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atw - International Journal for Nuclear Power | 6.2023

Reaktorkonzepte und neue Entwicklungen

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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH ENERGY GERMAN POLICY, NUCLEAR ECONOMY TECHNOLOGY AND LAW 78<br />

in Bayern zu errichten, drei an der Donau, eines in<br />

Mittelfranken. Die Farbenfabriken Bayer planen ein<br />

KKW mit 600 MW Leistung im Raum Leverkusen,<br />

Krefeld, Uerdingen, Dormagen.<br />

Für die Reaktorstation Geestacht wurden zwei<br />

weitere Bestrahlungseinrichtungen angeschafft und<br />

für den Ausbau des Deutschen Elektronensynchrotron<br />

(DESY) in Hamburg wurden 100 Millionen DM<br />

bewilligt, zu 90 Prozent vom Bund, zu 10 Prozent<br />

von der Hansestadt Hamburg.<br />

Siemens übernimmt die Anteile von North American<br />

Rockwell bei INTERATOM sowie weitere Anteile und<br />

wird 60 Prozent von INTERATOM übernehmen. Die<br />

AEG-Gruppe wiederum wird wegen der Zusammenarbeit<br />

bei natriumgekühlten schnellen Brütern<br />

die Hälfte der Siemens-Anteile übernehmen. KWU<br />

und NUKEM gründen die Reaktor-Brennelemente<br />

GmbH, die 1974 zur Reaktor-Brennelemente Union<br />

umfirmieren wird.<br />

Bei der Reaktortagung des Deutschen Atom<strong>for</strong>ums<br />

und der neu gegründeten Kerntechnischen Gesellschaft,<br />

die erstmals stattfindet, ist die Reaktorsicherheit<br />

ein wesentliches Thema unter seinen<br />

verschiedensten Aspekten: Reaktorverhalten, Simulation,<br />

Thermohydraulik, Materialeigenschaften,<br />

Reaktorinstrumentierung und -steuerung, Betriebsverhalten<br />

und -erfahrung, Komponentenauslegung,<br />

Störfallbetrachtung, Materialprüfung und Qualitätskontrolle.<br />

Der Hamburger Hafen soll der Standort für das dritte<br />

norddeutsche Kernkraftwerk werden, da die neuen<br />

Anlagen der Aluminium- und Stahlindustrie bereits<br />

in ihren ersten Ausbaustufen 600 MW elektrischer<br />

Leistung benötigen. Die BASF erhält vom Institut für<br />

Reaktorsicherheit das Sicherheitsgutachten für die<br />

drei in Betracht gezogenen Reaktortypen DWR, SWR<br />

und AGR (Advanced Gas-Cooled Reactor). Alle drei<br />

könnten bei Erfüllung zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen<br />

im Bereich des BASF-Stammwerks errichtet<br />

werden.<br />

Von der USAEC werden 110 Kilogramm Plutonium<br />

für das Schnelle-Brüter-Programm nach Deutschland<br />

geliefert. Die Vereinbarung dazu wurde zwischen<br />

dem Repräsentanten der Vereinigten Staaten bei den<br />

Europäischen Gemeinschaften und der Versorgungsagentur<br />

der Europäischen Kommission geschlossen.<br />

ALKEM liefert die ersten drei Gramm Americium-241<br />

an das Institut für Radiochemie der Gesellschaft für<br />

Kern<strong>for</strong>schung. Das Americium-241 mit einer Reinheit<br />

von mindestens 99 Prozent in Form von AmO2<br />

wurde aus Abfalllösungen der Plutoniumaufarbeitung<br />

gewonnen und wird als langlebiger Alpha- und<br />

Gammastrahler sowie als Brutstoff zur Erzeugung<br />

von Transamericium-Elementen insbesondere<br />

Curium genutzt.<br />

Der deutsche Naturschutzring, Spitzenvereinigung<br />

der Naturschutzvereine erhebt grundsätzlich<br />

keine Einwände gegen die friedliche Nutzung der<br />

Kernenergie zur Stromerzeugung sofern alle technisch<br />

möglichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen<br />

wurden, verleiht aber seiner Besorgnis über die<br />

mögliche große Zahl von Kernkraftwerken bis zum<br />

Jahr 2000 sowie über die anfallenden radioaktiven<br />

Abfälle Ausdruck, für die konstruktive Lösungen<br />

gefunden werden müssten.<br />

Kernenergie zeigt erste positive<br />

Auswirkungen auf die Wirtschaftsstruktur<br />

Es zeigen sich bereits im Jahr 1969 positive wirtschaftsstrukturelle<br />

Auswirkungen der Kernenergie<br />

in Deutschland. Das revierferne Baden-Württemberg<br />

erhält erstmals Zugang zu großen Mengen an günstiger<br />

Energie und an den norddeutschen Standorten<br />

sind umfangreiche neue Industrieansiedelungen in<br />

Gang gekommen. Auch die Strukturen der Reaktorbauindustrie<br />

und der Elektrizitätswirtschaft werden<br />

durch den sehr starken Trend zu sehr großen Blockleistungen<br />

im Sinne einer unternehmerischen Konsolidierung<br />

bzw. intensiver Kooperation verändert.<br />

Das Badenwerk und Großkraftwerk Mannheim<br />

(GKM) fassen als vierten Standort in Baden-Württemberg<br />

ein Kernkraftwerk nördlich Mannheim ins<br />

Auge. Das Projekt soll eine Leistung von 700 bis 800<br />

MW haben und Strom auch an das Pfalzwerk und<br />

die Stadt Mannheim liefern. GKM plant für Ende<br />

der siebziger Jahre ein weiteres Kernkraftwerk bei<br />

Wörth auf der Karlsruhe gegenüber liegenden Seite<br />

des Rheins und als Standort für das zweite norddeutsche<br />

Kernkraftwerk wird Brunsbüttelkoog festgelegt.<br />

Die CDU und die SPD in Nordrhein-Westfalen legen<br />

Energiekonzepte mit kombinierter Nutzung von<br />

Kohle und Kernenergie vor. Dabei soll mit nuklearer<br />

Wärme Kohle vergast werden, wodurch der Absatz<br />

von Kohle auch ohne Subventionen gesichert werden<br />

und eine „Gegenmacht“ zum Erdöl geschaffen<br />

werden könnte. Aus heutiger Sicht eine aberwitzige<br />

Vorstellung, die Kernenergie dazu zu nutzen, eine<br />

„All-Coal-Society“ zu schaffen.<br />

Die Euratom-Versorgungsagentur und die USAEC<br />

schließen ein weiteres Abkommen über die Lieferung<br />

von 200 Kilogramm Plutonium für die Herstellung<br />

Energy Special Topic Policy, | Economy A Journey and through Law German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

<strong>Nuclear</strong> Kommerzieller Energy Durchbruch under Article für 6.8 die of Kernenergie the Paris Agreement und massive ı Henrique Forschungsanstrengungen Schneider ı Nicolas Wendler

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