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Neue Formen der Mobilität<br />
DOSSIER<br />
Ob Hoverboards, Hybride oder selbstfahrende Autos – neue Formen der Mobilität werden laufend<br />
entwickelt. Was für neue Probleme entstehen dadurch und wie steht es mit der Ökologie dieser neuen<br />
Produkte? GIOJA WEIBEL<br />
Letztes Jahr liess der Hype um die<br />
neuen Hoverboards das Internet<br />
fast explodieren. Kurz nach dem Release<br />
sah man hauptsächlich Videos von<br />
Unfällen, die das neue Gerät provozierte<br />
und hörte Geschichten von explodierenden<br />
Lithium-Batterien. Jahre davor waren<br />
Hybrid-Autos der letzte Schrei, bevor sich<br />
leise Kritik an ihrem angeblich kleineren<br />
ökologischen Fussabdruck regte. Das<br />
sind nur zwei Beispiele neuer Mobilitätsformen,<br />
sie stehen aber stellvertretend für<br />
zwei Stossrichtungen neuer Fahrzeuge.<br />
Diese sind auf zwei verschiedene und eigentlich<br />
völlig gegensätzliche Bedürfnisse<br />
von Konsumenten ausgerichtet.<br />
Ökologie vs. Bequemlichkeit<br />
Das eine dieser Bedürfnisse ist es, dass<br />
wir uns von unserer Abhängigkeit fossiler<br />
Energien wegbewegen müssen und auch<br />
möchten. Denn unabhängig von politisch<br />
aufgeladenen Klima-Diskussionen: Erdöl<br />
ist eine finite Ressource. Früher oder später<br />
ist sie ausgeschöpft. In dieser Sphäre<br />
bewegen sich die Hybride, welche versuchen,<br />
den Erdölverbrauch wenigstens zu<br />
senken, ohne dass der Konsument dabei<br />
Abstriche bezüglich Komfort machen<br />
muss. Dadurch wollen sie auch unser<br />
Gewissen ein wenig beruhigen – was ironischerweise<br />
dazu führen mag, dass wir<br />
Hybridautos häufiger fahren, als wir ihr<br />
Benzinpendant fahren würden, was möglicherweise<br />
unter dem Strich sogar zu einem<br />
höheren Benzinverbrauch führt. Das<br />
zweite Bedürfnis, das neue Transportmittel<br />
erfüllen, ist dasselbe, das Transportmittel<br />
schon immer erfüllen mussten:<br />
Wir wollen möglichst schnell und bequem<br />
von A nach B kommen. Weshalb<br />
wir nun aber ein Hoverboard statt dem<br />
herkömmlichen Skateboard, ein E-Bike<br />
statt dem Velo, Elektroscooters statt Trottinetts<br />
oder sogar Rollbänder statt Trottoirs<br />
benötigen, ist wohl auf den Bequemlichkeitsaspekt<br />
zurückzuführen und<br />
führt uns damit in eine diametral andere<br />
Richtung als dies der Ökologieaspekt des<br />
Hybrids tut. Denn mit der Neuerfindung<br />
all dieser Geräte werden Fortbewegungsarten<br />
elektrisiert oder motorisiert, die bis<br />
anhin ausschliesslich durch Muskelkraft<br />
angetrieben wurden.<br />
Beispiel Segways<br />
Neue Verkehrsmittel bringen nebst dem<br />
ökologischen Aspekt auch andere neue<br />
Probleme. Die in der Schweizer Öffentlichkeit<br />
schon ziemlich etablierten Segways<br />
oder Elektrostehroller werden von<br />
verschiedenen Seiten kritisiert. Sie sind<br />
recht schwer, erreichen eine Geschwindigkeit<br />
von etwa zwanzig Stundenkilometern<br />
und sind auch noch leise. Sie stellen<br />
damit eine neue Gefahrenquelle dar,<br />
insbesondere für Kinder und ältere Menschen.<br />
Denn während sich herkömmliche<br />
Velofahrer bewusst sind, dass sie nicht<br />
auf dem Trottoir fahren dürfen, scheint<br />
das vielen Benützern neuerer Verkehrsgeräte<br />
nicht bewusst zu sein. Mit einem<br />
Trottinett darf man schliesslich auf dem<br />
Trottoir fahren – mit dem Elektroscooter<br />
aber nicht. Das Problem ist aber, dass diese<br />
Fahrzeuge auch nicht für den normalen<br />
Strassenverkehr gebaut und gedacht<br />
sind – mit ihren rund 15 Stundenkilometern<br />
sind sie zu langsam für den Verkehrsfluss,<br />
ihre Fahrer fühlen sich darin<br />
unsicher und exponiert. Deshalb weichen<br />
sie auf Gehflächen aus, wo sie aber Fussgänger<br />
bedrängen. Fussverkehr Schweiz<br />
fordert aus diesen Gründen ein Verbot<br />
von Segways und ähnlichen Fahrzeugen<br />
auf öffentlichem Grund.<br />
© Photo : co2auplancher<br />
© Foto: Pixabay.com<br />
Ein Verbotsschild der Zukunft?<br />
Die meisten neuen Fahrzeuge scheinen<br />
einer Motorisierung und Elektrisierung<br />
des Fuss- und Veloverkehrs gleichzukommen.<br />
Unserem gesellschaftlichen Bestreben,<br />
den Energieverbrauch zu senken,<br />
kommt dies überhaupt nicht entgegen. In<br />
der Entwicklung neuer Fahrzeuge sollten<br />
wir uns aber lieber diesem Ziel widmen,<br />
statt halbjährig ein neues Modeprodukt<br />
auf den Markt zu bringen.<br />
3/<strong>2017</strong><br />
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