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SPECTRUM #3/2017

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Neue Formen der Mobilität<br />

DOSSIER<br />

Ob Hoverboards, Hybride oder selbstfahrende Autos – neue Formen der Mobilität werden laufend<br />

entwickelt. Was für neue Probleme entstehen dadurch und wie steht es mit der Ökologie dieser neuen<br />

Produkte? GIOJA WEIBEL<br />

Letztes Jahr liess der Hype um die<br />

neuen Hoverboards das Internet<br />

fast explodieren. Kurz nach dem Release<br />

sah man hauptsächlich Videos von<br />

Unfällen, die das neue Gerät provozierte<br />

und hörte Geschichten von explodierenden<br />

Lithium-Batterien. Jahre davor waren<br />

Hybrid-Autos der letzte Schrei, bevor sich<br />

leise Kritik an ihrem angeblich kleineren<br />

ökologischen Fussabdruck regte. Das<br />

sind nur zwei Beispiele neuer Mobilitätsformen,<br />

sie stehen aber stellvertretend für<br />

zwei Stossrichtungen neuer Fahrzeuge.<br />

Diese sind auf zwei verschiedene und eigentlich<br />

völlig gegensätzliche Bedürfnisse<br />

von Konsumenten ausgerichtet.<br />

Ökologie vs. Bequemlichkeit<br />

Das eine dieser Bedürfnisse ist es, dass<br />

wir uns von unserer Abhängigkeit fossiler<br />

Energien wegbewegen müssen und auch<br />

möchten. Denn unabhängig von politisch<br />

aufgeladenen Klima-Diskussionen: Erdöl<br />

ist eine finite Ressource. Früher oder später<br />

ist sie ausgeschöpft. In dieser Sphäre<br />

bewegen sich die Hybride, welche versuchen,<br />

den Erdölverbrauch wenigstens zu<br />

senken, ohne dass der Konsument dabei<br />

Abstriche bezüglich Komfort machen<br />

muss. Dadurch wollen sie auch unser<br />

Gewissen ein wenig beruhigen – was ironischerweise<br />

dazu führen mag, dass wir<br />

Hybridautos häufiger fahren, als wir ihr<br />

Benzinpendant fahren würden, was möglicherweise<br />

unter dem Strich sogar zu einem<br />

höheren Benzinverbrauch führt. Das<br />

zweite Bedürfnis, das neue Transportmittel<br />

erfüllen, ist dasselbe, das Transportmittel<br />

schon immer erfüllen mussten:<br />

Wir wollen möglichst schnell und bequem<br />

von A nach B kommen. Weshalb<br />

wir nun aber ein Hoverboard statt dem<br />

herkömmlichen Skateboard, ein E-Bike<br />

statt dem Velo, Elektroscooters statt Trottinetts<br />

oder sogar Rollbänder statt Trottoirs<br />

benötigen, ist wohl auf den Bequemlichkeitsaspekt<br />

zurückzuführen und<br />

führt uns damit in eine diametral andere<br />

Richtung als dies der Ökologieaspekt des<br />

Hybrids tut. Denn mit der Neuerfindung<br />

all dieser Geräte werden Fortbewegungsarten<br />

elektrisiert oder motorisiert, die bis<br />

anhin ausschliesslich durch Muskelkraft<br />

angetrieben wurden.<br />

Beispiel Segways<br />

Neue Verkehrsmittel bringen nebst dem<br />

ökologischen Aspekt auch andere neue<br />

Probleme. Die in der Schweizer Öffentlichkeit<br />

schon ziemlich etablierten Segways<br />

oder Elektrostehroller werden von<br />

verschiedenen Seiten kritisiert. Sie sind<br />

recht schwer, erreichen eine Geschwindigkeit<br />

von etwa zwanzig Stundenkilometern<br />

und sind auch noch leise. Sie stellen<br />

damit eine neue Gefahrenquelle dar,<br />

insbesondere für Kinder und ältere Menschen.<br />

Denn während sich herkömmliche<br />

Velofahrer bewusst sind, dass sie nicht<br />

auf dem Trottoir fahren dürfen, scheint<br />

das vielen Benützern neuerer Verkehrsgeräte<br />

nicht bewusst zu sein. Mit einem<br />

Trottinett darf man schliesslich auf dem<br />

Trottoir fahren – mit dem Elektroscooter<br />

aber nicht. Das Problem ist aber, dass diese<br />

Fahrzeuge auch nicht für den normalen<br />

Strassenverkehr gebaut und gedacht<br />

sind – mit ihren rund 15 Stundenkilometern<br />

sind sie zu langsam für den Verkehrsfluss,<br />

ihre Fahrer fühlen sich darin<br />

unsicher und exponiert. Deshalb weichen<br />

sie auf Gehflächen aus, wo sie aber Fussgänger<br />

bedrängen. Fussverkehr Schweiz<br />

fordert aus diesen Gründen ein Verbot<br />

von Segways und ähnlichen Fahrzeugen<br />

auf öffentlichem Grund.<br />

© Photo : co2auplancher<br />

© Foto: Pixabay.com<br />

Ein Verbotsschild der Zukunft?<br />

Die meisten neuen Fahrzeuge scheinen<br />

einer Motorisierung und Elektrisierung<br />

des Fuss- und Veloverkehrs gleichzukommen.<br />

Unserem gesellschaftlichen Bestreben,<br />

den Energieverbrauch zu senken,<br />

kommt dies überhaupt nicht entgegen. In<br />

der Entwicklung neuer Fahrzeuge sollten<br />

wir uns aber lieber diesem Ziel widmen,<br />

statt halbjährig ein neues Modeprodukt<br />

auf den Markt zu bringen.<br />

3/<strong>2017</strong><br />

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