SPECTRUM #4 2017

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PORTRAIT Une vie de haine et d’humanisme Dans ce portrait sous forme d’interview fictive, je vais vous présenter Charles Bukowski, un génie pour certains et un débile pour d’autres. Il a énormément influencé de jeunes lecteurs de son vivant et continue de le faire aujourd’hui. Non par le biais de son alcoolisme, mais par ses paradoxes. Rencontre. DRILON MEMETI Aujourd’hui, les écrivains contestataires sont de plus en plus nombreux, mais de moins en moins percutants. Leurs mots perdent de leur portée, si ce n’est de manière abusive, car ils deviennent paradoxalement plus nombreux. C’est ce qui fait entre autre la différence entre le début du 20 ème et le 21 ème siècle. C’est pour cette raison que l’idée d’une entrevue post-mortem avec un auteur à la vie d’un miteux et génial écrivain m’est venu. Né en 1920, Charles Bukowski, d’origine allemande et émigré aux Etats-Unis a grandi dans un milieu très strict. Avant de devenir un écrivain de renom, il a dû enchaîner des jobs de magasinier et des travaux dans des usines afin de survivre tant bien que mal. Il est décédé à l’âge de septante-quatre ans en Californie. Interview de Charles Bukowski Le but de cette entrevue fictive est de pénétrer l’esprit complexe de cet auteur d’exception, et de tenter d’en ressortir la meilleure, comme la plus triste et pragmatique des réalités. Il est important de soulever à quel point le « nietzschéen et christique » personnage se détestait plus que tous les êtres rassemblés sur cette planète. L’auteur de livres comme « Les contes de la folie ordinaire », du « Journal d’un vieux dégueulasse », de « Women » et de bien d’autres œuvres nous livre ici sa conception (espérons-le) de la société actuelle. Je le retrouve dans son appartement désertique situé à Los Angeles, dans un quartier où toutes les vieilles dames lui disent alors d’aller croupir chez les prostituées (Il rigole comme si de rien n’était et me propose gentiment de monter avec lui). C’est parti… DRILON (D) Monsieur Bukowski. Une question me taraude vous concernant. Quelle est en une phrase, la pensée qui décrit le monde qui VOUS entoure ? BUKOWSKI (B) LES RÈGLES SONT FAITES POUR CEUX QUI NE SAVENT PAS QUOI FAIRE. Note cette phrase sur ton ordi en grosses majuscules, mon p’tit gars. D Qu’entendez-vous précisément par cette phrase ? B Tu poses les mauvaises questions. Passe à la suite. D D’accord… Pourquoi buvez-vous autant ? Qu’est-ce qui vous dégoûte ? B C’est pour rendre les gens moins cons. D Mais ça ne veut pas dire que vous les détestez pour autant ? B Non, ils sont juste cons, c’est tout. D Alors pourquoi sont-ils « cons » les gens d’aujourd’hui ? B Tu la veux courte, ou longue, ta réponse ? répond-il avec une nouvelle bière aussitôt entamée qu’elle est presque finie. C’est parce qu’ils me ressemblent en quelque sorte. D Avec tout le respect que je vous dois, je ne comprends pas. Ils vous ressemblent dans votre comportement ? B Il sourit, me tend une autre canette qu’il est allé chercher dans son frigo, et j’accepte. Après tout, j’ai besoin de me détendre. Les gens ont du bon en eux mais ils suivent mes pas, sans le savoir. D Ah ! Je comprends mieux. Pourquoi n’écrivez-vous que sur votre vie, sans forcément broder autour de la réalité, excepté dans votre livre «Pulp » ? B Parce que seuls les gens naïfs font de la fiction pour décrire une réalité faussée. Tu saisis ? D Oui, je crois… En tous cas merci de m’avoir accordé votre temps Monsieur Bukowski. Crédit image : https://www.babelio.com/auteur/Charles-Bukowski/1958/photos 26 4 / <strong>2017</strong>
KURZGESCHICHTE Museal Joé Brendel Die grosse Holztür fiel hinter ihm mit einem lauten Klickgeräusch ins Schloss, als er sein Zuhause betrat. Er zog sich noch im Eingangsbereich bis auf die Unterwäsche aus und hängte seinen Anzug in den Holzschrank neben der Tür. Der Schrank war eine restaurierte Antiquität und der Schreiner hatte ein Kopfschütteln unterdrücken müssen, als sie ihm aufgetragen hatten, die Holzplatten in den Türen durch Glasscheiben zu ersetzen. Seine Frau wusste allerdings, was sie wollte und so geschah es. Das Resultat war ein echter Blickfang geworden und gefühlt jeder zweite Gast sprach sie darauf an. Ähnlich dem Schrank hatten sie das ganze Haus instandgesetzt, oder besser: Seine Frau hatte es instandgesetzt, er hatte gezahlt. Da sie nicht mehr arbeiten musste, hatte sie sich dieses Haus ganze vier Jahre lang zum Beruf gemacht. Und nun stand es da, bis ins letzte Detail ausgefeilt, und verlangte seiner Besitzerin kaum noch Arbeit ab: Putzfrau und Gärtner kümmerten sich um den Unterhalt. Es war ein altes Herrenhaus mit hohen Zimmern und einer Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichte. Die Renovierung war demnach ein wahrer Drahtseilakt gewesen für die Hausherrin: Zuviel Glas und Metall hätten es protzig-neureich aussehen lassen; zu viel Holz und sie wäre zuseiten des plumpen Kitsches vom Drahtseil abgerutscht. Doch sie hatte es hinbekommen: Inzwischen hatte ein Lifestyle-Hochglanzmagazin ihrer Kreation vier Seiten gewidmet. Anfangs war auch er sprachlos gewesen über das Resultat ihrer Mühen. Er war sprachlos gewesen, wie man im Museum sprachlos vor einem Ölgemälde steht, das eine ganze Wand einnimmt. Doch am Ende des Tages verlässt man das Museum, kehrt heim und legt die Füsse in einem abgenutzten aber bequemen Sofa hoch. Letzteres fehlte ihm. Es fühlte sich museal an. Er atmete tief durch und stieg die Eichentreppe am Ende des Ganges hoch und diese knackte bei jedem der Schritte authentisch. Oben sah es etwas häuslicher aus, was hauptsächlich ihren beiden Kindern zu verdanken war; eine Tochter und ein Sohn. Beide schliefen bereits. Sie hatten sich an die geräuschvolle Treppe gewöhnt, sodass sie davon nicht mehr aufwachten. Ihr Vater bedauerte das ein wenig, da er sie ansonsten nur kurz am Morgen und an Sonntagen zu Gesicht bekam. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich in seinem Arbeitszimmer mit Musik zurückzulehnen, bis die Augen ihm zufallen würden und er sich nur noch ins Bett schleppen müsste. Seine Frau jedoch erwartete ihn in der Tür zu ihrem Schlafzimmer, begrüsste ihn wortlos mit allessagendem Blick und in Dessous; sie hatte demnach andere Pläne. Das war ihm auch recht. Er putzte sich noch schnell die Zähne und trug sein weisses Anzugshemd in den Wäschekorb, bevor er sie zu massieren begann; so könnte er nachher direkt schlafen. Seine Frau hatte nach dem Kinderkriegen und seiner Vasektomie begonnen, viermal die Woche Sport zu treiben und hatte demnach eine überaus gute Figur, eine bessere sogar noch als vor zehn Jahren, als sie sich kennengelernt hatten. Genaugenommen war sie attraktiv genug, dass seine Arbeitskollegen angefangen hatten, ihn regelmässig deswegen aufzuziehen; natürlich nie ohne das gewisse Quäntchen Neid. Den Neid anderer wusste er allerdings erst seit kurzem zu schätzen. Er fand inzwischen Gefallen daran, mit ihr auszugehen zu allen möglichen Anlässen: Mit Kollegen, zu zweit zum Tanzen oder einfach nur zum Essen. Diese Dinge hatten ihn früher schlicht und einfach gelangweilt, doch die vielen Blicke, die seine Frau erntete, wogen das nun plötzlich auf. Er wusste nicht so recht, was sich geändert hatte. Vielleicht erhaschte er dann einen Blick auf die Frau hinter seiner Frau. Nach dem Beischlaf legte er sich wie eine Mumie auf den Rücken und hörte ihr beim Einschlafen zu. Nachdem sie einmal tief eingeatmet und ihm den Rücken gekehrt hatte, wusste er, dass er aufstehen könnte, ohne sie zu wecken. Er hatte sich doch noch dazu entschieden, ein wenig Musik zu hören. Er lehnte sich im Arbeitszimmer mit Kopfhörer und einer Wolldecke in seinem Sessel zurück und schloss die Augen. Seine Gedanken schweiften frei im Raum herum. Er versuchte, an etwas Erfreuliches zu denken, das ihn beruhigen und müde machen würde. Dies hatte er sich als Kind angewöhnt, es war seine Art, Schäfchen zu zählen. Damals hatte er an seinen nächsten Geburtstag und an die Geschenke gedacht; heute dachte er daran, dass er in zwei Jahren die Schulden des Hauses abbezahlt haben würde. Danach könnten sie dann über ein Ferienhaus nachdenken. Das lag aber momentan noch ausser Sichtweite. Irgendwo hinter der nächsten Kurve im Tal, wo die Umstände seiner Geburt die Schienen verlegt hatten, auf denen er entlangfuhr. Er stellte die Musik lauter. Hast du selbst eine Kurzgeschichte, die veröffentlicht werden sollte? Dann sende deinen Text (max. 5'000 Zeichen inkl. Leerzeichen) an: redaction@spectrum-unifr.ch 4 / <strong>2017</strong> 27
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