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SPECTRUM #3/2017

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UNIPOLITIK<br />

Uni-Rankings: Spielerei oder wichtiger Indikator?<br />

Wer Freunde an anderen Universitäten hat, kennt die ewigen Diskussionen um die angeblichen Qualitätsunterschiede<br />

der einzelnen Hochschulen nur zu gut. Der ideologische Unterbau dieser Zankereien:<br />

verschiedene Uni-Rankings. Aber wie aussagekräftig sind diese Klassements wirklich? LORENZ TOBLER<br />

© Photo : Wikimédia<br />

© Foto: Lorenz Tobler<br />

In der Schweiz ist die Freude nach der<br />

Publikation jeder neuen Rangliste der<br />

weltweit führenden Universitäten jeweils<br />

gross: Die einheimische Hochschullandschaft<br />

schneidet meist sehr gut ab.<br />

Die Eidgenössischen Technischen Hochschulen<br />

(ETH) in Zürich und Lausanne<br />

belegen meistens gar Spitzenplätze in<br />

Kontinentaleuropa. Doch was für Rankings<br />

gibt es überhaupt, und nach welchen<br />

Kriterien werden sie angefertigt?<br />

Unterschiedliche Bewertungskriterien<br />

Das wohl bekannteste und einflussreichste<br />

Uniklassement wird jährlich von der<br />

Jiao-Tong-Universität Schanghai veröffentlicht.<br />

Zur Klassierung werden verschiedenste<br />

Indikatoren verwendet, unter<br />

anderem die Anzahl Nobelpreise der<br />

Alumni und Mitarbeiter, die Anzahl der<br />

häufig zitierten Wissenschaftler sowie betriebswirtschaftliche<br />

Kennzahlen. Es werden<br />

über 1200 Universitäten untersucht,<br />

wobei die besten fünfhundert im Ranking<br />

publiziert werden. Andere Ranglisten, wie<br />

etwa das Times Higher Education (THE)<br />

oder das QS-Ranking, gewichten die aktuelle<br />

Forschung sowie die Reputation als<br />

Studien- und Arbeitsort stärker gegenüber<br />

den vergangenen wissenschaftlichen<br />

Erfolgen und kommen dadurch zu abweichenden<br />

Ergebnissen. Gut veranschaulichen<br />

lässt sich dies an der erfolgreichen,<br />

aber noch nicht sehr alten ETH Lausanne:<br />

Im Schanghai-Klassement rangiert sie an<br />

92. Stelle, im QS-Ranking hingegen ist sie<br />

auf Platz 14 klassiert. Die höchst subjektive<br />

Gewichtung der Kriterien führt dazu,<br />

dass schlussendlich jede Universität ein<br />

Ranking findet, das ihr zusagt.<br />

Rankings bleiben populär<br />

Unsere Universität gehört in sämtlichen<br />

Klassements weder zur schweizerischen<br />

noch zur internationalen Spitze.<br />

Im QS-Ranking ist sie nicht vertreten,<br />

gemäss Schanghai rangiert sie international<br />

im Bereich zwischen Platz 300-400<br />

und laut THE gehört sie gar zu den besten<br />

dreihundert Universitäten weltweit.<br />

Dass sich die Universität Freiburg in den<br />

Rankings nicht auf den vordersten Rängen<br />

tummelt, hängt sicherlich auch mit<br />

der Grösse der Universität zusammen.<br />

Hat eine Universität eine überschaubare<br />

Struktur, ist es naturgemäss schwieriger,<br />

zahlreiche Nobelpreise, eine hohe<br />

Zitierdichte oder grosse Ausgaben im<br />

Forschungsbereich vorzuweisen. Zudem<br />

werden etwa die Rechtswissenschaften,<br />

welche in Freiburg traditionell einen hohen<br />

Stellenwert geniessen, bei den meisten<br />

Rankings mangels Vergleichbarkeit<br />

nicht oder nur begrenzt berücksichtigt.<br />

Ranking der Uni Freiburg<br />

Warum aber haben Uni-Rankings trotz<br />

ihres fraglichen Nutzens als Instrument<br />

Hochkonjunktur? Es ist wohl eine Konsequenz<br />

unserer rationalen Gesellschaft,<br />

sämtliche Bereiche des Lebens objektiv<br />

bewerten und analysieren zu können.<br />

Denn auch wenn die Aussagekraft der<br />

Ranglisten zweifelhaft ist, als Marketinginstrument<br />

taugen sie durchaus und<br />

auch die Reputation bei begehrten Dozierenden,<br />

Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftlern dürfte sich nicht völlig<br />

unabhängig von den einschlägigsten<br />

Rankings entwickeln. Trotzdem sind<br />

schlussendlich andere Faktoren als die<br />

Platzierung der Alma Mater in Unirankings<br />

entscheidend für die professionelle<br />

Laufbahn. Gemäss den Erfahrungswerten<br />

der Studienberatung Freiburg kann die<br />

Wahl des Studienorts primär die Bildung<br />

eines lokalen Bezugs sowie die Bildung<br />

eines akademischen Netzwerks beeinflussen.<br />

Weitere wichtige Faktoren für<br />

einen erfolgreichen Berufseinstieg sind<br />

Praktikumserfahrung, Sprachkompetenzen,<br />

auf das Arbeitsgebiet abgestimmte<br />

schriftliche Arbeiten und unter Umständen<br />

auch gute Abschlussnoten. Die neusten<br />

Publikationen zum Thema ‚Arbeitseinstieg’<br />

zeigen denn auch, dass nicht<br />

nur Fachkompetenzen, sondern vor allem<br />

auch Sozialkompetenzen gefragt sind,<br />

um erfolgreich ins Berufsleben zu starten.<br />

Der Einfluss des Studienumfelds auf eben<br />

diese Sozialkompetenz lässt sich zum<br />

Glück bisher noch nicht aus Rankings ablesen<br />

– ebenso wenig wie der Einfluss auf<br />

die Lebensqualität und -freude. Genau<br />

dies sollte jedoch bei jedem zuoberst auf<br />

der Prioritätenliste gerankt sein.<br />

3/<strong>2017</strong><br />

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