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D'HANDWIERK septembre 2019

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ternehmer Interesse an einer Zusammenarbeit des Staates mit<br />

privaten Bauträgern gezeigt. Nun gilt es zusammen auszuloten,<br />

wie eine solche Zusammenarbeit konkret gestaltet werden<br />

könnte.<br />

Baufirmen arbeiten doch häufig auch als Bauträger<br />

und verfügen daher über Grundstücke, oder?<br />

Das Problem der Baugrunderschliessung ist ein generelles<br />

Problem. Wenn wir Bauland, egal zu welchem Zweck,<br />

erschließen wollen dauern die Prozeduren meistens<br />

viel zu lang, zurzeit zwischen sechs und zwölf Jahren.<br />

In der Landesplanung sind z.B. Zonen für den Naturschutz,<br />

für den Verkehr, für Infrastrukturen und es sind Zonen<br />

definiert, wo neuer Wohnraum entstehen soll. Doch auch<br />

innerhalb der Zonen, wo Wohnraum entstehen soll, werden<br />

Genehmigungen für Wohnungen nur im Ausnahmefall erteilt,<br />

um es ein wenig provokativ auszudrücken. Ja, auf diesen<br />

Flächen ist Wohnungsbau vorgesehen, doch wenn z.B.<br />

eine Fledermaus dort ihr Revier hat, kann es sein, dass<br />

auf diesen Flächen kein Wohnungsbau möglich sein wird.<br />

Natürlich ist es wichtig, dass wir die Natur schützen.<br />

Aber manchmal muss auch der gesunde Menschenverstand<br />

spielen. Generell geht es darum ein Gleichgewicht zu finden<br />

zwischen einer Beschleunigung bei den Prozeduren<br />

einerseits und dem Schutz der Umwelt andererseits.<br />

In Härtefällen jedoch, sollten die Regierungsverantwortlichen<br />

die aktuelle Wohnungsbaunot nicht aus den Augen<br />

verlieren.<br />

Begrüßenswert ist sicherlich die Einführung eines Kompensationsmechanismus<br />

in dem neuen Naturschutzgesetz.<br />

Durch das neue System ist es möglich den ökologischen<br />

Wert einer Fläche vor Beginn der Baumaßnahmen zu<br />

berechnen. Dadurch wird einer Fläche eine bestimmte<br />

Anzahl an Ökopunkten zugeteilt. In einem zweiten Schritt<br />

wird ermittelt, wie viele Ökopunkte durch die Baumaßnahmen<br />

verloren gehen. Die Differenz muss dann kompensiert werden.<br />

Allerdings ist im gleichen Atemzug zu bedauern, dass<br />

der neue Mechanismus nicht für alle geschützte Tier- und<br />

Vogelarten spielt und es somit weiterhin zu erheblichen<br />

Verzögerungen bei verschiedenen Bauprojekten kommt.<br />

Sogar die OECD hat uns gerüffelt, weil wir nicht<br />

vorankommen.<br />

Was fordern Sie?<br />

Wir sollten innerhalb der ausgewiesenen Bauperimeter, ohne<br />

ständig neue Prozeduren oder Auflagen bauen dürfen.<br />

Wenn aber Baugrundstücke durch prozedurale<br />

Schwierigkeiten jahrelang brach liegen, entstehen Biotope<br />

und es siedeln sich Tiere an. Dann beginnen alle Prozeduren<br />

von vorn. So kommen wir in der Wohnungsbaupolitik<br />

nicht weiter.<br />

Es heißt, viele Grundstücksbesitzer spekulieren einfach,<br />

indem sie Flächen zurückhalten.<br />

Den Vorwurf hören wir oft. Als Bauunternehmer<br />

kann ich nur sagen, dass Baugrund zu den wichtigsten<br />

„Rohstoffen“ gehört, um unsere Unternehmen am Laufen<br />

zu halten und unsere Mitarbeiter zu beschäftigen.<br />

Ein normales Bauunternehmen kann sich gar nicht<br />

den Luxus erlauben Baugrund zu horten.<br />

Fakt ist, dass über 70 Prozent des Baulandes in der Hand<br />

von Privatleuten ist. Hier muss man Anreize schaffen, damit<br />

mehr Grundstücke auf den Markt kommen. Es genügt<br />

nicht, dass sich potenziell bebaubare Grundstücke im<br />

Perimeter befinden, besagte Grundstücke müssen auf den<br />

Markt kommen. Die zeitlich begrenzte Schaffung von<br />

steuerlichen Anreizen, der sogenannte "quart du taux global",<br />

um den Verkauf von Baugrundstücken zu fördern, hat gut<br />

gewirkt. So etwas könnte man vielleicht nochmal machen.<br />

Zumindest hat die Maßnahme geholfen Grundstücke<br />

auf den Markt zu bringen. Und: Gesetze für leerstehende<br />

Häuser und ungenutzte Grundstücke gibt es.<br />

Die müssten nur umgesetzt werden.<br />

Das Interview wurde von Cordelia Chaton geführt und erschien<br />

am 12. Juli <strong>2019</strong> im Lëtzebuerger Journal. www.journal.lu<br />

Fédération des Entreprises de Construction et de Génie Civil<br />

Patrick Koehnen<br />

p.koehnen@fda.lu.<br />

+352 42 45 11 - 31<br />

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