />
wurde unsere Exkursion beim In<strong>for</strong>mationszentrum<br />
der BGE mitten in Salzgitter, wo wir zumindest<br />
virtuell in den Schacht hineinfahren konnten.<br />
Damit endete unsere Rundreise durch Norddeutschland<br />
im Endlager, wo auch ein großer Teil<br />
der radioaktiven Abfälle enden wird. In der Woche<br />
Nach der Werksführung ging es<br />
mit dem Bus in Richtung<br />
Schacht Konrad, wobei es an diesem Abend<br />
zunächst einen theoretischen Blick über den<br />
Standort gab, denn im Hotel wurde vom Bereichsleiter<br />
Technik Herrn Andreas Reichert der Bundesgesellschaft<br />
für Endlagerung (BGE) ein Vortrag zur<br />
gesamten BGE gehalten. Dabei wurde nicht nur<br />
über die verschiedenen Standorte und deren Heraus<strong>for</strong>derungen<br />
berichtet, sondern auch zur<br />
Standortsuche des Bundesendlagers für hochradioaktive<br />
Abfälle. Dabei wurde deutlich, dass auch<br />
hier noch eine Menge Aufgaben im Bereich der<br />
Kerntechnik in den kommenden Jahrzehnten<br />
anfallen werden. Neben dem Leerräumen des<br />
Standorts Asse wurde auch über die Vorbereitung<br />
zum Einlagerungsbeginn am Standort Schacht<br />
Konrad berichtet, welchen wir am Freitag besichtigen<br />
konnten.<br />
| Gruppenbild am Schacht Konrad.<br />
Bei der Führung über die Anlage Schacht Konrad<br />
zeigte sich rasch, dass hier die Kerntechnik und der<br />
Bergbau Hand hin Hand gehen, so mussten wir<br />
uns an neue Begrifflichkeiten, wie Kaue (Umkleide)<br />
oder Lutte (Zu- bzw. Abluftleitung) gewöhnen.<br />
Das Gelände von Schacht 1 wird dominiert vom<br />
unter Denkmalschutz stehenden Fördergerüst,<br />
über das die Bergleute und Gerätschaften zur<br />
wurde ein Bogen geschlagen vom Anfang der<br />
Brennstofffertigung mit der Anreicherung vom<br />
Uranhexaflorid, der Fertigung der Brennstäbe und<br />
Brennelemente, über den nun geendeten Betrieb<br />
der Kernkraftwerke, deren Rückbau bis hin zum<br />
Endlager in den dafür vorgesehenen Behältern.<br />
Die exzellent organisierte Tour zeigte den Teilnehmenden<br />
praxisnah die einzelnen Stationen und<br />
schaffte es dabei die bunte Themenvielfalt für Einsteiger<br />
verständlich und für Fortgeschrittene dennoch<br />
spannend darzustellen. Obwohl viele der<br />
Teilnehmenden am Ende der Woche erschöpft<br />
waren und sich auf das heimische Bett freuten, so<br />
kamen doch immer wieder Rufe nach der nächsten<br />
Exkursion, nächstes Mal vielleicht im Süden,<br />
Osten oder Westen der Republik auf.<br />
Ob nun ein Wechsel oder Karrierestart in die Branche<br />
der Kernenergie sinnvoll ist, muss jeder selbst<br />
entscheiden, was diese Exkursion aber klar zeigen<br />
konnte: Aufgaben gibt es in der Kerntechnik noch<br />
lange Zeit genügend.<br />
Autor<br />
Lasse Hinders<br />
PreussenElektra GmbH<br />
KTG Inside