Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
UNIPOLITIK<br />
Uni-Rankings: Spielerei oder wichtiger Indikator?<br />
Wer Freunde an anderen Universitäten hat, kennt die ewigen Diskussionen um die angeblichen Qualitätsunterschiede<br />
der einzelnen Hochschulen nur zu gut. Der ideologische Unterbau dieser Zankereien:<br />
verschiedene Uni-Rankings. Aber wie aussagekräftig sind diese Klassements wirklich? LORENZ TOBLER<br />
© Photo : Wikimédia<br />
© Foto: Lorenz Tobler<br />
In der Schweiz ist die Freude nach der<br />
Publikation jeder neuen Rangliste der<br />
weltweit führenden Universitäten jeweils<br />
gross: Die einheimische Hochschullandschaft<br />
schneidet meist sehr gut ab.<br />
Die Eidgenössischen Technischen Hochschulen<br />
(ETH) in Zürich und Lausanne<br />
belegen meistens gar Spitzenplätze in<br />
Kontinentaleuropa. Doch was für Rankings<br />
gibt es überhaupt, und nach welchen<br />
Kriterien werden sie angefertigt?<br />
Unterschiedliche Bewertungskriterien<br />
Das wohl bekannteste und einflussreichste<br />
Uniklassement wird jährlich von der<br />
Jiao-Tong-Universität Schanghai veröffentlicht.<br />
Zur Klassierung werden verschiedenste<br />
Indikatoren verwendet, unter<br />
anderem die Anzahl Nobelpreise der<br />
Alumni und Mitarbeiter, die Anzahl der<br />
häufig zitierten Wissenschaftler sowie betriebswirtschaftliche<br />
Kennzahlen. Es werden<br />
über 1200 Universitäten untersucht,<br />
wobei die besten fünfhundert im Ranking<br />
publiziert werden. Andere Ranglisten, wie<br />
etwa das Times Higher Education (THE)<br />
oder das QS-Ranking, gewichten die aktuelle<br />
Forschung sowie die Reputation als<br />
Studien- und Arbeitsort stärker gegenüber<br />
den vergangenen wissenschaftlichen<br />
Erfolgen und kommen dadurch zu abweichenden<br />
Ergebnissen. Gut veranschaulichen<br />
lässt sich dies an der erfolgreichen,<br />
aber noch nicht sehr alten ETH Lausanne:<br />
Im Schanghai-Klassement rangiert sie an<br />
92. Stelle, im QS-Ranking hingegen ist sie<br />
auf Platz 14 klassiert. Die höchst subjektive<br />
Gewichtung der Kriterien führt dazu,<br />
dass schlussendlich jede Universität ein<br />
Ranking findet, das ihr zusagt.<br />
Rankings bleiben populär<br />
Unsere Universität gehört in sämtlichen<br />
Klassements weder zur schweizerischen<br />
noch zur internationalen Spitze.<br />
Im QS-Ranking ist sie nicht vertreten,<br />
gemäss Schanghai rangiert sie international<br />
im Bereich zwischen Platz 300-400<br />
und laut THE gehört sie gar zu den besten<br />
dreihundert Universitäten weltweit.<br />
Dass sich die Universität Freiburg in den<br />
Rankings nicht auf den vordersten Rängen<br />
tummelt, hängt sicherlich auch mit<br />
der Grösse der Universität zusammen.<br />
Hat eine Universität eine überschaubare<br />
Struktur, ist es naturgemäss schwieriger,<br />
zahlreiche Nobelpreise, eine hohe<br />
Zitierdichte oder grosse Ausgaben im<br />
Forschungsbereich vorzuweisen. Zudem<br />
werden etwa die Rechtswissenschaften,<br />
welche in Freiburg traditionell einen hohen<br />
Stellenwert geniessen, bei den meisten<br />
Rankings mangels Vergleichbarkeit<br />
nicht oder nur begrenzt berücksichtigt.<br />
Ranking der Uni Freiburg<br />
Warum aber haben Uni-Rankings trotz<br />
ihres fraglichen Nutzens als Instrument<br />
Hochkonjunktur? Es ist wohl eine Konsequenz<br />
unserer rationalen Gesellschaft,<br />
sämtliche Bereiche des Lebens objektiv<br />
bewerten und analysieren zu können.<br />
Denn auch wenn die Aussagekraft der<br />
Ranglisten zweifelhaft ist, als Marketinginstrument<br />
taugen sie durchaus und<br />
auch die Reputation bei begehrten Dozierenden,<br />
Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftlern dürfte sich nicht völlig<br />
unabhängig von den einschlägigsten<br />
Rankings entwickeln. Trotzdem sind<br />
schlussendlich andere Faktoren als die<br />
Platzierung der Alma Mater in Unirankings<br />
entscheidend für die professionelle<br />
Laufbahn. Gemäss den Erfahrungswerten<br />
der Studienberatung Freiburg kann die<br />
Wahl des Studienorts primär die Bildung<br />
eines lokalen Bezugs sowie die Bildung<br />
eines akademischen Netzwerks beeinflussen.<br />
Weitere wichtige Faktoren für<br />
einen erfolgreichen Berufseinstieg sind<br />
Praktikumserfahrung, Sprachkompetenzen,<br />
auf das Arbeitsgebiet abgestimmte<br />
schriftliche Arbeiten und unter Umständen<br />
auch gute Abschlussnoten. Die neusten<br />
Publikationen zum Thema ‚Arbeitseinstieg’<br />
zeigen denn auch, dass nicht<br />
nur Fachkompetenzen, sondern vor allem<br />
auch Sozialkompetenzen gefragt sind,<br />
um erfolgreich ins Berufsleben zu starten.<br />
Der Einfluss des Studienumfelds auf eben<br />
diese Sozialkompetenz lässt sich zum<br />
Glück bisher noch nicht aus Rankings ablesen<br />
– ebenso wenig wie der Einfluss auf<br />
die Lebensqualität und -freude. Genau<br />
dies sollte jedoch bei jedem zuoberst auf<br />
der Prioritätenliste gerankt sein.<br />
3/<strong>2017</strong><br />
7