atw - International Journal for Nuclear Power | 6.2023
Reaktorkonzepte und neue Entwicklungen
Reaktorkonzepte und neue Entwicklungen
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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 6 ı November<br />
RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />
INNOVATION 42<br />
2022 kommen die Lehrstühle für Nukleartechnik<br />
an den technischen Universitäten Dresden und<br />
München als Vertragspartner mit ins Boot. Auch<br />
das Schweizer Paul-Scherrer-Institut ist involviert.<br />
Die beteiligten Forscher entwickeln und evaluieren<br />
gemeinsam Methoden, die die Sicherheit des<br />
Dual Fluid Konzepts nachweisen können und die<br />
Leistungsentfaltung im Reaktor in verschiedenen<br />
Betriebszuständen darstellen.<br />
2023 unterzeichnet Dual Fluid eine Absichtserklärung<br />
mit TRIUMF Labs, dem kanadischen<br />
Teilchenbeschleunigerzentrum, einem der weltweit<br />
führenden Forschungszentren für subatomare Physik.<br />
Die Materialtests für den Reaktor sollen noch<br />
völlig neue Dual Fluid Prinzip zum ersten Mal in der<br />
Realität zeigen.<br />
Der ursprüngliche Plan, den Demonstrationsreaktor<br />
in Kanada zu realisieren, wurde wegen einer voraussichtlich<br />
langen Lizenzierungszeit von etwa fünf<br />
Jahren zurückgestellt. Als Alternative rückte bald<br />
Ruanda (Ostafrika) in den Fokus. Die Regierung des<br />
ehemaligen Bürgerkriegslands ist entschlossen, in<br />
die Kernenergie einzusteigen, um den wachsenden<br />
Energiebedarf der Bevölkerung zu decken, den<br />
Industriesektor weiterzuentwickeln und eine klimaresistente<br />
Wirtschaft aufzubauen. Fidele Ndahayo,<br />
Chef der ruandischen Atomenergiebehörde: „Wir<br />
sind ein ´Proof-of-Concept´-Land und wollen die<br />
Integration innovativer Technologien<br />
beschleunigen. Deshalb<br />
geht Ruanda strategische Partnerschaften<br />
mit Start-ups ein,<br />
die sich mit der Konzeption und<br />
Entwicklung kleiner modularer<br />
Reaktoren befassen.“<br />
| Abb. 1<br />
Vertragsunterzeichung in Kigali, Ruanda: Fidele Ndahayo, Chef der ruandischen<br />
Atomenergiebehörde, Ernest Nsabimana, Minister für Infrastruktur, und Armin Huke,<br />
Dual Fluid (President/Chairman of the Board).<br />
in diesem Jahr beginnen. Ziel ist die Identifizierung<br />
der Materialien, die den hohen An<strong>for</strong>derungen im<br />
Reaktorkern, der bei Temperaturen von 1000 °C<br />
arbeitet und hochradioaktive und korrosive Bedingungen<br />
erzeugt, am besten standhalten. Diese<br />
Forschung wird die weltweit führenden Materialbestrahlungsanlagen<br />
von TRIUMF (die Protonen- und<br />
Neutronenbestrahlungsanlagen, PIF und NIF) und<br />
die metallurgischen Prüfmöglichkeiten nutzen.<br />
Ergänzend finden erste Materialtests mit einem<br />
eigenen Versuchsaufbau im Labor in Berlin statt,<br />
das Mitte 2023 den Betrieb aufnimmt. Sicherheitsanalysen<br />
und Materialtests sind eine Voraussetzung<br />
für die spätere Lizenzierung des ersten Leistungsreaktors.<br />
Demonstrationsreaktor in Ruanda<br />
Um die Technologie schrittweise zu verwirklichen,<br />
entwickelte das Team einen Demonstrationsreaktor<br />
(technisch korrekt: „kritisches Demonstrator-Experiment“)<br />
im kleinen Maßstab. Die Anlage soll das<br />
Geschäftsführer Götz Ruprecht<br />
über die Kooperation: „Zeit ist<br />
ein kritischer Faktor für uns.<br />
Nach Jahren der detaillierten<br />
Vorbereitung und Verbesserung<br />
des Konzepts haben wir in Ruanda<br />
den idealen Partner für<br />
die erste Umsetzung gefunden.<br />
Das Land bietet ein stabiles und<br />
positives Geschäftsumfeld, das<br />
bereits große internationale<br />
Unternehmen angezogen hat.<br />
In Ruanda haben wir gute Chancen, so schnell wie<br />
möglich ans Ziel zu kommen.“<br />
Obwohl das Lizenzierungsverfahren überall nach<br />
denselben Standards der IAEA durchgeführt werden<br />
muss, erwartet Dual Fluid eine schnellere<br />
Bearbeitung in Ruanda. Götz Ruprecht: „Wegen des<br />
enormen Energiebedarfs hat unser Projekt hohe Priorität<br />
hat und man ist hier eher bereit, dafür eigene<br />
Bearbeitungskapazitäten zu schaffen.“ Die IAEA<br />
war in die Beratungsgespräche mit der ruandischen<br />
Atomenergiebehörde involviert.<br />
Der Demo-Reaktor, etwa von der Größe einer<br />
Waschmaschine, wird keinen Strom erzeugen,<br />
sondern soll insbesondere die vollständige Selbstregulierung<br />
der Technologie zeigen: Wenn die<br />
Temperatur steigt, dehnt sich der Brennstoff aus und<br />
die Spaltrate sinkt automatisch. Er soll bis 2026 betriebsbereit<br />
sein; die experimentelle Erprobung der<br />
Dual Fluid Technologie soll bis ca. 2028 andauern.<br />
Research and Innovation<br />
Aus Dual Fluid: den Neue Unternehmen<br />
Kerntechnik in Ruanda ı Götz Ruprecht