atw - International Journal for Nuclear Power | 6.2023
Reaktorkonzepte und neue Entwicklungen
Reaktorkonzepte und neue Entwicklungen
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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />
SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 68<br />
Die Deutsche Atomkommission billigt das dritte<br />
deutsche Atomprogramm für den Zeitraum 1968 bis<br />
1972. Die Schwerpunkte der staatlichen Förderung<br />
liegen in diesem Programm bei den gasgekühlten<br />
Hochtemperaturreaktoren und den schnellen<br />
Brütern. Darüber hinaus sind auch die Brennstoffbeschaffung,<br />
die Brennelementherstellung, Wiederaufarbeitung<br />
und Entsorgung sowie die Gewinnung<br />
und Anwendung von Spaltprodukten, Plutoniumgewinnung<br />
und -handhabung sowie Reaktorsicherheit<br />
und Strahlenschutz förderwürdige Tatbestände<br />
im Rahmen des Programms. Die Gesamtmittel des<br />
BMwF für Kernenergie<strong>for</strong>schung belaufen sich für<br />
den Bundeshaushalt 1968 auf 664 Millionen DM,<br />
davon 159 Millionen für <strong>for</strong>tgeschrittene Reaktoren.<br />
Die gesamten Bundesmittel für Kernenergie belaufen<br />
sich auf 866 Millionen DM. Für das gesamte dritte<br />
Atomprogramm, das erstmals vom Bundeskabinett<br />
und nicht nur von der Deutschen Atomkommission<br />
verabschiedet wird, belaufen sich die Fördermittel<br />
auf 4,9 Milliarden DM, davon 3,8 Milliarden vom<br />
Bund und 1,1 Milliarden von den Ländern.<br />
Der Bundesverband der Deutschen Industrie und<br />
das Deutsche Atom<strong>for</strong>um beraten gemeinsam über<br />
die Energiepolitik und das dritte Atomprogramm.<br />
Sie teilen die Sorge bezüglich der Unterstützung für<br />
die Kohleverstromung und der künstlichen Aufrechterhaltung<br />
eines Kohlestromanteils von 50 Prozent,<br />
was die Entwicklung der Kernenergie beeinträchtigt<br />
und die Strompreise erhöht. Beide Verbände <strong>for</strong>dern<br />
auch Verbesserungen bei der Exportförderung mit<br />
Hermes-Bürgschaften und ERP-Krediten, um die<br />
Wettbewerbsfähigkeit mit anderen internationalen<br />
Anbietern herzustellen.<br />
AEG-Telefunken entwickelt einen Prozessrechner<br />
für das Kernkraftwerk Würgassen. Ziel der Entwicklung<br />
ist die teilautomatische bis vollautomatische<br />
Überwachung, Steuerung und Regelung des Kernkraftwerks.<br />
In der DDR wird die Planung für ein Kernkraftwerk<br />
Nord an der Ostsee leistungsmäßig aufgestockt<br />
auf eine 700-MW-Anlage mit zwei Blöcken vom<br />
Typ Novo-Woronesch. Auch wird ein Atomabkommen<br />
zwischen der DDR und der Sowjetunion<br />
abgeschlossen. Eingeführt wird das Regelwerk für<br />
Nukleartransporte, die Anordnung über den Transport<br />
radioaktiver Stoffe (ATR).<br />
Drei Anfechtungsklagen gegen Bau und Betrieb<br />
des Kernkraftwerks Gundremmingen wurden vom<br />
Verwaltungsgericht Augsburg als unbegründet<br />
abgewiesen.<br />
Beim Kernkraftwerk Würgassen wird zur Umwälzung<br />
des Kühlmittels ein teilintegrierter Zwangsumlauf<br />
statt eines rein externen Zwangsumlauf<br />
verwendet. Der nächste Entwicklungsschritt, ein<br />
rein interner Zwangsumlaufs mit Axialpumpen ist<br />
erst später realisierbar. Das Kernkraftwerk Lingen<br />
wird mit 24 von 284 Brennelementen im Januar<br />
erstmals kritisch, erzeugt im Juli erstmals Strom<br />
und geht im Oktober in den kommerziellen Betrieb.<br />
Das Kernkraftwerk Würgassen erhält vom Arbeitsund<br />
Sozialministerium sowie dem Wirtschafts- und<br />
Verkehrsministerium die erste Teilerrichtungsgenehmigung<br />
und die Standortgenehmigung. An<br />
der Prüfung des Genehmigungsantrags haben die<br />
Reaktorsicherheitskommission, die TÜV-Arbeitsgemeinschaft-Kernkraftwerke<br />
und das Institut für<br />
Reaktorsicherheit der Technischen Überwachungsvereine,<br />
das später in der Gesellschaft für Reaktorsicherheit<br />
aufgehen wird, mitgewirkt.<br />
Nach der BASF sind die Chemischen Werke Hüls<br />
(CWH) in Marl das zweite Unternehmen, das Interesse<br />
an einer Beteiligung an einem Kernkraftwerk<br />
hat. Die Absicht ist, in Marl ein Kernkraftwerk mit<br />
600 MW Leistung zu errichten.<br />
In Nachbarschaft des Kern<strong>for</strong>schungszentrums<br />
Karlsruhe wird ein kerntechnischer Hilfszug aufgebaut,<br />
der bei denkbaren schweren Unfällen schnelle<br />
Hilfe leisten soll. Daraus entwickelt sich später die<br />
Kerntechnische Hilfsdienst GmbH.<br />
Die Staatliche Zentrale für Strahlenschutz der DDR<br />
hat eine Versuchsanlage zur Bearbeitung radioaktiver<br />
Abfälle in Betrieb genommen. Als Bearbeitungsverfahren<br />
werden Verdampfung, chemische<br />
Ausfällung mit Ionentausch und Pressung angewendet.<br />
Überlegungen zum künftigen<br />
Plutoniumbedarf und Entwicklung<br />
einer Thorium-Linie<br />
Im Zusammenhang mit der Brüterentwicklung rückt<br />
der Plutoniumbedarf der deutschen Atomwirtschaft<br />
stärker in den Fokus. Hier wird zunächst eine Unterdeckung<br />
erwartet, da SNEAK, die KNK und vor allem<br />
die Brutreaktorprototypen in den kommenden<br />
Jahren nennenswerte Mengen an Plutonium benötigen.<br />
Diese Situation ergibt sich in den meisten<br />
westlichen Ländern mit Ausnahme des Vereinigten<br />
Königreichs, das einen mittelfristigen Plutoniumüberschuss<br />
ausweisen wird. Als Folge davon wird<br />
in Deutschland zunächst nur eine Teilausrüstung<br />
von Reaktorkernen mit Plutoniumbrennstoff angestrebt,<br />
der durch Uran-235 ergänzt wird. Ab Mitte<br />
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