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PERSPECTIVES<br />
Ausreifung (im Gegensatz zu akuten Leukämien).<br />
Häufig ist auch die Megakaryopoese<br />
deutlich gesteigert (Abb. 3). In<br />
der Mehrzahl erfolgt die Diagnose als<br />
Zufallsbefund, bei einem Teil führen<br />
Symptome wie Müdigkeit, Gewichtsverlust,<br />
Leistungsknick, Hyperurikämie mit<br />
Gichtanfällen oder Oberbauchbeschwerden<br />
zur Diagnose. Molekular liegt der<br />
CML eine Fusion der Gene BCR und ABL<br />
in Folge der Translokation t(9;22)<br />
(q34;q11) zu Grunde, wobei es zu einer<br />
konstitutionellen Aktivierung der ABL-<br />
Tyrosinkinase kommt. Zur Sicherung der<br />
Dia gnose erfolgt der Nachweis des BCR/<br />
ABL-Transkripts mittels Multiplex-PCR<br />
und/oder FISH. Das quantitative BCR/<br />
ABL-Transkript (Real-Time-PCR) wird<br />
zur Beurteilung des Therapiean sprechens<br />
herangezogen. Die Standardtherapie erfolgt<br />
zielgerichtet mit den Tyrosinkinase-<br />
Inhibtoren Imatinib, Nilotinib oder Dasatinib.<br />
Die Prognose hat sich seit Einführung<br />
dieser Therapien dramatisch verbessert,<br />
jedoch kann nach jetzigem<br />
Kenntnisstand nicht von einer Heilung<br />
ausgegangen werden, sodass die Behandlung<br />
unbefristet fortgeführt und überwacht<br />
werden muss. Entscheidend für den<br />
Therapieerfolg ist eine gute Therapieadhärenz,<br />
da es sonst vermehrt zum Auftreten<br />
von Resistenzmutationen kommt.<br />
Weiterhin muss ein konsequentes Monitoring<br />
des Therapieansprechens erfolgen,<br />
damit bei mangelndem Ansprechen frühzeitig<br />
eine Therapieumstellung erfolgen<br />
kann, um den äusserst ungünstigen Übergang<br />
in eine Akzelerations- oder Blastenphase<br />
zu vermeiden. Die allogene Stammzelltransplantation<br />
steht als Reserve option<br />
zur Verfügung und sollte speziell bei<br />
jüngeren Patienten mit ungenü gendem<br />
Therapieansprechen frühzeitig evaluiert<br />
werden.<br />
Bei der Polycythämia vera steht die Proliferation<br />
der Erythropoese mit Polyglobulie<br />
im Vordergrund, jedoch ist meist<br />
auch eine Steigerung der Granulopoese<br />
und Megakaryopoese mit entsprechender<br />
Leukozytose und Thrombozytose vorhanden.<br />
Man unterscheidet eine initiale, proliferative<br />
Phase von einer «spent» Phase,<br />
die durch eine zunehmende Knochenmarkfibrose<br />
mit Zytopenie und Splenomegalie<br />
gekennzeichnet ist. In ca. 10 % der<br />
Fälle entwickelt sich im Langzeitverlauf<br />
eine akute myeloische Leukämie. Als Resultat<br />
der hohen Blutvis kosität besteht eine<br />
erhöhte Inzidenz an thromboembolischen<br />
Komplikationen. Weitere Symptome<br />
der PV sind: Mikrozirkulationsstörungen<br />
peripher (Raynaud-Symptomatik, Akrozyanose,<br />
Erythromelalgie) oder zentral<br />
(Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen,<br />
Synkopen, Sehstörungen), Pruritus,<br />
Plethora, sekundäre Gicht und Hypertonie.<br />
Diagnostische Hauptkriterien sind<br />
eine Polyglobulie (Hb Männer > 18.5 g/dl,<br />
Frauen > 16.5 g/dl) sowie der Nachweis<br />
einer JAK2-Mutation, die sich bei nahezu<br />
allen Patienten findet. Nebenkri terien<br />
sind eine typische Knochen markhistologie<br />
und ein erniedrigter Erythropoetinspiegel.<br />
Therapeutisches Ziel ist neben einer Linderung<br />
der Symptome v. a. eine Senkung<br />
des Throm boembolierisikos. Das Rückgrat<br />
der Behandlung stellen Aderlässe<br />
(Ziel-Hämatokrit Männer < 45 %, Frauen<br />
< 42 %) und eine Thrombozytenaggregationshemmung<br />
mit ASS (100 mg/Tag)<br />
dar. Der durch die Aderlässe in duzierte<br />
Eisenmangel ist gewünscht und sollte<br />
nicht korrigiert werden. Zu beachten ist,<br />
dass bei sehr hohen Thrombozytenwerten<br />
(> 1000 G/l) ein erhöhtes Blutungsrisiko<br />
vorliegen kann, sodass vor Beginn der<br />
ASS-Therapie eine Zytoreduktion erfolgen<br />
sollte. Eine zusätzliche zytoreduktive Therapie<br />
mit Hydroxyurea ist z. B. bei hohem<br />
Thromboserisiko (z. B. anamnestische<br />
Thromboembolien), hoher Aderlass-Frequenz<br />
oder ausgeprägter Throm bozytose<br />
sinnvoll. Da das Risiko für thromboembolische<br />
Komplikationen wesentlich durch<br />
kardiovaskuläre Ri sikofaktoren des Patien<br />
ten mitbestimmt wird, ist eine konsequente<br />
Behandlung der Ri sikofaktoren<br />
von grosser Bedeutung.<br />
Hauptmerkmal der essentiellen Thrombozytämie<br />
ist eine Thrombozytose (> 450 G/l),<br />
die vielfach als Zufalls befund entdeckt<br />
wird. Typische klinische Manifestation sind<br />
Mikrozirkulationsstörungen (s. o. bei PV)<br />
und thrombembolische Ereignisse. Vor<br />
allem bei sehr hohen Thrombozytenzahlen<br />
(> 1500 G/l) werden auch Blu tungen<br />
beobachtet. Wird in diesen Situationen ASS<br />
verabreicht, kann dies gelegentlich zu lebensbedrohlichen<br />
Blutungskomplikationen<br />
führen. Zur Diagnosesicherung ist eine<br />
Knochenmarkbiospie erforderlich, wobei<br />
speziell die Abgrenzung zu einer frühen<br />
primären MF schwierig sein kann (s. u.).<br />
JAK2-Mutationen sind in ca. der Hälfte der<br />
Fälle nachweisbar. Die Lebens erwartung<br />
von ET-Patienten ist gut, die Morbidität ist<br />
jedoch aufgrund vermehrter kardiovaskulärer<br />
Ereignisse hoch. Als Basismassnahme<br />
sollten kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />
möglichst optimal behandelt bzw. vorgebeugt<br />
werden. Die weitere therapeutische<br />
Strategie richtet sich nach dem Risikoprofil.<br />
Bei hohem Risiko (Alter > 60 Jahre,<br />
thrombembolische Komplikationen,<br />
Thrombozytenzahlen > 1500 G/l) sollte<br />
eine zytoreduktive Therapie mit Hydroxyurea<br />
eingeleitet werden (Ziel Thrombozytennormalisierung).<br />
Bei jungen Patienten<br />
kann alternativ In terferon-alpha eingesetzt<br />
werden. Eine niedrig-dosierte<br />
Therapie mit ASS wird, obwohl weniger gut<br />
gesichert als bei der PV, bei Patienten mit<br />
hohem Risiko eher empfohlen.<br />
The spleen in hematologic malignancies<br />
The spleen represents a major lymphatic and hematologic organ and, as such, is<br />
frequently involved in hema tologic malignancies. Splenomegaly may constitute the<br />
first clinical sign leading to the diagnosis of a hematologic malignancy. Vice versa,<br />
the presence, or suspicion of a hematologic malignancy requires investigation of the<br />
spleen. In case of splenomegaly of unknown origin, directed history, clinical examination,<br />
and laboratory testing including a complete blood count with microscopic<br />
investigation of a peripheral blood smear, frequently allow to establish a<br />
tentative diagnosis. Whenever possible, further specific testing should be based on a<br />
thorough primary evaluation to avoid unnecessary diagnostic procedures. In light<br />
of the current diagnostic options, diagnostic splenectomy can usually be avoided to<br />
establish definitive diagnosis. Indolent lymphomas (chronic lymphocytic leukaemia,<br />
hairy cell leukaemia, splenic marginal zone lymphoma) and myeloproliferative<br />
neoplasms (chronic myeloid leukaemia, polycythemia vera, essential thrombocythemia,<br />
primary and secondary myelofibrosis) are the most prevalent hematologic<br />
malignancies associated with splenomegaly. Therapeutic options are highly<br />
differentiated depending on the underlying disease. Apart from very rare exceptions,<br />
therapeutic splenectomy can usually be avoided.<br />
N o 3 Juin <strong>2015</strong><br />
VSAO JOURNAL <strong>ASMAC</strong><br />
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