Das Evangelische Rheinland - Archiv der Evangelischen Kirche im ...

Der Bestand der dörflichen Jugendbücherei (Ein Grundstock im Entwurf)
überhaupt jede Volksbücherei, so
wird auch die Dorfbücherei stets
in gewissem Maße Jugendbücher« sein
müssen. Wie umgekehrt jede echte Jugendbücher«'
— will sie ihrer Bestimmung gerecht
weiden — in die Bücherei der Erwachsenen
einmünden muß. Wesentlich erscheint
für die Jugendbücherei, zumal für
die auf dem Lande, ein klares Bewußtsein
für die beim BeslandSaufbau zu verfolgenden
Linien. Alles Lesen finde seinen Sinn in
der — bewußt oder unbewußt — damit
verbundenen Weitung des Weltbildes des
Jugendlichen. Dieser steht immer im 3Ilittelpunkte
des Bücherei-Organismus. Um
ihn herum baut sich, geistig gesehen, der
Bestand auf, und Aufgabe des Bibliothekars
ist es nun, den jungen Leser organische,
innerlich begründete Wege durch die Zahl
der Bücher zu führen.
Wir geben im folgenden eine Liste von
Büchern wieder, die nach besonderer Maßgabe
und in gewollter Beschränkung (stehe
unten) zusammengestellt ist. Die beigefügte
Zeichnung einer in konzentrischen Kreisen
gruppierten Gliederung des möglichen Lesestoffes
stellt gewissermaßen die Inhaltsangabe
unserer Liste dar, deren einzelne Abschnitte
und Unterteile dem Bruchteil des
Kreissystems entsprechen.
Im Mittelpunkt aller Kreise ist der Leser,
in unserem Falle der heranwachsende dörfliche
junge Mann, gedacht. Nach den verschiedensten
Richtungen hin weiten sich sein
Erfahrungskreis und geistiges Blickfeld, wobei
er jedesmal vom Nächstliegenden ausgeht.
Die einzelnen Kreissektoren zeigen in
der Stufenfolge ihrer Segmente 4—5 den
Weg der Weltschauerweiterung durch die
Lektüre. Bibliothekarisch-volksbildnerische
Aufgabe ist es, hier nicht allein den rechten
ILebergang zu fortschreitender Erkenntnis
und Vertiefung zu vermitteln, sondern auch
für Auseinandersetzung mit den „koordinierten"
Gehalten zu sorgen.
Es handelt sich also nicht etwa nur um ein
„Hinauflesen" von Stufe 4 bis Stufe 5,
sondern ebenso um die Weitung des geistigen
Gesichtskreises in anderer Richtung, etwa
umgekehrt von 5—4 oder 4 2 zu 8 2 usw.
Rund herum (6) findet sich das erzählende
Schrifttum, nach dem Hauptakzent seines
StoffgehalteS aufgeteilt. In der praktischen
Büchereiarbeit wird das erzählende Schrifttum
nicht immer Ziel- und Krönungöpunkt
jenseits des belehrenden Stoffes sein, sondern
oft am Beginn der volksbildnerischen
Bemühung stehen müssen: Von der Peripherie,
vom „gestalteten" Stoffe aus kommt
der Leser zur persönlichen Fragestellung und
damit zum Begehren des „belehrenden",
„aufklärenden" und „gestaltenden" Buches.
Das ganze System — so schematisch es auf
den ersten Blick erscheint — dürfte zum
mindesten bei der Bestandsprüfung
von Büchereien von Nutzen sein. An Hand
dieser oder ähnlicher graphischer Darstellungen
kann sich der Volksbibliothekar, zumal
der ehrenamtliche, einmal Klarheit
verschaffen über den Grad der (inhaltlichen,
nicht titelmäßigen) Abrundung seiner
Bücherei.
Die nachstehend abgedruckte Liste will lediglich
ein mögliches Beispiel für einen dem
Rundschema entsprechenden Nestandsaufbau
geben. Aehnliche Schemata und Bücheraufstellungen
liegen bei der Evangelischen
Buchkammer für Rheinland auch noch für
eine Reihe anderer Büchereitypen vor und
werden demnächst veröffentlicht werden. Da
natürlich inhaltliche Ueberschneidungen verschiedener
Stoffgebiete nicht nur nicht vermieden
werden sollen, sondern im Gegenteil
recht erwünscht stnd, wurde die Auswahl
nach Stoff und Gestaltungsform recht bunt
gehalten, ohne die innere Einheit des Ganzen
irgendwie zu beeinträchtigen.
Es ist eine Streitfrage, wie weit die Gruppe
der „belehrenden" Bücher innerhalb der
volkstümlichen bzw. der für jugendliche Leser
bestimmten Bücherei ausgedehnt werden
darf. Tatsache dürfte es sein, daß ihr gerade
in der ziffernmäßig nach Leser- und
Vücherzahl beschränkten Dorfbücherei ein
verhältnismäßig bedeutender Anteil zuzusprechen
ist. Das bedingt natürlich eine
sorgfältige Auswahl solcher „belehrenden"
Bücher unter dem Gesichtspunkt der Zugänglichkeit
und Erlebnisnähe. Die in der
vorliegenden Aufstellung genannten Bücher
erheben nicht den Anspruch auf endgültige
und restlose Erfüllung dieser Forderung.
Vorfrage aller Büchereiarbeit ist ihre geldliche
Sicherstellung. Ohne eine erste Anlage
gewisser Barmittel wird man keine brauchbare
Bücherei zusammenbringen. Der Preis
der im folgenden genannten Bücher übersteigt
einschließlich Einbinden' einiger im
Buchhandel nur „broschiert" vorrätigen Erscheinungen
nicht 500 Mark.
Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen,
daß auch in Büchereifraaen allgemein
gültige Rezepte nicht möglich stnd. Jede
Bücherei wird und soll ihr eigenes Gesicht
zeigen, dessen Züge von den überall
verschiedenen örtlichen, landschaftlichen und
sozialen Verhältnissen bedingt stnd. Aufgabe
des Büchereiarbeiters ist daher, selbst
an die Dinge heran zu gehen und seine
Mittel in der geeignetsten Weise anzulegen.
Für diese Arbeit der sorgfältigsten VuchauSwahl
stehen mancherlei Hilfsmittel zur
' Nur gut gebundene Bücher gehören in eine
Bücherei.
Verfügung. Besonders für Zwecke der Jugendbücherei
nennen wir:
„Für junge Menschen. Eine Buchauswahl
von Dr. Adolf WaaS. (4. Katalog der
Darmstädter Stadtbücherei.)
„Die Auswahl." 50N Bücher für Jugendliche
und für unvorbereitete Leser. Leipzig.
„Bücher für die (schulpflichtige) Jugend."
Auswahl der (evangelischen) deutschen Zentralstelle
zur Förderung der Volks- und
Jugendlektüre.
„Grundstock einer evangelischen Gemeindebücherei."
Entwurf von Dr. Friedrich
Bartsch, Berlin.
Zu beziehen nur durch die Evangelische
Buchkammer, die auf Anfrage auch noch
gern weitere Hilfsmittel für die Büchereiarbeit
nachweist.
Bücher zum Kreisschema
4 Lentz Karl, Der heimische Landwirt.
Bartels Adolf, Der Bauer
Gotthelf Ieremia«, Der Nauernspiegel.
4 Schöler Hermann, Helden der Arbeit.
Lebensbilder großer Männer der deutschen
Arbelt.
Richl W, H., Die deutsche Arbeit.
6 Bartels Adolf, Die Dithmarscher.
Lön« Hermann, Der Werwolf.
Zahn Ernst, Helden des Alltag«.
Wöhrlin F., Peter Schmids Lehrjahre.
Anzengruber L., Der Sternsteinhof.
Suöermann H., Frau Sorge.
4 Hielscher Kurt, Deutschland. Baukunst und
Landschaft. (Für die Hand des Bücherwarts
zur Verwendung bei Leseabendcn und dgl.)
Rein Berthold, Deutsche Burgen und feste
Schlösser.
Rietschcl Ernst, Iugenderinncrungen.
Mack Karl, Rudolf Schäfer, Ein deutscher
Maler der Gegenwart.
Fritz I., Zum Sehen geboren. Hans Thoma,
Mensch und Künstler.
Friedrichs Elsbech, Aus dem Leben deutscher
Musiker.
Carstens«» C., Aus dem Leben deutscher
Dichter.
«3 Brachvogel A. E., Friedemann Bach.
Kurz H., Schillers Heimatjahre.
Häuser O., Leben und Treiben der Urzeit.
Kabisch Richard, Deutsche Geschichte.
Carlyle Thomas, Friedrich der Große.
Schurz Carl, Iünglingsjahre in Deutschland.
Nettelbeck Joachim, Lebensbeschreibung.
Lettow-Vorbeck, Heia-Safari.
Rosen Erwin, In der Fremdenlegion.
Schalk Gustav, Meisterbuch deutscher Götter-
und Heldensagen.
Klee Gotthold, Deutsche Heldensagen nach
alten Quellen erzählt.
Freytag Gustav, Ingo und Ingraban.
König Eberhard, Um» heilige Grab.
Scheffel I. V. von, Ekkehard.
Alexis Willibald, Die Hosen des Herrn von
Bredow.
Grimmelshausen Chr., Der abenteuerliche
Simplizissimus.