A tarefa do tradutor, de Walter Benjamin: - Fale
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einen wenigstens insofern – ironisch – endgültigeren<br />
Sprachbereich, als es aus diesem durch keinerlei Übertragung<br />
mehr zu versetzen ist, son<strong>de</strong>rn in ihn nur immer von neuem<br />
und an an<strong>de</strong>rn Teilen erhoben zu wer<strong>de</strong>n vermag. Nicht<br />
umsonst mag hier das Wort “ironisch“ an Gedankengange <strong>de</strong>r<br />
Romantiker erinnern. Diese haben vor an<strong>de</strong>rn Einsicht in das<br />
Leben <strong>de</strong>r Werke besessen, von welchem die Übersetzung<br />
eine höchste Bezeugung ist. Freilich haben sich diese als<br />
solche kaum erkannt, vielmehr ihre ganze Aufmerksamkeit<br />
<strong>de</strong>r Kritik zugewen<strong>de</strong>t, die ebenfalls ein wenn auch geringeres<br />
Moment im Fortleben <strong>de</strong>r Werke darstellt. Doch wenn auch<br />
ihre Theorie auf Übersetzung kaum sich richten mochte, so<br />
ging <strong>do</strong>ch ihr großes Übersetzungswerk selbst mit einem<br />
Gefühl von <strong>de</strong>m Wesen und <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong> dieser Form<br />
zusammen. Dieses Gefühl – darauf <strong>de</strong>utet alles hin – braucht<br />
nicht notwendig im Dichter am stärksten zu sein; ja es hat in<br />
ihm als Dichter vielleicht am wenigsten Raum. Nicht einmal<br />
die Geschichte legt das konventionelle Vorurteil nahe,<br />
<strong>de</strong>mzufolge die be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Übersetzer Dichter und<br />
unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Dichter geringe Übersetzer wären. Eine Reihe<br />
<strong>de</strong>r größeren wie Luther, Voß, Schiegel sind als Übersetzer<br />
ungleich be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nn als Dichter, an<strong>de</strong>re unter <strong>de</strong>n<br />
größen, wie Höl<strong>de</strong>rlin und George, nach <strong>de</strong>m ganzen Umfang<br />
ihres Schaffens unter <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>s Dichters allein nicht zu<br />
fassen. Zumal nicht als Übersetzer. Wie nämlich die<br />
Übersetzung eine eigene Form ist, so läßt sich auch die<br />
Aufgabe <strong>de</strong>s Übersetzers als eine eigene fassen und genau<br />
von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Dichters unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Sie besteht darin, diejenige Intention auf die Sprache, in<br />
die übersetzt wird, zu fin<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>r aus in ihr das Echo <strong>de</strong>s<br />
Originals erweckt wird. Hierin liegt ein vom Dichtwerk<br />
durchaus unterschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Zug <strong>de</strong>r Übersetzung, weil <strong>de</strong>ssen<br />
Intention niemals auf die Sprache als solche, ihre Totalität,<br />
geht, son<strong>de</strong>rn allein unmittelbar auf bestimmte sprachliche<br />
Gehaltszusammenhänge. Die Übersetzung aber sieht sich<br />
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nicht wie die Dichtung gleichsam im innern Bergwald <strong>de</strong>r<br />
Sprache selbst, son<strong>de</strong>rn außerhalb <strong>de</strong>sselben, ihm gegenüber<br />
und ohne ihn zu betreten ruft sie das Original hinein, an<br />
<strong>de</strong>mjenigen einzigen Orte hinein, wo jeweils das Echo in <strong>de</strong>r<br />
eigenen <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rhall eines Werkes <strong>de</strong>r frem<strong>de</strong>n Sprache zu<br />
geben vermag. Ihre Intention geht nicht allein auf etwas<br />
an<strong>de</strong>res als die <strong>de</strong>r Dichtung, nämlich auf eine Sprache im<br />
ganzen von einem einzelnen Kunstwerk in einer frem<strong>de</strong>n aus,<br />
son<strong>de</strong>rn sie ist auch selbst eine an<strong>de</strong>re: die <strong>de</strong>s Dichters ist<br />
naive, erste, anschauliche, die <strong>de</strong>s Übersetzers abgeleitete,<br />
letzte, i<strong>de</strong>enhafte Intention. Denn das große Motiv einer<br />
Integration <strong>de</strong>r vielen Sprachen zur einen wahren erfüllt seine<br />
Arbeit. Dies ist aber jene, in welcher zwar die einzelnen Sätze,<br />
Dichtungen, Urteile sich nie verständigen – wie sie <strong>de</strong>nn auch<br />
auf Übersetzung angewiesen bleiben –, in welcher je<strong>do</strong>ch die<br />
Sprachen selbst miteinan<strong>de</strong>r, ergänzt und versöhnt in <strong>de</strong>r Art<br />
ihres Meinens, übereinkommen. Wenn an<strong>de</strong>rs es aber eine<br />
Sprache <strong>de</strong>r Wahrheit gibt, in welcher die letzten<br />
Geheimnisse, um die alles Denken sich müht, spannungslos<br />
und selbst schweigend aufbewahrt sind, so ist diese Sprache<br />
<strong>de</strong>r Wahrheit – die wahre Sprache. Und eben diese, in <strong>de</strong>ren<br />
Ahnung und Beschreibung die einzige Vollkommenheit liegt,<br />
welche <strong>de</strong>r Philosoph sich erhoffen kann, sie ist intensiv in <strong>de</strong>n<br />
Übersetzungen verborgen. Es gibt keine Muse <strong>de</strong>r Philosophie,<br />
es gibt auch keine Muse <strong>de</strong>r Übersetzung. Banausisch aber,<br />
wie sentimentale Artisten sie wissen wollen, sind sie nicht.<br />
Denn es gibt ein philosophisches Ingenium, <strong>de</strong>ssen eigenstes<br />
die Sehnsucht nach jener Sprache ist, welche in <strong>de</strong>r<br />
Übersetzung sich bekun<strong>de</strong>t.<br />
Les langues imparfaites en cela que plusieurs, manque la supreme:<br />
penser étant écrire sans accessoires, ni chuchotement mais tacite<br />
encore l’immortelle parole, la diversité, sur terre, <strong>de</strong>s idiomes<br />
empêche personne <strong>de</strong> proférer les mots qui, sinon se trouveraient, par<br />
une frappe unique, elle-même matériellernent la vérité.<br />
Wenn, was in diesen Worten Mallarmé ge<strong>de</strong>nkt, <strong>de</strong>m<br />
Philosophen streng ermeßbar ist, so steht mit ihren Keimen<br />
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