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gern Rezensionen. Aus einer Anzeige von Schräders Sprachvergleichung<br />
und Urgeschichte (2. Autlage 1890), das er wegen<br />
seiner Kombination<br />
von sprachwissenschaftlichen und archäologischen Ergebnissen als einen<br />
„in methodischer Hinsicht ausserordentlichen Fortschritt" begrüsste und<br />
milder beurteilte, als das Buch verdiente, sehen wir, dass er das nörd-<br />
liche Deutschland der Steinzeit als den Keimpunkt ansieht, von dem<br />
aus sich die Indogermanen<br />
nach allen Seiten verbreiteten und damit<br />
eine Ansicht vertritt, die der heute vorherrschenden nicht all zu fern<br />
steht. Bielenstein's Werk über die Ethnologische Geographie<br />
landes (1895) giebt ihm Anlass,<br />
des Letten-<br />
sich über das Alter des baltischen<br />
Zweiges der Indogermanen in Ostpreussen zu äussern und er kommt<br />
gestüzt auf geologische und linguistische Gründe, die heute jedoch<br />
beide widerlegt sind, zu dem Ergebnisse,<br />
dass dieser bereits im 3. Jahr-<br />
tausend v. Chr. nahe des Kurischen Haffes sass. Wir müssen be-<br />
kennen, dass wir nun darüber vom archäologischen Standpunkte aus<br />
überhaupt nichts Sicheres zu sagen wissen. Bei derselben Gelegenheit<br />
berührt er auch die Gotenfrage und findet, dass längere Anwesenheit<br />
von Goten in Teilen Ostpreussens, ja ihre Anwesenheit daselbst über-<br />
haupt nicht bewiesen ist, und ähnlich hat er auch später geurteilt. Er<br />
nahm vielmehr an, dass der preussisch-litauisch-lettische Stamm in<br />
einem grossen Teil der Provinz geschlossen<br />
Ordenszeit sass.<br />
von der Steinzeit bis zur<br />
Der 1917 (und vorher) bei Hammersdorf (im Kreise Heiligenbeil)<br />
gehobene prachtvolle Fund von Edelmetallarbeiten nordgermanischer und<br />
gotisch-spätgriechischer<br />
Herkunft zusammen mit einer Anzahl verwandter<br />
Erscheinungen aus dem unteren Passargegebiet zwingt<br />
zu der Anschauung, dass dort wenigstens<br />
n. Chr. ein germanischer Stamm gesiedelt hat,<br />
uns jedoch jetzt<br />
vom 4.—6. Jahrhundert<br />
und der sehr starke<br />
Einschlag germanischer Kultur in dem ostpreussischen Formengut aus<br />
kaiserzeitlichen und späteren<br />
eine,<br />
Funden lässt sich kaum anders als durch<br />
wenn auch vielleicht nur schwache, germanische Kolonisation in<br />
mehrfachen Sehüben erklären.<br />
Wenn er seine vorgeschichtlichen Arbeiten im wesentlichen auf<br />
Ostpreussen beschränkte, so benutzte er doch fast jede<br />
Reise durch<br />
Deutschland und im Auslande dazu, um die Museen zu studieren und,<br />
unterstützt von der Zeichenkunst seiner Gattin, Vergleichsmaterial zu<br />
sammeln. Aus solchen Museumsstudien ist eine kleine Untersuchung<br />
über die spanisch-portugiesische Stein- und Bronzezeit hervorgegangen.<br />
Der Algierer Orientalistenkongress hatte ihn in das westliche Mittelmeer<br />
geführt. Eine Frucht dieser Reise ist auch ein Aufsatz über die cyklo-