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in Verbindung mit dem Polizeipräsidium<br />

Köln festgenommen werden (Meldung<br />

steht Zurzeit noch aus). <strong>Die</strong> Bezirksleitung<br />

des 13. Bezirks Nürnberg ist, vermutlich<br />

eines taktischen Fehlers der Polizeistelle<br />

Nürnberg entkommen, jedoch<br />

besteht die Möglichkeit, einige Mitarbeiter<br />

vielleicht noch zu fassen.<br />

Der Kurier- und Nachrichtendienst<br />

Wie durch die hiesige <strong>Die</strong>nststelle gemeinsam<br />

mit der Abwehrstelle I. c/B<br />

Dresden festgestellt worden ist, war der<br />

Nachrichtendienst außerordentlich gut<br />

aufgezogen.<br />

Der Apparat verfügt teilweise auch zur<br />

Zeit noch einen über ganz Deutschland<br />

ausgedehnten Nachrichtendienst, dessen<br />

Verbindungen, wie bisher einwandfrei<br />

feststeht, an den Grenzen ganz glatt<br />

in die angrenzenden Auslandsgebiete,<br />

über Dresden unmittelbar nach Prag,<br />

über das Saargebiet unmittelbar nach<br />

Paris reichen.<br />

Bezüglich des Kurierdienstes Prag –<br />

Dresden – Berlin wurde festgestellt, daß<br />

die aus Prag von Kurt Liebermann kommenden<br />

Anweisungen und Materi<strong>als</strong>endungen<br />

zunächst nach Dresden gingen.<br />

Von dort wurden sie mittels Kurier nach<br />

einer bzw. mehreren Berliner Deckadressen<br />

befördert. <strong>Die</strong> Nachrichten waren<br />

inhaltlich völlig harmlose Briefe (soweit<br />

es sich nicht um Druckmaterial<br />

handelte), in die mit Geheimtinten die<br />

eigentlichen Nachrichten eingeschrieben<br />

waren (durch Erwärmen lesbar). Eine<br />

weitere Verbindung ergab sich durch<br />

einen solchen aufgefangenen Geheimbrief<br />

aus der Schweiz mit einem gewissen<br />

Jakobsohn aus Basel.<br />

Geldmittel<br />

Als Geldgeber kommen außer den Beiträgen<br />

der allein Groß-Berlin etwa<br />

1.000–1.500 Personen betragenden<br />

Mitgliederzahl, wie festgestellt wurde,<br />

vorwiegend Spenden hiesiger jüdischer<br />

Geldgeber in Frage. So wurde im<br />

Juli d. Js. in Paris der sogenannte Eckstein<br />

– Fonds gegründet, der zuletzt in<br />

Deutschland von dem Zahnarzt Ewald<br />

Fabian verwaltet wurde. Letzterer, der<br />

Bruder des Arztes Fabian, Berlin Hohenzollerndamm,<br />

ist flüchtig und wohnte<br />

bis zum 1.8. 33 in Berlin Hohenzollerndamm<br />

192. Wie einer der Geheimbriefe<br />

nachweist, sowie durch Aussage der<br />

Festgenommenen werden die Gelder<br />

des Eckstein – Fonds zur Unterstützung<br />

der politischen Flüchtlinge und Inhaftierten<br />

verwendet. Ebenso erfolgt Zahlung<br />

an die Emigration Prag. <strong>Die</strong> einzelnen<br />

Bezirke Deutschlands liefern das<br />

Geld an die hiesige Reichsleitung, die<br />

es durch Fabian nach Paris und teilweise<br />

auch unmittelbar an die Emigration<br />

Prag weiterleitet.<br />

Ein gewisser Prozentsatz der kassierten<br />

Mitgliederbeiträge ging unmittelbar an<br />

den Eckstein – Fonds nach Paris, während<br />

der Rest für Regieunkosten und<br />

Gehälter der Reichsleitung verwendet<br />

wurde. Letztere betrugen zurzeit monatlich<br />

etwa 200 Mark pro Kopf.<br />

<strong>Die</strong> Summe, die die Reichsleitung zurzeit<br />

von den Bezirken aus kassierten<br />

Beiträgen erhielt, betrug monatlich etwa<br />

100 bis 1.500 Mark.<br />

Druckmaterial, Nachrichten<br />

und Zeitschriften<br />

Durch die verschiedenen Haussuchungen,<br />

bisher für Berlin etwa 40, wurde<br />

festgestellt, daß außer dem erwähnten<br />

Nachrichten durch Geheimbriefe die<br />

hiesigen Bezirke maschinenschriftliche<br />

Mitteilungen und Zeitschriften aus Prag<br />

erhielten, die wieder in der vorgefundenen<br />

illegalen Zeitschrift ‚Das Banner‘<br />

und ‚Märzbriefe‘ sowie in Sonderrundschreiben<br />

verwendet wurden.<br />

Für den Bezirk Groß-Berlin wurden 2 illegale<br />

Zeitungen hergestellt und regelmäßig<br />

verausgabt. <strong>Die</strong> herstellende Stelle<br />

des ‚Banners‘ wurde ausgehoben und<br />

die Apparate sichergestellt. In Berlin<br />

erschien ‚Das Banner‘ und für den SJV<br />

die ‚Märzbriefe‘. Jeder einzelne Bezirk<br />

gibt bzw. gab seine eigene maschinenschriftliche<br />

Zeitung heraus. (z. B. Dresden<br />

‚<strong>Die</strong> Klassenfront‘, Chemnitz ‚Der<br />

Prolet‘ usw.).<br />

<strong>Die</strong> einzelnen Herausgeber der illegalen<br />

Zeitungen wurden von der hier festgenommenen<br />

Reichsleitung unmittelbar<br />

mit dem aus Prag und dem Auslande<br />

kommenden Material durch Kuriere versehen.<br />

U. a. wurden auch die neusten<br />

Ausgaben des in der Tschechei erscheinenden<br />

‚Neuem Vorwärts‘ sowie ein<br />

Bericht der Pariser ‚Reichstags- Brandkommission‘<br />

vorgefunden und sichergestellt.<br />

Es ist anzunehmen, daß die festgenommenen<br />

Mitglieder der hiesigen<br />

Reichsleitung insbesondere der schon<br />

lange für die SAP schriftstellerisch tätige<br />

Zweiling und ebenso Köhler ihrerseits<br />

Berichte aus Deutschland für den<br />

‚Neuen Vorwärts‘ geliefert haben. Weiter<br />

wurde das beiliegende Heftchen vorgefunden,<br />

in dem durch den genannten<br />

Zweiling, Mitglied der hiesigen Reichsleitung,<br />

in den ersten Tagen des März<br />

zu scharfer illegaler Arbeit aufgefordert<br />

wird.<br />

Insgesamt wurden bisher etwa 15–20<br />

Zentner Flugblattmaterial, marxistische<br />

und kommunistische Literatur und<br />

Schundliteratur erfaßt und vernichtet.<br />

Ferner wurden 4 Schreibmaschinen<br />

und 1 Abziehapparat beschlagnahmt,<br />

die der Reichsleitung zur Herstellung<br />

von Vervielfältigungen und der oben genannten<br />

Zeitungen dienten.<br />

<strong>Die</strong> SAP, eine Absplitterung der radik<strong>als</strong>ten<br />

Elemente der SPD, hat sich im Febr.<br />

d. Js. (1933 – G. W.) zwecks besserer illegaler<br />

Arbeitsmöglichkeiten selbst aufgelöst<br />

und sofort begonnen, den Aufbau<br />

illegaler Basis neu zu organisieren.<br />

Durch diesen Schachzug ist es der SAP<br />

gelungen, noch andere, ihr bis dahin<br />

fernstehende radikale Elemente zu sich<br />

heranzuziehen und ungestört ihre regierungsfeindliche<br />

Tätigkeit weitgehendst<br />

auszubauen. So sind die Mehrzahl<br />

der Mitglieder des Antifaschistischen<br />

Kampfbundes, große Teile der SPD und<br />

der KPD geschlossen in dieser Organisation<br />

im Verborgenen tätig.<br />

Der SJV ist lediglich die Jugendorganisation<br />

der SAP und ihrer Nebenorganisationen.<br />

Da es der SAP durch obiges Manöver<br />

gelungen ist, die Aufmerksamkeit von<br />

sich abzulenken, war es ihr möglich, einen<br />

über ganz Deutschland verzweigten,<br />

großzügigen und gut arbeitenden<br />

illegalen Apparat aufzuziehen, der teilweise<br />

weitaus besser und sicherer arbeitete<br />

<strong>als</strong> der der KPD.<br />

<strong>Die</strong> SAP ist vor allen Dingen auch heute<br />

noch eifrig bestrebt, alle links stehenden<br />

Parteien vor allem die KPD und die<br />

SPD, zu einer Einheitsfront gegen die<br />

Regierung unter ihrer Führung zusammenzufassen.<br />

Unbestritten ist der SAP<br />

dies auch, wie sich auch aus den bisher<br />

vorliegenden auswärtigen Meldungen<br />

ergibt, dadurch weitgehendst gelungen,<br />

daß sie es verstanden hat sich<br />

der Beobachtung und Kontrolle gründlichst<br />

zu entziehen. Inwieweit eine hier<br />

festgestellte Organisation, der Reichsverband<br />

deutscher Volksrechtshilfe<br />

(früher Reichsverband der Vorbestraften<br />

und Angeklagten) dessen Reichsleitung<br />

hier in Berlin lag und der noch<br />

heute den ebenfalls festgenommen<br />

Reich <strong>als</strong> Rechtsvertreter beim Amtsgericht<br />

Mitte (Stadtbezirk Berlin-Mitte<br />

gemeint – G. W.) arbeiten ließ, eine getarnte<br />

SAP-Organisation ist, steht noch<br />

nicht einwandfrei fest. Sicher ist jedoch,<br />

daß dieser Reichsverband, der auch eine<br />

Hauptgeschäftsstelle in Stettin unterhält,<br />

wenigstens in den führenden<br />

Persönlichkeiten sehr stark an die SAP<br />

angeschlossen und links eingestellt ist<br />

Einer Auflösung verstand er sich bisher<br />

zu entziehen. (Der genannte Reichsverband<br />

wurde durch den Juristen Dr. Kurt<br />

Rosenfeld inhaltlich und organisatorisch<br />

geprägt – G. W.)<br />

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